Philippe HENNET DVM, Dipl AVDC, Dipl EVCD
Zahn- und Maulhöhlengesundheit: Die Rolle der Ernährung
1 - Anatomische und physiologische Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 413 2 - Parodontalerkrankungen und Maulhygiene / Zahnpflege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 415 3 - Die Rolle der Ernährung bei der Maulhöhlen- und Zahnhygiene . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 418
Zahnhygiene
Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 421 Diätetische Informationen von Royal Canin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 422
411
Zahn- und Maulhöhlengesundheit: Die Rolle der Ernährung Philippe HENNET DVM, Dipl AVDC, Dipl EVCD Philippe Hennet schloss sein Tiermedizinstudium 1988 an der Ecole Nationale Vétérinaire in Toulouse (Frankreich) ab und leitete von 1987 bis 1989 in Zusammenarbeit mit der zahnärztlichen Fakultät in Toulouse ein Forschungsprojekt über Endodontologie beim Hund, das 1990 in einer veterinärmedizinschen Promotion mündete. Anschließend war Dr. Hennet von 1990 bis 1992 als klinischer Assistent (Resident) an der Abteilung für Zahnheilkunde der Veterinary School der University of Pennsylvania, Philadelphia, tätig. Zurzeit leitet Dr. Hennet eine tierärztliche Klinik mit Spezialisierung auf Maulhöhlen-, Zahn- und HNO-Erkrankungen in Paris. Seit 1993 ist er als Assistent für Zahnheilkunde an der Ecole Nationale Vétérinaire d’Alfort tätig. Darüber hinaus ist er seit 1995 wissenschaftlicher Mitorganisator der Zahnheilkundekurse der ESAVS (European School for Advanced Veterinary Studies) in Luxemburg. Ferner ist Dr. Hennet seit 1993 Diplomate des American College of Veterinary Dentistry (ACVD) und seit 1998 Diplomate des European College of Veterinary Dentistry (EVDC), sowie Autor zahlreicher Veröffentlichungen in französischer und englischer Sprache.
U
nter den Erkrankungen der Maulhöhle und der Zähne des Hundes treten Parodontalerkrankungen am häufigsten auf. Jeder Hund ist im Laufe seines Lebens in mehr oder weniger starker Ausprägung betroffen. Dennoch wird die parodontale Erkrankung im Vergleich zu anderen Erkrankungen erstaunlicherweise oft vernachlässigt. Für eine erfolgreiche Behandlung oder Prävention reichen oft einfache Hygiene- und Pflegemaßnahmen.
Zahnhygiene
Im Bereich der Maulhöhle und der Zähne ist der Nutzen jeder therapeutischen Intervention des Tierarztes nur von sehr kurzer Dauer, wenn diese nicht durch tägliche Pflegemaßnahmen des Besitzers zu Hause ergänzt und fortgesetzt werden. Die wichtigste Pflegemaßnahme ist die Bekämpfung der Plaque (bakterieller Zahnbelag). Neben dem Zähneputzen, der zweifellos wirksamsten präventiven Maßnahme, gibt es weitere Möglichkeiten mechanischer oder chemischer Natur zur wirksamen Unterstützung der Plaquebekämpfung.
412
1 - Die Physiologie des Kauvorganges
1 - Anatomische und physiologische Grundlagen Die Zähne (Abbildung 1 und 2)
ABBILDUNG 1 - GEBISS EINES HUNDES, LATERALE ANSICHT M2 (110/210)
M1 (109/209)
PM4 (108/208)
PM3 (107/207)
ABBILDUNG 2 - GEBISS EINES HUNDES, KRANIALE ANSICHT Oberkiefer Incisivi I1 (101/201) I2 (102/202) I3 (103/203) Canini (104/204)
PM2 (106/206)
Incisivi
Caninus
PM1 (105/205)
{ {
Canini
Oberkieferzähne
Incisivi
M1 (309/409)
PM4 (308/408)
PM3 PM2 (307/407) (306/406)
PM1 (305/405)
Unterkiefer
Unterkieferzähne
Der adulte Hund hat 42 Zähne, seine Zahnformel lautet: I 3/3; C 1/1; PM 4/4; M 2/3.
Incisivi I1 (301/401) I2 (302/402) I3 (303/403) Canini (304/404)
Die Incisivi (Zangen) sind im Oberkiefer größer als im Unterkiefer und werden von innen nach außen als I1, I2 und I3 bezeichnet.
Die vor etwa 250 Millionen Jahren im Mesozoikum aufgetauchten primitiven Säugetiere besaßen bereits zwei Hemimandibeln, die ventral über eine Symphyse vereinigt waren und über eine Kondyle mit der Cavitas glenoidale des Os squamosum artikulierten (Articulatio temporomandibularis; Kiefergelenk). Die Zähne waren von Zahnschmelz überzogen und ausdifferenziert zu schneidenden Incisivi, konischen Canini und mahlenden oder quetschenden Molaren. Implantiert waren sie in den Alveolarrändern der Maxillen und Mandibeln. Unsere heutigen Säugetiere haben diese entscheidenden anatomischen Charakteristika im Wesentlichen beibehalten, sie weisen jedoch gewisse Modifikationen in Abhängigkeit vom Ernährungstyp auf (Lavergne et al., 1996). Karnivoren sind diphydont (Milchgebiss wird durch ein bleibendes, adultes Gebiss ersetzt) und heterodont (Zähne unterschiedlicher Formen mit unterschiedlichen Funktionen). Die Schneidezähne oder Incisivi, drei an der Zahl pro Kieferhälfte, haben eine greifende und schneidende Funktion und besitzen nur eine Wurzel. Die Fangzähne oder Canini sind konisch geformt und haben eine zerreißende Funktion, speziell angepasst an die Ernährungsweise als Beutegreifer. Die Prämolaren besitzen zwei Wurzeln mit Ausnahme des ersten Prämolaren, eines zurückgebildeten Zahnes, und haben eine aus drei linear ausgerichteten Schmelzhöckern geformte Krone. Die Kronen der maxillären und mandibulären Prämolaren weisen eine alternierende Okklusion auf, mit einem Diastema zwischen den einzelnen Zähnen. Die Molaren Okklusion der bleibenden Zähne beim Hund. oder hinteren Backenzähne besitzen zwei bis drei Wurzeln, und die Okklusion der Kornen Regelmäßig alternierende Anordnung der maxillären erfolgt durch Ineinandergreifen der maxillären und mandibulären Schmelzhöcker.
Die Kiefer Bei den Karnivoren liegt das Kiefergelenk in der Verlängerung der Okklusalebene. Es besteht aus einer tiefen, halbzylindrischen, sagittal orientierten und ventral von einem mächtigen Processus retroarticularis begrenzten maxillären Fossa, in die sich ein ebenfalls sagittal augerichteter mandibulärer Kondylus einfügt. Diese Anordnung erlaubt im Wesentlichen hebende und senkende Bewegungen der Mandibula, zu denen beim Hund die für das Zerlegen der Beute unverzichtbaren Horizontalbewegungen hinzukommen (Lafond, 1929; Gaspard, 1967).
und mandibulären Prämolaren: Der Hauptschmelzhöcker der maxillären Prämolaren sitzt in der Mitte des interdentalen Raumes der zwei gegenüberliegenden mandibulären Prämolaren. Der mandibuläre Caninus sitzt bei Kieferschluss im interdentalen Raum zwischen maxillärem Caninus und dem äußeren maxillären Incisivus (I3), eine mächtige Triade bildend. Bei Hunden vom mesozephalen und dolichozephalen Typ und bei bestimmten brachyzephalen Hunden zeigen die Incisivi eine scherenartige Okklusion (Höcker der mandibulären Incisivi in Kontakt mit dem Cingulum [Schmelzwulst im Zahnhalsbereich] der maxillären Incisivi). 413
Zahnhygiene
M2 (310/410)
© Ph. Hennet
M3 (311/411)
1 - Die Physiologie des Kauvorganges
Die Physiologie des Kauvorganges Unter dem Kauvorgang versteht man in diesem Zusammenhang den gesamten Vorgang der Nahrungsaufnahme vom Ergreifen der Nahrung über das eigentliche Kauen und das Einspeicheln bis hin zum Abschlucken des Bolus (Verchère et al., 1992). Im Unterschied zum Menschen zerkauen Karnivoren ihre Nahrung nicht, vielmehr zerteilen Sie große Beutestücke lediglich in kleinere Fragmente, ohne sie jedoch vollständig zu zerkleinern. Sie speicheln die Nahrungsbrocken nur wenig ein und verschlingen sie sehr rasch. Das Kauen besteht also hauptsächlich in einer Zerteilung größerer Nahrungsbestandteile. In der freien Wildbahn fängt der Fleischfresser seine Beute mit seinen mächtigen Fangzähnen (Canini). Die Schneidezähne (Incisivi) dienen dem Zerschneiden und Zerkleinern voluminöser Beutestücke, die anschließend tiefer in die Maulhöhle hinein geschoben werden. Diese Aktion kann durch Schütteln des Kopfes mit Hilfe der starken Nackenmuskeln unterstützt werden. Das Beutestück, zum Beispiel ein voluminöser Muskelbauch, wird durch die von den Schmelzhöckern der mandibulären und maxillären Reißzähne gebildeten Schere zertrennt (Abbildung 3). Hierzu muss die vestibuläre Seite des mandibulären Reißzahnes in Kontakt mit der lingualen Fläche des maxillären Reißzahnes treten.
I
ABBILDUNG 3 - ZERSCHNEIDEN DER NAHRUNG
ABBILDUNG 4 - RUPTUR DURCH EXTENSION
(Nach Gaspard, 1967)
(Nach Gaspard, 1967)
II
III
Die Biomechanik des Unterkiefers ermöglicht eine lineare Ausrichtung der Schmelzhöcker der mandibulären und maxillären Reißzähne (I), um eine Scherkraft (II) beim Kieferschluss zu erreichen, die zum Zertrennen der Nahrung führt (III).
I
II
Die durch die Schmelzhöcker der Reißzähne erfasste Nahrung unterliegt einer Dehnung durch die Horizontalbewegung, die letztlich zur Ruptur führt.
