Klinische Diätetik - Adipositas

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Enzyklop채die der klinischen

Di채tetik

der Katze


Adipositas


Adipositas

Alex GERMAN BVSc (Hons), PhD, CertSAM, Dipl. ECVIM-CA, MRCVS

Lucile MARTIN DVM, PhD

Adipositas bei der Katze: Epidemiologie, Pathophysiologie und Behandlung

1 - Definition der Adipositas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 2 - Epidemiologie der Adipositas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 3 - Klinische Bedeutung der Adipositas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 4 - Pathophysiologie der Adipositas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 5 - Die klinische Untersuchung des adipösen Patienten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 6 - Die Prävention der Adipositas bei der Katze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 7 - Fünf Schritte eines erfolgreichen Adipositasmanagements bei Katzen . . . . . . . . . . . . . . . . 21 8 - Diätetische Behandlung der Adipositas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 9 - Die Zusammensetzung der Diätnahrung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 Schlussfolgerung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 Häufig gestellte Fragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 Diätetische Informationen von Royal Canin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS ARA: Arachidonsäure BCS: Body Condition Score BIA: Bioelektrische Impedanzanalyse BMC: Bone mineral content BMI: Body Mass Index CCK: Cholecystokinin CLA: Konjugierte Linolsäure DEXA: Dual Energy X-Ray Absorptiometrie DHA: Docosahexaensäure EEB: Erhaltungsenergiebedarf EKH: Europäische Kurzhaarkatze EPA: Eicosapentaensäure EZF: Extrazellulärflüssigkeit FBMI: Feline Body Mass Index

FFKM: Fettfreie Körpermasse FM: Fettmasse GLP: Glucagon-like peptide GRP: Gastrin releasing peptide HDL: High denstiy lipoprotein HP: High protein HWBC: High water binding capacity IGF: Insulin-like growth factor IKG: Ideales Körpergewicht IZF: Intrazellulärflüssigkeit kcal: Kilokalorie KG: Körpergewicht KZM: Körperzellmasse LA: Linolsäure

LIM: Leg Index Measurement ME: Metabolisierbare Energie MHP: Moderate high protein MTTPI: Microsomal triglyceride tranfer protein inhibitor OA: Osteoarthritis/Osteoarthrose REB: Ruheenergiebedarf ROS: Reaktive Sauerstoffverbindungen SCFA: Short chain fatty acids (kurzkettige Fettsäuren) TBW: Total body water (Gesamtkörperwasser) TM: Trockenmasse TTDP: Tyrosin-Tyrosin-Dipeptid

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Adipositas

Adipositas bei der Katze: Epidemiologie, Pathophysiologie und Behandlung Alex GERMAN BVSc (Hons), PhD, CertSAM, Dipl. ECVIM-CA, MRCVS Alex German schloss sein Studium 1994 mit Auszeichnung an der University of Bristol (UK) ab. Nach zweijähriger Tätigkeit in der Gemischtpraxis kehrte er nach Bristol zurück, um dort eine Promotion (PhD) und eine Residency im Bereich Innere Medizin der Kleintiere zu beginnen. Im August 2001 erhielt er das RCVS-Certificate für Kleintiermedizin und wechselte im Oktober 2002 an die University of Liverpool, wo er zurzeit als Royal Canin-Dozent für Kleintiermedizin und klinische Diätetik tätig ist. Im September 2004 wurde Dr. German Diplomate des European College of Veterinary Internal Medicine. Sein wissenschaftliches Interesse gilt der Gastroenterologie, der Metabolomik und der Biologie der Adipositas bei Kleintieren.

Lucile MARTIN DVM, PhD Lucile Martin schloss ihr Studium 1990 an der École Nationale Vétérinaire de Nantes (ENVN) ab, wo sie gegenwärtig als leitende Dozentin der Abteilung für Ernährung und Endokrinologie tätig ist. Im Jahr 1996 schloss Lucile Martin ihre Promotion (PhD) im Fachbereich Ernährungslehre ab und übernahm die Leitung eines Forschungsprogramms über den Butyratstoffwechsel und entzündliche Darmerkrankungen am Centre de Recherche en Nutrition Humaine de Nantes. Seit 1999 untersucht Dr. Martin in Kooperation mit dem LDH (Laboratoire des Dosages Hormonaux, ein Hormonassay-Labor) Adipositas-assoziierte endokrine Erkrankungen bei Hund und Katze. Im Januar 2001 wurde sie in den Verwaltungsrat der Groupe d’Étude en Nutrition der AFVAC gewählt. Neben ihrer Lehrtätigkeit im Bereich der Klinischen Diätetik der Kleintiere und der Pferde ist Dr. Martin als Beraterin für Ernährung, Diätetik und Endokrinologie an der École Vétérinaire de Nantes tätig und Autorin von über 30 Artikeln aus den Bereichen Forschung und Weiterbildung.

A

dipositas gilt als die häufigste Form der Fehlernährung in der Kleintiermedizin. Man geht davon aus, dass etwa 40 % aller Gesellschaftstiere adipös sind. Die klinische Bedeutung der Adipositas liegt in ihrer pathogenetischen Rolle bei zahlreichen Erkrankungen und ihrer Fähigkeit, vorbestehende Erkrankungen zu verstärken. So wird Adipositas unter anderem mit einer erhöhten Inzidenz von Erkrankungen wie Osteoarthritis/Osteoarthrose, kardiorespiratorischen Problemen, Diabetes mellitus, Obstipation, Hauterkrankungen sowie einem erhöhten Narkoserisiko und einer verringerten Lebenserwartung in Zusammenhang gebracht.

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Adipositas wird definiert als eine Akkumulation übermäßiger Mengen an Fettgewebe im Körper (Bray 1999). In der Humanmedizin zeigen zahlreiche und umfassende epidemiologische Daten, dass sowohl das Morbiditätsrisiko als auch das Mortalitätsrisiko mit zunehmender Körperfettmasse ansteigen. Die Beurteilungskriterien basieren in der Regel auf indirekten Messungen der Adipositas, wie zum Beispiel dem Body Mass Index (BMI: Gewicht [kg] dividiert durch das Quadrat der Körpergröße [m]). Es gibt mathematische Definitionen für „Übergewicht“ (25 < BMI < 30 kg/m2) und „Adipositas“ (BMI > 30 kg/m2). Eine jüngst durchgeführte, umfassende epidemiologische Studie schlägt für einen 50 Jahre alten, nicht rauchenden Menschen vom mitteleuropäischen Typ einen optimalen BMI von 20-25 vor (Adams et al. 2006). Die Ergebnisse zahlreicher weiterer Studien stimmen mit diesen Befunden überein. Wissenschaftlich fundierte Daten über das optimale Körpergewicht bei Katzen stehen uns dagegen nur in sehr begrenztem Maße zur Verfügung. Katzen werden als „übergewichtig“ klassifiziert, wenn ihr Körpergewicht um mehr als 10 % über ihrem „Idealgewicht“ liegt, und als „adipös“, wenn ihr Körpergewicht das Idealgewicht um mehr als 20 % übersteigt (Lund et al. 2005). Eine der umfassendsten epidemiologischen Studien ihrer Art belegt ein zunehmendes Risiko assoziierter Erkrankungen mit zunehmendem Adipositasgrad, gemessen anhand des Body Condition Score, kurz BCS genannt (Scarlett et al. 1998; Lund et al. 2005). Die Ergebnisse dieser Untersuchungen legen nahe, dass Übergewicht bei der Katze, ebenso wie beim Menschen, ein erhöhtes Morbiditäts- und Mortalitätsrisiko (siehe unten) mit sich bringt, und unterstreichen damit die Notwendigkeit, auch bei dieser Spezies einen optimalen Ernährungszustand bzw. eine optimale „Körperkondition“ anzustreben.

ÜBERGEWICHT ODER ADIPOSITAS? Katzen gelten als übergewichtig, wenn ihr Körpergewicht mehr als 10 % über ihrem „Idealgewicht“ liegt, und als adipös, wenn das Idealgewicht um mehr als 20 % überschritten wird.

2 - Epidemiologie der Adipositas Prävalenz und aktuelle Trends Übergewicht und Adipositas sind ein weltweit zunehmendes Problem bei Menschen (Kopelman 2000). Aktuelle Zahlen gehen davon aus, dass in den USA zwei Drittel der adulten Bevölkerung übergewichtig oder adipös sind (Flegal et al. 2002). Prävalenzstudien zur Adipositas bei Gesellschaftstieren sind eher rar. Berichte aus verschiedenen Teilen der Welt schätzen die Prävalenz der Adipositas in der Hundepopulation auf 22 bis 50 % (McGreevy et al. 2005; Colliard et al. 2006; Holmes et al. 2007). Bei der Katze beschränken sich solche Informationen auf einige wenige Studien über einen Zeitrahmen von über 30 Jahren, wobei in diesen Untersuchungen eine Vielzahl unterschiedlicher Definitionen von Übergewicht bzw. Adipositas und unterschiedlicher Techniken zur Beurteilung der Körperkondition zum Einsatz kamen (Sloth 1992; Robertson 1999; Russell et al. 2000; Harper 2001; Lund et al. 2005). Auf der Grundlage dieser Arbeiten reichen die Schätzungen der Adipositasprävalenz bei dieser Spezies von 19 bis 52 % (Tabelle 1). Eine der jüngsten Studien stammt aus den USA und analysiert 1995 Aufzeichnungen der Companion Animal Study (Lund et al. 2005). Die Ergebnisse sprechen dafür, dass etwa 35 % aller adulten Katzen entweder als übergewichtig oder als adipös einzustufen sind (28,7 % Übergewicht, 6,4 % Adipositas). Allerdings variiert die Prävalenz von Übergewicht und Adipositas je nach Altersgruppe, wobei Katzen mittleren Alters (zwischen 5 und 11 Jahren) ein besonders hohes Risiko tragen (Gesamtprävalenz 41 %, Übergewicht 33,3 %, Adipositas 7,7 %). Besonders interessant erscheint die Tatsache, dass die klinische Diagnose Adipositas nur bei 2,2 % aller Katzen aufgezeichnet war (trotz der BCS-Befunde), was die Vermutung nahe legt, dass Tierärzte dieser Erkrankung oft keine klinische Bedeutung beimessen. Unabhängig von der letztlich verwendeten Definition ist klar, dass es sich bei der felinen Adipositas um eine der wichtigsten Erkrankungen handelt, mit denen Tierärzte konfrontiert werden, und zwar insbesondere bei adulten Katzen mittleren Alters. Untersuchungen weisen zudem darauf hin, dass Besitzer im Vergleich zu den Einschätzungen der Tierärzte dazu neigen, die Körperkondition ihrer Katzen zu unterschätzen (Kienzle & Bergler 2006). Die Tiere dieser Besitzer werden unter Umständen gar nicht beim Tierarzt vorgestellt und gehen somit auch nicht in die Prävalenzzahlen ein.

TABELLE 1 – HÄUFIGKEIT DER FELINEN ADIPOSITAS

Risikofaktoren der felinen Adipositas Die Prävalenz der Adipositas wird von zahlreichen Faktoren beeinflusst. Individuelle Faktoren sind das Geschlecht und der physiologische Status (kastriert – unkastriert), das Alter und die Rassezugehörigkeit. Zu den Umweltfaktoren gehören die Lebensweise („Haltungsbedingungen“), die Anwesenheit von Hunden im Haushalt und die Fütterung bestimmter Nahrungstypen. Darüber hinaus gibt es Faktoren, wie zum Beispiel die körperliche Inaktivität, die eine Kombination aus individuellen und umweltbedingten Einflüssen darstellen. Andere Studien machen Faktoren auf Seiten der Besitzer und das Ernährungs- bzw. Fütterungsverhalten als Risikofaktoren für Übergewicht und Adipositas bei Katzen mitverantwortlich (Kienzle & Bergler 2006).

Studie

Land

Prävalenz

Sloth 1992

England

40 %

Robertson 1999

Australien

19 %

Russel et al. 2000

England

52 %

Lund et al. 2005

USA

35 %

5

Adipositas

1 - Definition der Adipositas

1 - Definition der Adipositas


(nach Scarlett 1994 und Robertson 1999; Studie an 2671 Katzen)

Normalgewicht oder Untergewicht

> 15

Übergewicht

12 bis 14

Alter der Katze (Jahre)

Adipositas

2 - Epidemiologie der Adipositas

ABBILDUNG 1 – PRÄVALENZ DER FELINEN ADIPOSITAS IN ABHÄNGIGKEIT VOM ALTER

9 bis 11

> Das Alter Das mittlere Alter ist bei der Katze mit einem besonders hohen Risiko für Übergewicht und Adipositas behaftet (Abbildung 1). Eine Studie zeigt, dass die Body Condition Scores bei Katzen unter 13 Jahren signifikant höher sind, als bei Katzen über 13 Jahren (Russell et al. 2000). In einer weiteren Studie aus Nordamerika erreicht die Prävalenz von Adipositas und Übergewicht ihre höchsten Werte bei Katzen in der Altersgruppe zwischen 5 und 11 Jahren (Lund et al. 2005). Solche Daten liefern dem praktischen Tierarzt wichtige Informationen, da sie auf die Katzenpopulation mit den höchsten Risiken hinweisen und zugleich nahe legen, dass präventive Maßnahmen bei frühzeitiger Einleitung (d. h. bis zum Alter von 2 Jahren) die größten Erfolgsaussichten haben.

> Physiologischer Status und Geschlecht

6 bis 8

Die Kastration ist die Hauptursache der Adipositas bei Katzen, und zahlreiche Studien bestätigen diesen Zusammenhang (Scarlett et al. 1998; Robertson 1999; Allan et al. 2000; Russell et al. 2000; Lund et al. 2005; Martin et al. 2001; 2006a). Die metabolischen Folgen der Kastration werden im Abschnitt Pathophysiologie besprochen.

3 bis 5

<2

0

5

10

15

25

20

30

Anteil an der Katzenpopulation (%)

Absolut betrachtet findet man die höchste Anzahl übergewichtiger Katzen in der Alterskategorie 3-5 Jahre. Relativ betrachtet sind Katzen der Altersgruppe 6-8 Jahre am häufigsten betroffen: Eine von drei Katzen in dieser Altersgruppe ist übergewichtig.

Auch das Geschlecht selbst wird in einigen Studien als prädisponierender Faktor angeführt, wobei in einer neueren Untersuchung männliche Tiere überrepräsentiert sind (Lund et al. 2005). Die Gründe für diese geschlechtsspezifische Prädisposition sind nicht vollständig geklärt, nicht zuletzt auch deshalb, weil eine andere Studie zeigt, dass der Nüchtern-Grundumsatz bei kastrierten weiblichen Katzen sinkt, während dies bei kastrierten Katern nicht der Fall ist (Fettman et al. 1997).

> Endokrine Störungen Im Vergleich zum Hund ist die Wahrscheinlichkeit, dass es sich bei der Adipositas einer Katze um die Folge von endokrinen Störungen wie Hypothyreose oder Hyperadrenokortizismus handelt, eher gering. Die Applikation von Progestagenen zur kontrazeptiven Behandlung wird indes mit der Entstehung von Adipositas in Verbindung gebracht. Bei der Katze geht Adipositas in den meisten Fällen mit erhöhten Plasmakonzentrationen von Prolactin, Leptin und Insulin-like growth factor 1 (IGF-1) einher (Martin et al. 2006a). Das Hormonprofil der adipösen Katze unterscheidet sich somit fundamental von dem des adipösen Hundes (Martin et al. 2006b). Alle genannten Hormone haben einen unmittelbaren Einfluss auf die Entwicklung einer Insulinresistenz (Melloul et al. 2002).

> Die Rasse Einige wenige Studien untersuchen den Einfluss der Rassezugehörigkeit auf die Prävalenz der felinen Adipositas. Zwei Studien stellen fest, dass „Kreuzungen“ oder Mischlingskatzen etwa doppelt so häufig von Adipositas betroffen sind wie Rassekatzen (Scarlett et al. 1994; Robertson 1999). Auch Lund et al. (2005) fanden heraus, dass Mischlingskatzen ein erhöhtes Adipositasrisiko tragen. Ferner wurde festgestellt, dass ManxKatzen eine besondere Prädisposition besitzen.

> Die Umwelt Zu den Umweltfaktoren mit deutlichem Einfluss auf die Prävalenz der Adipositas gehören Berichten zufolge die Art der Unterbringung („Haltungsbedingungen“), sowie die Anzahl der Katzen und die Anwesenheit von Hunden im Haushalt (Scarlett et al. 1994; Robertson 1999; Allan et al. 2000). Die Haltungsbedingungen betreffend ist festzustellen, dass eine ausschließlich auf das Haus oder auf die Wohnung ohne Freigang beschränkte Katzenhaltung in einigen Studien eine Prädisposition für Adipositas darstellt (Scarlett et al. 1994; Robertson 1999), in anderen Untersuchungen dagegen nicht (Russell et al. 2000). Bei dieser Art der Haltung wird das natürliche Ethogramm der Katze in der Regel nicht berücksichtigt. Eine wichtige ursächliche Rolle dürfte in diesem Zusammenhang die fehlende Möglichkeit zur maximalen körperlichen Aktivität und eine allgemeine Langeweile spielen. Eine Studie zeigt, dass die Anwesenheit eines Hundes im Haushalt das Adipositasrisiko signifikant senkt (Allan et al. 2000). Wahrscheinlich ist dies auf bestimmte Verhaltensmerkmale von Hunden und Katzen und ihre Interaktionen zurückzuführen. 6


> Die Aktivität

> Die Rolle der Ernährung Einige Studien legen nahe, dass die Fütterung mit Premium-Futtermitteln (Scarlett et al. 1994) mit einem höheren Adipositasrisiko verknüpft ist als die Fütterung mit Tiernahrung aus dem Supermarkt. Die höhere Akzeptanz (Schmackhaftigkeit) der Premium-Produkte könnte dazu führen, dass die physiologische Appetitkontrolle ausgehebelt wird und es so zu einer Überernährung kommt. In den 1990er Jahren wurde als Hauptgrund für einen solchen Zusammenhang der im Vergleich zu Supermarktprodukten höhere Fettgehalt und damit höhere Energiewert von Premium-Futtermitteln angeführt. Heute stehen jedoch zahlreiche Premium-Produkte mit moderatem Fettanteil (10-14 % in der Trockenmasse) zur Verfügung. Kienzle und Bergler (2006) verglichen das Fütterungsverhalten von Besitzern übergewichtiger Katzen mit dem der Halter normal- oder untergewichtiger Katzen. Dabei stellte sich heraus, dass Besitzer übergewichtiger Katzen eher zu einer ad-libitum-Fütterung neigen als Besitzer normalgewichtiger Tiere. Bei den verwendeten Futtermitteltypen wurden jedoch keine Unterschiede festgestellt.

© Labat

Die körperliche Aktivität ist einer der „Mischfaktoren“, die sowohl vom Individuum selbst als auch von verschiedenen Umweltvariablen beeinflusst werden. So haben die Haltungsbedingungen oft einen direkten Zusammenhang mit der Fähigkeit oder Möglichkeit der Katze, sich im Freien zu bewegen. Zahlreiche Studien belegen, dass Inaktivität einer der wichtigsten Risikofaktoren für Übergewicht und Adipositas ist (Scarlett et al. 1994; Allan et al. 2000), während diese Ergebnisse in anderen Untersuchungen nicht bestätigt werden konnten (Russell et al. 2000). Katzen neigen dazu, weniger zu fressen, wenn sie mit Hunden zusammenleben. - Die Katze wird durch die Anwesenheit des Hundes eingeschüchtert und senkt dadurch ihren Drang zur Nahrungsaufnahme. - Der Hund verwehrt der Katze den Zugang zum Futternapf oder verjagt sie. - Die Katze wird durch den Hund zum Spielen angeregt. Ihre körperliche Aktivität ist somit höher als die einer allein lebenden Katze.

Viele Tierärzte verordnen Katzen Futtermittel mit hohem Fettgehalt, die speziell zur Prävention von Erkrankungen der ableitenden Harnwege (FLUTD) formuliert sind. Diese fettreichen und energiedichten Futtermittel sind eine häufige Ursache von Adipositas.

> Besitzerfaktoren und Fütterungsverhalten Einige Studien weisen auf die Rolle von Besitzerfaktoren in der Entwicklung von Adipositas hin (Kienzle & Bergler 2006). Interessant erscheint an dieser Stelle ein Vergleich mit Hunden und Hundebesitzern. So neigen Besitzer adipöser Katzen tendenziell eher dazu, ihr Tier zu „vermenschlichen“, und nicht selten übernehmen Katzen die Ersatzrolle für menschliche Gesellschaft. Eine Studie beobachtete einen Zusammenhang von Übergewicht bei Hunden mit einer übertriebenen Vermenschlichung, nicht jedoch mit einer engen Mensch-Hund-Beziehung (Kienzle et al. 1998). Besitzer übergewichtiger Katzen widmen dem Spielen mit der Katze weniger Zeit und neigen dazu, Nahrung eher als Belohnung oder Mittel der positiven Kommunikation einzusetzen als Spielen oder andere soziale Mensch-Katze-Interaktionen. Zudem beobachten Besitzer übergewichtiger Katzen ihre Tiere beim Fressen häufiger als Besitzer von normalgewichtigen Katzen, ein Phänomen, das in ähnlicher Ausprägung auch bei Hundebesitzern festzustellen ist. Besitzer übergewichtiger Katzen und übergewichtiger Hunde haben tendenziell weniger Interesse an präventiver Gesundheitsvorsorge als Besitzer von Tieren mit idealer Körperkondition. Im Unterschied zu Besitzern übergewichtiger Hunde, die tendenziell eher den unteren Einkommensgruppen zuzurechnen sind, gibt es zwischen Besitzern übergewichtiger und normalgewichtiger Katzen keine vergleichbaren demographischen bzw. sozialen Unterschiede. Schließlich ist der prozentuale Anteil weiblicher Besitzer in der Gruppe der übergewichtigen Katzen höher als in der Gruppe der normalgewichtigen Katzen. Viele Besitzer missinterpretieren die Verhaltenssignale ihrer Katze im Zusammenhang mit der Nahrungsaufnahme. Folgende Punkte sollten dabei beachtet werden:

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Adipositas

2 - Epidemiologie der Adipositas

Schließlich unterscheidet sich der Typus des Besitzers, der ausschließlich Katzen hält, von dem eines Besitzers, der sowohl Katzen als auch Hunde hat. Menschen, die beide Spezies halten, neigen offenbar in geringerem Maße dazu, ihre Katzen zu verwöhnen und sie mit Premium-Futtermitteln zu ernähren (siehe unten).


© C. Chataignier (Europäische Kurtzhaar Katze)

Adipositas

3 - Die medizinische Bedeutung der Adipositas

Bei der Katze können Verhaltensprobleme wie Angst, Depression, ein abnormes Nahrungsaufnahmeverhalten und eine mangelhafte Kontrolle der Sättigung an der Entstehung von Übergewicht beteiligt sein.

- Katzen in freier Wildbahn neigen zu einem eher wählerischen Fressverhalten und nehmen in der Regel zahlreiche kleinere Mahlzeiten über den Tag verteilt auf. Trotz dieser weithin bekannten Tatsache füttern viele Besitzer ihren Katzen zwei bis drei größere Mahlzeiten am Tag. - Im Unterschied zum Menschen und zum Hund hat die Katze kein angeborenes Bedürfnis nach sozialer Interaktion im Zusammenhang mit der Nahrungsaufnahme. Wenn Katzen Kontakt mit dem Menschen suchen, nehmen Besitzer häufig irrtümlicherweise an, dass sie hungrig sind und gefüttert werden möchten. Bekommt die Katze in solchen Situationen tatsächlich Futter, wird sie sehr schnell lernen, dass die Kontaktaufnahme mit dem Besitzer unmittelbar zu einer Futterbelohnung führt. Vor allem bei Gabe größerer Futtermengen oder bei Verwendung energiedichter Futtermittel kann dies zu Überernährung, Übergewicht und Adipositas führen. - Spielen ist für Katzen lebenslang wichtig (Abbildung 2). Hundebesitzer sind in der Regel darauf konditioniert, ihren Tieren regelmäßige körperliche Bewegung durch Spaziergänge und Spielen zu verschaffen, während die meisten Katzenbesitzer nicht mit ihren Tieren spielen.

3 - Die medizinische Bedeutung der Adipositas Seit langer Zeit ist bekannt, dass eine diätetische Restriktion die Lebenserwartung zahlreicher Spezies, einschließlich des Hundes, erhöhen kann (McCay et al. 1935; Weindruch & Walford 1988; Kealy et al. 1992, 1997, 2000, 2002; Lane et al. 1998; Larson et al. 2003; Lawler et al. 2005). Es gilt als wahrscheinlich, dass ein ähnlicher Zusammenhang auch bei Katzen besteht, wenngleich entsprechende wissenschaftliche Daten hierzu bislang nicht vorliegen.

TABELLE 2 – ADIPOSITASASSOZIIERTE ERKRANKUNGEN BEI DER KATZE Stoffwechselstörungen - Hyperlipidämie /Dyslipidämie - Insulinresistenz - Glukoseintoleranz - Leberlipidose Endokrine Störungen - Hyperadrenokortizismus - Diabetes mellitus Orthopädische Probleme Hauterkrankungen

Während heute allgemein anerkannt ist, dass Übergewicht und Adipositas das Risiko für einige assoziierte Erkrankungen bei der Katze erhöhen (Tabelle 2), liegen uns bislang nur wenige gesicherte Daten vor, die diesen Zusammenhang wissenschaftlich belastbar stützen. Es gibt zwei groß angelegte Studien zur Untersuchung der Zusammenhänge zwischen bestimmten Erkrankungen und Übergewicht bzw. Adipositas. Die Studie von Donoghue und Scarlett (1998) nennt als wichtigste Erkrankungen im Zusammenhang mit Übergewicht bzw. Adipositas Diabetes mellitus, Hauterkrankungen, Erkrankungen des Bewegungsapparates (Lahmheiten) und Diarrhoe (Abbildung 3). Darüber hinaus stellten diese Autoren fest, dass übergewichtige Katzen eine verkürzte Lebenserwartung haben. Eine nachfolgende Studie (Lund et al. 2005) analysiert assoziierte Krankheitsrisiken in einer Population von 8159 Katzen. Die im Zusammenhang mit Übergewicht und Adipositas am häufigsten auftretenden Erkrankungen sind dieser Untersuchung zufolge Erkrankungen der Maulhöhle, Erkrankungen der Harnwege, Diabetes mellitus, Leberlipidose, Hauterkrankungen und Tumore.

ABBILDUNG 2 – DAS LEBEN DER KATZE: ETHOGRAMM nach Scarlett (1994) und Robertson (1999): Untersuchungen an 2671 Katzen

Erkrankungen der Maulhöhle Kardiorespiratorische Erkrankungen - Bluthochdruck

Körperpflege

Jagen

Schlafen Spielen

Felines Asthma? Erkrankungen des Harntraktes - Erkrankungen der ableitenden Harnwege - Urolithiasis Tumore Funktionelle Störungen - Gelenkerkrankungen - Ateminsuffizienz (Dyspnoe) - Dystokie - Leistungsintoleranz - Hitzeunverträglichkeit/Hitzschlag - Schwächung des Immunsystems - erhöhtes Narkoserisiko - verkürzte Lebenserwartung

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Fressen

Markieren

Erkunden

Die Nahrungsaufnahme nimmt bei einer Katze weniger als eine Stunde täglich in Anspruch. Schlafen nimmt den größten Teil des Tages ein: 14-18 Stunden, d.h. 60-75 %.


(Scarlett & Donoghue 1998)

Relatives Risiko

6 5

Normalgewichtige Katze Adipöse Katze

4 3 2 1 0 Hauterkrankungen

Diabetes mellitus

Bewegungsstörungen

Übergewicht, Insulinresistenz und Diabetes mellitus Das von den Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse gebildete Insulin kontrolliert die Aufnahme und die Verwertung von Glukose im peripheren Gewebe (siehe Kapitel 5). Katzen leiden am häufigsten unter einer Form des Diabetes mellitus, die dem Typ-II-Diabetes des Menschen ähnelt. Deshalb gilt Adipositas auch bei der Katze als einer der größten Risikofaktoren für Diabetes mellitus (Nelson et al. 1990). Von allen Adipositas-assoziierten Erkrankungen ist Diabetes mellitus die bei weitem bekannteste. Epidemiologische Studien bestätigen in der Tat ein erhöhtes Diabetesrisiko bei adipösen Katzen. In der Studie von Lund et al. (2005) wird ein um den Faktor 2,2 höheres Diabetesrisiko bei adipösen Katzen im Vergleich zu idealgewichtigen Artgenossen beschrieben. Diese Daten stützen ältere Untersuchungen, die ebenfalls einen solchen Zusammenhang beschreiben (Panciera et al. 1990; Scarlett & Donoghue 1998). Schließlich konnte nachgewiesen werden, dass diabetische Katzen im Vergleich zu Katzen ohne Typ-II-Diabetes eine signifikant reduzierte Insulinsensitivität aufweisen (Feldhahn et al. 1999).

