TypoSynThesen

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Vorwort Ulrike Stoltz

Zehn Leitsätze für die Jünger der Schwarzen Kunst JE // Jakob Erbar

Typographie als Kunst PR // Paul Renner

Topographie der Typographie EL // El Lissitzky

Thesen über Typographie KS // Kurt Schwitters

Grundsätzliches zur neuen Typographie KT // Karel Teige

Elementare Typographie IT // Iwan Tschichold

Wo der Buchstabe das Wort führt. KW // Kurt Weidemann

Qualitätskriterien für gute Typographie FT // Forum Typographie

Die schönsten deutschen Bücher SB // Stiftung Buchkunst

Hinweis Klaas van Kreis

Quellennachweis Impressum


F端r meine Familie.


HINWEIS

SB

FT

KW

IT

KT

KS

EL

PR

JE

VORWORT

Ulrike Stoltz

QUELLEN

Vorwort


Vorwort Ulrike Stoltz

Normalerweise schreibt man ein Vorwort ganz zum Schluss. Diesmal schreibe ich tatsächlich vor Beginn der Projektarbeit, und das heisst auch, dass ich meine Erwartungen formuliere. Vielleicht wird es am Ende nötig sein, alles noch einmal umzuschreiben oder doch wenigstens zu ergänzen. Dieses Projekt ist eine Zusammenarbeit zwischen Studierenden des Kommunikationsdesign an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig und Studierenden des Studiengangs Verlagsherstellung an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig. Wir Lehrenden kennen uns schon lange und aus Zusammenhängen, die für unsere Unterrichtsfächer (Typografie/Buchgestaltung und Verlagsherstellung) eher peripher sind: Künstlerbücher. Anlässlich Tschicholds 100. Geburtstag haben wir schon einmal hochschulübergreifend erfolgreich zusammen gearbeitet1, diesmal wollen wir die Zusammenarbeit so anlegen, dass sich die Studierenden im Verlauf des Projektes auch kennenlernen und austauschen, damit sie in ihrer späteren Berufslaufbahn darauf zurückgreifen bzw. aufbauen können. Als wir uns Gedanken machten über das Thema der Zusammenarbeit zwischen uns und unseren Studierenden, konnten wir uns recht schnell auf »Typoregeln« einigen. Völlig unausgesprochen hatten wir beide natürlich Tschichold im Kopf, aber auch Schwitters, und dachten, da werden wir schnell ein paar weitere finden2. In der Vorbereitungsphase ergab sich, dass es zwar einige andere gibt (El Lissitzky, Karel Teige), dass aber das meiste, was an neueren Texten zu diesem Thema zu finden ist, sich mit »Regeln für den Schriftsatz« besser beschreiben 1 Christian Ide und Thorsten Kirchhoff: Happy Birthday, I(w)an! Katalog zur Ausstellung von Studentenarbeiten zum 100. Geburtstag Jan Tschicholds auf der Leipziger Buchmesse 2002 vom 21. bis 24. März 2002 und im Haus des Buches in Leipzig vom 5. April bis 6. Mai 2002. HTWK, Leipzig 2002 2 Unsere zunächst benutzte Quelle war: Thesen zur Typografie. Linotype, Eschborn 1984/1986 (eine Zusammenstellung von F. Friedl).


Natürlich sind wir alle Kinder unserer Zeit, und zu Beginn des 20. Jahrhunderts lag das Manifest sozusagen in der Luft. Demgegenüber kann man heute ganz generell eine gewisse Abneigung gegenüber allzu forschen und damit wenig differenzierten Behauptungen feststellen. Hinzu kommt, dass sich Tschichold und alle anderen noch darauf verlassen konnten, mit ausgebildeten und erfahrenen Setzern zusammen arbeiten zu können. Mit ihnen mussten sie nicht über die richtige Verwendung z. B. der verschiedenen waagerechten Striche diskutieren. Damit öffnete sich ein Raum für eine eher generelle Diskussion, die angesichts der gesellschaftlichen Veränderungen im allgemeinen, des verbreiteten Einsatzes der Fotografie und der Zunahme der »Reklame« im besonderen auch als nötig empfunden wurde. Ganz anders heute: Wir sind in einem Maße »überschwemmt« von Bild und Text im öffentlichen Raum, wie es vor nunmehr fast 100 Jahren noch fast unvorstellbar war, und wir haben uns daran gewöhnt, vieles »nicht zu sehen«, es zumindest aus unserem Bewusstsein auszublenden. Im Verlauf der sog. dritten industriellen Revolution ist der Beruf des Setzers de facto ausgestorben, ausgebildet wird heute im Lehrberuf zum »Mediengestalter« verschiedener Fachrichtungen, einem Konglomerat, in dem neben dem typografischen Fachwissen auch das des Lithografen und viele durch die neuen Techniken bedingten Inhalte enthalten sind. Für uns als Lehrende an einer Hochschule bedeutet das ein Dilemma: Einerseits kann und will ich nicht die Inhalte einer ehemals dreijährigen Lehre in ein nurmehr dreijähriges Bachelor-Studium integrieren, denn ein Studium ist etwas anderes als eine Lehre, andererseits muss ich doch auch »Handwerkszeug« vermitteln, ohne welches weder ein vernünftiges Entwerfen noch ein angemessener Berufseinstieg nach Studienabschluss möglich ist. Dass ich, gerade im Internet, unter den Stichworten Regeln, Definitionen und Begriff im Kontext mit Typografie vorwiegend how-to-do-Anweisungen aller Art finde, hat sicher mit dieser Situation zu tun. »Desktop publishing« bedeutet schließlich, dass jeder von seinem Schreibtisch und Computer aus typografisch tätig wird. Die »Laien« tun es, sie merken, dass es nicht so einfach ist, und wollen wissen, wie es »richtig« ist. Das ist im Grunde begrüßenswert. Unsere heutigen Studierenden sind aber die Fachleute von morgen. Es kann also nicht nur darum gehen, ihnen ein paar Regeln beizubringen — zumal wir wissen, dass die genaue Befolgung der Regeln noch lange keine gelungene typografische Gestaltung zur Folge hat. Worum

Vorwort Ulrike Stoltz

lässt. Die Kollegen aus den 1920er Jahren formulierten, oft provokant, generelle Thesen über die Rolle und Funktion von Typografie. Die heutigen ergehen sich in detaillierten Ratschlägen über den richtigen Gebrauch von Anführungszeichen und ähnlichem. Woher rührt dieser große Unterschied?


also geht es? Warum machen wir das, was wir machen — so und nicht anders?

Was sich in der Forderung der Typografen auch zeigt, ist die Transparenz des Mediums, eine Eigenschaft, die alle Medien als solche kennzeichnet: Wir sehen nicht die Fensterscheibe oder das Okular des Fernrohrs, sondern »hindurch«. Schrift als Medium hat, vielleicht mehr als jedes andere, diese Tendenz zur »Unsichtbarkeit«. (Dass »Akzidenz-Typografie«, also Werbetypografie aller Art, ganz den gegenteiligen Prinzipien verpflichtet ist (und sein muss), bestätigt nur den Sachverhalt.) Die Typografen waren immer diejenigen, die das Transparente, das »Unsichtbare« bewusst wahrgenommen und gerade damit konkret gestaltet haben; wir wissen, dass das »Weiß«, die unbedruckte Fläche, nicht nichts ist, sondern mindestens genauso wichtig wie das Schwarz, dem unsere Kunst ihren Beinamen verdankt. Auch die Wissenschaft beschäftigt sich inzwischen damit, ich verweise hier nur auf die Arbeiten im Kontext des DFG-Graduiertenkollegs von Sybille Krämer in Berlin.3 Was bedeutet das für die »Typoregeln« im Sinne grundsätzlicher Positionsbestimmung der Typografie? Müssen wir grundsätzlich umdenken? Oder das Alte neu formulieren, um es für das Heute wieder verständlich und zugänglich zu machen? Wie werden die Studierenden mit der Aufgabe umgehen, die von uns zusammengetragenen »Typoregeln« (die keine Satzregeln sind und sein wollen/sollen) zu gestalten? Wird es eine Tendenz zur Historisierung geben? Oder den expliziten Willen zu einem eigenen (visuellen) Statement? Wird die »Lesbarkeit« der Thesen im Vordergrund stehen — und damit verbunden die »Unsichtbarkeit« oder »Unauffälligkeit« der typografischen Gestaltung? Wie »modern«, wie zeitgenössisch, werden die Ergebnisse aussehen? Und wird es einen hochschul- bzw. studiengangsspezifischen Unterschied geben, der sich sichtbar niederschlägt? Wir werden unsere Studierenden um ein Nachwort bitten, in dem sie ihren Arbeitsprozess, ihre Haltung zur Typografie und womöglich auch deren Veränderung beschreiben. Zur indirekten, non-verbalen, visuellen, typografischen Äußerung soll die explizit verbale hinzu treten. Und vielleicht werden diese Nachworte die Regeln, Thesen und Manifeste von morgen sein. 3 z. B.: Sybille Krämer: «Schriftbildlichkeit» oder: Über eine (fast) vergessene