Zahnhygiene
Dies geschieht dank einer Öffnung der Symphyse und einer Außendrehung des Corpus mandibulae (Gaspard, 1967). Es arbeitet immer nur ein Unterkieferast zur selben Zeit (Lafond, 1929). Ist das Nahrungsstück weich und weniger voluminös, kann der Kanide seinen Kiefer schließen, ohne dass sich die Reißzähne vollständig annähern. Dies geschieht auch, wenn er simultan mit beiden Unterkieferästen arbeitet. In diesem Fall ist die Ruptur des Stückes auf eine Extension im Zusammenhang mit der Scherbewegung zurückzuführen. Die Deformation wird begleitet von Horizontalbewegungen. Karnivoren zerreißen elastische Körper und zerkleinern fasriges Gewebe mit Hilfe spezifischer Bewegungen, die darin bestehen, die Zähne des Unterkiefers heftig über die Zähne des Oberkiefers zu bewegen. Das Nahrungsstück unterliegt dabei einem abrupten Zug, der letztlich am Punkt des geringsten Widerstands zur Ruptur führt (Abbildung 4). Im Falle eines langen und rigiden Körpers, wie zum Beispiel eines Knochens, fixiert der Hund das Objekt mit den Vorderpfoten, indem er einen Pol auf den Boden drückt und den anderen energisch mit dem Maul erfasst. Dann neigt er seinen Kopf von einer Seite auf die andere, um das Objekt abwechselnd zu beugen und zu strecken, bis es schließlich auf Höhe der Reißzähne bricht. Das Objekt wird also zwischen dem ersten maxillären Molaren und dem Schmelzhöcker des mandibulären Reißzahnes zunächst komprimiert und schließlich zermalmt. Die Voraussetzung für diese Technik der Fragmentierung der Nahrung und die dabei entwickelten enormen Kräfte sind die bei den Karnivoren mächtig ausgebildeten Kaumuskeln, die den Kieferschluss bewerkstelligen. 414
2 - Parodontalerkrankungen
0
2 - Parodontalerkrankungen und Maulhygiene / Zahnpflege Im Unterschied zum Menschen kommt Zahnkaries beim Hund nur sehr selten vor. Eine Studie an 435 Hunden, vorgestellt in einer auf veterinärmedizinische Zahnheilkunde spezialisierten Praxis, hat gezeigt, dass nur 23 dieser Hunde (5,3 %) Karies aufwiesen (Hale, 1998). Die häufigste Erkrankung der Maulhöhle beim Hund ist die Parodontalerkrankung, und der größte Teil dieses Kapitels befasst sich mit dieser Erkrankung.
Parodontalerkrankungen
ABBILDUNG 5 - PARODONTAL-
Eine Parodontalerkrankung (Parodontium = Zahnhalteapparat, bestehend aus Zahnfleisch, Alveolarknochen, Zahnwurzelhaut und Zahnzement) ist das Ergebnis des Kampfes zwischen Bakterien, die sich an der Oberfläche der Zahnkronen ansammeln (bakterieller Zahnbelag, Plaque) und dem Abwehrsystem des Individuums (Abbildung 5).
> Epidemiologie Eine Parodontalerkrankung befällt jeden Hund im Laufe seines Lebens, aber mit unterschiedlicher Prävalenz je nach Rasse und Individuum. Die Ansammlung bakteriellen Zahnbelags (Plaque) an den Zahnoberflächen entlang des Zahnfleischrandes induziert eine entzündliche Reaktion des angrenzenden Zahnfleisches, eine Gingivitis. Im klassischen Fall sind die äußeren Zahnflächen (vestibulär oder bukkal) stärker betroffen als die inneren Flächen (palatinal oder lingual), und ebenso sind die Zähne des Oberkiefers in der Regel hochgradiger betroffen als die des Unterkiefers (Isogai et al., 1989; Rosenberg et al., 1966; Harvey et al., 1994) (Abbildung 6).
ERKRANKUNG
Supragingivale Plaque (bei Gingivitis)
In schützende Matrix eingefasste Bakterien Mineralisierung zu Zahnstein Zahnfleischödem
ABBILDUNG 6 - VERGLEICH DES PLAQUE-SCORES BEI ZÄHNEN KLEINER HUNDE (Hennet et al., 2004)
Unterkieferzähne 20
2
18
6 8 10 12 14 16
16 14
Supra- und subgingivale Plaque (bei Parodontitis)
12 10 8 6
Bildung einer parodontalen Zahnfleischtasche
4
18
2
20
0
Studie über 4 Monate an 18 Hunden kleiner Rassen (< 10 kg); Alter: 1 bis 8 Jahre. Plaque ist im Allgemeinen besonders stark ausgeprägt am P4 und M1 des Oberkiefers.
• Einfluss der Größe des Hundes Hunde geringer Größe (< 8 kg) sind früher und hochgradiger betroffen, insbesondere die Incisivi und die Innenflächen der Zähne (Harvey et al., 1994). Je kleiner ein Hund, desto mehr Volumen besitzen die Zähne im Kiefer, das heißt, kleinere Hunde haben im Verhältnis zum Kiefer größere Zähne als ihre größeren Artgenossen. Im Falle einer Parodontitis kann also die progressive Zerstörung des Alveolarknochens entlang der Zahnwurzel sogar die Stabilität des gesamten Kieferknochens bedrohen. Es konnte gezeigt werden, dass das Verhältnis zwischen Höhe des Unterkieferknochens und Höhe des M1 mit zunehmender Größe des Hundes signifikant abnimmt (Gioso et al., 2001) (Abbildung 7). Der Verlust einiger Millimeter Knochengewebe hat bei einem Yorkshire Terrier gravierendere Folgen als bei einem großen Hund. Die Schwächung des Kieferknochens geht in einigen Fällen so weit, dass Frakturen entstehen. Beim Yorkshire Terrier sind Erkrankungen der Maulhöhle und der Zähne, unabhäng vom Alter, der häufigste Anlass für den Besuch beim Tierarzt (Veterinary Medical Data Base, 1979-1999).
Parodontale Zahnfleischtasche
Zerstörung des interradikulären Knochengewebes
415
Zahnhygiene
4
Plaque Score (Logan & Boyce)
Plaque Score (Logan & Boyce)
Oberkieferzähne 0
Verhältnis Unterkieferknochenhöhe: Reißzahn M1 (D/C)
2 - Parodontalerkrankungen
ABBILDUNG 7 - ZUSAMMENHANG ZWISCHEN GEWICHT DES HUNDES UND DEM VERHÄLTNIS HÖHE DES UNTERKIEFERKNOCHENS (D): HÖHE DES UNTERKIEFERREIßZAHNES (C) (Gioso et al., 2001)
1,6 1.6 1,4 1.4
Hunde unter 5 kg Körpergewicht haben ein mittleres Verhältnis D/C von 0,64 gegenüber D/C = 1 bei Hunden über 30 kg. Dies bedeutet, dass der Reißzahn des Unterkiefers bei einem kleinen Hund nahezu doppelt so groß ist wie die Unterkieferhöhe (Gioso et al., 2001). Der Rekord wird vom Yorkshire Terrier mit einem Verhältnis von 0,49 gehalten.
1,2 1.2 1,0 1.0 0,8 0.8 0,6 0.6 0,4 0.4
Yorkshire
0.2 0,2 00 10
20
30
40
50
60
70 kg
Gewicht des Hundes Gewicht des Hundes (kg)
Anzahl untersuchter Verhältnis: Höhe des Unterkieferknochens/Höhe des M1 (D/C) Hunde
< 5.0
33 (14.1%)
0.64 ± 0.019
5.0-10.0
31 (13.3%)
0.76 ± 0.020
10.1-20.0
53 (22.7%)
0.87 ± 0.015
20.1-30.0
45 (19.2%)
0.97 ± 0.016
> 30.0
72 (30.8%)
1.00 ± 0.013
Röntgenaufnahme des Unterkieferreißzahnes (M1) eines Hundes A = Verbindungslinie zwischen den Wurzelspitzen des M1, B = Ventrale Kortikalis des Unterkieferknochens, C = Höhe des Reißzahnes (M1), D = Höhe des Unterkieferknochens
• Einfluss des Individuums Das Fortschreiten einer Gingivitis zu einer Parodontitis ist ein individuelles und für jeden Zahn spezifisches Phänomen. Es ist unter anderem abhängig von der Begrenzung der Ausdehnung der Infektion durch eine wirksame Maulhöhlen- und Zahnhygiene und/oder die Wirkung des lokalen Immunsystems des Individuums.
• Einfluss des Alters
Zahnhygiene
Einer Studie zufolge weisen 80 % aller Hunde über sechs Jahre eine durch eine Zerstörung von Knochengewebe gekennzeichnete, mittel- bis hochgradige Parodontitis auf (Hamp et al., 1984). Die supragingivale Plaque wird mit Hilfe des im Speichel vorhandenen Kalziums fortschreitend zu Zahnstein mineralisiert. Zahnstein kann bereits wenige Wochen nach Beginn der Plaquebildung sichtbar werden. In einer Studie an jungen Beagles zeigten 95 % der untersuchten Hunde im Alter von 26 Monaten eine sehr deutliche Zahnsteinbildung, sowie eine hochgradige Zahnfleischentzündung, begleitet von einer Parodontitis (Rosenberg et al., 1966). Die parodontale Erkrankung verstärkt sich natürlicherweise mit fortschreitendem Alter. So gibt es eine statistisch signifikante Korrelation zwischen dem Alter und dem Zahnfleischindex (Intensität der Entzündung), dem Zahnsteinindex (Menge an Zahnstein), dem Zahnbeweglichkeitsindex und dem Furkationsindex (Grad der interradikulären Knochenresorption) (Harvey et al., 1994).
• Einfluss des Geschlechts © Ph. Hennet
Beim Hund konnte keine geschlechtsspezifische Prädisposition nachgewiesen werden.
> Die Ursachen der Parodontalerkrankungen Gingivitis beim Hund. Ansammlung von Plaque mit fortschreitender Zahnsteinbildung, verantwortlich für eine Entzündung des Zahnfleisches ohne Gewebszerstörung in der Tiefe.