Hauterkrankungen Die Studien von Scarlett & Donoghue (1998) und Lund et al. (2005) stellen einen Zusammenhang zwischen Adipositas und Hauterkrankungen her. Beschrieben wird eine erhöhte Prävalenz von feliner Akne, Alopezie, verschiedener Dermatitisformen, vermehrter Schuppenbildung und Dermatophytose. Vermehrte diffuse Schuppenbildung wird bei vielen betroffenen Katzen beobachtet und dürfte in erster Linie auf die bei übergewichtigen Tiere infolge körperlicher Einschränkungen verminderte Fähigkeit zu einer effizienten Fell- und Körperpflege zurückzuführen sein. Einer der Autoren hat zudem Kotverunreinigungen bei zahlreichen adipösen Katzen beobachtet und vermutet auch hier einen Zusammenhang mit der eingeschränkten Fähigkeit zur Körperpflege, vor allem deshalb, weil solche Verschmutzungsprobleme nach einer erfolgreichen Gewichtsreduktion in aller Regel teilweise oder vollständig zurückgehen. In einem einzelnen veröffentlichten Fallbericht wird zudem eine Adipositas-assoziierte perivulvuläre Dermatitis beschrieben. Die Autoren (Ranen & Zur 2005) berichten, dass zur Lösung dieses Problems eine Episioplastik durchgeführt werden musste, gehen aber leider nicht auf die Möglichkeiten eines Gewichtsmanagements bei dieser Katze ein. Extrem hochgradige Adipositas kann schließlich zu nahezu vollständiger körperlicher Inaktivität und zur Entwicklung von Drucknekrosen (Dekubitus, Liegeschwielen) führen (Abbildung 4).

Abbildung 4 – Siamkater, kastriert, 9 Jahre alt, mit hochgradiger Adipositas (Körpergewicht 12,95 kg; Body Condition Score: 5/5). Adipositas hat zu Inaktivität, einer Unfähigkeit zur Fell- und Körperpflege und Drucknekrosen (Dekubitus) ventral am Abdomen geführt.

© A. German

Orthopädische Erkrankungen Ähnlich wie beim Hund gilt Adipositas auch bei der Katze als Risikofaktor für orthopädische Erkrankungen. Eine Studie 9

Adipositas

3 - Die medizinische Bedeutung der Adipositas

ABBILDUNG 3 – EINFLUSS DER FELINEN ADIPOSITAS AUF DIE INZIDENZ HAUTERKRANKUNGEN, DIABETES MELLITUS UND BEWEGUNGSSTÖRUNGEN

VON


ABBILDUNG 5B – OSTEOARTHRITIS/OSTEOARTHROSE (OA) DES ELLENBOGENGELENKES EINER KATZE

© Dr Eithne Comerford, University of Liverpool

© Dr Eithne Comerford, University of Liverpool

Adipositas

3 - Die medizinische Bedeutung der Adipositas

ABBILDUNG 5A – HÜFTGELENKSDYSPLASIE BEI EINER KATZE

beschreibt bei adipösen Katzen ein um den Faktor fünf höheres Lahmheitsrisiko im Vergleich zu Katzen mit idealer Körperkondition (Scarlett & Donoghue 1998). Dieser Zusammenhang wird jedoch nicht von allen Studien bestätigt (Lund et al. 2005). Orthopädisch bedingte Schmerzen, vor allem im Bereich der Gelenke, könnten bei adipösen Katzen ein Grund für eine verminderte Fell- und Körperpflegeaktivität und die höhere Prävalenz von Hauterkrankungen sein (siehe unten).

Eines der größten Hindernisse für die Bestätigung eines solchen Zusammenhangs ist die Tatsache, dass die Prävalenz orthopädischer Erkrankungen bei dieser Spezies im Vergleich zur Situation beim Hund tendenziell eher unterschätzt werden dürfte. Möglicherweise ist dies auf Unterschiede im Verhalten und in der Haltung zwischen Katzen und Hunden Ellenbogen- und Hüftgelenk sind bei adipösen Katzen häufig zurückzuführen. Mit Hunden geht von Osteoarthritis/Osteoarthrose betroffen. man in der Regel regelmäßig spazieren, so dass Hundebesitzer meist unmittelbar bemerken, wenn ihr Hund eine Gelenksteifheit oder eine Lahmheit entwickelt. Katzen leben dagegen meist sehr viel mehr sich selbst überlassen und ziehen sich im Falle eines orthopädischen Problems eher zurück. Besitzer bemerken deshalb anfangs oft gar nicht, dass ihre Katze unter einem Problem im Bereich des Bewegungsapparates leidet. Eine Studie untersuchte die Prävalenz der felinen Osteoarthritis/Osteoarthrose (OA) durch eine Analyse von Röntgenaufnahmen, die zur Untersuchung anderer Körperregionen (z. B. Thorax) angefertigt worden waren (Godfrey 2005). In dieser Studie wiesen 22 % der Röntgenaufnahmen adulter Katzen radiologische Hinweise auf OA auf. Besonders beunruhigend erscheinen diese Ergebnisse vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass bei der untersuchten Population orthopädische Erkrankungen nicht unbedingt an erster Stelle der Verdachtsdiagnosen standen. Eine neuere Prospektivstudie über OA bei Katzen hat folglich bestätigt, dass die auffälligsten Anzeichen eine eingeschränkte Fähigkeit, zu springen und reduzierte Sprunghöhen sind (Clarke & Bennett 2006). Am häufigsten betroffen sind laut dieser Studie das Ellbogengelenk und das Hüftgelenk (Abbildung 5). Nach den Erfahrungen eines der Autoren lahmen viele übergewichtige Katzen zum Zeitpunkt der Vorstellung in der Praxis und zeigen nach erfolgtem Gewichtsverlust eine sehr deutliche Verbesserung ihrer Mobilität. Wie beim Hund sollte deshalb auch bei übergewichtigen und adipösen Katzen mit klinischen Lahmheitssymptomen eine Gewichtsreduktion eingeleitet werden.

Gastrointestinale Erkrankungen Ein Zusammenhang zwischen gastrointestinalen Erkrankungen und feliner Adipositas wird vielfach beschrieben. So beobachteten Scarlett & Donoghue (1998), dass adipöse Katzen mit einer höheren Wahrscheinlichkeit unter Diarrhoe leiden, als normalgewichtige Artgenossen. Lund et al. (2005) berichten, dass es sich bei den gastrointestinalen Problemen adipöser oder übergewichtiger Katzen unter anderem um Erkrankungen der Analbeutel, entzündliche Darmerkrankungen (Inflammatory Bowel Disease), Kolitis, Megakolon und Obstipation handelt. Der in der Humanmedizin bestätigte Zusammenhang zwischen Obstipation und Körpergewicht (De Carvalho et al. 2006), ist bei der Katze bislang noch unklar und erfordert weitere wissenschaftliche Untersuchungen. Futtermittel mit sehr hohem diätetischem Fasergehalt stehen im Verdacht, das Obstipationsrisiko bei Katzen zu erhöhen.

Hepatische Lipidose Die Zusammenhänge zwischen feliner Adipositas und hepatischer Lipidose sind gut bekannt. Für weiterführende Informationen über die hepatische Lipidose sei an dieser Stelle auf Kapitel 4 verwiesen. Die Sorge, eine hepatische Lipidose zu induzieren, wird von Tierärzten oft als Grund genannt, auf die Einleitung einer Gewichtreduktion bei adipösen Katzen zu verzichten. Unklar ist jedoch, wie berechtigt diese Sorge tatsächlich ist. So führte selbst eine stark ausgeprägte diätetische Energierestriktion von z. B. 25 % (Biourge et 10


Neoplasien Der Zusammenhang zwischen Adipositas und Tumorerkrankungen ist umfassend beschrieben. Betrachtet man diese Verbindung monokausal, so kann in den USA einer von sieben Krebstoten sowohl bei Männern als auch bei Frauen als direktes Resultat von Übergewicht oder Adipositas gelten (Calle & Thun 2004). Auch bei der Katze beschreiben Studien einen Zusammenhang zwischen Adipositas und Neoplasien (Lund et al. 2005). Genannt werden Adenokarzinome, Basalzellkarzinome, Fibrosarkome, Lipome, Lymphome, Mammatumore, Mastzelltumore und Plattenepithelkarzinome.

Erkrankungen des Harnsystems Die Studie von Lund et al. (2005) zeigt, dass übergewichtige Katzen häufiger unter Erkrankungen der Harnwege leiden. Beschrieben werden Erkrankungen wie die akute Zystitis, Urolithiasis, idiopathische Erkrankungen der ableitenden Harnwege, Harnwegsobstruktionen und Harnwegsinfektionen. Ebenso wie bei den Tumorerkrankungen sind aber auch hier weitere Prospektivstudien erforderlich, um spezifische Risiken für das Harnsystem bei adipösen Katzen definieren zu können. Von größtem Interesse ist hierbei der Zusammenhang zwischen Adipositas und Erkrankungen der ableitenden Harnwege der Katze (FLUTD), wie zum Beispiel der idiopathischen FLUTD und der Urolithiasis. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die Tatsache, dass es sich bei den meisten adipösen Katzen um Wohnungskatzen handelt, eine Haltungsform also, die bekanntermaßen einen Risikofaktor für FLUTD darstellt.

© L. Fleeman

Während ein allgemeiner Zusammenhang zwischen Adipositas und Tumorerkrankungen heute als belegt gilt, muss das Risiko der Entstehung spezifischer Neoplasien im Rahmen zusätzlicher Prospektivstudien zunächst noch detaillierter untersucht werden. Einige Studien beschreiben einen Zusammenhang zwischen Mammakarzinomen und Adipositas beim Hund (Sonnenschein et al. 1991), andere Untersuchungen wiederum bestätigen diese Verbindung nicht (Perez Alenza et al. 2000a, 2000b). Darüber hinaus haben übergewichtige Hunde Untersuchungen zufolge ein erhöhtes Risiko für Plattenepithelkarzinome der Harnblase (Glickman et al. 1989), bei der Katze wird ein solcher Zusammenhang indes nicht beschrieben. Der Zusammenhang zwischen FLUTD und Adipositas kann auf orthopädische Probleme zurückgehen. Eine Katze mit Schmerzen im Bereich des Bewegungsapparates weigert sich unter Umständen, eine physiologische Harnabsatzposition einzunehmen. Die Folge ist eine reduzierte Harnabsatzhäufigkeit, eine mögliche Ursache für Erkrankungen der ableitenden Harnwege.

Ein Zusammenhang zwischen Adipositas und Nierenerkrankungen bei der Katze ist dagegen weitaus weniger klar; und gegenwärtig gibt es keine Studien, die eine solche Verbindung bei Katzen privater Besitzer belegen würden. Es gibt jedoch indirekte Hinweise für einen solchen Zusammenhang, begründet durch die Tatsache, dass eine beginnende Adipositas bei Hunden mit histologischen Veränderungen in der Niere einhergeht. So kommt es bei betroffenen Tieren unter anderem zu einer Verbreiterung des Spaltes der Bowmanschen Kapsel (als Folge der Erweiterung der Bowmanschen Kapsel), einer Zunahme der mesangialen Matrix, einer Verdickung der glomerulären und tubulären Basalmembranen und einer zunehmenden Anzahl sich teilender Zellen pro Glomerulum (Henegar et al. 2001). In derselben Studie wurden darüber hinaus auch funktionelle Veränderungen festgestellt, einschließlich einer Erhöhung der Reninkonzentration im Plasma, der Insulinkonzentration, des mittleren arteriellen Blutdrucks und des renalen Plasmaflusses. Die Autoren spekulieren, dass diese Veränderungen, sollten sie über einen längeren Zeitraum anhalten, eine Prädisposition für deutlich schwerwiegendere Glomerulum- und Nierenschäden darstellen können.

Erkrankungen der Maulhöhle Einer umfassenden Studie in Nordamerika (Lund et al. 2005) zufolge stellt Adipositas einen Risikofaktor für Erkrankungen der Maulhöhle mit einem relativen Risiko von 1,4 dar. Die Ursachen für einen solchen Zusammenhang sind jedoch unklar und werden nach Kenntnis der Autoren bei anderen Spezies bislang nicht beschrieben. Es muss also zunächst im Rahmen weiterer Untersuchungen geklärt werden, warum Adipositas per se einen prädisponierenden Faktor für Erkrankungen der Maulhöhle bei Katzen darstellt.

Kardiorespiratorische Erkrankungen Bei vielen Spezies kann ein erhöhtes Körpergewicht Auswirkungen auf den Herzrhythmus, das linksventrikuläre Volumen (Erhöhung), den Blutdruck und das Plasmavolumen haben. Die klinische Bedeutung der Adipositas für Bluthochdruck ist umstritten, da Studien belegen, dass dieser Effekt lediglich geringfügiger Natur ist (Bodey et al. 1996; Montoya et al. 2006). Ähnliche Auswirkungen könnten auch bei Katzen vor11

Adipositas

3 - Die medizinische Bedeutung der Adipositas

al. 1994) oder 45 % (Watson et al. 1995) des Erhaltungsenergiebedarfs (EEB) im Rahmen experimenteller Untersuchungen nicht zur Entwicklung einer hepatischen Lipidose. Eine Voraussetzung für die Entstehung einer Leberlipidose scheint deshalb eine vollständige Nahrungskarenz über einen Zeitraum von fünf bis sechs Wochen zu sein (Biourge et al. 1993). Zudem scheint eine klinische Leberlipidose zusätzlich von anderen auslösenden Faktoren wie begleitenden Erkrankungen abhängig zu sein.


Adipositas

4 - Pathophysiologie der Adipositas

kommen, gegenwärtig gibt es jedoch keine veröffentlichten wissenschaftlichen Studien, die einen solchen Zusammenhang bestätigen würden.

Narkoserisiken und Risiken bei bestimmten klinischen Maßnahmen Insgesamt werden diagnostische und klinische Maßnahmen durch Adipositas erschwert. Schwieriger gestalten sich zum Beispiel die praktische Durchführung von Maßnahmen wie klinische Untersuchung, Auskultation des Thorax, Palpation und Aspiration peripherer Lymphknoten, abdominale Palpation, Entnahme von Blutproben, Zystozentese und Bild gebende Diagnoseverfahren (insbesondere die Sonographie). Bei adipösen Hunden besteht ein erhöhtes Narkoserisiko, das wahrscheinlich auf Probleme bei der Einschätzung der geeigneten anästhetischen Dosierungen, beim Legen von Kathetern und verlängerte Operationszeiten zurückzuführen ist (Clutton 1988; Van Goethem et al. 2003). Auch wenn hierzu keine veröffentlichten wissenschaftlichen Daten vorliegen, dürften entsprechende Probleme auch bei Katzen eine Rolle spielen. Schließlich werden bei adipösen Tieren eine verringerte Wärmeverträglichkeit und eine reduzierte Ausdauer beschrieben (Burkholder & Toll 2000).

4 - Pathophysiologie der Adipositas Die Energiebilanz: Energiezufuhr gegen Energieverbrauch Die erfolgreiche Kontrolle des Körpergewichts setzt eine möglichst genaue und dauerhafte Übereinstimmung zwischen Energieaufnahme und Energieverbrauch voraus. Gesunde Tiere sind auch in Anbetracht dramatischer Schwankungen der Kalorienzufuhr in der Lage, ein sehr stabiles Körpergewicht aufrechtzuerhalten. Die Langzeitregulation der Energiebilanz ist abhängig von der richtigen Koordination und Interpretation peripherer Signale, die den Stand der körpereigenen Energiespeicher anzeigen. Die am besten bekannten Signalgeber sind das Insulin und das Leptin. Die Kurzzeitregulation richtet sich nach nahrungsabhängigen Signalgebern wie Cholecystokinin (CCK) oder Gastrin related peptide (GRP) (Strader & Woods 2005). Das Zentralnervensystem erhält durch metabolische, neuronale und endokrine Faktoren ununterbrochen Informationen über die Energiespeicher des Körpers. Einige dieser Signale sind zentralen Ursprungs, andere gehen vom Gastrointestinaltrakt oder von den Fettzellen aus. Die strikte Unterscheidung zwischen zentralen und peripheren Mechanismen wird heute zunehmend durch ein integratives Konzept ersetzt. In der Tat kann jeder periphere Faktor unabhängig von zentraler Kontrolle wirken, und zentrale Faktoren modulieren die Sekretion peripherer Faktoren, indem sie die Antwort auf oral zugeführte Nährstoffe anpassen und den Appetit entsprechend modifizieren. Der Appetit besteht aus drei Phasen: Hunger, Sättigungsprozess und Zustand der Sättigung. Hunger wird definiert als ein biologischer Antrieb, der ein Individuum zur Nahrungsaufnahme veranlasst. Der Sättigungsprozess wird von einigen Autoren auch „Sättigung während der Mahlzeit“, und der Zustand der Sättigung als „Sättigung zwischen den Mahlzeiten“ definiert. - Der Sättigungsprozess bezeichnet also einen Vorgang bzw. ein Signal, das die Beendigung der Nahrungsaufnahme während der Mahlzeit induziert. Es entwickelt sich ein Gefühl der Völle, und die insgesamt aufgenommene Nahrungsmenge reduziert sich. - Der Zustand der Sättigung bezeichnet postprandiale Ereignisse, die das Intervall bis zur nächsten Mahlzeit beeinflussen und somit die Mahlzeitenhäufigkeit regulieren, die auch durch erlernte und erworbene Gewohnheiten beeinflusst wird (Cummings & Overduin 2007). Der Sättigungszustand wird also definiert als eine Motivation, zwischen den Mahlzeiten bzw. bis zur nächsten Mahlzeit keine Nahrung aufzunehmen. Er verzögert den Beginn der nächsten Mahlzeit und kann darüber hinaus auch die mit der kommenden Mahlzeit verzehrte Nahrungsmenge verringern.

12

Gewichtszunahme und Appetitkontrolle Zahlreiche zentrale neuroendokrine Faktoren spielen eine Rolle bei der Kontrolle der Energiebilanz. Die Identifikation solcher Faktoren ist nach wie vor eine große Herausforderung und stellt eine wichtige physiologische Basis für die Entwicklung neuer pharmakologischer Behandlungsstrategien dar. Unter den neueren Strategien zur Adipositasbekämpfung erscheint die Manipulation des Appetits eine der attraktivsten Optionen. Ziel ist es, die endogenen Appetit stimulierenden Signale zu blockieren. Hunger hat kognitive und umweltbedingte Komponenten, so dass sich ein Hungergefühl auch trotz physiologischer Sättigung entwickeln kann. In dieser Situation kommt es zu einer Störung des Verhältnisses zwischen Appetit und Nahrungsaufnahme. Bei adipösen Individuen beobachtet man häufig eine gestörte Appetitkontrolle. Zu den Faktoren, die dazu führen, dass eine Katze trotz nicht vorhandenen Hungers frisst, gehören unter anderem Langeweile, die ständige Verfügbarkeit besonders schmackhafter Futtermittel oder emotionaler Stress (Mattes et al. 2005). Heute gibt es zahlreiche pharmakologische Ansätze zur Kontrolle des Hungers und zur Modifikation der an seiner Regulation beteiligten Peptide (Tabelle 3). Einer der erst vor kurzer Zeit identifizierten Signalgeber der Nahrungsaufnahme ist das intestinale Peptidhormon Ghrelin (Cummings et al. 2005). Es handelt sich um das einzige intestinale Peptidhormon, das die Nahrungsaufnahme steigert. Nach einer gewissen Fastenperiode kommt es zu einem Nettoanstieg der Ghrelinkonzentration im Plasma, während die Konzentration in der postprandialen Phase sinkt. Ghrelin scheint darüber hinaus nicht nur ein kurzzeitiger Signalgeber für Hunger zu sein. Diese Folgerung lässt sich aus der Beobachtung schließen, dass die Ghrelinkonzentration bei Adipositas in einer Gruppe von Individuen, die Gewicht abgenommen hatten, um 24 % angestiegen war (Cummings et al. 2002). Der Anstieg der Ghrelinkonzentration, ein orexigenes Signal, wirkt also dem Effekt des Gewichtsreduktionsregimes entgegen und führt tendenziell zu einer Wiederzunahme des nach einer gewissen Periode der Energierestriktion verlorenen Körpergewichts.


Die Applikation von Amylin, Bombesin und verwandter Peptide wie GRP, Neuromedin B, Glucagon-like peptide (GLP)-1; Glucagon und verwandter Peptide (Glicentin, GLP-2, Oxyntomodulin); Tyrosin-Tyrosin-Dipeptid (TTDP) und verwandter Peptide (pancreatic polypeptide, Neuropeptid Y); gastrischem Leptin und Apolipoprotein A IV reduziert die Nahrungsaufnahme. Das Proteohormon Leptin ist ein orexigener Faktor, der zu Glukoseintoleranz, Insulinresistenz und Hyperinsulinämie führt. Eine chronische Hyperleptinämie induziert Adipositas (Kopelman 2000). Mit Ausnahme der Pankreashormone und des Leptins werden sämtliche dieser Peptide im ZNS synthetisiert. Dies unterstreicht die Komplexität dieses Regulationssystems und zeigt, wie schwierig es ist, alle an der Steuerung der Nahrungsaufnahme beteiligten Mechanismen und ihre Wechselwirkungen zu verstehen. Pharmakologische Therapiemaßnahmen müssen deshalb extrem vorsichtig erfolgen und haben aufgrund der hohen Komplexität der Regulation bei Langzeitanwendung potenziell erhebliche Nebenwirkungen.

Kastration und Adipositas Auf welche Weise die Kastration letztlich eine Zunahme an Körpergewicht hervorruft, ist Gegenstand einer kontroversen Debatte. Die Hauptfaktoren sind offenbar eine Veränderung des Futteraufnahmeverhaltens im Sinne einer gesteigerten Nahrungsaufnahme (Flynn et al. 1996; Fettman et al. 1997; Harper et al. 2001; Hoenig & Ferguson 2002; Kanchuk et al. 2003) (Abbildung 6) und eine Verringerung der körperlichen Aktivität (Flynn et al. 1996; Harper et al. 2001).

Hormon

Effekt auf die Nahrungsaufnahme

Cholecystokinin

Abnahme

Amylin

Abnahme

Glucagon like peptide-1 (GLP-1)

Abnahme

Tyrosin-Tyrosin-Dipeptid (3-36) (TTDP)

Abnahme

Apolipoprotein A IV

Abnahme

Enterostatin

Abnahme

Bombesin/Gastrin releasing peptide (GRP)

Abnahme

Glucagon

Abnahme

Gastrisches Leptin

Abnahme

Ghrelin

Zunahme

ABBILDUNG 6 – AUSWIRKUNGEN DER KASTRATION AUF DIE FUTTERAUFNAHME (KCAL/TAG) BEI KATZEN (nach Calvert 2003) + 37 % 300

Energiezufuhr (kcal/Tag)

Cholecystokinin (CCK), ein Peptidhormon des Magendarmtraktes, ist zuständig für die Kontrolle des Sättigungszustandes. Es wird als Antwort auf die orale Zufuhr diätetischer Fette und Proteine freigesetzt, und der Appetit zügelnde Effekt wird durch die mechanische Magenerweiterung stark erhöht (Kissileff et al. 2003). Bei zentraler Applikation reduziert CCK die Mahlzeitengröße bei Tieren und Menschen. Trotz viel versprechender Ergebnisse, die zeigen, dass CCK die Energieaufnahme reduziert, scheint eine Langzeitapplikation keinen Effekt auf den Verlust von Körpergewicht zu haben. Die beste Methode, die CCK-Freisetzung zu kontrollieren, scheint eine Modifizierung der Nahrungszusammensetzung über den Proteingehalt. Bei Katzen konnte gezeigt werden, dass ein Anstieg des diätetischen Protein- und Aminosäuregehalts zu einer Zunahme der CCK-Konzentration im Plasma führt (Backus et al. 1997). Unter den betreffenden Aminosäuren erwiesen sich Tryptophan, Phenylalanin, Leucin und Isoleucin als am wirksamsten.

TABELLE 3 – GASTROINTESTINALE HORMONE, DIE AN DER APPETITREGULATION BETEILIGT SIND (nach Strader und Woods 2005)

295

250 236 230

200 150

Intakte Katze Kastrierte Katze

Kastration

236 230

216

191 188

216 184

100 50 0 10

18

19

30

52

Alter (Wochen)

Nach der Kastration sinkt die Fähigkeit der Katze, ihre Futteraufnahme zu regulieren. Die Folge ist eine Gewichtszunahme.

Bei den im Anschluss an eine Kastration zu beobachtenden metabolischen Veränderungen handelt es sich wahrscheinlich um sekundäre Folgen spezifischer hormoneller Veränderungen infolge des Eingriffes. Studien an anderen Spezies zeigen, dass Östrogene den Appetit unterdrücken (Czaja & Goy 1975). Die Ausschaltung der metabolischen Effekte von Östrogenen und Androgenen durch eine Gonadektomie kann also zu einer gesteigerten Nahrungsaufnahme führen. Der genaue Mechanismus ist nicht bekannt, und jüngste Forschungsergebnisse haben die Hypothese widerlegt, nach der gonadale Hormone mit CCK interagieren, dem gastrointestinalen Hormon also, das den Appetit beeinflussen kann (Backus et al. 2005; Asarian & Geary 2006). Wahrscheinlich spielt Ghrelin bei diesem Mechanismus eine gewisse Rolle. Im Rahmen der von einem der Autoren durchgeführten Studien wurden die Plasmakonzentrationen verschiedener Hormone bei sieben männlichen und sechs weiblichen Katzen vor und nach der Kastration über13

Adipositas

4 - Pathophysiologie der Adipositas

Der Fokus zukünftiger Forschungsarbeiten sollte deshalb auf diätetischen Interventionen liegen, die in der Lage sind, die Ghrelinkonzentration herabzusetzen und damit die Nahrungsaufnahme zu reduzieren.


5000

4000

Gewicht der Katze (g)

Adipositas

5 - Die klinische Beurteilung der adipösen Katze

wacht (Martin et al. 2004; 2006a). Die Kastration wurde bei allen Katzen nach Erreichen (nach Calvert 2003) der Geschlechtsreife im Alter von 11 Monaten durchgeführt. Durch Modifikation der Intakte Katze endokrinen Homöostase induzierte die + 22 % Gonadektomie einen neuen GleichgewichtsKastrierte zustand, in dem die an der Adipositas und der 4118 Katze Dysregulation des Glukosestoffwechsels beteiKastration +6% 3380 ligten Hormone die Überhand gewannen. Die 3161 früheste hormonelle Veränderung war ein 2981 schneller Anstieg der Plasmakonzentration des IGF-1. Dieser Anstieg war bereits in der 2034 2034 ersten Woche nach der Kastration nachweis1930 1930 bar und stabilisierte sich im Laufe der Zeit. Verschiedene Studien zur Regulation der somatotropen Achse bei Adipositaspatienten liefern widersprüchliche Ergebnisse über die Sekretion von IGF-1, es konnten jedoch 18 19 30 52 Rezeptoren für dieses Molekül in PräadipozyAlter der Katze (Wochen) ten- und Adipozytenzelllinien nachgewiesen werden (Louveau & Gondret 2004). Der Anstieg der IGF-1-Sekretion nach der Kastration könnte also eine primäre Rolle für den Beginn der Adipositas bei der Katze spielen, da IGF-1 die Multiplikation und sogar das Wachstum der Adipozyten fördert.