Dimension der Schrift. In: Sybile Krämer, Horst Bredekamp (Hrsg.): Schrift – Bild – Zahl. München 2003

Vorwort Ulrike Stoltz

Das möchten wir mit unseren Studierenden diskutieren, und dazu knüpfen wir noch einmal bei den Kollegen Lissitzky, Tschichold und Co an. Was auffällt ist, dass sie alle Wert darauf legen, dass der Gestalter sich nicht in den Vordergrund drängen darf. Der Inhalt soll zum Tragen kommen. Welche Inhalte haben wir also heute? Geht es überhaupt noch um Inhalte? Oder nur noch um »Information«? um ein Anhäufen von Daten? (to compute!) Und: Wieweit unterscheidet sich die visuelle, also typografische Formgebung von Information und Inhalt? Gibt es überhaupt einen Unterschied?


Zehn Leits채tze f체r die J체nger der Schwarzen Kunst

QUELLEN

HINWEIS

SB

FT

KW

IT

KT

KS

EL

PR

JE

JE // Jakob Erbar


Zehn Leitsätze für die Jünger der Schwarzen Kunst Jakob Erbar Geschlechterverteilung aller Texte in % 100 77,78

75 50 22,22

25 0

0

M

F

Geschlecht

m

Herkunftsland

Deutschland

Jahr

1922

Alter bei Veröffentlichung

44 (*1878)

Alter insgesamt

57 († 1935)

Anzahl an Regeln

10

Allgemeine Regeln

10

Satzregeln

0

Aufforderung

1

Empfehlung

0

Kommentar

0

Wörter

262

Einleitung (J/N)

N

Verweise

11

Worthäufigkeit ›Typographie‹

1

10

Typographische Fachbegriffe: Buchdrucker, Satzbau, Schriftgrad, Wortzwischenraum


1. Für den Satzbau sind die allgemeinen, stets und überall gültigen Gesetze der natürlichen Schönheit maßgebend. 2. Setzet immer so, daß man stets den Zweck einer Drucksache sofort erkennt; verwendet deshalb zu einem Totenzettel keine Einfassung, die zu einem Frühlings- oder Liebesgedicht gut passen würde, und den gewissen schwarzen Rand nicht zu einer Weinkarte.

IT, 1; FT, 1; KT, 3; KS, 10

3. Beim Entwurf einer Arbeit suchet nicht zuerst nach einer »Idee«, sondern erfaßt vor allen Dingen den Inhalt des Textes richtig; aus ihm ergibt sich dann Idee und Form von selbst.

KW, 7; FT, 4

5. Um eine Druckarbeit gut lesbar zu machen, verwendet möglichst wenige Schriftgrade dazu; denn zuviele verschiedene Schriftgrade verwirren nur.

IT, 4

6. Die Wortzwischenräume müssen sehr gut ausgeglichen sein und sich der Schrift – nach ihrem Charakter, ob eng oder weit, schlank oder gedrungen – anpassen. Der Satz Gutenbergs und seiner Zeitgenossen ist hierfür vorbildlich.

PR, 4; FT, 5.3

7. Verwendet euer schönes Material mit Bedacht; vergeßt nie, daß unser Gewerbe ein Kunstgewerbe ist.

KS, 1

8. Sorgt für eine gute Geschmacksbildung und reifes Schönheitsgefühl. Wer beides noch nicht hat, suche Mittel und Wege, sie sich anzueignen.2 9. Hütet euch, wenn ihr einige Zeichenfertigkeit besitzet, sie als künstlerische Begabtheit anzusehen. Hütet euch stets, Dilettant zu sein, sondern bleibt Buchdrucker und skizziert mit euren Buchstaben und typographischen Ornamenten. 10. Tragt alle mit dazu bei, daß der auf der Höhe stehende Kaufmann für die Ausführung seiner Drucksachen nicht einen zeichnenden Künstler, sondern einen künstlerisch arbeitenden Buchdrucker wählt.

1 Laszlo Moholy-Nagy: Die Buchstabenformen dürfen nie in eine vorbestimmte Form gezwängt werden. 2 Paul Rand: The fundamental skill of a designer is talent. Talent is a rare commodity. It’s all intuition. And you can’t teach intuition.

Zehn Leitsätze für die Jünger der Schwarzen Kunst Jakob Erbar

4. Quält euch nicht damit, den Satz mit Gewalt in eine willkürlich gewählte Form zu pressen, sondern gebt der Arbeit bei klarer Gesamtwirkung eine Form, durch die der Wortlaut nicht verunstaltet wird.1


Zehn Leits채tze f체r die J체nger der Schwarzen Kunst Jakob Erbar

Notizen


Typographie als Kunst

QUELLEN

HINWEIS

SB

FT

KW

IT

KT

KS

EL

PR

PR // Paul Renner


Typographie als Kunst Paul Renner

Geschlecht

m

Herkunftsland

Deutschland

Jahr

1922

Alter bei Veröffentlichung

44 (*1878)

Alter insgesamt

78 († 1956)

Anzahl an Regeln

15

Allgemeine Regeln

1

Satzregeln

14

Aufforderung

0

Empfehlung

1

Kommentar

0

Wörter

1202

Einleitung (J/N)

J

Verweise

8

Worthäufigkeit ›Typographie‹

4

Herkunftsland des Autors in % 100 77,78

75 50 25 0

11,11

11,11

CZ

RU

0

DE

CH

5

Typographische Fachbegriffe: Antiqua, arabische bzw. römische Ziffern, Bruchziffern, Buch, Doppelkreuz, Durchschuss, Einzug, Fraktur, Fußnote, Geviert, Gießbächlein, Hurenkind, Initiale, Kapitälchen, Kolumne, Kolumnentitel, Kreuz, Kursive, Linie, Majuskel, Manuskript, Marginalien, Oberlänge, Pagina, Paginierung, Paragrafenzeichen, Randnote, Satzspiegel, Schmutztitel, Schriftgrad, Setzer, Silbe, Spatium, sperren, Steg, Sternchen, Titelei, Unterlänge, Versalien, Vollziffern, Zeile, Ziffern, (Wort)Zwischenraum


[…] Die Regeln wollen dem erfahrenen Setzer (oder dem, der den »Satz anordnet«) nichts von der Verantwortung nehmen, die er, wie jeder an der Buchherstellung Beteiligte, für alles Tun und Unterlassen trägt. Sie wollen nicht blind befolgt werden, sondern zur Kritik, das heißt zum Nachdenken reizen, und sie erfüllen auch dann ihren Zweck, wenn man sich überall darzutun bemühen sollte, daß ihre Geltung höchst bedingt sei. Typografie ist kein Spiel, das sich auf Regeln gründet, gegen die der faire Spieler nicht verstoßen darf.1, 2

Die hier [...] abgedruckten Regeln hat in kaum veränderter Form das Buchhändlerbörsenblatt vor fünf Jahren veröffentlicht. Da ich den Nachdruck freigegeben habe, sind sie in zahlreichen Flugblättern unter den Setzern verbreitet. Das hat mir Dank und Anerkennung, aber auch grimmige Anfeindung gebracht. Fachlehrer und DruckereiFaktoren haben sich empört darüber, daß ein »Künstler« es wage, über typografische Fragen mitzusprechen! Typografie ist, ihr »Zünftigen«, Technik u n d Kunst! In alter Zeit, als sich das Künstlerische noch von selbst verstand, deckte ein Wort, techné, [...] beide Begriffe. Heute sind Technik und Kunst Gegensätze geworden. Vielleicht werden sie einmal durch das Wort Qualität wieder zusammengeführt. Man nennt technisch vollkommen, was in künstlerischer Beziehung noch alles zu wünschen übrig läßt! Wo der Künstler Verfall sieht, preist der Techniker den Fortschritt! »Fachmann« dürfte sich füglich nur nennen, wer über vollkommene technische und künstlerische Erfahrung verfügt. Wie viele bleiben dann? Sie aufzuzählen, genügen die Finger einer Hand. Wir anderen sollten verträglich sein und weiterhin bereit, unsere Erfahrungen auszutauschen; immer werden sie entweder im technischen o d e r im künstlerischen der Ergänzung bedürfen. […]

JE, 9

1 Oliver Simon: Die richtige Ausübung des typografischen Berufes ist ein endloser Lernprozess und eine Herausforderung des individuellen Talents, der Fantasie und des praktischen Denkens. 2 Carl Ernst Poeschel: Architektur und Typografie sind eng verwandt. [...] Wie nun in der Architektur sich alles logisch in einanderfügt und aufeinander aufbaut, so soll es auch in der Typografie geschehen. Eine Satzkolumne sollte so konstruiert sein, dass sie sich, wenn sie aus Steinen ausgebaut wäre, trüge wie ein Bauwerk und nicht, wie es leider nur zu oft der Fall sein würde, in sich zusammenfiele.

