ksz #5 | Frühling 2014

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Eine für alle.

# 5 — April 2014

kaputt


A u s g e z e i c h n e T*

*Wir danken der Jury des Pro Campus-Presse Initiative für die Auszeichnung der Kölner Studierendenzeitung mit dem Pro Campus-Presse Award 2013.

Auf Grund des Preisgeld ist es uns möglich an dieser Stelle auf eine Anzeige zu verzichten und die Seite für Selbstlob zu nutzen.


e d i to r i a l — 3

editorial Wir sind gold: Die Auszeichnung als „beste deutschsprachige Studierendenzeitung 2013“ hat bei uns für frischen Wind gesorgt. Ein kleines Preisgeld hilft uns dabei, weiterhin vollkommen unabhängig zu arbeiten. Zusätzlich motiviert haben wir uns wieder in Nächte voller Arbeit gestürzt. Mit alten Hasen und neuen Küken im Team können wir nun die fünfte Ausgabe der Kölner Studierendenzeitung präsentieren. Besonders freuen wir uns dabei über Nadine – sie ist unsere erste Redakteurin von der FH Köln. Sie berichtet auf Seite 16 vom Studium der Sozialen Arbeit und erklärt, warum Studenten im Praxissemester bezahlt werden sollten. „kaputt“ war zum Glück nur phasenweise Motto unserer Arbeit: Redakteurin Charlotte hat nach Möglichkeiten gesucht, aus dem stressigen Alltag auszubrechen. Auf Seite 24 trifft sie auf Menschen, die einfach nur kuscheln wollen. Nina besucht auf Seite 27 einen Meditationskurs. Seelisch gestärkt lernen wir dann auf Seite 18, wie und wo wir kaputte Dinge reparieren können. In dieser Ausgabe gibt es außerdem Neues zum Kooperationsvertrag zwischen der Uniklinik Köln und der Bayer AG. Wie sich der Streit um die Offenlegung des Vertrages seit unserer letzten Berichterstattung im Juni 2012 entwickelt hat, könnt ihr auf Seite 36 nachlesen. Außerdem erläutern Ivona und Helena, was das neue Hochschulgesetz für uns Studenten bedeutet: nachzulesen auf Seite 28. Alexander Kronenberg erzählt auf Seite 37 in der Außenansicht von seinem Studienalltag aus Paris, Verena ist für diese Ausgabe der Mitesser und lädt sich auf Seite 9 bei ihrem Idol, der Zeichnerin Sarah Burrini, ein. Alexander de Vivie beglückt euch mit wundervollen Rätseln – wie immer auf Seite 43. Mit dieser Ausgabe freuen wir uns wieder auf ein Semester voller spannender Themen, Diskussionen und Veranstaltungen, auf denen wir euch kennenlernen können.

Bis dahin viel Spaß beim Lesen wünscht Lea

Lea Kaftan, Chefin vom Dienst lea.kaftan@studierendenzeitung.de


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für die Timeline:

32 Unser Autor hat das Service Center entdeckt. Mit Hilfe von Videokameras späht es zurück. Er erklärt, warum das ein Vorteil ist ...

I N H A LT leben 06

VOR DEM PORNO WIRD GEHEIRATET Sarah Hartgens macht Frauen schön. Früher vor allem für Hochzeiten, heute aber auch für Pornos.

09

MITESSER Die Frau hinter dem Kölner Ponyhof-Comic Mit dabei: Ein Jazz liebender Elefant, ein Pony mit mafiöser Vergangenheit, ein mexikanischer Wrestlingpilz und ein nerdiger Dämon.

12

GROSSE KUNST MIT KLEINEN GROSCHEN Immer mehr Menschen mögen Poetry Slams. Die Dichter-Szene reagiert zwiegespalten.

titelthema kaputt 14

URTEILE IM 20-MINUTEN-TAKT

Justiz funktioniert nur mit Öffentlichkeit – doch

die meidet die Gerichtssäle.

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UNBEZAHLT UND IM STICH GELASSEN

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SCHRAUBE LOCKER?

22

REDEN IST GOLD

24

KUSCHELST DU NOCH ODER FUMMELST DU SCHON?

26

MEDITIEREN IN DER TURNHALLE

27

DEINE KRIM, MEINE KRIM

Studenten der Sozialen Arb eit bekommen für ihr Praxiss emester oft kein Geld. Die Hochschule unterstützt sie nicht in ihren Forderung en.

Das Handy ist defekt, eine Reparatur zu teuer. Viele kaufen dann schnell neue Produkte. Doch es gibt eine Alternative: das Repair-Café in Köln-Porz.

Drei Anlaufstellen unter

stützen Studenten psycho

logisch.

Über den Besuch einer Kuschelparty.

n?

Hilft einmal Hochschulyoga pro Woche, dem Alltagsstress zu entfliehe

Zwei Studentinnen von der Krim kom men zu Wort und teilen uns ihre Mein ung über die aktuelle Situation ihrer Heim at mit.


I N H A LT — 5

24

Verena lädt sich bei ihrer Lieblings-Comic-Zeichnerin ein. Ein Rezept springt auch noch dabei raus!

36

Warum solllte man sich nicht einfach mal empören? Die ksz hat ein anonymes Protestschreiben bekommen.

9

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Seit sechs Jahren kämpft die „Coordination gegen Bayer-Gefahren“, um den Kooperationsvertrag zwischen der Universität zu Köln und dem Pharmakonzern Bayer einsehen zu können.

18

Egal, was es ist – im Repair Café wird daran so lange herumgeschraubt, bis es wieder funktioniert.

studieren 28

DIE ZUKUNFT SIND WIR Das Hochschulzukunftsgesetz soll zum kommenden Wintersemester in Kraft treten. Ein Machtkampf zwischen Hochschulen und Politik entfacht, aber niemand fragt die Studenten

30

36

38

TYPISCH STUDENT

ÜBER SERVICE UND ÜBERWACHUNG Was Kameras mit grünen Ampeln zu tun haben – eine Glosse.

34

AKTENZEICHEN 8A97/13 UNGELÖST

immer drin 42

BROT UND SPIELE Lösungswort einschicken und Überraschung gewinnen!

DIE MASCHINEN VON PARIS

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CARTOON

Studieren wie Gott in Frankreich? Mitnichten. Die Lehre an der Pariser Sorbonne ist eher geprägt vom absolutistischen Geist des Ancien Régime.

45

VERANSTALTUNGSKALENDER von April bis Mai – zum Rausschneiden.

ZWISCHEN GEWALT UND DROGEN – UNIS IM EUROPA-SUFF Eine Buchrezension.

U1 41

DIE HOCHSCHULDEMOKRATIE IST TOT – es lebe der Hochschulkönig!