ABBILDUNG 7 – AUSWIRKUNGEN DER KASTRATION AUF DAS KÖRPERGEWICHT

3000

2000

1000 963

915

0 10

Der Anstieg der Prolactinkonzentration verlief bei Katern und weiblichen Katzen unterschiedlich (p<0,0001; Martin & Siliart 2005). - Weibliche Katzen (mit Ausnahme eines Tieres) zeigten eine Hyperprolactinämie bereits vor der Kastration, die wahrscheinlich im Zusammenhang mit ihrer sexuellen Aktivität (Rolligkeit) zum Zeitpunkt des operativen Eingriffes zu sehen ist. Nach der Kastration persistierte die Hyperprolactinämie; und 24 Wochen nach dem Eingriff lag die mittlere Prolactinkonzentration bei etwa 60 ng/ml. - Die Prolactinspiegel bei den Katern unterschieden sich sehr deutlich von denen der weiblichen Katzen. Vor der Kastration lag die mittlere Prolactinkonzentration im Plasma der männlichen Tiere unter 20 ng/ml, 12 Wochen nach dem Eingriff hatte sie etwa 30 ng/ml erreicht. Zwei Jahre nach der Kastration betrug die mittlere Prolactinkonzentration im Plasma beider Geschlechter etwa 70 ng/ml. Unsere Schlussfolgerung lautet, dass die Kastration eine persistierende Hyperprolactinämie induziert, und zwar unabhängig vom Geschlecht und den Ausgangskonzentrationen. Prolactin spielt eine wichtige Rolle bei der Bildung und bei dem Erhalt des Fettgewebes (Flint et al. 2003). Möglich sind darüber hinaus auch schädliche Kurzzeit- oder Langzeiteffekte einer erhöhten Prolactinkonzentration auf den Glukosestoffwechsel der Katze. Wird der Energieverbrauch auf der Basis der fettfreien Körpermasse angegeben, beobachtet man keinen Unterschied der Stoffwechselrate (Grundumsatz) zwischen intakten Individuen und kastrierten Individuen (Fettman et al. 1997; Martin et al. 2001; Kanchuk et al. 2003; Nguyen et al. 2004). Dennoch sind kastrierte Katzen eher adipös als unkastrierte Artgenossen (Abbildung 7) und haben Untersuchungen zufolge einen um 20-33 % niedrigeren Ruheumsatz als intakte Katzen (Flynn et al. 1996; Root et al. 1996; Harper et al. 2001; Hoenig & Ferguson 2002). Zusammen mit der reduzierten körperlichen Aktivität unterstreicht diese niedrigere Stoffwechselrate die Notwendigkeit einer restriktiven Energiezufuhr bei kastrierten Katzen, um die Zunahme des Körpergewichts zu begrenzen.

5 - Die klinische Beurteilung der adipösen Katze Quantifizierung der felinen Adipositas Adipositas wird definiert als eine übermäßige Akkumulation von Körperfett. Wichtiger Bestandteil sämtlicher Messungen zur Bestimmung des Adipositasgrades ist eine Definition der Körperzusammensetzung. Wir unterscheiden hauptsächlich zwei Komponenten der Körperzusammensetzung: - Die Fettmasse (FM): Fettgewebe 14


Fettfreie Körpermasse - heterogen - Wassergehalt 72-74 % - Dichte 1,1 g/ml

Mineralstoffe (Kalium 50-70 mmol/kg) Intrazelluläre Flüssigkeit Extrazelluläre Flüssigkeit

Körpermasse

Wasser

Glykogen Proteine

Körperfettmasse - homogen - Wasserfrei - Kaliumfrei - Dichte 0,9 g/ml

- Die fettfreie Körpermasse (FFKM; Pace & Rathbun 1945): Die Hauptbestandteile der fettfreien Körpermasse sind in fixen Verhältnissen vorhanden und umfassen die intrazelluläre Flüssigkeit (IZF), die extrazelluläre Flüssigkeit (EZF), Mineralstoffe und Proteine. Die fettfreie Körpermasse enthält darüber hinaus die Körperzellmasse (KZM). Hierbei handelt es sich um den metabolisch aktiven Teil des Körpergewebes, der verantwortlich ist für den größten Teil des Ruheenergieumsatzes. Die Körperzellmasse schließt die fettfreien Gewebe des Körpers ein, die relativ schnell und mit hoher Wahrscheinlichkeit von der Ernährung und von Krankheiten beeinflusst werden. Da es sich bei der fettfreien Körpermasse um einen aussagekräftigen Indikator der Proteinversorgung handelt, weisen Veränderungen der fettfreien Körpermasse auf Veränderungen der Proteinbilanz hin.

Energie

TABELLE 5 – TECHNIKEN ZUR MESSUNG DER KÖRPERZUSAMMENSETZUNG Klinisch relevante Verfahren

Wissenschaftlich relevante Verfahren

Körpergewicht (Wiegen) Body Condition Score Morphometrische Messungen Feline Body Mass Index Verdünnungstechniken Bioelektrische Impedanzanalyse Dual Energy X-Ray Absorptiometrie (DEXA)

Densitometrie Computertomographie Magnetresonanztomographie Elektrische Gesamtkörperleitfähigkeit Gesamtkörperkalium Neutronenaktivierungsanalyse

Die Beurteilung des Körperfettanteils und der fettfreien Körpermasse liefert wertvolle Informationen über den körperlichen und metabolischen Status eines Individuums. Die Körperfettmasse fungiert als Energiespeicher, während es sich bei der fettfreien Körpermasse um einen allgemeinen Indikator für den Gesundheitszustand des Tieres handelt (Tabelle 4). Für die Messung der Körperzusammensetzung stehen verschiedene Techniken zur Verfügung (Tabelle 5). Unterschiede bestehen unter anderem in der Verfügbarkeit und Anwendbarkeit im Bereich der Forschung, in Überweisungspraxen und in tierärztlichen Allgemeinpraxen. Der Grad der Adipositas kann also auf mehreren Wegen bestimmt werden.: - Klinische Beurteilung: Morphometrische Messungen, Body Condition Scoring, Verlaufsuntersuchungen des Körpergewichts, Fotodokumentation des Gewichtsverlaufs. - Experimentelle Methoden: chemische Analysen, Verdünnungstechniken (z. B. Deuteriumbestimmung der Gesamtkörperflüssigkeit), Gesamtkörperkalium, Densitometrie, elektrische Gesamtkörperleitfähigkeit und Neutronenaktivierungsanalyse. - Techniken mit potenzieller klinischer Anwendbarkeit: Dual Energy X-Ray Absorptiometrie (DEXA), Bioelektrische Impedanzanalyse, Computertomographie, Magnetresonanztomographie.

Das am Ende des ersten Lebensjahres aufgezeichnete Körpergewicht dient als Referenzwert für die Gewichtsentwicklung im späteren Leben der Katze.

An dieser Stelle werden ausschließlich Verfahren mit Relevanz für die klinische Praxis diskutiert.

© Royal Canin

Klinische Messung der Körperzusammensetzung > Die Bestimmung des Körpergewichts Das Wiegen ist zweifellos die einfachste Technik, die bei keiner Untersuchung eines Patienten fehlen darf, insbesondere nicht, wenn es sich um sehr junge Katzen am Ende der Wachstumsperiode handelt. Einer der Autoren stellte fest (unveröffentlichte Beobachtungen), dass die Bestimmung des Körpergewichts durch einfaches Wiegen in vielen Fällen als regelmäßiger Bestandteil der routinemäßigen Untersuchung von Gesellschaftstieren vernachlässigt wird. Das Wiegen liefert grobe Informationen über die Gesamtenergiespeicher des Körpers, und Gewichtsveränderungen spiegeln Veränderungen der Energie- und Proteinbilanz wider. Bei gesunden und ausgewogen ernährten Tieren sind nur geringfügige Gewichtsveränderungen zu beobachten.

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Adipositas

5 - Die klinische Beurteilung der adipösen Katze

TABELLE 4 – ZUSAMMENSETZUNG DES KÖRPERFETTANTEILS UND DER FETTFREIEN KÖRPERMASSE


Adipositas

5 - Die klinische Beurteilung der adipösen Katze

ABBILDUNG 8 – RICHTLINIEN FÜR DAS KÖRPERGEWICHT VERSCHIEDENER KATZENRASSEN Quelle: Royal Canin Enzyklopädie der Katze (2001) und interne Daten von Royal Canin (Wiegedaten von Ausstellungen)

1. Singapura: < 3 kg 2. Siamkatze: 2,5-4 kg 3. Perserkatze: 3-6 kg 4. Kartäuser: 4-7 kg 5. British Kurzhaar: 4-7 kg 6. Norwegische Waldkatze: 3-9 kg 7. Maine Coon: 5-10 kg

Zwischen der schwersten und der leichtesten Katze der bekannten Rassen besteht ein Gewichtsunterschied um den Faktor 4. Katzen zeichnen sich also durch eine relativ hohe Gewichtshomogenität aus, ganz im Gegensatz zur Spezies Hund, wo dieser Faktor bis zu 100 betragen kann.

ABBILDUNG 9 – BODY CONDITION SCORING BEI DER KATZE Grad Abgemagert

Merkmale - Rippen, Wirbelsäule, Schulterblätter und Beckenknochen deutlich sichtbar (Kurzhaarkatze) - deutlicher Verlust an Muskelmasse - kein palpierbares Fett am Brustkorb

Dünn - Rippen, Wirbelsäule, Schulterblätter und Beckenknochen sichtbar - deutliche Taille - geringe Menge Bauchfett palpierbar

Ideal - Rippen und Wirbelsäule nicht sichtbar, aber leicht zu palpieren - deutliche Taille - geringe Menge Bauchfett palpierbar

Übergewichtig

Adipös

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- Rippen und Wirbelsäule nur schwer palpierbar - keine Taille erkennbar - deutliche Erweiterung des Abdomens (ventrales Bauchfettdepot)

- massive Fettablagerungen über dem Brustkorb, an der Wirbelsäule und am Bauch - massive Erweiterung des Abdomens („Hängebauch“)

Da die Messwerte verschiedener Waagen erheblich differieren können, sollte zum Wiegen eines Individuums stets dieselbe Waage verwendet werden. Darüber hinaus kann das Körpergewicht durch Dehydratation oder eine Flüssigkeitsansammlung verfälscht werden. Ödeme oder Aszites können einen Verlust an Körperfett oder Muskelmasse maskieren. Ebenso kann ein massives Tumorwachstum oder eine Organomegalie einen Verlust an Fettmasse oder fettfreiem Körpergewebe, wie zum Beispiel Skelettmuskulatur, überdecken. Darüber hinaus können rassespezifische Einflüsse zu einer Variabilität des Körpergewichts bei Katzen unter ähnlichen Bedingungen führen (Abbildung 8). Das Körpergewicht korreliert nur bedingt mit der Körperfettmasse (Burkholder 2001). Folglich sind sporadische Messungen des Körpergewichts zu einzelnen Zeitpunkten nur von begrenzter Aussagekraft, wenn sie nicht mit einer Beurteilung der Körperkondition verknüpft werden (siehe unten). Regelmäßige Verlaufsuntersuchungen des Körpergewichts über das gesamte Leben einer Katze, beginnend beim jungen adulten Tier, liefern einen sensiblen Indikator für subtile Veränderungen der Körperzusammensetzung und können als wertvolles Werkzeug in der Adipositasprävention dienen.

> Body Condition Scoring (BCS) Das Body Condition Scoring ist eine schnell und einfach durchführbare, subjektive, semiquantitative Methode zur Beurteilung der Körperzusammensetzung. Beurteilt werden das subkutane Fettgewebe, das abdominale Fettgewebe und die oberflächliche Muskulatur anhand von visuellen und palpatorischen Merkmalen (z. B. Rippen, Dornfortsätze der Wirbelsäule und Taille). Die Technik des Body Condition Scoring hängt entscheidend von der Interpretation des Untersuchers ab und liefert keine präzisen quantitativen Informationen über Veränderungen des Verhältnisses der fettfreien Körpermasse zur Körperfettmasse. Beschrieben werden verschiedene Bewertungssysteme. Die am weitesten verbreiteten Systeme arbeiten mit einer 5-Punkte-Skala (wobei ein BCS von 3 als ideal gilt) oder einer 9-Punkte-Skala (wobei ein BCS von 5 dem Idealgewicht entspricht; Laflamme 1997, McGreevy et al. 2005). In Anbetracht der Tatsache, dass die 5-Punkte-Systeme oft mit einer in halbe Punkte unterteilten Skala arbeiten, wobei insgesamt neun Kategorien entstehen, sind die beiden genannten Punktesysteme praktisch identisch. Ein algorithmusbasiertes 7-Punkte-System (Abbildung 10) wurde speziell für die Beurteilung von Tieren durch ihre eigenen Besitzer entwickelt. Eine Studie belegt eine gute Korrelation zwischen diesem System und den Ergebnissen objektiver Körperfettmessungen mit Hilfe der Dual Energy X-Ray Absorptiometrie (DEXA) mit einer sogar hervorragenden Übereinstimmung der Werte, wenn die Beurteilung der Körperkondition von erfahrenen Untersuchern durchgeführt wird (German et al. 2006). Am wichtigsten erscheint die Feststellung einer guten Übereinstimmung der Ergebnisse professioneller Untersucher mit denen privater Besitzer, die darauf schließen lässt, dass diese Methode auch ohne vorheriges Training zuverlässige Ergebnisse liefert. Es handelt sich hierbei jedoch um vorläufige Daten, und zunächst ist eine weitere Validierung des Systems erforderlich, bevor es von den Besitzern selbständig angewendet werden kann. Die Grenzen des Body Condition Scoring sind die dem Bewertungssystem eigene Subjektivität und die Variationen der Ergebnisse unterschiedlicher Untersucher. Schließlich gibt der Body Condition Score, ebenso wie die einfache Bestimmung des Körpergewichts durch Wiegen, lediglich eine Gesamtbewertung der Körperkondition, das heißt, das System unterscheidet nicht zwischen den einzelnen Körperkompartimenten und liefert keine präzisen quantitativen Informationen zu Veränderungen des Verhältnisses von fettfreier Körpermasse zu Körperfettmasse. In Kombination mit dem Körpergewicht ermöglicht der Body Condition Score dem Tierarzt eine umfassendere Bewertung der Körperkondition und des Ernährungszustands eines Patienten.


1

Wenn Sie Ihre Fingerspitzen ohne Druck gegen die Haarrichtung über die Katze gleiten lassen, können Sie dann problemlos den Brustkorb ertasten? Nein

Ja

2

Wenn Sie Ihre Fingerspitzen ohne Druck gegen die Haarrichtung über den Rücken gleiten lassen, spüren Sie dann problemlos die Wirbelsäule? Ja

4

Nein

Wenn Sie Ihre Fingerspitzen gegen die Haarrichtung über die Katze gleiten lassen, spüren Sie dann problemlos die Schulterblätter und die Beckenknochen? Nein Ja Score A

Score C 5

Wenn Sie Ihre Fingerspitzen unter leichtem Druck gegen die Haarrichtung über den Brustkorb gleiten lassen, können Sie dann problemlos die einzelnen Rippen ertasten? Ja Nein

Wenn Sie Ihrer Katze mit flachen Händen über die Flanken streichen, spüren Sie dann die Einziehung der Taille?

Sind die Rippen von einer Fettschicht bedeckt? Ja

Nein

Score B

3

Ja

6

Nein

Score D 7

Hat Ihre Katze einen „schwabbeligen“ Bauch ? Nein Score E

S.H.A.P.E.TM SCORE

Ja

Hat Ihre Katze Gesundheitsoder Bewegungsprobleme? Nein

Score F

8

Ja Score G

BESCHREIBUNG

A - Extrem mager

Ihre Katze hat zu wenig Körperfett. > Empfehlung: Konsultieren Sie unmittelbar Ihren Tierarzt.

B - Mager

Ihre Katze hat nur wenig Körperfett. > Empfehlung: Konsultieren Sie Ihren Tierarzt, um eine qualitativ und quantitativ optimale Ernährung Ihrer Katze sicherzustellen. Kontrollieren Sie die Körperkondition Ihrer Katze regelmäßig alle zwei Wochen.

C - Schlank

Ihre Katze befindet sich im unteren Idealbereich mit weniger Körperfett als normal. Empfehlung: Erhöhen Sie die Tagesration geringfügig. Kontrollieren Sie die Körperkondition mit Hilfe der S.H.A.P.E.TMRichtlinien monatlich und konsultieren Sie Ihren Tierarzt, wenn keine Veränderung eintritt.

D - Ideal

Ihre Katze weist einen idealen Körperfettanteil auf. > Empfehlung: Überprüfen Sie die Körperkondition monatlich, um sicherzustellen, dass Ihre Katze in dieser Kategorie bleibt, und lassen Sie sie beim nächsten Tierarztbesuch untersuchen.

E - Leicht übergewichtig

Ihre Katze befindet sich im oberen Idealbereich mit einem etwas zu hohen Körperfettanteil > Empfehlung: Überprüfen Sie zusammen mit Ihrem Tierarzt, ob die Katze eine qualitativ und quantitativ optimale Ernährung erhält und versuchen Sie, die körperliche Bewegung Ihrer Katze zu steigern. Vermeiden Sie zusätzliche Snacks und überprüfen Sie den Zustand Ihrer Katze monatlich mit Hilfe der S.H.A.P.E.TM-Richtlinien.

F - Moderat übergewichtig

Ihre Katze hat einen zu hohen Körperfettanteil. > Empfehlung: Konsultieren Sie Ihren Tierarzt, um ein speziell an Ihre Katze angepasstes Gewichtsreduktionsprogramm einschließlich Bewegungsförderung zu erstellen. Überprüfen Sie den Zustand Ihrer Katze alle zwei Wochen mit Hilfe der S.H.A.P.E.TM-Richtlinien.

G - Hochgradig übergewichtig

Der Körperfettanteil Ihrer Katze ist viel zu hoch und gefährdet die Gesundheit und das Wohlbefinden Ihres Tieres. Empfehlung: Konsultieren Sie unverzüglich Ihren Tierarzt, um den Gesundheitszustand Ihrer Katze kontrollieren zu lassen und ein individuell an Ihre Katze angepasstes Gewichtsreduktionsprogramm einschließlich Bewegungsförderung zu entwickeln.

NB: Bei bestimmten Katzenrassen und in bestimmten Lebensabschnitten kann es erforderlich sein, die S.H.A.P.E.TM-Richtlinien individuell anzupassen. Im Zweifel fragen Sie Ihren Tierarzt.

S.H.A.P.ETM (Size, Health And Physical Evaluation) ist ein neues siebenstufiges Schema zur semiquantitativen Beurteilung der Körperkondition von Katzen durch den Tierbesitzer. Die Ergebnisse zeigen eine gute Korrelation mit den Resultaten objektiver Körperfettmessungen (DEXA). Darüber hinaus besteht eine gute Übereinstimmung zwischen den Resultaten von Besitzern und erfahrenen Untersuchern (German et al. 2006). 17

Adipositas

5 - Die klinische Beurteilung der adipösen Katze

ABBILDUNG 10 - WALTHAM S.H.A.P.E.™ RICHTLINIE FÜR KATZEN


> Morphometrische Messungen

© WALTHAM Centre for Pet Nutrition

Die Morphometrie (im veterinärmedizinischen Kontext auch als „Zoometrie“ bezeichnet) befasst sich mit der Messung der Form oder Gestalt (griechisch: morphos) eines Körpers. Im Zusammenhang mit der Analyse der Körperzusammensetzung dient die Morphometrie einer Einschätzung der Körperzusammensetzung anhand der Messung verschiedener anatomischer Variablen (Längen, Umfänge, Durchmesser etc.). Wir unterscheiden drei Hauptansätze: - dimensionale Beurteilung (verschiedene Körpermaße, assoziiert mit dem Körpergewicht), - Messung der Hautfaltendicke, - Sonographie.

Die dimensionale Beurteilung Dimensionale Beurteilungen erfolgen in der Regel mit Hilfe eines Maßbandes. Bei der Katze werden mehrere solcher Verfahren beschrieben. Verschiedene Längen (z. B. Kopf, Brustkorb und Gliedmaßenabschnitte) korrelieren mit der fettfreien Körpermasse (Hawthorne & Butterwick 2000), während verschiedene Umfänge sowohl mit der fettfreien Körpermasse (Hawthorne & Butterwick 2000) als auch mit dem Körperfett (Burkholder 1994) korrelieren. Die Länge bestimmter Gliedmaßenabschnitte und (wahrscheinlich) die Länge des Rumpfes gelten als die aussagekräftigsten Maße für die Statur eines Individuums und korrelieren deshalb am besten mit der fettfreien Körpermasse. Durch Kombination mehrerer Maße (in der Regel eines, das mit dem Körperfett korreliert und eines, das mit der fettfreien Körpermasse korreliert) lassen sich Formeln erstellen, mit deren Hilfe verschiedene Körperkomponenten berechnet werden können.

Abbildung 11b – Messung des Brustkorbumfangs

Das bekannteste Beispiel für ein solches dimensionales Bewertungssystem ist der Feline Body Mass Index (FBMI™; Hawthorne & Butterwick 2000). Der FBMI™ wird durch Messung des Brustkorbumfangs auf Höhe der neunten Rippe und Bestimmung der Unterschenkellänge (Leg Index Measurement; LIM) von der Patella bis zum Sprunggelenkshöcker bestimmt (Abbildung 11). Der Körperfettanteil wird nun wie folgt berechnet - Körperfettanteil (%) = (1,54 x Brustkorbumfang) - (1,58 x LIM) - 8,67 (Brustkorbumfang und LIM in cm) - oder vereinfacht: Körperfettanteil (%) = 1,5 x (Brustkorbumfang - LIM)/9 - oder mit Hilfe der Referenztabelle (Tabelle 6).

© WALTHAM Centre for Pet Nutrition

Der FBMI™ ist eine sehr einfache und dennoch objektive Methode zur Bestimmung des Körperfettanteils bei der Katze. Darüber hinaus handelt es sich um ein besonders wertvolles Werkzeug, um einen Patientenbesitzer nachdrücklich davon zu überzeugen, dass TABELLE 6 – REFERENZTABELLE ZUM seine Katze übergewichtig ist und abnehmen muss.

FELINE BODY MASS INDEX (Hawthorne und Butterwick 2000)

56 54 52 50

Messung der Hautfaltendicke Diese Technik wird beim Menschen sehr häufig eingesetzt, um den prozentualen Körperfettanteil mit Hilfe verschiedener spezifischer Formeln für bestimmte Populationen zu berechnen. Leider können diese Messungen bei der Katze nicht eingesetzt werden, da sich ihre Haut sehr leicht vom darunter liegenden Fettgewebe abheben lässt, so dass die Hautfaltenmessungen bei dieser Spezies unpraktikabel und letztlich nicht aussagekräftig sind.

60 58

Übergewicht

48

Brustkorbumfang (cm)

Adipositas

5 - Die klinische Beurteilung der adipösen Katze

Abbildung 11a – Messung der Unterschenkellänge (LIM) von der Mitte der Patella bis zum Sprunggelenkshöcker

Sonographie

46 44 42 40

Normalgewicht

38 36 34 32 30 28

Untergewicht

Die Sonographie ist eine weitere einfache Methode zur Messung der subkutanen Fettschicht. Diese Technik wurde experimentell bei Beaglen eingesetzt, und es wurden Formeln entwickelt, mit deren Hilfe Aussagen zum prozentualen Körperfettgehalt auf der Grundlage der Dicke der Unterhautfettschicht getroffen werden können (Wilkinson & McEwan 1991). Leider sind diese Regressionsgleichungen bei anderen Hunderassen oder Katzen nicht einsetzbar. In Zukunft werden jedoch unter Umständen neue, präzisere und an weitere Rassen und Spezies angepasste Formeln für diese im Prinzip sehr simple Technik entwickelt werden.

26 24

> Bioelektrische Impedanzanalyse (BIA)

22 20 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25

Unterschenkellänge (Leg Index Measurement LIM in cm)

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Die bioelektrische Impedanzanalyse ist eine sichere, nicht-invasive, schnelle, ambulant durchführbare und relativ gut reproduzierbare Methode zur Beurteilung der Körperzusammensetzung bei Hunden und Katzen mit der Möglichkeit einer Quantifizierung des Gesamtkörperwassers (TBW), der


Gegenwärtig sind zwei BIA-Systeme verfügbar: das Singlefrequenzsystem, wobei ein 50 kHz-Strom appliziert wird, und das Multifrequenz-System, das mit unterschiedlichen Frequenzen zwischen 5 kHz und 1000 kHz arbeitet. Für den BIA-Test werden vier kleine Elektroden am Körper angebracht. Der elektrische Strom wird von den distalen Elektroden ausgehend durch den Patienten geleitet. Während der Strom nun durch den Körper fließt, erfährt er durch den kapazitiven Widerstand der Zellen eine leichte Verzögerung und wird schließlich durch die proximalen Elektroden wieder aufgenommen. Der Anteil des durch die Intrazellulärflüssigkeit beziehungsweise Extrazellulärflüssigkeit fließenden Stroms ist frequenzabhängig: - Niedrigfrequenter Strom (z. B. 5 kHz) fließt aufgrund des hohen kapazitiven Widerstandes der Zellmembranen durch die Extrazellulärflüssigkeit - Bei höheren Frequenzen sind die Effekte des Zellmembranwiderstands dagegen geringer ausgeprägt, so dass der Strom sowohl durch die Intrazellulär- als auch durch die Extrazellulärflüssigkeitsmilieus (also durch das Gesamtkörperwasser) fließt. Die BIA ermöglicht eine Einschätzung der Körperzusammensetzung bei gesunden Hunden, Katzen und Menschen (Scheltinga et al. 1991; Stanton et al. 1992; Patel et al. 1994). Das Verfahren kann jedoch durch den Hydratationsstatus, die Wasser- und Futteraufnahme, die Haut- und Lufttemperatur, eine unmittelbar zuvor erfolgte körperliche Aktivität, die Leitfähigkeit des Untersuchungstisches, Alter, Größe, Körperform und Position des Patienten sowie die Position der Elektroden beeinflusst werden. Eine zuverlässige BIA setzt deshalb ein hoch standardisiertes Vorgehen und eine strikte Kontrolle der genannten Variablen voraus. Das Verfahren der BIA erfordert zukünftig eine weiter gehende Evaluierung und Validierung bei pathologischen Zuständen, insbesondere solchen, die mit schweren Störungen der Flüssigkeitsverteilung und Zuständen wie Sepsis einhergehen und dadurch den Zellmembranwiderstand verändern können.

© Larry Cowgill

Die Körperzusammensetzung wird dabei auf der Grundlage der elektrischen Leitfähigkeit des Körpers nach Applikation eines definierten elektrischen Stroms am Patienten berechnet. Der Körper setzt dem applizierten Strom einen als Impedanz bezeichneten Widerstand entgegen. Körperflüssigkeiten und Elektrolyte sind verantwortlich für die Leitfähigkeit, während Zellmembranen dem Strom einen kapazitiven Widerstand entgegensetzen. Da Fettgewebe in geringerem Maße hydriert ist als fettfreies Körpergewebe, führt ein höherer Fettgewebsanteil im Körper zu einer geringeren Leitfähigkeit oder geringerem Stromfluss und entsprechend einer höheren Impedanz. Da die fettfreie Körpermasse praktisch die gesamte Flüssigkeit des Körpers enthält, kann durch die Messung der bioelektrischen Impedanz ein Wert für die fettfreie Körpermasse ermittelt werden.

Die bioelektrische Impedanzanalyse (BIA) ist eine sichere, nicht-invasive, schnelle, ambulant durchführbare und reproduzierbare Methode zur Bestimmung der Körperzusammensetzung bei gesunden Katzen.

Die Berechnung der Extra-/Intrazellulärflüssigkeit nimmt nur etwa eine Minute in Anspruch. Die BIA liefert also sofort verfügbare Informationen über die Körperzusammensetzung, die bislang in dieser Form noch nicht zugänglich waren.

> Verdünnungstechnik mit Deuterium (D2O) Die Messung des Wassergehaltes der fettfreien Körpermasse gehört zu den zuverlässigsten Techniken der Bestimmung der Körperzusammensetzung, da die Hydratation der fettfreien Körpermasse bei den verschiedenen Spezies relativ stabil ist. Kurz gefasst kann das Gesamtkörperwasser (Total Body Water; TBW) durch verschiedene Methoden der Verdünnung stabiler, markierter Isotope, einschließlich D2O, berechnet werden. Die Fettmasse wird anschließend mit folgender validierter Formel berechnet: Fettmasse = Körpermasse - TBW/0,73 Die erste Studie an Katzen wurde 1950 von Spray & Widdowson veröffentlicht. Der Proband erhält nach 24stündiger Nahrungskarenz eine subkutane Injektion von D2O in isotonischer Kochsalzlösung (500 mg D2O/kg). Die Masse der Spritze (einschließlich Kanüle) vor und nach der Injektion sollte exakt bestimmt werden, um die genaue Menge des markierten Isotops, das sich im Körper verdünnen wird, zu ermitteln. Die erste Blutprobe wird vor der Injektion genommen, die zweite etwa drei bis vier Stunden nach der D2O-Injektion. Bis vor kurzem war die praktische Anwendung der Verdünnungstechnik aufgrund technischer Probleme nur begrenzt möglich, heute jedoch steht eine neu entwickelte, kostengünstigere und besser zugängliche Analysemethode zur Verfügung.

