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FISCHERHAUS

Hoch die Gläser auf das Blankeneser Fischerhaus! Zu einem richtigen Richtfest gehört selbstverständlich auch der traditionelle Richtspruch der Handwerker.

Fischerhaus Blankenese Na, altes Haus?

Hamburgs ältestes Wohnhaus wurde vor dem Verfall gerettet. Angesichts der Lage war hierfür einiger Erfindungsgeist gefordert. Nun stehen noch Arbeiten im Inneren an, bevor das Haus einem wichtigen Zweck dient.

Das Fischerhaus Blankenese ist mit 450 Jahren das älteste Wohnhaus Hamburgs.

Nach einer umfangreichen bauhistorischen Prüfung wird das Fischerhaus seit 2020 umfassend denkmalgerecht saniert. Die Kosten von rund 3,5 Millionen Euro wurde von der Finanzbehörde aus Mitteln des Haushaltsplans 2021/2022 bereitgestellt.

Anders als bislang angenommen, wurde das historische Wohnhaus nicht zwischen 1700 und 1800 erbaut, sondern wohl schon um 1570 herum. Dem will man Rechnung tragen und so nah wie möglich am Original bleiben. Daher erfolgen die Arbeiten in enger Abstimmung mit dem Denkmalschutz. Historische Bauteile werden wenn möglich wiederhergestellt, statt ausgetauscht. Diese denkmalgerechte Bauweise sorgt für die hohen Kosten.

Aber auch die Lage sorgte für Schwierigkeiten, da das Treppenviertel kein dankbarer Bauplatz ist. Schon der Transport der Baumaterialien gestaltete sich oft schwierig, weil große Fahrzeuge schlichtweg nicht durchkommen. „Erst stand im Raum, dass wir die Reet-Bündel einfach schultern und vom Strandweg aus hochtragen“, sagte David Pegrim, der mit seinem Team das Reetdach deckte. „Wir haben dann nach und nach eine elektrische Seilbahn etabliert,“ fügt er hinzu.

Rundum zufrieden zeigten sich alle Beteiligten und Verantwortlichen beim Richtfest. Als „Krönung der Baukunst“ bezeichnete Finanzsenator Dr. Andreas Dressel die Arbeit am historischen Gebäude. „Das Planen und Bauen in der Corona-Zeit und noch dazu an dieser Baustelle war eine besondere Herausforderung. Umso schöner, dass die finale Fertigstellung in Sichtweite ist“, sagte Dressel. „Das Fischerhaus ist als ältestes Hamburger Wohnhaus ein wahres Kleinod. Das zu erhalten, war und ist für den Senat Auftrag und Verpflichtung.“

Ähnlich sieht es Jan Zunke, Geschäftsführer der städtischen Baufirma Sprinkenhof GmbH: „Wir tragen dazu bei, eines der ältesten Gebäude in Hamburg für zukünf tige Generationen zu erhalten, sodass Geschichte lebendig wird. Die denkmalgerechte Sanierung mitten im Treppenviertel ist eine wahre Herausforderung, da die Baustelle nur zu Fuß über Treppen erreichbar ist und es praktisch keine Rangierfläche für Fahrzeuge gibt. Daher freuen wir uns ganz besonders über die kreative und lösungsorientierte Kompetenz aller Projektbeteiligten, danken für das Engagement und wünschen weiterhin eine gute sowie unfallfreie Zusammenarbeit.“

Das historische Gebäude soll im ersten Quartal 2023 eröffnet werden. Ein Teil des Hauses wird weiter als Wohnung genutzt werden – die bisherige Mieterin zieht wieder ein –, den anderen Teil nutzt die Kirchengemeinde Blankenese als Begegnungsort für Seniorinnen und Senioren. Die Nutzung dient also dem Gemeinwohl – was Bezirksamtsleiterin Dr. Stefanie von Berg besonders freut: „Das Fischerhaus Blankenese ist ein Zeitzeuge unserer Stadt. Es ist viele Generationen her, dass dieses Gebäude erstmals Menschen ein Dach über den Kopf geboten hat. Und das zu einer Zeit, in der Hamburg Mitte bis Ende des 16. Jahrhunderts zum Heimathafen für protestantische und jüdische Glaubensflüchtlinge wurde. Jetzt, 450 Jahre später, feiern wir erneut Richtfest – und wieder zeigt sich Hamburg Flüchtenden gegenüber mit offenen Armen. Hier schließt sich ein Kreis. Und wer weiß, vielleicht steht das Fischerhaus auch in 450 Jahren noch – und dann erinnern sich andere daran zurück, dass Hamburg schon immer eine humanitäre, weltoffene Stadt war.“

In den nächsten Monaten stehen nun die Innenausbauten an. Derzeit liegt noch der Estrich blank und Kabel schauen hervor. Doch das ist nach allem bereits Geschafften scheinbar eine Kleinigkeit. „Das Gebäude erstrahlt in altem Kleid, aber in neuem Glanz“, hieß es beim Richtspruch passend – bevor das Weinglas symbolisch auf dem Boden zerschellte. Denn Scherben bringen bekanntlich Glück.

Das Fischerhaus in neuem Glanz: Angesichts der Verteuerung von Baustoffen und Problemen bei Lieferketten erstaunt dieses Richtfest umso mehr.

Autoren: sophie.rhine@kloenschnack.de michael.wendland@kloenschnack.de Infos: www.hamburg.de/altona

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