416
Bakterieller Zahnbelag oder Plaque bildet einen natürlichen bakteriellen Biofilm auf der Zahnoberfläche (Overman, 2000) (Abbildung 8). In der Maulhöhle gibt es mehr als 350 nachgewiesene Bakterienspezies. Eine Parodontalerkrankung ist also nicht nur das Resultat einer einzigen Bakterienart. Diese Bakterien sammeln sich in großer Zahl zunächst auf den sichtbaren Zahnoberflächen an (supragingivale Plaque) und dehnen sich anschließend unter das Zahnfleisch aus (subgingivale Plaque). Ein
Die sich unter dem Zahnfleisch ausdehnenden Bakterien können schließlich tiefere Läsionen hervorrufen (Zerstörung des Zahnfleisches, Läsionen der Zahnwurzelhaut, Läsionen des Alveolarknochens, in dem der Zahn verankert ist). Diese tiefen Läsionen führen zu einer Lockerung des Zahnes und erhöhen Schritt für Schritt seine Beweglichkeit. Jetzt ist das Stadium der Parodontitis erreicht. Der Zahnhalteapparat, also die physiologische Befestigung des Parodonts am Zahn, wird langsam fortschreitend in die Tiefe in Richtung der Zahnwurzelspitze (Apex) zerstört, und die Folge ist die Bildung einer Zahnfleischtasche. Die Tiefe dieser Zahnfleischtasche ist ein Indikator für das Ausmaß der begleitenden Zahnfleischrückbildung.
2 - Parodontalerkrankungen
Milligramm Plaque beherbergt etwa 10 Millionen Bakterien (Loesche, 1988). Bei Kontakt mit dem Zahnfleisch rufen diese Bakterien eine entzündliche Reaktion – Gingivitis – hervor.
ABBILDUNG 8 - GESUNDE ZÄHNE UND GESUNDES ZAHNFLEISCH Supragingivale Plaque Bakterien Bakterien enthaltende Matrix
Zahnstein bildet sich durch fortschreitende Mineralisierung der Plaque aufgrund der Mineralstoffe (insbesondere Kalzium) im Speichel im Falle der supragingivalen Plaque und in der Gingivalflüssigkeit, die den Sulcus gingivalis anfüllt im Falle der subgingivalen Plaque. Zahnstein per se ist nicht für parodontale Erkrankungen verantwortlich, seine raue Oberfläche bildet jedoch eine ideale Grundlage für die Anhaftung von Bakterien und die weitere Bildung von Plaque. Bei einem Hund mit chronischer Parodontalerkrankung dürfen Zahnstein und Plaque deshalb nicht getrennt voneinander betrachtet werden, vielmehr muss der Zahnstein entfernt werden, um eine vollständige Entfernung der Plaque zu ermöglichen. Eines der Ziele der Maulhöhlen- und Zahnhygiene besteht deshalb darin, die Zahnsteinbildung zu begrenzen, indem man die Plaquebildung bremst.
Zahnhygiene
Bestimmte Faktoren (verminderte Kautätigkeit, Malokklusion, Der die Plaque bildende Biofilm besteht aus zahlreichen Bakterien, persistierende Milchzähne, fehlende Maulhöhlenhygiene/ eingeschlossen in einer Matrix aus Glykoproteinen, die eine Art Zahnpflege) begünstigen die Plaquebildung. Andere Faktoren, natürlichen „Kleister“ bildet. Die Bakterien kommunizieren untereinander über chemische Signale, die die Bildung wie zum Beispiel systemische Erkrankungen (Diabetes mellitus, von Proteinen und potenziell schädlichen Enzymen auslösen. Niereninsuffizienz, Leberinsuffizienz) und angeborene oder erworbene Immundefekte beeinträchtigen die Fähigkeit des Individuums, physiologische Abwehrreaktionen zu entwickeln. Die Fähigkeit des Individuums, eine adäquate Immunantwort zu entwickeln, ist ein angeborener Faktor. In der Regel bildet ein Hund vermehrt Plaque und Zahnstein sowie eine hochgradigere Gingivitis aus, wenn er mit weichem und stark an den Zähnen anhaftendem Futter ernährt wird anstatt mit einem Futter härterer und faseriger Textur (Egelberg, 1965; Kaplan et al., 1978). Dieser offensichtliche Vorteil einer harten und faserreichen Nahrung kommt allerdings nur dann zum Tragen, wenn es sich um große Stücke handelt, die einen intensiven Einsatz der Zähne, also eine rege Kautätigkeit erfordern.
Auch wenn nicht jedes Individuum mit einer Zahnfleischentzündung automatisch eine Parodontitis entwickelt, so ist die Gingivitis doch in jedem Fall die erste Etappe und die entscheidende Voraussetzung für die Entwicklung in Richtung einer Entzündung des Zahnhalteapparates. Der Grundpfeiler der Maulhöhlen- und Zahnhygiene ist die Kontrolle und Bekämpfung der supragingivalen Plaque. Eine Studie an Beagles mit gering- bis mittelgradiger Parodontitis zeigte, dass eine professionelle Zahnreinigung (Zahnsteinentfernung, subgingivale Kürettage und Polieren), gefolgt von täglichem Zähneputzen zu Hause, den initialen Attachmentverlust aufhalten und diesen stabilen Status über einen Zeitraum von drei Jahren aufrechterhalten konnte. Zusätzliche Parodontalbehandlungen alle sechs Monate während dieses Zeitraums führten nicht zu einer Verbesserung des parodontalen Status, und solche Behandlungen ohne begleitendes tägliches Zähneputzen konnten die fortschreitende Vertiefung der Taschen und den Attachmentverlust nicht verhindern (Morrison et al., 1979).
© Ph. Hennet
Maulhöhlenhygiene und Zahnpflege
Parodontitis beim Hund. Die Zerstörung des Zahnhalteapparates führt ohne geeignete Behandlung zum Verlust des Zahnes. 417
Die Maulhöhlen- und Zahnpflege kann in eine primäre Hygiene (echte Prävention, also am gesunden Zahnfleisch noch vor Beginn einer Parodontalerkrankung) und in eine sekundäre Hygiene (Prävention von Rezidiven, nach professioneller parodontaler Behandlung einer bereits existierenden Parodontalerkrankung) unterteilt werden. Grundsätzlich ist natürlich die primäre Prävention vorzuziehen, da sie früher einsetzt und einen höheren Wirkungsgrad erzielt. Welpen sollten deshalb vom frühesten Alter an entsprechend erzogen und an Zahnpflegemaßnahmen gewöhnt werden. Auch wenn eine wirksame Maulhöhlen- und Zahnhygiene zweifellos bei allen Hunderassen von Bedeutung ist, so stehen kleine und sehr kleine Rassen hier sicherlich im Vordergrund.
© P. Hennet
> Das Zähneputzen Das Mittel der Wahl zur erfolgreichen Kontrolle und Bekämpfung von supragingivaler Plaque ist das Zähneputzen. Beim Menschen liegt die Wirksamkeit des Zähneputzens, was die Hemmung der Plaquebildung, zumindest an den leicht zugänglichen vestibulären Zahnflächen betrifft, in einer Größenordnung von 70 % (Mankodi et al., 1998; Van der Weijden et al., 1998). Untersuchungen an Beaglen zeigen, dass die Zähne für die Gesunderhaltung des Zahnfleisches mindestens dreimal pro Woche geputzt werden müssen, während dies mit nur einmal wöchentlichem Zähneputzen nicht möglich ist (Tromp et al., 1986a). Ist bereits eine Gingivitis vorhanden, kann ein gesundes Zahnfleisch nur durch tägliches Zähneputzen wiederhergestellt werden (Tromp et al., 1986b). Die einzige veröffentlichte klinische Studie über das Zähneputzen beim Hund zeigt, dass sich über einen mittleren Zeitraum von 13 Monaten 49 Besitzer von 51 (96 %) daran erinnern, Anweisungen zum richtigen Zähneputzen erhalten zu haben, und dass sich 34 Besitzer von 51 (67 %) daran erinnern, dass ihnen das Zähneputzen demonstriert worden war. 15 von 51 Besitzern (29 %) putzten auch weiterhin die Zähne ihres Hundes mehrmals pro Woche, und 12 von 51 (24 %) sogar täglich oder alle zwei Tage (Miller & Harvey, 1994).
B
© P. Hennet
3 - Die Rolle der Ernährung bei der Maulhöhlen- und Zahnhygiene
A
Das Zähneputzen ist zweifellos das Mittel der Wahl für eine wirksame Maulhöhlen- und Zahnhygiene, die praktische Durchführung ist für die Besitzer aber keineswegs immer einfach. Die Wirkung des Zähneputzens kann durch chemisch aktive Substanzen ergänzt werden. Chlorhexidin ist nach wie vor das in diesem Zusammenhang am besten wirksame Produkt. In einer Studie an Beageln, in der ein Zahngel, das neben anderen Substanzen Chlorhexidin enthielt, täglich eingerieben wurde, konnte eine Plaquereduzierung von 42 bis 49 % auf den vestibulären Zahnflächen erreicht werden (Hennet, 2002). Unabhängig davon, ob diese Produkte über das Zähneputzen oder eine Zahnfleischmassage appliziert werden, setzen sie den Einsatz des Besitzers und die Kooperation des Hundes voraus. Diese Einschränkungen und potenziellen Hindernisse haben zur Entwicklung alternativer Maulhöhlen- und Zahnpflegestrategien geführt, die ein unmittelbares Eingreifen des Besitzers nicht notwendig machen. Dazu gehören Kauknochen auf Kollagenbasis und Spezialfuttermittel mit Zahnpflegeeigenschaften.
Gebiss eines Hundes von rechts (A) und von links (B). Rechts (A) sind alle Zähne vorhanden, Plaque und Zahnstein sind nur sehr schwach ausgebildet. Links (B) fehlt der Reißzahn des Oberkiefers, so dass kein mechanischer Reinigungseffekt am Reißzahn des Unterkiefers möglich ist. Die Folge ist eine signifikante Plaque- und Zahnsteinbildung.
