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DIE (ÜBER)STERBLICHEN.

↑ Judith Kriebel ©Kalle Müller

People United Magazin

Eine letzte Reise Bürger*innentheater

Die TUFA Trier zeigt ab dem 30. Oktober 2021 das Theaterstück ‚Die (Über)Sterblichen‘. Unter der Regie von Judith Kriebel, die 2018 bereits die Karl-Marx-Revue ‚I am aus Trier‘ in dem Kulturzentrum umsetzte, erarbeiten Trierer Bürgerinnen und Bürger ein Stück, welches sich einem zunächst vielleicht abschreckenden Thema widmet: Es handelt vom Tod.

Doch hier geht es nicht um Trübseligkeit, sondern um brandaktuelle und gesellschaftlich relevante Fragestellungen: Seit die Corona-Pandemie die Welt im Frühjahr 2020 zum Stillstand brachte, sind Krankheit und Tod allgegenwärtig und präsentieren sich in unserem Alltag mit einem völlig neuen Vokabular: Mortalitätsrate, Inzidenzwerte, Triage, Übersterblichkeit.

Wie spricht man im Theater über den Tod? Jede*r zweite Deutsche*r findet, man sollte mehr über den Tod reden. Warum machen wir es dann nicht einfach?

Aber wie spricht man über den Tod, noch dazu

Aus den Geschichten entstehen die Szenen für das Bürger*innentheater, in welches generationsübergreifend Menschen aus der Region ihre Erlebnisse oder Geschichten zum Thema Tod und Sterben in Zeiten der Pandemie einbringen. Das Theaterstück ist Teil der übergeordneten Projektreihe ‚Der Tod und Wir‘, welche die TUFA gemeinsam mit dem Hospiz Trier organisiert. Anfang 2021 wurde das Stück mit dem Innovationspreis der Stadt Trier ausgezeichnet.

Judith Kriebel

Judith Kriebel wurde am 18.12.1979 in Solingen geboren. Sie wuchs in Köln auf und absolvierte im Mai 1999 ihr Abitur am Albertus-Magnus Gymnasium in Bensberg.

Ab Oktober 1999 studierte sie an der Humboldt- Universität zu Berlin die Fächer Theaterwissenschaft, Kulturwissenschaft und Französisch. Ihr Studium schloss sie mit einer Magisterarbeit zum Thema „Der Schauspieler im Zeitalter seiner technischen (Re-) Produzierbarkeit“ mit der Gesamtnote 1,0 ab.

Am Europäischen Theaterinstitut zu Berlin absolvierte sie außerdem von 2003-2006 eine Schauspielausbildung. In dieser Zeit spielte sie u.a. unter der Regie von Friedo Solter, Valeri Biltschenko und Rüdiger Volkmer.

Nach der Schauspielausbildung gründete sie das freie Künstlerinnen-Kollektiv „jules&jenn“, das diverse Projekte in Berlin und Köln realisierte. In den Jahren 2006-2009 absolvierte sie außerdem Regiehospitanzen und –assistenzen an der Volksbühne Berlin, dem Jüdischen Theater Austria in

Wien und dem Theater Trier. In dieser Zeit realisierte sie auch erste Regiearbeiten an Stadttheatern.

In der Spielzeit 2009/2010 war Judith Kriebel als Hausregisseurin am Theater Trier tätig. Von 2010- 2013 arbeitete sie als freie Regisseurin u.a. am Theater Trier, den Landesbühnen Sachsen, der Badischen Landesbühne und dem Freien Werkstatt Theater Köln. Sie spezialisierte sich in dieser Zeit auf Projektentwicklungen zu politischen Themen und auf Biografisches Theater. Erste Projekte mit Laienensembles entstanden.

Im Jahr 2013 übernahm Judith Kriebel dann die Künstlerische Leitung des neugegründeten Bürgertheaters an der Badischen Landesbühne. Sie ist außerdem Gründungsmitglied der AG Bürgerbühnen der deutschen Theater und forscht und veröffentlicht auch auf diesem Gebiet.

Seit 2010 ist Judith Kriebel Dozentin für Regiegrundlagen am Masterstudiengang „Bühnenbild/ Szenischer Raum“ der TU Berlin. 2016 leitete sie eine Schauspielklasse am Europäischen Theaterinstitut in Berlin und begleitete als Mentorin ein

Masterprojekt an der Hochschule der Künste Bern.

