Klinische Diätetik - Dermatosen

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Dermatologie


Dermatologie

Prof Ralf S. MUELLER DVM, PhD, Dipl. ACVD, FACVSc, Dipl. ECVD

Dr Fabienne DETHIOUX DVM, MRCVS

Ernährungsbedingte Dermatosen und die Rolle der Diätetik in der Dermatologie

1 - Risikofaktoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53 2 - Ernährungsbedingte Dermatosen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54 3 - Stoffwechselkrankheiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64 4 - Diätetische Therapiemöglichkeiten in der Dermatologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65 Schlussfolgerung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68 Häufig gestellte Fragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69 Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70 Diätetische Informationen von Royal Canin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS DGLA: Dihomo-GammaLinolensäure DHA: Dokosahexaensäure EPA: Eikosapentaensäure GLA: Gamma-Linolensäure Ig: Immunglobulin kD: Kilodalton

ME: Metabolisierbare Energie MUF: Mehrfach ungesättigte Fettsäuren MHC: Major histocompatibility complex

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Dermatologie

Ernährungsbedingte Dermatosen und die Rolle der Diätetik in der Dermatologie Prof Ralf S. MUELLER DVM, PhD, Dipl. ACVD, FACVSc, Dipl. ECVD Nach Abschluss des Tiermedizinstudiums in München 1985 arbeitete Ralf Mueller zunächst in verschiedenen Groß- und Kleintierpraxen. Anschließend absolvierte er von 1990 bis 1992 seine Assistenzzeit (Residency) im Bereich Veterinärdermatologie an der University of California in Davis. Im selben Jahr ging er zusammen mit seiner Kollegin und Ehefrau Dr. Sonya Bettenay nach Australien, wo er die Leitung einer tierärztlichen Fachklinik für Dermatologie übernahm und als Berater an der University of Sydney arbeitete. Im Jahr 1999 wurde er als Assistant Professor für Dermatologie an das College of Veterinary Medicine and Biomedical Sciences an die Colorado State University berufen und schloss seine Habilitation an der Universität Zürich in der Schweiz ab. Seit 2004 ist Dr. Mueller Leiter der Abteilung für Dermatologie an der Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität München. Er ist Autor von über 80 Studien, Artikeln, Büchern und Buchkapiteln.

Dr Fabienne DETHIOUX DVM, MRCVS Fabienne Dethioux schloss ihr Studium 1983 an der Université de Liège (Lüttich) in ihrem Geburtsland Belgien ab. Im Jahr 1984 eröffnete sie ihre eigene tierärztliche Praxis in der Bretagne, wo sie über einen Zeitraum von 12 Jahren praktizierte. Im Jahr 1996 ging Dr. Dethioux nach England und wurde dort Leiterin eines Zusammenschlusses mehrerer tierärztlicher Kliniken. Anschließend arbeitete sie als selbständige Beraterin und versah Notdienste in einer tierärztlichen Klinik nahe Windsor. Seit 1991 ist Dr. Dethioux darüber hinaus als Journalistin für mehrere französische und englische tierärztliche Zeitschriften tätig. Sie hat zahlreiche Artikel, Bücher und CD-ROMs übersetzt. Im Jahr 2003 schloss sich Fabienne Dethioux dem Team für Scientific Communication von Royal Canin an und ist gegenwärtig in der internationalen Abteilung dieser Gruppe tätig. Ihr Hauptinteresse gilt der Dermatologie.

D

ie Haut ist ein wichtiges Organ mit zahlreichen und vielfältigen Funktionen. Nach außen hin deutlich erkennbar spielt sie eine fundamentale Rolle im Bereich der sozialen Interaktionen, indem sie jedem Individuum sein ganz eigenes äußeres Erscheinungsbild verleiht. Eine weitere zentrale Aufgabe der Haut ist ihre Funktion als Barriere, die den Erhalt eines stabilen inneren Milieus sicherstellt (Homöostase). Zudem spielt die Haut eine wesentliche Rolle bei der immunologischen Antwort des Organismus auf exogene Faktoren und erfüllt wichtige Aufgaben im Stoffwechsel, bei der sensorischen Wahrnehmung und bei der Thermoregulation. Ein nutritives Ungleichgewicht oder ein Mangel an bestimmten Nährstoffen, wie zum Beispiel Aminosäuren, Fettsäuren, Vitaminen oder Spurenelementen, beeinträchtigt die Barrierefunktion der Haut und den durch die Haut gewährleisteten immunologischen Schutz des Individuums. Eine betroffene Katze wird dadurch anfälliger für Infektionen und neigt verstärkt zur Entwicklung allergischer Reaktionen. Die Haut und das Fell spiegeln also sowohl die Gesundheit der Katze insgesamt als auch die Qualität ihrer Ernährung wider. Die klinische Diätetik nimmt eine besondere Stellung in der felinen Dermatologie ein, nicht nur, was die Prävention von Hautkrankheiten betrifft, sondern auch als eine sehr hilfreiche Therapieoption bei Allergien und metabolisch bedingten Dermatosen. 52


Im Unterschied zum Hund, bei dem zahlreiche Hautprobleme in unmittelbaren Zusammenhang mit der Ernährung gestellt werden können, gibt es in der Literatur über Katzen nur wenige Hinweise auf eine direkte Verbindung zwischen einer Rasse, einem Nährstoff und einer gegebenen Erkrankung. Allerdings scheint die Siamkatze eine erhöhte Neigung zu Futtermittelallergien aufzuweisen (siehe Abschnitt „Futtermittelüberempfindlichkeiten“).

ABBILDUNG 1 - SYNTHESE DER MELANINDERIVATE AUS PHENYLALANIN Melanosom Phäomelanin

Eumelanin

Die Fellfarbe Die Ausprägung der Fellfarbe einer Katze ist ein sehr komplexes Phänomen, beeinflusst von zahlreichen Faktoren wie der Genetik, der Umwelt (Temperatur, UV-Strahlung und Feuchtigkeit beeinflussen die Pigmentierung) und der Ernährung (zahlreiche Nährstoffe sind an der Pigmentbildung beteiligt). Die Selektion der Farben bei Rassekatzen ist mittlerweile zu einem Hobby für ausgewiesene Spezialisten geworden. Die Pigmentierung hängt in erster Linie von der Verteilung der Melaninpigmente entlang des Haarschaftes ab. Unterschiedliche Farbtöne entstehen durch unterschiedliche Mischungen von Eumelanin (schwarzbraun) und Phäomelanin (gelbrot). Die Bildung von Eumelanin und Phäomelanin ist genetisch determiniert. Das Enzym, das die von Tyrosin ausgehende Umwandlung dieser Pigmente katalysiert, kann sich jedoch als ein limitierender Faktor der Synthese dieser beiden Melanintypen erweisen. Die Pigmentsynthese in den Melanozyten hängt von der Versorgung des Organismus mit bestimmten Aminosäuren ab. Vorstufen des Melanins sind die beiden Aminosäuren Phenylalanin und Tyrosin (Abbildung 1). Für die Bildung von Phäomelanin wird darüber hinaus Cystein, eine schwefelhaltige Aminosäure, benötigt.

Tyrosinase

Kupfer Dopaquinon

Tyrosin

Phenylalanin

Melanozyt

Albinokatzen leiden unter einem genetischen Tyrosinasemangel, der das Fehlen von Melanin erklärt.

Nach den Richtlinien des National Research Council (NRC) aus dem Jahr 2006 liegt die optimale Zufuhr von Phenylalanin und Tyrosin für eine adulte Katze bei 0,38 g pro kg metabolisches Körpergewicht, das entspricht 3,83 g pro 1000 kcal metabolisierbarer Energie (ME) im Futter. Bei einer Nahrung mit einem Energiegehalt von 4000 kcal ME/kg entspricht dies einem Mindestgehalt von 15,3g/kg in der Trockenmasse. Um eine intensivere schwarze Fellfarbe zu erhalten, ist eine gleich hohe oder höhere Menge an Tyrosin im Verhältnis zu Phenylalanin in der Nahrung erforderlich (NRC 2006).

© V. Biourge

Untersuchungen zufolge ist ein diätetischer Mangel an Tyrosin (oder seiner Vorläufersubstanz Phenylalanin) für eine rötliche Verfärbung des Fells schwarzer Katzen verantwortlich (Abbildung 2). Vor demselben Hintergrund führte im Rahmen einer experimentellen Studie eine Tyrosinmangelernährung bei roten Katzen zu einer Aufhellung der Fellfarbe (Yu et al. 2001).

Abbildung 2 – Einfluss der diätetischen Tyrosinzufuhr auf die Fellfarbintensität bei schwarzen Katzen. Die für eine rötliche Verfärbung des schwarzen Fells verantwortliche Ernährung führt zu einer Abnahme des Melaningehaltes in den Haaren, einer Abnahme der Melaningesamtkonzentration im Plasma und einer niedrigen Plsasma-Tyrosinkonzentration.

Umweltfaktoren Weiße Katzen haben eine Prädisposition für Plattenepithelkarzinome, die sich vor allem im Bereich der Ohrmuscheln und auf dem Nasenrücken bilden. In vielen Fällen geht den tumorösen Veränderungen eine Dermatitis solaris (Sonnenbrand) voraus. Die Sonnenstrahlung ist ein wahrhaft ubiquitäres Mutagen, und außer einem strikten Einsperren in geschlossenen Räumen kann nur sehr wenig gegen eine Sonnenlichtexposition und die damit einhergehende Bildung freier Radikale getan werden. Studien belegen die positive Wirkung von Antioxidanzien bei der Prävention UV-induzierter Hauttumore, und eine entsprechende Supplementierung der Nahrung mit Antioxidanzien kann sich als vorteilhaft erweisen (Liebler & Burr 2000).

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Rassespezifische Besonderheiten

1 - Risikofaktoren

1 - Risikofaktoren


2 - Ernährungsbedingte Dermatosen

Dermatologie

Alter und physiologischer Status Unabhängig vom Gesundheitszustand der Katze können das Alter und der physiologische Status einen bedeutenden Einfluss auf die Qualität von Haut und Fell haben. Besondere Stoffwechselbelastungen wie Wachstum, Trächtigkeit, Laktation und Alterung modifizieren den Nährstoffbedarf und führen mit hoher Wahrscheinlichkeit auch zu Störungen der Nährstoffversorgung der Hautstrukturen.

Adipositas Die mit Übergewicht einhergehenden mechanischen Einschränkungen beeinträchtigen die Fähigkeiten der Katze zur Körper- und Fellpflege. Mögliche Folgen sind Haut- und/oder Fellprobleme, wie zum Beispiel ein verfilztes Fell und verstopfte Analbeutel. Grundsätzlich kann jede Erkrankung mit schmerzbedingter Bewegungseinschränkung, wie zum Beispiel eine Arthrose oder eine idiopathische Zystitis, ähnliche Folgen haben.

Begleitende Erkrankungen Die Haut ist ein sehr großes und ausgedehntes Organ, das eine bedarfsgerechte Versorgung mit zahlreichen Makro- und Mikronährstoffen benötigt. Jede Erkrankung, die mit einer Beeinträchtigung der Nährstoffabsorption bzw. -assimilation einhergeht, wird folglich auch Auswirkungen auf die Haut und das Fell haben (Tabelle 1).

Ausgewogene Ernährung Bei der Katze liegen bislang keine veröffentlichten Nachweise allgemein durch kommerzielles Futter hervorgerufener Hauterkrankungen vor. Es wurden jedoch zahlreiche experimentelle Studien durchgeführt mit dem Ziel, den Mindestbedarf (oder noch zu tolerierenden Höchstgehalt) an Nährstoffen zu bestimmen. Bei unzureichender Ernährung geht den Hautsymptome im Allgemeinen einem Gewichtsverlust voraus (Tabelle 2).

2 - Ernährungsbedingte Dermatosen Die verschiedenen klinischen Manifestationen ernährungsbedingter Dermatosen sind in Tabelle 2 zusammengefasst.