Zahnhygiene
3 - Die Rolle der Ernährung bei der Maulhöhlen- und Zahnhygiene Einfluss der Zusammensetzung der Nahrung Wird lediglich die Zusammensetzung des Futtermittels modifiziert, nicht aber seine Konsistenz, ist kein entscheidender Einfluss auf die Entwicklung von Parodontalerkrankungen festzustellen. Eine Proteinkarenz scheint keine Folgen zu haben (Ruben et al., 1962). Eine Ration mit Proteinen (P) und Fetten (F) zu gleichen Anteilen (50% : 50% in der Trockenmasse) oder der Zusatz von Kohlenhydraten (K) (60% K, 20% P, 20% F) führten nicht zu einer Verstärkung der parodontalen Erkrankung (Carlsson & Egelberg, 1965; Egelberg, 1965). Eine Osteopenie des Alveolarknochens infolge eines ernährungsbedingten sekundären Hyperparathyreoidismus (Ca/P = 0,1) scheint keinen Einfluss auf die Entstehung oder das Fortschreiten der parodontalen Erkrankung zu haben (Svanberg et al., 1973). Substanzen mit Wirksamkeit gegen Plaque oder Zahnstein können Trockenfutterkroketten oder Kauriegeln zugesetzt werden, um beim Kauen in der Maulhöhle freigesetzt zu werden. Wirkstoffe gegen Zahnstein, wie zum Beispiel Polyphosphate, waren die ersten untersuchten Substanzen (Stookey et al., 1993). Es han418
Andere Verbindungen (Polyphenole, pflanzliche Extrakte, Metallsalze usw.), die eine Wirkung auf die Plaquebildung in vitro oder in vivo gezeigt haben, können ebenfalls zugesetzt werden. Weitere Untersuchungen sind erforderlich, um ihre Wirkungen zu evaluieren und den besten Weg herauszufinden, auf dem diese Substanzen in der Maulhöhle freigesetzt werden können (in der Beschichtung oder im Inneren der Krokette).
ABBILDUNG 9 - MECHANISMUS DER CHELATIERUNG DES SPEICHELKALZIUMS DURCH NATRIUMPOLYPHOSPHAT
Einfluss der physikalischen Eigenschaften der Nahrung Auch wenn es logisch scheint, dass ein weiches Futter oder sehr kleine Futterbestandteile der Grundkonzeption des Fleischfressergebisses und der Nahrungsaufnahme der Kaniden nicht entsprechen, ist das Interesse an der Rolle der Ernährung ein relativ neues Phänomen. Studien von Physiologen zeigen, dass gastrektomierte und mit Weichfutter ernährte Hunde mehr Zahnstein entwickeln (Iyv et al., 1931). Im Rahmen einer Studie wurde eine Gruppe von Hunden mit ganzen Rinderluftröhren, Speiseröhren, Muskeln und einem Vitamin- und Mineralstoffsupplement gefüttert, während eine andere Gruppe dieselben Futtermittel in klein gehacktem Zustand bekam. Die Hunde mit der gehackten Nahrung zeigten eine stärkere Plaquebildung und eine hochgradigere Gingivitis als die Hunde mit dem unverarbeiteten Futter (Egelberg, 1965). Zahlreiche weitere Untersuchungen bestätigen diese Ergebnisse (Krasse & Brill, 1960; Kaplan et al., 1978). Neben dem Fehlen der mechanischen Wirkung kann weiches Futter eine Reduzierung des Speichelflusses, eine Reduzierung der Bildung enzymatischer Sekrete und eine funktionelle Atrophie hervorrufen (Sreebny, 1972). Aus diesen Resultaten sollte man aber sicherlich nicht übereilt schlussfolgern, dass Trockenfutterkroketten oder Futtermittel harter Konsistenz hinsichtlich der Zahnpflege generell wirksamer sind als weiches Futter. In der Studie von Egelberg (1965) hat sich die Faserstruktur des Futtermittels als entscheidender Faktor herausgestellt, und zwar noch vor seiner Härte. Eine Multizenterstudie aus Nordamerika an 1350 Hunden zeigt, dass es keine signifikanten Unterschiede gibt zwischen Hunden, die ausschließlich mit Trockenfutter ernährt werden und anderen Hunden. Auf der anderen Seite entwickeln Hunde, die zahlreiche Gegenstände zum Kauen bekommen, weniger Zahnstein, weniger Gingivitis und weniger alveoläre Knochenzerstörungen, als Hunde, die keinen Zugang zu entsprechenden Gegenständen haben (Harvey et al., 1996).
Im Speichel wird das freie Kalzium von zwei Natriumpolyphosphatmolekülen „in die Zange genommen“. Es nimmt den Platz von zwei Na+-Ionen ein und steht damit nicht mehr für die Zahnsteinbildung zur Verfügung.
ABBILDUNG 10 - KRAFT (IN NEWTON ODER N), DIE AUFGEWENDET WERDEN MUSS, UM DIE KROKETTE ZU ZERBRECHEN: VERGLEICH ZWEIER UNTERSCHIEDLICHER KROKETTENTYPEN FÜR KLEINE HUNDE
50
Harte, zerbrechliche Krokette Elastische Krokette
40
Eine elastische Krokette widersteht dem Druck länger, bevor sie zerbricht, und erlaubt dem Zahn, tiefer einzudringen. So entsteht ein intensiverer mechanischer Reinigungseffekt.
30 20 10
0
0,5
1,0
1,5
2,0
2,5
3,0
Eindringtiefe (mm)
419
Zahnhygiene
(Royal Canin, 2003)
Kraft (N)
Ein Trockenfuttermittel ist potenziell vorteilhaft für die Zahnpflege, wenn die Form und die Textur der Kroketten speziell für die Größe des Hundes oder die Hunderasse konzipiert sind, um passiv zum Zähneputzen beizutragen. Um einen mechanischen Abriebeffekt an der Zahnoberfläche zu erreichen, muss der Hund die Krokette zerbeißen, und dabei muss der Zahn zunächst tief in die Krokette eindringen, bevor diese zerbricht. Die Größe des Hundes und die Rassezugehörigkeit sind zwei Parameter, die den im Moment des Ergreifens auf die Krokette ausgeübten Druck der Zähne entscheidend beeinflussen. Die Eindringtiefe des Zahnes in die Krokette, bis diese zerbricht, wird mit speziell entwickelten Apparaturen gemessen. Dadurch lassen sich verschiedene Krokettentypen unter definierten Bedingungen miteinander vergleichen (Abbildung 10).
3 - Die Rolle der Ernährung bei der Maulhöhlen- und Zahnhygiene
delt sich um Phosphatpolymere (Pyrophosphat, Polyphosphat, Hexametaphosphat), die zum Teil chelatierende Eigenschaften mit zweiwertigen Kationen wie Kalzium haben (Abbildung 9). Die Chelatierung des im Speichel vorhandenen Kalziums ist letztlich verantwortlich für die Hemmung der Zahnsteinbildung. Um die Freisetzung und den Kontakt mit dem Speichelkalzium zu erleichtern, müssen die Polyphosphate in der Beschichtung der Kroketten („Coating“) inkorporiert sein (Stookey et al., 1993).
3 - Die Rolle der Ernährung bei der Maulhöhlen- und Zahnhygiene
Zahnpflege mit Hilfe der Ernährung
Texturometer im Royal Canin Labor. Das Texturometer dient der Messung des Widerstands der Krokette gegenüber der Krafteinwirkung der Kiefer und der Zähne des Hundes. Auswechselbare Module imitieren unterschiedliche Formen und Größen der Hundezähne in Abhängigkeit vom Alter und der Körpergröße.
Originalgröße: 9 cm
Die Möglichkeit der Kontrolle der Plaquebildung und der Entwicklung parodontaler Erkrankungen mit Hilfe der mechanischen Reinigungswirkung spezieller Kauknochen oder Spezialfuttermittel findet seit Beginn der 1990er Jahre ein zunehmend breites Interesse innerhalb der Tiernahrungsindustrie. Verschiedene Studien an Hunden wurden durchgeführt und befassen sich insbesondere mit der Problematik der Plaquebildung, des Zahnsteins, der Zahnverfärbungen und der Zahnfleischentzündung. Von medizinischem Interesse sind jedoch nur die Plaquebildung und die Zahnfleischentzündung. Zahnverfärbungen sind beim Menschen aus ästhetischen Gründen von Bedeutung, sie spielen beim Hund jedoch keine Rolle. Eine signifikante Reduzierung der Plaque um 19 % im Vergleich zu einer Kontrollgruppe wurde nach einwöchiger Ernährung der Probanden mit Kroketten mit speziell entwickelten Zahnpflegeeigenschaften beobachtet (Jensen et al., 1995). Vor kurzem wurden bei Hunden zwischen 9 und 25 kg mit demselben Futtermittel signifikante Reduzierungen der Plaque um 39 % und der Zahnfleischentzündung um 36 % innerhalb von sechs Monaten erreicht (Logan et al., 2002). In einer anderen Studie zur Untersuchung der Wirkung eines täglich verabreichten Kauknochens bei Hunden eines mittleren Körpergewichts von 23 kg wurde eine signifikante Reduktion der Plaquebildung nach 12 und 21 Monaten (nicht nach 18 Monaten) und der Zahnfleischentzündung nach 12, 18 und 21 Monaten festgestellt (Gorrel & Bierer, 1999). Die prozentuale Höhe der Reduzierung ist in dieser Studie leider nicht zitiert, die Extrapolation der dargestellten Schaubilder zeigt jedoch eine maximale Abnahme der Plaquebildung und der Zahnfleischentzündung um 15 bis 20 %. Die Verbesserung der Maulhöhlen- und Zahnhygiene mit Hilfe von Spezialfuttermitteln oder speziellen Ergänzungsfuttermitteln ist also ein Bereich, der sich gegenwärtig in vollem Aufschwung befindet. Neben der Wirkung gegen Zahnstein stehen vor allem die Plaquebildung und die Zahnfleischentzündung im Fokus. Obgleich die oben erwähnten Resultate sehr interessant sind, ist zu beachten, dass sie von Hunden mittlerer Größe stammen, die keinesfalls die am stärksten betroffene Population, also die der kleinen Hunde unter 8 kg Körpergewicht, repräsentieren. Erforderlich sind also Studien mit den eigentlichen Zielrassen (Yorkshire Terrier, Pudel, Teckel usw.), um zu überprüfen, ob hier dieselben Ergebnisse zu erzielen sind. In einer Studie des Autors mit 18 Hunden geringer Größe (mittleres Körpergewicht = 7 kg) wurden die Probanden in Abhängigkeit von ihrer genetischen Herkunft in zwei Gruppen unterteilt. Die Testgruppe, die einen Zahnpflegekauriegel erhielt, zeigte nach Ablauf der viermonatigen Studie einen statistisch signifikanten Rückgang der Plaquebildung um 17 % und des Zahnsteins um 45 % (Hennet, 2004). Die Methodik dieser Untersuchungen wurde in Frage gestellt, insbesondere die Beurteilung der Plaque betreffend (Hennet, 1999; Harvey, 2002). In Erwägung zu ziehen ist deshalb eine Verbesserung der Methodik, um nicht nur statistisch signifikante Resultate zu zeigen, sondern vor allem auch biologisch bedeutsame Ergebnisse zu erhalten.