6

Der Kooperationsvertrag zwischen der Universität zu Köln und dem Pharmakonzern Bayer

41

33

Was haben eine Hochzeit und ein Porno gemeinsam? – Die Schminkerin! Wir stellen sie vor

denken

Chemie vs. Fotografie – zwei Studentinnen provozieren Klisches

32

Es gibt viel Geringschätzung für Leute, die eine Kuschelparty besuchen. Unsere Autorin war dort.

COVERFOTO Für das Titelbild hat sich unsere Fotoredaktion weit aus dem Fenster gelehnt – und ein Klosett zu Bruch gehen lassen ...

LESERBRIEF Einer unserer Leser spricht sich aus – zum Thema UniCard.

ALLEINE AUFREGEN Wie funktioniert Protest heute? Die ksz hat ein anonymes Bekennerschreiben erhalten.

20

POSTER „The Big Nothing“ von Simon Schubert – zum rausnehmen und aufhängen

U3

IMPRESSUM


6 — KÖL NE R STU D I ERENDENZEITUNG # 5

Vor dem Porno wird geheiratet Für Sarah Hartgens ist Schminken ein Geschäft. Die Kölner Make-Up-Artistin macht Frauen schön. Früher zum Beispiel für Hochzeiten und Modeaufnahmen, heute auch für Pornos. Sie rüstet Frauen für Extremsituationen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Text von Anna Kusserow Fotos von Silviu Guiman

E

in Tag im Sommer vor drei Jahren. Sarah Hartgens hat keine Ahnung worum es geht, als sie das Angebot für einen Job erhält. Am Telefon erfährt sie vom Auftraggeber noch nichts Konkretes. Sie soll kurzfristig einspringen, mehrere Frauen schminken. Eine Hochzeit, wie so oft in dieser Jahreszeit?, fragt sich Hartgens. „Manche in Richtung Teenie, andere eher starkes AugenMake-up. Und bring Haarteile mit“, so lautet die Info, die sie bekommt. Sarah Hartgens packt ihren Trolli und ihre Umhängetasche und zieht los. Sie hat das starke Make-up und die Haarteile dabei, als sie die Fabriketage erreicht. Hier warten die Frauen, denen sie einen Teenie-Look verpassen soll. Hier geht es nicht um Liebe und große Gefühle. Sie soll vier Frauen für einen Porno schminken. Bis zu diesem Sommertag klingen die Aufträge von Sarah Hartgens Beruf eher nach dem, was man sich darunter vorstellt. Sie schminkt Models für Modeaufnahmen und Kunstfotografie, Mitarbeiter für Firmenportraits und Bräute im Sommer fast jedes Wochenende. Was für die Frauen der schönste Tag im Leben sein soll, ist für die Profischminkerin Routine.

Das Braut-Make-Up lernte sie als eine der ersten Dinge in der Ausbildung. Schön und etwas unschuldig – so wollen es die meisten. Was nicht ganz leicht fällt bei der ganzen Aufregung. An einem normalen Arbeitstag sitzt eine zukünftige Braut vor Sarah Hartgens. In einem solchen Moment kann man sich jedoch die Frau nur schwer vor dem Altar vorstellen. Sie ist vollkommen nervös. So nervös, dass sie eine teure Designer-Lampe umreißt und in Tränen ausbricht. Sarah bietet ihr eine Zigarette an. Die Braut raucht eigentlich nicht, die Zigarette nimmt sie an diesem Tag trotzdem. Im Sommer 2012, Sarah Hartgens schminkt schon seit zwei Jahren bei Pornodrehs, sitzt erneut eine etwas nervöse junge Frau vor einem Tisch auf einer Dachterrasse in einer Berliner Maisonette-Wohnung. Sarah Hartgens trägt ihr mit ruhiger Hand Make-up auf. Einen Spiegel hat sie nicht. Der Schminktisch ist improvisiert. Es macht den beiden nichts. Sarah fragt, ob sie die Nase schattieren soll, um sie optisch gerade zu rücken, denn sie ist von ihrer natürlichen Form her etwas schief. Sonst fragt sie nichts. Die junge Frau vertraut ihr, während sie dunklen Lidschatten auf ihrem Auge verteilt und geduldig drei Paar falsche Wimpern anklebt. Während sie die langen

braunen Haare aufdreht, so dass sie fest sitzen. Der Pony fällt ins Gesicht. Dann beginnt die Frau selbst zu fragen. Wie lange die Szenen normalerweise so gehen. Ob Sarah die Typen kenne, die heute hier filmen. Es ist ihr erster Pornodreh. Sie weiß, die Frau, die sie gerade schminkt, ist schon lange dabei. Sarah Hartgens gibt zu: Ein paar Männer, die in den Filmen mitspielen, sind ihr unangenehm. Die meisten mag sie, so auch die, die heute dabei sind. Die seien entspannt. Sarah berichtet aus ihrer Erfahrung. Eine Szene kann eine halbe Stunde oder zwei Stunden gehen. Manchmal fängt der Dreh auch erst drei Stunden später an. Nicht alles ist bei dieser Art von Arbeit perfekt planbar. Gelernt hat Sarah Hartgens ihr Handwerk an einer Visagistenschule in Berlin. Ein Traumjob, für den sie schon früh Begeisterung hatte. Geschminkt hat sie sich schon immer. Ihre Haare sind orangefarben-rot, schulterlang, die Augenbrauen makellos gezupft. Lipgloss hasst sie, ungeschminkt geht sie aber fast nie aus dem Haus. Es hat sie weder gewundert noch beleidigt, dass sie von ihrer damaligen Dozentin den Kontakt zu einem Porno-Produzenten bekam. Die heute 25-Jährige ist ein offener Mensch ohne Berührungsängste. Sie ist nicht der Typ, der pikiert vom


