2 - Die Behandlung der Adipositas
Adipositas
> Fasern und Sättigung Bei einem adipösen Menschen auf einer kalorienreduzierten Diät führt die tägliche Aufnahme eines Supplements aus unlöslichen Fasern (Ryttig et al., 1989; Astrup et al., 1990), löslichen Fasern (Krotkiewski, 1984; Di Lorenzo et al., 1988) oder gemischten Fasern (Burley et al., 1993) zu einer verbesserten Sättigung bzw. Reduzierung des Hungergefühls. Bei Hunden ist die Beurteilung des Sättigungsgefühls naturgemäß sehr viel schwieriger als beim Menschen. Mit Hilfe verschiedener indirekter Methoden wird versucht, den Sättigungsgrad beim Hund zu beurteilen, entweder über die Messung der Futteraufnahme oder über die Bestimmung der Magenentleerungsrate. Im letzten Fall geht man davon aus, dass die Magendehnung die physiologischen Mechanismen, die eine Nahrungsaufnahme auslösen, hemmt und folglich als ein Sättigungssignal fungiert (Jewell et al., 1996, 2000). Allerdings ist das Verfahren zur Messung der Magenentleerung beim Hund kaum standardisiert. Die wiederholten postprandialen Messungen setzen zudem Manipulationen an den Tieren voraus, die ihrerseits zu einer Verzögerung der Magenentleerung führen können. Butterwick et al. (1994) berichten, dass der Zusatz von unlöslichen Fasern in moderaten Konzentrationen die Futteraufnahme beim Hund nicht modifiziert. Eine Gruppe von Hunden mit 15 %igem Übergewicht erhielt ein mit verschiedenen diätetischen Fasern in unterschiedlichen Konzentrationen angereichertes Futter (von 6,6% TDF im Kontrollfutter bis 15,6% TDF in der TM der Testration). Die Nahrungsmengen waren so berechnet, dass sie 40% des für den Erhalt des Idealgewichts erforderlichen Energiebedarfs deckten. Dies entspricht einer sehr hochgradigen Energierestriktion. Drei Stunden nach der Hauptmahlzeit wurde den Hunden eine zweite, hoch schmackhafte Nahrung (Feuchtfutter) über einen Zeitraum von 15 Minuten ad libitum angeboten und die aufgenommene Futtermenge gemessen. Der Test wurde in einem Zeitraum von 12 Tagen zweimal wiederholt. Die anlässlich der zweiten Mahlzeit aufgenommenen Nahrungsmengen waren in den verschiedenen Gruppen nicht signifikant unterschiedlich (Butterwick et al., 1994). Schlussfolgerungen aus diesen Resultaten sind jedoch sehr schwierig, da das Kontrollfutter 6,7% TDF enthielt und der Effekt der hochgradigen Energierestriktion möglicherweise den Effekt der Nahrungsfasern überlagert hat. Schließlich muss darauf hingewiesen werden, dass die Mehrzahl aller Hunde nicht in der Lage ist, ihre Nahrungsaufnahme bei Angebot eines hoch schmackhaften Futtermittels zu kontrollieren.
> Fasern und ihre Auswirkungen auf Körpergewicht und Körperzusammensetzung Die Energierestriktion in Verbindung mit einem faserreichen (23% der TM) und fettarmen (9% der TM) Futtermittel führt zu einer stärkeren Verringerung des Körperfetts und der Cholesterinkonzentration im Serum als eine fettreiche und faserarme Ration (Wolfsheimer et al., 1994a). Auch die Verringerung des Körpergewichts und des arteriellen Blutdrucks fallen bei der faserreichen und fettarmen Ration höher aus, wenngleich die Unterschiede hier nicht signifikant sind (Borne et al., 1996). Die beiden verglichenen Diäten lieferten 35% der metabolisierbaren Energie in Form von Proteinen, also etwa 10% mehr als eine übliche Erhaltungsnahrung. Mit Hilfe des DEXA-Verfahrens gelang es, die Veränderungen der Körperzusammensetzung im Rahmen einer kalorienreduzierten Diät bei statistisch identischen Gewichtsverlusten darzustellen. Allerdings sollte man sich hier vor voreiligen Schlussfolgerungen hüten, da die Effekte der beiden Parameter (Fettgehalt und Fasergehalt) in der Studie nicht eindeutig zu trennen sind. Zudem haben fettarme Diäten – ohne Zusatz von Fasern - bei der Ratte die gleichen Wirkungen (Boozer et al., 1993). Auch in der Humanmedizin wird ein spontaner Gewichtsverlust (Krotkiewski, 1984) und ein Verlust von Körperfett (Raben et al., 1995) nach Aufnahme löslicher oder unlöslicher Fasern bei adipösen oder nichtadipösen Patienten beschrieben. Darüber hinaus führt der diätetische Zusatz unlöslicher (Solum et al., 1987; Ryttig et al., 1989) oder gemischter (Godi et al., 1992) Fasern bei adipösen Patienten unter moderater Energierestriktion zu einer stärkeren Gewichtsreduktion als eine entsprechende Kontrolldiät ohne Faserzusatz. Die Ergebnisse der oben aufgeführten Studien weisen auf die vorteilhafte Wirkung diätetischer Fasern in der Nahrung adipöser Patienten hin. Die Tabellen 13A und 13B fassen die Wirkungen der Fasern zusammen.
> Kohlenhydrate Der Gehalt und die Qualität verdaulicher Kohlenhydrate – hauptsächlich Stärke – sind ebenfalls Gegenstand einiger wissenschaftlicher Untersuchungen zur Adipositas. In der Ernährung des Menschen wurde 34