Typographie als Kunst Paul Renner

Regeln können sagen, was regelmäßig zu tun sei; sie können vor Irrwegen warnen, aber nicht in jedem Falle den richtigen Weg zeigen. Positive Leistung ist Sache des Temperaments und kann sich nur ergeben aus innerer Freiheit, aus einer durch keine Regeln, die im Gedächtnis haften, gehemmten Hingabe an das Werk, aus ungestörtem Hinhören auf das künstlerische Gewissen (oder wie man das SummaZiehen sonst nennen mag). […]


1. Die beiden Kolumnen der Doppelseite sollen einheitlich wirken; ein gesetzmäßiger Zusammenhang soll sich in ihnen manifestieren. Deshalb ist alles Willkürliche und Launenhafte zu vermeiden; man wähne nicht, daß man durch Einfälle, welche die Erscheinung komplizieren, Geist, Fantasie oder Talent bekunde. Es ist im Gegenteil eine große Kunst und gar nicht so leicht, einfache, klare und übersichtliche Satzanordnungen zu schaffen.

KT, 4; IT, 4–5; KS, 5

halber Bundsteg

halber Kreuzsteg

halber Mittelsteg

ganzer Fußsteg

I.

2

3

4

6

II.

2

3

5

6

III.

2

3

4

5

Das erste der angegebenen Verhältnisse soll bei gewöhnlichen, das zweite bei splendiden, das dritte bei kompressen Ausstattungen und besonders bei Quartformaten genommen werden. Die Schriftkolumne bei Quartformaten soll das Verhältnis drei zu vier haben. Soweit durch die Anwendung dieser Proportion das in der ersten Regel aufgezeigte Ziel erreicht wird, ist gegen sie nichts zu erinnern.

KW, 9

3. Die am leichtesten lesbaren Schriftgrade sind im Werksatz Borgis (Neunpunkt), Korpus (Zehnpunkt) und Cicero (Zwölfpunkt); die günstigste Zeilenbreite beträgt neun Zentimeter. 4.Die oberste Zeile muß (vom Einzug abgesehen) immer die volle Breite halten (soll also kein Hurenkind sein). Der Einzug soll nicht mehr als ein Geviert betragen. Der Zwischenraum zwischen den Worten soll höchstens Drittelgeviert, bei kleineren Graden mindestens Viertelgeviert betragen. Vor , . – ’ kein Spatium, vor ; : ? ! sowie nach , . – ’ ein dünnes Spatium, nach ; : ? ! etwas mehr Spatium als bei den übrigen Zwischenräumen. Beim Satzschluß doppelten Zwischenraum zu setzen, ist falsch. […]

FT, 5.3; JE, 6

5.Bei Schriften mit langen Ober- und Unterlängen ist stark durchschossener Satz zu empfehlen. Die Zeilen müssen sich klar voneinander lösen; es dürfen weder durch große Wortzwischenräume helle, noch bei kompressem Satz durch die Ober- und Unterlängen dunkle Gießbächlein entstehen. 6.Initialen müssen (besonders unten) Linie halten: [...] Die zweite Zeile soll nicht eingezogen werden. Einige fordern auch bei der Fraktur, daß der auf die Initiale folgende Buchstabe eine Majuskel sei. Bei der Antiqua kann das erste Wort, sogar die ganze erste Zeile in Versalien gesetzt werden.

Typographie als Kunst Paul Renner

2. Für das Verhältnis der Stege, also der inneren, oberen, seitlichäußeren und unteren Papierränder, gibt es überlieferte Vorschriften:


7.Inhaltsverzeichnisse punktiere man mit nicht zu weiten Zwischenräumen oder in rhythmischer Zusammensetzung aus. [...] 8. Wenn gleichmäßig eng gesetzt wird, sind Worttrennungen unvermeidlich; sie sind fast nach jeder Silbe erlaubt. Indes wird es ein geschickter Setzer zu verhüten wissen, daß sie allzuoft vorkommen. Die letzte Zeile einer Kolumne sollte nie mit einer Trennung endigen. Verpönt sind vollends Trennungen wie E. R. || Weiß oder Mr. || Johnston oder St. || Quentin oder Eduard || VII.

10. Bei der Titelei strebe man danach, daß die Zeilen einen ruhigen geschlossenen Umriß erhalten; sie dürfen nie breiter sein als der Satzspiegel; dessen obere und untere Begrenzung durch volle Zeilen zu bezeichnen ist immer vorteilhaft. Wenn das Manuskript es gestattet, gebe man den Titelzeilen den Umriß eines Rechteckes ▬ oder eines mit der Spitze nach unten zeigenden Dreiecks ▼. Bei reichlichem Text ordne man die Zeilen des Untertitels rautenförmig ◆ an, oder man setze den ganzen Titel licht, gesperrt, mit kräftigen Akzenten unter Vermeidung von Gruppenbildungen dergestalt, daß man etwa dem ungefähren Umriß einer Vase oder eines Bechers folgt. Einrahmungen durch Linien oder gesetzten Schmuck ergeben bei längeren Titeln immer ein besseres Bild. Es ist zu versuchen, alles, was nicht unbedingt zum Titel gehört, auf eine eigene Seite zu bringen. Die Rückseite des Titels soll frei bleiben. Den Schmutztitel setze man in eine Zeile; bei Antiqua in nicht zu großen Versalien, bei Fraktur in Cicero oder Korpus gesperrt. Interpunktionszeichen werden auf den Titeln gewöhnlich nicht gesetzt; man will sie aber wieder einführen. Bei kurzen Titeln und bei römischen Versalien sind sie entbehrlich. 11. Vorwort und Einleitung können, wenn sie nicht zu lang sind, auch in einem größeren Grad oder in Kursive oder reichlich durchschossen gesetzt werden. Die Paginierung der Titelei mit römischen Ziffern ist nur bei geringer Seitenanzahl zu empfehlen; Ziffern in Kursive oder in Parenthese können sonst verwendet werden. 12. Lebende Kolumnentitel können entweder frei über der Kolumne stehen oder durch Linien von ihr getrennt werden. Auch können sie oben und unten durch Linien eingerahmt werden. Die im Buch verwendeten Linien dürfen nicht zu fein sein. […] Bei lebenden Kolumnentiteln wird die Pagina an den oberen äußeren Rand gerückt. Sonst gehört sie immer in die Mitte.

Typographie als Kunst Paul Renner

9. Das Hervorheben durch fette Schriften ergibt selten ein gutes Seitenbild. Besser verwendet man dazu bei Antiqua Kursive, Versalien oder Versalien mit Kapitälchen; bei Fraktur mit Haarspatien gesperrten Satz. Ein Schriftsteller, der von diesen Mitteln allzuviel Gebrauch macht, verrät damit, daß er der Ausdrucksfähigkeit seiner Worte mißtraut.


13. Bei Fuß- und Randnoten sind, wenn mehrere Noten auf einer Seite zusammenkommen, als Hinweis im Text freistehende Bruchziffern, bei der Note selbst aber Vollziffern zu nehmen. Statt Ziffern kann man auch Sternchen, Kreuz, Doppelkreuz, Paragrafenzeichen usw. verwenden. Die Note wird entweder mit durchgehendem Strich oder nur durch hinreichenden Abstand vom Text getrennt. Marginalien von mehreren Zeilen schließt man in die Mitte aus, oder man lehnt sie an die Kolumne mit frei gegen den Papierrand auslaufenden Zeilen an.

15. Arabische Ziffern sollen Ober- und Unterlängen haben. Das Bild ist meistens so klein, daß man sie mit dem gleichen Schriftgrad nicht gut zusammen verwenden kann. Römische Ziffern dagegen sind viel zu groß, wenn man anstatt der Kapitälchen Versalien gleichen Grades benutzt.