L E BE N — 7

Set verschwunden wäre. Sie hatte selbst schon ein paar Pornos gesehen, mit der Branche aber bis dahin nichts zu tun gehabt. Inzwischen hat ihr Pseudonym einen Eintrag bei der International Movie Database. Auf der Berliner Dachterrasse sind Gesicht und Frisur der Darstellerin jetzt fertig. Sie sieht aus wie eine Burleske-Tänzerin, ein fast weißer Teint, riesige dunkle Augen, kein Lippenstift. Bis zum Dreh ist noch Zeit. Die Darstellerin, die neu im Team ist, kommt mit einem männlichen Kollegen ins Gespräch. Während in der Berliner Maisonette-Wohnung anschließend gedreht wird, raucht Sarah Hartgens auf der Dachterrasse in der Sonne. Sie hört die Sexgeräusche von drinnen. Sie versucht, sich aus dem Geschehen auszuklinken, spielt mit ihrem Smartphone, liest Zeitung. Noch kann sie nicht nach Hause. Sie hat gerade nichts zu tun, doch geht etwas schief, muss sie bereitstehen. Mitten in einer Szene nachschminken zum Beispiel. Das kommt selten vor. Deutsche Pornos sind nicht so glatt wie US-amerikanische, sagt sie. Wenn das Make-up verläuft, ist es auch oft gewollt. Menschen beim Sex zuzuschauen, daran musste sie sich erst gewöhnen. Einmal drehte das Team eine Szene auf einer Couch, die mitten im Raum stand. Durch

die Bewegungen beim Sex verschob sich das Möbelstück durch den ganzen Raum. Kurzerhand wurde sie gebeten, sich hinter die Couch zu setzen, um sie zu stabilisieren. Eine Dreiviertelstunde saß sie hinter einer Couch, auf der zwei Menschen wilden Sex hatten. Nach drei Jahren sind viele Menschen aus der Branche inzwischen ihre guten Bekannten geworden. Sie empfindet es allerdings eher dann als unangenehm, mit am Drehort zu sein, wenn sie die Menschen zu gut kennt. „Das ist bei manchen so, als würde man Freunden beim Sex zugucken“, meint sie. Die Kollegin, für die Sarah Hartgens damals vor drei Jahren bei ihrem ersten Einsatz eingesprungen war, war 40 Jahre alt. Sie hatte genug vom Business. Die Pornobranche ist kein Genre zum Altwerden. Gerade für die weiblichen Darsteller gibt es eine natürliche Grenze, doch auch Kameraleute, Tontechniker und Produzenten wollen irgendwann raus. Wer aussteigen will kann es schwer haben, woanders Fuß zu fassen. Die, die bis zur Rente bleiben, tun das oft auch aus Mangel an Alternativen. Denn wer in jungen Jahren hauptberuflich im Pornogeschäft ist kann keine anderen Berufserfahrungen vorweisen und stößt mit dieser Vita häufig auf Ablehnung. Sarah Hartgens geht mit ihrer Arbeit offen um. So wissen die Bräu-

te, die sie für ihre Hochzeit schminkt, dass auch Pornodarstellerinnen zu ihren Kundinnen gehören. Pikiert war noch keine. Sie steht hinter der Kamera, ein Großteil ihrer Arbeit besteht aus anderen Aufträgen Sarah Hartgens hat keine Angst, sich etwas zu verbauen. Zwar taucht im Abspann der Filme ihr Pseudonym auf, aber wann immer sich die Freiberuflerin für einen Job bewirbt, sind in ihrem Portfolio auch Pornofilme aufgelistet. Auch ihre Freunde und Eltern wissen Bescheid. Kopfschütteln gab es noch nie. Nur einmal den Rat: „Lass dich nicht in irgendetwas reinziehen.“ Der erste Drehtag der jungen Pornodarstellerin ist nun vorbei. Die Debütantin, die Sarah geschminkt hat, ist euphorisch, es hat ihr Spaß gemacht. Sarah Hartgens packt ihre Pinsel, Schwämme und Lidschattentiegel wieder in den Trolli. Manchmal versteht sie nicht, warum die Menschen sie über die Jobs für Pornodarsteller immer besonders viel fragen. Braut oder Pornodarstellerin – sie merkt, wie sie den Frauen Entspannung und Selbstvertrauen gibt. „Das Schminken ist der Moment, bevor es losgeht.“ Ob vor die Kamera oder in die Kirche.◊


8 — Köl ne r Stu d i erendenzeitung # 5

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M itesser

In ihrem Gratis-Webcomic „Das Leben ist kein Ponyhof“ beschreibt Sarah Burrini sich und eine abstruse Kölner Wohngemeinschaft. Mit dabei: ein Jazz liebender Elefant, ein Pony mit mafiöser Vergangenheit, ein mexikanischer Wrestlingpilz und ein nerdiger Dämon. Klingt bizarr? Ist es auch. Im Interview erklärt die 34-Jährige, ob ihr Comic autobiographisch ist, wie man vermeidet, eine Katzenlady zu werden, und wann Fans Grenzen überschreiten. Text von Verena Peters Fotos von Romana Schillack


10 — KÖL NE R STU DIERENDENZEITUNG #5

Die Frau hinter dem Kölner Ponyhof-Comic

Ein Comic ist oft etwas Persönliches, er sagt etwas über den Zeichner aus. Was war der allererste Comic, den du gezeichnet hast? >>Der erste hieß „Gustav – der unsichtbare Vogel“. Das ging einher mit etwas, das einige besorgniserregend fanden: Ich hatte einen unsichtbaren Freund. Meine Eltern hatten da nie so ein Problem mit, aber es war wohl so intensiv, dass Leute aus meiner Grundschule mich, wenn ich sie treffe, immer noch fragen wie es Gustav geht. Meine Mutter sucht die Originale angeblich seit Jahren. Natürlich war er eigentlich ich, denn wie ich war er total tollpatschig und ungeschickt. Die Figur hat mich begleitet bis ich 16 war. Mittlerweile zeichnest du hauptberuflich. Wie haben deine Eltern reagiert als klar wurde, dass du dein Geld mit Comics verdienen willst? >>Sie haben schon mitbekommen, dass Comics für mich alles bedeutet haben und mich dabei auch immer unterstützt. Dann, als es nach dem Abitur damit losging sich zu entscheiden wie es weitergeht, waren sie erst einmal ein bisschen skeptisch. Aber das wurde besser, als ich meine Ausbildung zur Mediengestalterin bekam. Danach habe ich übrigens eine Fortbildung als Trickfilmzeichnerin gemacht. Und mittlerweile haben sie volles Vertrauen in mich. Meine Mutter liest auch meine Comics. Das ist immer so peinlich, wenn die Mutter das dann auf Facebook liket (lacht). Das ist wie die Eltern im Partykeller zu

haben. Aber sie stehen total hinter mir und unterstützen mich, beraten mich manchmal auch geschäftlich. Deinen Webcomic kann man im Internet kostenlos lesen. Wie bezahlst du damit deine Rechnungen? >>Man kann damit Geld verdienen, und ich kenne auch Leute, die komplett davon leben können. Aber es ist schwierig und eher die Ausnahme. In meinem Fall ist es nur ein kleines Nebeneinkommen, die geringen Einnahmen decken gerade die Kosten der Homepage. Hinzu kommt für mich aber eine hohe Werbewirksamkeit. Das Beste an dem Konzept ist, dass ich mich im Internet austoben kann und mich mit keiner Redaktion herumschlagen muss. Der Ponyhof ist meine Spielwiese, mein Experimentierfeld. Wenn der Webcomic deine Spielwiese ist, womit verdienst du dann dein Geld? >>Der Drogenhandel hat sich als nicht so erfolgreich erwiesen (lacht). Nein, ich habe zum Glück einen monatlichen Magazinjob: Für ein Kindermagazin namens Benny zeichne ich regelmäßig einen Comic und eine Rätselillustration. Das war einer meiner ersten Jobs als Freiberufler. Es bietet mir eine kleine monatliche Basis, die den Panikfaktor senkt. Ansonsten