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Adipositas

5 - Die klinische Beurteilung der adipösen Katze

Extrazellulärflüssigkeit (EZF), der Intrazellulärflüssigkeit (IZF), der Körperzellmasse (KZM), der fettfreien Körpermasse und des Körperfettanteils.


Die Dual Energy X-Ray Absorptiometrie wurde ursprünglich für die präzise Messung des Knochenmineralgehalts (Bone mineral content; BMC) entwickelt. Heute wird diese Methode jedoch auch zur Messung der Körperfettmasse und der fettfreien Körpermasse eingesetzt. Das Dexa-Verfahren verwendet Photonen zweier unterschiedlicher Energieniveaus (70 und 140 kVp), um Typ und Quantität des gescannten Gewebes zu unterscheiden. Die Röntgenstrahlenquelle wird unterhalb des Untersuchungstisches mit dem Patienten positioniert, und der Detektor wird an einem Haltearm über dem Patienten fixiert. Während eines Scans bewegen sich Strahlenquelle und Detektor parallel über den Patienten hinweg. Der Detektor misst dabei die Menge an Strahlung, die durch den Patienten hindurch dringt. Die Röntgenstrahlen der beiden unterschiedlichen Energieniveaus werden durch mineralische Knochensubstanz, Fett und fettfreies Gewebe in unterschiedlichem Maße absorbiert. Mit Hilfe von Algorithmen werden die Quantität und der Typ des Gewebes in jedem einzelnen gescannten Pixel berechnet. Die DEXA berechnet schließlich die mineralische Knochendichte, die Körperfettmasse und die fettfreie Körpermasse. Aufgrund des niedrigen Variationskoeffizienten der DEXA bei der Messung des Knochenmineralgehalts (~ 1 %) handelt es sich um eine sehr präzise Analysetechnik, es sind jedoch einige Einschränkungen zu berücksichtigen: - Die Ausrüstung ist immer noch sehr teuer. - Eine Kurzzeitsedierung des Patienten ist erforderlich. - Die Standardisierung der Technik ist sehr wichtig (Raffan et al. 2006).

© A. German

Adipositas

6 - Die Prävention der felinen Adipositas

> Dual Energy X-Ray Absorptiometrie (DEXA)

Abbildung 12 – DEXAUntersuchung bei einer adipösen Katze. Die DEXA-Analyse vor der Gewichtsreduktion ergibt einen Körperfettanteil von 54,4 % (Referenzbereich: 18 bis 25 %).

Bei der DEXA handelt es sich um eine sichere und schnelle Methode. Mit dem moderneren Fan-beam DEXA-Scanner dauert ein Ganzkörperscan bei der Katze weniger als fünf Minuten (Abbildung 12). Ähnlich wie andere Methoden zur Bestimmung der Körperzusammensetzung basiert die DEXA auf der Annahme, dass die fettfreie Körpermasse einen einheitlichen Flüssigkeitsgehalt von 0,73 ml Wasser/g hat.

Die Berechnung des Grundumsatzes (Basic metabolic rate; BMR) Die genaue Kenntnis des Energieverbrauchs ist bei adipösen Tieren wichtig, um die exakte Höhe der diätetischen Energiezufuhr ermitteln zu können, die zur erwünschten Gewichtsabnahme führt. Der Gesamtenergieverbrauch des Organismus besteht aus den drei Komponenten Grundumsatz, Bedarf für körperliche Aktivität und für Thermogenese. Die Energie stammt aus Nährstoffen, die im Körper in unterschiedliche vom Organismus nutzbare Energieformen umgewandelt werden. Die meisten chemischen Reaktionen im Körper benötigen Sauerstoff und produzieren Wasser und Kohlendioxid. Es gibt also auch direkte Zusammenhänge zwischen der Atmung und dem Energieverbrauch. Die indirekte Kalorimetrie ermöglicht die Bestimmung des Grundumsatzes ausschließlich durch Messung des Sauerstoffverbrauchs und der Kohlendioxidproduktion. Hierzu wird die Katze über einen Zeitraum von etwa vier Stunden in einen speziellen Käfig zur Messung des Gasaustausches gesetzt. Die Formel zur Berechnung des Grundumsatzes wurde von Weir (1949) validiert. Eine vereinfachte Version der Weir-Formel lautet wie folgt: Grundumsatz (kcal/Tag) = [3.9 (kcal/l) x V O2(l)] + [1,1 (kcal/l) x V CO2(l)]

6 - Die Prävention der felinen Adipositas Das Ziel eines jeden Gewichtsreduktionsprogramms ist die Förderung einer kontinuierlichen Abnahme der Körperfettspeicher ohne schädliche Nebenwirkungen für die Gesundheit des Patienten. Die Erfolgsquoten solcher Gewichtsreduktionsprogramme fallen jedoch sehr variabel aus, und Rückschläge sind keine Seltenheit, insbesondere weil die kontinuierliche Langzeitüberwachung in vielen Fällen stark vernachlässigt wird. In Anbetracht dieser Problematik ist es zweifellos besser, die Entstehung von Übergewicht durch gezielte präventive Maßnahmen zu verhindern, als eine einmal entstandene Adipositas zu behandeln. Wie bereits erwähnt, hat Adipositas zahlreiche negative Folgen für die Gesundheit und das Wohlbefinden des Patienten, die letztlich zu einer Verschlechterung der Lebensqualität und möglicherweise zu einer Verringerung der Lebenserwartung führen.

Bei jeder Konsultation: Wiegen und Bestimmung des Body Condition Score (BCS)

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Das einfache Wiegen der Katze und die Bestimmung des Body Condition Score sollten Bestandteil jeder routinemäßigen klinischen Untersuchung sein. Auf diese Weise lassen sich subtile Veränderungen der Körperzusammensetzung rechtzeitig feststellen, und eine Zunahme des Körpergewichts (Verdacht auf Überfütterung) kann rechtzeitig erkannt und Ziel gerichtet korrigiert werden. Diese Untersuchungen haben jedoch noch eine


ABBILDUNG 13 - GEWICHTSZUNAHME NACH KASTRATION (nach Harper 2001) 35

Frühzeitige Vermittlung der Botschaft der Adipositasprävention

+ 31 %

Gewichtszunahme nach Kastration (%)

30

Tipps für eine gesunde Ernährung und regelmäßige körperliche Aktivität sollten zur Routine jeder tierärztlichen Konsultation mit Katzenwelpen gehören und auch später bei den älteren Katzen anlässlich jedes Praxisbesuches erneut aufgegriffen werden.

25 20 15 + 7,5 %

10 5

Hohes Adipositasrisiko bei adulten Katzen mittleren Alters

0 Katzen unter Energierestriktion (40 bis 45 kcal ME/kg/Tag)

Besonders wichtig sind wirksame Strategien der Adipositasprävention bei Katzen der besonders gefährdeten Altersgruppe zwischen 6 und 10 Jahren. Eine weitere wichtige Zielgruppe für präventive Maßnahmen sind junge adulte Katzen, da diese Tiere von einer Adipositasprävention und ihren positiven Effekten auf die Lebenserwartung und ein verringertes Krankheitsrisiko am meisten profitieren können.

Katze unter ad libitum-Fütterung

ABBILDUNG 14 – GEWICHTSENTWICKLUNG EINER KASTRIERTEN KATZE Beginn des Gewichtsreduktionsprogramms (8 Jahre)

7

Achtung: Gewichtszunahme nach Kastration! Neben dem Alter der Katze ist die Kastration einer der wichtigsten prädisponierenden Faktoren für Übergewicht und Adipositas (Abbildung 13 und 14). Es ist deshalb ratsam, innerhalb der ersten 6-12 Monate nach der Kastration zwei bis drei Gewichtskontrollen einzuplanen, um Katzen mit einer Neigung zu Gewichtszunahme zu erkennen und rechtzeitig gegenzusteuern, bevor gesundheitliche Probleme entstehen.

Förderung einer gesunden, artgerechten Lebensweise

Körpergewicht (kg)

6,5 6 Kastration (8 Monate)

5,5 5 4,5 4 3,5 3 2,5 2 0

1

2

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4

5

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10

11

Alter (Jahre)

Ein Gewichtsreduktionsprogramm wurde im Alter von acht Jahren eingeleitet. Zu diesem Zeitpunkt wies die Katze ein Übergewicht von etwa 28 % auf.

Wichtig ist die Förderung eines verantwortlichen Fütterungsverhaltens auf Seiten des Besitzers, unterstützt durch zahlreiche Strategien, die im Abschnitt Behandlung der Adipositas diskutiert werden (siehe Veränderungen der Lebensweise). Hierzu gehören regelmäßiges Wiegen und Protokollieren der Futteraufnahme, das Vermeiden von Extras wie Snacks und Tischreste und die Förderung regelmäßiger körperlicher Aktivität durch gezielte Trainings- und Spielstunden. Im Idealfall beteiligt sich das gesamte Praxisteam an der Förderung und praktischen Umsetzung dieses Konzeptes. Besitzern sollten unterstützende Informationsmaterialien im Wartezimmer oder über andere Informationswege zur Verfügung gestellt werden.

Zielgruppe: Neue Katzenbesitzer Besitzer, die sich erst vor Kurzem erstmals eine Katze angeschafft haben, verfügen in der Regel nur über wenig Erfahrung im Bereich der Katzenhaltung. „Frisch gebackene“ Katzenbesitzer müssen deshalb jede Information und Unterstützung vom Praxisteam bekommen, die notwendig ist, um das Problem der Adipositas gar nicht erst entstehen zu lassen.

7 - Fünf Schritte eines erfolgreichen Adipositasmanagements bei Katzen Es ist relativ einfach, eine Adipositas zu diagnostizieren und eine spezifische Gewichtsreduktionsdiät zu verordnen. Die eigentliche Herausforderung für den Tierarzt besteht darin, den Besitzer davon zu überzeugen, die notwendigen Veränderungen im Bereich der Ernährung und der Lebensweise des Patienten einzuleiten, mit dem Ziel einer signifikanten und dauerhaften Gewichtsreduktion. Die Strategie für eine erfolgreiche Gewichtsreduktion besteht aus fünf Schritten: 1. Initiale Beurteilung der Adipositas des Patienten 2. Information und Motivation der Besitzer 3. Diskussion der Erwartungen des Besitzers: Festlegen eines Behandlungsziels 4. Behandlung der Adipositas 5. Dauerhafte Aufrechterhaltung des Zielgewichts

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Adipositas

7 - Fünf Schritte eines erfolgreichen Adipositasmanagements bei Katzen

weit über die Adipositasproblematik hinausgehende Bedeutung, da sich zum Beispiel ein subtiler Gewichtsverlust auch als eines der ersten Anzeichen einer anderen signifikanten klinischen Erkrankung erweisen kann.


© A. German

Adipositas

7 - Fünf Schritte eines erfolgreichen Adipositasmanagements bei Katzen

Initiale Beurteilung der Adipositas des Patienten

Wird eine adipöse Katze erstmals vorgestellt, ist eine gründliche klinische Untersuchung obligatorisch.

Die Erstuntersuchung eines adipösen Patienten hat folgende Ziele: • Quantifizierung des Adipositasgrades: Der Tierarzt sollte dabei stets eine positive und konstruktive Sprache wählen, aber dennoch sehr deutlich auf die gesundheitlichen Risiken für die Katze im Falle einer weiterhin bestehenden Adipositas hinweisen. Besitzer sind sehr viel eher bereit, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, wenn sie die Vorteile für die Gesundheit ihrer Katze klar erkennen. • Ermittlung prädisponierender Faktoren für die Adipositas bei dieser Katze • Bestimmung des aktuellen Gesundheitszustands, um das für die Katze sicherste und wirksamste Gewichtsreduktionsprogramm zu entwickeln: - Adipositas-assoziierte Erkrankungen - andere, potenziell Adipositas unabhängige Erkrankungen, die einen Einfluss auf die Behandlung der Katze haben können. Die initiale Beurteilung der Adipositas erfolgt in mehreren aufeinander folgenden Schritten. Anamnese. Wichtig sind Informationen über die Umwelt, die Lebensweise, die Ernährung und die körperliche Bewegung der Katze einschließlich eines vollständigen medizinischen Vorberichts mit allen früher und aktuell durchgeführten Behandlungsmaßnahmen. Klinische Untersuchung. Das Ziel ist die Diagnose klinischer Symptome und die Identifizierung potenziell assoziierter Erkrankungen (die eine Gewichtszunahme verursachen oder fördern) und möglicher begleitender Erkrankungen. Wiegen. Nach Möglichkeit sollte stets dieselbe elektronische Waage verwendet werden, die im Idealfall regelmäßig kalibriert wird, um präzise und miteinander vergleichbare Messwerte zu erhalten. Body Condition Score. Der Body Condition Score ist nicht nur ein diagnostisches Schlüsselelement zur Beurteilung des Adipositasgrades, sondern dient darüber hinaus auch als ein unschätzbar wertvolles Werkzeug für die Diskussion mit dem Besitzer. Welches der verschiedenen BCS-Systeme letztlich verwendet wird, ist nicht entscheidend, wichtig ist jedoch, stets dasselbe System für alle Patienten einzusetzen, da Vertrautheit und Erfahrung mit einer Methode die beste Voraussetzung für möglichst genaue Ergebnisse sind. Das 5-Punkte- und das 9-Punkte-BCS-System (siehe oben) wurden gegen objektive Messungen des Körperfetts mittels DEXA validiert und korrelieren mit dem tatsächlichen Adipositasgrad des Patienten, wenn sie von einem erfahrenen, geübten Untersucher durchgeführt werden. Allgemeine labordiagnostische Untersuchungen. In einigen Fällen können ergänzende labordiagnostische Untersuchungen erforderlich sein, um den Gesundheitszustand der Katze umfassend beurteilen zu können. Dazu gehören eine routinemäßige hämatologische Untersuchung, eine klinisch-chemische Untersuchung und eine Harnanalyse. In bestimmten Situationen können weitere ergänzende Untersuchungen notwendig werden. Ergänzende Untersuchungen. Ergänzende Untersuchungen richten sich nach bestätigten assoziierten Erkrankungen oder entsprechenden Verdachtsdiagnosen: - Messung des Blutdrucks, falls die notwendigen Instrumente vorhanden sind - Messung des Fructosamin-Spiegels bei Diabetes mellitus - Übersichtsröntgenaufnahmen bei orthopädischen oder respiratorischen Erkrankungen - Leber: Sonographie, Feinnadelaspiration für die Zytologie und/oder Leberbiopsie bei Verdacht auf Leberlipidose - Harnkultur, Sonographie, Röntgenkontraststudien bei Erkrankungen der ableitenden Harnwege Detaillierte Empfehlungen für jede denkbare klinische Situation würden den Rahmen dieser Richtlinien sprengen und liegen im Ermessen des Lesers. Werden begleitende Erkrankungen diagnostiziert, sollten diese zum jeweils geeigneten Zeitpunkt (vor, während oder nach der Gewichtsreduktion) spezifisch behandelt werden. Klar ist, dass eine Gewichtsreduktion sich als ein wichtiger Faktor in der Therapie Adipositas-assoziierter Erkrankungen erweisen kann.

Information und Motivation der Besitzer Der Erfolg einer Adipositasbehandlung hängt in ganz entscheidendem Maße von der Motivation der Besitzer und ihrer Compliance beim Gewichtsreduktionsprogramm ab. Die größten Erfolgsaussichten bestehen dann, wenn der Besitzer die Notwendigkeit einer Gewichtsabnahme versteht und akzeptiert. Der Tierarzt muss sich dabei stets bewusst sein, aus welchem Grund die Katze ursprünglich in der Praxis vorgestellt wurde, da der Motivationsgrad des Besitzers nicht zuletzt von dieser Ausgangssituation abhängt. Wir unterscheiden hierbei 22


> Vorstellung wegen Adipositas Der Besitzer sucht die Praxis auf, um tierärztliche Hilfe für seine adipöse Katze zu bekommen. In diesem Fall fällt der Umgang mit dem Besitzer am leichtesten, da er bereits eine entsprechende Motivation mitbringt und die Notwendigkeit einer Intervention offensichtlich erkannt und akzeptiert hat. Solche Besitzer bringen in der Regel die größte Aufgeschlossenheit für tierärztliche Anweisungen mit. Es handelt sich jedoch um das seltenste der drei Szenarien.

> Vorstellung aufgrund einer Adipositas-assoziierten Erkrankung Die Katze wird aufgrund einer potenziell Adipositas-assoziierten Erkrankung zur Untersuchung vorgestellt. Der Tierarzt muss dem Besitzer darlegen, dass es sich bei Adipositas weniger um ein kosmetisches, sondern vielmehr um ein ernstes medizinisches Problem handelt. Wichtig ist es, dem Besitzer möglichst verständlich zu erläutern, dass das Übergewicht die vorliegende Erkrankung verursacht oder zu ihrer Entwicklung beigetragen hat, und inwieweit das Übergewicht bzw. eine Gewichtsreduktion eine Rolle bei der Behandlung dieser Erkrankung spielen kann. Werden solche Argumente auf überzeugende Art und Weise vorgebracht, sollte die Motivation des Besitzers kein Problem darstellen.

> Vorstellung der Katze wegen eines anderen, Adipositas unabhängigen Grundes Die Adipositas ist in diesem Fall ein Zufallsbefund während einer Konsultation aus anderem Anlass, meist der jährlichen Impfung oder eines routinemäßigen Gesundheitschecks. Die Diskussion des Themas Adipositas kann sich in diesen Situationen als sehr schwierig erweisen, da die Reaktion des Besitzers nicht vorhersehbar ist. Einige Besitzer weigern sich schlicht, das Vorhandensein eines Problems zu akzeptieren, einige mögen glauben, die Empfehlungen des Tierarztes seien lediglich finanziell motiviert und wieder andere lehnen es strikt ab, die Verantwortung für das Problem zu übernehmen. Ein zusätzliches Problem entsteht dann, wenn der Besitzer selbst unter Übergewicht oder gesundheitlichen Problemen leidet. Die Strategie des Tierarztes ist es in diesen Fällen, ausschließlich die Gesundheit der Katze in den Mittelpunkt zu stellen. Wichtige Argumente hierbei sind etwaige bereits vorhandene Krankheitssymptome und die Gefahren zukünftiger Gesundheitsprobleme als Folge einer unbehandelten Adipositas. Entscheidend ist eine sehr einfühlsame und dipolmatische Wortwahl, die es dem Tierhalter ermöglicht, das Übergewicht seiner Katze zu erkennen und als Problem zu akzeptieren, ohne dass er selbst das Gefühl vermittelt bekommt, Schuld zu sein. Ist der Besitzer davon überzeugt, dass seine Katze gegenwärtig gesund ist, und sind keine deutlich erkennbaren klinischen Krankheitssymptome vorhanden, lässt er sich von Argumenten über mögliche zukünftige Gesundheitsprobleme unter Umständen nicht sonderlich beeindrucken. Hier kann es sich als hilfreich erweisen, schädliche Auswirkungen des Übergewichts auf die aktuelle Lebensqualität, z. B. Fitness, körperliche Aktivität und Körper-/Fellpflege ins Spiel zu bringen. Als sehr wertvolle Hilfe bei der Überzeugung derart ablehnend eingestellter Katzenbesitzer können sich Aussagen Besitzer vormals adipöser Tiere erweisen, in denen die Vorteile einer erfolgreichen Gewichtsabnahme betont werden. Einige Besitzer lassen sich trotz aller geschilderten Bemühungen bei der Erstuntersuchung noch nicht von der Notwendigkeit einer Intervention überzeugen und benötigen unter Umständen etwas Zeit und mehrere Visiten, bis sie die Argumente des Tierarztes verstehen und akzeptieren. Da die Motivation und die Compliance der Besitzer ganz wesentliche Voraussetzungen für ein erfolgreiches Gewichtsmanagement sind, erscheint es wenig sinnvoll, ein Gewichtsreduktionsprogramm einzuleiten, ohne dass diese Faktoren gewährleistet sind. Informationsbroschüren für Besitzer adipöser Katzen unterstützen das Verständnis für die Notwendigkeit zu handeln.

Diskussion der Erwartungen des Besitzers: Das Festlegen eines Behandlungsziels Sobald es dem Tierarzt gelungen ist, den Besitzer von der Notwendigkeit einer Intervention zu überzeugen und seine Motivation zu wecken, kann die Behandlung der Adipositas eingeleitet werden. Das Behandlungsprogramm besteht aus zwei Phasen: - Die Behandlungsphase (Gewichtsreduktion in Richtung Zielgewicht): Diese erste Phase kann mehrere Monate dauern. - Die Erhaltungsphase (das Zielgewicht wird stabilisiert und aufrechterhalten): Diese zweite Phase hält das gesamte Leben der Katze an. 23

Adipositas

7 - Fünf Schritte eines erfolgreichen Adipositasmanagements bei Katzen

drei Hauptszenarien: 1. Die Katze wird wegen der Adipositas selbst vorgestellt. 2. Die Katze wird wegen einer Adipositas-assoziierten Erkrankung vorgestellt. 3. Die Katze wird aus einem völlig anderen Grund vorgestellt.


Adipositas

7 - Fünf Schritte eines erfolgreichen Adipositasmanagements bei Katzen

LIPOSUKTION

In Anbetracht der Tatsache, dass eine erfolgreiche Gewichtreduktion im Wesentlichen von der Motivation und Kooperationsbereitschaft des Besitzers abhängt, ist es entscheidend, dass der Besitzer, ausgehend von der aktuellen Situation, realistische Erwartungen an die Therapie hat.

Das Ziel dieser beim Menschen häufig eingesetzten chirurgischen Technik ist eine mechanische Reduktion des Fettgewebes durch Absaugung. Entfernt wird jedoch ausschließlich subkutanes Fettgewebe. Das metabolische Risiko ist gering, und es kommt nicht zu einer Änderung des Ernährungsverhaltens. Eine einzelne Veröffentlichung beschreibt die Liposuktion zur Behandlung eines umfangreichen subkutanen Lipoms beim Hund (Bottcher et al. 2007). Bei der Liposuktion dürfte es sich jedoch kaum um eine ethisch vertretbare Option für Gesellschaftstiere handeln.

Der Zeitrahmen der Behandlung, die Höhe und die Geschwindigkeit der Gewichtsabnahme, die Kosten der Therapie, mögliche Nebenwirkungen der Behandlung, Verhaltensänderungen der Katze, Aufwand und Zeitbedarf für Veränderungen der Lebensweise (z. B. Spielen mit der Katze), das Verhalten der anderen Familienmitglieder und andere mögliche Fallstricke müssen ausführlich mit dem Besitzer diskutiert werden. Ziel ist es, den Besitzer möglichst umfassend über alle Eventualitäten zu informieren, so dass es im Verlauf der Behandlung nach Möglichkeit nicht zu unliebsamen Überraschungen kommt. Am häufigsten ist mit folgenden Problemen zu rechnen: - Akzeptanzschwierigkeiten der neuen Nahrung - Anpassungsschwierigkeiten an eine reduzierte Futtermenge/Rationsgröße - Verhaltensprobleme infolge permanenten Hungers mit unangenehmen Lautäußerungen, Aggressivität, Futterstehlen etc. - nur sehr langsam fortschreitende Gewichtsabnahme.

(FETTABSAUGUNG)

Während der gesamten Behandlung muss der Tierarzt den Besitzer immer wieder an die gesteckten Behandlungsziele erinnern, bisher erreichte Erfolge lobend erwähnen, zukünftige Erwartungen steuern und Strategien für einen Langzeiterfolg kommunizieren. Nur so lässt sich sicherstellen, dass der Besitzer im gesamten Verlauf der Behandlung und darüber hinaus motiviert und kooperationsbereit bleibt.

BARIATRISCHE CHIRURGIE Dieser Begriff beschreibt chirurgische Maßnahmen zur Bekämpfung der Adipositas durch eine Kontrolle der Nahrungsaufnahme. Eines der erfolgreichsten Verfahren ist der Roux-en-Y-Magenbypass (Strader & Woods 2005), mit dessen Hilfe sowohl das Magenvolumen verkleinert, als auch eine schnelle Weiterleitung des Mageninhalts in den Dünndarm gewährleistet wird. Zum Gewichtsverlust tragen die zwangsweise Restriktion der Mahlzeitengröße, die herabgesetzte Verdaulichkeit und Veränderungen der endokrinen Signale des Magendarmtraktes bei.

Interventionsphase: Die Behandlung der Adipositas Unabhängig von der betroffenen Spezies gibt es vier potenzielle Behandlungsoptionen für Adipositas: - chirurgische Behandlung - medikamentöse Behandlung - Modifikationen der Lebensweise - diätetische Behandlung Die üblichen Methoden führen in der Regel zu einer Reduktion der Körperfettmasse entweder durch eine Absenkung der Energieaufnahme (z. B. diätetische Behandlung, Arzneimittel, bariatrische Chirurgie) oder auf dem Wege einer Steigerung des Energieverbrauchs (z. B. Steigerung der körperlichen Aktivität durch Änderungen der Lebensweise). Der letzte Punkt mag eine Gewichtsreduktion zwar unterstützen, bleibt als Einzelkomponente in der Realität jedoch meist erfolglos. Notwendig ist also in aller Regel eine wie auch immer geartete diätetische Energierestriktion, obgleich Kombinationen beider Strategien gewöhnlich die größten Erfolge versprechen. Eine entscheidende Voraussetzung für den Erfolg einer Intervention ist eine enge Überwachung. Da sich die für individuelle Patienten gewählten Therapieformen von Fall zu Fall in vielen Punkten unterscheiden können, sind die folgenden Richtlinien ganz bewusst sehr allgemein gehalten.

ARZNEIMITTEL FÜR DIE ADIPOSITASBEHANDLUNG Sibutramin Sibutramin ist der einzige zentral wirksame Anti-Adipositas-Wirkstoff, der für Menschen in den meisten Ländern zugelassen ist (Halford 2006). Es handelt sich um einen Inhibitor des Rückresorption von Serotonin, Noradrenalin und Dopamin. Sibutramin induziert einen Gewichtsverlust sowohl durch seine Wirkung auf die Sättigung als auch durch seinen Einfluss auf die Thermogenese. Die Wirksamkeit von Sibutramin gilt bei Nagern und Menschen als nachgewiesen. Beobachtet werden jedoch zahlreiche Nebenwirkungen auf die kardiovaskuläre Funktion, und entsprechende Studien zeigen einen Anstieg sowohl der Herzfrequenz als auch des Blutdrucks. Orlistat oder Tetrahydrolipstatin Orlistat ist das gesättigte, halbsynthetische Derivat von Lipstatin (potenter Inhibitor der Pankreaslipasen, isoliert aus Streptomyces toxytricini). Die primäre Funktion dieser Substanz ist die Verhinderung der intestinalen Fettabsorption. Die Applikation erfolgt in Verbindung mit einer kontrollierten Diät mit

niedrigem Fettkalorienanteil. Orlistat wird nur in sehr geringem Umfang in den systemischen Kreislauf absorbiert und hat daher ausschließlich lokale Wirkungen. Die Wirksamkeit von Orlistat wurde bei humanen Typ-II-Diabetespatienten nachgewiesen. Orlistat induziert einen signifikanten Abfall der Cholesterin- und Triglyzeridspiegel im Blut und minimiert kardiovaskuläre Risikofaktoren (Leung et al. 2003). Die gleichzeitige Applikation löslicher diätetischer Fasern (Psyllium) führt zu einem signifikanten Rückgang der gastrointestinalen Nebenwirkungen wie Steatorrhoe und Flatulenz. Bei Langzeitanwendung von Orlistat kann die Absorption der Vitamine A, D, E und Beta-Karotin beeinträchtigt sein, so dass eine entsprechende Supplementierung notwendig wird. Mikrosomale Triglycerid-Transfer-Protein Inhibitoren (MTTPI) Diese Wirkstoffe sind gegenwärtig nur beim Hund zugelassen. Sie blockieren die Synthese von Lipoproteinen in den Enterozyten und die Freisetzung von Lipoproteinpartikeln in den Blutkreislauf.

