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Mut zur Offenheit
Bis Anfang September sind Tandem-Teams auf Mut-Tour durch ganz Deutschland. Auf den Etappen und Stopps setzen sie sich für mehr Offenheit, Wissen und Mut im Umgang mit psychischen Erkrankungen ein.
Wie geht es Dir? Wohl eine der am häufigsten gestellten Fragen und auch wohl die, auf die es nicht selten keine ehrliche Antwort gibt, die als Smalltalk abgetan wird. Die Teilnehmenden der Mut-Tour leisten auf 3.800 Kilometern durch ganz Deutschland Aufklärungsarbeit und setzen sich für mehr Offenheit im Umgang mit psychischen Erkrankungen, insbesondere Depressionen, ein.
Dreizehn Etappen, elf davon auf Tandems, zwei wandernd. Auch Hamburg war ein Etappenziel für die drei Tandems. Auf einem saßen Tina Fröhlich und Jessica Gumpert. Für beide war es die erste Teilnahme, beide verbuchten sie als vollen Erfolg.
„Es ist wichtig, mentale Gesundheit anzusprechen“, sagt Jessica Gumpert. Die 27-jährige Feinoptikerin ist selber von Depressionen betroffen. „Ich hab von der Aktion in den Nachrichten gehört, hatte noch Urlaubstage übrig und fand die Idee so toll, dass ich mich kurzerhand entschieden habe, mitzufahren.“
Tina Fröhlich ist eine der Teilnehmerinnen, die nicht selber betroffen sind. Mitmachen und unterstützen kann jede und jeder. Voraussetzung ist die Teilnahme an einem von zwei Kennenlernwochenenden. Die 62-jährige Lehrerin hat die Tour erstmal zwei Jahre beobachtet: „Ich war mit dem Rad im Urlaub und habe die Tandems gesehen. Im zweiten Jahr bin ich dann mit den Beteiligten ins Gespräch gekommen und war vom Konzept beeindruckt“, erzählt sie. „Ich hab mich informiert und dazu entschieden, mitzufahren. Als ich das Thema in meinem Freundeskreis angesprochen habe, habe ich erfahren, dass fast alle in irgendeiner Art Kontakt zu mentalen Erkrankungen hatten und haben. Das hat mich darin bestätigt, wie wichtig diese Aktion ist, wie wichtig es ist, darüber zu reden.“
Die Erfahrung in ihrem Freundeskreis kommt nicht überraschend, wenn man sich die Zahlen anschaut: Laut der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention sind rund 8,2 Prozent, also 5,3 Millionen der
Dafür sitzen Tina Fröhlich und Jessica Gumpert gemeinsam auf einem Tandem. Die beiden kannten sich vorher nicht, ebenso wenig die anderen vier Mitfahrenden. Es ist eine Mischung aus Betroffenen und Nicht-Betroffenen, aus Leuten, die die Tour schon kennen und Neulingen. Jeden Tag steht eine Strecke zwischen 50 und 60 Kilometern auf dem Plan. „Der Hintern wird schon strapaziert“, sagt Jessica Gumpert lachend. Übernachtet wird da, wo es geht: bei Privatpersonen, in sozialen Einrichtungen, in Schulen. „Das wird immer kurzfristig organisiert, aber wir haben immer was gefunden“, sagt sie.
Gemeinsam wird eingekauft, gekocht, geradelt. „Man öffnet sich, kommt ins Gespräch. Viele Gespräche haben mich berührt, ich kann sehr viel aus der Zeit mitnehmen“, sagt Tina Fröhlich. „Man verbringt viel Zeit miteinander, auf dem Tandem ja auch nur zu zweit und die Paare wurden immer wieder getauscht. Und vielleicht hat das voreinander herfahren auch geholfen, freier zu sprechen, als wenn man sich in die Augen schauen muss.“
Natürlich reden die Teilnehmenden nicht nur untereinander über ihre Erfahrungen: Immer wieder halten sie an, sprechen mit der Presse, mit Interessierten, bauen Infostände auf. „Wir wollen möglichst viel Aufmerksamkeit generieren“, so Tina Fröhlich.
Autorin: sophie.rhine@funkemedien.de Infos: www.mut-tour.de
ZUR SACHE: Hier gibt
es Hilfe
Sowohl für Betroffene als auch Angehörige gibt es Anlaufstellen für Hilfe.
Bundesweit sind das zum Beispiel die Telefonseelsorge (0800 111 0 111) und die Deutsche Depressionshilfe (0800 33 44 533, www.deutschedepressionshilfe.de). In Hamburg gibt es unter anderem den Sozialpsychiatrischen Dienst und den Angehörige psychisch Erkankter Landesverband Hamburg e. V. Einen Überblick über verschiedene Hilfsangebote bietet der Mut-Atlas (www.mut-atlas.de).
Schwere Arbeit steht nicht hoch im Kurs. Nahezu alle Baufirmen in Hamburg haben Nachwuchssorgen und werben mit neuer Sanftheit: Rücksicht auf das Privatleben, Teilzeit möglich.
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