mache ich viel auf Wunsch. Der Auftraggeber denkt sich dann ein Motiv aus, ich zeichne es. Oft sind das Privatpersonen, die das Bild verschenken wollen. Ich habe auch schon Maskottchen entwickelt. Außerdem gebe ich Workshops oder halte Vorträge. Viele diese Aufträge kommen übrigens über den Ponyhof zustande. Das sind ganz unterschiedliche Sachen, die es möglich machen, als Illustratorin zu überleben. Dem Klischee nach sitzt ein Comiczeichner nachts allein vorm Zeichenbrett. Ist das wirklich ein einsamer Beruf? >>Kommt drauf an. Es gibt viele, die von zu Hause arbeiten, insofern vielleicht schon. Auf mich trifft das eher weniger zu. Zum einen arbeite ich in einem Atelier, das ich mir mit acht anderen Freiberuflern teile. Zum anderen zeichne ich ja für das Internet und präsentiere meine Werke oft auf Comicmessen. Das heißt, ich arbeite nicht nur für die Schublade, sondern bekomme direkt Feedback. Auf Messen treffe ich dann auch Leute, die mir von Angesicht zu Angesicht sagen, wie sie meine Arbeit finden. Es war schon etwas einsam, als ich das Atelier noch nicht hatte. Da dachte ich, wenn ich das jetzt so weitermache, werde ich die verrückte Katzenlady, nur ohne die Katzen. So weit ist es zum Glück nicht gekommen. Ich würde sagen man hat die Wahl, ob es ein einsamer Beruf ist.


L E BE N — 11

Nütella-Bananen-Muffinrezept: Zubereitung Den Backofen auf 190 Grad Celsius vorheizen. Mehl, Backpulver, Natron und Schokostreusel in einer Schüssel vermischen. Die Bananen schälen und mit einer Gabel zerdrücken. Das Bananenmus dann in einer zweiten Schüssel mit Ei, Zucker, Öl, Nütella und Milch schaumig schlagen. Die Mehlmischung dazugeben und unterrühren. Das Muffinblech gut einfetten, den Teig in die Förmchen füllen und etwa 20 bis 25 Minuten backen.

meine Konzeptlosigkeit, so bin ich an die ganze Sache herangegangen, ohne Sinn und Verstand.<< Keine Katzen also – aber hast du selbst mal in einer WG gelebt oder macht das nur dein Alter Ego im Webcomic? >>Nein, null! Ich bin notorischer Einzelgänger. Wenn ich nackt durch die Wohnung laufen möchte mache ich das auch. Ich bin also, fürchte ich, einfach kein WG-Typ. Meine gezeichneten, imaginären Freunde stellen ja schon genug an, sodass ich eine begründete Angst vor dem Leben in der WG haben sollte. Ich bin also mehr der komische Einsiedlerkrebs. Deine Figuren basieren also nicht auf echten Personen? >>Doch, auf mir. Die grummelige Seite und die des exzentrischen Künstlers ist der Elefant Ngumbe, die aktionistische, impulsive Seite der Pilz. Die ruhige, in sich verschlossenere ist Butterblume, das Pony, und die nerdige der Dämon Kevin Asmodeus. Irgendwie kann ich mich mit allen ganz gut identifizieren. In gewisser Weise habe ich meine Persönlichkeit aufgesplittet, also ein bisschen schizophrene Anteile für jeden. Warum ein Pilz? Hast du schlechte oder gute Erfahrungen mit Pilzen in Wohnungen? >>Ach, ja dieser Duschvorhang … Ich hab nur noch im Hinterkopf, dass ich mal eine Postkarte gezeichnet habe und mitten drauf war ziemlich zentral diese Pilzfigur. Anscheinend mochte ich den als Motiv und habe ihn einfach weiterverwendet. So wurde aus ihm die Figur „El Pilzo“. Und das ist ein gutes Beispiel für

Das sogenannte Nütella ist ein großes Thema in der Ponyhof-WG, wir essen gerade Nutella-Muffins. Was macht für dich den Reiz des Brotaufstrichs aus und warum der Umlaut? >>Nütella ist quasi mein Benzin, mein Motor, mein Seelenfutter. Ich bin ein totaler Schokoholic. Ich brauche wirklich jeden Tag Schokolade, mal mehr und mal weniger. Das ist eine totale Sucht, aber es macht mich glücklich. Was diesen Punkt angeht lasse ich mich gerne mal gehen. Geistesgegenwärtig habe ich das im Comic dann Nütella anstatt Nutella genannt, denn theoretisch könnte das glaube ich rechtliche Probleme geben. Wobei ich große Konzerne eher so einschätze, dass sie es cool finden wenn ihr Produkt ein Kultobjekt wird. Reaktionen auf Internetinhalte können sehr rücksichtslos sein. Braucht man eine dicke Haut, wenn man online seine Werke präsentiert? >>Darüber bin ich selbst ganz verwundert, aber mir ist in der Hinsicht noch nie etwas passiert. Ich kenne aber Kollegen, die viel mehr Leser haben und wo das aufgrund dieser Masse anders ist. Irgendein deutscher Musiker hat mal gesagt: „Ab 100 Fans kommen die Arschlöcher.“ Ich denke, dass ich nette Leser habe. Zweimal musste ich auf Messen sogar schon Tätowierungen von Ponyhof-Charakteren unterschreiben. Manchmal gibt es dort allerdings auch komische Er-