Dirlotapid kann als Einzeltherapie gegen Adipositas über einen Zeitraum von maximal 12 Monaten eingesetzt werden. Es verhindert die Lipidabsorption und hat eine Appetit reduzierende Wirkung, die den Hauptbeitrag zur Gewichtsreduktion leistet (Li et al. 2007). Die häufigste unerwünschte Nebenwirkung ist Erbrechen, das bei bis zu 20 % aller behandelten Hunde auftreten kann. Mitratapid Mitratapid wurde kürzlich zur Unterstützung der Gewichtsreduktion bei adipösen Hunden zugelassen (Re 2006). Das Medikament ist für die kurzzeitige Anwendung in Verbindung mit diätetischen und verhaltenstherapeutischen Maßnahmen ausgelegt. Die Applikation erfolgt in zwei dreiwöchigen Perioden, unterbrochen von einer 14tägigen behandlungsfreien Periode. Die am häufigsten beschriebenen Nebenwirkungen sind Erbrechen und Diarrhoe. Eine Erhöhung von Leberenzymen kann vorkommen, Hinweise auf eine langfristige Leberdysfunktion gibt es jedoch nicht.

Die Zulassung der genannten Substanzen zur Anwendung bei der Katze variiert je nach Land und dem dort geltenden nationalen Recht.

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Abgesehen von ihrer ethischen Fragwürdigkeit gelten chirurgische Methoden eher nicht als geeignete Optionen zur Adipositasbehandlung bei Gesellschaftstieren, da es sich um sehr komplexe, kostspielige und mit hohen Morbiditätsraten einhergehende Eingriffe handelt (so haben z. B. 23 bis 55 % aller Patienten kurz- bis langfristige Komplikationen; Powers & Pappas 1989). Zu den häufigsten Komplikationen gehören Magenobstruktionen, Erbrechen, Magenentleerungsstörungen, gastroösophagealer Reflux und Wundinfektionen. Zudem kann es infolge von Absorptionsstörungen (Malabsorption) zu Nährstoffmängeln kommen.

Seit einigen Jahren stehen pharmakologische Wirkstoffe zur Behandlung der Adipositas beim Menschen zur Verfügung. In den meisten Ländern sind Sibutramin und Orlistat zugelassen, in einigen Ländern erhält man jedoch auch andere Wirkstoffe (z. B. Rimonabant). Sämtliche heute verfügbaren Wirkstoffe dieser Kategorie führen bei der Mehrzahl der adipösen Patienten zu einem erfolgreichen Gewichtsverlust, wenngleich die Ergebnisse bestenfalls als moderat zu bezeichnen sind (~5-10 % Gewichtsabnahme). Diese Medikamente können Adipositas-assoziierte Erkrankungen zweifellos lindern, es treten jedoch häufig zum Teil sehr problematische Nebenwirkungen auf. Darüber hinaus ist ein vorhersehbarer Rebound-Effekt zu beobachten, sobald die Medikamente abgesetzt werden. Mit der global stetig zunehmenden epidemiologischen Bedeutung der Adipositas wächst auch der Bereich der pharmakologischen Behandlung, und zahlreiche Firmen investieren hohe Summen in die Entwicklung neuer und wirksamerer Arzneimittel. In jüngster Zeit wurden einige Arzneimittel für die Adipositasbehandlung beim Hund zugelassen. Die verfügbaren Medikamente stammen aus einer neuen Wirkstoffgruppe, den mikrosomalen Triglyzerid Transfer Protein Inhibitoren (microsomal triglyceride transfer protein inhibitors; MTTPI). Gegenwärtig sind diese Wirkstoffe nicht für Katzen geeignet, und es ist nicht klar, ob in Zukunft ähnliche Medikamente auch für diese Spezies zur Verfügung stehen werden.

© C. Chataignier

> Medikamentöse Behandlung

Methoden zur Förderung der körperlichen Aktivität sind: - aktive Anregung zum Spielen, - Anregung der Katze, allein zu spielen, - Steigerung der körperlichen Bewegung mit Hilfe von Futterspendern oder Snacks.

> Veränderungen der Lebensweise Veränderungen der Lebensweise werden während der Interventionsphase des Gewichtsreduktionsprogramms eingeleitet und müssen über das gesamte Leben der Katze aufrecht erhalten werden, um einen dauerhaften Erfolg im Sinne einer gesunden Lebensweise sicherzustellen. Ziel ist es, das Aktivitätsniveau des Patienten schrittweise zu erhöhen und körperliche Bewegung zu einem regelmäßigen Bestandteil des Lebens der Katze zu machen. In der Praxis der Gewichtsreduktion hat körperliche Aktivität zahlreiche Vorteile: - Erhöhung des Energieverbrauchs während des Trainings und auch in der Phase danach - Förderung der Fettoxidation - Erhalt der fettfreien Körpermasse - Tendenz zur Umkehr der durch die kalorienarme Ernährung induzierten Absenkung des Grundumsatzes Nach Möglichkeit sollten betroffene Katzen dazu angeregt werden, sich im Freien aufzuhalten. Körperliche Bewegung kann aber auch in der Wohnung mit Hilfe geeigneter Katzenspielzeuge gefördert werden. Bei einigen Katzen kann sich sogar eine Bewegungsförderung im Zusammenhang mit den Mahlzeiten, zum Beispiel ein Ortswechsel des Futternapfes, als hilfreich erweisen. Viele adipöse Freigänger steigern ihre körperliche Bewegung sogar freiwillig, sobald sie ihre mit zunehmendem Gewichtsverlust ansteigende körperliche Fitness spüren. Das genaue Bewegungsprogramm muss in jedem Einzelfall individuell auf den Patienten zugeschnitten werden und sollte medizinische Aspekte, die aktuellen körperlichen Fähigkeiten, die Rassezugehörigkeit und das Alter des Patienten berücksichtigen, aber auch das Alter und die Lebensumstände des Besitzers.

Katzen lieben hängende und baumelnde Spielgeräte.

© J. Newton

Die Vorteile körperlicher Aktivität gehen weit über das bloße Verbrennen von Kalorien hinaus: Es wird Muskelmasse aufgebaut, wodurch sich der Ruheumsatz erhöht; Die Beweglichkeit des Patienten verbessert sich, was allgemeine Vorteile für das kardiovaskuläre System mit sich bringt; Es ent25

Adipositas

7 - Fünf Schritte eines erfolgreichen Adipositasmanagements bei Katzen

> Chirurgische Methoden


Adipositas

7 - Fünf Schritte eines erfolgreichen Adipositasmanagements bei Katzen

Am besten geeignet sind Katzen-Stationen (Activity-Center), die mehrere, unterschiedlich gestaltete Etagen und Klettermöglichkeiten bieten (volle Nutzung des dreidimensionalen Raums) und mit hängenden, baumelnden Spielzeugen und Kratzpfosten ausgestattet sind. Das Kratzen ist eine weitere Möglichkeit zur Steigerung des Energieverbrauchs. Am besten geeignet sind hohe Kratzpfosten, an denen die Katze in vollständig ausgestreckter Körperhaltung kratzen kann.

wickelt sich eine stärkere und innigere Katze-Mensch-Bindung; Die Katze wird mental stimuliert, und es kommt zu einer allgemeinen Verbesserung der Lebensqualität und letztlich zu einer Verlängerung der Lebenserwartung. Schließlich werden die Compliance und die Gesamtprognose verbessert. Bei unseren domestizierten Katzen werden das Jagd- und Nahrungsaufnahmeverhalten unabhängig voneinander motiviert. Dies bedeutet, dass Katzen selbst dann einen natürlichen Drang zur Jagd (oder alternativen Aktivitäten wie z. B. Spielen) verspüren, wenn ihr täglicher Energiebedarf gedeckt ist. Auch wenn das Spielverhalten bei jungen Katzen sicherlich am stärksten ausgeprägt ist, wissen die meisten Besitzer nicht, dass Spielen für alle Katzen eine lebenslange Notwendigkeit darstellt. Die Einleitung einer regelmäßigen Spielaktivität erfolgt am besten mit mehreren kurzen (ca. 2 bis 3 Minuten) Einheiten pro Tag. Zum einen wird dies den Besitzer nicht überfordern, und zum anderen erhält die Katze dadurch die Möglichkeit, sich langsam an die neue körperliche Aktivität zu gewöhnen. Sobald ein konstantes Aktivitätsniveau erreicht ist, können mit fortschreitendem Gewichtsverlust auch die Dauer und die Intensität der Bewegungs-/Spieleinheiten gesteigert werden. Heute sind zahlreiche speziell für Katzen entwickelte Spielgeräte im Handel erhältlich. Ein katzengerechtes Spielzeug sollte folgende Merkmale aufweisen: - Es fördert schnelle und unvorhersehbare Bewegungsabläufe. - Es produziert hohe Töne. - Es hat die Größe eines kleinen Beutetieres (z. B. Maus). - Es bietet die Möglichkeit, eine Futterbelohnung zu verabreichen.

Auch wenn sich die Zusammensetzungen der verschiedenen Produkte im Detail unterscheiden, weisen die meisten Gewichtsreduktionsdiäten für Katzen einige oder alle der folgenden Merkmale auf: - Reduzierte Energiedichte, im Allgemeinen über eine Reduktion des Fettgehalts und einen erhöhten Faseranteil - Erhöhtes Protein: Kalorienverhältnis: Es sorgt dafür, dass die Restriktion der Energiezufuhr nicht zu einer Proteinmangelernährung führt. Diese Strategie steigert zwar per se nicht den Gewichtsverlust, minimiert aber die Verluste an fettfreier Körpermasse während der Gewichtsreduktionsdiät. Zusätzlich kann die Erhöhung des Proteinanteils zu einer Steigerung der Sättigung beitragen. - Ein erhöhter Gehalt an Mikronährstoffen (Vitamine und Mineralstoffe) im Verhältnis zum Energiegehalt sorgt dafür, dass die Restriktion der Energiezufuhr nicht zu einer Mangelernährung führt. - Supplementierung mit L-Carnitin: L-Carnitin ist ein essenzieller Co-Faktor der Lipidoxidation und unterstützt den Transport langkettiger Fettsäuren in die Mitochondrien. L-Carnitin fördert also die Fettsäureoxidation und maximiert damit die im Rahmen des Gewichtsreduktionsprogramms erfolgende Reduktion der Körperfettmasse (unter größtmöglicher Schonung der fettfreien Körpermasse). - Supplementierung von Fasern: Ein erhöhter diätetischer Faseranteil steigert das Volumen der aufgenommenen Nahrung und fördert auf diese Weise den Sättigungeffekt und/oder den Zustand der Sättigung.

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Zu Hause selbst hergestellte Spielgeräte können ebenfalls ihren Zweck erfüllen (z. B. zusammengeknülltes Papier, Aluminiumfolie etc.). Katzenspielstationen (Activity -Center) sind eine weitere gut geeignete Möglichkeit, die körperliche Bewegung von Katzen zu fördern und sie gleichzeitig viele ihrer natürlichen Verhaltensmuster ausleben zu lassen. Artgerechte Katzenstationen bieten die Möglichkeit zu klettern, zu balancieren, zu kratzen und sich zu verstecken. Auch Futter kann als hilfreicher Motivator für körperliche Aktivität eingesetzt werden. Spielzeuge mit Hohlräumen, die mit kleinen Mengen Trockenfutterkroketten gefüllt werden, können käuflich erworben oder selbst hergestellt werden (Abbildung 15). Um an das Futter zu gelangen, muss die Katze aktiv mit dem Futterspender spielen und verbraucht dabei Energie. Diese Geräte dienen den Katzen als Zerstreuung, wirken der Langeweile eines ausschließlich auf die Wohnung begrenzten Lebens entgegen und unterstützen darüber hinaus die Verringerung der Gesamtfutteraufnahme.

Modifikation des Fütterungsverhaltens Die langfristige und dauerhafte Veränderung des Fütterungsverhaltens des Besitzers ist die zweite wichtige Komponente eines erfolgreichen Gewichtsreduktionsprogramms. Dabei sollten folgende Aspekte berücksichtigt werden: - genaues Abwiegen der Tagesration mit einer präzisen Haushaltswaage (Dosierbecher sind aufgrund ihrer Ungenauigkeit nicht geeignet) - Aufzeichnen der gefütterten und der tatsächlich aufgenommenen Menge während des gesamten Programms - Aufteilen der Tagesration in zwei bis vier kleinere Mahlzeiten pro Tag anstelle einer einzigen, großen Mahlzeit - Entwicklung von Strategien zur Verlangsamung der Futteraufnahme: Verwendung von Futter spendendem Spielzeug, Gabe größerer Kroketten (die vor dem Abschlucken intensiver und länger gekaut werden müssen), Positionswechsel des Futternapfes vor oder während der Mahlzeiten und mit körperlicher Bewegung verknüpfte Futterbelohnungen, das heißt, Futterrationen bekommt die Katze nur nach einer entsprechenden Aktivität - Zusätzliches Futter in Form von Snacks oder Tischresten vermeiden: Gelegentliche Snacks (im Idealfall nährstoffmäßig ausgewogen) sind akzeptabel, vorausgesetzt, sie werden als Teil der gesamten Fütterungsstrategie mit berücksichtigt, das heißt, ihre Kalorien werden von der Tagesration abgezogen. - Sicherstellen, dass sämtliche Familienmitglieder, Freunde und Nachbarn das Gewichtsreduktionsprogramm kennen und sich strikt daran halten. - Wenn die Katze Futter stiehlt oder erbettelt, sollte dieses Verhalten nicht durch Futtergaben belohnt werden. Vielmehr sollten alternative Formen positiver Mensch-Tier-Interaktion gewählt werden, wie zum Beispiel Spielen. Dies wird die Katze von ihrem unerwünschten Verhalten ablenken und gleichzeitig ihren Energieverbrauch erhöhen.


In der Theorie kann ein erfolgreiches diätetisches Management zur Gewichtsreduktion auf drei Wegen erreicht werden: - Gabe eines Standarderhaltungsfuttermittels, aber Reduzierung der Tagesrationen, - Gabe eines Diätfuttermittels mit reduzierter Energiedichte, - Gabe eines weniger schmackhaften Futtermittels mit geringerer Akzeptanz.

Abbildung 15 – Beispiele für artgerechte Katzenspielzeuge, die Futter freigeben und dadurch zum Spielen anregen

Heute stehen zahlreiche Futtermittelprodukte für die Gewichtsreduktion bei Katzen zur Verfügung, deren gemeinsames Wirkprinzip eine diätetische Energierestriktion ist. Detaillierte Informationen über die Zusammensetzung von Gewichtsreduktionsdiäten für Katzen finden sich in den kommenden Abschnitten dieses Kapitels. Hier folgt eine Zusammenfassung.

© C.Arpaillange

Die erste Lösung stellt keine ratsame Option dar. In einem Erhaltungsfuttermittel sind die meisten Nährstoffe in Bezug zum Energiegehalt der Ration ausgewogen. Bei einer Reduktion der Energiezufuhr auf dem Wege einer einfachen Verringerung der Tagesration besteht somit die Gefahr der Entstehung von Nährstoffmängeln (Malnutrition). Aus ähnlichen Gründen sind auch Futtermittel geringerer Akzeptanz abzulehnen. Die so gefütterten Katzen bleiben hungrig, können Verhaltensstörungen entwickeln und unter einer Fehl- bzw. Mangelernährung leiden. Die Schlüsselstrategie ist deshalb die Verwendung spezifischer Diätfuttermittel mit reduzierter Energiedichte, ergänzt durch zusätzliche diätetische Modifikationen, die eine optimale Gewichtsreduktion bei gleichzeitig minimalem Verlust an fettfreier Körpermasse unterstützen. Das Gerät gibt einige wenige Kroketten frei, wenn es von der Katze bewegt wird.

Erhaltungsphase: Aufrechterhaltung des Zielgewichts

Die erste Herausforderung nach Erreichen des Zielgewichts besteht darin, die Ernährung der Katze von der Gewichtsreduktionsdiät auf eine Nahrung zur Aufrechterhaltung des aktuellen Gewichts umzustellen. Diese Umstellung auf die Erhaltungsnahrung sollte stets langsam und auf schonende Weise erfolgen. Zum Beispiel kann das energiereduzierte Futter schrittweise durch ein Erhaltungsfutter ersetzt werden, ohne dass es dabei zu einer Gewichtszunahme kommt. Das hierfür erforderliche Energieniveau kann auf mehreren Wegen bestimmt werden: - Eine Methode besteht darin, die Futteraufnahme alle zwei Wochen um 10 % zu erhöhen, bis kein weiterer Gewichtsverlust mehr zu beobachten ist. Dies ermöglicht dem Tierarzt die Festlegung des exakten täglichen Kalorienbedarfs zur Vermeidung einer Gewichtszunahme. - Wenn die Futteraufnahme über die gesamte Periode der Gewichtsabnahme aufgezeichnet wurde und zu einem bestimmten Zeitpunkt der Diätphase kein Gewichtsverlust zwischen zwei Visiten festzustellen war, so kann die Kalorienzufuhr zu diesem Zeitpunkt als Anhaltspunkt für die Abschätzung des aktuellen Erhaltungsbedarfes herangezogen werden. Ist das Zielgewicht erreicht, sollten die regelmäßigen Kontrolluntersuchungen mit entsprechender Unterstützung und Motivation des Besitzers weiter fortgesetzt werden. Die Nachuntersuchungen sollten in zwei- bis vierwöchigen Intervallen stattfinden, bis der Tierarzt davon überzeugt ist, dass sich das Gewicht ausreichend stabilisiert hat. Danach können die Intervalle schrittweise auf drei bis maximal sechs Monate verlängert werden. Die Wahl der Nahrung für die Erhaltungsphase ist weniger kritisch als die Wahl der Gewichtsreduktionsdiät. Auf lange Sicht sollte ein speziell zur Gewichtsreduktion formuliertes Diätfutter nicht erforderlich sein. Dennoch kann es sich als notwendig erweisen, die Katze auch in der Erhaltungsphase zunächst weiterhin mit einer energiereduzierten Diätnahrung zu füttern, wenn auch in größeren Tagesrationen. Erhältlich sind darüber hinaus speziell für die Erhaltungs- bzw. Stabilisierungsphase nach erfolgtem Gewichtsverlust formulierte Diätfuttermittel mit vielen in dieser Phase wünschenswerten Charakteristika, einschließlich eines reduzierten Energiegehaltes und eines erhöhten Faseranteils (zur Förderung der Sättigung). Jede Gewichtsreduktionsstrategie muss letztlich darauf abzielen, ein gesünderes Verhältnis zwischen Katze und Besitzer zu schaffen. Findet eine solche Veränderung nicht statt, ist jedes Gewichtsreduktionsprogramm langfristig zum Scheitern verurteilt. Um einen Langzeiterfolg zu sichern, dürfen Patient und Besitzer nicht wieder in das ursprüngliche Schema zurückfallen. Der Besitzer muss dahingehend beraten werden, dass es sich bei der Modifikation der Lebensweise um einen lebenslangen und durchaus auch schwierigen Prozess handelt und dass die Ernährung der Katze von nun an lebenslang kontrolliert werden muss.

© C.Arpaillange

Der entscheidende medizinische Vorteil eines Gewichtsreduktionsprogramms ist eine anhaltende und dauerhafte Reduktion des Körperfettgewebes. Von noch größerer Bedeutung ist jedoch die dauerhafte Umstellung auf eine gesunde Lebensweise. Der Erfolg hängt letztlich also nicht nur vom Erreichen des vorgegebenen Behandlungsziels ab, sondern ganz entscheidend auch an der dauerhaften Prävention von Rückschlägen (Rebound-Effekt). Eine zentrale Voraussetzung für eine langfristige Gewichtsreduktion ist deshalb eine dauerhafte Veränderung der Einstellung und des Verhaltens des Besitzers.

Während einer Spieleinheit hat die Katze die Möglichkeit, „Beute“ zu fangen.

ABBILDUNG 16 – GLEICHGEWICHT ZWISCHEN ENERGIEZUFUHR UND ENERGIEVERBRAUCH

Energieverbrauch Nahrungsaufnahme über Fütterung, Snacks und erfolgreiche Jagdzüge

Energiezufuhr Kurze Perioden mit maximalem Energieverbrauch in den Wachphasen

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Adipositas

7 - Fünf Schritte eines erfolgreichen Adipositasmanagements bei Katzen

> Das diätetische Management: Ein Überblick


Adipositas

8 - Die diätetische Behandlung der felinen Adipositas

8 - Die diätetische Behandlung der felinen Adipositas Das Ziel der Behandlung ist ein Verlust an Körperfettmasse bei gleichzeitigem Erhalt der fettfreien Körpermasse ohne negative Auswirkungen auf die Gesundheit. Der Verlust von Fettgewebe hängt von zahlreichen Faktoren ab, wie zum Beispiel der initialen Körperzusammensetzung, dem erforderlichen Grad der Energierestriktion, der Gewichtsverlustrate, der Höhe der Proteinaufnahme, den metabolischen Anpassungsprozessen und der Intensität der körperlichen Aktivität. Jüngste Arbeiten eines der Autoren dieses Kapitels legen nahe, dass Katzen, die einen prozentual höheren Gesamtgewichtsverlust verzeichnen, tendenziell einen höheren Anteil fettfreier Körpermasse verlieren (German, im Druck, 2008). In der Theorie ist die Strategie einfach: Um einen Gewichtsverlust zu erreichen, muss die Katze weniger Energie aufnehmen als sie verbraucht (Abbildung 16). In der praktischen Umsetzung bedeutet dies eine Fütterung unterhalb des Erhaltungsenergiebedarfs. Hierfür wird zunächst der Energiebedarf für das (theoretische) Idealgewicht der Katze berechnet, und anschließend ein bestimmter Anteil der errechneten Energiemenge zugeführt. Entscheidend ist, dass diese Berechnungen auf der Grundlage des Zielgewichts (Idealgewicht) erfolgen und nicht etwa auf Basis des aktuellen Körpergewichts der adipösen Katze.

Die Definition des Idealgewichts der Katze Die Voraussetzung für eine korrekte Berechnung des Erhaltungsenergiebedarfs einer adipösen Katze ist die Kenntnis bzw. Einschätzung des Idealgewichts.

> Das Idealgewicht ist bekannt oder leicht zu definieren Das Idealgewicht wurde unter Umständen anlässlich einer früheren Visite, als die Katze jung war und eine ideale Körperkondition aufwies, aufgezeichnet (z. B. Body Condition Score 3/5 oder 5/9). In diesem Fall verfügt man über die bei weitem genaueste Richtlinie für das optimale Körpergewicht eines Individuums.

> Einschätzung des idealen Körpergewichts Fehlen anamnestische Daten, kann eine Einschätzung des Idealgewichts auf Basis des aktuellen Körpergewichts und des aktuellen Body Condition Score vorgenommen werden. Unter der Annahme, dass jeder Punkt über 5 auf der neunstufigen BCS-Skala bzw. jeder halbe Punkt über 3 auf der fünfstufigen BCS-Skala mit einer Gewichtszunahme von 10-15 % korreliert, kann das Idealgewicht mit Hilfe einer einfachen mathematischen Formel berechnet werden: Aktuelles Gewicht = 8 kg Aktueller Body Condition Score = 5/5 oder 9/9 (also mindestens 40 % Übergewicht) Idealgewicht = 100/140 x 8 kg = 5,7 kg

Die optimale Gewichtsabnahmerate Wird die zuvor berechnete Energierestriktion strikt eingehalten, verliert die adipöse Katze an Gewicht (Butterwick et al. 1994; Butterwick & Markwell 1996). Der Verlauf der Gewichtsreduktion muss jedoch sehr sorgfältig überwacht werden. Eine weitere Frage lautet: Welche Gewichtsabnahmerate ist die beste für diesen Patienten? Ist ein schneller Gewichtsverlust besser als eine langsame Gewichtsreduktion? Zahlreiche Studien beschäftigen sich mit der idealen Gewichtsabnahmerate, da Besitzer meist einen schnellen Gewichtsverlust anstreben. In einer Studie (Szabo et al. 2000) verloren adipöse Katzen 7 bis 10 % ihres Ausgangsgewichts während der ersten Woche, 3 bis 5 % während der zweiten Woche und 2 bis 4 % über die restliche Periode des Gewichtsreduktionsprogramms. Die Katzen erhielten 25 % ihres Erhaltungsenergiebedarfs auf der Basis ihres Ideal- bzw. Zielgewichts. Zum Ende der Gewichtsreduktionsperiode wurde jedoch ein Anstieg der Insulin- und Blutglukosespiegel festgestellt, was als Hinweis auf eine Glukoseintoleranz interpretiert wurde. Der hier verwendete Grad der Energierestriktion scheint daher zu hoch gewählt, und die Autoren schlussfolgern, dass ein schneller Gewichtsverlust das Risiko für die Entwicklung von Diabetes mellitus erhöhen kann. Die optimale Gewichtsabnahmerate ist ein in der Veterinärmedizin kontrovers diskutiertes Thema. In jedem Fall muss die Gewichtsabnahmerate mit dem Ziel eines relativen Erhalts der fettfreien Körpermasse vereinbar sein. Eine hochgradige Energierestriktion (Restriktion bis auf 45 % des Erhaltungsenergiebedarfs für das Idealgewicht) führt zwar zu einem schnelleren Gewichtsverlust (ca. 1,3 % pro Woche) als eine moderate Energierestriktion (Restriktion bis auf 60 % des Erhaltungsenergiebedarfs für das Idealgewicht; ca. 1,0 % pro Woche), gleichzeitig ist jedoch ein höherer Verlust an fettfreier Körpermasse zu verzeichnen (18 % gegenüber 8 %; Butterwick et al. 1994). Die optimale Gewichtsabnahmerate scheint also im Bereich von 1,0 bis 28


ABBILDUNG 17b – KLINISCHER FALL NR. 2 - Rasse: EKH - Alter: 13 Jahre - Geschlecht/Status: weibliche Katze, kastriert - Körperfettanteil: 44,5 % - Body Condition Score: 5/5 - Lebensweise: Wohnungskatze

- Rasse: EKH - Alter: 8 Jahre 10 Monate - Geschlecht/Status: Kater, kastriert - Körperfettanteil: 40,4 % - Body Condition Score: 4,5/5 - Lebensweise: Wohnungskatze

Die Besitzer bekamen die bereits übergewichtige Katze im Alter von etwa drei Jahren. Seitdem hat sich das Problem weiter verstärkt. Die Katze leidet nun unter Bewegungseinschränkungen und ist nicht zu einer wirksamen Fellpflege fähig. Sie ist sehr träge, hat ein fettiges Haarkleid und ein ungepflegt wirkendes Fell, vor allem im kaudodorsalen Bereich.

Seit das Gewicht ansteigt, wird die Katze deutlich inaktiver. Probleme bei der Körper-/Fellpflege, insbesondere im Perinealbereich. Haut und Fell in schlechtem Zustand.

Gewichtskurve

Körpergewicht (kg)

35 kcal/kg

8,5

40

32 kcal/kg

8 30

7,5 44 kcal/kg

7

20

6,5 10

6 137 Tage

5,5

0 0

1

2

3

4

5

50

9

Körpergewicht (kg)

50

Energiezufuhr (kcal ME/kg Idealgewicht)

Gewichtskurve 9

44 kcal/kg

8,5

25 kcal/kg

7,5

Dr A. German et S. Holden, Weight Management Clinic, Université de Liverpool.

30

7

20

6,5 10

6 338 Tage

5,5

0 0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

Monat

Monat Danach: 6 kg

40

29 kcal/kg 8

Energiezufuhr (kcal ME/kg Idealgewicht)

Dr A. German et S. Holden, Weight Management Clinic, Université de Liverpool.

Vorher: 8,5 kg

- Dauer der Gewichtsreduktion : 137 Tage - Mittlere Gewichtsabnahmerate: 1,1 %/Woche - Mittlere Energiezufuhr: 36 kcal/kg Idealgewicht - Körperfettanteil: 18,8 % - Body Condition Score: 3/5

Danach : 5,5 kg

Nach dem Gewichtsverlust ist die Katze sehr viel beweglicher: Sie klettert auf Zäune, springt auf die Küchenmöbel und beginnt von sich aus zu spielen. Die Fell- und Körperpflege hat sich verbessert und damit auch der Zustand von Haut und Fell.