Zahnhygiene
Schlussfolgerung
Beispiel für einen Zahnpflegekauriegel für kleine Hunde zur Begrenzung von Plaquebildung und Zahnstein. Empfohlen wird, diese Nahrungsergänzung im Anschluss an die professionelle Zahnsteinentfernung zu verabreichen. Die Textur dieses Kauriegels ist zugleich widerstandsfähig und elastisch, so dass der Hund gezwungen ist, vor dem Abschlucken zunächst intensiv seine Zähne einzusetzen. 420
Die verschiedenen Möglichkeiten zur Kontrolle und Bekämpfung von Plaque und Zahnstein über die Nahrungsaufnahme sind sehr vielfältiger Natur und Gegenstand zahlreicher wissenschaftlicher Studien. Hauptsächlich untersucht werden die Form, die Textur und die Akzeptanz des Produktes, aber auch die Möglichkeit eines Zusatzes chemischer Substanzen mit Wirkung gegen Plaque, Zahnstein und entzündliche Reaktionen. Es besteht kein Zweifel darüber, dass die Prävention parodontaler Erkrankungen dank dieser Innovationen große Fortschritte macht. Ein neues Zeitalter der Tierernährung kündigt sich an. Nachdem es inzwischen gelungen ist, die Futtermittel auf diätetischer Ebene zu optimieren, stehen nun die Besonderheiten der Spezies und der verschiedenen Rassen im Fokus. Über das optimale Nährstoff- und Energiegleichgewicht hinaus kann die Nahrung auch eine präventive medizinische Rolle spielen. Futtermittel mit speziellen Zahnpflegeeigenschaften und Kauriegel, die eine intensive Kautätigkeit anregen sollen, und deren spezielle Textur den Selbstreinigungseffekt maximiert, tragen zur Verringerung von Zahnablagerungen bei und damit eventuell auch zur Prävention von Zahnfleischentzündungen. Auch wenn das tägliche Zähneputzen nach wie vor die wirksamste Prophylaxe parodontaler Erkrankungen ist, wird die ergänzende Anwendung dieser Spezialfuttermittel empfohlen.
Literatur
Literatur Carlsson J, Egelberg J - Local effect of diet on plaque formation and development of gingivitis in dogs. II. Effect of high carbohydrate versus high protein-fat diets. Odont Rev 1965; 16: 42-49.
Isogai H, Isogai E, Okamoto H et al. Epidemiological study on periodontal diseases and some other dental disorders in dogs. Jpn J Vet Sci 1989; 51(6): 1151-1162.
Rosenberg HM, Rehfeld CE, Emmering TE A method for the epidemiologic assessment of periodontal health-disease state in Beagle hound colony. J Periodontol 1966; 37: 208.
Egelberg J - Local effect of diet on plaque formation and development of gingivitis in dogs. I. Effect of hard and soft diets. Odont Rev 1965; 16: 31-41.
Ivy AC, Morgan JE, Farrell JI - Effects of total gastrectomy. Surg Gynec Obst 1931; 53: 612.
Ruben MP, McCoy J, Person P et al. - Effects of dietary consistency and protein deprivation on the periodontium of the dog. Oral Surg 1962; 15(9): 1061-1070.
Gioso MA, Shofer F, Barros PS et al. – Mandible and mandibular first molar tooth measurements in dogs; relationship of radiographic height to body weight. J Vet Dent 2001; 18 (2): 65-68. Gorrel C, Bierer TL - Long term effects of a dental hygiene chew on the periodontal health of dogs. J Vet Dent 1999; 16(3): 109-113. Hale FA - Dental caries in the dog. J Vet Dent 1998; 15(2): 79-83. Hamp SV, Olsson, Farso-Madsen K et al. - A macroscopic and radiologic investigation of dental diseases of the dog. Vet Rad 1984; 25(2): 86-92. Harvey CE, Shofer FS, Laster L - Association of age and body weight with periodontal disease in North American dogs. J Vet Dent 1994; 11(3): 94-105. Harvey CE, Shofer FS, Laster L - Correlation of diet, other chewing activities and periodontal disease in North American client-owned dogs. J Vet Dent 1996; 13(3): 101-105. Harvey CE - Shape and size of teeth of dogs and cats - relevance to studies of plaque and calculus accumulation. J Vet Dent 2002; 19(4): 186-195. Hennet P - Review of studies assessing plaque accumulation and gingival inflammation in dogs. J Vet Dent 1999; 16(1): 23-9. Hennet P - Effectiveness of a dental gel to reduce plaque in beagle dogs. J Vet Dent 2002; 19(1): 11- 4. Hennet P, Servet E, Venet C - Effects of feeding a daily oral hygiene chew on dental deposits in small breed dogs: a 4-month trial. Proceedings of the 13th European Congress of Veterinary Dentistry, Krakow 2004: 47-48.
Jensen L, Logan E et al. - Reduction in accumulation of plaque, stain and calculus in dogs by dietary means. J Vet Dent 1995; 12(4): 161-163. Krasse B, Brill N - Effect of consistency of diet on bacteria in gingival pocket in dogs. Odontol Rev 1960; 11: 152-165. Kaplan ML, Davis MA, Aschaffenburg PH et al. Clinical, radiographic and scintigraphic findings in experimental periodontal disease in dogs. Arch Oral Biol 1978; 23: 273-278.
Sreebny LM - Effect of physical consistency of food on the crevicular complex and salivary glands. Int Dent J 1972; 22(3): 394-400. Stookey GK, Warrick JM, Miller LL - Effect of sodium hexametaphosphate on dental calculus formation in dogs. Am J Vet Res 1993; 56(7): 913-918.
Lafond M - Essai de physiologie mandibulaire chez les carnivores. Rev Stomat 1929; t XXXI, 1: 1- 17.
Svanberg G, Lindhe J, Hugoson A et al. - Effect of nutritional hyperparathyroidism on experimental periodontitis in the dog. Scand J Dent Res 1973; 81: 155-162.
Lavergne J, Vanneuville G, Santoni S - Précis d’anatomie comparée crânio-faciale des vertébrés. Nantes, Heures de France, 1996.
Tromp JAH, Van Rijn LJ, Janssen J - Gingival health and frequency of tooth brushing in the beagle dog model. J Clin Periodontol 1986a; 13: 164-168.
Loesche WJ - Ecology of the oral flora. In: Newman and Nisengard (eds). Chp 25: Oral microbiology and immunology; WB Saunders, Philadelphia, 1988.
Tromp JAH, Van Rijn LJ, Janssen J - Experimental gingivitis and frequency of tooth brushing in the beagle dog model. J Clin Periodontol 1986b; 13: 190-194.
Logan EI, Finney O, Hefferren JJ - Effects of a dental food on plaque accumulation and gingival health in dogs. J Vet Dent 2002; 19(1): 15-18.
Van der Weijden GA, Timmerman MF, Danser MM et al. - Relationship between the plaque removal efficacy of a manual toothbrush and brushing force. J Clin Periodontol 1998; 25(5): 413-416.
Mankodi S, Berkowitz H, Durbin K et al. Evaluation of the effects of brushing on the removal of dental plaque. J Clin Dent 1998; 9(3): 57-60. Miller BR, Harvey CE - Compliance with oral hygiene recommendations following periodontal treatment in client-owned dogs. J Vet Dent 1994; 11(1): 18-19.
Verchère L, Budin P, Santoro JP et al. - Dictionnaire des termes odonto-stomatologiques. Paris, Masson, 1992. Veterinary Medical Data Base (VMDB) Publishing Award - 1248 Lynn Hall, Purdue University; West Lafayette, IN 47907, time period: Jan 01,1979 to Nov 30, 1999.
Morrison EC, Lang NP, Löe H et al. - Effects of repeated scaling and root planing and/or controlled oral hygiene on the periodontal attachment level and pocket depth in beagle dogs. I. Clinical findings. J Periodontal Res 1979; 14: 428-437. Overman PR – Biofilm: a new view of plaque. J Contemp Dent Pract 2000; 1(3): 18-29.
421
Zahnhygiene
Gaspard M - Essai d’analyse bio-mécanique comparative de la mastication chez les carnivores, les anthropodes et l’homme. Rev Fr Odont Stom 1967; 14: 85-108.
Diätetische Informationen von Royal Canin
© Renner
Die Ernährung kann zu einem nützlichen Werkzeug für die Prävention der parodontalen Erkrankung werden und den Kampf gegen die Bildung von Plaque und Zahnstein effektiv unterstützen. Am wirksamsten ist eine Kombination aus mechanischer Reinigung durch Zähneputzen und aktiven Inhaltsstoffen.
Schlüsselpunkte zum Thema:
Futtermittelzutaten mit präventiver Wirkung gegen parodontale Erkrankungen Kroketten mit spezieller Zahnpflegewirkung besitzen eine besondere Form und Textur, die den Hund zwingt, die Krokette vor dem Abschlucken zu zerkauen. Dadurch entsteht ein sanfter mechanischer Abriebeffekt an der Zahnoberfläche. Die Wirksamkeit dieser Kroketten ist jedoch geringer als die des Zähneputzens. Die Krokette kann darüber hinaus als „Lieferant“ für chemische
Zahnhygiene
Kroketten mit Zahnpflegeeigenschaften.
Substanzen dienen, die ihre Wirkungen im Bereich der Maulhöhle und der Zähne entfalten. Diese Verbindungen werden beim Kauen in der Maulhöhle freigesetzt und wirken, sobald sie sich mit dem Speichel vermischen. Bis heute zielten die verschiedenen Lösungsansätze in erster Linie auf eine Begrenzung der bakteriellen Proliferation durch Substanzen mit allgemeiner bakteriostatischer
oder sogar bakterizider Wirkung ab. Nachteil dieser Produkte ist die Störung des Gleichgewichts der natürlichen Maulhöhlenflora, da die bakterizide Wirkung sämtliche Bakterien trifft, also auch die „nützlichen“ Bewohner der Maulhöhle. Neuere Forschungsansätze befassen sich mit Molekülen, die das Anhaften der Bakterien an den Zahnoberflächen hemmen.
Häufig gestellte Fragen über Kroketten mit Zahnpflegeeigenschaften
F
A
Sind Kroketten mit Zahnpflegeeigenschaften auch für Hunde geeignet, die bereits Zahnstein aufweisen?
Zunächst sind vorbereitende Zahnbehandlungsmaßnahmen (professionelle Zahnreinigung) erforderlich, da ein Hund mit Parodontitis beim Fressen Beschwerden oder Schmerzen haben kann und die Kroketten unter Umständen ablehnt. Ansonsten können Kroketten mit Zahnpflegeeigenschaften die Zahnsteinbildung verzögern, ohne sie jedoch völlig zu unterdrücken.