Typographie als Kunst Paul Renner

14. Durch eine in winzigen Schriftgraden gesetzte ausführliche Norm werden die meisten Bücher verunstaltet. Um Verwechselung beim Zusammentragen zu vermeiden, genügt durchaus Kennzeichnung der Bogen durch die Anfangsbuchstaben des Autors oder Titels.


Typographie als Kunst Paul Renner

Notizen


Topographie der Typographie

QUELLEN

HINWEIS

SB

FT

KW

IT

KT

KS

EL

EL // El Lissitzky


Topographie der Typographie El Lissitzky Alter der Verfasser bei Veröffentlichung in Jahren 100 72

75 44

50

44 37

33

25 0

JE

PR

EL

KS

25

23

KT

IT

KW

FT

SB

Geschlecht

m

Herkunftsland

Russland

Jahr

1923

Alter bei Veröffentlichung

33 (*1890)

Alter insgesamt

51 († 1941)

Anzahl an Regeln

8

Allgemeine Regeln

8

Satzregeln

0

Aufforderung

0

Empfehlung

0

Kommentar

0

Wörter

117

Einleitung (J/N)

N

Verweise

3

Worthäufigkeit ›Typographie‹

1

Typographische Fachbegriffe: Bogen, Buchstabe, Buchraum, Gänsekiel, Klischee, Tintenfaß


1. Die Wörter des gedruckten Bogens werden abgesehen, nicht abgehört.1

IT, 6

2. Durch konventionelle Worte teilt man Begriffe mit, durch Buchstaben soll der Begriff gestaltet werden. 3. Ökonomie des Ausdrucks — Optik statt Phonetik. 4. Die Gestaltung des Buchraumes durch das Material des Satzes nach den Gesetzen der Mechanik muss den Zug- und Druckspannungen des Inhalts entsprechen. KS, 4

5. Die Gestaltung des Buchraumes durch das Material der Klischees, die die neue Optik realisieren. Die supernaturalistische Realität des vervollkommneten Auges. 6. Die kontinuierliche Seitenfolge — das bioskopische Buch. 7. Das neue Buch fordert den neuen Schrift-steller. Tintenfaß und Gänsekiel sind tot.

KT, 5

8. Der gedruckte Bogen überwindet Raum und Zeit. Der gedruckte Bogen, die Unendlichkeit der Bücher, muß überwunden werden. Die Elektrobibliothek.

1 Hans Rudolf Bosshard: Typografie muss lesbar sein.

Topographie der Typographie El Lissitzky


Topographie der Typographie El Lissitzky

Notizen


Thesen 端ber Typographie

QUELLEN

HINWEIS

SB

FT

KW

IT

KT

KS

KS // Kurt Schwitters


Thesen über Typographie Kurt Schwitters Lebensjahre der Autoren in Jahren 100 78

72

75

61

57

51

50

51

25 0

Geschlecht

m

Herkunftsland

Deutschland

Jahr

1924

Alter bei Veröffentlichung

37 (*1887)

Alter insgesamt

61 († 1948)

Anzahl an Regeln

10

Allgemeine Regeln

10

Satzregeln

0

Aufforderung

0

Empfehlung

0

Kommentar

0

Wörter

262

Einleitung (J/N)

J

Verweise

18

Worthäufigkeit ›Typographie‹

17

JE

PR

EL

KS

KT

IT

KW

FT

SB

Typographische Fachbegriffe: Abbildung, Buchstabe, Gesamtraum, Linie, Satzzeichen, Signet, Textteil, Type, Wort, Zahl, Zwischenraum


Über Typographie lassen sich unzählige Gesetze schreiben. Das Wichtigste ist: Mach es niemals so, wie es jemand vor Dir gemacht hat. Oder man kann auch sagen: mach es stets anders, als es die anderen machen. Zunächst einige allgemeine Thesen über Typographie:1 1. Typographie kann unter Umständen Kunst sein.2

JE, 7

2. Ursprünglich besteht keine Parallelität zwischen dem Inhalt des Textes und seiner typographischen Form. 3. Gestaltung ist Wesen aller Kunst, die typographische Gestaltung ist nicht Abmalen des textlichen Inhalts.

EL, 4

5. Auch die textlich negativen Teile, die nichtbedruckten Stellen des bedruckten Papiers, sind typographisch positive Werte. Typographischer Wert ist jedes Teilchen des Materials, also: Buchstabe, Wort, Textteil, Zahl, Satzzeichen, Linie, Signet, Abbildung, Zwischenraum, Gesamtraum.

KT, 4; IT, 4–5; PR, 1

6. Vom Standpunkt der künstlerischen Typographie ist das Verhältnis der typographischen Werte wichtig, hingegen die Qualität der Type selbst, des typographischen Wertes gleichgültig. 7. Vom Standpunkt der Type selbst ist die Qualität der Type Hauptforderung. 8. Qualität der Type bedeutet Einfachheit und Schönheit. Die Einfachheit schließt in sich Klarheit, eindeutige zweckentsprechende Form, Verzicht auf allen entbehrlichen Ballast, wie Schnörkel und alle für den notwendigen Kern der Type entbehrlichen Formen. Schönheit bedeutet gutes Ausbalancieren der Verhältnisse. Die photographische Abbildung ist klarer und deshalb besser als die gezeichnete.

KT, 2; FT, 4; IT, 8; KW, 5; IT, 4; SB, 8–9

9. Anzeige oder Plakat aus vorhandenen Buchstaben konstruiert ist prinzipiell einfacher und deshalb besser als ein gezeichnetes Schriftplakat. Auch die unpersönliche Drucktype ist besser als die individuelle Schrift eines Künstlers. 10. Die Forderung des Inhalts an die Typographie ist, daß der Zweck betont wird, zu dem der Inhalt gedruckt werden soll.

FT, 1; KT, 3; IT, 1; JE, 2

1 Johann Jakob von Weingarten: Inter scientias non minima est typographica. (Die Typographie ist unter den Künsten keine der geringsten.) 2 Max Caflisch: Typographie ist eine spröde Kunst – wenn überhaupt eine.

Thesen über Typographie Kurt Schwitters

4.. Die typographische Gestaltung ist Ausdruck von Druck- und Zugspannungen des textlichen Inhaltes (Lissitzky).


Thesen 端ber Typographie Kurt Schwitters

Notizen


Grunds채tzliches zur neuen Typographie

QUELLEN

HINWEIS

SB

FT

KW

IT

KT

KT // Karel Teige


Grundsätzliches zur neuen Typographie Karel Teige

Geschlecht

m

Herkunftsland

Tschechien

Jahr

1925

Alter bei Veröffentlichung

25 (*1900)

Alter insgesamt

51 († 1951)

Anzahl an Regeln

6

Allgemeine Regeln

6

Satzregeln

0

Aufforderung

0

Empfehlung

0

Kommentar

0

Wörter

175

Einleitung (J/N)

N

Verweise

13

Worthäufigkeit ›Typographie‹

3

Typographische Fachbegriffe: Bild, Grafiker, Satz, Satzanordnung, Setzerei, Type

Anzahl an Regeln pro Autor 15

11 10

10

10

10

8 6

JE

PR

EL

KS

KT

5

IT

KW

FT

SB


1. Befreiung von Traditionen und Vorurteilen. Überwindung des Anarchismus und Akademismus und Ausschaltung jedes Dekorativismus. Nichtrespektieren der akademischen und traditionellen Regeln, die sich nicht auf optische Gründe stützen, sondern bloße starre Formeln sind.1

KW, 9

2. Auswahl von Typen vollkommener, klar lesbarer und geometrisch einfacher Zeichnung, Verständnis für den Geist der betreffenden Typen, deren Verwendung nach Charakter des Textes, Kontrastierung des Materials zwecks stärkerer Betonung des Inhalts. KS, 8; IT, 4

3. Restlose Erfassung des Zweckes und Erfüllung der Aufgabe. Unterscheidung der Spezialzwecke. Die Reklame, die auf Entfernung sichtbar sein soll, stellt andere Forderungen als ein wissenschaftliches Buch und andere als die Poesie.

JE, 2; KS, 10; FT, 1; KS, 5

4. Harmonische Ausgewogenheit der Fläche und der Satzanordnungen nach objektiven optischen Gesetzen; übersichtliche Struktur und geometrische Organisierung.

