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Lilly
Hallo, meine Lieben!
Die Grippewelle hat praktisch überall für „Verluste“ und Ausfälle gesorgt. Nicht nur bei uns zu Hause, sondern ich hab’ auch gehört, dass Landesrat Hermann Schützenhöfer es diesmal ganz arg erwischt hat. Seit drei Wochen kämpft er mit dem Fieberthermometer und Tabletten dagegen an, offensichtlich fordert auch die Last auf seinen Schultern ihren Tribut, versucht er doch, Waltraud Klasnic gegen die giftigen Angriffe von SPÖ, FPÖ und Grünen abzudecken. Ihm zur Seite steht Klubobmann Christopher Drexler, der sich mit seinen verbalen Untergriffen gegenüber SPÖ-Chef Franz Voves, so höre ich vom Udo, keine Sympathien draußen bei den Wählern einhandelt, wenn er Franz Voves praktisch als Landesverräter bezeichnet. Weil dieser sich gegen die Gesetzesnovelle ausspricht, mit der die Umweltverträglichkeitsprüfung für Großvorhaben fällt, greift Drexler zu derartig scharfen Worten. Es war auch in den 90er-Jahren keine gute Strategie, erinnert sich der Herwig, damals beschimpfte die Steirer-ÖVP ihre politischen Mitbewer-
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ber ebenfalls und bekam dann bei der Wahl eine ordentliche Watschn. Der ist üblicherweise mit der Volkspartei ziemlich einverstanden, aber seit dem Rausschmiss von Herbert Paierl und Gerhard Hirschmann hat er ein echtes Problem, wen er unterstützen soll. * Obwohl er beruflich nun in Wien engagiert ist, schwingt sein Name bei allen Entscheidungen und Großauftritten mit: Gerhard Hirschmann wird auch für den Udo ein möglicher Kandidat sein, dem er seine Stimme bei den Landtagswahlen im Herbst geben wird. Vorausgesetzt natürlich, dass sich Hirschmann überhaupt mit einer eigenen Liste bei den Wahlkampfspielen im Herbst beteiligt. Anlässlich seines Abschieds am 8. April 2003 erklärte er, dass er niemals mehr in die Politik zurückzukehren gedenkt. Doch damals wurde noch viel gebusselt bei seinem Abschied, so die Elisabeth, und das ist alles längst vorbei. Bis jetzt gibt es logischerweise noch keine Äußerung von Hirschmann, ob er im Herbst als Kandidat um Wählerstimmen antritt. Doch mit seinem eigenen Gespür für PR- und Öffentlichkeitsarbeit – diese Tätigkeit ist ja nun zu seinem Brotberuf geworden – hält er die Suppe am Köcheln. Der erste Juni soll der Tag sein, an dem er seine Entscheidung öffentlich bekannt geben wird, ob er zu Waltraud Klasnic und Franz Voves wieder in den Politring zurückkehrt. Sollte das der Fall sein, dann wird’s in der Steiermark ordentlich rundgehen; denn dann – und davon geht mein Allerliebster aus – verliert Landeshauptfrau Waltraud Klasnic ihre solide Mehrheit, die FPÖ läuft Gefahr, noch einmal kleiner zu werden und auch für die Voves-SPÖ verbessern sich die Chancen auf den Landeshauptmann damit nicht. Hirschmann könnte sogar auf Urlaub fahren und die Steiermark bis zum Wahltag verlassen, würde er dennoch die Protestwähler um sich sammeln.
* Nach all den ESTAG-Turbulenzen und nachdem ihm auch Waltraud Klasnic den Sessel vor die Tür gestellt hat – sie wehrte sich nicht gegen seinen Rauswurf aus der ESTAG –, hätte Hirschmann überhaupt keinen Grund, für Klasnic einzutreten. Kandidiert er bei den Landtagswahlen im Herbst, dann wird seine Liste höchstwahrscheinlich zum Zünglein an der Waage. Denn schon im Jahr 2000 benötigte Klasnic die FPÖ-Stimmen, damit sie zum Landeshauptmann gewählt wurde. Nach der Landtagswahl im Herbst wird die FPÖ allein nicht mehr stark genug sein, um Klasnic neuerlich als Landeshauptfrau zu bestätigen. Und da käme nun Hirschmann ins Spiel, wie der Udo meint. Doch er, so mutmaßt man in der Burg, wird Klasnic nicht seine Unterstützung geben. Nach 60 Jahren würde damit die ÖVPFestung Steiermark übernahmereif sein. An Hirschmann könnte es liegen, diese historische Niederlage abzuwenden. Indem er allerdings nicht Klasnics Wiederwahl unterstützt, sondern sich für seinen langjährigen Freund Hermann Schützenhöfer stark macht. Klasnic selbst gibt sich nach außen hin sicher, sie werde bei den Wahlen im Herbst erneut im Amt bestätigt werden. Was soll sie auch anderes verlautbaren? Würde sie Abschiedsgedanken äußern, wäre das noch ein weiteres Indiz und Signal für
die politischen Gegner. Und doch, so vermutet die Elisabeth, gibt es zu viele Zeichen dafür, dass es nach der Landtagswahl im Herbst zu einem Wechsel an der ÖVP-Spitze kommt. Rund 100.000 Stimmen Vorsprung hatte Waltraud Klasnic bei den letzten Landtagswahlen im Jahre 2000 erkämpft. Man kann davon ausgehen, dass sie diesen Vorsprung nicht wird halten können. Schrumpft der Stimmenpolster auf 20.000/ 30.000 Wähler, so kostet das Mandate und Waltraud Klasnic muss sich dann wirklich mit der Frage „Bleibe ich oder gehe ich?“ auseinander setzen: * Es sind nicht die starken Aktionen der steirischen SPÖ, die sie in der Wählergunst stärker werden haben lassen, sondern es sind die schwerwiegenden Versäumnisse und Fehler der Volkspartei. Das wollen die Meinungsforscher aus den Umfragen der letzten Monate herauslesen. Franz Voves hat es geschafft, mehr Profil zu bekommen, dennoch: Den unverwechselbaren und schlagkräftigen Herausforderer von Waltraud Klasnic sieht die Mehrheit der Steirer in ihm noch nicht. Noch immer fehlt es an jenen Taten, die Franz Voves bei den Wählern draußen unverwechselbar machen. Jede parteiinterne Auseinandersetzung kann natürlich in einer solchen entscheidenden Vorwahlphase den Aufwärtstrend zum Stoppen bringen, daher ist man bemüht, die im ÖGB aufgetretenen Positionskämpfe niederzuhalten. ÖGB-Vorsitzender Horst Schachner, das weiß man, hat innerhalb des steirischen Gewerkschaftsbundes etliche Kollegen, die in ihm nicht den künftigen starken Mann des ÖGB sehen. Schachner kommt bekanntlich aus einer kleinen Gewerkschaft, und schon allein deshalb kochen die Gewerkschaft Metall, Bau und jene der Privatangestellten ihr eigenes Süppchen, erklärt der Michael mir beim letzten Kartenabend. Der Vorfall mit der nicht zustande gekommenen Lustreise in den Orient und dem heftig kritisierten Segeltörn zeigt deutlich auf, dass es auch innerhalb der steirischen SPÖ mehr Probleme gibt, als man nach außen zuzugeben bereit ist. Das wär’s, bis zum nächsten Mal,
Eure Lilly