Was ist besser geeignet: Kauriegel oder Kroketten mit Zahnpflegeeigenschaften?
Die Wahl richtet sich nach dem Alter (Zahnpflegekroketten sind für adulte Hunde bestimmt) und der Größe des Hundes, aber auch nach der Motivation und dem Geldbeutel des Besitzers. Bei kleinen Hunden ist die Kombination beider Produkte die ideale Lösung.
Enthalten Kroketten mit Zahnpflegeeigenschaften Medikamente gegen Plaque?
Nein, sie können jedoch spezifische Nährstoffe enthalten, die die Bildung von Plaque und Zahnstein deutlich verzögern.
422
Diätetische Informationen von Royal Canin
1 • Beurteilung des Plaque-Index nach Logan & Boyce für eine Studie über die Plaquebildung beim Hund Zahlreiche Indexsysteme wurden entwickelt, um die Plaquebildung an den Zahnoberflächen zu beurteilen. Der Silness & Loë-Index (1964) konzentriert sich auf die Dicke der Plaqueschicht an der Zahnoberfläche auf der Höhe des Zahnfleischrandes, während die meisten anderen Methoden die Ausdehnung der Plaque auf der Zahnoberfläche nach Anfärbung des Zahnbelages bewerten, zum Beispiel Quigley & Hein (1962), Turesky et al. (1970). • Eine Modifikation des Turesky-Index wurde in der veterinärmedizinischen Zahnheilkunde durch Logan & Boyce (1994) eingeführt. Dieser modifizierte Index wurde seitdem in mehreren Studien über den Einfluss von Kauspielzeug, Kauknochen oder Spezialfuttermitteln auf die Plaquebildung verwendet (Gorrel, 1999; Logan et al., 2002). Da diese neue Beurteilungsmethode sich sehr deutlich vom ursprünglichen Turesky-Index unterscheidet, wurde vorgeschlagen, sie als „Logan & Boyce“-Index zu bezeichnen
(Hennet, 1999). In der Originalbeschreibung dieses Index wird eine horizontale Unterteilung der Zahnkronenoberfläche in zwei Abschnitte (koronal und gingival) vorgeschlagen, ohne allerdings genau definiert worden zu sein (Logan & Boyce, 1994). Andere in der humanen Zahnheilkunde verwendete Systeme wie der „Navy plaque index“ arbeiten mit einer horizontalen Unterteilung der Zahnkronenoberfläche auf der Grundlage anatomischer Kriterien (Fischman, 1986; 1988). Im Unterschied zur Methode von Turesky bewertet der Index von Logan & Boyce die Oberfläche und die Dicke der Plaque auf jeder Hälfte der Zahnkrone. Die Farbintensität wird zur Beurteilung der Dicke der Plaque herangezogen (gering, mittel oder intensiv). Der Logan & Boyce - Index wurde für die Anwendung in der veterinärmedizinischen Zahnheilkunde validiert (Gorrel, 1999). Nach unserer Kenntnis gibt es jedoch keine Studie, in der die Zuverlässigkeit dieser Methode
beim Hund objektiviert wurde (Wiederholbarkeit bei gleichen Untersuchern und Reproduzierbarkeit bei verschiedenen Untersuchern). • Das Ziel dieser Studie war deshalb die Überprüfung der Wiederholbarkeit der von einem erfahrenen Untersucher vergebenen Noten (Wiederholbarkeit bei gleichem Untersucher) und ein Vergleich der Noten eines erfahrenen Untersuchers mit denen eines unerfahrenen Untersuchers (Reproduzierbarkeit bei verschiedenen Untersuchern). Bei sämtlichen Untersuchungen wurde der Index von Logan & Boyce angewendet. Die Autoren interessierten sich darüber hinaus für den Einfluss einer Modifikation des Logan & Boyce-Index, bei der anatomische Bezugspunkte für eine horizontale Unterteilung des Zahnes sowie ein Intensitätsgradient zur Beurteilung der Farbintensität mit dem Ziel eingeführt wurden, die Wiederholbarkeit der Messungen zu verbessern.
I3: Horizontale Linie bis zum Zahnfleischrand auf Höhe des distalen Schmelzhöckers des I2. C: Horizontale Linie bis zum Zahnfleischrand auf Höhe des Schmelzhöckers des P1. P2 und P3: Horizontale Linie zum Zahnfleischrand am distalen Schmelzhöcker des I1. P4: Horizontale Linie zum Zahnfleischrand am distalen Schmelzhöcker. M1: Horizontale Linie zum Zahnfleischrand am oralen Schmelzhöcker des Zahnes. Zahnhygiene
© Hennet
ANATOMISCHE BEZUGSPUNKTE FÜR DIE HORIZONTALE UNTERTEILUNG DER ZÄHNE
Literatur Fischman SL - Current status of plaque. J Clin Periodontol 1986; 13: 371-380. Fischman, SL - Current index systems used to assess the efficacy of mouth-rinses on plaque and gingivitis. J Clin Periodontol 1988; 15: 506-510. Gorrel C, Bierer TL - Long-term effects of a dental hygiene chew on the periodontal health of dogs. J Vet Dent 1999; 16: 109-113.
Hennet P - Review of studies assessing plaque accumulation and gingival inflammation in dogs. J Vet Dent 1999; 16: 23-9.
Logan EI, Finney O, Hefferren JJ - Effects of a dental food on plaque accumulation and gingival health in dogs. J Vet Dent 2002; 19: 15-18.
Hennet P, Servet E, Salesse H et al. Evaluation of the “Logan & Boyce” plaque index for the study of dental plaque accumulation in dogs. Res Vet Sci 2006; 80: 175-180.
Quigley GA, Hein JW - Comparative cleansing efficacy of manual and power brushing. J Am Dent Assoc 1962; 65: 26-29.
Logan EI, Boyce EN - Oral health assessment in dogs: parameters and methods. J Vet Dent 1994; 11: 58-63.
Turesky S, Gilmore ND, Glickman I Reduced Plaque Formation by the Chloromethyl analogue of vitamin C. J Periodontol 1970; 41: 41-43.
423
Diätetische Informationen von Royal Canin
2 • Prävention der parodontalen Erkrankung: Ergänzung der mechanischen Zahnreinigungswirkung durch aktive Wirkstoffe Eine Übersicht aus den USA über mehr als 30.000 beim Tierarzt vorgestellte Hunde zeigt, dass Zahnstein und Gingivitis die häufigsten Anlässe für den Tierarztbesuch waren (Prävalenz 20,5 % bzw. 19,5 %), noch vor
Otitis externa, Hauterkrankungen und Flohbefall (Lund, 1999). Dank spektakulärer Fortschritte auf dem Gebiet der veterinärmedizinischen Zahnheilkunde können wir Hunden und Katzen heute eine wirksame und präventive Zahn-
pflege zukommen lassen. Die Prävention ist dabei nach wie vor der beste Weg zur Bekämpfung parodontaler Erkrankungen, die trotz ihrer Häufigkeit im Vergleich zu anderen Krankheiten oftmals vernachlässigt werden.
VERGLEICH DER PLAQUE- UND ZAHNSTEINBILDUNG 28 TAGE NACH DEM SCALING (Quelle: Royal Canin, 2004) M2 M1
PM4 PM3 PM2 PM1
Oberkiefer
I3 : Incisivus 3 C : Caninus PM3: Prämolar 3 PM4: Prämolar 4 M1: Molar 1
Unterkiefer I
M3
M1
M2
PM4 PM3 PM1 PM2
C
Oberkiefer
Oberkiefer
Zahnhygiene
Plaque- 0 Index 2
M1
PM4 PM3
C
I3 Gesamt
4 6 8 10
12 10 8 6 4 Plaque- 2 Index 0
10 8 6 4 Zahnstein- 2 Index 0 PM4 PM3
C
Gesamt
Unterkiefer
M1
PM4 PM3
M1
PM4 PM3
C
C
I3 Gesamt
Gesamt
Unterkiefer
Kontrollfutter
Kontrollfutter
Trockenfutter mit mechanischer und chemischer Zahnpflegewirkung
Trockenfutter mit mechanischer und chemischer Zahnpflegewirkung
Literatur Lund EM, Armstrong J, Kirk CA et al. - Health status and population characteristics of dogs and cats examined at private veterinary practices in the United States. J Am Vet Med Assoc 1999; 214: 1336-41.
424
Zahnstein- 0 Index 2
4 6 8 10 12
M1
Nach dem Zähneputzen, der allgemein als effektivste Prävention parodontaler Erkrankungen anerkannten Maßnahme, können Nahrungsergänzungen und/oder Spezialfuttermittel sehr hilfreich sein.
Diätetische Informationen von Royal Canin
3 • Bedeutung spezifischer Phosphate für die Maulhöhlenund Zahngesundheit vorhandenen Ca2+-Kationen einfangen. Werden Polyphosphate in der Maulhöhle freigesetzt, chelatieren sie das im Speichel in ionisierter Form vorhandene Kalzium und verhindern somit dessen Einbau in die Zahnsteinmatrix. Das eingefangene Kalzium wird anschließend im Verdauungstrakt wieder freigesetzt und vom Organismus auf die übliche Weise nach Bedarf absorbiert.
Die verschiedenen Polyphosphattypen
Der Anti-Verkalkungseffekt von Hexametaphosphat (HMP) im dentalen Biofilm wurde in vitro überprüft, und es zeigte sich, dass die Bildung von Kalziumhydroxyapatitkristallen signifikant reduziert wurde (White et al., 2002).
Die Polyphosphate bilden eine sehr große Familie mit mehr als 150 verschiedenen Molekülen (einschließlich Orthophosphat, Pyrophosphat, Polyphosphat und Metaphosphat). Einige Phosphate haben chelatierende Eigenschaften mit zweiwertigen Kationen wie Kalzium (Ca2+). Diese Eigenschaften hängen von der Länge der Phosphatkette (je länger die Kette, desto stärker ihre Fähigkeit, zweiwertige Kationen im Chelatkomplex zu binden) und dem lokalen pH-Wert ab. Diese Verbindungen werden in zahlreichen Zahncremes für den Menschen eingesetzt (Sowinski et al., 1998).