Spezifische Nährstoffmängel > Proteinmangel Haare bestehen zu 95 % aus Proteinen, die sich durch einen hohen Anteil schwefelhaltiger Aminosäuren wie Methionin und Cystin auszeichnen. Für das Wachstum und die Erneuerung der Haut werden etwa 30% der mit der Nahrung zugeführten Proteine benötigt (Scott et al. 2001). Jede Situation, in der es zu einer Unterversorgung mit Protein kommt, führt folglich zu einer Veränderung der Qualität von Haut und Fell und kann folgende Läsionen induzieren: generalisierte Schuppenbildung, Depigmentierung des Fells, reduziertes Haarwachstum, vermehrter Haarausfall, dünnes, stumpfes und brüchiges Fell. Ein Proteinmangel ist entweder die Folge einer unzureichenden Proteinzufuhr durch qualitativ minderwertige Nahrung, einer schlecht ausgewogenen zu Hause hergestellten Nahrung, einer stark Protein reduzierten Ernährung oder aber eines sekundären Proteinverlustes infolge von systemischen Erkrankungen, wie zum

DIE DIE

TABELLE 1 – ERKRANKUNGEN, NÄHRSTOFFABSORPTION/-ASSIMILATION BEEINTRÄCHTIGEN

Nährstoffe

Erkrankung oder Ernährungsform

Proteine

Systemische Erkrankungen, die zu einem Proteinverlust führen oder die Proteinabsorption beeinträchtigen (Erkrankungen des Verdauungstraktes, Leber- und Nierenerkrankungen, chronische Blutungen)

Fette

Verdauungsstörungen, neoplastische oder entzündliche Erkrankungen, die zu Malabsorption oder Maldigestion führen. Nieren- oder Lebererkrankungen

Vitamine und Mineralstoffe

Polyurie/Polydipsie, übermäßige Aufnahme von rohem Eiweiß, unausgewogene vegetarische Ernährung

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TABELLE 2 – KLINISCHE HAUTSYMPTOME EINER UNAUSGEWOGENEN ERNÄHRUNG - Ausgedehnte übermäßige Schuppenbildung - Krustenbildung (nicht-allergische miliare Dermatitis) - umschriebene Alopezie - Pigmentmangel - reduziertes Haarwachstum - dünnes, brüchiges, stumpfes Fell - Seborrhoea oleosa - Rezidivierende Pyodermie - Verzögerte Wundheilung - chronische oder rezidivierende Otitis externa


> Mangel an essenziellen Fettsäuren Essenzielle Fettsäuren können vom Organismus nicht selbst synthetisiert werden und müssen folglich mit der Nahrung zugeführt werden. Dermatologische Bedeutung haben in erster Linie zwei Familien mehrfach ungesättigter Fettsäuren (MUF), die Omega-6-Fettsäuren und die Omega-3-Fettsäuren. Mehrfach ungesättigte Fettsäuren (MUF) haben fünf Hauptfunktionen: - Einbau in die Struktur der Zellmembran, wodurch diese flexibel und permeabel wird - Bildung von Eicosanoiden (Leukotriene, Prostaglandine etc.) - Erhalt der Permeabilität der Hautbarriere (insbesondere Omega-6-Fettsäuren) - Metabolismus und Transport von Cholesterin - Immunmodulation über ihre Wirkung auf Antigen präsentierende Zellen und T-Lymphozyten Ein MUF-Mangel wird bei Tieren festgestellt, die unter einer Malassimilation leiden oder qualitativ minderwertige oder übermäßig lang und übermäßig hoch erhitzte Nahrung bekommen. Dermatologische Folgen sind eine trockene Haut (Xerosis cutis), ein stumpfes Fell und eine keratoseborrhoische Dermatose. In der Regel sprechen diese Patienten sehr schnell auf eine MUF-Supplementierung an. - Linolsäure ist eine Vorläufersubstanz der Fettsäuren aus der Omega-6-Reihe und kommt reichlich in Pflanzenölen vor. Linolsäure hat einen Anteil von mehr als 70 % aller Fettsäuren im Nachtkerzenöl, und mehr als 50 % der Fettsäuren in Sonnenblumen-, Mais- und Sojaöl.

Mangel an schwefelhaltigen Aminosäuren bei einer Kurzhaarhauskatze. Hyperkeratose und Schwellung im Zehenbereich.

© JG Morris

Isoleucinmangel bei einer Kurzhaarhauskatze. Isoleucinmangel induziert krustöse Effloreszenzen im Bereich von Augen, Nase und Maul. Das Fell ist spröde. Dieser Katzenwelpe leidet unter einer beidseitigen Konjunktivitis mit bakterieller Infektion durch Staphylokokken, auf eine abnorm schwache Widerstandskraft gegen kommensalische Hautbakterien hinweisend.

Isoleucinmangel induzierte eine Desquamation der oberen Schichten der Epidermis im Bereich der Pfotenballen mit Rissbildung.

© JG Morris

© JG Morris

© JG Morris

DERMATOLOGISCHE FOLGEN EINIGER SPEZIFISCHER AMINOSÄUREMÄNGEL BEI EUROPÄISCH-KURZHAAR-KATZEN

Mangel an schwefelhaltigen Aminosäuren. Schwellung, vermehrte Rötung und Hyperkeratose im Bereich des Krallenbettes.

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Dermatologie

2 - Ernährungsbedingte Dermatosen

Beispiel Erkrankungen des Verdauungstraktes, der Nieren oder der Leber oder aber chronischer Blutungen. Die Ursache einer Nährstoffimbalanz muss in jedem Fall diagnostiziert und gezielt behandelt werden.


2 - Ernährungsbedingte Dermatosen

Dermatologie

Katzen haben einen Mangel an Delta-6-Desaturase, dem Enzym, das den ersten Schritt der Umwandlung von Linolsäure in Arachidonsäure katalysiert. Für die Katze sind Linolsäure und Arachidonsäure folglich essenzielle Nährstoffe (Abbildung 3). - Alpha-Linolensäure gehört zur Gruppe der Omega-3-Fettsäuren und kommt in grünem Gemüse, Obst, Gras und Plankton vor, sowie in höheren Konzentrationen in Pflanzenölen wie Soja- und Leinöl. Fischöl von Kaltwasserfischen ist sehr reich an zwei von der Alpha-Linolensäure abstammenden langkettigen Fettsäuren: Eikosapentaensäure (EPA) und Dokosahexaensäure (DHA) (Abbildung 3). Diese beiden Fettsäuren spielen eine wichtige Rolle für die Fluidität der Zellmembranen. Neben ihren antiinflammatorischen, antineoplastischen, immunstimulierenden und kardioprotektiven Eigenschaften werden die Omega-3-Fettsäuren häufig auch zur antipruriginösen Behandlung eingesetzt. Bei Patienten mit Verletzungen, offenen Wunden oder chirurgischen Eingriffen überwiegen die Vorteile einer Supplementierung mit Omega-3-Fettsäuren gegenüber den sich aufgrund der geringgradigen Minderdurchblutung ergebenden potenziellen Nachteile für die Wundheilung bei weitem (Scardino et al. 1999).

> Zinkmangel Zink ist ein Schlüsselelement für zahlreiche zelluläre Mechanismen. In Anbetracht des schnellen Turnovers der Epidermiszellen spielt eine ausreichende Zinkversorgung eine besonders wichtige Rolle für eine gesunde Haut und ein gesundes Fell. Darüber hinaus benötigt der Organismus Zink für die Biosynthese von Fettsäuren, für den Metabolismus von Vitamin A und für die entzündliche und immunologische Antwort. Ein absoluter diätetischer Zinkmangel wird bei der Katze nicht beschrieben. Die Absorption von Zink kann jedoch durch einen übermäßigen Gehalt an Kalzium, Eisen oder Kupfer in der Nahrung infolge der Konkurrenz dieser Elemente um die Absorptionskanäle gehemmt werden. Die in Zerealien enthaltenen Phytate binden Zink in Chelatkomplexen und reduzieren dadurch seine diätetische Verfügbarkeit. Erkrankungen, die mit einer Hemmung der Zinkabsorption einhergehen, wie zum Beispiel eine Enteritis, können ebenfalls zu einer Depletion dieses Spurenelements führen. In der Regel werden aber die Symptome des mit solchen Erkrankungen einhergehenden Proteinmangels sehr viel früher klinisch manifest als die Symptome des Zinkdefizits.

> Vitamin-E-Mangel Die Pansteatitis (Vitamin-E-Mangel der Katze, Steatitis infolge Vitamin-E-Mangel, Yellow Fat Disease) ist gekennzeichnet durch insbesondere im Inguinalbereich und ventral am Abdomen auftretende, diffuse Knöt-

ABBILDUNG 3 – SYNTHESE DER LANGKETTIGEN OMEGA-3- UND OMEGA-6-FETTSÄUREN IN DER LEBER, AUSGEHEND VON IHREN JEWEILIGEN VORLÄUFERSUBSTANZEN

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OMEGA-6-FETTSÄUREN

OMEGA-3-FETTSÄUREN

Linolsäure C18 : 2 (n-6)

a-Linolensäure C18 : 3 (n-3)

g-Linolensäure C18 : 3 (n-6)

Eikosatetraensäure C20 : 4 (n-3)

Dihomo-g-Linolensäure C20 : 3 (n-6)

Eikosapentaensäure (EPA) C20 : 5 (n-3)

Arachidonsäure C20 : 4 (n-6)

Dokosahexaensäure (DHA) C22 : 6 (n-3)


> Vitamin-A-Mangel Katzen sind nicht in der Lage, pflanzliches Beta-Karotin in Vitamin A umzuwandeln und müssen deshalb präformiertes Vitamin A über die Nahrung (Fleisch) erhalten. Vitamin A ist notwendig für die Funktion der Augen, aber auch für die Erneuerung der Haut. Katzen mit Vitamin-A-Mangel entwickeln eine schlechte Haut- und Fellqualität mit Alopezie und vermehrter Schuppenbildung. Eine ausgewogene Ernährung mit Fleisch reicht in der Regel aus, um diese Erkrankung zu heilen. Erhält die Katze ein vollwertiges und ausgewogenes Alleinfuttermittel, ist eine zusätzliche Supplementierung mit Vitamin A aufgrund der Gefahr der Induzierung einer Hypervitaminose A kontraindiziert.

> Hypervitaminose A In der Vergangenheit, als Katzen noch häufig mit roher Leber gefüttert wurden, trat Hypervitaminose A relativ häufig auf. Aber auch heute noch ist diese Erkrankung gelegentlich zu beobachten, wenn Besitzer ihren Katzen größere Mengen an Dorschleberölsupplementen (Lebertran) verabreichen. Die klinischen Symptome sind hauptsächlich osteoartikulärer Natur (z. B. ankylosierende Spondylarthritis). Betroffene Katzen leiden unter Bewegungseinschränkungen und sind folglich nicht in der Lage, ihre Fell- und Körperpflege in ausreichendem Maße durchzuführen. Das Ergebnis sind dermatologische Symptome wie ein ungepflegtes, verfilztes Fell.

© Renner/RC/Bengalesen

Histologisch zeigt das subkutane Fettgewebe die für diese Erkrankung pathognomonischen Ceroidablagerungen. Bei entsprechenden makroskopischen Läsionen ohne histologisch nachweisbare Ceroidablagerungen muss eine spezifische Färbung durchgeführt werden, um eine Pansteatitis differenzialdiagnostisch von einer Pannikulitis pankreatischen oder traumatischen Ursprungs abzugrenzen (Gross et al. 2005).

Katzen haben einen hohen Bedarf an wasserlöslichen B-Vitaminen und sind nicht in der Lage, Beta-Karotin in Retinol, die aktive Form des Vitamin A, umzuwandeln. Diese Merkmale weisen darauf hin, dass Katzen an eine karnivore Ernährung angepasst sind. Unter natürlichen Bedingungen kommt es in der Regel jedoch nicht zu einem Mangel dieser Vitamine, da sie in großen Mengen in tierischem Gewebe vorhanden sind.

> Mangel an Vitaminen der B-Gruppe Die Vitamine des B-Komplexes werden als gemeinsame Gruppe behandelt. Es handelt sich um wasserlösliche Vitamine, die im Körper nicht gespeichert werden können. Biotin, Riboflavin, Niacin, Inositol, Pantothensäure und Pyridoxin spielen eine wichtige Rolle für den funktionellen Erhalt der Hautbarriere. Ein Mangel induziert eine trockene Seborrhoe (Seborrhoea sicca), einhergehend mit Alopezie, Anorexie, Gewichtsverlust und Juckreiz. Biotinmangel tritt gelegentlich nach der Aufnahme größerer Mengen rohen Eiklars auf. Das im Eiweiß vorhandene Avidin bindet Biotin, verhindert somit seine Absorption und induziert auf diese Weise eine papulokrustöse Dermatitis. Riboflavinmangel äußert sich bei der Katze in Form einer Alopezie im Kopf- und Halsbereich. Beschrieben wird auch ein Niacinmangel bei Katzen mit proteinarmer Ernährung mit hohem Maisanteil. Niacin- und Pyridoxinmangel können experimentell induziert werden. Industriell hergestellte Tierfuttermittel enthalten diese Vitamine jedoch in ausreichender Menge. Eine Vitamin-B-Supplementierung kann sich bei Katzen mit Anorexie oder Polyurie als notwendig erweisen. Vitamine des B-Komplexes kommen in Bierhefe und in ausgewogener industriell hergestellter Tiernahrung vor. Einige B-Vitamine wirken synergistisch mit Histidin bei der Verbesserung der Barrierefunktion der Epidermis und bei der Verringerung transepidermaler Wasserverluste (Watson et al. 2006).

> Futtermittelüberempfindlichkeit Begriffe wie Futtermittelunverträglichkeit, Futtermittelallergie oder Futtermittelintoleranz werden von Tierärzten und Besitzern oft wahllos verwendet, um sämtliche unerwünschte Reaktionen auf Bestandteile der Nahrung zu beschreiben, die bei einer ansonsten gesunden Katze zu unerwünschten klinischen Symptomen führen. Aus Gründen der begrifflichen Vereinheitlichung und Vereinfachung werden diese Reaktionen 57

Dermatologie

2 - Ernährungsbedingte Dermatosen

chen aus Fett oder fibrotischem Gewebe in der Unterhaut. Erkrankte Katzen sind matt, febril und zeigen wenig Neigung zur Bewegung oder zum Springen. Die Palpation der betroffenen Körperareale ist aufgrund der Entzündung des subkutanen Fettgewebes schmerzhaft. Eine ernährungsbedingte Pansteatitis wird bei jungen und adipösen Katzen beschrieben, deren Nahrung einen hohen Gehalt an ungesättigten Fettsäuren und/oder einen Vitamin-E-Mangel aufweist. Als ursächlich verantwortlich gelten Dosenprodukte mit Tunfisch, Sardinen, Hering und Dorsch, aber auch Futtermittel auf der Basis von Schweinehirn. Die Inaktivierung des Vitamin E geschieht im Rahmen des Verarbeitungsprozesses oder durch Fettoxidation. Beschrieben wird ein Fall einer Pansteatitis im Zusammenhang mit einem Pankreastumor (Fabbrini et al. 2005).