Für ein Muffinblech (12 Muffins): Zutaten zwei 250 Gramm zwei Teelöffel ein halber Teelöffel 50 Gramm ein 120 Gramm 80 Milliliter 150 Gramm 100 Milliliter

kleine Bananen Mehl Backpulver Natron Schokostreusel Ei Zucker Öl, neutrales Nütella Milch (Vanille oder Bananenmilch)

lebnisse. Es gibt zum Beispiel die eigentlich schöne Tradition, dass jemand ein Skizzenbuch zu einem bestimmten Thema hat und auf Messen Zeichner bittet, etwas dazu beizutragen. Auf der Münchener Comicmesse gibt es aber jemanden, dessen Skizzenbuch aus dummer Provokation, von Sex und Gewalt handelt. Ich wollte da nicht reinzeichnen und erntete dafür den Kommentar: „Mit der kann man ja wohl auch nur Missionarsstellung machen.“ Von solchen Situationen war ich als ganz junge Zeichnerin etwas schockiert, aber mittlerweile kann ich damit umgehen und mich wehren. In der Mehrzahl sind zum Glück die normalen Besucher.<< Bis zu Messeauftritten ist es ein langer Weg. Hast du Tipps für junge Kreative? >>Webcomics sind auf jeden Fall ein guter Weg, um zu üben, dass man regelmäßig etwas herausbringt. Dadurch lernt man viel, kann sich auch über Facebook oder Foren in Communitys integrieren und kann sich mit Anderen austauschen. Also am besten: einfach machen. Man darf sich nicht verunsichern lassen, wenn Verlage einen zunächst nicht wollen. Das Internet ist da eine tolle Chance.<< Vielen Dank für das Gespräch. Wir empfehlen: Auf sarahburrini.com schauen, wie Sarah diese Chance genutzt hat und dabei Nutella-Muffins essen. Das Rezept gibt es hier zum Nachbacken. ◊


12 — Köl ne r Stu dierendenzeitung #5

groS S kunSt mi k l e i ne m groSchen Wird ein Streit größer, je länger er besteht? Für den beliebtesten Literaturstreit, der auf deutschen Bühnen ausgetragen wird, trifft das zu. Mit Poetry Slams füllen Veranstalter heute die größten Säle. Doch wird der Dichterkampf dadurch langweiliger? Miri Utz hat sich in der Szene umgehört. Text und Fotos von Miri Utz

Vor etwa 20 Jahren haben Künstler zum ersten Mal Poetry Slams organisiert – Dichterwettstreite, die vor Publikum auf der Bühne ausgetragen werden. Was sich vor einigen Jahren noch in kleinen Avantgarde-Kneipen abgespielt hat, ist heute aus dem deutschen Kulturraum kaum noch wegzudenken. Einzelne Veranstalter füllen damit inzwischen ganze Opernhäuser. Vor etwa einem Jahr hat eine Slammerin namens Julia Engelmann beim Campus Slam der Uni Bielefeld einen für viele Menschen bedeutenden Text vorgetragen, der den Poetry Slam noch bekannter gemacht hat. Innerhalb der Szene spricht man vom Julia-Engelmann-Effekt. Niemand weiß, ob es tatsächlich mit dem Video vom Bielefelder Campus Slam zusammenhängt, das eine Zeit lang viral durch das Internet geisterte. Doch seitdem sind Poetry Slams noch beliebter und auch die Vortragslisten auf den Lesungen werden länger. Seit 1997 gibt es Meisterschaften im Poetry Slam, die von Jahr zu Jahr größer werden. In Deutschland werden diese in den Ländern ausgetragen, aber es gibt auch den bundesweiten Poetry Slam, der dieses Jahr in Dresden stattfindet. Innerhalb der Szene ist die zunehmende Beliebtheit jedoch ein kritisches Thema: Für viele ist der Slam underground und alternativ – und das soll er am besten auch für immer bleiben. Andere wollen ihn im anspruchsvollen Unterhaltungsprogramm eingliedern. Es gibt aber nicht nur eine Form des Poetry Slams. Im Laufe der Zeit haben sich viele kleine Subkulturen entwickelt. Generell unterscheiden sich offene Veranstaltungen, also Slams, bei denen jeder mitmachen kann, der will, von etablierten Slams. Hier laden die Organisatoren erfahrene Slammer ein.

Immer beliebter werden auch die Science Slams. Die Vortragenden setzen sich 15 Minuten lang mit wissenschaftlichen Themen auseinander, am Ende gewinnt auch hier der Unterhaltsamste. Außerdem gibt es noch „Dead or Alive“Slams, bei denen die Vortragenden ihre eigenen Texte im Wettbewerb gegen tote Dichter lesen. Und weil man die nicht einfach wieder zum Leben erwecken kann, werden sie von Schauspielern verkörpert. Die wohl abgefahrenste Abwandlung sind aber Blind Slams; die Slammer tragen ihre Texte im Dunkeln vor oder dem Publikum werden Schlafbrillen aufgesetzt. Wie bei allen anderen Unterarten des Poetry Slams entscheiden aber auch hier wieder die Zuschauer, wer der beste Autor war. Trotz des ganzen Hypes um die Dichterwettstreite können die Künstler nicht von ihren Auftritten leben. Für viele Literaten bleibt der Poetry Slam eine große Kunst mit kleinem Groschen. An kleineren Leseabenden zahlen die Veranstalter die Fahrtkosten und Freigetränke, bei größeren manchmal auch eine Übernachtung im Hotel und eine kleine Gage. Viele Slammer, die sich einen Namen gemacht haben, schreiben auch Bücher. Manche haben es geschafft, die Slam-Bühne als Sprungbrett zu nutzen, zum Beispiel Marc Uwe Kling, der mit dem Roman „Die Känguru-Offenbarung“ erst im März wieder ein neues Buch herausgebracht hat. Viele freischaffende Künstler finden Poetry Slams gut. Doch für die Veranstaltungen wird oft nur ein wenig Eintritt verlangt, weil auch die Literaten selten Gage bekommen. Das drückt die Preise in der Szene und macht es selbstständigen Künstlern immer schwerer auf dem Markt zu überleben. ◊


se It m n

L e be n — 13

I mme r me h r me n s c h e n mögen Poetry slams. DI e DI c h t e r s z e ne r e ag I e r t z wI e g e s Pa lt e n a uf DI e s e n t r e nD.


14 — KÖL NE R STU DIERENDENZEITUNG #5

URTEILE IM 20-MINUTEN-TAKT JUSTIZ FUNKTIONIERT NUR MIT ÖFFENTLICHKEIT — DOCH DIE MEIDET DIE GERICHTSSÄLE

Wann kommt das Fressen und wann die Moral? Der Zusammenhang zwischen Armut und Kriminalität wird nirgendwo deutlicher als vor Gericht. Text von Cem Güler Gerichtszeichnungen von Annika Kunter

