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Literatur zum Kennenlernen

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Köpfe

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In Europa unterscheidet man Westen und Osten nicht nur geographisch, sondern auch politisch, wirtschaftlich und kulturell voneinander. Während Eigenschaften wie organisiert, kultiviert, fortschrittlich, wohlhabend auf Westeuropa passen, sind Begriffe wie chaotisch, rückständig, arm bezeichnend für osteuropäische Länder. Das soll sich aber ändern. Es gibt Bemühungen auf allen möglichen Ebenen, nicht zuletzt auf der kulturellen. Der Verein für Innovative Sozialprojekte ISOP hat Ende 2003 zusammen mit dem Kulturzentrum bei den Minoriten ein Projekt gestartet, das noch aktuell ist. „Frauen schreiben“ ist eine Begegnungsreihe, welche Literatur aus dem Osten dem Buchliebhaber in Graz näher bringen soll. Das Besondere daran: alle Werke stammen aus Frauenhand. Mit diesem Projekt wurde Dragana Tomasevic, Ehefrau von Dzevad Karahasan, beauftragt, der bis vor zwei Jahren Stadtschreiber von Graz war. Dragana Tomasevic ist Autorin von zahlreichen literarischen Beiträgen und Buchveröffentlichungen, wie „Das Leben ist stärker“ – Briefe nach Sarajevo –und „Reispuppe“. „Dieses Projekt ist als Beitrag zur kulturellen bzw. literarischen Verständigung zwischen den Ländern gedacht. Ich habe mich dabei ausschließlich auf die Frauenliteratur konzentriert, weil ich glaube, dass es eine Frauenliteratur gibt, die gezeigt werden sollte. Für die Frauenliteratur sind die Gefühlsintensität und Handlungsdetails charakteristisch. Es gibt auch Männer, die mit der Handschrift einer Frau schreiben, gefühlsbetont, detailliert.“ Dragana Tomasevic hat dem Projekt einen Themenrahmen gegeben, der in Zyklen unterteilt ist. Jeder Zyklus hat ein Thema. So konnte sie in die Vergangenheit zurückgreifen und die ältesten Beispiele dem Grazer Publikum in Form von Lesungen und Vorträgen präsentieren. So konnten Werke von Autorinnen aus Kroatien, Serbien, Montenegro, Bosnien, Mazedonien, Griechenland, Albanien, Rumänien, Bulgarien und der Türkei erfasst werden. „Es waren und sind interessante Frauen, selbstbewusst und literarisch begabt, von denen man wenig bis gar nichts in Westeuropa weiß.“ Am 18. April steht die Türkei im Mittelpunkt. Zu diesem Treffen bei ISOP kommt Barbara Frischmuth und liest aus ihrem neuen Roman, in welchem es um die Ehe zwischen einer Türkin und einem Österreicher geht. Aus Istanbul kommt die bekannte türkische Autorin Buket Uzuner und wird über die Frauenliteratur in der Türkei berichten. „Ideen für Projekte gibt es viele und noch mehr Autoren/innen, die es verdienen, vorgestellt zu werden“, so Frau Tomasevic, und man merkt, ihre Überzeugung ist begründet. ■

Foto: Herbert Huber

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Dragana Tomasevic studierte Philosophie, Soziologie und vergleichende Literaturwissenschaft in Sarajevo.

Am 13. Oktober verstarb eine Patientin, nachdem sie bei Dr. Brodnik in der Ordination war und von diesem eine Selen-Spritze bekam. Das Gericht kam zum Schluss, dass sie durch die Selen-Spritze –sie soll eine Überdosis enthalten haben – zu Tode kam. Das Urteil selbst zweifeln Experten an, weil nie eindeutig bewiesen worden sein soll, dass das Selen maßgeblich dafür war. Richard Brodnik wurde zu einer mehrmonatigen Haft verurteilt und saß diese Strafe ab. Gibt es auch etwas Positives nach einem solchen Gefängnisaufenthalt für Sie? „Ganz sicherlich, denn ich hab’ nun ein noch größeres Verständnis für seelische Zustände wie Angst, Verzweiflung, eine Art Sinnlosigkeit und komplette Freudlosigkeit, die manche im Leben sehen. Aber von meiner Einstellung her bin ich nie depressiv geworden. Ich habe mich natürlich traurig gefühlt und mir viele, viele Fragen gestellt. Aber schon der Buddhismus –und dem fühl’ ich mich doch sehr verbunden – meint, dass negative Erfahrungen einfach zu einer Reifung führen, und für mich war es so. Ich bin durch dieses Schlamassel durchgegangen und habe viel gelernt. Ich konnte aber auch im Gefängnis manchen ein wenig helfen, einfach von meiner Ausbildung her, aber auch wenn die Menschen zu mir gekommen sind und sich eben den einen oder anderen Rat geholt haben.“ Aber wie war Ihre Einstellung vor dem Antritt Ihrer Haftstrafe? „Natürlich hat man Angst vor dem Gefängnis und die erste Nacht dort oben im Paulustor in Graz im Keller war auch nicht angenehm, mit einem flauen Gefühl im Magen. Doch das hat sich dann sehr rasch gelegt, wie sich der Kopf eben auf solche Situationen einstellt.“ Richard Brodnik konnte ja über Tag das Gefängnis verlassen und arbeitete in dieser Zeit in einem Personalbüro. „Es klingt eigenartig,

Hartberger Arzt musste nach Gerichtsurteil Gefängnisstrafe absitzen Habe nun mehr Verständnis für Extrem-Ängste

Nach einem umstrittenen Urteil musste der erfahrene Hartberger Kurarzt für Monate ins Gefängnis. Während andere, die vorher noch nie mit dem Gesetz in Berührung kamen, geschweige denn mit einer Gefängnis-Strafe bedroht waren, vom Bundespräsidenten die Weihnachts-Amnestie zugesprochen bekamen, musste Richard Brodnik seine Strafe voll absitzen.

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