- Dauer der Gewichtsreduktion : 338 Tage - Mittlere Gewichtsabnahmerate: 0,75 %/Woche - Mittlere Energiezufuhr: 30 kcal/kg Idealgewicht - Körperfettanteil: 31,3 % - Body Condition Score: 3/5

Seit dem Gewichtsverlust kann die Katze die Treppe hinauf und hinunter springen, sie folgt den Besitzern den ganzen Tag durch das Haus. Die Fellpflege hat sich gebessert. Die Katze macht einen gepflegteren Eindruck, und der Haut- und Fellzustand hat sich gebessert. Nach Angaben der Besitzer macht die Katze heute einen deutlich glücklichen Eindruck.

1,5 % des Ausgangsgewichts pro Woche zu liegen, die genaue Rate sollte jedoch der spezifischen Situation des individuellen Patienten angepasst werden. Langsamere Gewichtsverlustraten sind durchaus akzeptabel, wenn sie vom Besitzer und vom Tierarzt übereinstimmend toleriert werden (Abbildung 17a und 17b). Bei einer Abnahmerate in dieser Höhe wird überwiegend Fettgewebe abgebaut, und bei 14 untersuchten Katzen konnten keine unerwünschten metabolischen Nebenwirkungen festgestellt werden (Center et al. 2000). Der Blutzuckerspiegel und die Konzentration der alkalischen Phosphatase sanken zwischen Woche 0 und Woche 18 signifikant ab, während Cholesterin, Alaninaminotransferase und Aspartataminotransferase in diesem Zeitraum signifikant anstiegen. Die absoluten Veränderungen dieser Parameter - außer Cholesterin - waren jedoch gering und lagen innerhalb der Referenzbereiche. Neun Katzen entwickelten im Verlauf des Gewichtsreduktionsprogramms eine Hypercholesterinämie (Center et al. 2000). Dieser Effekt wurde auch in einer anderen Studie beobachtet (Szabo et al. 2000). In einer weiteren begleitenden Untersuchung (Ibrahim et al. 2000) wurden die Veränderungen der Cholesterinkonzentration auf eine angestiegene Produktion von 29

Adipositas

8 - Die diätetische Behandlung der felinen Adipositas

ABBILDUNG 17a – KLINISCHER FALL NR. 1 Vorher: 8 kg


40

Bestimmung des täglichen Energiebedarfs zur Einleitung einer Gewichtsreduktion

38 36

kcal ME/kg KG

Adipositas

8 - Die diätetische Behandlung der felinen Adipositas

ABBILDUNG 18 – RUHEENERGIEBEDARF (REB) DER KATZE VOR UND NACH GEWICHTSREDUKTION

High Density Lipoproteinen (HDL) zurückgeführt. Diese Studie zeigt darüber hinaus, dass die Cholesterinkonzentration im Blut durch eine Diätnahrung mit Maisöl reduziert werden konnte. Dies gilt als Nachweis für den potenziellen Einfluss der Art der diätetischen Fettquelle auf den Lipoproteinstoffwechsel der Katze.

34 32

> Physiologische Auswirkungen einer Energierestriktion

30 28 26 24 22 20 REB 1 (vor Gewichtsverlust)

REB 2 (nach Gewichtsverlust)

Ruheenergiebedarf (REB)

TABELLE 7 – RUHEENERGIEBEDARF (REB) BEI ADIPÖSEN KATZEN NACH GEWICHTSREDUKTION

Beim Menschen findet man einen engen Zusammenhang zwischen dem Grad der Energierestriktion und der Gewichtsabnahmerate, aber auch zwischen der Energierestriktion und der Absenkung des Grundumsatzes. Je höher also die Energierestriktion, desto höher ist auch die Absenkung des Grundumsatzes. Es kann also einen Schwellenwert geben, unter dem die Vorteile eines schnellen Gewichtsverlustes auf längere Sicht durch die umso stärker ausgeprägte physiologische Abwehr gegen den Gewichtsverlust kompensiert werden (Prentice et al. 1991). Der Absenkung des Grundumsatzes kann entweder durch pharmakologische Maßnahmen oder aber auf dem Wege einer Steigerung der körperlichen Aktivität entgegengewirkt UND ADIPÖSER KATZEN werden.

Adipöse Katze

Nach Gewichtsreduktion

REB (kcal ME/kg KG0,65)

58

57

Minimum

39

49

Maximum

68

64

TABELLE 8 – ENERGIEBEDARF IDEALGEWICHTIGER

Eine Senkung des Energieverbrauchs ist bei allen Spezies die universelle Antwort auf eine Energierestriktion. Bei diesem Anpassungsprozess handelt es sich um eine Überlebensstrategie zum Schutz des Organismus, sobald das Zentralnervensystem eine Nahrungskarenz registriert. Deshalb kommt es bei sinkendem Körpergewicht zu einer Absenkung des Grundumsatzes. Bei Menschen mit negativer Energiebilanz liegen die Veränderungen des Grundumsatzes im Bereich von 5 bis 25 %, abhängig vom Grad der Energierestriktion (Prentice et al. 1991). Ein solches Absinken des Grundumsatzes kann eine lineare, einheitliche und berechenbare Gewichtsreduktion schwierig machen.

nach NRC 2006

Status der Katze

Empfehlungen (NRC 2006)

> Optimale Energiezufuhr für eine Gewichtsreduktion

In einer Studie wurde die für eine erwartete Gewichtsabnahmerate von 1 bis 2 % pro Woche erforderliche Energiezufuhr bei sieben kastrierten, Adipöse Katze (KG* = 5 kg) 130 kcal ME/kg KG0,4 = 247 kcal ME/Tag (<50 kcal/kg KG) adipösen Katzen untersucht (Nguyen et al. 2002). Der Energieverbrauch wurde auf dem Wege der Nach den Erfahrungen der Autoren ist eine Energiezufuhr in dieser Höhe für eine adipöse Katze zu indirekten Kalorimetrie ermittelt. Während der hoch, d. h., eine Gewichtsreduktion findet nicht statt. Die Berechnung muss auf dem Idealgewicht Gewichtsreduktionsphase betrug die Energieaufbasieren, und erforderlich ist eine 40%ige Restriktion, um einen Gewichtsverlust bei einer adipösen Katze zu induzieren. nahme zur Sicherstellung der gewünschten Abnahmerate 40 +/- 2 kcal ME/kg Idealgewicht, das heißt, Adipöse Katze 0,6 x 100 kcal ME/kg KG0,67 = 152 kcal ME/Tag (< 38 kcal/kg IKG) etwa 66 % des „normalen“ Energiebedarfs einer (IKG** = 4 kg) 0,6 x 130 kcal ME/kg KG0,4 = 136 kcal ME/Tag (< 34 kcal/kg IKG) adulten Katze mit Idealgewicht. Unerwartet war die Beobachtung, dass der Ruheenergiebedarf *KG: Körpergewicht; **IKG: Ideales Körpergewicht (REB) signifikant anstieg, während das Körpergewicht und die Körperfettmasse sanken. Während der Gewichtsreduktion wurde der Ruheenergiebedarf gemessen (Abbildung EMPFOHLENE ENERGIEZUFUHR 18). Die Katzen verloren 37+/- 3 % ihres Ausgangsgewichts. Die GewichtsBEI ADIPÖSEN KATZEN abnahmerate variierte zwischen 0,1 und 3,0 % pro Woche und verlief in keinem Fall linear. Der Ruheenergiebedarf lag bei 32 kcal ME/kg Körpergewicht Body Condition Score Tägliche Kalorienzufuhr (min. 21 kcal; max. 39 kcal), war aber bei adipösen Katzen vor der Gewichts(pro kg Idealgewicht) reduktion signifikant niedriger (27 ± 2 kcal ME/kg Körpergewicht) als nach erfolgter Gewichtsabnahme (35 ± 1 kcal ME/kg KG, p = 0.028).

Magere Katze (KG* = 4 kg)

30

100 kcal ME/kg KG0,67 = 253 kcal ME/Tag (< 63 kcal/kg KG)

3,5 oder 4,0/5,0

30 kcal ME

4,5 oder 5,0/5,0

35 kcal ME

Vom National Research Council (NRC 2006) wurde aktuell ein allometrischer Koeffizient zur Berechnung des täglichen Energiebedarfs bei Katzen


ABBILDUNG 19 – VERSCHIEDENE GEWICHTSREDUKTIONSKURVEN (nach German et al., im Druck, 2008)

Veränderung des Körpergewichts (%)

100 95 90 85

75 70 65

Bei einer idealgewichtigen Katze liegt die initiale Energiezufuhr zum Erhalt bei 100 kcal ME/kg KG0,67. Bei adipösen Katzen liegt sie bei 130 kcal ME/kg KG0,4 (Tabelle 8).

0

50

100

150

200

250

300

350

Zeit (Tage)

Im Allgemeinen ist der Gewichtsverlust zu Beginn der Behandlung schneller und verlangsamt sich danach etwas. Die Energiezufuhr muss im Laufe der Gewichtsreduktionsphase mehrfach angepasst werden, um einen optimalen Verlust an Körperfettmasse zu erreichen.

ABBILDUNG 20 – DAUER DES GEWICHTSREDUKTIONSPROGRAMMS BEI EINER ADIPÖSEN KATZE 7

Körpergewicht: 7 kg Zielgewicht: 5 kg

6,8

Körpergewicht (kg)

Im Allgemeinen wird der Gewichtsverlust in der ersten Phase der Behandlung am schnellsten vonstatten gehen und im weiteren Verlauf etwas an Geschwindigkeit verlieren. Die tatsächliche physiologische Antwort des Individuums ist jedoch nicht vorhersagbar (Abbildung 19). Es kann deshalb notwendig werden, die Energiezufuhr im Verlauf des Gewichtsreduktionsprogramms mehrfach anzupassen, um einen optimalen Abbau der Körperfettmasse zu erreichen und gleichzeitig das Risiko einer hepatischen Lipidose und einer Insulinresistenz zu senken.

0,5 %/ Wo ch e

he oc /W 1%

80

che /Wo 2%

Zur Sicherstellung eines Gewichtsverlusts muss die täglich zugeführte Energiemenge ausreichen, um den Bedarf für den Grundumsatz zu decken, nicht jedoch für den täglichen Gesamtenergieverbrauch. In der Praxis sollte der Grad der Energierestriktion nicht niedriger liegen als der Grundumsatz, das heißt, 21 kcal ME/kg KG oder 39 kcal ME/kgKG0,65, gemessen unter experimentellen Bedingungen. Anfangs sollten etwa 60 % des berechneten Energiebedarfs für das Idealgewicht der Katze zugeführt werden.

Die exakte Tagesration kann je nach Charakteristika der Katze, Typ des gewählten Futtermittels und Möglichkeiten zur körperlichen Bewegung variieren. Studien mit Katzenbesitzern zeigen, dass die Gewichtsverlustrate oftmals geringer ist (0,8 +/- 0.3 % pro Woche), und gelegentlich eine stärkere energetische Restriktion erfordert (32 ± 7 kcal ME/kg IKG; German, unveröffentlichte Beobachtungen, 2007). In der Praxis kann die Restriktion zunächst mit 30 oder 35 kcal ME/kg IKG/Tag eingeleitet (Tabelle 8) und anlässlich der ersten Kontrolluntersuchung korrigiert werden.

6,6 6,4 6,2 6 5,8 5,6 5,4

Bei der anfänglichen Energiezufuhr handelt es sich also lediglich um einen Ausgangspunkt. Im weiteren Verlauf des Gewichtsreduktionsprogramms muss die Höhe der Energiezufuhr immer wieder der tatsächlichen Gewichtsabnahmerate angepasst werden. Ist die Abnahmerate zu gering, wird die Ration geringfügig gekürzt (um ~ 5 %). Messbecher sind aufgrund ihrer Ungenauigkeit nicht zur Rationierung des Futters geeignet. Vielmehr sollten Besitzer dazu angehalten werden, die Rationen mit einer präzisen elektronischen Küchenwaage abzuwiegen, da nur auf diese Weise geringfügige Änderungen mit der notwendigen Genauigkeit durchgeführt werden können.

5,2 5 1

3

5

7

9

11 13 15

17 19 21 23 25 27

29 31 33

Wochen

Ein langsamerer Gewichtsverlust ist vertretbar, wenn dies sowohl vom Besitzer als auch vom Tierarzt akzeptiert wird.

TABELLE 9 – TAGESRATIONEN IN ABHÄNGIGKEIT VOM ZIELGEWICHT Idealgewicht (kg)

Energiezufuhr (kcal ME/Tag)

Trockenfutter (g) (3000 kcal ME/kg)

Feuchtfutter (g) (600 kcal ME/kg)

Trockenfutter + Feuchtfutter trocken (g) feucht (g)

3

105

35

175

15

100

3,5

120

40

200

20

100

4

140

45

230

25

100

4,5

160

50

270

35

100

5

175

60

290

40

100

5,5

190

65

320

45

100

6

210

70

350

50

100

Energiezufuhr auf der Basis von 35 kcal/kg Idealgewicht (Body Condition Score $ 4,5/5)

31

Adipositas

8 - Die diätetische Behandlung der felinen Adipositas

vorgeschlagen. Das Verhältnis zwischen Ruheenergieverbrauch und Körpergewicht wird am besten durch einen Koeffizienten von 0,65 wiedergegeben. Wird der Ruheenergiebedarf als kcal ME/ kg KG0,65 ausgedrückt, differiert er nach den Regeln der Statistik nicht zwischen dem adipösen und dem normalgewichtigen Zustand, wobei ein mittlerer Wert von 58 kcal ME/kg KG0,65 registriert wurde (Tabelle 7).


Die Dauer des Gewichtsreduktionsprogramms Sobald das Zielgewicht des Patienten ermittelt ist, kann eine grobe Einschätzung der wahrscheinlichen Dauer der Gewichtsreduktion vorgenommen werden (Abbildung 20). Diese zeitliche Perspektive muss sehr deutlich und auf verständliche Weise vermittelt werden, damit sich der Besitzer des für eine erfolgreiche Gewichtsreduktion notwendigen zeitlichen Aufwands bewusst wird.

Die Berechnung der Tagesration Tabelle 8 erläutert die Berechnung der initialen, täglichen Energiezufuhr. Um die Einhaltung der Diätvorschriften sicherzustellen, sollte die neue Diätnahrung so weit wie möglich dem gewohnten Futter des Patienten entsprechen, das heißt Trockenfutter, Feuchtfutter oder zu Hause selbst zubereitetes Futter. Mehr als zwei Drittel aller Besitzer bevorzugen für ihre Katze eine gemischte Ernährung, bestehend aus Trocken- und Feuchtfutter. Wichtig ist, dass die genaue Portionsgröße für jede Mahlzeit exakt abgemessen wird (Tabelle 9). Um Ungenauigkeiten durch Messfehler zu vermeiden, kann die erste Futterration in der Praxis gewogen und dem Patientenbesitzer zum Nachwiegen auf seiner eigenen Waage mit nach Hause gegeben werden.

Die Überwachung des Gewichtsreduktionsprogramms Entscheidend für den Behandlungserfolg ist eine häufige und regelmäßige Überwachung der Fortschritte des Gewichtsreduktionsprogramms. Insbesondere gilt dies in der Anfangsphase, in der die Besitzer das größte Maß an Unterstützung benötigen und Probleme am wahrscheinlichsten auftreten. Solche Kontrollen bieten die Möglichkeit, die Compliance zu überprüfen, eventuelle Probleme festzustellen und zu lösen (z. B. übermäßiges Bettelverhalten, Schwierigkeiten bei der Umsetzung von Spielstunden etc.) und den Besitzern ein positives Feedback, eine Ermunterung und jegliche erforderliche Unterstützung zukommen zu lassen.

> Regelmäßige tierärztliche Kontrollen Die Motivation des Besitzers ist der Schlüssel für eine erfolgreiche Adipositasbehandlung. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen unterstützen die Aufrechterhaltung der Compliance und der Motivation. Zu empfehlen sind Kontrollen im Abstand von zwei bis vier Wochen. Bei Intervallen von über vier Wochen besteht die Gefahr einer allmählich nachlassenden Compliance. Zu lange Abstände zwischen den Kontrollbesuchen können ferner zu einer Verzögerung notwendiger Veränderungen führen und letztlich dafür verantwortlich sein, dass sich der Gewichtsverlust nicht in der optimalen Geschwindigkeit fortsetzt.

ABBILDUNG 21 – ENTWICKLUNG DES KÖRPERGEWICHTS UND MORPHOMETRISCHER PARAMETER IM VERGLEICH (siehe Klinischer Fall Nr.1) 8,4

56

8

54

Brustkorb 52

7,6

Umfang (cm)

Körpergewicht (kg)

Adipositas

8 - Die diätetische Behandlung der felinen Adipositas

Wichtig ist, dass die Katze über die vom Tierarzt verordnete Ration hinaus keine zusätzlichen Futtermittel vom Besitzer erhält (oder sich selbst verschafft). Gesunde Snacks können zugelassen werden, da sie die Bindung zwischen Besitzer und Katze stärken können. Allerdings muss der Kaloriengehalt dieser zusätzlichen Snacks in die Gesamtberechnung der Tagesration eingehen. Zu berücksichtigen ist darüber hinaus auch der unter Umständen nicht unerhebliche kalorische Wert zusätzlicher flüssiger Nahrungsmittel, wie zum Beispiel Milch.

7,2 6,8 6,4

48 46

Abdomen

44

Idealgewicht

6 5,6

42 40

0

10

20

30

40

50

60

Tage

32

50

70

80

90 100 110 120 130 140

0

10

20

30

40

50

60

70

Tage

80

90 100 110 120 130 140


Bei jeder Kontrolluntersuchung wird die Katze gewogen und klinisch untersucht. Die Wahrnehmung des Besitzers hinsichtlich der erreichten Fortschritte sollte überprüft, gegebenenfalls korrigiert und etwaige Schwierigkeiten sollten besprochen werden. Notwendige Änderungen des Diätplans können unmittelbar eingeleitet, Probleme können erkannt und gelöst werden. Das Körpergewicht ist das wichtigste Erfolgskriterium und dient als Grundlage für Entscheidungen über die Notwendigkeit von Änderungen des Behandlungsplans, wie zum Beispiel eine Reduzierung der Tagesration oder die Erhöhung einer Arzneimitteldosierung. Um abweichende Messergebnisse zu vermeiden, sollte stets dieselbe Waage verwendet und regelmäßig kalibriert werden. Der Tierarzt achtet darauf, dass Besitzer nicht von der Tatsache entmutigt werden, dass ein Gewichtsverlust von 1 % pro Woche („nur“ 60 g bei einer 6 kg schweren Katze) auf den ersten Blick nicht sonderlich beeindruckend erscheint. Der Body Condition Score kann als visuelle Unterstützung in der Diskussion mit dem Besitzer eingesetzt werden und zugleich als Mittel für ein positives Feedback dienen. In Anbetracht der Tatsache, dass sich der Body Condition Score nur sehr langsam und stufenweise verändert, sollte er jedoch nicht unbedingt bei jeder Visite erhoben werden. Morphometrische Messungen sind ein weiteres geeignetes Hilfsmittel zur Überwachung des Behandlungsverlaufes und dienen der leicht verständlichen Erläuterung bereits erreichter Erfolge, ähnlich wie die Reduzierung des Taillenumfangs beim Menschen (Abbildung 21). Regelmäßige Fotos sind ebenfalls ein hervorragendes Mittel der visuellen Dokumentation von Erfolgen, sie sollten aber stets auf eine standardisierte Weise angefertigt werden, um eine ausreichende Vergleichbarkeit sicherzustellen. Sämtliche Messergebnisse und Kommentare sollten aufgezeichnet und, wenn immer möglich, zur Vermittlung eines positiven Feedbacks für den Besitzer eingesetzt werden. Darüber hinaus sollte der Tierarzt den Besitzer dazu ermutigen, die tägliche Futteraufnahme in ein Tagebuch einzutragen und dieses zur Besprechung anlässlich der Kontrolluntersuchungen mitzubringen.

> Telefonische Betreuung Ein erster Anruf eines Mitglieds des Praxisteams bereits etwa 48 Stunden nach Diätbeginn erweist sich oft als ein sehr wertvolles Hilfsmittel zur Sicherstellung der Compliance. Im weiteren Verlauf der Behandlung sind regelmäßige Anrufe eines für die Überwachung des Gewichtsreduktionsprogramms zuständigen Praxismitarbeiters ein hervorragendes Mittel, um die Fortschritte zu überprüfen, die Compliance zu verstärken und auftretende Probleme frühzeitig zu erkennen und zu lösen. Die Beteiligung anderer Mitarbeiter des Praxisteams ist ein sehr guter Weg, um einerseits den Behandlungserfolg zu maximieren und andererseits dem Besitzer das Gefühl eines in seinem konkreten Fall sehr stark engagierten Praxisteams zu vermitteln.

Die erste Nachuntersuchung Regelmäßige Nachuntersuchungen dienen der Überprüfung von Fortschritten des Gewichtsreduktionsprogramms. Die Formulierung von Zwischenzielen in Ergänzung zum finalen Zielgewicht dient der dauerhaften Aufrechterhaltung der Motivation des Besitzers über das gesamte Programm hinweg. Zum Zeitpunkt der ersten Nachkontrolle sieht sich der Tierarzt mit einem der drei folgenden Szenarien konfrontiert:

> Erfolgreiche Entwicklung Die Katze nimmt in der gewünschten Geschwindigkeit ab, und der Besitzer ist zufrieden. Die Rahmenbedingungen der offensichtlich erfolgreichen diätetischen Behandlung bleiben unverändert und ein neuer Untersuchungstermin wird anberaumt.

> Die Katze hat kein Gewicht verloren oder – noch schlimmer – sie hat zugenommen! In dieser Situation stellen sich mehrere Aufgaben und/oder Fragen: - Überprüfung der Berechnung der Tagesration. Wird die Richtigkeit der Rationsberechnung bestätigt, und gibt es keine andere Erklärung für den Misserfolg, ist eine Reduzierung der Tagesration um zunächst 5-10 % zu empfehlen. - Erneute und sensible Beurteilung des familiären Umfeldes, ohne dem Besitzer ein Gefühl von Schuld zu vermitteln. Wie ist es um die Motivation des Besitzers bestellt? Sind die Aweisungen ausreichend klar formuliert? Kann die Katze beim Nachbarn fressen? Überprüfen Sie, ob es Anzeichen für eine unzureichende Compliance gibt (z. B. Gabe von Snacks etc.). Ist dies der Fall, ist eine Anpassung der Tagesration unter Umständen gar nicht erforderlich. 33

Adipositas

8 - Die diätetische Behandlung der felinen Adipositas

> Die Quantifizierung des Gewichtsverlustes


Energieverlust über Fäzes

Bruttoenergie

Produktion

Energieverlust über Harn

Verdauliche Energie

Metabolisierbare Energie

Nettoenergie

Erhaltung

Thermogenese

ABBILDUNG 23 – EINFLUSS DES GESCHLECHTS UND DES ENERGIEGEHALTS DER NAHRUNG AUF DIE KÖRPERFETTMASSE BEI KATZEN, DIE EIN JAHR LANG AD LIBITUM GEFÜTTERT WURDEN (nach Nguyen et al. 1999b) Nahrung mit hohem Energiegehalt Nahrung mit moderatem Energiegehalt

Anteil der Körperfettmasse am Gesamtgewicht (%)

Adipositas

9 - Die Zusammensetzung der Diätnahrung

ABBILDUNG 22 – DIE ENERGIENUTZUNG IM ORGANISMUS: VON BRUTTO ZU NETTO

40

37,2

35,9

35 31,6

30

30 27

28,2

27,2

25

21,9

20 15 Intakte weibliche Katze

Kastrierte weibliche Katze

Intakter Kater

Kastrierter Kater

Die Körperfettmasse nimmt nach der Kastration zu, weil die Katze mehr Energie aufnimmt und gleichzeitig weniger Energie verbraucht. Besonders deutlich wird dies bei Katern, die energiereiche Futtermittel erhalten. Energiereiche Futtermittel sind also nicht an den Bedarf einer kastrierten Katze angepasst.

- Ergänzende diagnostische Maßnahmen in Betracht ziehen, wie zum Beispiel eine Untersuchung auf potenzielle Störungen des Hormonhaushalts. Hyperprolactinämie und Akromegalie kommen bei der Katze häufig vor und beeinträchtigen ihre Fähigkeit, Gewicht zu verlieren. Bis vor kurzem gab es keine Behandlungsmöglichkeit für diese Patienten.

9 - Die Zusammensetzung der Diätnahrung Die Reduzierung der Energiezufuhr ist der Schlüsselpunkt jeder diätetischen Intervention. Zur Senkung der Energiedichte einer Diätnahrung gibt es mehrere Strategien: - Senkung des Fettgehalts, - Steigerung des Fasergehalts, - Steigerung des Feuchtigkeitsgehalts.

Einfluss der Energiedichte auf die Energieaufnahme Die Energiedichte bezeichnet die in einer gegebenen Futtermenge vorhandene Energiemenge. In der Praxis wird die Energiedichte als Kilokalorien (kcal) metabolisierbarer Energie pro 100 g Futter angegeben (Abbildung 22). Hat eine Diätnahrung eine niedrige Energiedichte, so bedeutet dies, dass mit derselben Menge Futter eine geringere Menge an Energie zugeführt wird als beispielsweise mit einem Alleinfuttermittel zur Deckung des Erhaltungsbedarfs. 34


In dieser Situation kann das Adipositasrisiko durch die Gabe von Trockenfuttermitteln mit niedrigem Fettgehalt („low fat“) gesenkt werden. Unabhängig vom Kaloriengehalt des Futters bleibt die quantitative Nahrungsaufnahme bei Katzen tendenziell konstant. Der Hauptfaktor bei der Regulation des Körpergewichts scheint also die Masse bzw. das Volumen des Futters zu sein (Rolls et al. 2005). Die Magendehnung ist also offenbar einer der wichtigsten Faktoren für die Steuerung der Sättigung bei dieser Spezies. Eine jüngst durchgeführte Studie einer der Autoren dieses Kapitels (Martin et al. 2008) bestätigt, dass Katzen unabhängig von der Energiedichte der Nahrung dazu neigen, stets dieselbe Futtermenge aufzunehmen. Zwei Gruppen von Katzen erhielten im Rahmen dieser Crossover-Studie über einen Zeitraum von fünf Wochen zwei kommerzielle Futtermittelprodukte mit unterschiedlicher Energiedichte (Produkt A: 360 kcal/100 g; Produkt B: 415 kcal/100 g). Bei der mittleren Futteraufnahme wurde kein signifikanter Unterschied zwischen beiden Produkten festgestellt (A: 58 ± 2 g/Tag/Katze; B: 56 ± 2 g/Tag/Katze), die Energieaufnahme erwies sich jedoch als unterschiedlich hoch (A: 44 ± 2 kcal/kg/Tag; B: 50 ± 2 kcal/kg/Tag). Bestätigt werden diese Ergebnisse durch Studien, die eine höhere Neigung zu Adipositas bei Katzen zeigen, die fettreiche Trockenfuttermittel ad libitum bekommen (Scarlett et al. 1994). Ein entscheidender Vorteil spezifischer Energie reduzierter Futtermittel für Katzen auf einer Gewichtsreduktionsdiät ist das ähnlich hohe Rationsvolumen wie bei üblichen Erhaltungsfuttermitteln. Dies kann sich günstig auf die Compliance der Besitzer auswirken. Legt man als Beispiel Tabelle 9 zugrunde und geht davon aus, dass dieselbe Tagesenergiezufuhr notwendig ist (140 kcal ME), wird die Katze unter einer Gewichtsreduktionsdiät 45 g Futter pro Tag zu sich nehmen, also etwa dieselbe Menge wie bei einer üblichen Erhaltungsnahrung (50 g). In diesem Beispiel besteht keine Gefahr einer Mangelversorgung mit Nährstoffen, und gleichzeitig erhält die Katze eine volumenmäßig adäquate Tagesration.

Die Zusammensetzung der Diätnahrung Eine erfolgreiche Gewichtsreduktion hängt in erster Linie vom Energiegehalt der Diätnahrung ab. Zu berücksichtigen ist jedoch, dass die Nahrung neben Energie auch zahlreiche essenzielle Nährstoffe liefern muss. Um der Entstehung von Mangelerkrankungen im Laufe der Gewichtsreduktion vorzubeugen, ist in der Regel eine Supplementierung solcher Nährstoffe (im Verhältnis zum Energiegehalt) zu empfehlen. Unabhängig von der letztlich ABBILDUNG 24 – VERGLEICH DER STRUKTUREN gewählten Diät ist es in erster Linie die Aufgabe des Tierarztes, sicherzustelVON KONJUGIERTER LINOLSÄURE UND LINOLSÄURE len, dass der Patient eine vollwertige und ausgewogene Ernährung erhält. Ein weiteres wichtiges Merkmal einer Gewichtsreduktionsdiät ist ihre hohe Akzeptanz (Schmackhaftigkeit), da diese die Compliance von Katze und Besitzer verbessert. Es müssen also zahlreiche Faktoren bei der Festlegung der am besten geeigneten Zusammensetzung einer Gewichtsreduktionsdiät für eine adipöse Katze berücksichtigt werden.