2 - Ernährungsbedingte Dermatosen

Dermatologie

TABELLE 3 – VERSCHIEDENE TERMINI FÜR KLINISCHE FOLGEN DER FUTTERMITTELÜBEREMPFINDLICHKEIT BEI KATZEN

Hautprobleme

Gastrointestinale Störungen

Miliare Dermatitis Selbst induzierte Alopezie Juckreiz im Kopf- und Halsbereich Eosinophiles Granulom

heute nach allgemein anerkannten Kriterien in zwei Hauptgruppen unterteilt: Immunologische (allergische) Futtermittelüberempfindlichkeiten und nicht-immunologische (nicht-allergische) Futtermittelüberempfindlichkeiten. Unerwünschte Reaktionen beider Gruppen können sich in Form von gastrointestinalen Störungen und/oder Hautproblemen manifestieren. Letztere gehen im typischen Fall mit selbst zugefügten Traumata infolge von Juckreiz einher (Tabelle 3).

Man geht davon aus, dass Futtermittelüberempfindlichkeiten bei Katzen relativ häufiger vorkommen als bei Hunden (Scott et al. 2001). Im Rahmen einer Auswertung der kliniErbrechen schen Aufzeichnungen über Katzen in mehreren veterinärmedizinischen Fakultäten wurde Diarrhoe festgestellt, dass bei 10 % aller Patienten mit allergischen Hauterkrankungen gleichzeitig Flatulenz Futtermittelüberempfindlichkeiten vorliegen (Chalmers und Medleau 1989). Hierbei hanGewichtsverlust delt es sich um die häufigste Erkrankung nach der allergischen Flohbissdermatitis. Einer jüngsten Untersuchung zufolge kommt die atopische Dermatitis jedoch weitaus häufiger vor als Futtermittelüberempfindlichkeiten (73 % gegenüber 23 % unter 90 Katzen; Prost 1998). Diese differierenden Daten können zum einen geographische Unterschiede oder unterschiedliche Vorgehensweisen in privaten dermatologischen Überweisungspraxen und universitären tierärztlichen Kliniken widerspiegeln, zum anderen aber auch das allgemein gestiegene Bewusstsein für andere Überempfindlichkeitsreaktionen außer der allergischen Flohbissdermatitis bei der Katze und/oder die zunehmende Bereitschaft von Besitzern, weiterführende diagnostische Maßnahmen bei ihren Tieren durchführen zu lassen. Die Prävalenz der Nahrungsmittelüberempfindlichkeit in der Humanmedizin liegt Berichten zufolge bei 10 % unter Kindern (Bock 1987) und bei 2 % unter Erwachsenen (Young et al. 1994). Nach Kenntnis der Autoren gibt es für Katzen keine vergleichbaren epidemiologischen Daten.

> Ätiologie Beim Menschen sind nicht-immunologische Nahrungsmittelreaktionen wie toxische Reaktionen (z. B. Toxine von Salmonella spp.), pharmakologische Reaktionen (z. B. Koffein) und metabolische Reaktionen (z. B. Laktasemangel) für die Mehrzahl der ernährungsassoziierten Probleme verantwortlich (Sampson 2003). In der Humanmedizin wird der Begriff Hypersensibilität oder Überempfindlichkeit im engeren Sinne ausschließlich für immunologisch vermittelte Reaktionen auf Nahrungsmittelbestandteile verwendet. Am häufigsten kommen Überempfindlichkeitsreaktionen vom Typ I vor, beschrieben werden aber auch Nahrungsmittelüberempfindlichkeiten vom Typ IV sowie gemischte Reaktionen (Abbildung 4). Bei Katzen mit immunologisch vermittelter Futtermittelüberempfindlichkeit wurde eine Typ-I-Überempfindlichkeit angenommen, da bei einigen betroffenen Tieren Ödeme als hervorstechendes klinisches Symptom auftreten (Walton 1967). In den meisten Fällen bleibt der zugrunde liegende pathophysiologische Mechanismus jedoch ungeklärt, und die Diagnose einer Futtermittelüberempfindlichkeit basiert ausschließlich auf der Feststellung eines eindeutigen Zusammenhangs zwischen der Ernährung und den klinischen Symptomen.

ABBILDUNG 4 – DIE PATHOGENESE DER FUTTERMITTELÜBEREMPFINDLICHKEIT

Futtermittelüberempfindlichkeit

Immunologisch (allergisch)

Nicht-immunologisch (nicht-allergisch)

Typ I-Überempfindlichkeit (Sofortreaktion)

Metabolische Reaktion

Typ IV-Überempfindlichkeit (verzögerte Reaktion)

Pharmakologische Reaktion Toxische Reaktion

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Bei Menschen mit einer genetischen Prädisposition für Atopie orientieren die B-Zellen ihre Antikörperproduktion in Richtung Antigen spezifischer IgEs. Zu einem Zusammenbruch der oralen Toleranz und zur Entwicklung einer Überempfindlichkeit kommt es dann, wenn Nahrungsmittelallergene die Schleimhautbarriere durchdringen und an die auf der Oberfläche von Mastzellen sitzenden IgEs binden. Die dadurch ausgelöste Degranulation der Mastzellen führt zur Freisetzung von Mediatoren, einer Einwanderung von Entzündungszellen und schließlich den entsprechenden klinischen Symptomen. Bei Katzen wissen wir leider nur sehr wenig über die pathophysiologischen Mechanismen, die den Phänomenen der oralen Toleranz und der Überempfindlichkeit zugrunde liegen.

TABELLE 4 – FAKTOREN MIT EINFLUSS AUF DEN ERHALT DER IMMUNTOLERANZ (Chehade & Mayer 2005) Antigendosis Hohe Dosis: Anergie der T-Zellen Niedrige Dosis: Aktivierung regulatorischer T-Zellen Form des Antigens Lösliche Antigene werden besser toleriert als partikuläre Antigene. Genetik des Wirts Kommensalische Flora Alter des Wirts Integrität der gastrointestinalen Barriere

TABELLE 5 – ALLERGENE BEI FUTTERMITTELÜBEREMPFINDLICHKEITEN DER KATZE

> Nahrungsallergene In drei Studien erwiesen sich Fisch, Rind und Milchprodukte als die im Rahmen von Provokationstests am häufigsten an unerwünschten Reaktionen beteiligten Allergene (Walton 1967; White und Sequoia 1989; Guaguere 1993). Ein Drittel der allergischen Katzen vertrug keines der getesteten industriell hergestellten Futtermittel, ohne Rezidive der klinischen Symptome zu entwickeln. Die beteiligten Allergene werden in Tabelle 5 zusammengefasst. In einer Studie zeigen nahezu 30 % der 55 unter chronischen gastrointestinalen Problemen leidenden Katzen eine Futtermittelüberempfindlichkeit (Guilford et al. 2001). Die Hälfte dieser Katzen reagiert auf mehr als ein Protein. Das für die Diagnose einer Futtermittelüberempfindlichkeit klinische Befundbild mit der höchsten Sensibilität war das eines gleichzeitigen Auftretens von gastrointestinalen und dermatologischen Symptomen.

Dorschleberöl (Lebertran)

Lamm/Schaf

Ei

Milchprodukte

Fisch

Muschelsaft

Huhn

Pferd

Kaninchen

Rind

kommerzielle Futtermittel

Schwein

Bei Menschen und Hunden handelt es sich bei den bislang identifizierten Hauptnahrungsallergenen um wasserlösliche Glykoproteine mit Molekulargewichten von 10 bis 70 kD (Sampson 2003; Martin et al. 2004). Nach Kenntnis der Autoren liegen entsprechende Daten für die Katze nicht vor.

Prädisponierende Faktoren Zahlreiche Faktoren können in der Entwicklung einer Futtermittelüberempfindlichkeit bei der Katze eine Rolle spielen.

Siamkatzen scheinen eine verstärkte Neigung zu Futtermittelüberempfindlichkeit zu besitzen.

Genetische Prädisposition In zwei Studien zur Futtermittelüberempfindlichkeit bei Katzen machen Siamkatzen oder Siamkatzenkreuzungen etwa 30 % aller Fälle aus, und es wird eine genetische Prädisposition vermutet (Carlotti et al. 1990; Rosser, 1993). Das relative Risiko von Siamkatzen für eine Futtermittelüberempfindlichkeit lag in einer Studie bei 5,0 (Rosser, 1993). In einer anderen Untersuchung handelte es sich bei drei von zehn Katzen mit Futtermittelüberempfindlichkeit um Siamkatzen (Carlotti et al. 1990).

© Yves Lanceau/RC/Siam

Maldigestion Nahrungsproteine werden physiologischerweise durch Enzyme des Magens und des Darms in Aminosäuren und kleine Peptide mit geringem Molekulargewicht zerlegt, die anschließend von der Darmschleimhaut assimiliert werden. Bei Patienten mit gestörter Verdauung bleibt das Molekulargewicht der Proteine sehr viel höher, und das Risiko eines Zusammenbruchs der Toleranz ist erhöht. Dies erklärt, warum chronisch entzündliche Darmerkrankungen zur Entwicklung einer Futtermittelüberempfindlichkeit führen können. Allerdings weiß man bislang nicht, ob es sich in diesen Fällen bei der Futtermittelüberempfindlichkeit um die Ursache oder um die Folge des gastrointestinalen Entzündungsgeschehens handelt. Andere Überempfindlichkeiten Begleitende Überempfindlichkeiten wie zum Beispiel die allergische Flohbissdermatitis oder die atopische 59

Dermatologie

Bei einem gesunden Menschen penetrieren intakte Nahrungsmittelallergene den Verdauungstrakt und dringen in den Blutkreislauf ein, ohne klinische Symptome hervorzurufen, da die meisten Individuen eine immunologische Toleranz gegen oral aufgenommene Allergene entwickelt haben. Diese immunologische Toleranz basiert entweder auf regulatorischen T-Zellen (Smith et al. 2000; Zivny et al. 2001) oder auf dem Phänomen der TZell-Anergie (T-Zellen werden durch Antigen präsentierenden Zellen zwar über MHCKlasse II-Moleküle stimuliert, durch fehlende co-stimulatorische Signale kommt es jedoch nicht zur Immunantwort) (Chehade & Mayer 2005). Die Aufrechterhaltung der Immuntoleranz hängt von zahlreichen Faktoren ab (Tabelle 4).

2 - Ernährungsbedingte Dermatosen

> Bruch der Immuntoleranz


2 - Ernährungsbedingte Dermatosen

© R. Mueller

Klinische Symptome

© R. Mueller

Abbildung 5 – Folgen des Pruritus bei einer Europäisch-Kurzhaar-Katze. Betroffen sind das Gesicht, der Kopf, die Ohrmuscheln und der Halsbereich in unterschiedlicher Ausdehnung.

Abbildung 6 – Charakteristische Effloreszenzen einer miliaren Dermatitis bei einer Europäisch-Kurzhaar-Katze. Kleine Papeln und Krusten am Körperstamm, typisch für die miliare Dermatitis

Die klinischen Symptome bei Katzen mit Futtermittelüberempfindlichkeit sind sehr vielfältig und umfassen Pruritus mit assoziierter Selbsttraumatisierung, eosinophile Granulome, respiratorische Symptome und gastrointestinale Probleme. Pruritus im Kopf- und Halsbereich Pruritus im Kopf- und Halsbereich wird bei Katzen mit Futtermittelüberempfindlichkeit beschrieben (Stogdale et al. 1982; Medleau et al. 1986; Guaguere 1993). In den betroffenen Hautarealen sind eine Alopezie, Krustenbildung und Ulzera als Folge der Selbsttraumatisierung festzustellen (Abbildung 5). Der Juckreiz ist oft sehr hochgradig und spricht in einigen Fällen nicht auf medikamentöse Therapiemaßnahmen an. Sekundärinfektionen mit Bakterien oder Hefen sind nicht selten. Der Juckreiz, und damit die sekundären Effloreszenzen, können sich im weiteren Verlauf auf andere Körperregionen ausdehnen und schließlich generalisiert auftreten. Miliare Dermatitis Kleine Papeln und Krusten, entweder lokalisiert (häufig im Kopf- und Halsbereich; Abbildung 6) oder generalisiert, können ebenfalls gelegentlich als kutane Manifestationen einer Futtermittelüberempfindlichkeit auftreten (Mueller 2000, Scott et al. 2001). In einer Studie zeigten 21 % aller Katzen mit Futtermittelüberempfindlichkeit dieses Hautreaktionsmuster (White & Sequoia 1989). In einer anderen Studie wies nahezu die Hälfte aller Katzen mit Futtermittelüberempfindlichkeit eine miliare Dermatitis auf (Carlotti et al. 1990). Nicht-entzündliche Alopezie Die selbst induzierte, bilateral symmetrische Alopezie ohne makroskopisch sichtbare Effloreszenzen der Haut ist ebenfalls ein häufiges Reaktionsmuster im Zusammenhang mit Futtermittelüberempfindlichkeiten bei Katzen (Mueller 2000; Scott et al. 2001). Die am häufigsten betroffenen Areale sind das ventrale Abdomen, die Inguinalregion, der Oberschenkelbereich und die Flanken (Abbildung 7). Nicht immer beobachten die Besitzer eine übermäßige Fellund Körperpflege als Ursache der Alopezie, da einige Katzen dieses Verhalten nur im Verborgenen und nicht in Gegenwart von Menschen an den Tag legen. In einer Studie zeigten 10 % aller Katzen mit nachgewiesener Futtermittelüberempfindlichkeit ausschließlich eine Alopezie. In einer weiteren Studie über 21 Katzen mit der Verdachtsdiagnose einer psychogenen Alopezie wurde schließlich bei mehr als der Hälfte der betroffenen Tiere eine Futtermittelüberempfindlichkeit festgestellt (Waisglass et al. 2006).