PR, 1; IT, 4–5

5. Ausnützung aller Möglichkeiten, welche von den bisherigen und künftigen technischen Entdeckungen geboten werden, Verbindung von Bild und Satz.2

EL, 7; FT, 4.6; SB, 8

6. Zu wünschen ist engste Zusammenarbeit des entwerfenden Grafikers mit Fachmännern in der Setzerei, ebenso wie die Zusammenarbeit des entwerfenden Architekten mit dem Bauingenieur, des Projektanten mit den Ausführenden notwendig ist; es bedarf sowohl der Spezialisierung und Arbeitsteilung als des innigsten Kontaktes.

1 xplicit (Alexander Branczyk u.a.): TypograVieh lebt! 2 Piet Zwart: Aufgabe der funktionellen Typografie ist die Schöpfung des typografisch gestalteten Gesichts unserer Zeit, frei von Tradition, soweit wie möglich das Aktivieren der typografischen Formen, das Finden von klaren und geordneten visuellen Ausdrucksmöglichkeiten, Formbestimmung von neuen typografischen Aufgaben, Methoden (z. B. Fototypie, Techniken wie Maschinensatz, Typenschrift, Lichtsatzmethode usw.), die Durchbrechung des Handwerksgeistes.

Grundsätzliches zur neuen Typographie Karel Teige


Grunds채tzliches zur neuen Typographie Karel Teige

Notizen


Elementare Typographie

QUELLEN

HINWEIS

SB

FT

KW

IT

IT // Iwan Tschichold


Elementare Typographie Iwan Tschichold Anzahl der Wörter pro Text 1202

1500 1000 750

565

527

500

394 262

250

262

0

JE

PR

EL

245 175

117

KS

KT

IT

KW

FT

SB

Geschlecht

m

Herkunftsland

Deutschland

Jahr

1925

Alter bei Veröffentlichung

23 (*1902)

Alter insgesamt

72 († 1974)

Anzahl an Regeln

10

Allgemeine Regeln

10

Satzregeln

0

Aufforderung

0

Empfehlung

1

Kommentar

0

Wörter

527

Einleitung (J/N)

N

Verweise

14

Worthäufigkeit ›Typographie‹

13

4

Typographische Fachbegriffe: Alphabet, breit, Buchstabe, Druckschrift, Druckwerk, Druckwesen, fett, Fraktur, Gestaltung, Gotisch, Grad, Großbuchstaben, Grotesk, Groteskschrift, halbfett, Kirchenslavisch, Kleinschreibung, Lesbarkeit, Linie, mager, Mediäval-Antiqua, Papierformat, Satzteil, schmal, Schrift, Schreibweise, Setzkasten, Setzmaschine, Werksatz, Wort, Zahlen, Zeichen, Zeilenrichtung


1. Die neue Typographie ist zweckbetont. 2. Zweck jeder Typographie ist Mitteilung (deren Mittel sie darstellt). Die Mitteilung muss in kürzester, einfachster, eindringlichster Form erscheinen.

4. Innere Organisation ist Beschränkung auf die elementaren Mittel der Typographie: Schrift, Zahlen, Zeichen, Linien des Setzkastens und der Setzmaschine. Zu den elementaren Mitteln neuer Typographie gehört in der heutigen, auf Optik eingestellten Welt auch das exakte Bild: die Photographie. Elementare Schriftform ist die Groteskschrift aller Variationen: mager / halbfett / fett – schmal bis breit.

KS, 8; KT, 2; KS, 8

Schriften, die bestimmten Stilarten angehören oder beschränkt nationalen Charakter tragen (Gotisch, Fraktur, Kirchenslavisch), sind nicht elementar gestaltet und beschränken zum Teil die internationale Verständigungsmöglichkeit. Die Mediäval-Antiqua ist die der Mehrzahl der heute Lebenden geläufigste Form der Druckschrift. Im (fortlaufenden) Werksatz besitzt sie heute noch, ohne eigentlich elementar gestaltet zu sein, vor vielen Groteskschriften den Vorzug besserer Lesbarkeit. Solange noch keine, auch im Werksatz gut lesbare elementare Form geschaffen ist, ist zweckmässig eine unpersönliche, sachliche, möglichst wenig aufdringliche Form der Mediäval-Antiqua (also eine solche, in der ein zeitlicher oder persönlicher Charakter möglichst wenig zum Ausdruck kommt) der Grotesk vorzuziehen. Eine außerordentliche Ersparnis würde durch die ausschliessliche Verwendung des kleinen Alphabets unter Ausschaltung aller Grossbuchstaben erreicht, eine Schreibweise, die von allen Neuerern der Schrift als unsre Zukunftsschrift empfohlen wird. [...] durch kleinschreibung verliert unsre schrift nichts, wird aber leichter lesbar, leichter lernbar, wesentlich wirtschaftlicher. warum für einen laut, z. b. a zwei zeichen A und a? ein laut ein zeichen. warum zwei alfabete für ein wort, warum die doppelte menge zeichen, wenn die hälfte dasselbe erreicht? Die logische Gliederung des Druckwerks wird durch Anwendung stark unterschiedlicher Grade und Formen ohne Rücksicht auf die bisherigen 1 Philipp Luidl: Typografie ist Organisation der Schrift. 2 Paul Valery: Beachten wir wohl, dass das typografische Werk die Improvisation ausschließt.

Elementare Typographie Iwan Tschichold

3. Um Typographie sozialen Zwecken dienstbar zu machen, bedarf es der inneren (den Inhalt anordnenden) und äußeren (die Mittel der Typographie in Beziehung zueinander setzenden) Organisation des verwendeten Materials.1, 2


ästhetischen Gesichtspunkte optisch wahrnehmbar gestaltet. Auch die unbedruckten Teile des Papiers sind ebenso wie die gedruckten Formen Mittel der Gestaltung.

JE, 5; KS, 5; KT, 4; PR, 1

5. Äussere Organisation ist die Gestaltung stärkster Gegensätze (Simultanität) durch Anwendung gegensätzlicher Formen, Grade und Stärken (die im Werte ihrer Inhalte begründet sein müssen) und die Schaffung der Beziehung dieser positiven (farbigen) Formwerte zu den negativen (weissen) Formwerten des unbedruckten Papiers. 6. Elementare typographische Gestaltung ist die Schaffung der logischen und optischen Beziehung der durch die Aufgabe gegebenen Buchstaben, Wörter, Satzteile. EL, 1–5

7. Um die Eindringlichkeit, das Sensationelle neuer Typographie zu steigern, können, zugleich als Mittel innerer Organisation, auch vertikale und schräge Zeilenrichtungen angewendet werden. 8. Elementare Gestaltung schliesst die Anwendung jedes Ornaments (auch der ornamentalen Linie, z. B. der fettfeinen) aus. Die Anwendung von Linien und an sich elementaren Formen (■ Quadraten, ● Kreisen, ▼ Dreiecken) muss zwingend in der Gesamtkonstruktion begründet sein. Die dekorativ-kunstgewerblich-spekulative Verwendung an sich elementarer Formen ist nicht gleichbedeutend mit elementarer Gestaltung.

KS, 8; KW, 5

9. Der Anordnung neuer Typographie sollten in Zukunft die normierten (DIN-)Papierformate des Normenausschusses der Deutschen Industrie (NDI) zugrunde gelegt werden, die allein eine alle typographischen Gestaltungen umfassende Organisation des Druckwesens ermöglichen. [...] 10. Elementare Gestaltung ist auch in der Typographie nie absolut oder endgültig, da sich der Begriff elementarer Gestaltung mit der Wandlung der Elemente (durch Erfindungen, die neue Elemente typographischer Gestaltung schaffen — wie z. B. die Photographie) notwendig ebenfalls ständig wandelt.

Elementare Typographie Iwan Tschichold


Elementare Typographie Iwan Tschichold

Notizen


Wo der Buchstabe das Wort f端hrt.