In dem Raum am Ende des langen Flures ist es warm. Die Fenster lassen sich nicht öffnen – aus Angst, Angeklagte könnten ihr Urteil über sich selbst fällen und aus dem Fenster springen. Im Saal 217 des Kölner Amtsgerichts sind heute zwölf Termine angesetzt. Alle 20 Minuten kommt jemand durch die Tür und nimmt an dem massiven Holztisch an der linken Raumseite Platz. Einzelne Angeklagte zittern, fast alle haben irgendwelche Papiere in der Hand, an denen sie sich festhalten. Und am Ende dieses Tages werden fast alle ihre Tat gestanden haben. An Amtsgerichten werden in Deutschland Verhandlungen geführt, bei denen höchstens eine Freiheitsstrafe von vier Jahren zu erwarten ist. In dem Hochhauskomplex an der Kölner Luxemburger Straße gibt es täglich etwa 50 Prozesse: Leistungserschleichung, Diebstahl, Betrug – die Liste der Vergehen ist lang und hinter fast jeder Tat steht ein Schicksal, das zu irgendeinem Zeitpunkt aus den Fugen geraten ist. Fünf Mal setzt sich Richterin Leonie Stühn an diesem Tag mit Schwarzfahrern auseinander. Einige von ihnen sitzen zum wiederholten Mal auf der Anklagebank. So auch der knapp 35-jährige Mann, der mit ruhiger Stimme gesteht, in dem Zeitraum zwischen dem 6. und 29. Juli 2013 ohne Fahrschein SBahn gefahren zu sein. Im Winter desselben Jahres wurde er ebenfalls mehrfach beim Schwarzfahren erwischt, insgesamt zehn Mal. Damit habe er die Deutsche Bahn um 31 Euro Fahrtgeld gebracht, sagt die Staatsanwältin. Der Kölner hat eine längere Drogenkarriere hinter sich und nach Entzug und Methadonpro-

gramm kaum noch Zähne im Mund, dafür aber ein langes Vorstrafenregister. Doch seit 2009 ist er nicht mehr auffällig geworden. Der Grund: Er möchte seinen sechsjährigen Sohn zurück, der heute bei einer Pflegefamilie lebt. Die Richterin fragt nach den Hintergründen der zerrütteten Familie. Sogar die Mutter des Jungen, die als Zuschauerin mit im Saal sitzt, soll sich zu der Situation äußern. Am Ende beantragt die Staatsanwältin 40 Tagessätze zu je zehn Euro, niedriger als erwartet. Das Gericht bleibt sogar unter dieser Forderung und verhängt eine Geldbuße von 200 Euro. „Ich will nicht, dass Sie jetzt wegen dieses blöden Schwarzfahrens noch mehr Probleme bekommen“, sagt die Richterin. Zwischen den Verhandlungen hängen Protokollant, Staatsanwältin und Richterin ihre schwarzen Roben an die Stuhllehnen. Sie sitzen in Hemd, Bluse und Jeans auf ihren Plätzen im Saal und warten auf die Angeklagten. Die Klimanlage surrt in tiefem Bass, nach und nach trudeln die Angeklagten ein, manche bleiben schüchtern in der Tür stehen. Richterin Stühn fragt in solchen Fällen: „Sind sie der Herr ...?“ Oder der Protokollant sagt: „Nehmen Sie hier Platz, Frau ...“, und deutet auf die Anklagebank. Eine Schulklasse ist irritiert über den freundlichen Ton im Gerichtssaal, ein Junge ruft, er wolle jetzt einen Mordprozess sehen. Doch so etwas wird vor der Großen Strafkammer des Landgerichts verhandelt, die sich auch im selben Gebäude befindet. In Saal 217 geht es weiter um Leistungserschleichung und Diebstahl. So auch bei dem kleinen Mann, der mit benetzter Stirn auf der Anklagebank Platz nimmt. Als die Staatsanwaltschaft den Vorwurf vorliest, erhebt er sich. Er habe einen Rasierapparat für 42,99 Euro bei Kaufland geklaut und sei dabei vom

Ladendedektiv erwischt worden. Stühn sagt, das sei „ein Klassiker der Beschaffungskriminalität“ sei. Ein originalverpackter Rasierer lasse sich gut weiterverkaufen. Diese Analyse ließe sich aus dem Vorstrafenregister des 40-Jährigen ziehen – wieder eine längere Drogenkarriere, aber auch hier seit mehreren Jahren keine Auffälligkeiten mehr. Der Kölner gesteht die Tat, zeigt sich einsichtig. 50 Tagessätze zu je 10 Euro fordert die Staatsanwältin für den Diebstahl. Der Mann versteht nicht, dass es sich dabei noch nicht um den Schuldspruch handelt: „Ist okay“, murmelt er nickend. „Nein, das Urteil mache ich jetzt“, sagt die Richterin und muss lächeln. Es bleibt bei den 500 Euro Strafe. Strafprozesse unterliegen in Deutschland dem Öffentlichkeitsgrundsatz, sie sind frei zugänglich. Doch das allgemeine Interesse an kleineren Delikten ist gering. Im Amtsgericht leert sich der Verhandlungssaal mittags, wenn die Schulklassen weg sind.


K A P UT T — 15

Dann bleiben Angeklagte mit Richter und Staatsanwalt alleine im Raum zurück. Für die Rechtssprechung kann diese Konstellation problematisch sein: Richter und Staatsanwälte teilen einen Tag lang denselben Saal – man kennt sich, man tauscht sich aus. Es gab schon Fälle, in denen die Bekanntschaft so weit ging, dass das Urteil feststand, bevor der Angeklagte im Raum war. Doch in Saal 217 ist es an diesem Tag nicht so: Die Richterin nimmt sich Zeit, alle Beteiligten ausreden zu lassen, hakt bei Unklarheiten noch einmal nach. Und bei den meisten Fällen an diesem Tag ist auch die Sachlage klar. Wie beispielsweise bei dem Mann mit vergilbtem Schnauzbart, der gesteht, unerlaubt 260 Euro vom Konto seiner Untermieterin abgehoben zu haben. Die Polizei hatte ihn erwischt, als er ohne Drosselung auf seinem Motorroller gefahren sei. Die Strafe konnte der Mann aber nicht bezahlen. Er habe seine Untermieterin angerufen, um sie nach dem Geld zu fragen, sie aber nicht erreichen können. Tags zuvor waren die PIN-Mitteilung und die Bankkarte der Mitbewohnerin per Post eingetroffen. In einer Sparkassenfilliale in Köln-Bilderstöckchen habe

er sich damit das Geld besorgt. Bei allen Prozessen an diesem Tag wirkt es so, als würden Menschen nur aus ihrer finanziellen Not heraus kriminell. Alle Angeklagten an diesem Tag leben an der untersten Einkommensgrenze. Am Eingang zum Saal 217 steht eine junge Frau, an ihrer Hand ihr kleiner Sohn, höchstens sechs Jahre alt. Die Richterin verweist wieder auf die Anklagebank. Die Mutter setzt sich, nimmt ihr Kind auf den Schoß und hört der Staatsanwältin zu, die aufgestanden ist, um den Vorwurf vorzulesen. Wiederholtes Schwarzfahren; oder: Leistungserschleichung. Die Angeklagte ist vorbestraft, doch nur vor dem Jugend-

gericht. Während die Staatsanwältin redet, trommelt der kleine Junge mit den Fäusten auf dem Holztisch. „Wovon leben Sie im Moment?“, fragt die Richterin. Bei dieser Frage lacht die Angeklagte kurz auf, eine Antwort kommt nicht. Sie mache im Augenblick ihren Schulabschluss nach, sagt sie. Während die Richterin redet, starrt sie gegenüber zur Staatsanwältin, die nur wenige Jahre älter ist als sie selbst. Als der Urteilsspruch kommt, steht der kleine Junge mit ihr auf. Sein Kinn überragt nur knapp die Anklagebank, doch die Richterin sieht er. Die spricht eine Verwarnung aus, die sich bei einer neuen Straftat in eine Geldstrafe verwandelt. Doch die Mutter sieht nach dem Urteil nicht beruhigt aus. Und vermutlich wird sich auch ihr Sohn daran erinnern, wie er mit seiner Mutter vor Gericht stand. ◊