Phosphate: Wirkungsmechanismus Die Ca2+-Kationen im Speichel sind unmittelbar verantwortlich für die Zahnsteinbildung, also die Mineralisierung (Verkalkung) der Plaque. Phosphate, die in der Lage sind, mehrwertige Kationen im Chelatkomplex zu binden, können die im Speichel
Royal Canin Research Centre - Hennet P, Servet E, Soulard et al. - Effect of two kibble sizes and two different phosphate salts in preventing calculus accumulation in dogs. 14th European Congress of Veterinary Dentistry 22- 24 Sept 2005; Ljubljana, Slovenia.
Ohne Natriumpolyphosphat
Kalzium verfügbar
Wissenschaftliche Studien
Beagles, die über einen Monat mit HMP-beschichteten Kroketten gefüttert wurden, zeigten eine signifikant reduzierte Zahnsteinbildung (-58 %) im Vergleich mit Hunden, die dasselbe Futtermittel, aber mit den Polyphosphaten im Inneren der Kroketten, erhielten (Cox et al., 2002). Der chelatierende Effekt variiert in Abhängigkeit vom Typ der verwendeten Polyphosphate, selbst bei identischer Dosierung. Im Vergleich zu einer Kontrollgruppe stellt sich der Grad der Reduzierung der Zahnsteinbildung nach einem Monat bei Beaglen, die mit Polyphosphat beschichtete Koketten erhielten, wie folgt dar: - 36% mit Hexametaphosphat - 55% mit Natriumtripolyphosphat (Royal Canin Forschungszentrum, 2001-2002)
Literatur Cox ER, Lepine AJ - Use of polyphosphates in canine diets to control tartar. IADR Meeting, San Diego, CA (USA) 2002; Poster n°2793.
WIRKUNG VON NATRIUMTRIPOLYPHOSPHAT
Mit Natriumpolyphosphat
Kalzium neutralisiert
Die chelatierten Kalziumionen stehen nicht für die Zahnsteinbildung zur Verfügung.
NATRIUMTRIPOLYPHOSPHAT MOLEKÜL O +
Na
O
P
O O
P
O O
P
O
O
O
Na+
Na+
Na+
O
Na+
REAKTION ZWISCHEN NATRIUMTRIPOLYPHOSPHAT UND CA2+-KATIONEN
Zahnhygiene
Die Bedeutung der Anwendung von Polyphosphatsalzen als Futtermittelzusätze liegt in ihrer Fähigkeit, das im Speichel vorhandene Kalzium in Chelatkomplexen einzufangen und damit zu neutralisieren. Die Chelatierung ist abhängig vom Polyphosphattyp. Um die Freisetzung in der Maulhöhle und den Kontakt mit dem Speichelkalzium zu erleichtern, müssen die Polyphosphate in der äußeren Beschichtung der Kroketten, im so genannten „Coating“, enthalten sein.
Natriumtripolyphosphat + Kalzium Sowinski J, Petrone DM, Battista et al. – Clinical comparison of two tartar control dentifrices: a twelve-week study. J Clin Dent 1998; 9(4): 101- 104.
Kalziumtripolyphosphat + Natrium
White DJ, Cox ER, Suszcynskymeister EM et al. - In vitro studies of the anticalculus efficacy of a sodium hexa-metaphosphate whitening dentifrice. J Clin Dent 2002; 13(1): 33-7.
425
Diätetische Informationen von Royal Canin
4 • Bedeutung von Zinksalzen für die Maulhöhlenund Zahngesundheit PLAQUE Polysaccharide Glykoproteine
Streptokokken
Zinksalze haben potenziell vorteilhafte Wirkungen für die Gesundheit von Maulhöhle und Zähnen. Sie können als orale Antiseptika wirken, die die bakterielle Proliferation in der Maulhöhle begrenzen und die Bildung von Plaque und Zahnstein reduzieren.
Die verschiedenen Zinksalze Man unterscheidet organische Zinksalze (z. B. Zinkzitrat) und anorganische Zinksalze (z. B. Zinksulfat, ZnSO42 -).
Wissenschaftliche Studien Hemmung der Zahnsteinbildung Actinomyces
Zahnhygiene
In der Maulhöhle leben über 300 verschiedene Bakterienstämme. Streptokokken und Actinomyces mit ihren adhäsiven Eigenschaften sind die ersten Bakterien, die den Biofilm besiedeln. Die zunächst supragingivale Plaque dehnt sich allmählich in den subgingivalen Bereich aus, wo die Entwicklung einer anaeroben Flora begünstigt wird. Der Übergang von einer kommensalischen Flora zu einer pathogenen Bakterienpopulation ist letztlich für die Entwicklung parodontaler Erkrankungen verantwortlich.
In vitro können Zinksalze die Ablagerung von Zahnstein begrenzen, indem sie die Bildung von Kalziumhydroxyapatitkomplexen hemmen und die Bildung von löslicheren Kalziumkomplexen, wie zum Beispiel Trikalziumphosphat, fördern. Eine Studie mit Ratten hat gezeigt, dass Tiere, deren Zähne mit einer zinksalzhaltigen Zahncreme geputzt wurden, signifikant weniger Zahnstein bildeten als die Tiere der Kontrollgruppe (Putt et al., 2002). Bestätigt wird dieser Befund auch beim Menschen (Sowinski et al., 2001; Barrea et al., 2001)
Hemmung der Bildung schwefelhaltiger, flüchtiger Fettsäuren
In vitro unterstützen Zinksalze die Kontrolle der Bildung faulig riechender Moleküle, die für übel riechenden Atem (Halitosis) verantwortlich sind (Weesner, 2003). Eine Studie am Menschen zeigt darüber hinaus, dass Zinksalze die Bildung faulig riechender flüchtiger Fettsäuren aus 14C-Glukose hemmen (Harrap et al., 1984). Hemmung des bakteriellen Wachstums
Zinksalze haben in vitro nachgewiesene bakteriostatische Eigenschaften, insbesondere eine starke antimikrobielle Aktivität gegen Streptococcus mutans (Belcastro et al., 1994). Diese antimikrobielle Wirkung wurde bei der Katze bestätigt. Eine signifikante Reduzierung der Plaquebildung und der Belastung mit den an der parodontalen Erkrankung beteiligten anaeroben pathogenen Bakterien wurde bei einer Gruppe von Katzen beobachtet, die mit einem zinksalzhaltigen Gel behandelt wurden (Clarke, 2001).
Literatur Barrea RA, Perez CA, Ramos AY - Zinc incorporation in human dental calculus. J Synchrotron Radiat 2001; 8(Pt 2): 990-2. Belcastro S, Staffolani N, Pugliese M et al. An in vitro study of the antimicrobial activity of copper and zinc salts on pure and mixed microbial cultures. Minerva Stomatol 1994; 43 (9): 393-6. Clarke DE - Clinical and microbiological effects of oral zinc ascorbate gel in cats. J Vet Dent 2001; 18(4): 177-83.
426
Harrap GJ, Best JS, Saxton CA - Human oral retention of zinc from mouthwashes containing zinc salts and its relevance to dental plaque control. Archs Oral Biol 1984; 29(2): 87-91.
Sowinski J, Petrone DM, Battista G et al. Clinical efficacy of a dentifrice containing zinc citrate: a 12-week calculus clinical study in adults. Compend Contin Educ Dent 1998; 19(2 Suppl): 16-9.
Putt MS, Yu D, Kohut BE - Inhibition of calculus formation by dentifrice formulations containing essential oils and zinc. Am J Dent 2002; 15(5): 335-8.
Weesner BW Jr - Curing halitosis: the sweet smell of success. J Tenn Dent Assoc 2003; 83(4): 20.
Diätetische Informationen von Royal Canin
5 • Bedeutung spezifischer Polyphenole für die Maulhöhlenund Zahngesundheit Einige Polyphenolquellen können der Nahrung zugesetzt werden, um die Bildung des dentalen Biofilms zu begrenzen. Grüner Tee ist reich an aktiven Polyphenolen (z. B. Epigallocatechingallat oder EGCg) und gilt als vorteilhaft für die Prävention parodontaler Erkrankungen.
Die verschiedenen Polyphenoltypen Über 8000 Polyphenoltypen sind heute bekannt. Einige haben eine hoch komplexe chemische Struktur. Diese äußerst vielfältige Gruppe umfasst Moleküle mit einem einfachen Phenolkern und hoch polymerisierte Verbindungen (Tannine). Die natürlicherweise in allen Lebewesen vorkommenden Polyphenole spielen eine zentrale antioxidative Rolle.
Polyphenole: Wirkungsmechanismus Die bakteriostatische Wirkung einiger Polyphenole beruht auf ihren antioxidativen Eigenschaften, insbesondere auf der Hydroxylgruppe
(-OH) in der Ortho-Konfiguration, aber auch auf der Gallatfunktion auf dem Phenolring.
Wissenschaftliche Studien Hemmung des Bakterienwachstums in der Plaque
Beim Hund ist die Flora der Parodontaltaschen durch das Vorhandensein spezifischer Bakterien wie Porphyromonas endodontalis, gingivalis und circumdentaria geprägt (Isogai et al., 1999). • In vitro
Bestimmte Phenolverbindungen (insbesondere aus der Catechin-Familie) haben einen antibakteriellen Effekt gegen die in der Plaque vorhandenen Bakterien wie Porphyromonas gingivalis und Prevotella spp. (Hirasawa et al., 2002), Escherichia coli, Streptococcus salivarius und Streptococcus mutans (Rasheed et al., 1998). Unter den Polyphenolen des grünen Tees hat Epigallocatechin die stärksten bakteriziden Eigenschaften.
Seine minimale Hemmkonzentration liegt zwischen 250 und 500 µg/ml, abhängig vom jeweiligen Stamm von Porphyromonas gingivalis (Sakanaka et al., 1996). • In vivo
Beim Hund unterstützt eine mit grünem Tee angereicherte Nahrung aufgrund des natürlichen Reichtums an Catechinen die Hemmung des Bakterienwachstums, und nach zwei Monaten wird eine signifikante Reduzierung des prozentualen Anteils von Porphyromonas an der mikrobiellen Gesamtpopulation in der Plaque festgestellt (Isogai et al., 1995; 1992). Hemmung der bakteriellen Adhäsionskapazität an den Epithelzellen der Maulhöhle In vitro weisen die Polyphenole eine Gallatfunktion (Epigallocatechingallat oder EGCg; Gallocatechingallat oder GCg; Catechingallat oder Cg) auf, die die Fähigkeit von Porphyromonas gingivalis einschränkt, sich an die Oberfläche von Epithelzellen anzuheften (Sakanaka et al., 1996).