QUELLEN

HINWEIS

SB

FT

KW

KW // Kurt Weidemann


Wo der Buchstabe das Wort führt. Kurt Weidemann

Geschlecht

m

Herkunftsland

Deutschland

Jahr

1994

Alter bei Veröffentlichung

72 (*1992)

Alter insgesamt

Anzahl an Regeln

10

Allgemeine Regeln

10

Satzregeln

0

Aufforderung

0

Empfehlung

0

Kommentar

1

Wörter

394

Einleitung (J/N)

N

Verweise

8

Worthäufigkeit ›Typographie‹

12

Typographische Fachbegriffe: Buchstabe, Entwerfer, römisches Alphabet, Satz, Schrift, Schriftkunst, Schriftwahl, Wort

Anzahl der Verweise zu den anderen Texten 18

13

14

14

11 8

8

4 3

JE

PR

EL

KS

KT

IT

KW

FT

SB


1. Typographie ist die Kunst des feinen Maßes. Ein Zuwenig und Zuschwach entfernt sie ebenso von der Meisterschaft wie ein Zuviel und Zustark. 2. Typographie ist eine Dienstleistung. Die Kunst dabei ist vor allem die Kunst, von sich selbst weitgehend absehen zu können, sich nicht zwischen Autor und Leser zu drängen. Schriftkunst ist anonym; sie hat ihre Kenner, aber sie hat kein Publikum.1

4. Typographie im Abendland arbeitet mit einem zweitausendjährigen kaum zu verändernden Zeichenvorrat des römischen Alphabetes. Die Grundformen ihrer Anwendung sind so gültig wie die Formen von Beil, Sichel, Pflugschar. Das Rad muß nicht immer wieder neu erfunden werden. 5. Typographie setzt logisches Denken und psychologisches Vermögen voraus. Das Lesen nacheinander geordneter Buchstaben und Worte setzt die Fähigkeit zum Folgedenken voraus. Das ist mühselig und kann nur durch gute Typographie erleichtert werden. Gestalterische Mätzchen sind Verrat am Text.

KS, 8; IT, 8; FT, 4

6. Typographie ist Umweltschutz der Augen, die es zwar zu öffnen und zu interessieren, aber nicht zu verwirren und zu beleidigen gilt. Das Sichtbarmachen von Sprache in all ihrer Ausdrucksvielfalt ist an den Grundzeichenvorrat des Alphabetes, die Gesetze des Sehens und Verstehens und die Gewohnheiten des Lesens gebunden.4 7. Typographie strukturiert Information und bereitet sie nach ihrem Inhalt auf: nach sachlich-logischen und mit ästhetisch-emotionalen Gesichtspunkten. Schlechter Satz ist unsozial. Wissen und Können führen zur Erkenntnis. Erkenntnis führt zu Haltung und Stil. Haltung 1 G. W. Ovink: Typografie ist eine dienende Kunst. Die schwierigste und am meisten vorkommende Aufgabe ist es, schlechte Texte für schlechte Leser zurechtzumachen. 2 Edward Johnston: Und unsere Aufgabe ist außerdem ziemlich einfach — schöne Buchstaben zu machen und sie gefällig anzuordnen. Um schöne Buchstaben zu machen, ist es nicht nötig, sie von neuem zu entwerfen — sie sind vor langer Zeit entworfen worden — sondern es heisst, die besten nehmen, sie zu den unseren zu machen. Um Schrift gefällig anzuordnen, bedarf es keiner großen Kunst, sondern es erfordert eine praktische Kenntnis der Buchstabenformen und der zweckmäßigen Mittel, diese Formen so zu verteilen, dass sie sich allen Umständen anpassen. 3 Frederic W. Goudy: Weckt [...] die Typografie Interesse und Genuss nur um ihrer selbstwillen, und zieht sie die Aufmerksamkeit, die den Worten des Autors gebührt, auf sich selbst, wird sie zu einer typografischen Impertinenz. 4 Theo van Doesburg: Eine gestaltende Lösung ist [...] keine Angelegenheit des Geschmacks.

Wo der Buchstabe das Wort führt Kurt Weidemann

3. Typographie hat schon vor Jahrhunderten ihre gültigen Formen gefunden. Dafür haben sich Gebote und Regeln gebildet und bewährt, die dem Auge und der Hand dienen, dem Sehen und Begreifen. Ergreifen zielt auf Besitz. Begreifen fördert die Einsicht.2, 3


und Stil befähigen zur Überzeugung.

JE, 4; FT, 4

8. Typographie bildet durch Schrift. Schriftwahl ist Charakterwahl. Sie charakterisiert ihren Entwerfer, entlarvt Phrasen, falsches Pathos, Gemeinplätze, Anbiederungen. Selbstüberschätzung ist ein sicheres Zeichen für Dilettantismus. Mit der Wahrheit leben vermeidet Gedächtniskonflikte.

FT, 4.7

9. Typographie stellt so vielfältige Aufgaben, mit so unterschiedlichen Zielen, daß engstirnige Stilfanatiker in Konflikte kommen. Stilfanatismus endet in Routine. Routine ist kalt und abweisend. Etwas verstehbar machen ist erst die Vorstufe zum Erlebbarmachen. PR, 2; KT, 1

10. Typographie kennt nur wenige Regeln und Meister, die nicht zu kopieren, aber zu kapieren sind. Die Kunst, Sprache in der ihr angemessenen Form sichtbar, lesbar und verstehbar, also: einsichtig zu machen, ist alleiniges Ziel. In der Typographie gibt es so wenig grundsätzlich neu zu erfinden wie in der Kochkunst oder im Bett.5 Gott schütze uns vor der vagabundierenden Kreativität der Typomanen.

5 David Quay: The students have to find their own typographic language. What is relevant to me is not always relevant to them.

Wo der Buchstabe das Wort führt Kurt Weidemann


Wo der Buchstabe das Wort f端hrt Kurt Weidemann

Notizen


Qualit채tskriterien f체r gute Typographie

QUELLEN

HINWEIS

SB

FT

FT // Forum Typographie


Qualitätskriterien für gute Typographie Forum Typographie Worthäufigkeit des Wortes ›Typographie‹ (pro Text) 17

17

13

12

4 3 1

JE

2

1

PR

EL

KS

KT

IT

KW

FT

SB

Geschlecht

m

Herkunftsland

Deutschland

Jahr

2006

Alter bei Veröffentlichung

Alter insgesamt

Anzahl an Regeln

5

Allgemeine Regeln

5

Satzregeln

0

Aufforderung

0

Empfehlung

0

Kommentar

0

Wörter

565

Einleitung (J/N)

J

Verweise

14

Worthäufigkeit ›Typographie‹

17

Typographische Fachbegriffe: Abbildung, Absatzkennzeichnung, Bild, Bildbearbeitung, Bildspiegel, Buchstaben-, Wort- und Zeilenzwischenräume, Buchbinder, Druck, Farbklima, Farbwahl, Format, Formatvorlage, Gestaltung, Gestaltungsrichtlinie, grafisches Element, Kapitälchen, Layout, Lesbarkeit, Leserlichkeit, Minuskelziffer, Mikrotypografie, Satzbreite, Satzspiegel, Satzzeichen, Satzregel, Schrift, Schriftanordnung, Schriftauszeichnung, Schriftgröße, Schriftschnitt, Schriftwahl, Silbentrennung, Spaltenanzahl, Spaltenbreite, Textgliederung, Zeichensatz, Ziffernausgleich, Zifferngliederung


Jede Kultur bedingt ein stetiges und hohes Qualitätsniveau der schöpferisch Tätigen. Dies gilt auch für die Typografie, zumal erst durch sie viele kulturelle Ausdrucksformen sichtbar werden. Qualität ist somit ein essenzieller Bestandteil des gemeinsamen Werteempfindens von Typografinnen und Typografen: Das ständige Streben nach hoher Qualität ist untrennbar mit ihrer beruflichen Identität verknüpft. 1. Typografierende verleihen ihren Erzeugnissen eine hohe Qualität, indem sie diese mit Eigenschaften und Merkmalen so gestalten, dass die Erfordernisse im Sinne » der gestellten Aufgaben, » der Betrachter, » des Produktnutzens sowie optimal erfüllt sind.

JE, 2; IT, 1; KS, 10; KT, 3

2. Qualitätsvolle Typografie ist als Gesamtheit und in ihren Merkmalen überprüfbar und durch ihre Gestalter begründbar. Diese geben kompetente und verlässliche Auskünfte zu ihrem Metier. Gut Typografierende halten ihre Fachkenntnisse, ihre Fertigkeiten sowie ihr gestalterisches Vermögen auf hohem und aktuellem Stand, z. B. durch Fachliteratur, Seminare, Internet und kollegialen Austausch. 3. Grundverständnis1 Qualitätsvolle Typografie setzt Kenntnisse und Fertigkeiten voraus, die zur Bewältigung jedes Gestaltungsauftrages notwendig sind: das gestalterische Verständnis zur Lösung der Aufgabe, die fachlich korrekte Umsetzung der gestellten Aufgabe, die optimale Ansprache der Zielgruppe(n) sowie die Fähigkeit, umfassend und kompetent zu beraten. Dazu gehören die Anforderungen: 3.1 den Sinn und Stellenwert der Aufgabe zu verstehen; 3.2 den Inhalt und seinen Charakter zu durchdringen und damit seine Beschaffenheit, Ordnungen sowie Kontexte zu erkennen; 3.3 produkt- und zielgruppenrelevante Rezeptionsgewohnheiten zu kennen und zu berücksichtigen; 3.4 bestehende Gestaltungsrichtlinien (Corporate Design) zu beachten und diszipliniert umzusetzen bzw. weiterzuentwickeln;

1 Albert Kapr: Wer die Verantwortung für die Gestaltung des Buches übernimmt, sei es ein Grafiker, ein Hersteller, ein Buchdrucker oder eine andere Art von Büchermacher, tut gut daran, erst den Text zu lesen, oder sich eine möglichst genaue Vorstellung von der Absicht des Autors, vom wahrscheinlichen Leserkreis und von der Literaturart zu machen, zu welcher der Text gerechnet wird.