16 — KÖL NE R STU DIERENDENZEITUNG #5

STUDENTEN DER SOZIALEN ARBEIT BEKOMMEN FÜR IHR PRAXISSEMESTER OFT KEIN GELD. DIE HOCHSCHULE UNTERSTÜTZT SIE NICHT IN IHREN FORDERUNGEN.

Unbezahlt und im Jenseits der Tarifverträge arbeiten Studenten der Sozialen Arbeit von der Kölner FH bis zu 720 Stunden im Praxissemester. Ihr Status ist bis heute nicht definiert. Nadine Kellner hat die Diskussion für die ksz verfolgt. In ihrem Artikel kommentiert sie, warum die Argumente der Hochschule und der Träger des Praxissemesters zu kurz greifen Seit der Einführung des Bachelors unterscheiden sich die gleichen Studiengänge in verschiedenen Städten, das ist kein neues Thema mehr. Während Studenten der Sozialen Arbeit in Frankfurt am Main drei Jahre Theorie studieren und das klassische Anerkennungsjahr hintendran hängen, büffeln Studenten in Köln nur drei Jahre für ihren Abschluss. Statt des Anerkennungs-

jahrs haben sie ein Praxissemester, das in die drei Jahre Regelstudienzeit integriert ist und im vierten Semester ansteht. Das klingt erst einmal schön, seinen Bachelor und die staatliche Anerkennung ein Jahr früher in der Tasche zu haben als zum Beispiel die Kollegen in Frankfurt am Main.

Doch bis heute wurde der arbeitsrechtliche Status der Studenten im Praxissemester nicht geklärt. Sind sie Praktikanten, Studenten oder Arbeitnehmer? Die Unklarheit bietet Trägern des Praxissemesters die Möglichkeit, die gültigen Tarifverträge zu ignorieren. Einzelne Arbeitgeber zahlen ihren „Praktikanten, Studenten oder Arbeitnehmern“ vielleicht 500 Euro im Monat, andere hingegen gar nichts. Soziale Arbeit scheint wenig wert zu sein. Sie lebt vor allem von Menschen, die

sich ehrenamtlich engagieren. In Köln zählen dazu in großem Maße auch Studenten. Bernarda Kabus, Studentin an der Fachhochschule Köln, wurde mit ihren Fragen über die unbezahlten Praxisstellen manch einem ungemütlich. Sie sammelte über 300 Unterschriften von Studenten aus ihrem Semester, die sich ebenfalls für eine angemessene Bezahlung des Praxissemesters aussprachen. Nur 27 von 142 Trägern auf waren bereit, vergütete Praxisstellen anzubieten, fand sie dabei heraus. Zusammen mit ihren Kommilitonen Johanna Braun, Sebastian Ulfik und Urs Mahner brachte sie an der Fachhochschule Köln so einiges ins Rollen: Nach monatelangem Engagement organisierte die Gruppe eine Podiumsdiskus-


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m Stich gelassen in ihrer Stelle eingebunden sei und 720 Stunden Arbeitszeit zu leisten hätte. Diese Vorgänge sind nicht hinnehmbar. Die Studenten im Praxissemester müssen in ihren Arbeitsstellen Ulrich Mergner, Leiter des Instituts einen Großteil der Arbeit erledigen. für Wissenschaft der Sozialen Arbeit Hinzu kommt, dass die Hochschuan der FH und ehemaliger Dekan der le ihre eigenen Studenten abwertet, Fakultät betonte, dass die Studenten auch im Praxissemester Studenten sei- wenn sie sich nicht für eine gerechteen, und nicht Praktikanten oder Ar- re Entlohnung einsetzt. Denn die Stubeitnehmer. Demnach wäre es falsch, denten sind in der Regel gut ausgebildet: Viele haben häufig schon vor dem die Praxisstellen zu einer Vergütung Studium eine Ausbildung oder beruflizu zwingen. „Wenn Sie Geld für ihre che Erfahrungen im sozialen Bereich Arbeit in Lernzeit wollen, müssen Sie gemacht. Lothar Mönch, Mitarbeiter in eine Berufsausbildung machen“, so „Der Sommerberg AWO Betriebsgesellsein Fazit. Den Studenten fehle es im vierten Semester außerdem an Professionalität, um eine Bezahlung zu verlangen. Darauf erwiderte eine Studentin, dass sie während des Praxissemesters fest sion mit Vertretern der Studierendenschaft, der Universität, aus Praxis und Politik.

schaft“, gab zu bedenken, dass oft Geld für die angemessene Bezahlung der Studenten fehle. Geld, das zu Zeiten, als es das klassische Anerkennungsjahr noch gab, allerdings da war - denn hier wurden die Studenten voll bezahlt. So sind die meisten Studenten auch im Praxissemester abhängig von BAföG und dem Geld der Eltern. Doch manche haben nicht einmal das. Deshalb berichten einige, dass sie bis zu sieben Tage die Woche für 15 Stunden am Tag arbeiten müssen. Das Ausmaß dieser Belastung für Körper und Psyche ist wohl den Sozialarbeitern am besten bekannt.

ausgebeutet werden? Wo bleibt der Einsatz der FH Köln und der Träger institutionen? Die Verantwortung wird von ihnen nur hin- und hergeschoben. Wir Studenten müssen deshalb selbst für unsere Rechte kämpfen. Doch bei einer unbezahlten Vollzeitstelle bleibt dafür nur leider wenig Zeit.◊ Nadine Kellner, studiert im vierten Semester Soziale Arbeit an der Fachhochschule Köln

Ist es nicht schockierend, wenn diejenigen, die durch ihren Beruf die Lebensqualität und die Gleichberechtigung in der Gesellschaft fördern wollen, selber

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18 — Köl ne r Stu dierendenzeitung #5

sch rau be Das Handy ist defekt, eine Reparatur zu teuer und um es selbst auszubessern, fehlt oft Werkzeug und Wissen. Viele kaufen dann schnell neue Produkte, doch es gibt eine Alternative: das Repair Café in Köln Porz.