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Dermatologie

Dermatitis sind bei Hunden mit Futtermittelüberempfindlichkeit ein bekanntes Phänomen und können auch bei Katzen eine Rolle als begünstigende Faktoren spielen. In einer der ersten Studien zum Thema Futtermittelüberempfindlichkeit bei Katzen wiesen 3 von 14 untersuchten Katzen begleitend andere Überempfindlichkeitsreaktionen auf (White & Sequoia 1989). In einem vor kurzem veröffentlichten Bericht wurde bei 6 von 16 Katzen mit Allergien eine Kombination von Futtermittelüberempfindlichkeit und atopischer Dermatitis diagnostiziert (Waisglass et al. 2006). In einer weiteren Studie über 90 allergische Katzen wiesen 16 Tiere ausschließlich eine Futtermittelüberempfindlichkeit auf, 4 Katzen hatten eine begleitende atopische Dermatitis, und eine Katze wies zusätzlich eine allergische Flohbissdermatitis auf (Prost 1998). Nahezu ein Viertel aller betroffenen Katzen mit Futtermittelüberempfindlichkeit wies also begleitend andere Überempfindlichkeitsreaktionen auf.

Abbildung 7 – Folgen eines allergisch bedingten Juckreizes bei einer Europäisch-Kurzhaar-Katze. Nicht- entzündliche Alopezie im Flankenbereich und außen am Oberschenkel

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Eosinophiles Granulom Eosinophile Plaques sind die bei Katzen mit Futtermittelüberempfindlichkeit am häufigsten beobachteten Effloreszenzen des eosinophilen Granulomkomplexes; beschrieben werden aber auch andere Formen von Effloreszenzen wie lineare Granulome (White & Sequoia 1989; Carlotti et al. 1990). Bei eosinophilen Plaques handelt es sich um gut umschriebene, erythematöse, hochgradig pruriginöse und häufig ulzeröse Effloreszenzen, typischerweise im Bereich des Abdomens oder an der Schenkelinnenseite auftretend (Abbildung 8). Lineare Granulome sind dagegen nicht pruriginös, über die Hautoberfläche


Abbildung 8 – Eosinophile Plaques am Kopf einer Europäisch-Kurzhaar-Katze

Diagnose Die dermatologischen Symptome einer Futtermittelüberempfindlichkeit stellen sich in der Regel als ein sehr vielfältiges und wenig spezifisches Reaktionsmuster dar, dem wiederum zahlreiche potenzielle Ursachen zugrunde liegen können. Eine gründliche und systematische diagnostische Vorgehensweise ist deshalb bei diesen Patienten eine ganz wesentliche Voraussetzung für eine erfolgreiche Behandlung. Die Liste der Differenzialdiagnosen hängt von den im Einzelfall vorhandenen Hautreaktionsmustern ab und wird in Tabelle 6 zusammengefasst. Auch die Wahl der diagnostischen Tests oder diagnostischen Therapiemaßnahmen zum Ausschluss von Differenzialdiagnosen hängt in erster Linie von den vorhandenen klinischen Symptomen ab. Gängige Verfahren sind zytologische Hautuntersuchungen, oberflächliche und tiefe Hautgeschabsel, Pilzkulturen, diagnostische Ektoparasitenbehandlungen und Hautbiopsien.

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Intradermaltests / Serumtests auf nahrungsallergenspezifische IgE Es klingt zweifellos sehr verlockend, bei einem Patienten mit Futtermittelüberempfindlichkeit die nahrungsallergenspezifischen IgE zu bestimmen, auf diese Weise die auslösenden Nahrungsallergene zu ermitteln und

TABELLE 6 – WICHTIGE DIFFERENZIALDIAGNOSEN HÄUFIGER KUTANER REAKTIONSMUSTER IM ZUSAMMENHANG MIT FUTTERMITTELÜBEREMPFINDLICHKEITEN BEI DER KATZE Hautreaktion

Differenzialdiagnosen

Miliare Dermatitis

• Allergien (allergische Flohbissdermatitis, atopische Dermatitis, Futtermittelüberempfindlichkeit, allergische Mückenstichdermatitis) • Ektoparasiten (Hautmilben, Cheyletiellose, Ohrmilben) • Infektionen (Dermatophytose, bakterielle Infektion) • Immunvermittelte Dermatose (Pemphigus foliaceus) • Neoplasie (Mastzelltumor)

Selbst induzierte Alopezie

• Allergien (allergische Flohbissdermatitis, atopische Dermatitis, Futtermittelüberempfindlichkeit, allergische Mückenstichdermatitis) • Psychogene Alopezie • Arzneimittelreaktion

Pruritus im Kopfund Halsbereich

• Allergien (atopische Dermatitis, Futtermittelüberempfindlichkeit) • Ektoparasiten (Haut- und Ohrmilben) • Otitis externa • Neoplasie (epitheliotropes T-Zell-Lymphom)

Eosinophiles Granulom

• Allergien (allergische Flohbissdermatitis, atopische Dermatitis, Futtermittelüberempfindlichkeit, allergische Mückenstichdermatitis) • Idiopathisches eosinophiles Granulom

Abbildung 9 – Lineares Granulom im kaudalen Schenkelbereich bei einer Europäisch-Kurzhaar-Katze.

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Dermatologie

2 - Ernährungsbedingte Dermatosen

Gastrointestinale Störungen Erbrechen, Diarrhoe und/oder Flatulenz sind potenzielle klinische Symptome im Bereich des Verdauungstraktes bei Katzen mit Futtermittelüberempfindlichkeit (Guilford et al. 2001; Stogdale et al. 1982). Erbrechen kann innerhalb weniger Minuten bis einige Stunden nach der Nahrungsaufnahme auftreten und zeichnet sich oft durch seine Unregelmäßigkeit aus. Diarrhoe ist bei vielen betroffenen Katzen auf eine Dysfunktion des Dickdarms zurückzuführen. Oft sind deshalb ein vermehrter Defäkationsdrang sowie Schleim- und/oder Blutbeimengungen im Kot festzustellen. In einer Studie an 55 Katzen mit chronischen gastrointestinalen Problemen wurde bei nahezu einem Drittel aller betroffenen Tiere eine Futtermittelüberempfindlichkeit diagnostiziert. Diagnosekriterien waren die vollständige Remission der klinischen Symptome unter einer Eliminationsdiät und die anschließende Rezidivierung nach erneuter Fütterung der ursprünglichen Nahrung (Provokationstest). Bei den meisten Katzen fanden sich anamnestische Hinweise auf Erbrechen (56 %), und 25 % der Patienten wiesen eine chronische Diarrhoe auf. Die verbleibenden drei Katzen zeigten beide klinischen Symptome kombiniert (Guilford et al. 2001).

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erhaben, derb, gelblich und kommen am häufigsten im kaudalen Schenkelbereich vor (Abbildung 9).


2 - Ernährungsbedingte Dermatosen

Dermatologie

die Ergebnisse dieses Tests schließlich bei der Wahl der neuen Diätnahrung einzusetzen. Solche Tests werden zwar gelegentlich von einzelnen Personen und kommerziellen Labors angeboten, es liegen nach Meinung der Autoren bislang jedoch keine schlüssigen wissenschaftlichen Nachweise vor, die eine praktische Anwendung solcher Tests zur Diagnose von Futtermittelüberempfindlichkeiten rechtfertigen würden. Beim Hund zeigen veröffentlichte Daten, dass sich diese Tests vor allem durch eine hohe Unzuverlässigkeit auszeichnen (Jeffers et al. 1991, Kunkle & Horner 1992, Mueller & Tsohalis 1998; Jackson & Hammerberg 2002; Wilhelm & Favrot 2005). Bei der Katze werden antigenspezifische Serum-IgE bei Patienten mit Futtermittelüberempfindlichkeit nur in einer einzigen Studie evaluiert (Guilford et al. 2001). Dabei wies lediglich die Hälfte der Katzen mit bestätigter Futtermittelüberempfindlichkeit ein positives Testergebnis auf. Die Mehrzahl der Katzen tolerierte entweder das Nahrungsallergen, auf das sie positiv getestet worden waren, oder sie waren diesem Allergen niemals zuvor ausgesetzt, so dass eine Überempfindlichkeit als eher unwahrscheinlich zu gelten hatte. Lediglich 25 % der untersuchten Katzen zeigten Testergebnisse, die mit den Resultaten der ebenfalls durchgeführten Eliminationsdiät mit anschließender Reexposition (Provokationtest) übereinstimmten.

TABELLE 7 – BEISPIELE FÜR PROTEINQUELLEN IN ELIMINATIONSDIÄTEN BEI KATZEN • Ente • Fasan • Kaninchen • Pferd

• Reh • Strauß • Ziege

Zu Hause zubereitete Eliminationsdiäten Die gegenwärtig einzige zuverlässige Methode für die Diagnose einer Futtermittelüberempfindlichkeit bei der Katze ist die Fütterung einer kommerziellen oder zu Hause zubereiteten Eliminationsdiät mit einer neuen Proteinquelle, die die Katze bis zu diesem Zeitpunkt noch nie erhalten hat (Mueller 2000; Scott et al. 2001). Tabelle 7 listet einige Beispiele für Proteinquellen auf, die in Eliminationsdiäten eingesetzt werden können. In der Regel sind solche Eliminationsdiäten nährstoffmäßig nicht ausgewogen, bei adulten Tieren sind jedoch über den relativ begrenzten Zeitraum einer solchen Diät (Versuchsperiode von bis zu 12 Wochen) keine klinisch apparenten Nebenwirkungen oder Mangelerscheinungen zu erwarten. Die Proteinquelle sollte gekocht, gegrillt oder in der Mikrowelle erhitzt werden. Die Zubereitungsmethode richtet sich nach den individuellen Umständen und den Vorlieben bzw. Abneigungen der Besitzer und der Katze. Einige Katzen akzeptieren eine Mischung aus einer Protein- und einer Kohlenhydratquelle, so dass in diesen Fällen eine Kombination aus beiden Bestandteilen gefüttert werden kann. Erfahrungsgemäß werden die meisten Katzen jedoch eine ausschließlich aus Proteinquellen bestehende Nahrung vorziehen. Der Tauringehalt des in der Nahrung vorhandenen Fleisches ist für Katzen in der Regel zwar ausreichend hoch (Wills 1991), insbesondere bei jungen Tieren auf einer zu Hause selbst zubereiteten Eliminationsdiät empfiehlt sich jedoch eine Supplementierung mit Vitaminen und Mineralstoffen, frei von Aromen oder anderen Zusatzstoffen (Wills 1991; Scott et al. 2001). Kommerzielle Eliminationsdiäten Da alternative Proteinquellen oftmals nur sehr schwierig zu beziehen sind und eine meist aufwendige Zubereitung erfordern, bevorzugen nicht wenige Besitzer ausschließlich kommerzielle Fertigprodukte. Der Markt bietet heute zwar zahlreiche hypoallergene Diätfuttermittel, dennoch ist stets zu bedenken, dass die Häufigkeit einer Überempfindlichkeitsreaktion auf ein Protein an allererster Stelle von der Häufigkeit der Exposition abhängt, also der Häufigkeit in der dieses Protein an unsere felinen Hausgenossen gefüttert wird. So sind die in der Vergangenheit aufgrund ihrer seltenen Anwendung oft als erste Wahl für Eliminationsdiäten genannten Proteinquellen Lamm, Fisch und Huhn neueren Studien zufolge heute gelegentlich an Futtermittelüberempfindlichkeiten bei einzelnen Katzen beteiligt. Bei individuellen Patienten können sich

ABBILDUNG 10 – HYDROLYSIERTE PROTEINE HABEN EINE GERINGERE ANTIGENITÄT ALS INTAKTE PROTEINE Intaktes Protein

Hydrolysiertes Protein Histamin

Ig

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Die Degranulation von Mastzellen (eine Freisetzung des für die Entzündung verantwortlichen Histamins auslösend) ist die Folge der Bindung von zwei Aminosäuresequenzen oder Epitopen an zwei auf der Oberfläche der Mastzelle sitzende Immunglobuline (Ig). Je niedriger das Molekulargewicht eines Proteins, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass es diese zwei hierfür verantwortlichen Aminosäuresequenzen trägt.