Qualitätskriterien für gute Typographie Forum Typographie

» der Inhaltsvermittlung


3.5 der Aufgabe und ihrem Stellenwert gemäß verantwortungsvoll und wirtschaftlich zu arbeiten. 4. Gestaltung Qualitätsvolle Typografie verwendet die Gestaltungsmittel, die der Aufgabe, ihrem Inhalt und ihrer Zielgruppe(n) angemessen sind. Für die Festlegung der Gestaltungsmittel sind neben den Kenntnissen der Inhaltsvermittlung vor allem ein Streben nach dem Optimum an Ästhetik, Eigenständigkeit, Gestaltungs- und Schöpfungshöhe unerlässlich.

KS, 8; KW, 5

JE, 4; KW, 7

4.1 einem Layout, das den Inhalten sowie dem technischen und atmosphärischen Umfeld gerecht wird und die inhaltlichen Gliederungen und Dramaturgien gestalterisch wiedergibt.

SB, 8

4.2 Formate, Formatlagen, Satz- und Bildspiegel, Spaltenanzahlen und -breiten. 4.3 einer Farbwahl und Festlegung eines Farbklimas unter Berücksichtigung von atmosphärischer und inhaltlich-konsistenter Leserführung sowie dem Zusammenklang mit Abbildungen und Bedruckstoffen. 4.4 einer Typografie, die die Auswahl und Anordnung von Bildern und grafischen Elementen treffend ergänzt und unterstützt.

KS, 8

4.5 einer fachlich richtigen Wahl, Mischung und Auszeichnung von Schriften unter typografischen, inhaltlichen und herstellungstechnischen Gesichtspunkten. 4.6 der Verwendung qualitätsvoll hergestellter Schriften mit vollständigen Zeichensätzen und Schriftschnitten, insbesondere von Kapitälchen und Minuskelziffern.

KT, 5

4.7 einem stimmigen stil-, schrift- und typografiegeschichtlichen Bezug und dem Streben nach einer zeitgemäßen Weiterentwicklung der visuellen Kultur.

KW, 8

4.8 einer Gesamtgestaltung, die primär auf das Produkt und seinen Gebrauch bezogen ist.

Qualitätskriterien für gute Typographie Forum Typographie

Stilkenntnis und Stilsicherheit zeigen sich in der Gestaltungskonzeption durch die Stimmigkeit und den Zusammenklang folgender Gestaltungsmittel:


5. Funktion Qualitätsvolle Typografie ist handwerklich korrekt und mit spezifischen mikrotypografischen Kenntnissen sorgfältig ausgeführt. Dabei werden die folgenden Punkte konsequent eingehalten: 5.1 Führung der Leserschaft mittels einer dem Inhalt folgenden Textgliederung durch schlüssige Schriftauszeichnung und Absatzkennzeichnung. 5.2 Lesbarkeit und Leserlichkeit der Texte durch Schriftanordnung, -wahl, -auszeichnung und angemessene Schriftgrößen. 5.3 Einhaltung mikrotypografischer Satzregeln in Bezug auf Satzbreiten, Buchstaben-, Wort- und Zeilenzwischenräume, Silbentrennung, den Ziffernausgleich und -gliederung. PR, 4; JE, 6

5.4 Verwendung der fachlich richtigen Satzzeichen und eine konsequente Überwachung der richtigen Schreibungen, z. B. nach dem Duden. 5.5 Einsatz von fachlich richtigen Herstellungstechniken in Bildbearbeitung, Druck und buchbinderischer Ausstattung und Verarbeitung. Gemeinsame Erklärung Das Streben nach einer hohen visuellen Qualität ist die gemeinsame Leidenschaft von Typografinnen und Typografen. Deshalb wird die Einhaltung dieser Kriterien von mehreren Fachverbänden unterstützt und ihren Mitgliedern empfohlen. Bei unserer Arbeit verwenden wir ausschließlich lizensierte Programme und Schriften. Die Bereitschaft mitzudenken und Verantwortung zu übernehmen prägt unser Tun. Die Qualitätskriterien für gute Typografie wurden 2006 vom Forum Typografie e. V. initiiert, verfasst und veröffentlicht. Sie werden mitgetragen vom:

Forum für Entwerfen e. V.

BDG Bund Deutscher Grafik-Designer e. V. TDC Deutsches Komitee des Type Directors Club of New York AGD Allianz deutscher Designer e. V. TGM Typographische Gesellschaft München e. V.

Qualitätskriterien für gute Typographie Forum Typographie


Qualit채tskriterien f체r gute Typographie Forum Typographie

Notizen


Die schönsten deutschen Bücher

QUELLEN

HINWEIS

SB

SB // Stiftung Buchkunst


Die schönsten deutschen Bücher Stiftung Buchkunst Anzahl an typographischen Fachwörtern proportional zur Textlänge in % 50 25

16,73

12,5 4,20

3,66

3,43

2,28

1,53

0

Geschlecht

m

Herkunftsland

Deutschland

Jahr

2009

Alter bei Veröffentlichung

Alter insgesamt

Anzahl an Regeln

11

Allgemeine Regeln

11

Satzregeln

0

Aufforderung

0

Empfehlung

0

Kommentar

0

Wörter

245

Einleitung (J/N)

N

Verweise

4

Worthäufigkeit ›Typographie‹

2

JE

PR

EL

7,26

6,45

5,13

6,25

KS

KT

IT

KW

FT

SB

Typographische Fachbegriffe: Bild, Bildformat, Bildkonzept, Buch, Detailtypografie, Druckregister, Einband, Einzug, Farbgebung, Farbklima, Fußnote, Gestaltungskonzept, Hurenkind, Innengestaltung, Kapitälchen, Kolumnentitel, Kontrast, Kursive, Laufweite, Lesbarkeit, Randausgleich, Rasterweite, Register, Satzbild, Satzbreite, Satzkante, Satzspiegel, Schriftgröße, Schriftmischung, Schriftwahl, Schriftqualität, Schusterjunge, Seitenumbruch, Sonderzeichen, Tabellenziffern, Tonwertumfang, Überschrift, Umschlag, Versalausgleich, Zeilenabstand, Zurichtung


Technische Details 1. Satz 1.1 Lesbarkeit, Satzbild, Satzbreite, Schriftmischung, Schriftgröße, Laufweite, Versalausgleich, Zeilenabstand, Zurichtung 1.2 Satzkante/Randausgleich, Einzüge 1.3 Schriftwahl, Schriftqualität, [echte Kursive, echte Kapitälchen, Tabellenziffern, Sonderzeichen] 2. Umbruch/Makrotypografie 2.1 Registerhaltigkeit von Text und Abbildungen 2.2 Ausgangszeilen [Hurenkinder, Schusterjungen]

3. Repro/Bildbearbeitung Kontraste, Tonwertumfang, Bildstimmung, Rasterweite 4. Druck 4.1 Innenteil: Gleichmäßigkeit, Farbgebung, Druckregister 4.2 Druck außen: Druckausführung, Veredelung 5. Papier 5.1 Qualität, Färbung, Gewicht, Oberfläche, Volumen, Opazität, Laufrichtung 5.2 Abstimmung verschiedener Papiere zueinander, Umweltverträglichkeit 6. Buchbindung/Veredelung 6.1 Überzugsmaterial, Pappenstärke, Rückeneinlage, Scharnierstoff, Vorsatzpapier, Prägung oder Druck, Kapitalband, Lesebändchen 6.2 Farbschnitt, farbliche Abstimmung, Falzregister, Bildübergänge 6.3 Aufschlagverhalten, Heftung, Klebebindung, Seitenleimung, Hülse, Planlage der Deckel, Einschläge, Falzbreite 6.4 Buchkanten, Rundung, Beschnitt

Gestalterische Details 7. Konzeption 7.1 Wird die Gestaltungskonzeption dem Inhalt gerecht? 7.2 Ist sie konsequent durchgehalten? 7.3 Ist das Thema für die Zielgruppe passend aufbereitet? 7.4 Erschließt sich der Inhalt einfach und schnell?