DIE CATECHIN-FAMILIE Epicatechin (EC)
Epigallocatechin (EGC) Zahnhygiene
Catechin (C)
Epigallocatechin - 3 - gallat (EGCG)
Epicatechin - 3 - gallat (ECG)
H O Grüner Tee ist reich an Catechinen
C
427
Diätetische Informationen von Royal Canin
Im Durchschnitt kann jede Epithelzelle 300 P. gingivalis „einfangen“. Bei einer Konzentration von 250 µg reiner Polyphenole (mit einer Gallatfunktion) pro ml ist die Hemmung der Adhäsion nahezu vollständig, bei 7,8 µg/ml wird die Anzahl adhärenter P. gingivalis um 30 % reduziert (Sakanaka et al., 1996). Nach Angaben der Autoren zielen die Anti-Adhäsionseigenschaften der Polyphenole eher auf die Bakterien ab als auf die Epithelzellen. Die Adhäsion anderer Bakterien wird ebenfalls durch Polyphenole mit Gallatfunktion begrenzt.
Bei Konzentrationen zwischen 125 und 250 µg/ml wird die Adhäsion von Porphyromonas melaninogenicus und Streptococcus sanguis um 50 % herabgesetzt. Streptococcus sanguis ist eines der ersten Bakterien, die zu Plaquebildung führen (Sakanaka et al., 1996). Hemmung der Produktion saurer Stoffwechselprodukte durch Plaquebakterien
In vitro sind einige Polyphenole in der Lage, die Produktion dieser Säuremetaboliten durch Plaquebakterien (z. B. Porphyromonas gingivalis) zu hemmen. Ursache dieses Hemmeffektes ist die Gallatfunktion bestimmter Phenolverbindungen, insbesondere EGCg, GCg und Cg, die im grünen Tee vorkommen (Sakanaka et al., 2004).
Plaquebakterien wie Porphyromonas gingivalis bilden verschiedene Säuren: N-Buttersäure, Phenylessigsäure oder Propionsäure.
DIE ROLLE DER POLYPHENOLE Maul- und Zahnhygiene
Quelle: Polyphenole werden aus grünem Tee und Trauben extrahiert
Blutfett senkende Wirkung
Antioxidative Wirkung
Antimutagene Wirkung
Zahnhygiene
Beim Menschen sind Polyphenole für ihre schützende Wirkung gegen kardiovaskuläre Erkrankungen (Blutfett senkende Wirkung) bekannt. Beim Hund werden sie aufgrund ihrer antioxidativen Wirkung und ihres antiseptischen Effektes gegen bestimmte Plaquebakterien geschätzt.
Literatur Hirasawa M, Takada K, Makimura M et al. Improvement of periodontal status by green tea catechin using a local delivery system: a clinical pilot study. J Periodontal Res 2002; 37(6): 433-8. Isogai E, Isogai H, Kimura K et al. - Effect of Japanese green tea extract on canine periodontal diseases. Microbial Ecology in Health and disease 1995; 8: 57-61. Isogai E, Isogai H, Fujii N et al. - Inhibitory
428
Effect of Japanese green tea extracts on growth of canine oral bacteria (bifidobacteria). Microflora 1992; 11 (2): 53-59. Isogai H, Kosako Y, Benno Y et al. - Ecology of genus Porphyromonas in canine periodontal disease. Zentralbl Veterinärmed B 1999; 46 (7): 467-73. Rasheed A, Haider M - Antibacterial activity of Camellia sinensis extracts against dental caries. Arch Pharm Res 1998; 21(3): 348-52.
Sakanaka S, Aizawa M, Kim M et al. Inhibitory effects of green tea polyphenols on growth and cellular adherence of an oral bacterium, Porphyromonas gingivalis. Biosci Biotechnol Biochem 1996; 60(5): 745-9. Sakanaka S, Okada Y - Inhibitory effects of green tea polyphenols on the production of a virulence factor of the periodontal-disease-causing anaerobic bacterium Porphyromonas gingivalis. J Agric Food Che 2004; 52(6): 1688-92.
Diätetische Informationen von Royal Canin
6 • Bedeutung spezifischer pflanzlicher Öle für die Maulhöhlen- und Zahngesundheit
Einige pflanzliche Öle (z. B. Eukalyptusöl) haben eine Wirkung gegen übel riechenden Atem und Zahnfleischentzündung und hemmen die Proliferation von Bakterien.
zierten Kroketten mit einem 0,1%igen Eukalyptusgehalt übel riechenden Atem beim Hund signifikant im Vergleich zu einer Kontrollgruppe (Waltham Research Centre, 2001).
die Adhäsion von Streptococcus mutans (Takarada et al., 2004).
Welche pflanzlichen Öle?
Hemmung der entzündlichen Aktivität
Eine parodontale Erkrankung entwickelt sich immer aus dem bakteriellen Biofilm, der Plaque. Jeder Faktor, der die Plaquebildung hemmt, ist also potenziell von präventivem Nutzen. Das Zähneputzen mit einer speziell für Hunde angepassten Zahncreme ist nach wie vor das beste Mittel zur Vorbeugung gegen die Plaquebildung.
Öle mit hohem Gehalt an antioxidativ wirkenden Molekülen haben eine bakteriostatische oder bakterizide Wirkung.
Wissenschaftliche Studien Hemmung übel riechenden Atems Einige Öle, insbesondere Eukalyptusund Rosmarinöl, unterstützen die Bekämpfung übel riechenden Atems (Halitosis). Die Bedeutung des Eukalyptusöls liegt nicht nur in seiner Fähigkeit, übel riechenden Atem zu maskieren, sondern auch in seiner aktiven Beteiligung an der Reduzierung der Bildung schwefelhaltiger flüchtiger Fettsäuren. In einer Studie zur Beurteilung schwefelhaltiger flüchtiger Fettsäuren (VCSs = volative sulfonated compounds) redu-
In vitro hemmt 1,8-Cineol (Eucalyptol), das Hauptmonoterpen des Eukalyptus, den Arachidonsäurestoffwechsel, in dessen Rahmen entzündungsfördernde Moleküle entstehen (Prostaglandin E2 und B4), und Zytokine humaner Monozyten. Dieser Mechanismus ist viel versprechend für die Hemmung der Entwicklung einer entstehenden Gingivitis (Juergens et al., 2003). Hemmung der bakteriellen Aktivität Eukalyptusöl hemmt das Wachstum bestimmter, an parodontalen Erkrankungen beteiligter Bakterien, wie zum Beispiel Porphyromonas gingivalis, Fusobacterium nucleatum, Streptococcus mutans und Streptococcus sobrinus. Diese parodontogenen Bakterien werden durch 30minütigen Kontakt mit einer Lösung mit 0,2 % Eukalyptus- oder Rosmarinöl zerstört. Eukalyptusöl hemmt
Spezielle Trockenfutterkroketten können das Zähneputzen dank ihrer mechanischen (Abrieb) und chemischen (Anti-Plaque-, AntiZahnstein-Wirkstoffe) Eigenschaften ergänzen. Weitere Studien sind erforderlich, um herauszufinden, auf welche Weise die Freisetzung dieser aktiven Substanzen in der Maulhöhle (in der Beschichtung oder im Inneren der Krokette) zu optimieren ist.
Zahnhygiene
Manukaöl, Teeöl, Eukalyptusöl, Lavendelöl und Rosmarinöl.
Schlussfolgerung
Literatur Juergens UR, Dethlefsen U, Steinkamp G et al. - Anti-inflammatory activity of 1.8-cineol (eucalyptol) in bronchial asthma: a doubleblind placebo-controlled trial. Respir Med 2003; 97(3): 250-6.
Takarada K, Kimizuka R, Takahashi N et al. A comparison of the antibacterial efficacies of essential oils against oral pathogens. Oral Microbiol Immunol 2004; 19(1): 61-4.
Waltham Centre for Pet Nutrition - Efficacy of the active ingredients of the Breath Freshening Biscuit in Reducing VSC levels in Canine Oral Malodour. Unpublished internal results, 2001.
429
Diätetische Informationen von Royal Canin
7 • Kurz- bis mittelfristige Wirkung eines Kauriegels auf Zahnablagerungen beim Hund Über eine kurze Periode (28 Tage)
Über eine kurze Periode (28 Tage)
Über eine längere Periode (4 Monate)
Die Kombination üblicher Trockenfutterkroketten mit einem Kauriegel zur täglichen Anwendung führte zu einer signifikanten Reduzierung der Plaquebildung [-27%; p-Wert < 0,05] und Zahnsteinbildung [-53%; p-Wert < 0,05] im Vergleich zu einer ausschließlich aus üblichen Kroketten bestehenden Ration.
Die Kombination von üblichen Kroketten und einem Kauriegel zur täglichen Anwendung war wirksamer als kommerziell erhältliche Kroketten mit speziellen Zahnpflege-eigenschaften, sowohl hinsichtlich der Plaquebildung [-12 %; p-Wert < 0,084] als auch hinsichtlich der Zahnsteinbildung [-37 %; p-Wert < 0,077].
Die Kombination üblicher Kroketten und eines Kauriegels zur täglichen Anwendung führte zu einer signifikanten Reduzierung der Plaquebildung [-17 %; p-Wert < 0,05] und der Zahnsteinbildung [-45 %, p-Wert < 0,05] im Vergleich zu einer ausschließlich aus Kroketten bestehenden Ration.
PLAQUE-SCORES (GESAMT) (4 MONATE NACH SCALING)
12 10 8
10.62 8.78
4 2
-45.83%
8
Warrick & Gorrel Index
Logan & Boyce Index
9
-17.33%
14
6
ZAHNSTEIN-SCORES (GESAMT) (4 MONATE NACH SCALING)
7 6 5 4 3
6.48
2
3.51
1
0
Übliches Trockenfutter + Kauriegel (täglich)
0
Übliches Trockenfutter
Übliches Trockenfutter + Kauriegel (täglich)
Zahnhygiene
Übliches Trockenfutter
Cavalier King Charles Ein speziell konzipierter Kauriegel (Zusammensetzung, Textur, Form und Größe) ist ein wirksames Mittel zur Prävention einer parodontalen Erkrankung, da er die Bildung von Zahnablagerungen begrenzt. Dieses Produkt wird empfohlen, sobald das bleibende Gebiss entwickelt ist.
430