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TIMS THESEN/AMTSGERICHT

Das Amtsgericht

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Aus dem Amtsgericht Eigenverantwortung

Zum Glück gibt es aufmerksame Mitmenschen – sonst hätte sich der Halter oder die Halterin eines Mini-Coopers sicher noch mehr geärgert bei der Entdeckung, dass der Außenspiegel abgerissen worden war und auf der Straße lag. Ein Schaden von über 3.000 Euro ist entstanden.

Eine Dame vom Balkon („Ich hörte einen lauten Knall und sah einen Rückspiegel durch die Gegend fliegen.“) und ein Bauarbeiter vom Straßenrand („Ich hörte ein Knallgeräusch.“) konnten der Polizei gegenüber jedoch angeben, wessen Auto für den Unfall verantwortlich war. Dieses Auto und seine Fahrerin waren gleich um die Ecke schnell entdeckt. Deshalb nun die Anklage wegen Fahrerflucht – kein einfaches Vergehen, droht doch eine Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren.

Die Fahrerin, Luise H. (Name geändert), hat nach eigener Aussage nichts gehört und nichts bemerkt. Deshalb habe sie weder angehalten noch sei sie auch nur lang samer gefahren. Sie habe es nicht absichtlich gemacht und sich darum auch nicht wissentlich vom „Tatort“ entfernt. Ihre Versicherung habe sofort den Schaden beglichen und sie bedauere, dass sie sich aus Datenschutzgründen nicht beim Besitzer des Mini habe entschuldigen können. Den Namen konnte sie nicht erfahren. Nach dem Vorfall

hat sie die Polizei vernommen („sehr unangenehm“) und ihr direkt den Führerschein – vorläufig – entzogen; das ist nun schon acht Monate her. In dieser Zeit hat sich gezeigt, wie sehr sie auf ihren Wagen angewiesen ist, und sie schildert ihren schwierigen Alltag. Im Gespräch vor Gericht stellt sich heraus, dass das Hörvermögen der 68-jährigen Krankenschwester nur noch 50 Prozent beträgt und sie häufiger keine Hörgeräte nutzt. So auch am Tag des Unfalls. Zudem lief das Radio, schepperte die Ladung im Kofferraum und Kein Hörgerät benutzt ... sie „brabbelte“ nach eigener Aussage vor sich hin. Kein Wunder, wenn man dann nichts mehr hört. Ein erhöhter Alkoholwert, der bei ihr später von der Polizei nachgewiesen wurde, scheint erst nach dem Vorfall entstanden zu sein. Das Verfahren endet nach einem Rechtsgespräch zwischen Richterin, Verteidiger und Staatsanwältin mit folgender Erklärung der Richterin: Das Verfahren wird gegen eine Zahlung von 300 Euro Bußgeld vorläufig eingestellt und die Angeklagte verzichtet auf eine Entschädigung für den Entzug des Führerscheins. Diesen bekommt sie nun direkt ausgehändigt. In Zukunft können sich die Verkehrsteilnehmer der Elbvororte hoffentlich darauf verlassen, dass Frau H. so verantwortungsbewusst ist, dass ihre Aufmerksamkeit und ihr Gehör vollkommen beim Straßengeschehen sind. Alke Dohrmann

THEMA: Milliardäre im Weltall

Tim Holzhäuser schreibt hier seine monatliche Glosse

Jeff Bezos, Elon Musk, Richard Branson – sie alle eint ein geradezu theatralischer Kontostand und der Drang, die Menschheit ins All zu führen.

Warum? Weil sie es können! Oder in der Langfassung: Menschen wie Bezos haben durch ihren Kontostand die Macht von Regierungen erlangt – eine Macht so groß, dass sie imstande sind, Menschheitsaufgaben zu erledigen. Sie sind zu Schlüsselfiguren der Geschichte geworden. Durch den Umgang mit Technik haben sie außerdem die Fähigkeit erlangt, über bekannte Grenzen hinaus zu denken. Sie sind also nicht weniger als Wahrsager, die selbst unsere ferne Zukunft voraussehen können.

Zumindest denken sie das. Hier kommen wir zur These. Das oben Gesagte ist in meinen Augen eine Art gegen den Urheber selbst gerichtete Propaganda. In Wirklichkeit steigt der Milliardär in die Rakete, um der eigenen Bedeutungslosigkeit davonzufliegen.

Elon Musk bedeutungslos?!

Gucken wir uns die Sache genauer an, sozusagen auf Bodenlevel. Elon steht morgens auf, denkt an seinen Kontostand und erlangt damit wie jeden Morgen das Gefühl, der Auserwählte zu sein. Er federt aus dem Bett, springt

ins Bad und sieht eine neue Falte über der Nasenwurzel. Ärgerliches Rubbeln. Dabei fällt ihm auch wieder ein, dass der Zahnarzt beim letzten Besuch „Oh!“, gesagt hat. Bei der Bestellung des Frühstücks ordert Elon „Tee“, obwohl er gestern auf Kaffee umsteigen wollte. Warum hat er das schon wieder vergessen?! Er ist doch keine 70! Spätestens zum Mittagessen ist es wieder da, dieses bedrohliche Gefühl, er selbst könnte am Ende wirklich sterben. Das Gefühl gewinnt an Schärfe, als er ein Zimmermädchen beobachtet, das mit Betten und Mindestlohn kämpft, ebenfalls sterben wird und so, allegorisch gesehen, direkt neben Elon liegt. Das geht aber nicht! Das Schicksal kann ihm ja schlecht die Fähigkeit zuteilen MILLIARDEN anzuhäufen und gleichzeitig sagen: „Guck mal, das arme Bienchen aus Puerto Rico. Mit der könntest du dich schon mal anfreunden, ihr nehmt bald denselben Zug.“ Nein, sagt Elon. Nein, nein! Das Schicksal ist einer dieser Retro-Nörgler, die das große Ganze nicht erkannt haben. Er wird den Nörglern in ca. 250 Jahren eine Postkarte schicken. Vom „Er wird ihnen Mars. Faltenfrei. in 250 Jahren eine Postkarte schicken.“ Letzte Frage: Ist diese Glosse vielleicht auch RetroNörgeln? Auf „Arte“ lief gerade die Reportage „Letzte Ausfahrt: Weltall“, in der viele Wissenschaftler zu Wort kommen. Deren Job ist es, auf Naturgesetze hinzuweisen. Mein Lieblingsbeispiel: Der Raumfahrer, der hinter einer großen Glasscheibe steht und das Weltall bewundert, wie im Film, würde realiter in 30 Sekunden von kosmischer und UV-Strahlung gegrillt werden. Terraforming, also die nachträgliche Erzeugung einer Atmosphäre, zum Beispiel auf dem Mars, wird als pure Science-Fiction bezeichnet, die grob, wirklich grob, an den Naturgesetzen vorbeiführt. Irgendjemand wird es den Jungs sagen müssen.

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