Diese kleineren Peptide besitzen ein geringeres allergenes Potenzial, sind leichter verdaulich und führen daher zu einer geringeren Stimulation des gastrointestinalen Immunsystems. Hydrolysierte Diätfuttermittel sind also theoretisch die am besten geeigneten kommerziellen Eliminationsdiäten. Verschiedene Studien belegen eine klinische Besserung bei allergischen Hunden, die hydrolysierte Diäten bekommen (Biourge et al. 2004; Loeffler et al. 2004; Loeffler et al. 2006). Nach Kenntnis der Autoren wurden entsprechende Studien bei Katzen bislang nicht durchgeführt. Begleitende Behandlung Antipruriginöse und/oder antimikrobielle Behandlungen können während der Eliminationsdiät als unterstützende Maßnahmen angezeigt sein. Darüber hinaus können betroffene Katzen unter begleitenden Erkrankungen leiden, die eine fortgesetzte Applikation von Arzneimitteln erforderlich machen. In diesen Fällen gilt es, aromatisierte Arzneimittel zu vermeiden, da bereits geringste Mengen eines auslösenden Allergens klinische Symptome auslösen können, die eine Remission unter der Eliminationsdiät verhindern. Werden die Medikamente über das Futter oder mit Hilfe von Snacks verabreicht, muss auch hierbei jede bereits zuvor gefütterte Proteinquelle vermieden werden.

Leben mehrere Katzen im Haushalt, muss entweder der überempfindlichen Katze der Zugang zum Futter der anderen Tiere verwehrt werden, oder aber alle Katzen erhalten vorübergehend die Eliminationsdiät.

© Yves Lanceau/RC/ Europäische Kurtzhaar

Alternativ können für Eliminationsdiäten Futtermittel auf der Basis von Proteinhydrolysaten verwendet werden. Das Ziel der Hydrolysierung ist die Zerlegung der Proteine in kleinere Peptide mit geringerem Molekulargewicht (Abbildung 10).

Besondere Situationen Haushalte mit mehreren Tieren Leben mehrere Tiere in einem Haushalt, müssen die anderen Tiere separat gefüttert werden. Dies gelingt nur, wenn die Tiere vollständig getrennt untergebracht werden oder wenn die gesunden Tiere sehr schnell fressen und ihre Futternäpfe in einem Raum ohne den Patienten mit Verdacht auf eine Futtermittelüberempfindlichkeit in sehr kurzer Zeit leeren. Ist diese strikte Trennung nicht zu gewährleisten, empfiehlt es sich, alle Tiere im Haushalt mit der Eliminationsdiät zu füttern, um zu verhindern, dass der Patient das „normale“ Futter der anderen Tiere aufnehmen kann. Dies würde eine klinische Besserung und damit den diagnostischen Erfolg der Eliminationsdiät mit hoher Wahrscheinlichkeit gefährden. Katzen, die im Freien leben Viele Katzen leben überwiegend im Freien oder haben freien und unbegrenzten Zugang nach draußen. Da nicht auszuschließen ist, dass diese Katzen auch Futter in Nachbars Garten oder aus anderen unkontrollierten Quellen fressen, sollten sie im Idealfall für die Dauer der Eliminationsdiät im Haus eingesperrt werden. Allerdings kann sich die praktische Umsetzung dieser Empfehlung sowohl für den Besitzer als auch für die Katze selbst durchaus als eine sehr schwierige Herausforderung erweisen.

Katzen, die es gewohnt sind, Mäuse oder Vögel zu jagen, werden dieses natürliche Verhalten auch während der Eliminationsdiät ausleben wollen. Im Idealfall sollten diese Patienten für die Dauer der Eliminationsdiät und der anschließenden Provokationsdiät im Haus eingesperrt werden.

© Yves Lanceau/RC/Bengalesen

Wählerische Katze Einige Katzen lehnen das neue Futtermittel der Eliminationsdiät kategorisch ab. Katzen können in dieser Beziehung sehr willensstark sein, und die meisten Besitzer tolerieren die Ablehnung eines Futtermittels nicht länger als einige wenige Tage. Um die Akzeptanz einer zu Hause zubereiteten Diät zu erhöhen, kann man versuchen, das Futter leicht anzuwärmen, es sehr leicht zu salzen oder aber auf eine alternative Weise zuzubereiten. Bei kommerziellen Futtermitteln kann die Akzeptanz der neuen Nahrung auf dem Wege einer schrittweisen Futterumstellung über einen Zeitraum von drei bis vier Tagen verbessert werden. Erweist sich keine dieser Maßnahmen als hilfreich, muss unter Umständen eine neue Eliminationsdiät anderer Zusammensetzung formuliert werden. Überwachung der Eliminationsdiät Die strikte Einhaltung der Eliminationsdiät kann sich gelegentlich als schwierige Aufgabe erweisen, und zwar nicht nur für die

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Dermatologie

2 - Ernährungsbedingte Dermatosen

diese Inhaltsstoffe zwar immer noch als wirksam erweisen, letztlich geeignet für eine Eliminationsdiät sind jedoch ausschließlich Futtermittel mit Proteinen, für die mit hoher Sicherheit gesagt werden kann, dass sie ausschließlich aus ausgewählten Quellen stammen, die der individuelle Patient in seinem bisherigen Leben noch nie bekommen hat.


3 - Stoffwechselkrankheiten

Dermatologie

TABELLE 8 – BEISPIEL FÜR EINEN JUCKREIZ-SCORE Bewertung

Beschreibung

0

kein Juckreiz

1

diskreter Juckreiz, vom Besitzer nicht spontan beschrieben, weniger als eine Stunde pro Tag

2

mittelgradiger Juckreiz, vom Besitzer spontan beschrieben, eine bis drei Stunden pro Tag

3

hochgradiger Juckreiz, drei bis sechs Stunden pro Tag

4

höchstgradiger Juckreiz, permanent vorhanden und auch während der Konsultation zu beobachten, Schlafstörungen

Katze selbst, sondern auch für den Besitzer und sein Umfeld. Eine umfassende Information und Beratung des Besitzers, unterstützt durch schriftliche Instruktionen, erhöht die Erfolgsaussichten beträchtlich. Alle Familienmitglieder und Besucher der Familie müssen umfassend über die Notwendigkeit einer strikten Einhaltung der Diätvorschriften informiert werden. Ein Telefonanruf eines Praxismitarbeiters einige Tage nach Einleitung der Eliminationsdiät erweist sich oft als ein sehr hilfreiches Mittel, um eventuell auftretende Probleme rechtzeitig zu erkennen und sämtliche Fragen des Besitzers zu beantworten. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen nach drei bis vier und erneut nach sechs bis acht Wochen sind erforderlich, um die Compliance zu überwachen und den Besitzer neu zu motivieren und emotional zu unterstützen. Abhängig vom gewählten Futter kann die Katze Körpergewicht zunehmen oder auch verlieren. Der Besitzer wird angewiesen, die Gewichtsentwicklung seiner Katze zu verfolgen und die Futterrationen im Falle einer Gewichtszunahme entsprechend zu reduzieren. Verliert der Patient an Gewicht, werden die Rationen entsprechend erhöht. Dauer der Diät und Interpretation der Ergebnisse Die Eliminationsdiät sollte über einen Zeitraum von mindestens sechs bis acht Wochen durchgeführt werden. Wird die klinische Remission schneller erreicht, kann die diagnostische Fütterung natürlich früher abgebrochen werden. Nach Abschluss der Eliminationsdiät bekommt der Patient erneut die ursprüngliche Nahrung (Provokationstest) und sollte im positiven Fall innerhalb von wenigen Stunden bis maximal zwei Wochen ein Rezidiv der klinischen Symptome entwickeln. Endgültig bestätigt wird die Diagnose einer Futtermittelüberempfindlichkeit schließlich durch die erneute Einleitung der Eliminationsdiät mit nachfolgend erneuter Besserung der klinischen Symptome. Kommt es nach zweiwöchiger Provokationsdiät nicht zu einer Verschlechterung der Symptomatik, so ist die Besserung der Symptome mit hoher Wahrscheinlichkeit auf andere Faktoren zurückzuführen, wie zum Beispiel die Behandlung von Sekundärinfektionen, den Wechsel der Jahreszeit oder eine begleitende diagnostische Behandlung gegen Ektoparasiten. Ist die eingetretene Besserung spektakulärer Natur und kommt es zu einer vollständigen Remission der klinischen Symptome, so fällt die Beurteilung des Erfolges eindeutig aus. Kommt es dagegen nur zu einer partiellen klinischen Besserung, gestaltet sich die Interpretation des Behandlungsergebnisses schon sehr viel schwieriger. Scoring-Systeme für die Beurteilung des Juckreizes (Tabelle 8) und/oder der Effloreszenzen oder Digitalfotos zur Dokumentation des Behandlungserfolges können sich bei diesen Patienten als wertvolle Hilfsmittel erweisen. Um die Diagnose abzusichern, ist eine Provokationsdiät bei diesen zunächst nur partiell ansprechenden Patienten jedoch ebenso wichtig wie bei Katzen mit vollständiger Remission. Eine sequenzielle Reexposition mit Wiedereinführung jeweils einer Proteinquelle alle ein bis zwei Wochen ermöglicht eine genaue Identifizierung der auslösenden Allergene. Viele Besitzer verweigern sich jedoch einer solchen sequenziellen Reexposition aufgrund der damit verbundenen emotionalen und organisatorischen Belastungen. Zu berücksichtigen ist aber, dass die genaue Kenntnis der beteiligten Allergentypen in vielen Fällen dazu führt, dass man eine deutlich breitere Auswahl an langfristig verträglichen Diätfuttermitteln bekommt. Alternativ besteht die Möglichkeit, die erfolgreiche Eliminationsdiät lebenslang zu verabreichen. Handelt es sich dabei um eine zu Hause selbst zubereitete Diätnahrung, sollte jedoch stets ein Ernährungsspezialist hinzugezogen werden, um eine ausgewogene Ernährung sicherzustellen und die Entstehung von Nährstoffmängeln zu vermeiden.

3 - Stoffwechselkrankheiten Erythema necrolytica migrans Das Erythema necrolytica migrans (oberflächliche nekrolytische Dermatitis, hepatokutanes Syndrom) ist eine Hauterkrankung des Menschen, die in den meisten Fällen als sekundäre Folge eines Glukagon bildenden Pankreastumors auftritt (Tierney und Badger 2004). Bei Hunden und Katzen werden als Ursachen dieser metabolischen Dermatose darüber hinaus Lebererkrankungen, maligne andere innere Tumore als Pankreastumoren und sogar die Applikation von Glukokortikoiden beschrieben (Mullans & Cohen 1998; Tierney & Badger 2004). Beim Hund und bei der Katze werden synonyme Bezeichnungen wie diabetische Dermatopathie, hepatokutanes Syndrom, metabolische Epidermalnekrose oder oberflächliche nekrolytische Dermatitis verwendet. Eine allgemein anerkannte und standardisierte Nomenklatur gibt es bislang jedoch nicht (Scott et al. 2001). Die häufigsten Ursachen beim Hund sind Lebererkrankungen, Hyperadrenokortizismus, Diabetes mellitus, Pankreastumore und die Applikation von Phenobarbital (Gross et al. 1993; Yoshida et al. 1996; Torres et al. 1997; March et al. 2004). Zwei der vier in der Literatur beschriebenen Katzen mit Erythema necrolytica 64


Erkrankte Katzen zeigen unspezifische klinische Symptome wie Stomatitis, Gingivitis, Alopezie, vermehrte Schuppenbildung und geringgradige Krustenbildung. Die Effloreszenzen sind bilateral symmetrisch und treten vorwiegend im Bereich der Achseln, am Abdomen, in der Inguinalregion und am Schwanz auf. Bei einer Katze waren die Pfotenballen und die mukokutanen Übergänge betroffen. Hautbioptate zeigen diagnostische histopathologische Muster einer hochgradigen Parakeratose mit hochgradiger Ödematisierung der oberen Epidermisschichten und eine unregelmäßige epidermale Hyperplasie mit gering- bis mittelgradiger Entzündung der darunter liegenden Dermis und ihrer Anhangsgebilde. Bei der sonographischen Untersuchung des Abdomens kann eine diffuse, grobkörnige Echogenität mit netzartigem Muster der Leber oder eine Pankreaszubildung auffallen.

TABELLE 9 – URSACHEN FELINER XANTHOME • Diabetes mellitus • Langzeitbehandlung mit Megestrolacetat • Kongenitaler Lipoproteinlipasemangel • hohe diätetische Fettaufnahme • idiopathische Xanthome

Beim Menschen besteht die Behandlung des Erythema necrolytica migrans aus der Entfernung des Pankreastumors, in deren Folge sich die Effloreszenzen ohne weitere Behandlungsmaßnahmen zurückbilden (Chastain 2001; Zhang et al. 2004). Auch bei Hunden führte die Entfernung eines Pankreastumors zu einer vollständigen klinischen Remission (Torres et al. 1997). In den meisten Fällen liegt ursächlich jedoch eine fortgeschrittene Lebererkrankung zugrunde. Bei diesen Patienten kann sich eine diätetische Unterstützung mit qualitativ hochwertigen Proteinquellen, wie zum Beispiel Ei, kombiniert mit einer Zinkund Fettsäuresupplementierung, als therapeutisch hilfreich erweisen. In hochgradigen Fällen kann die intravenöse Gabe von Aminosäuren zu einer temporären Remission führen (Gross et al. 1993; Outerbridge et al. 2002). Gelingt es jedoch nicht, die zugrunde liegende Ursache zu beseitigen oder erfolgreich zu behandeln, ist die Prognose schlecht. Eine erfolgreiche Behandlung bei Katzen wurde bislang nicht beschrieben.