Konjugierte Linolsäure: (10-trans, 12-cis)

> Reduzierter Fettgehalt Fett hat eine im Vergleich zu Proteinen und Kohlenhydraten deutlich höhere Energiedichte (9 kcal ME/g gegenüber 4 kcal ME/g). Bei Futtermitteln mit geringerer Energiedichte handelt es sich also meist um Produkte mit geringerem Fettanteil. Bauer (2006) schlägt eine neue Klassifikation für Nahrungsfette vor: - Fazilitative Fette (in erster Linie Energie liefernd und die Akzeptanz steigernd) sind gesättigte Fette, die die Energiedichte der Ration erhöhen. Sie können im Fettgewebe für eine spätere Verwertung gespeichert werden, verbessern die Schmackhaftigkeit und die Akzeptanz von Futtermitteln und fördern die Absorption fettlöslicher Vitamine. Zur Senkung der Energiedichte sollte der Anteil fazilitativer Fette in der Nahrung begrenzt werden. - Funktionelle Fette sind in der Regel mehrfach ungesättigte Fettsäuren. Sie sind an zahlreichen biologischen Prozessen beteiligt, wie zum Beispiel dem Wachstum, der Reproduktion, der Hormonsynthese, Entzündungen sowie

(9-cis, 11-trans)

Linolsäure: (9,12-cis-cis)

Die Linolsäure-Isomere (10-trans, 12-cis) und (9-cis, 11-trans) sind die Hauptbestandteile der konjugierten Linolsäure. Im Unterschied zur Linolsäure werden die Doppelbindungen nicht durch ein Methylradikal getrennt.

35

Adipositas

9 - Die Zusammensetzung der Diätnahrung

In einer Studie (Lester et al. 1999) waren unkastrierte, bewegungsarm lebende Katzen, die ihr Körpergewicht zuvor bei ad libitum Fütterung mit einem Feuchtfutter auf Fleischbasis mit konstantem Fettgehalt gehalten hatten, in der Lage, sich an eine fettreichere Nahrung auf Fleischbasis durch eine signifikante Steigerung der Fettoxidation anzupassen. Darüber hinaus hatte die fettreichere Ernährung keinen hyperphagen Effekt. Die Ergebnisse dieser Studie unterstreichen die Fähigkeit von Katzen, ihr Körpergewicht auch bei sehr fettreicher Ernährung unter bestimmten Bedingungen konstant zu halten. Anders stellt sich die Situation dagegen bei kastrierten Wohnungskatzen dar, die ein sehr schmackhaftes Trockenfutter höchster Akzeptanz ad libitum erhalten (Abbildung 23).


Adipositas

9 - Die Zusammensetzung der Diätnahrung

der Gesundheit von Magendarmtrakt, Haut und ZNS. Essenzielle Fettsäuren müssen mit der Nahrung zugeführt werden, es werden aber nur geringe Mengen benötigt, um den Bedarf des Organismus zu decken. Katzen, die eine fettarme (9,2 % in der TM), proteinreiche (33,5 % in der TM) und faserarme Diätnahrung erhalten, nehmen sicher Gewicht ab (Bouchard et al. 1998), ohne klinische Anzeichen einer hepatischen Lipidose oder eine Verschlechterung des Haut- und Fellzustands zu entwickeln. Der Mindestfettgehalt von Gewichtsreduktionsdiäten für adipöse Katzen sollte in jedem Fall eine ausreichende Versorgung mit essenziellen Fettsäuren berücksichtigen. So sollte eine „low fat“-Diät mindestens 0,14 g Linolsäure (LA) pro kg KG0,67 und 0,0005 g Arachidonsäure (ARA) pro kg KG0,67 liefern, um den Erhaltungsbedarf der Katze an Fettsäuren zu decken (NRC 2006). Betrachten wir das Beispiel einer adipösen Katze (Körpergewicht: 6,0 kg, Zielgewicht: 4,5 kg), so liegt die empfohlene Zufuhr bei 0,46 g Linolsäure und 0,0016 g Arachidonsäure. Dies entspricht einer Konzentration von 5,6 g Linolsäure/1000 kcal ME und 0,02 g Arachidonsäure pro 1000 kcal ME. Diese Werte berücksichtigen die Tatsache, dass die Katze einer 50 %igen Energierestriktion unterliegen kann. In jüngster Zeit beschäftigen sich zahlreiche Forschungsarbeiten mit den Wirkungen der konjugierten Linolsäure (CLA) (Abbildung 24) bei Adipositas (Nagao und Yanagita 2005), da in einigen Studien an Tieren viel versprechende Wirkungen auf das Körpergewicht und die Fettspeicherung beobachtet werden. Zu den theoretischen Vorteilen der CLA gehören unter anderem eine verminderte Energie- und Futteraufnahme, ein gesteigerter Energieverbrauch, eine verminderte Differenzierung und Proliferation von Präadipozyten, eine verminderte Lipogenese sowie eine gesteigerte Lipolyse und Fettoxidation. Eine neuere Untersuchung bei Katzen kommt jedoch zu dem Ergebnis, dass der Zusatz von CLA zu Gewichtsreduktionsdiäten keinen signifikanten Effekt hat (Leray et al. 2006). Bei fettreich ernährten adipösen Katzen können eine Hyperlipidämie und eine moderate Erhöhung der Triglyzerid- und Cholesterinkonzentrationen im Serum zu beobachten sein (Ginzinger et al. 1997). Bei einigen anderen Spezies wurde die Verwendung von Fischöl in der Behandlung der Hyperlipidämie umfassend untersucht (siehe Kapitel 6). Eikosapentaensäure (EPA) und Dokosahexaensäure (DHA) sind zwei langkettige Omega-3-Fettsäuren, die in Fischölen reichlich vorkommen und nachweislich die Serumkonzentrationen freier Fettsäuren senken (Singer et al. 1990). Eine Ernährung mit hohem Gehalt an langkettigen Omega-3Fettsäuren verbessert nachweislich die Langzeitkontrolle des Blutzuckerspiegels und führt zu einer Absenkung der Insulinkonzentration im Plasma (Wilkins et al. 2004).

> Erhöhung des diätetischen Fasergehalts Fasern sind Pflanzenbestandteile, die dem Abbau durch die Verdauungsenzyme der Säugetiere, insbesondere der Amylase, widerstehen. Unverdauliche Kohlenhydrate erreichen den Dickdarm und stehen dort als Substrate für die bakterielle Fermentation zur Verfügung. Zu diesen Substraten gehören hauptsächlich strukturelle Polysaccharide (Hemizellulose) und nicht-strukturelle Polysaccharide (Gummi arabicum, Muzilagene), aber auch resistente Stärke. Zellulose und Pektine sind dagegen keine besonders gut geeigneten Substrate für Bakterien des Gastrointestinaltraktes der Katze. Die aktuelle Klassifizierung diätetischer Fasern basiert auf ihren physikalisch-chemischen Eigenschaften und ihrer bakteriellen Fermentierbarkeit. Fermentierbare Fasern werden zu Wasserstoff, Kohlendioxid, Ammoniak und kurzkettige Fettsäuren (Short chain fatty acids = SCFA) abgebaut. Diese Endprodukte des Fermentationsprozesses sind von besonderem Interesse, da sie mit dem Wirt auf eine Reihe verschiedener Weisen interagieren und an zahlreichen Stoffwechselprozessen beteiligt sind, wenn sie die Leber oder das periphere Blut erreichen. Zu ihren physiologischen Wirkungen gehören die Förderung der Differenzierung und Proliferation der Darmmukosa, die Stimulation der Natrium- und Wasserreabsorption, die Hemmung des Wachstums pathogener Bakterien, die Förderung der Dickdarmdurchblutung und die Förderung der Kontraktion der glatten Längsmuskulatur des Dickdarms. Wie bei anderen Spezies hängen die SCFA-Konzentrationen auch im felinen Dickdarm von dem in der Nahrung vorhandenen Fasertyp ab (Sunvold et al. 1995a; 1955b; 1995c). In vitro Fermentationstechniken unter Verwendung feliner Dickdarmbakterien zeigen, dass es zur höchsten Produktion von SCFA kommt, wenn Fasern wie Johannisbrotkernmehl, Guargummi und Citruspektin zum Einsatz kommen, während Fasern wie Zellulose, Karayagummi oder Xanthangummi geringere SCFA-Konzentrationen bewirken. Bei der Katze haben Fasern, die zur Bildung der höchsten Mengen an SCFA führen, gastrointestinale Nebenwirkungen wie einen erhöhten Kotabsatz und Diarrhoe zur Folge (Sunvold et al. 1995a). Zuckerrübentrockenschnitzel, eine Faserquelle, die sowohl lösliche als auch unlösliche Fasern liefert, gilt als Faserquelle der Wahl für Katzen, da sie sowohl die SCFA-Produktion als auch die Kotkonsistenz optimiert (Sunvold et al. 1995a). Allerdings gibt es zu diesem Thema bislang nur wenige wissenschaftliche Studien an Katzen. Eine Erhöhung des diätetischen Fasergehalts ermöglicht eine Herabsetzung der Energiedichte im Futtermittel. Sie unterstützt damit die Entstehung eines Sättigungseffektes und die Kontrolle des Körpergewichts bei adipösen Katzen. Faserreiche Futtermittel können jedoch für Besitzer unangenehme Nebenwirkungen 36


Bei der Wahl des diätetischen Faseranteils eines Futtermittels müssen auch die geschmacklichen Präferenzen der Katze berücksichtigt werden. Houpt & Smith (1981) beobachteten, dass eine „Verdünnung“ des Futters mit kalorienfreien Feststoffen wie Kaolin oder Zellulose bei Katzen auf Ablehnung stößt. Nach unseren praktischen klinischen Erfahrungen werden faserreiche Diätfuttermittel von adipösen Katzen gut vertragen und von den meisten Tieren auch ohne Akzeptanzprobleme angenommen.

> Der Feuchtigkeitsgehalt des Futters Die natürliche Nahrung der Katze weist einen Wassergehalt von etwa 70-80 % auf. Ein hoher diätetischer Feuchtigkeitsgehalt kann die Energiezufuhr selbst bei fettreicher Ernährung reduzieren (Rolls et al. 2005). Eine Verminderung der diätetischen Energiedichte über einen erhöhten Wassergehalt kann sich bei Katzen als eine besonders hilfreiche Methode erweisen. Die mit einer Dosennahrung (ca. 20 % TM) angebotene Nahrungsmenge ist bei identischer Tagesenergiezufuhr etwa um den Faktor drei bis sechs höher als die über Trockenfutter zugeführte Menge (Tabelle 10). Von besonderem Interesse ist diese Erkenntnis bei Katzen, die in der Regel große Mengen Trockenfutter verzehren, da es sich bei der Größe der Mahlzeiten um einen der Hauptregulatoren der Futteraufnahme handeln kann.

> Proteinmangel vermeiden Da es sich bei Katzen um obligatorische Karnivoren handelt, ist ein hoher diätetischer Proteingehalt von entscheidender Bedeutung. Katzen in freier Wildbahn decken ihren täglichen Energiebedarf in erster Linie

TABELLE 10 – DIE HÖHE DER TAGESRATIONEN KOMMERZIELLER ADIPOSITASDIÄTEN: TROCKENFUTTER UND FEUCHTFUTTER IM VERGLEICH Trockenfutter

Feuchtfutter (Dose)

Energiedichte: 300 kcal/100 g

Energiedichte: 60 kcal/100 g

Adipöse Katze: BCS 4/5; Idealgewicht: 5 kg Energiezufuhr: 30 kcal/kg Idealgewicht; 30 x 5 = 150 kcal/Tag Tagesration 1 < 50 g

Tagesration 2 < 250 g

TABELLE 11 – ESSENZIELLE NÄHRSTOFFE FÜR DIE KATZE (nach NRC 2006)

Mindestbedarf (g/1000 kcal ME)

Bedarfsgerechte Zufuhr (g/1000 kcal ME)

Empfohlene Zufuhr (g/1000 kcal ME)

40 (3,97 g/kg KG0,67)

-

50 (4,96 g/kg KG0,67)

-

22,5

22,5

Kalzium

0,4

-

0,72

Phosphor

0,35

-

0,64

50

-

-

Kalium

-

1,3

-

Taurin

0,08

-

0,1

Protein Fett

Magnesium (mg/1000 kcal ME)

37

Adipositas

9 - Die Zusammensetzung der Diätnahrung

haben, wie zum Beispiel eine übermäßige Defäkation und/oder Obstipation (Bouchard et al. 1998). Bei der Verordnung einer faserreichen Diätnahrung muss stets auch der potenzielle Einfluss des hohen Fasergehalts auf die Nährstoffverdaulichkeit berücksichtigt werden. In der Praxis werden bei den meisten faserreichen, Energie reduzierten Produkten jedoch keine negativen Auswirkungen auf die Verdaulichkeit beobachtet. Kommt es im Rahmen einer faserreichen Diät zu einer schlechten scheinbaren Proteinverdaulichkeit (Fekete et al. 2001), so ist dieser Effekt auf die Stickstoffretention durch die bakterielle Flora zurückzuführen. Das heißt, mit steigendem Fasergehalt nimmt die ausgeschiedene Biomasse zu. Die scheinbare Verdaulichkeit, also der Anteil eines mit der Nahrung aufgenommenen Nährstoffs, der nicht mit dem Kot ausgeschieden wird, darf nicht mit der ilealen Verdaulichkeit verwechselt werden.


Adipositas

9 - Die Zusammensetzung der Diätnahrung

über Proteine und Fette, während Kohlenhydrate keine Rolle spielen. Der Stickstoffmetabolismus der Katze ist sehr spezifisch, da die am Stickstoffkatabolismus beteiligten Leberenzyme nicht induzierbar sind. Die mit der Nahrung aufgenommenen Proteine liefern essenzielle Aminosäuren für die Proteinsynthese und nichtessenzielle Aminosäuren als Energiesubstrate. Ist der Proteingehalt der Nahrung zu niedrig, kommt es zu einem Verlust an fettfreier Körpermasse und zu einer Schwächung der Abwehrkräfte des Körpers gegen Infektionserreger und Stress. Nach den aktuellen Empfehlungen des NRC (2006) liegt der Proteinerhaltungsbedarf einer adulten Katze bei 4,96 g Rohprotein/kg KG0,67 (Tabelle 11). Da der Proteinerhaltungsbedarf bei einer adipösen adulten Katze erwartungsgemäß identisch hoch ist, sollte der Proteingehalt der Gewichtsreduktionsdiät erhöht werden. Ein Beispiel: Eine adipöse Katze (KG = 6,0 kg; Zielgewicht = 4,5 kg) hat einen empfohlenen täglichen Proteinbedarf von 16,5 g Rohprotein und sollte etwa 162 kcal ME/Tag erhalten, um eine Gewichtsabnahme zu erreichen. Um ausreichend Proteine zu liefern, sollte eine Energie reduzierte Diätnahrung etwa 100 g Rohprotein pro 1000 kcal ME enthalten. Futtermittel mit einem Rohproteingehalt unter 85 g/1000 kcal können den Bedarf einer Katze nicht in ausreichendem Maße decken. Wenn jedoch eine sehr hochgradige Energierestriktion erforderlich ist, um einen Gewichtsverlust zu erreichen, besteht die Gefahr, dass selbst Diätfuttermittel mit einem Rohproteingehalt von 100 g/1000 kcal ME nicht ausreichen, um eine Proteinmangelsituation zu vermeiden. Die reduzierte Energiedichte von Gewichtsreduktionsdiäten, zusammen mit dem reduzierten Fettanteil und dem erhöhten Faser- und/oder Wassergehalt kann einen negativen Einfluss auf die Akzeptanz der Ration haben. Proteine tierischer Herkunft gelten generell als attraktiv für Katzen. Ein hoher Anteil tierischer Proteine unterstützt daher den Erhalt der Akzeptanz von Diätfuttermitteln mit niedriger Energiedichte und niedrigem Fettgehalt. Ein mögliches Problem proteinreicher Diäten ist ihre potenzielle Gesundheitsschädlichkeit, insbesondere bei älteren Tieren. Einige Tierärzte fürchten in diesem Zusammenhang einen möglichen negativen Effekt bei Katzen mit bereits vorbestehender chronischer Nierenerkrankung (CKD). Es gibt jedoch keine wissenschaftlich belegten Hinweise, die einen Zusammenhang zwischen hoher diätetischer Proteinzufuhr und der Entwicklung von CKD bei Hunden und Katzen stützen würden. Zudem sind diese Diätfuttermittel lediglich in Relation zu ihrem Energiegehalt mit Proteinen supplementiert, so dass die tatsächliche Gesamtproteinaufnahme bei einer Gewichtsreduktionsdiät mit diesen Produkten nicht erhöht ist. Zwei Gruppen zu je acht Katzen erhielten zwei speziell zur Gewichtsreduktion (1% des Ausgangsgewichts pro Woche) entwickelte Diäten (Laflamme & Hannah 2005); eine Gruppe erhielt 46% der Kalorien in Form von Protein (76 g Rp/1000 kcal ME), die andere 36% der Kalorien als Protein (60 g Rp/1000 kcal ME). Im Verlauf der Studie wurden keine Unterschiede der mittleren Energieaufnahme beider Gruppen beobachtet, ebenso wenig wie bei der Gewichtsabnahmerate oder dem Gesamtgewichtsverlust. Festgestellt wurden dagegen Veränderungen der Körperzusammensetzung. In der Gruppe mit der Protein reicheren Diät war der Verlust an Körperfettmasse höher (p<0,001) und der Verlust an fettfreier Körpermasse niedriger (p<0,001) als bei den Probanden der Kontrollgruppe. Im Zusammenhang mit einer Gewichtsreduktion bedeutet „High Protein Diet“ in der Tat also nicht eine erhöhte Gesamtproteinaufnahme, sondern lediglich die Aufrechterhaltung der „normalen“ Proteinzufuhr bei reduziertem Energiegehalt der Ration.

> Kohlenhydrate Kohlenhydrate sind für die Katze keine essenziellen Nährstoffe, da ihr Stoffwechsel speziell an eine niedrige Kohlenhydratzufuhr angepasst ist. Zudem kann ein hoher diätetischer Kohlenhydratgehalt die scheinbare Proteinverdaulichkeit reduzieren (Kienzle 1994). Während also eine geringe diätetische Kohlenhydratzufuhr keine schädlichen Auswirkungen auf die Gewichtsreduktion bei Katzen hat, kann sich eine Erhöhung des Kohlenhydratgehaltes einer Gewichtsreduktionsdiät für Katzen unter Umständen negativ auswirken. Kohlenhydratreiche Diäten (> 25 % der Kalorien in Form von Kohlenhydraten) werden für adipöse Katzen nicht empfohlen, da diese Patienten häufig eine Insulinresistenz aufweisen (siehe Kapitel 5).

> L-Carnitin Eine Supplementierung von Gewichtsreduktionsdiäten mit L-Carnitin wirkt sich bei einigen Spezies, einschließlich der Katze, nachweislich vorteilhaft aus. L-Carnitin, ein essenzieller Co-Faktor der Lipidoxidation, wird in der Leber synthetisiert und im Verdauungstrakt absorbiert (Steiber et al. 2004). Kurz gefasst, unterstützt L-Carnitin den Transport langkettiger Fettsäuren in die Mitochondrien in verschiedenen Geweben einschließlich Leber, Herz und Skelettmuskulatur. Darüber hinaus erleichtert L-Carnitin die Oxidation von Alpha-Ketonsäuren und beeinflusst den Harnstoffzyklus. Die Stimulation der Fettsäureoxidation wirkt sich im Rahmen einer Gewichtsreduktion positiv aus, da sie auch das Nahrungsaufnahmeverhalten beeinflussen kann (Ronnett et al. 2005). Eine Hemmung der Fettsäu38


> Antioxidanzien Prozesse wie die Steigerung der Insulinsekretion, die Erhöhung der Konzentration freier Fettsäuren im Plasma und die Erhöhung der Plasmaglukose führen zu vermehrter Bildung reaktiver Sauerstoffformen (ROS) und haben oxidativen Stress zur Folge. Zahlreiche Studien belegen zudem, dass oxidativer Stress sowohl in der Ätiologie des Diabetes mellitus als auch bei der Entstehung assoziierter Komplikationen eine Rolle spielt. Zahlreiche in vitro Studien und Studien an Tiermodellen zeigen, dass Antioxidanzien (hauptsächlich Alpha-Liponsäure, Vitamin C, Vitamin E, Glutathionsäure, N-Acetyl-L-Cystein, Aminoguanin, Zink) die Insulinsensitivität verbessern (Evans et al. 2003). Jüngste Studien beschäftigen sich mit den vorteilhaften Wirkungen der Alpha-Liponsäure auf die Glukoseaufnahme. In der Humanmedizin zeigt dieses Antioxidans viel versprechende Ergebnisse in der Prävention und Behandlung des Diabetes mellitus (Çakatay 2006). Die Tagesdosierungen beim Menschen liegen zwischen 600 mg und 1800 mg IV oder PO bei nur sehr wenigen bis gar keinen unerwünschten Nebenwirkungen (Head 2006). Die Applikation von Alpha-Liponsäure gilt beim Menschen als sicher. Eine Studie an Katzen (Hill et al. 2004) beschreibt indes einen Fall mit akuter Toxizität nach Applikation von Alpha-Liponsäure in einer Dosierung von 30 mg/kg. Die höchste verträgliche Dosierung der Alpha-Liponsäure bei der Katze ist gegenwärtig nicht bekannt. Weitere Untersuchungen sind also erforderlich, um die Wirksamkeit antioxidativer Behandlungen bei Adipositas und assoziierter Erkrankungen bei der Katze zu evaluieren und die maximal verträgliche Dosierung von Substanzen wie der Alpha-Liponsäure zu ermitteln.

Schlussfolgerung Es ist relativ einfach, eine Adipositas bei der Katze zu diagnostizieren und eine entsprechende Gewichtsreduktionsdiät zu verordnen. Die große Herausforderung für den Tierarzt besteht darin, den Besitzer von der Notwendigkeit der zum Teil erheblichen Veränderungen der Ernährung bzw. Fütterung und der Lebensweise des adipösen Tieres zu überzeugen, mit dem Ziel, eine signifikante Gewichtsabnahme einzuleiten und dauerhaft aufrecht zu erhalten. Jede von tierärztlicher Seite vorgeschlagene Veränderung birgt das Risiko, einen Widerstand auf Seiten des Katze-Besitzer-Systems hervorzurufen. Eine entscheidende Voraussetzung für den Erfolg eines Gewichtsreduktionsprogramms ist deshalb die ausreichend hohe Motivation und Kooperationsbereitschaft des Besitzers. Um eine solche Motivation beim Besitzer zu wecken und weiterzuentwickeln, sollte man systematisch Schritt für Schritt vorgehen und stets daran denken, dass jeder einzelne dieser Schritte eine wichtige Bedeutung hat. Das Vergessen oder Überspringen eines oder gar mehrerer dieser Schritte kann den Erfolg des gesamten Prozesses in Frage stellen. Bei jeder Visite muss sich der Tierarzt vergewissern, ob der Besitzer noch auf der Höhe der jeweiligen Etappe des Behandlungsprogramms ist. Auf der Grundlage dieser Erkenntnis kann der Tierarzt nun seine im Gespräch mit dem Besitzer verwendeten Argumente der aktuellen Situation anpassen und die Behandlungsmaßnahmen je nach Einstellung und Motivationsgrad des Besitzers verändern. Wichtig ist, auf mögliche Widerstände seitens des Besitzers optimal vorbereitet zu sein, um stets auf geeignete Weise reagieren zu können. Solche Widerstände können sich entweder als Zweifel an den vorgeschlagenen Lösungen äußern oder aber in der schlichten Weigerung, die vorgeschlagenen Maßnahmen praktisch umzusetzen. Dabei kann es sich für den Tierarzt durchaus als sehr hilfreich erweisen, an einer Schulung oder ähnlichen Trainingsmaßnahmen teilzunehmen, um seine Fähigkeiten im Bereich Besitzermotivation zu verbessern. Zur Vermeidung von Nährstoffmängeln im Laufe eines Gewichtsreduktionsprogramms wurden spezifische Futtermittel entwickelt. Bei der Zusammensetzung solcher Produkte wird die Energierestriktion berücksichtigt, indem die relative Konzentration der Nährstoffe erhöht wird. Denn auch energierestriktiv gefütterte adipöse Katzen haben einen ähnlich hohen Tagesbedarf sämtlicher Nährstoffe wie gesunde Katzen. Um die Entstehung von Mangelsituationen zu vermeiden, hat ein Futtermittel mit reduziertem Energiewert also in der Regel neben einem gesenkten Gesamtfettgehalt einen erhöhten Wasser- und/oder Fasergehalt und einen erhöhten Gehalt an essenziellen Nährstoffen wie Aminosäuren, Fettsäuren, Mineralstoffen und Vitaminen. 39

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Schlußfolgerung

reoxidation stimuliert die Nahrungsaufnahme bei Tieren, die fettreiche Diäten (40 % der ME über Fett) erhalten, bleibt aber folgenlos, wenn die Tiere fettarme Nahrung (7 % der ME über Fett) bekommen. Die Aufrechterhaltung der Fettsäureoxidation durch eine Supplementierung von L-Carnitin kann also zur Regulation des Energiegleichgewichts und der metabolischen Homöostase beitragen und zusätzlich einen Effekt auf die Appetitkontrolle haben. Bei der Katze hat die Supplementierung der Nahrung mit L-Carnitin nachweislich positive Auswirkungen auf den Gewichtsverlust und die Fettsäureoxidation (Center et al. 2000; Ibrahim et al. 2003). Die Gabe von L-Carnitin in einer Dosierung von 250 mg per os alle 12 Stunden ist bei der Katze gesundheitlich unbedenklich und zeigte in einigen Studien eine signifikante Wirkung auf die Gewichtsabnahmerate (Center et al. 2000). Da es sich hier zwar um eine nachweislich sichere, aber dennoch sehr hohe Konzentration handelt, die als Zusatz zu kommerziellen Futtermittelprodukten jenseits des ökonomisch Machbaren liegt, sind weitere Studien mit L-Carnitin in praktikableren Dosierungen erforderlich.


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A

Wie gewöhne ich meine Katze an die Diät?

Zwei wichtige Komponenten eines Gewichtsreduktionsprogramms sind die Modifikation der Zusammensetzung des Futters (geringere Energiedichte, höherer Proteinanteil) und die Kontrolle der Höhe der Tagesration. Da die Sättigung in erster Linie von der verzehrten Nahrungsmenge abhängt, haben viele Katzen Schwierigkeiten, sich an geringere Rationsgrößen zu gewöhnen. Bei einigen Tieren ist deshalb eine besondere Gewöhnung an die kleineren Rationen und das neue Futter erforderlich. Zum Erfolg führt hier in aller Regel eine etwa siebentägige Übergangsphase, in der die Fütterung Schritt für Schritt auf das neue Futter und eventuell neue Rationsgrößen umgestellt wird. Lehnt die Katze ein bestimmtes Futtermittel strikt ab, kann man vorübergehend eine geringe Menge der bisher gewohnten Nahrung beimischen, um die Akzeptanz zu erhöhen. Alternativ kann versucht werden, eine andere Formulierung (z. B. Feuchtfutter statt Trockenfutter) oder eine zu Hause hergestellte Diätnahrung anzubieten.

Gibt es Alternativen zu kommerziellen Gewichtsreduktionsdiäten?

Eine Gewichtsreduktionsdiät kann auch zu Hause zubereitet werden. Voraussetzung ist allerdings eine optimale Ausgewogenheit und die Deckung des vom NRC definierten Nährstoffbedarfes der Katze. Es ist die Aufgabe des Tierarztes, eine solche Diätform beratend zu begleiten und sicherzustellen, dass die verwendete Rezeptur den Nährstoffbedarf des Patienten deckt.

Einige Besitzer lehnen die Umstellung der Ernährung ihrer Katze ab, um die Entstehung von Verhaltensproblemen zu vermeiden oder weil es sich bei ihrem Tier um einen sehr wählerischen und heiklen Fresser handelt. Sollte diese Haltung unterstützt werden?

