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Mein Arbeitsplatz

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Comic

Tim im Lande der Sowjets

Hergé, Carlsen, ISBN 978-3-551-73820-2, Hardcover, € 49

„Tim im Lande der Sowjets“ ist das erste Abenteuer der Tim und Struppi-Reihe, das 1929 erschien. Nach fast 90 Jahren wurde der ComicKlassiker nun endlich koloriert. Die limitierte Vorzugsausgabe enthält ein 16-seitiges Dossier über die Entstehung des Abenteuers und eine zusätzliche Druckseite, die im Album fehlte.

Connaisseure mögen nun fragen: Sakrileg? Hatte nicht gerade die Schwarz-Weiß-Ästhetik ihren Reiz? Das mag sein. Sicher ist aber auch, dass Hergé selbst die Kolorierung seiner frühen Alben vorantrieb.

„Tim im Lande der Sowjets“ war eine Ausnahme. Der Belgier fand sein Frühwerk ungenügend. Tatsächlich haben Story und Zeichnungen deutliche Schwächen. Aber es macht Spaß, die Entwicklung George Remys zur Legende Hergé auf diese Weise nachzuvollziehen.

Roman

Der letzte Sessellift

John Irving, Diogenes, ISBN 978-3-257-07222-8, Hardcover, € 36

Erneut hat er sich als Meister der Erzählkunst erwiesen. Irvings neuester Roman ist eine faszinierende Mischung aus Spannung, Humor und tiefgründigen Charakterstudien. Die Handlung entfaltet sich in der Berglandschaft von Vermont und dreht sich um das Leben von Ruth Kincaid, einer eigenwilligen Frau, die eine Leidenschaft für Skifahren und Skilifte hegt. Als der letzte Sessellift des Skigebiets bedroht ist, entschließt sie sich, alles zu tun, um ihn zu retten. Dabei stößt sie auf Geheimnisse und Intrigen, die ihr Leben für immer verändern. Wie immer führt Irving den Leser in eine Welt voller kurioser und liebenswerter Charaktere.

Biografie

Die Wahrheit über Facebook

Frances Haugen, Econ, ISBN 978-3-430-210836, Hardcover, € 25,99

Die amerikanische Informatikerin Frances Haugen bietet einen einzigartigen Blick hinter die Kulissen von einem der mächtigsten Konzerne der Welt. Drei Jahre lang war sie Produktmanagerin bei Facebook, anschließend erhob sie schwere Vorwürfe gegen das Unternehmen und konnte beweisen, dass Facebooks Algorithmen wissentlich Extremismus, Gewalt und die Verbreitung von Fake News fördern.

Krimi Schwedenlicht

Jesper Lund, Emons, ISBN 978-3-7408-1659-9, Taschenbuch, € 13 „Schwedenlicht“ ist eine atmosphärische und melancholische Geschichte. Der Autor erzählt die Geschichte einer jungen Frau namens Anna, die nach dem Tod ihres Vaters in ihre Heimatstadt zurückkehrt und dabei mit ihrer Vergangenheit und den Geheimnissen ihrer Familie konfrontiert wird. Spannung trifft auf sorgfältige Charakterzeichnung.

Die Topseller im Westen ...

Jeden Monat ermittelt der KlönschnacK unter den hiesigen Buchhändlern die Top-Titel der Elbvororte.

BLANKENESE Kurt Heymann

„Die Geschichte von Pa Salt“, Lucinda Riley, Harry Whittaker, Goldmann, € 24

WEDEL Kurt Heymann

„Blue Skies“, T. C. Boyles, Hanser, € 28

SCHENEFELD Kurt Heymann

„Das Café ohne Namen“, Robert Seethealer, Claassen Verlag, € 24

BLANKENESE Kortes

„Der Keim“, Tarjei Vesaas, Guggolz Verlag,cc € 24

KLEIN-FLOTTBEK Thalia

„Elternabend“, Sebastian Fitzek, Droemer, € 16,99

OTHMARSCHEN Harder

„Das Café ohne Namen“, Robert Seethealer, Claassen Verlag, € 24

Roman Kremulator

Sasha Filipenko, Diogenes, ISBN 978-3-257-07239-6, Hardcover, € 25

Das Buch führt den Leser in eine Welt voller historischer und philosophischer Überlegungen. Der Autor erzählt die Geschichte eines jungen Mannes, der als Leichenverbrenner in einem Krematorium arbeitet und dabei mit den existentiellen Fragen des Lebens konfrontiert wird. Filipenko präsentiert eine außergewöhnliche Perspektive auf das Leben und den Tod. Sein Schreibstil ist detailliert und bildhaft, was es dem Leser ermöglicht, sich in die düstere Atmosphäre des Krematoriums hineinzuversetzen.

Für Sie entdeckt und gelesen ...

Roman Unser Deutschlandmärchen

Dinçer Güçyeter, mikrotext, ISBN 978-3-948-63116-1, Brochiert, € 25

Dinçer Güçyeter ist der gefeierte Star der diesjährigen Leipziger Buchmesse, mit gleich zwei Preisen: für seinen eigenen Verlag und für seinen Debütroman „Unser Deutschlandmärchen.“

Der Roman ist ein autobiografisches Familienporträt und erzählt, beginnend bei Güçyeters Großmutter, schließlich vom Weggang aus der Türkei und dem Leben im Rheinland.

Wenn man meint, die Geschichte der türkischen Einwanderer wäre auserzählt, wird man hier eines Besseren belehrt – man hat schlicht das Gefühl, gar nichts zu wissen, über die Zustände der damaligen Türkei, aber auch über das frühere Deutschland, wie es sich für die Einwandernden darstellte – ein ewiges Ankommen.

Aus einem Heilsversprechen wurde für viele eine unbarmherzige Realität voll endloser Arbeit, Schulden und Angst.

Güçyeter hat sich bislang vor allem als Lyriker einen Namen gemacht.

Dass sein Roman nun Gedichte und Liedtexte enthält, ist so nicht verwunderlich, wenn es auch die Genregrenze sprengt. Bedenkt man, dass Einwanderer wie Güçyeters Eltern an der Sprachverwirrung teils erheblich litten und auch Güçyeter selbst noch heute manchmal seine Sprache sucht, ist es passend, hier mit Ausdrucksformen zu spielen und etwas Eigenes zu wagen. Das ist überaus mutig. Herausgekommen ist ein verdammt guter Roman mit viel Können und Herz, der Brücken schlagen kann. MW

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