© R. Mueller

Xanthom

Die Effloreszenzen entwickeln sich am häufigsten im Kopfbereich und hier insbesondere in der periaurikulären Region und an den Ohrmuscheln (Abbildung 11). Auch knöcherne Prominenzen können betroffen sein. Die Bestätigung der Diagnose erfolgt auf histologischem Weg. Charakteristisch ist eine knotig bis diffus granulomatöse Entzündung mit schaumigen Makrophagen und mehrkernigen Riesenzellen. Diabetes mellitus und eine übermäßige diätetische Fettzufuhr sollten bei Patienten mit Xanthomverdacht als potenziell zugrunde liegende Ursachen ausgeschlossen werden.

© V. Biourge

Bei felinen Xanthomen handelt es sich um gutartige, granulomatöse Fettablagerungen in der Haut mit mehreren potenziellen Ursachen (Tabelle 9). Eine mögliche Ätiologie ist eine erbliche Hyperlipoproteinämie (Jones et al. 1986; Johnstone et al. 1990; Grieshaber 1991). Die Ursache ist ein kongenitaler Mangel an Lipoproteinlipase, eines Enzyms, das für die Hydrolyse der Lipide in den Chylomikronen und die Freisetzung freier Fettsäuren in den peripheren Geweben verantwortlich ist (Bauer & Verlander 1984). Xanthome werden auch bei Katzen mit Diabetes mellitus beschrieben (Kwochka & Short 1984; Jones et al. 1986). In einer Fallreihe von fünf Katzen wird die häufige Gabe fettreicher Snacks wie Sahne, Butter und Eiscreme als mögliche Ursache genannt, und alle beschriebenen Katzen sprachen auf eine fettarme Diät an (Vitale et al. 1998). Pathogenetisch wird beim Menschen ein Austritt von Lipoproteinen aus den Kapillaren in das Gewebe mit nachfolgender extra- und intrazellulärer Ablagerung vermutet, ein Prozess, der auf ähnliche Weise auch bei betroffenen Katzen zugrunde liegen könnte. Darüber hinaus kann auch ein idiopathisches felines Xanthom vorkommen (Denerolle 1992).

Abbildung 11 - Xanthome bei der Katze. Die klinischen Symptome eines Xanthoms bei der Katze umfassen gelblich-weiß schimmernde Papeln, Plaques und Knoten, die ulzerieren können.

Die Therapie besteht aus der Behandlung der zugrunde liegenden Erkrankung und der Fütterung einer fettarmen Diät (weniger als 25 % der Kalorien in Form von Fett). Nach erfolgreicher Einstellung eines Diabetes mellitus kann die Ernährung wieder auf einen „normalen“ Fettgehalt umgestellt werden. Bei Patienten mit idiopathischen oder kongenitalen Xanthomen kann es sich jedoch als sinnvoll erweisen, die fettarme Diät lebenslang fortzusetzen. Effloreszenzen, die infolge einer tatsächlich zugrunde liegenden Ursache entstanden sind, heilen spontan ab, sobald diese Ursache erfolgreich behandelt ist. Generell empfohlen wird eine fettarme Diät, die sich insbesondere bei Katzen mit der idiopathischen Form des Xanthoms als sinnvoll erweist. 65

Dermatologie

3 - Stoffwechselkrankheiten

migrans litten unter Lebererkrankungen, die anderen beiden wiesen Pankreastumore auf (Patel et al. 1996; Godfrey & Rest 2000; Beardi 2003; Kimmel et al. 2003). Die genaue Pathogenese dieser Erkrankung ist bislang nicht geklärt, diskutiert werden jedoch ein Aminosäuremangel, ein Fettsäuremangel und/oder ein Zinkmangel beim Hund (Outerbridge et al. 2002; Tierney & Badger 2004).


4 - Diätetische Therapiemöglichkeiten in der Dermatologie

Stumpfes Fell, trockene Haut (Xerosis cutis) Der Glanz des Haarkleides hängt unter anderem von der Zusammensetzung des von den Talgdrüsen gebildeten und anschließend in den Haarfollikeln gespeicherten Talges ab. Die Lipidzusammensetzung des Talges ist speziesspezifisch und beim Hund auch rassespezifisch (Dunstan et al. 2000). Die Talgbildung und die Talgqualität werden jedoch auch durch die Ernährung beeinflusst (Macdonald et al. 1983). Trockene Haut (Xerosis cutis) wird durch einen verminderten Wassergehalt der Haut hervorgerufen. Zugrunde liegt ein vermehrter Wasserverlust durch Verdunstung, entweder infolge einer niedrigen Luftfeuchtigkeit oder aber aufgrund vermehrter transepidermaler Feuchtigkeitsverluste. Bei der Katze gilt Linolsäuremangel als eine mögliche Ursache für erhöhte Wasserverluste über die Haut (Macdonald et al. 1983).

Schwarzes Fell mit rötlich-braunem Schimmer Bei einigen schwarzen Katzen bekommt das Fell einen rötlich-braunen Schimmer. Diese Farbveränderung hängt mit niedrigen Tyrosinkonzentrationen im Plasma zusammen. Sie kann bei Katzen durch eine tyrosinarme Ernährung induziert werden und lässt sich durch eine Ernährung mit hohen Tyrosin- oder Phenylalaninkonzentrationen wieder umkehren. Die gegenwärtig empfohlenen diätetischen Tyrosin- und Phenylalaninkonzentrationen für Katzenwelpen im Wachstum liegen unter den Konzentrationen, die erforderlich wären, um eine maximale Melaninsynthese und damit eine maximale Fellfarbintensität bei adulten schwarzen Katzen zu unterstützen. Der Bedarf scheint höher zu liegen als eine Kombination von 4,5 g Tyrosin plus 12 g Phenylalanin pro Kilogramm Futter, aber niedriger als 24 g Phenylalanin allein /kg Futtermittel (Yu et al. 2001).

Wundheilung Mit dem Ziel, die Wundheilung zu optimieren und wundheilungsfördernde Nahrungssupplemente für die präund postoperative Periode zu entwickeln, haben Ernährungswissenschaftler Möglichkeiten zur Förderung der Reepithelisierung und zur Stimulierung des Immunsystems zur Verminderung sekundärer Wundinfektionen untersucht. In der Humanmedizin gibt es heute zahlreiche oral zu verabreichende Präparate mit entsprechender Indikation. Nach Kenntnis der Autoren stehen solche Produkte für Katzen bislang nicht zur Verfügung. Protein- und Zinkmangel gehen mit einer verzögerten Wundheilung einher. Insbesondere bei verletzten Tieren sollte deshalb auf eine optimale diätetische Protein- und Zinkversorgung geachtet werden (Robben et al. 1999). Eisen und Vitamin C spielen eine wichtige Rolle bei der Bildung von Prolin, einer zentralen Aminosäure in der Struktur des Kollagens. Eisenmangel beeinträchtigt die Qualität von Narbengewebe. Eine Ernährung ohne einen zur Sicherstellung einer optimalen Melaninsynthese ausreichenden Gehalt an Tyrosin und/oder Phenylalanin führt bei schwarzen Katzen zu einer rötlichbraunen Verfärbung des Fells.

Omega-3-Fettsäuren haben einen wundheilungsfördernden Effekt bei Hunden (Scardino et al. 1999). Vitamin E-Supplemente schützen mehrfach ungesättigte Fettsäuren (MUF) vor Oxidation. Auch Curcumin, Aloe Vera und Bromelain haben nachweislich eine positive Wirkung auf den Wundheilungsprozess bei Hunden (Fray et al. 2004). Nach Kenntnis der Autoren liegen entsprechende Daten für Katzen nicht vor.

Allergische Dermatosen bei der Katze Bei der atopischen Dermatitis der Katze handelt es sich um eine multifaktorielle Erkrankung. Im Unterschied zu Menschen oder Hunden mit atopischer Dermatitis zeigen betroffene Katzen zahlreiche verschiedene klinische Reaktionsmuster (Bettenay 2000; Rees 2001) (Tabelle 4). Andere häufige Ursachen für diese Reaktionsmuster sind die allergische Flohbissdermatitis und die Futtermittelüberempfindlichkeit (siehe oben). Die Ernährung bzw. diätetische Maßnahmen können bei diesen felinen Patienten auf mehreren Wegen und mit unterschiedlichen Zielsetzungen eingesetzt werden.

> Entzündungslinderung mit mehrfach ungesättigten Fettsäuren Langkettige, mehrfach ungesättigte Fettsäuren (MUF) lindern nachweislich die Symptome der miliaren Dermatitis (Harvey 1991 und 1993; Lechowski et al. 1998). Das Fettsäureprofil im Plasma erkrankter Katzen unterscheidet sich von dem gesunder Katzen. Eine Supplementierung mit Omega3-Fettsäuren steigert die Plasmakonzentrationen von EPA und DHA, senkt die Konzentration der Dihomo-Gamma-Linolensäure (DGLA)

© V. Biourge

Dermatologie

4 - Diätetische Therapiemöglichkeiten in der Dermatologie

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(Nach Watson, 2003)

Einschichtige Keratinozytenlage

> Prävention, Kontrolle und Behandlung von Futtermittelüberempfindlichkeiten Bis zu 40 % aller Katzen mit atopischer Dermatitis weisen begleitend eine Futtermittelüberempfindlichkeit auf (Waisglass et al. 2006). Behandelt werden diese Futtermittelüberempfindlichkeiten entweder durch Verwendung von Futtermitteln, die frei von den auslösenden Proteinallergenen sind, oder durch Diätfuttermittel mit hydrolysierten Proteinen, in denen die antigenen Proteine zu Peptiden von so geringer Größe zerkleinert wurden, dass allergische Reaktionen bei vielen Patienten ausbleiben.

> Wiederherstellung und Stärkung der Hautbarriere Bei Hunden mit atopischer Dermatitis werden Defekte der interzellulären Ceramide beschrieben, die vermutlich erhöhte transepidermale Wasserverluste, eine erleichterte und vermehrte Penetration von Antigenen und eine gesteigerte Adhärenz von Staphylokokken verursachen, ähnlich wie dies auch bei Menschen mit atopischer Dermatitis zu beobachten ist. In-vitro-Studien (Keratinozytenkulturen) am Waltham Forschungszentrum belegen, dass bestimmte Nährstoffe (insbesondere Nicotinamid, Pantothensäure, Histidin, Inositol und Cholin) die Struktur und die Funktionen der Haut verbessern. Andere Nährstoffe (Pyridoxin und Prolin) stimulieren die Synthese von Ceramiden (Watson et al. 2006) (Abbildung 12).

Inkubation mit den zu testenden Supplementen + einem radioaktiven Marker (14C-Serin für Ceramide und 14C-Acetat für Sterole und Fettsäuren)

Bestimmung der Lipidsynthese durch Messung der Radioaktivität der normalen Zellen im Vergleich zu den supplementierten Zellen

Extraktion der Lipidverbindung

Die Ergebnisse zeigen, dass die getesteten Substanzen die Hautzellen positiv beeinflussen und die Funktion der Haut stärken.

Bestätigt wurden diese In-vitro-Ansätze auch im Rahmen von In-vivo-Studien. So gingen die transkutanen Flüssigkeitsverluste bei atopischen Hunden nach neunwöchiger Supplementierung der Nahrung mit einem aus Nicotinamid, Pantothensäure, Histidin, Inositol und Cholin bestehenden Futterzusatz signifikant zurück. Eine Reduktion der Flüssigkeitsverluste und damit die Besserung der Xerosis cutis kann zum einen die Penetration von Allergenen verringern, zum anderen aber auch zur Begrenzung einer bakteriellen und mykotischen Besiedelung beitragen, welche wiederum die Entwicklung der atopischen Dermatitis begünstigen kann. Leider gibt es nach Kenntnis der Autoren keine entsprechenden Untersuchungen an Katzen.

Verschiedene Hauterkrankungen > Urticaria pigmentosa Essenzielle Fettsäuren unterstützen Untersuchungen zufolge die Kontrolle von Exazerbationen der felinen Urticaria pigmentosa, einer makulopapulösen Eruption am ventralen Körperstamm mit perivaskulären bis diffusen mastozytären und eosinophilen Infiltraten in der Dermis (Noli et al. 2004).