Ein übliches Erhaltungsfuttermittel deckt den „normalen“ Nährstoff- und Energiebedarf einer gesunden Katze. Bei einer 3,5 kg schweren, normalgewichtigen Katze liegt der tägliche Erhaltungsbedarf bei 16,2 g Protein, 0,4 g Phosphor und Kalzium und 26 mg Taurin. Die zur Deckung des Erhaltungsbedarfs erforderliche Energiezufuhr dieser Katze liegt bei 210 kcal ME/Tag (60 kcal/kg IKG x 3,5). Bei einer adipösen Katze mit einem Zielgewicht von 3,5 kg erfolgt eine Restriktion der Energiezufuhr auf 126 kcal ME/Tag (36 kcal/kg IKG x 3,5 kg). Wird die adipöse Katze weiterhin mit demselben Futter in lediglich reduzierter Menge gefüttert, erhält sie pro Tag nur 9,4 g Protein, 0,2 g Phosphor und Kalzium und 15 g Taurin. Da diese Mengen deutlich unter dem empfohlenen Tagesbedarf einer Katze (NRC, 2006) liegen, ist bei dieser Fütterungsstrategie über einen längeren Zeitraum mit der Entstehung einer Mangelsituation zu rechnen, insbesondere im Hinblick auf die Stickstoffbilanz. Hinzu kommt, dass die Tagesration auf nur 30 g (!) reduziert werden muss, um die gewünschte Energierestriktion zu erreichen. Die meisten Besitzer hätten Schwierigkeiten, einen solchen Vorschlag zu akzeptieren. Die Verwendung eines üblichen Erhaltungsfuttermittels ist also kein geeignetes Mittel zur Behandlung der felinen Adipositas im Rahmen eines Gewichtsreduktionsprogramms. Eine von Besitzern im Vorfeld einer Gewichtsreduktionsdiät häufig geäußerte Sorge ist die mangelnde Schmackhaftigkeit von Diätnahrung. Bei den meisten der heute auf dem Markt befindlichen kommerziellen Produkten stellt mangelhafte Akzeptanz jedoch kein Problem dar, vorausgesetzt, die Umstellung auf die neue Nahrung erfolgt schrittweise.

Wie bekomme ich die Adipositas einer Katze in einem Mehrkatzenhaushalt in den Griff?

Es ist schon schwierig genug, bei einer allein im Haushalt lebenden Katze ein erfolgreiches Gewichtsreduktionsprogramm einzuleiten, eine ganz besondere Herausforderung sind jedoch Mehrkatzenhaushalte. Eine Möglichkeit besteht darin, alle Katzen mit derselben Nahrung, also der Gewichtsreduktionsdiät, zu füttern. Oft ist es jedoch gerade diese Gruppenfütterung, die der Gewichtszunahme der adipösen Katze ursächlich zugrunde liegt. Werden also alle Tiere gemeinsam gefüttert, besteht die Gefahr, dass sich besonders gierige Katzen auf Kosten ihrer weniger gierigen Mitbewohner mit besserer Appetitkontrolle überfressen. Um also von Beginn an zu gewährleisten, dass alle Katzen ihr ideales Körpergewicht halten, muss dafür gesorgt werden, dass sich Katzen mit der entsprechenden Neigung nicht überfressen können. Die einzige wirksame Lösung ist deshalb die Erstellung individueller Fütterungspläne für alle im Haushalt lebenden Katzen. Hierfür gibt es mehrere Möglichkeiten: - Fütterung der einzelnen Katzen in separaten Räumen oder an getrennten Orten - Fütterung aller Katzen im selben Raum unter kontinuierlicher Aufsicht. Die Futternäpfe der Katzen, die ihre Nahrungsaufnahme beenden, werden sofort entfernt. - Fütterung der Katzen zu unterschiedlichen Zeiten - Fütterung der normalgewichtigen Katzen an Orten, zu denen die adipöse Katze keinen Zugang hat. Der Napf kann zum Beispiel in erhöhter Position aufgestellt werden, wenn die adipöse Katze nicht klettern kann, oder das Futter wird in einer Kiste mit einer für die adipöse Katze zu engen Öffnung angeboten.

© Lucile Martin

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Häufig gestellte Fragen

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Adipositas

Literatur

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Im Fokus:

L-Carnitin Definition und Ursprung

FETTSÄURETRANSPORT UND DIE ROLLE VON L-CARNITIN

L-Carnitin (auch als Vitamin BT bezeichnet) ist eine wasserlösliche Substanz, die von den beiden Aminosäuren Lysin und Methionin abstammt und in der Leber der Katze synthetisiert wird. L-Carnitin spielt eine wichtige Rolle bei der Energieproduktion der Zellen. Zu den Futterquellen mit den höchsten L-Carnitin-Gehalten gehören Fleischprodukte wie Rind (50 mg/100g) und Lamm (200 mg/100g).

Zytoplasma der Zelle Freie Fettsäuren Acyl-CoA-Synthetase Äußere Mitochondrienmembran

Carnitin

Carnitin Palmitoyl Transferase 2

Carnitin Acylcarnitin Translokase

Carnitin

Innenraum der Mitochondrien

N+

Biologische Rolle L-Carnitin ist ein essenzieller Bestandteil des molekularen Systems, das langkettige Fettsäuren in die Mitochondrien hinein transportiert, wo diese zur Energiegewinnung oxidiert werden.

Acylcarnitin

Acylcarnitin

Vorteile von L-Carnitin bei der Prävention und Behandlung der felinen Adipositas

O-

Acylcarnitin

Innere Mitochondrienmembran

Formel Carnitin kommt in zwei räumlichen Strukturen vor, der L-Form und der D-Form. Biologisch aktiv ist nur das LCarnitin. Die D-Form hemmt die Wirkung des L-Carnitins.

Carnitin Palmitoyl Transferase I

Bei der adipösen Katze beschleunigt eine Supplementierung mit L-Carnitin (250 mg per os, alle 12 Std.), kombiniert mit einer reduzierten Energiezufuhr (36 kcal/kg Zielgewicht) die Gewichtsabnahme (Center et al. 2000). Katzen, die L-Carnitin erhielten, verloren schneller Gewicht als Katzen aus der Kontrollgruppe: 23,7 % in 18 Wochen (1,3 % pro Woche) gegenüber 19,6 % in der Kontrollgruppe (1 % pro Woche).

Eine weitere Studie untersuchte die potenzielle Rolle des L-Carnitins im Fettstoffwechsel bei beginnender hepatischer Lipidose (Blanchard et al. 2002). Weibliche kastrierte Katzen erhielten 40 mg L-Carnitin/kg Futter (Kontrollgruppe) oder 1000 mg/kg Futter (Versuchsgruppe). Die L-Carnitin-Konzentration im Plasma, in der Muskulatur und in der Leber der Katzen aus der Versuchsgruppe stieg signifikant an. Darüber hinaus entwickelten diese Katzen einen besseren Schutz gegen das Risiko einer hepatischen Lipidose während einer Fastenperiode nach Entstehung der Adipositas. L-Carnitin hat also einen vorteilhaften Einfluss auf den Leberstoffwechsel adipöser Katzen.

Literatur Blanchard G, Paragon BM, Milliat F, et al. Dietary L-carnitine supplementation in obese cats alters carnitine metabolism and decreases ketosis during fasting and induced hepatic lipidosis. J Nutr 2002; 132: 204-210.

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© Yves Lanceau/RC/Britisch Kurtzhaar

Adipositas ist im Allgemeinen nicht der primäre Grund für einen Tierarztbesuch, sondern eher ein „Zufallsbefund“ bei Konsultationen aus anderen Anlässen. Viele Katzenbesitzer wollen gar nicht wissen oder wahr haben, dass ihr Tier adipös ist, insbesondere dann nicht, wenn der Besitzer selbst übergewichtig ist. Zudem kann es sich als sehr schwierig erweisen, den Besitzer von der konsequenten Einhaltung der Gewichtsreduktionsdiät zu überzeugen, wenn in absehbarer Zeit nach Behandlungsbeginn keine deutlich sichtbaren Hinweise auf eine erfolgreiche Gewichtsabnahme erkennbar sind.

Faktoren einer erfolgreichen Gewichtsreduktionsdiät bei Katzen Die Motivation des Besitzers Ein zentraler Aspekt. Die wichtige Rolle des Tierarztes besteht darin, die Besitzer von der Notwendigkeit einer Gewichtsreduktionsdiät bei übergewichtigen Katzen zu überzeugen.

Tipps zur Motivation des Besitzers: • Lassen Sie den Besitzer seine Katze palpieren, damit er einen fühlbaren Eindruck von den Fettdepots bekommt. • Setzen Sie das Übergewicht der Katze in Relation zu Übergewicht beim Menschen, z. B.: Ein Übergewicht von 40 % bei einer Katze entspricht einem Gewicht von 105 kg bei einem Menschen, dessen Normalgewicht bei 75 kg liegt! • Informieren Sie den Besitzer über…: - die Folgen von Übergewicht für die Gesundheit der Katze, - die Vorteile einer Gewichtsreduktionsdiät für die Beweglichkeit, die Fellqualität etc. , - die wichtige Bedeutung der aktiven Mitwirkung des Besitzers als Voraussetzung für eine erfolgreiche Gewichtsreduktionsdiät der Katze.

ERNÄHRUNGSPLAN FÜR : Name der Katze:

Kastriert:

Alter:

Kater:

Datum:

Aktuelles Gewicht (kg):

Nicht kastriert: Katze:

Es kann sich als sehr schwierig erweisen, den Besitzer zur strikten Einhaltung der Gewichtsreduktionsdiät zu bewegen, wenn keine deutlich sichtbaren Hinweise auf eine erfolgreiche Gewichtsabnahme erkennbar sind. Ihre Katze hat Übergewicht Zielgewicht: …kg

Die Wahl des Futtermittels und die Art der Fütterung Eine Restriktion der Kalorienzufuhr ist zwingend erforderlich, sie muss jedoch nach bestimmten Regeln durchgeführt werden. • NUR energiereduzierte Futtermittel zur Gewichtsreduktion verwenden Die einfache Reduzierung der Tagesrationen des bislang gewohnten Futtermittels würde zu einem Mangel an essenziellen Nährstoffen wie Proteinen, Vitaminen und Mineralstoffen führen. Negative Folgen wären unter anderem Muskelatro-

phie, schlechte Haut- und Fellqualität und eine Schwächung der Immunabwehr. Darüber hinaus kann man der Katze bei Verwendung eines Spezialfuttermittels zur Gewichtsreduktion ein adäquates Mahlzeitvolumen bieten. Dies verhindert die Entstehung unerwünschter Verhaltensweisen, wie zum Beispiel ständige Unruhe, Betteln, unaufhörliches Miauen oder das Stehlen von Futter. • KEINE TISCHRESTE füttern • Tagesrationen präzise ABWIEGEN Empfohlen wird das regelmäßige Abwiegen der Tagesrationen, nach

Empfohlene Diät: Möglichkeit stets mit derselben Waage. Messbecher sollten zur Abmessung des Futtervolumens nicht verwendet werden, da ihre Ergebnisse zu ungenau sind und zu einer Überfütterung führen können. • AUFTEILEN der Tagesration Das Aufteilen der Tagesration in mehrere über den Tag verteilte Mahlzeiten führt zu einer Steigerung der postprandialen Thermogenese und damit zu einer zusätzlichen Steigerung des Energieverbrauchs. Darüber hinaus wird dadurch das durch nur eine tägliche Mahlzeit hervorgerufene Hungergefühl reduziert.

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Bewegung

Überwachung

Alles, was die körperliche Bewegung der Katze fördert, ist von potenziellem Nutzen:

Eine unzureichende Überwachung ist einer der Hauptgründe für das Scheitern von Gewichtsreduktionsdiäten. Mit Hilfe regelmäßiger klinischer Untersuchungen lassen sich die Tagesrationen sehr leicht an den aktuellen physiologischen Status der Katzen anpassen.

- Versuchen Sie, Spiele zu finden, die der Katze Spaß machen. - Stellen Sie den Futternapf an unterschiedlichen Orten auf, oder verteilen Sie Trockenfutterkroketten in der Wohnung, um die Katze zum Herumwandern zu animieren. Anfangsgewicht:

Datum

Im Idealfall wird die Katze alle zwei Wochen gewogen und überprüft, Zielgewicht:

Gewichtsverlust seit der Aktuelles Aktuelles Gewicht (kg) letzten Visite Futtermittel (g)

Tägliche Futteraufnahme (g/Tag)

Körperliche Bewegung (0/+/++/+++)

ob die Gewichtsabnahme in der angestrebten Größenordnung von 1 bis 2 % pro Woche voranschreitet. Ist die Geschwindigkeit zu gering (<1 %/Woche), sind die Ergebnisse nicht sichtbar, ist sie zu hoch (> 3 %/Woche), besteht am Ende der Diät ein erhöhtes Rezidivrisiko (Rebound-Effekt) und eine stärker ausgeprägte Muskelatrophie. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass die Katze über die gesamte Dauer der Diät stets mit der gleichen Geschwindigkeit an Gewicht verliert. Tierarztbesuche alle zwei Wochen bieten die Möglichkeit, die Diät anzupassen und die Tagesrationen entsprechend der variablen Gewichtsabnahmerate zu modifizieren. Eine Zusammenfassung der Ergebnisse am Ende der Konsultation ist ein sehr guter Weg, sich einen Überblick über den bisherigen Verlauf der Diät und den noch zurückzulegenden Weg zu verschaffen. Wichtig ist die Motivation des Besitzers, die diätetische Therapie konsequent weiterzuverfolgen.

Praktische Tipps für die Einleitung und Überwachung einer Gewichtsreduktionsdiät Phase der Gewichtsreduktion 1- Festlegen eines Zielgewichts Das Zielgewicht wird auf der Grundlage des Body Condition Score (BCS) bei der ersten Visite ermittelt. Mit Hilfe des BCS wird das Übergewicht prozentual zum Idealgewicht angegeben (siehe Tabelle rechts). Beispiel: Eine 7,2 kg schwere Katze wird mit einem BCS von 5/5 vorgestellt. Ihr Übergewicht liegt bei 40 %, und ihr Zielgewicht wird wie folgt berechnet: 7,2 dividiert durch 1,4 = 5,14 kg.

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Body Condition Score

Übergewicht

3,0 (idealer BCS)

0%

3,5

10 %

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20 %

4,5

30 %

5,0

40 %


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2- Berechnung der für eine Gewichtsreduktion erforderlichen Kalorienzufuhr Auf der Grundlage des BCS und des Idealgewichts wird die Anzahl der Kilokalorien pro kg Zielgewicht wie folgt ermittelt: Body Condition Score

kcal pro kg Zielgewicht

3,5 oder 4,0

30 kcal

4,5 oder 5,0

35 kcal

Eine Kalorienrestriktion in dieser Höhe ist erforderlich, um einen Gewichtsverlust in einer Größenordnung von 1 bis 3 % pro Woche zu erreichen.

3- Umrechnung des Kalorienbedarfs in eine Tagesration

4 – Anpassung der Tagesrationen bei den Nachuntersuchungen

Die Tagesration in Gramm entspricht dem zuvor errechneten Energiebedarf, dividiert durch die Energiedichte des gewählten Futtermittels.

Die ideale Gewichtsabnahmerate liegt zwischen 1 und 2 % pro Woche, und eine Gewichtsreduktionsdiät dauert in der Regel mehrere Monate. Regelmäßige Visiten bieten die Möglichkeit, die Höhe der Energiezufuhr zu beurteilen und die Gewichtsabnahmerate gegebenenfalls anzupassen (wenn die Gewichtsabnahmerate über 3 % oder unter 1 % liegt).

Beispiel: Energiedichte des gewählten Futtermittels (Trockenfutter): 3 500 kcal/kg Tagesration: 180 kcal/3 500 = 0,051 kg, also etwa 50 g/Tag. Eine Mischung verschiedener Futtermittel (Trocken- und Feuchtfutter) ist möglich, vorausgesetzt, die Tagesmengen jedes einzelnen Futtermittels werden individuell definiert.

Beispiel: Katze mit einem Zielgewicht von 5,14 kg. Bei einem BCS von 5/5 liegt der Energiebedarf bei: 35 x 5,14 = 180 kcal/Tag.

GEWICHTSKURVE Gewichtsreduktion

Gewichtserhaltung/Stabilisierung

Altes Futtermittel Neues Futtermittel

Jegliche Futterumstellung sollte langsam und schonend über einen Zeitraum von etwa 10 Tagen erfolgen.

1. und 2. Tag: 3. und 4. Tag:

Gewicht (kg)

FUTTERWECHSEL Idealgewicht (Obergrenze, soll nicht überschritten werden)

Zielgewicht (am Ende der Gewichtsreduktion)

5. und 6. Tag: Letzter Tag :

Die Phase der Stabilisierung nach erfolgter Gewichtsreduktion Nach Erreichen des Zielgewichts tritt die Katze in die kritische Phase der Gewichtsstabilisierung ein. Die Rückkehr zur gewohnten Ernährung ohne strikte Kontrolle der Futteraufnahme wird unweigerlich zu einer schnellen Wiederzunahme des Gewichts führen (Rebound-Effekt). Das Ziel eines jeden Gewichtsreduktionsprogramms muss deshalb eine langfristige und dauerhafte Stabilisierung des Körpergewichts der Katze sein.

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Zeit (Wochen) Umstellung der Ernährung oder Beibehaltung des Futters aus der Gewichtsabnahmephase? Die Beibehaltung des Futters aus der Gewichtsabnahmephase macht eine Überwachung der schrittweisen Erhöhung der Tagesrationen einfach. Schrittweise Erhöhung der täglichen Energiezufuhr Die tägliche Kalorienzufuhr wird langsam und schrittweise erhöht, bis ein Energieniveau erreicht ist, bei dem das Idealgewicht gehalten wird. Diese Erhöhung erfolgt in Schritten zu 10 % alle zwei Wochen. Die Katze muss in dieser Phase weiterhin regelmäßig gewogen werden, um sicherzustellen, dass die geänderte Kalorienzufuhr nicht zu einer Gewichtszunahme führt.

Festlegung der endgültigen Tagesration Im Idealfall entspricht die endgültige Kalorienzufuhr dem Erhaltungsenergiebedarf (EEB), der bei der Katze leicht zu berechnen ist: EEB (kcal/Tag) = 55 x Körpergewicht (kg). Die meisten Katzen mit Prädisposition für Adipositas stabilisieren ihr Gewicht bei einem Energieniveau unterhalb dieses theoretischen Erhaltungsenergiebedarfes. Besser als die Rückkehr zum ursprünglichen Futter ist die Wahl eines Spezialfuttermittels, das die Risikofaktoren für Adipositas (z. B. Kastration) berücksichtigt.

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Auch bei reduzierter Energiezufuhr muss eine bedarfsgerechte Versorgung mit allen essenziellen Nährstoffen sichergestellt sein.

Schlüsselpunkte zum Thema:

Die Zusammensetzung eines Futtermittels zur Gewichtsreduktion bei Katzen Ein diätetisches Futtermittel, dessen Ziel die Unterstützung der Abnahme des Körpergewichts ist, muss an erster Stelle eine geringe Energiedichte aufweisen, darüber hinaus aber auch einige andere wichtige Anforderungen erfüllen.

Anpassung der Nährstoffausgewogenheit an die reduzierte Energiezufuhr Das Prinzip der Ausgewogenheit ist von zentraler Bedeutung. Die Zufuhr sämtlicher notwendiger Nährstoffe muss deshalb optimal auf die geringere Nahrungs- bzw. Energieaufnahme abgestimmt werden. In einem Diätfuttermittel zur Gewichtsreduktion müssen deshalb die Konzentrationen von Spurenelementen, Vitaminen, essenziellen Aminosäuren und essenziellen Fettsäuren höher sein als in einem üblichen Erhaltungsfuttermittel. Ist eine reduzierte Fettzufuhr erforderlich, sind Futtermittel mit dem niedrigsten Fettgehalt nicht immer am besten geeignet. Wichtiger als eine Reduzierung der Fettzufuhr ist eine Reduzierung der Kalorienzufuhr. Wenn der beabsichtigte Effekt der Fettrestriktion in erster Linie der ist, die Energiedichte des Futtermittels zu senken, so kann dieses Ziel auch auf anderen Wegen erreicht werden. Dazu gehören unter anderem die Erhöhung des diätetischen

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Faseranteils und/oder des Wassergehalts und eine Anpassung der physikalischen Struktur des Futtermittels, um seine Dichte zu reduzieren.

Erhöhung des Protein : Kalorien-Verhältnisses im Vergleich zu einem Erhaltungsfuttermittel Während der Phase der Energierestriktion muss jeglicher Mangel an essenziellen Aminosäuren vermieden und der Verlust an fettfreier Körpermasse so gering wie möglich gehalten werden. Der Proteingehalt der Nahrung muss deshalb der geringeren Futter- bzw. Energieaufnahme in der Gewichtsabnahmephase Rechnung tragen. Zu vermeiden ist aber auch ein übermäßig hoher Proteingehalt, da proteinreiche Futtermittel sehr leicht eine zu hohe Nahrungsaufnahme verursachen können, wenn die Rationierung nicht streng beachtet wird.

Supplementierung mit L-Carnitin L-Carnitin verbessert die Stickstoffretention und modifiziert die Körperzusammensetzung zugunsten der fettfreien Körpermasse. Bei adipösen Tieren ist eine Supplementierung mit L-Carnitin nach der Gewichtsredukti-

onsdiät zu empfehlen, um das Risiko eines Rebound-Effektes zu senken.

Berücksichtigung Adipositas-assoziierter Haut- und Gelenkerkrankungen Eine Gewichtsreduktionsdiät zieht sich in der Regel über viele Monate hin. In dieser Periode muss auch die allgemeine Gesundheit der Katze berücksichtigt werden. Die Hauptrisiken bei Adipositas - Diabetes mellitus, Gelenkerkrankungen und ein schlechter Haut- und Fellzustand müssen bei der Konzeption der diätetischen Behandlungsstrategie mit berücksichtigt werden. Ja nach klinischer Ausgangslage können folgende Maßnahmen erforderlich sein: - Reduzierung der Menge assimilierbarer Kohlenhydrate und Wahl einer Stärkequelle mit niedrigem glykämischen Index (zur Verzögerung der Entwicklung einer Insulinresistenz) - Zusatz von Substanzen wie Glykosaminoglykanen (Chondroitinsulfat und Glukosamin), um einer vorzeitigen und übermäßigen Abnutzung der Gelenkknorpel bei übergewichtigen Tieren vorzubeugen - Erhöhung der diätetischen Zufuhr der Schlüsselnährstoffe für eine gesunde Haut und ein gesundes Fell (essenzielle Fettsäuren, Kupfer, Zink, Vitamin A etc.)


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Diätetische Strategien zur Förderung des Sättigungsvorgangs und -zustandes bei Katzen Einleitung Der veterinärmedizinische Markt bietet heute zahlreiche kalorienarme Spezialfuttermittel („low calorie“) zur Gewichtsreduktion bei Katzen. Leider sind diese Produkte in der Praxis nicht immer so erfolgreich, wie es die Hersteller versprechen. Eines der Hauptprobleme ergibt sich aus der Tatsache, dass die restriktive Energiezufuhr das Verhalten der Katze verändert. Ständiges Betteln, anhaltendes Miauen oder sogar aggressives Verhalten der Katze können den Besitzer dazu veranlassen, die Rationen zu erhöhen und damit den Erfolg der diätetischen Behandlung zu gefährden. Die Lösung besteht darin, Futtermittel einzusetzen, die bei der Katze sehr schnell für eine Sättigung und ein anhaltendes Sättigungsgefühl sorgen und somit verhindern, dass die Katze über die verordnete Diät hinaus mehr Futter verlangt und oft auch bekommt. Ziel dieser Studie war die Untersuchung verschiedener diätetischer Strategien zur Förderung der Sättigung und des Sättigungsgefühls (Reduzierung des Futtervolumens und/oder der aufgenommenen Energie).

Material und Methoden Die Studie wurde an 16 normalgewichtigen, adulten Katzen in einem Tierheim durchgeführt. Diese Katzen waren bislang immer mit Trockenfutter ernährt worden. Vier unterschiedliche Trockenfuttermittel wurden der Reihe nach getestet. - Ein Kontrollfuttermittel: (Proteine: 41 %; Fett: 10 %; Gesamtfasern: 16 %; Metabolisierbare Energie (ME): 3200 kcal/kg), - Ein ähnliches Futtermittel, aber supplementiert mit Fasern einer hohen Wasserbindungskapazität (High Water Binding Capacity oder HWBC; ME: 3115 kcal/kg) - Ein proteinreiches Futtermittel (HP) (Protein: 46 %; Fett: 10 %; Gesamtfasern: 10 %; ME: 3365 kcal/kg) - Ein Futtermittel mit moderatem Proteingehalt (MHP) (Protein: 36 %;

Fett: 10 % ; Gesamtfasern: 21 %; ME: 3090 kcal/kg). Vier Gruppen zu je vier Katzen bekamen diese Futtermittel über einen Zeitraum von vier Wochen nach dem Prinzip eines lateinischen Quadrates (Latin Square-Protokoll). Nach einer zweitägigen Umstellungsphase wurde die Nahrungsaufnahme über einen Zeitraum von 5 Tagen überwacht. Die Katzen wurden zwischen 14.00 Uhr und 8.00 Uhr am nächsten Tag ad libitum gefüttert (Futterverfügbarkeit über 18 Stunden) mit uneingeschränktem Zugang zu Trinkwasser. Jeder Katze wurde ein eigener Napf zugeordnet, und der Zugang wurde mit Hilfe eines elektronischen Halsbandes kontrolliert. Die Kriterien für die Beurteilung der Sättigung waren die Gesamtaufnahme (aufgenommene Energie: kcal/kg Körpergewicht pro Tag), die Sättigung während der Nahrungsaufnahme (Größe der Mahlzeit in g) und die so genannte „Inter-Mahlzeiten-Sättigung“ oder die Dauer des Sättigungsgefühls, also das Zeitintervall zwischen zwei Mahlzeiten nach Aufnahme von mindestens 1 kcal während der vorangegangenen Mahlzeit (min : sec/1 kcal). Die Daten sind als Mittelwerte ± Standardabweichung angegeben.

Ergebnisse

Schlussfolgerung Zum Thema Sättigung bei Katzen gibt es bislang nur sehr wenige wissenschaftlich belegte Daten aus kontrollierten Studien. Die vorliegende Studie zeigt einen „Sättigungseffekt“ verschiedener Futtermittelformulierungen auf der Grundlage des beobachteten Nahrungsaufnahmeverhaltens (aufgenommene Energie, Mahlzeitengröße und Intervalle zwischen den Mahlzeiten). Im Unterschied zu Hunden und Menschen geht ein hoher diätetischer Proteingehalt bei der Katze mit einer erhöhten Nahrungsaufnahme einher. Die Restriktion des Proteinanteils (Substitution von Protein durch Fasern) ist deshalb eine originäre Strategie zur Begrenzung der spontanen Futteraufnahme. Die Art der Fasern ist dabei von entscheidender Bedeutung. Unlösliche Fasern mit hoher Wasserbindungskapazität haben einen Sättigungseffekt über den Magen. Diese Beobachtungen werden durch aktuelle klinische Studien bestätigt und sollten zukünftig als Grundlage für die Formulierung von Futtermitteln zur Behandlung der felinen Adipositas herangezogen werden.

Literatur

Die Katzen nahmen alle getesteten Futtermittelprodukte an. Die Ergebnisse sind in der folgenden Tabelle zusammengefasst.

Servet E, Soulard Y, Venet C, et al. Evaluation of diets for their ability to generate “satiety” in cats. J Vet Intern Med 2008; 22: in press.

Kriterium

Kontrolle

HWBC

MHP

HP

Aufgenommene Energie (kcal/kg KG/Tag)

43,8 ± 5,9ab

41,9 ± 5,4a

39,6 ± 6,3a

48,9 ± 6,3b

Mahlzeitengröße (g/Mahlzeit)

6,5 ± 1,5ab

7,3 ± 1,8bc

6,1 ± 1,3a

7,7 ± 2,1c

07’11” ab

10’08” c

09’32” bc

05’43” a

Intervall zwischen zwei Mahlzeiten (min : sec/1 kcal)

Unterschiedliche Buchstaben stehen für statistisch signifikant unterschiedliche Daten (p<0,05).

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