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Eisriesenwelt Werfen
Eisorgel und Hymir
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Oft vorbeigefahren und
nie besucht „Zur Eisriesenwelt“ steht auf dem großen Schild, doch wie mir ging es auch tausenden anderen Autofahrern. Man fuhr an diesem Schild oft vorbei, aber nie nahm man die Chance wahr, die Eisriesenwelt zu besuchen.
Erst vor wenigen Wochen, kurz vor Saisonende, ergab sich die Möglichkeit. Und ich kann gleich beruhigen, es war eine gute Entscheidung. Denn die Eisriesenwelt bei Werfen ist wahrlich einen Besuch wert. Wer allerdings meint, so wie ich, es wäre ein Spaziergang, der täuscht sich. Denn man muss bis auf 1.700 Meter hinauf, um dann in die Höhlenwelt einzutauchen. Es ist also kein lockerer Spaziergang, der einen da erwartet, sondern doch ein Stück gehörige Anstrengung und warme Kleidung ist überhaupt empfehlenswert, ganz egal ob im Winter oder im Sommer, denn im Höhlensystem gibt es eine Temperatur von 0 Grad. Bei der Autobahnabfahrt Werfen geht’s links weg und dann am großen Parkplatz hinauf den Berg, auf einer fünf Kilometer langen Bergstraße geht es hinauf, keine leichte Strecke für Flachländer. Bequemer ist es da, mit dem Shuttle-Bus hochzufahren, was vor allem in der Hochsaison (von Mai bis Oktober geöffnet) weit bequemer und ratsam ist. Vom Parkplatz sind es dann noch einmal 10 Minuten bis zur Gondel, die einen in wenigen Minuten auf knapp 1.600 Meter Höhe bringt. Angeblich soll es sich sogar um die steilste Gondelbahn der Welt handeln. Von da an geht’s noch einmal 15 Minuten bis zum Eingang der Eishöhle. Erst dann kann man verschnaufen und warten, bis die nächste Gruppe in die Eisriesenwelt eintauchen kann. Für viele eine wohltuende Pause, da der Anmarsch doch ziemlich anstrengend war. „Sie besuchen nun in Kürze die größte Eishöhle der Welt“, entschädigt uns der Führer gleichsam für die Mühen des Aufstiegs. Das Höhlenlabyrinth hat eine Länge von insgesamt 42 Kilometern, doch die riesigen Eisfiguren befinden sich nur auf den ersten Kilometern. Der Führer lässt an die 70-köpfige Gruppe Lampen mit offenem Licht verteilen, rund 70 Minuten wird die Führung dauern. Vorerst gilt es, 700 Stufen bergauf zu überwinden, sie gehen wirklich steil hinauf und am Keuchen meiner Hinter- und Vorderleute kann ich erkennen, dass die Anstrengung
Gruppe vor Eisorgel
Eispalast und Eiswall
gewaltig ist. Der Atem im Licht der Lampe und bei null Grad macht seine Figuren in der Höhle. Doch gleich vorweg: Die imposanten Eistürme, die wir zu Gesicht bekommen, waren Entschädigung genug für die Mühen des Tages. Bilder wie von einer Reise in die Unterwelt von Jules Verne habe ich im Kopf, als ich die 30 Meter hohen Figuren vor mir auftauchen sehe. Es wirkt irgendwie gespenstisch, denn die Lampen durchstoßen die ewige Dunkelheit nur mühsam, das Reden und Keuchen der Besucher vom Hall gebrochen, die gewaltigen Eisfiguren und die Eisflächen sind bleibende Eindrücke im Kopf. Zum Teil wächst das Eis in der Höhle, zum Teil werden die Figuren kleiner. Auslöser dafür sind die Luftbewegungen im Höhlensystem, der Wind, unglaublich, aber wahr. Das Wasser, das einsickert, bildet das Eis. Es kommt von dem über uns gelegenen 400 Meter hohen Gebirgsstock. Die schmalen Stufen mit dem Geländer zwingen einen zu großer Achtsamkeit. Auch beim Passieren von niedrigen Durchgängen, wo man sich leicht den Kopf blutig schlägt, wenn man nicht aufpasst. 