Die schönsten deutschen Bücher Stiftung Buchkunst

2.3 Satzspiegel, Seitenumbruch, Bild-Text-Verteilung


7.5 Ist die Gliederung passend? [Text-Bild-Konzept, Fußnoten, Überschriften, Kolumnentitel] 7.6 Passt die Gesamtform [Format, Umfang, Gewicht] zum Thema des Buches? Ist die Ausstattung angemessen? 8. Innengestaltung 8.1 Entspricht die Text-/Bildgestaltung und die Lesbarkeit dem Inhalt des Buches [Verhältnis von Schriftgrad zu Satzbreite und Zeilenabstand]?

KS, 8; FT, 4.1

8.2 Ist die Detailtypografie sorgfältig? Wurden die Möglichkeiten des Zeichenangebots genutzt? 8.3 Sind Bildformate und Satzspiegel aufeinander abgestimmt?

KT, 5

8.5 Sind Anhänge/Register übersichtlich und in die Gesamtgestaltung integriert? 9. Bild 9.1 Ist ein Bildkonzept sichtbar? 9.2 Entspricht die Qualität der Bilder [Illustration/Fotografie] der Konzeption?

KS, 8

10. Umschlaggestaltung / Einband 10.1 Wie ist die Qualität der Umschlaggestaltung? 10.2 Sind Umschlag/Einband auf die Innengestaltung abgestimmt? 10.3 Ist die Einbandgestaltung materialgerecht und passend zum Thema? 10.4 Sind Umschlag und Einband zueinander passend? 11. Gesamteindruck1 Grafische Konzeption, Gesamtgestaltung, Umsetzung, Ausstattung

1 Jan Tschichold: Gute Typografie ist übersichtlich, geordnet und schön; schlechte ist unübersichtlich, unordentlich und sieht hässlich aus.

Die schönsten deutschen Bücher Stiftung Buchkunst

8.4 Wie ist das Farbklima?


Die schĂśnsten deutschen BĂźcher Stiftung Buchkunst

Notizen


HINWEIS

Klaas van Kreis

QUELLEN

Hinweis


Hinweis Klaas van Kreis

»Typographie bedeutet nicht, Buchstaben zu tippen, sondern Gedanken sichtbar und verständlich zu machen; in der Art, dass Inhalt, Schrift und Bild ein optisch und didaktisch befriedigendes Ganzes ergeben.« Wolfgang Beinert, 2008

Gedanken sichtbar und verständlich machen, dass war mein primäres Anliegen als ich an diese Aufgabe herantrat. Während der Vorarbeit an dem Buch fiel mir auf, dass mich die Vergleichbarkeit der Texte am meisten reizte, und somit machte ich mir diesen Gedanken zum Konzept. Mit dem Ziel daraus ein kompaktes, verständliches und flexibles Buch zu schaffen, dass die Intertextualität betont und dem Leser die Möglichkeit bietet, über den einzelnen Text hinaus Bezüge zu den anderen Texten und Autoren herzustellen. Die Texte werden in einer Loseblattsammlung zusammengeheftet, und ermöglichen dem Leser jederzeit die Texte nebeneinander zu legen oder in eine neue Reihenfolge zu bringen. Notizseiten hinter jedem Text bieten Platz für weiterführende Bemerkungen. Um die Texte mit einander vegleichen zu können habe ich diese, ähnlich einer Internetsuchmaschine, nach bestimmten Kriterien und ›Algorithmen‹ analysiert. Ähnliche Aussagen unterschiedlicher Autoren wurden mit ›hyperlinks‹ oder zu Deutsch ›Querverweisen‹ (z. B. → KT, 5) versehen die jeweils mit den Initialen eines Autors und seiner entsprechenden Regel aufgeführt werden. Über Fußnoten finden sich ›externe links‹ zu anderen Personen die ähnliche Aussagen zu bestimmten Themen getroffen haben. Damit wird die Netzstruktur des Mikrokosmos innerhalb der 9 vorgegebenen Texte sowie im Makrokosmos der gesamten typographischen Gemeinschaft sichtbar – Typographie 2.0.


Suchmaschinen ›scannen‹ Internetseiten für gewöhnlich und vergleichen dabei die Inhalte mit den Inhalten ähnlicher Seiten. Dafür werden die Texte auf den jeweiligen Seiten auf gewisse Schlüsselwörter (Fachbegriffe) mit einander verglichen, auf die Dichte der entsprechenden Fachwörter in allen Texten analysiert und dann die Priorität für den potentiellen ›web-user‹ festgelegt. Ganz vereinfacht gesagt gilt: umso mehr themenspezifische Fachwörter in einem bestimmten gesunden Verhältnis in einem Text vorkommen, desto höher seine Relevanz für den Endnutzer. Zudem findet sich auf jeder Übersichtsseite eine unterschiedliche Statistik wieder, die die gesammelten Texte auf ein bestimmtes Kriterium miteinander vergleicht. Von der Geschlechterverteilung unter den Autoren bis hin zur Worthäufigkeit des Wortes ›Typographie‹ in einem Text. Sicherlich hätte man das Thema noch viel weiter fassen können, als ich es in diesem Buch getan habe, doch bin ich mit dem Resultat mehr als zufrieden. Ich hatte nie den Anspruch auf Vollständigkeit, und wollte kein Buch schaffen, dass wie eine medial deplatziert Webseite daherkommt. Ich wollte lediglich einige Grundgedanken aus einem anderen Medium aufgreifen und meinem Buch damit einen Mehrwert geben, der es lesenswerter macht.

Hinweis Klaas van Kreis

Jeder Text wird durch eine Übersichtsseite eingeleitet, auf der eine kurze Zusammenfassung einiger Vergleichskriterien in Form einer Tabelle zu finden sind. Sie soll dem Leser Metainformationen zum Text mit an die Hand geben. Daneben finden sich die wichtigsten typographischen Fachwörter des Textes, die eine gewisse Übersicht über den Inhalt des Textes liefern und ein Verweis auf die ›tagclouds‹ und ›meta-tags‹ aus dem WWW sind.


Impressum

QUELLEN

Quellennachweis


Quellennachweis

Jakob Erbar, Zehn Leitsätze für die Jünger der Schwarzen Kunst. In: Friedrich Bauer, Handbuch für Schriftsetzer, Verlag Klimsch & Co, Frankfurt 1922 Paul Renner, Typografie als Kunst. Georg Müller, München 1922 El Lissitzky, Topografie der Typografie. In: Kurt Schwitters, Merz 4. Banalitäten. Hannover 1923. Kurt Schwitters, Thesen über Typographie. In: Kurt Schwitters, Merz 11. Typoreklame (Pelikan). Hannover 1924 Karel Teige, Grundsätzliches zur neuen Typografie. 1925. Zit. nach: Thesen zur Typografie. Aussagen zur Typografie im 20. Jahrhundert. Band 2: 1900—1959. Zusammengestellt von F. Friedl. Linotype GmbH, Eschborn 1986, S. 20. Iwan Tschichold, Elementare Typographie. In: Typographische Mitteilungen. Zeitschrift des Bildungsverbandes der Deutschen Buchdrucker, 22. Jahrgang 1925, Heft 10 (Oktober). Sonderheft elementare typographie. Kurt Weidemann, Wo der Buchstabe das Wort führt. Hatje Cantz Verlag, Ostfildern 1994. Forum Typografie e. V., Qualitätskriterien für gute Typografie. Von der Mitgliederversammlung des Forum Typografie e. V. am 8. April 2006 diskutiert und beschlossen. Download unter http://www.forumtypografie.de/seiten/qualitaetskriterien.html Stiftung Buchkunst, Wettbewerb »Die schönsten deutschen Bücher«. Beurteilungsbogen 2009.


Impressum

Dieses Buch entstand im Rahmen des hochschulübergreifenden Seminars Typografie: Thesen, Regeln, Manifeste. Eine Zusammenarbeit von Studierenden der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig (Prof. Ulrike Stoltz) und der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (Prof. Christian Ide) im Sommersemester 2010.

Gestaltung: © by Klaas van Kreis Schrift: ITC Officina Serif Std Papier: Schneidersöhne Recyconomic Trend White 80 gr/m2 Braunschweig 2010

Auflage 6 Exemplare. Dieses Buch trägt die Nummer


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