Von Januar bis Oktober 2016 absolvierte Judith Kriebel die Fortbildung „Theater- und Musikmanagement“ an der Ludwig-Maximilians-Universität in München.

Seit 2018 leitet Judith Kriebel die Beratungsstelle „Kultur macht stark“ Rheinland-Pfalz. Sie berät und informiert Kultur- und Bildungseinrichtungen zu Projekten und zu Fördermöglichkeiten im Bereich der Kulturellen Bildung. Seit 2019 ist sie außerdem Co-Intendantin des biennal stattfindenden Jugendkulturfestivals SOMMERHECKMECK.

Sie ist auch weiterhin als Regisseurin mit dem Schwerpunkt auf Stückentwicklungen und partizipativen Formaten tätig, u.a. in Köln und Berlin.

Regie Judith Kriebel

Choreografie Hannah Ma

Musikalische Leitung Saif Al-Khayyat

Ausstattung Susanne Weibler

Video Victor Beusch

Mit Jessica Schultheis, Maher Abdul Moaty, Saif Al-Khayyat und dem Bürger*innen- Ensemble der TUFA

Gefördert von Ministerium für Familie, Frauen, Kultur und Integration RLP Stadt Trier Fonds Soziokultur Kulturstiftung Sparkasse Trier

Produktion TUFA Kultur- und Kommunikationszentrum Trier Die Produktion ist Teil der übergeordneten Projektreihe „Der Tod und Wir“, die die TUFA gemeinsam mit dem Hospiz Trier organisiert. Das Stück wurde mit dem Innovationspreis der Stadt Trier ausgezeichnet.

→ — © Karl-Heinz Müller

Maher Wie bereite ich mich auf den Tod vor?

Britta Kann man sterben üben?

Elisabeth Sterben gläubige Menschen leichter?

Kerstin Verliert das Sterben seinen Schrecken, wenn man es einmal miterlebt hat?

Anika Wie sähe unser Leben ohne den Tod aus?

Josef Soll ich für meinen Tod vorsorgen?

Arno Wer kann mir sagen, ob mein Leben gelungen ist?

Ingrid Was kommt danach?

Petra S. Wie erkläre ich meinen Kindern den Tod?

Alicia Wird man sich an mich erinnern, wenn ich gestorben bin?

Petra K. Was macht der Tod mit den Hinterbliebenen?

Gisela Wie will ich alt werden? Wie will ich sterben?

Almut Ist es nicht ein ziemlicher Luxus, dass wir uns über Tod und Sterben Gedanken machen? Hätten wir diese Muße, wenn es bei uns ums nackte Überlegen ginge?

Daniel Kann man über den Tod lachen?

Caterina Wie soll man den Tod darstellen?

Amelie Gibt es den guten Tod?

Im Interview: Judith Kriebel

What makes you happy?

Theater. Nicht immer. Aber immer wieder so sehr wie kaum etwas anderes.

Is art your answer to the world or to yourself?

Eine Antwort ist die Kunst nicht. Sie ist ein Zwiegespräch mit mir selbst – in das sich dann im Produktionsprozess noch ganz viele andere Stimmen mischen.

How is your relationship with mortality?

Wenig beschäftigt mich so viel und so lange wie meine eigene Vergänglichkeit. Anfallsweise tritt das Bewusstsein meiner Sterblichkeit in den Vordergrund und fordert mich immer wieder aufs Neue heraus, einen Umgang damit zu finden. Einer davon ist Kunst, ein anderer das Verleugnen, wieder ein anderer die Familie, die Kinder.

How is your relationship with death?

Er ist für mich die Grenze meines Denkens. Das, woran alles zerschellt, was ich bin. Ich kann ihn nicht denken, will es aber immer wieder versuchen. Es geht nicht.

Your own death?

Ich meine damit meinen eigenen Tod.

Somebody elses death?

Der Tod anderer ist denkbar, als Fakt denkbar. Emotional ist er, wenn es um die liebsten Menschen geht, aber auf andere Weise unfassbarer als der eigene Tod.

↑ — Judith Kriebel ©Kalle Müller

People United Magazin

Gefördert vom Fonds Darstellende Künste aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen von NEUSTART KULTUR

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