> Dermatosparaxis (Kutane Asthenie, Ehlers-Danlos-like Syndrome)

> Feline Akne Die feline Akne ist gekennzeichnet durch Komedonen und Krusten im Bereich von Kinn und Lippen (Abbildung 13). Die idiopathische Form der felinen Akne gilt als eine Störung der follikulären Keratini-

© R. Mueller

Bei der Dermatosparaxis handelt es sich um eine erbliche Bindegewebserkrankung, die durch eine erhöhte Elastizität und eine ungewöhnliche Zerreißbarkeit der Haut gekennzeichnet ist. Zugrunde liegt eine Kollagensynthesestörung bzw. mangelhafte Ausbildung der Kollagenvernetzung. Vitamin C ist ein notwendiger Bestandteil für die Kollagensynthese und kann sich deshalb bei der Behandlung von Katzen mit dieser Erkrankung als hilfreiches Supplement erweisen. Im Unterschied zum Hund zeigten zwei mit Vitamin C behandelte Katzen mit Dermatosparaxis keine Besserung (Scott et al. 2001), wohingegen einer der Autoren (Mueller, persönliche Beobachtungen) bei zwei Katzen mit diesem Syndrom nach Behandlung mit Vitamin C eine klinische Besserung feststellen konnte. Abbildung 13 – Europäisch-Kurzhaar-Katze mit feliner Akne. Komedonen und kleine Krusten ventral am Kinn. 67

Dermatologie

ABBILDUNG 12 – MESSUNG DER SYNTHESE VON HAUTLIPIDEN

4 - Diätetische Therapiemöglichkeiten in der Dermatologie

und führt letztlich zu einer klinischen Besserung. Eine Kombination von Fischöl (Omega-3) und Nachtkerzenöl (Omega-6) zeigt eine höhere Ansprechrate als Fischöl allein (Harvey 1993). Auch einige Katzen mit eosinophilem Granulom, einem weiteren häufig im Zusammenhang mit felinen Allergien zu beobachtenden klinischen Reaktionsmuster, sprechen auf eine Fettsäuresupplementierung an (Scott et al. 2001).


Schlussfolgerung

> Verschiedene immunvermittelte Erkrankungen Beim Pemphigus foliaceus handelt es sich um eine immunvermittelte, pustulöse bis krustöse Hauterkrankung (Abbildung 14), die gekennzeichnet ist durch eine Akantholysis der Keratozyten. Im typischen Fall wird eine immunsuppressive Therapie mit Glukokortikoiden oder Chlorambucil eingeleitet. Eine Supplementierung mit Vitamin E und Fettsäuren hat sich bei einzelnen Patienten als hilfreiche unterstützende Maßnahme erwiesen (Scott et al. 2001). Die Gabe von Vitamin E und essenzielle Fettsäuren wird zudem auch als ergänzende Behandlung bei felinem diskoiden Lupus erythematosus empfohlen (Scott et al. 2001).

© R. Mueller

Dermatologie

sierung (Scott et al. 2001). Die Erkrankung spricht auf einige topische antimikrobielle Wirkstoffe an, und Katzen mit rezidivierender feliner Akne profitieren von einer diätetischen Fettsäuresupplementierung (Rosenkrantz 1991).

Prophylaktische Ernährung Abbildung 14 – Katze mit Pemphigus foliaceus. Krusten auf der Innenseite der Ohrmuschel.

TABELLE 10 - BEISPIELE FÜR ERNÄHRUNGSEMPFEHLUNGEN ZUR SENKUNG DES NAHRUNGSMITTELALLERGIERISIKOS BEI KINDERN

In der felinen Dermatologie haben diätetische Interventionen bis heute fast ausschließlich therapeutischen Charakter. In der Humandermatologie wird die Ernährung dagegen vielfach auch präventiv eingesetzt. Das Kernproblem präventiver diätetischer Interventionen ist die Identifizierung derjenigen Patienten, die entsprechende Risiken aufweisen. Bei den meisten als Gesellschaftstiere gehaltenen Katzen handelt es sich um Europäisch-Kurzhaar-Katzen, und die Mehrzahl der Hauterkrankungen bei Katzen weist keine eindeutige Rasseprädisposition auf. Dennoch zeigen einige wenige und seltene Dermatosen, wie zum Beispiel die Futtermittelüberempfindlichkeit bei Siamkatzen, gewisse rassespezifische Prädispositionen und könnten folglich von einem solchen präventiven Ansatz profitieren. Der endgültige Nachweis hierfür muss jedoch zunächst noch mit Hilfe kontrollierter klinischer Prospektivstudien erbracht werden.

> Hochverdauliche Nahrungsmittel

• Stillen über 3 bis 6 Monate • Verwendung von Hydrolysaten, wenn Stillen nicht möglich ist • Verzicht auf Erdnüsse und Meeresfrüchte während der Schwangerschaft und während der Stillzeit • Verzicht auf Risikolebensmittel (Erdnüsse, Haselnüsse, Meeresfrüchte) bei Kindern unter drei Jahren

In der Humanmedizin werden Hydrolysate vorwiegend in der Prävention von Nahrungsmittelüberempfindlichkeiten bei Kindern mit hohem Allergierisiko oder deren Müttern eingesetzt. Ziel ist es, das Risiko einer Entwicklung klinischer Manifestationen einer Atopie zu senken (Tabelle 10). Zu klären bleibt, ob ein solcher Ansatz auch in der felinen Medizin sinnvoll ist.

> Probiotika Beim Menschen gibt es einen signifikanten Unterschied zwischen der Darmflora gesunder und atopischer Babys (Bjorksten et al. 2001). Es konnte nachgewiesen werden, dass die diätetische Supplementierung schwangerer und stillender Mütter mit Lactobacillus rhamnosus die klinischen Manifestationen der Atopie bei ihren Kindern signifikant reduziert (Kalliomaki et al. 2003). Darüber hinaus verbessert eine diätetische Supplementierung mit Laktobazillen die klinischen Symptome atopischer Kinder (Rosenfeldt et al. 2003). Bei der Katze ist die Zufuhr von Probiotika über das Futter oder in Kapselform mit zahlreichen Problemen behaftet. In einer jüngsten Studie stellte sich heraus, dass keines der getesteten probiotischen Supplemente alle angegebenen Bakterien enthielt (Weese & Arroyo 2003). Eine Möglichkeit besteht jedoch darin, Probiotika in Trockenfutter zu integrieren. In der Tat konnte eine positive Wirkung auf die feline Immunantwort nach entsprechender Supplementierung beobachtet werden (Marshall-Jones et al. 2006). Um zu klären, ob Probiotika tatsächlich erfolgreich in der Prävention oder in der Behandlung der Atopie bei Katzen einsetzbar sind, bedarf es jedoch zunächst weiterer klinischer Studien.

Schlussfolgerung Die Ernährung spielt sowohl für den Erhalt der kutanen Homöostase als auch bei der Behandlung zahlreicher entzündlicher Hauterkrankungen eine wichtige Rolle. Die anamnestische Erfassung der Ernährung eines Patienten sollte deshalb ein integraler Bestandteil eines jeden dermatologischen Vorberichts sein. Die Korrektur diätetischer Imbalanzen (insbesondere die Versorgung mit Fettsäuren und Tyrosin betreffend) ist eine entscheidende Voraussetzung für die erfolgreiche Behandlung von Hauterkrankungen. In der diätetischen Behandlung zahlreicher Dermatosen spielen verschiedene Nährstoffe eine Rolle, die die Funktion der Hautbarriere stärken oder das Immunsystem modulieren, entweder aufgrund ihrer entzündungshemmenden Wirkung oder aufgrund ihrer immunstimulierenden Eigenschaften. In der Zukunft wird die präventive Bedeutung der Ernährung bzw. der klinischen Diätetik möglicherweise noch stärker als bislang in den Mittelpunkt des Interesses rücken. Als ein weiterer wichtiger Aspekt wird sich zukünftig die genaue Bestimmung des optimalen Typs und der optimalen Dosis von Fettsäuresupplementen zum größtmöglichen Nutzen für unsere felinen Patienten erweisen.

68


F

A

Welche Nährstoffmängel stellen die häufigsten Probleme in der felinen Dermatologie dar?

Essenzielle Fettsäuren und Tyrosin sind die im Zusammenhang mit Hauterkrankungen bei der Katze am häufigsten defizitären Nährstoffe.

Gibt es bei der Katze einen Zinkmangel?

Nein, im Unterschied zum Hund wird Zinkmangel bei Katzen nicht beschrieben.

Kommen unerwünschte Futtermittelüberempfindlichkeiten bei Katzen häufig vor?

Futtermittelüberempfindlichkeiten kommen bei Katzen häufiger vor als bei Hunden. Der Verdacht auf eine Futtermittelüberempfindlichkeit besteht insbesondere bei Katzen mit Juckreiz im Kopf- und Halsbereich oder bei Katzen mit gleichzeitig auftretenden gastrointestinalen und dermatologischen Symptomen.

Welche Futtermittel sind am häufigsten für Futtermittelüberempfindlichkeiten bei Katzen verantwortlich?

Fisch, Rind und Milchprodukte sind bei der Katze am häufigsten für Futtermittelüberempfindlichkeiten verantwortlich. Möglicherweise liegt dies aber lediglich an der weiten Verbreitung dieser Produkte als Rohstoffe für Katzennahrung.

Ist weißes Fleisch weniger allergisierend als rotes Fleisch?

Hierbei handelt es sich um einen Irrglauben. Die „Farbe“ des Fleisches hat keinen Einfluss auf seinen allergenen oder umgekehrt hypoallergenen Charakter. Das Allergierisiko steigt jedoch mit der aufgenommenen Fleischmenge. Rote Fleischsorten, wie zum Beispiel Wild, werden im Übrigen weithin erfolgreich als Grundlage für Eliminationsdiäten verwendet, aus dem einfachen Grund, weil diese Fleischsorten in handelsüblicher Katzennahrung normalerweise nicht zu finden sind.

Wie wird eine atopische Dermatitis bei einer Katze diagnostiziert?

Die atopische Dermatitis der Katze kann sich klinisch mit einer ganzen Reihe sehr vielfältiger Hautreaktionsmuster darstellen. Diese Hautreaktionsmuster können wiederum von zahlreichen unterschiedlichen Erkrankungen hervorgerufen werden. Bei Patienten mit Verdacht auf eine atopische Dermatitis müssen deshalb zunächst sämtliche potenziellen Differenzialdiagnosen ausgeschlossen werden. Dies bedeutet, dass alle Katzen mit Atopieverdacht zunächst einer strikten Flohkontrolle und einer Eliminationsdiät unterzogen werden müssen, um eine allergische Flohbissdermatitis und eine Futtermittelüberempfindlichkeit auszuschließen.

Lässt sich die atopische Dermatitis allein durch eine Supplementierung der Nahrung mit MUF kontrollieren?

Ja. Spricht der Patient jedoch auch nach sechs- bis zwölfwöchiger diätetischer Behandlung nur in unbefriedigendem Maße an, müssen therapeutische Alternativen ins Auge gefasst werden.

Kann die Ernährung für die Entstehung einer nicht-entzündlichen „endokrinen“ Alopezie bei der Katze verantwortlich sein?

Früher wurde die nicht-entzündliche Alopezie der Katze als eine hormonelle Erkrankung betrachtet. Eine echte endokrine Alopezie kommt bei Katzen allerdings nur sehr selten vor. In der Folge wurde dieses Krankheitsbild auch als psychogene Alopezie bezeichnet. Tatsächlich entwickeln einige Katzen eine psychogene Alopezie und sprechen entsprechend auf verhaltenstherapeutische Maßnahmen an. Bei vielen dieser Patienten handelt es sich tatsächlich aber um allergische Katzen. Die übermäßige Fell- und Körperpflege und der Haarverlust sind in diesen Fällen in erster Linie die Folge des Juckreizes. Eine Eliminationsdiät zum Ausschluss einer Futtermittelüberempfindlichkeit ist deshalb bei jeder Katze mit nicht-entzündlicher Alopezie ein ganz wesentliches diagnostisches Instrument.

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Dermatologie

Häufig gestellte Fragen

Häufig gestellte Fragen zur Bedeutung der Ernährung in der Dermatologie


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Dermatologie

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Dermatologie

Diätetische Informationen von Royal Canin

Im Fokus:

Die Ernte erfolgt entweder auf natürliche Weise, indem man die herab fallenden Samen mit Hilfe einer zwischen den Pflanzenreihen ausgerollten Samenfalle sammelt, oder aber mechanisch unterstützt mit Hilfe kleiner Wagen, in denen die mittels Vibration von den Pflanzen gelösten Samen aufgefangen werden.

Borretschöl Die Borretschsamen werden auf natürliche Weise vor Hitze und Licht

Das durch Pressen der Samen gewonnene Borretschöl enthält 80 % ungesättigte Fettsäuren und zeichnet sich vor allem durch einen besonderen Reichtum an einer bestimmten Fettsäure aus der Omega-6-Familie aus, der Gamma-Linolensäure (GLA). GLA wird normalerweise aus Linolsäure, dem Vorläufer der anderen im Stoffwechsel vorkommenden Omega-6Fettsäuren, synthetisiert. Die meisten Pflanzenöle sind sehr reich an Linolsäure. Die einzigen Öle jedoch, die eine relevante Menge an GLA liefern, sind das Borretschöl, das Kernöl der schwarzen Johannisbeere und das Nachtkerzenöl. Linolsäure unterliegt einem aus mehreren aufeinander folgenden Schritten bestehenden Transformationsprozess, in dessen Verlauf schließlich die anderen Vertreter der Omega-6-Familie entstehen. Jeder einzelne Schritt dieses Umwandlungsprozesses benötigt

Ernährungsphysiologische und diätetische Vorteile der GLA Borretschöl wird heute vielfach in der Ernährung und in der Kosmetik eingesetzt. Unter anderem ist es Bestandteil von Produkten zur Hautregeneration. Besonders geeig-

VERGLEICH DES GLA-GEHALTES VERSCHIEDENER PFLANZENÖLE Pflanze

Linolsäure (%)

Gamma-Linolensäure (GLA) (%)

Borretsch

35 bis 40

20 bis 25

Schwarze Johannisbeerkerne

45 bis 50

15 bis 20

Nachtkerze

70 bis 80

8 bis 12

Soja

50 bis 55

-

Olive

8 bis 10

-

Borretschöl weist den höchsten Gehalt an GLA auf.