700 Stufen hinauf, dann folgt ein flacher Teil und dann geht es wieder 700 Stufen hinunter – ein Weg, der viele Eindrücke vermittelt, der aber auch Vorsicht verlangt, damit nicht einer ausrutscht, denn das hätte wahrscheinlich fatale Folgen. „Doch es ist noch nichts Ernstes passiert“, beruhigt der Führer. Wir nähern uns wieder dem Ausgang. Einerseits bin ich froh, andererseits verspürt man doch noch den Wunsch, zu verweilen in dieser ewigen Dunkelheit im Bauch der Erde. Bilder aus Science-Fiction-Filmen kommen mir immer wieder in den Sinn, weil alles so unwirklich und doch ganz nah wirkt. Weil die kalte Luft nach innen will, gibt’s im Eingangsbereich Windgeschwindigkeiten von 100 km/h. Da heißt es ein wenig aufpassen, dass man nicht plötzlich vor Schreck fast zurück hinein will. Ein beruhigendes Gefühl ist es dann doch, wieder Tageslicht vor sich zu haben und zu wissen, dass die Dunkelheit ganz bestimmt für den Menschen das Aus bedeutet. Im Sommer wollen Tausende in das Tennengebirge und in die Eisriesenwelt. Daher ist es ratsam, möglichst früh zu kommen, denn es gibt auch Tage, wo die Eisriesenwelt vorübergehend gesperrt werden muss. Denn selbst ein so riesiges Höhlensystem wie das bei Werfen kann nur eine bestimmte Besucherzahl pro Tag vertragen. ■
Posseltturm
Rastlose Gemeinden
Vor über zehn Jahren schlossen sich die Gemeinden Gaishorn am See, Treglwang, Wald, Kalwang, Mautern, Kammern und Gai zur Arge Rastland zusammen, um das Palten-Liesingtal touristisch auf Vordermann zu bringen. Es wurden Schilder aufgestellt, welche die Autofahrer auf diese schöne Landschaft hinweisen sollten. Von den Schildern profitierten aber höchstens die AutobahnRaststationen. Sonst blieb alles beim Alten. Der Verkehr rollt ungehindert an den Gemeinden des Tales vorbei. Vor zwei Jahren veränderte sich der Blickwinkel. Mautern machte mit Hilfe des Landes aus seinem maroden Wildpark den Elfenberg und es zeigte sich, dass intelligente Projekte die Wertschöpfungen einer Region enorm erhöhen können. Das ließ die übrigen Rastlandgemeinden lebendig werden. Eine Agentur wurde eingeschaltet und man begann ein regionales Leitbild zu entwerfen. Was ist es, das diese Alpenregion einzigartig macht? Das Projekt müsste über den Tourismus hinaus wirken, regionale Branchen und Wirtschaftszweige integrieren, Entwicklungsfelder aufzeigen. Ein neuer Name soll her, modern, mystisch. Feen, Elfen und Trolle werden seine Paten sein.
Einzelne Projekte greifen heute schon wie die Direktvermarktung von Agrarprodukten und der Urlaub auf dem Bauernhof. Die örtliche Gastronomie stellt ihre Angebote auf das Thema ein. Step by Step werden neue Bausteine in das geplante Puzzle eingefügt: Erlebniswanderwege, Alpinreiten, Almentour, Mountainbiking und Ausbau der Wintersportanlagen. Kraftfelder, Mythen und alte Bräuche werden ebenso bemüht wie Dichter, Denker und Liederschreiber. Das Projekt Kultur und Kunsterlebnis will weitgehend unverfälschte Volkskultur darbieten, alte Bräuche beleben. Die Zahl 7 steht für Gemeinden, Kraftplätze, Sagen und Märchenplätze, Quellen und Wasserplätze, Mythen, Blumen und Moore. Ein einheitliches Leitsystem soll dem Besucher das mystische Tal näher bringen. ■
Wald am Schoberpass mit seinen kleinen, aber feinen Skipisten plant eine neue, moderne Personenbeförderungsanlage.