1 minute read
Männer ticken anders – Frauen erst recht
Wenn das Geschlecht in der Medizin den Unterschied macht
Frauen ticken anders – Männer erst recht
Advertisement
Frauen werden anders krank als Männer und Männer anders als Frauen. Warum, wieso, weshalb: Damit beschäftigen sich Fachleute schon seit mehreren Jahren – Dr. rer. physiol. Annette Sattler vom Klinikum Nürnberg zum Beispiel. (jup)
Die Bedeutung geschlechtsspezifischer Unterschiede in der Medizin gewinnt zunehmend an Beachtung. Ob Lungenkrebs, Schlaganfall oder Reaktionen auf psychische Belastungen: Viele Erkrankungen äußern sich bei Frauen anders als bei Männern. Auch in Sachen Prävalenz und Verlauf spielt das Geschlecht eine Rolle.
Herzinfarkt wird bei Frauen oft erst spät erkannt
„Man kann Frauen und Männer weder bei Diagnostik, noch bei Therapie und Nachsorge über einen Kamm scheren. An der Uni Zürich wird inzwischen ein europaweit erster Weiterbildungsstudiengang Gendermedizin vorbereitet“, erklärt Dr. Annette Sattler, Leitende Apothekerin des Klinikums Nürnberg. Wie wichtig Gendermedizin ist, zeigt das Beispiel Herzinfarkt. So sind Frauen vor den Wechseljahren durch ihre Hormone vor einem Herzinfarkt deutlich besser geschützt als Männer. Doch der offensichtliche Vorteil verwandelt sich schnell ins Gegenteil – denn Frauen unterschätzen das Risiko und ignorieren erste Anzeichen. „Es kommt hinzu, dass sich ein Infarkt bei Frauen häufiger als bei Männern untypischen Symptomen äußert, wie Übelkeit oder Schmerzen im Oberbauch“, warnt Sattler.
Unterschiede auch bei Medikamenten
Auch bei der Einnahme und Wirkweise von Medikamenten gibt es Unterschiede. „Frauen nehmen im Durchschnitt mehr Medikamente ein“, erklärt Sattler weiter. „Und sie bekommen häufiger Antidepressiva und Schlafmittel verordnet, die abhängig machen können.“ Bei Männern werden dagegen häufiger die psychologischen Gesichtspunkte vernachlässigt, zum Beispiel nach einer Prostatakrebs-Behandlung. Andererseits steckt die Erforschung der Wirkunterschiede von Medikamenten noch in den Kinderschuhen. „Wir wissen inzwischen, dass einzelne Wirkstoffe bei Frauen und Männern unterschiedlich wirken – auch wenn wir noch lange nicht wissen, welche Substanzen das alles im Detail betrifft.“
Foto: istock
Fachsymposium:
Frauen ticken anders – Männer erst recht! Geschlecht in der Medizin
Das 5. Fachsymposium des Klinikums Nürnberg zum Thema Gendermedizin findet bis zum 9. Juni 2021 digital per Zoom statt.
Weitere Infos finden Sie unter:
www.klinikum-nuernberg.de, Rubrik Fachveranstaltungen.