72

© Roland Hours

Borretsch blüht über einen Zeitraum von zwei Monaten, so dass nicht alle Samen gleichzeitig reif werden. Wichtig ist, ausschließlich die Pfefferkörnern gleichenden, reifen Samen zu ernten, da diese einen doppelt so hohen Ölgehalt haben wie unreife, grüne Samen (30 % vs. 15 %).

Ein unvergleichlich hoher Gehalt an GammaLinolensäure (GLA)

ein spezifisches Enzym. Bei der Katze ist der Metabolismus der ungesättigten Fettsäuren nach wie vor ein sehr umstrittenes Thema. Einige Autoren sind der Ansicht, dass die Delta-6Desaturase bei Katzen ineffizient arbeitet (Sinclair et al. 1979). Neuere Studien (Pawlosky et al. 1994) zeigen dagegen, dass eine Umwandlung von Linolsäure zu GLA bei Katzen möglich ist, und zwar mit gesteigerter Effizienz, wenn das Tier einen entsprechenden Mangelzustand aufweist. Allerdings findet dieser Prozess bei der Katze nur in sehr begrenztem Umfang statt. In ihrer Studie berichten die Autoren, dass lediglich 0,06 % der oral aufgenommenen Linolsäure tatsächlich zu GLA umgewandelt werden.

© Diffomédia/Valérie de Leval, Élise Langellier

Borretschsamen

geschützt getrocknet. Um Schimmelbildung zu vermeiden, müssen die Samen bereits kurze Zeit nach der Ernte weiterverarbeitet werden. Das Öl wird durch kalte Pressung der Samen gewonnen, da die enthaltenen Fettsäuren bei Temperaturen von über 50 °C zu denaturieren drohen.

© Roland Hours

Borretsch (Borago officinalis) ist eine ursprünglich aus Syrien stammende, aber auch in Nordafrika und in verschiedenen europäischen Ländern wie Frankreich, England, Deutschland und den Niederlanden angebaute Pflanze. Die ersten Hinweise auf ihre Nutzung durch den Menschen stammen aus dem ersten Jahrhundert vor Christus. Traditionell dienten die jungen Blätter als Zutaten für Salate oder Suppen, und die Blüten verliehen Wein ein erfrischendes Aroma.

© Cédrick Chataignier

Borretschöl


führlichsten untersucht. Deutliche Veränderungen des Haut- und Fellzustands (stumpfes Haarkleid, Schuppenbildung und schlecht heilende Hautulzera) wurden bei Katzen beobachtet, die über einen Zeitraum von 18 Monaten eine Nahrung mit einem hohen Gehalt an linolsäurereichem Sonnenblumenöl als einzige Fettquelle erhielten (Frankel & Rivers 1978). Die Substitution der Hälfte des Sonnenblumenöls durch GLA-reiches Nachtkerzenöl führte bei diesen Tieren zu einer schnellen Besserung des schlechten Hautzustandes. Die erneute Fütterung der ursprünglichen, GLAarmen Nahrung führte wiederum zu einer Verschlechterung des Hautzustands. Diese Studie bestätigt die Vor-

net ist Borretschöl für Katzen mit trockener Haut und Neigung zu Seborrhoe. Katzen sprechen auf die Supplementierung ihrer Nahrung mit GLA meist sehr gut an. Die Supplementierung mit GLA fördert die Bildung von Typ I-Prostaglandinen auf Kosten der Synthese von Typ II-Prostaglandinen, die ein sehr viel höheres proinflammatorisches Potenzial besitzen. Unter klinischen Aspekten besitzt Borretschöl also eine vorteilhafte Wirkung in sämtlichen Situationen, in denen ein entzündungshemmender Effekt erwünscht ist. In der Dermatologie sind die vorteilhaften Wirkungen der GLA am aus-

teile einer GLA-Supplementierung mit dem Ziel, den ersten Schritt des Umwandlungsprozesses, also die Desaturierung der Linolsäure zu GLA, zu überspringen. Auch andere Studien belegen die Vorteile der GLA in der felinen Dermatologie. Bei Katzen mit papulokrustöser Dermatitis führt die Supplementierung der Nahrung mit dem GLA-reichen Nachtkerzenöl zu besseren therapeutischen Ergebnissen als mit Sonnenblumenöl, das lediglich Spuren von GLA enthält (Harvey 1993a). Bei Katzen mit miliarer Dermatitis kann die Wirkung von GLA durch eine Kombination mit Fischöl verbessert werden (Harvey 1993b).

GLEICHGEWICHT ZWISCHEN PROSTAGLANDINEN DES TYPS 1 UND 2 Gamma-Linolensäure (GLA)

Das Abbremsen der Arachidonsäuresynthese führt zu einer Begrenzung der negativen Wirkungen ihrer Derivate, der Typ 2-Prostaglandine, und der von ihnen geförderten entzündlichen Phänomene.

schnelle Transformation

Dihomo-Gamma-Linolensäure (DGLA) schnelle Transformation

langsame Transformation

H O

Prostaglandine vom Typ 1 bremsen die Entzündung

Prostaglandine vom Typ 2 fördern die Entzündung

C

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for the reference, I’m waiting for the answer of the author! 73

Dermatologie

Diätetische Informationen von Royal Canin


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Diätetische Informationen von Royal Canin

Die Proteinzusammensetzung der Katzenhaare

© Yves Lanceau/Royal Canin/Perser

Der tägliche Proteinbedarf für die Regeneration der Hautzellen und das Haarwachstum wird auf etwa 30 % der täglichen Gesamtproteinaufnahme geschätzt (Scott et al. 2001).

Über die Aminosäurenzusammensetzung von Katzenhaaren gibt es nur wenige wissenschaftlichen Daten. Die Analyse dieser Zusammensetzung erfolgt im Labor durch Hydrolyse mit Salzsäure über 24 Stunden. Nachteile dieser Methode sind die

potenzielle Denaturierung einiger Aminosäuren oder die Unterschätzung des tatsächlichen Aminosäuregehalts im Falle einer unvollständigen Hydrolyse. Studien von Robel & Crane (1972) und Darragh et al. (1996) beschreiben alternative Tech-

TABELLE 1 – AMINOSÄUREZUSAMMENSETZUNG DER HAARE VON KATZEN UND EINIGER ANDERER SÄUGETIERE (Nich Hendriks et al. 1998) Konzentration (mol/100 mol der Rückstände) Aminosäure Katze

Hund

Pferde

Schaf

Mensch

Cystein

15.9

16.7

14.4

13.1

17.8

Methionin

0.9

0.9

0.2

0.5

0.6

Asparat

5.6

5.3

6.0

5.9

4.9

Threonin

6.4

6.2

6.5

6.5

6.8

Serin

10.6

10.5

9.6

10.8

11.7

Glutaminsäure

11.4

11.1

11.3

11.1

11.4

Glycin

9.5

7.8

6.4

8.6

6.4

Alanin

5.1

5.1

5.5

5.2

4.6

Valin

4.9

4.9

5.9

5.7

5.8

Isoleucin

2.5

2.5

3.6

3.0

2.6

Leucin

6.7

6.1

7.5

7.2

5.8

Tyrosin

3.0

2.7

1.9

3.8

2.0

Phenylalanin

2.3

1.7

2.5

2.5

1.6

Histidin

1.2

0.9

1.1

0.8

0.9

Lysin

2.9

3.9

2.9

2.7

2.7

Arginin

6.1

6.3

7.9

6.2

5.8

Prolin

4.9

7.3

7.8

6.6

8.4

74

niken mit dem Ziel einer Reduzierung dieser Ungenauigkeiten. Hendriks et al. (1998) zeigten, dass die Fellfarbe und das Geschlecht des Tieres keinen Einfluss auf die Aminosäurezusammensetzung der Haare haben. Der Gesamtstickstoffgehalt von Katzenhaaren liegt Untersuchungen zufolge bei 15,1 % (Hendriks et al. 1998). Weiter berichten diese Autoren, dass Aminosäuren bei der Katze 86 % der gesamten Haarmasse ausmachen. Die restliche Haarmasse besteht aus stickstofffreien Verbindungen wie Mineralstoffen, Sterolen und komplexen Lipiden. Die Aminosäurezusammensetzung von Katzenhaaren ist der von Hunde-, Schaf-, Pferde- und Menschenhaaren sehr ähnlich, lediglich der Prolingehalt ist bei Katzen etwas geringer als bei den anderen Spezies. Die in den Proteinen der Katzenhaare am meisten enthaltenen Aminosäuren sind Cystein, Serin, Glutaminsäure und Glycin (Tabelle 1). Schwefelhaltige Aminosäuren können einen Anteil von bis zu 37 % an den Gesamtaminosäuren haben (Swift und Smith 2000). Schwefelhaltige Aminosäuren bilden Cysteinbrücken, die ein wesentliches Grundelement für den Haaraufbau und die Haarstruktur sind. Cystein ist darüber hinaus an der enzymatischen Bildung von Phäomelanin beteiligt (Granholm 1996).

Die Fellfarbe oder das Geschlecht des Tieres haben keinen Einfluss auf die Aminosäurezusammensetzung der Haare.


Dermatologie

Diätetische Informationen von Royal Canin

Schlüsselpunkte zum Thema:

Proteinbedarf für das Haarwachstum Die Menge an Aminosäuren, die für das Haarwachstum über eine bestimmte Periode des Jahres benötigt wird, lässt sich abschätzen, indem man die Aminosäurekonzentration in den Katzenhaaren mit der Haarwachstumsrate während dieser Periode multipliziert (Hendriks et al. 1998). Der tägliche Proteinbedarf für die Regeneration der Hautzellen und das Haarwachstum wird auf etwa 30 % der täglichen Gesamtproteinaufnahme geschätzt (Scott et al. 2001).

Mehrere Studien zeigen die Auswirkungen eines diätetischen Mangels an Tyrosin und Phenylalanin, einer Vorläufersubstanz des Pigments Melanin. Nach einigen Wochen treten insbesondere bei schwarzen Katzen zunehmend mehr rötlich schimmernde Haare auf. Durch entsprechende Supplementierung der Nahrung mit diesen Aminosäuren ist dieses Phänomen des „Rotschimmers“ reversibel. Das Haarkleid rötlicher Katzen (Phäomelaninpigmente vor-

handen) hellt sich im Falle eines diätetischen Tyrosin- und Phenylalaninmangels auf (Morris et al. 2002; Anderson et al. 2002; Yu et al. 2001). Morris et al. (2002) zeigten, dass für die optimale Farbintensität eines schwarzen Fells etwa dreimal so viel Phenylalanin und Tyrosin notwendig ist wie für das normale Wachstum von Katzenwelpen. Diese Autoren empfehlen deshalb eine diätetische Mindestzufuhr von 18 g/kg Trockenmasse.

Auswirkungen eines generalisierten Proteinmangels :

© Yves Lanceau/Royal Canin/Bombay

- Zunächst kommt es zu einer Abnahme des Haardurchmessers und einer Verkleinerung der Haarzwiebel (Bulbus pili). - In der Folge werden die Haare stumpf und brüchig, sie wachsen langsamer und fallen schneller aus. Ein isolierter Mangel an schwefelhaltigen Aminosäuren (Cystein, Methionin) kann dieselben klinischen Symptome hervorrufen.

Um die optimale Farbintensität eines schwarzen Fells zu erreichen, benötigt man etwa dreimal so viel Phenylalanin und Tyrosin, wie für das normale Wachstum eines Katzenwelpen erforderlich wäre.

Literatur Anderson PJ, Rogers QR, Morris JG. Cats require more dietary phenylalanine or tyrosine for melanin deposition in hair than for maximal growth. J Nutr 2002; 132: 2037-2042. Buffington CA. Nutrition and the skin. In: Proceedings 11th Kal Kan Symposium: 11-16: cited in Waltham Focus 1997; 9(2): 1-7, Lloyd DH, Marsh KA. Optimizing skin and coat condition. Darragh AJ, Garrick DJ, Moughan PJ, et al. Correction for amino acids loss during acid hydrolysis of a purified protein. Anal Biochem 1996; 236: 199-207.

Granholm DE, Reese RN, Granholm NH. Agouti alleles alter cysteine and glutathione concentrations in hair follicles and serum of mice (A y/a, A wJ/A wJ, and a/a). J Invest Dermatol 1996; 106: 559-563. Hendriks WH, Tarttelin MF, Moughan PJ. The amino acid composition of cat (Felis Catus) hair. Animal Sci 1998; 67: 165-170. Morris J, Yu S, Quinton R. Red hair in black cats is reversed by addition of tyrosine to the diet. J Nutr 2002; 132: 1646S-1648S.

Robel EJ, Crane AB. An accurate method for correcting unknown amino acid losses from protein hydrolysates. Anal Biochem 1972; 48: 233-246. Swift JA, Smith JR. Surface striations of human hair and other mammalian keratin fibres. 10th international wood conference, 2000: http://www.sci.port.ac.uk/spm/ HH-1.pdf. Yu S, Rogers QR, Morris JG. Effect of low levels of dietary tyrosine on the hair colour of cats. J Small Anim Pract 2001; 42: 176-80.

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