Text von Pauline Schinkels Fotos von Marisa Reichert

Heute ist viel los. Zahlreiche Besucher drängeln sich durch einen schmalen Raum. Auf den Tischen liegen unzählige Schraubenschlüssel und Putzlappen. Ein Werkzeugkasten macht die Runde. Der Geruch von Kaffee zieht durch das Zimmer. Mitten in diesem Gewusel sitzt ein älteres Ehepaar. Ein Rentner hält einen defekten Laptop in der Hand. Der WLAN-Zugriff des Computers funktioniert nicht mehr. Während er auf Hilfe wartet, sitzt seine Ehefrau neben ihm und vertreibt sich die Zeit mit stricken. Hier, in Köln Porz, ist das Repair Café Sammelpunkt für Ratsuchende, Frickelfreaks und Umweltschützer. Ob Computer, Schmuck oder Fahrrad: Im Engelshof versucht monatlich ein Team Ehrenamtler aus IT-Spezialisten, Ingenieuren und Handwerkern den Besuchern zu helfen. Dazu schleppen die bis zu 40 Teilnehmer defekte Kaffeemaschinen, Radios, Nähmaschinen und alles, was sie gerade noch selbst tragen können, nach Porz. Längst kommen die Besucher nicht mehr nur aus der Gegend. „Hier waren schon Leute aus dem Allgäu und dem Westerwald“, erzählt Organisatorin Dagmar Langel.

reparier es dir selbst: das rc al Die 28-Jährige sitzt am Nachbartisch. Sie hat einen Discman dabei. „Ich habe ein paar CDs, die sind so alt, dass mein Laptop sie nicht abspielen kann“, sagt sie. Die höre sie dann auf dem Discman – doch der läuft nur noch am Stromkabel, nicht mehr mit Batterien. Jetzt wird geschraubt, gewerkelt und die Stromstärke gemessen. Dabei geht es darum, dass die Besucher nicht nur ein mangelhaftes Gerät mitbringen und ausgebessert wieder mitnehmen, sondern den Reparaturprozess begleiten und lernen. Dazu erklären die sogenannten Reparaturexperten, was und wie sie etwas machen, damit sich die Teilnehmer beim nächsten Defekt selber helfen können.

Manchmal kann so eine Reparatur lange dauern. Dann hören die Helfer hier unzählige Geschichten. Fast jeder hier, kann über den Gegenstand, den er mitbringt eine Menge erzählen. Einer dieser Geschichtenhörer ist der 29-jährige Betriebswirt Hendrik Potthast. „reparieren statt konsumieren"“ „Letztens war ein Herr mit einer Stereoanlage hier und erzählte, sie sei bis vergangene Woche einwandfrei Eine von ihnen ist Rike Kempka. Heute ist die Studen- gelaufen – seit 1963!“, berichtet er und schmunzelt. Er tin mit einem Trekkingrucksack hier, aus dem sie ei- habe ihm zwar nicht selbst helfen können, aber an ein nen alten Receiver holt. „Der ist von meiner Musik- anderes Repair Café weiter verwiesen. anlage. Die habe ich mit 14 bekommen“, erklärt die 24-Jährige. Ihr sei es wichtig möglichst wenig wegzuschmeißen – auch beim Thema Essen und Klamotten „da heisst es dann, reparieren achte sie darauf. „Ich bin kein Samariter, aber ich versuche meinen Teil zu leisten und möglichst nach- In der Regel liegt es aber nur an Kleinigkeiten, wenn die Geräte nicht mehr laufen. Dann können die Exhaltig zu leben.“ perten in Porz meistens weiterhelfen. „Einige ReparaDass heute viele Menschen wie Kempka denken, turen sind läppisch, da muss nur mal das Radio aufzeigt die steigende Zahl der Repair Cafés. Das erste geschraubt werden und der Dreck rausgesaugt werCafé entstand 2007 in Amsterdam. Mittlerweile gibt den“, erklärt Langel. Manchmal fehlt es aber auch an es die Veranstaltungsreihe weltweit – unter anderem ganz anderen Sachen. „Manche Ersatzteile werden nach Ablauf der Garantie gar nicht mehr produziert“, in Brasilien, Kanada und den Vereinigten Staaten. In Porz hat Dagmar Langel, eigentlich Verwal- sagt der IT-Experte Sascha Winkler. tungsbeamtin, die Reihe vor ungefähr einem Jahr geInitiatorin Langel steht daneben und nippt nachstartet. Auf die Idee kam sie dank eines Fernsehbe- denklich an ihrem Kaffee. Von Seiten der Industrie richts über die Cafés. „Ich kann aber selber nichts re- fehle auch einfach oft der Wille Dinge zu reparieren, parieren, außer Staubsauger“, sagt die 57-Jährige und kritisiert die 57-Jährige. „Da heißt es dann, das lohnt lacht. sich nicht das zu reparieren“, sagt sie. „Ich würde mir Aber Langel kann mobilisieren. Sie bat zahlrei- wünschen, dass sich die Leute dann einfach mal trauche Bekannte um Hilfe. Mittlerweile besteht das Re- en, die Dinge selber aufzuschrauben.“ paraturteam aus 21 ehrenamtlichen Helfern. Mit „reparieren statt konsumieren“, erklärt die gebürtige Por- Unterdessen wartet das alte Ehepaar immer noch am zerin knapp das Prinzip des Cafés. „Ich bin dafür, Al- Nachbartisch. Zwei Reparaturexperten haben sich tes möglichst lange zu erhalten“, betont die 57-Jährige. den Laptop vorgenommen. Die Frau strickt weiterhin, Vielen Besuchern geht es ähnlich: Sie bringen Geräte während ihr Mann aufmerksam zuschaut und sich ins Café, die ihnen über eine lange Zeit ans Herz ge- erklären lässt, wo er einen neuen WLAN Stick kaufen wachsen sind – so zum Beispiel Linda Lohr. kann – das alte Gerät ist endgültig defekt. ◊

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k a p ut t — 19

lo cke r?

l s hilfe zur selbsthilfe

o hnt sich nicht mehr"“

Die nächsten Repair Café-Treffen finden am 18. Mai und 15. Juni zwischen 10 Uhr und 15 Uhr im Bürgerzentrum Engelshof (Oberstr. 96, 51149 Köln) statt. Die Reparatur ist kostenlos, Spenden sind erwünscht.


L e be n — 1 "Die Ferne ist dein Moratorium, deine Auszeit, dein Ort der Reflektion. Allein auf Reisen umgeben von nahezu unberührter Landschaft hast du die Muße deine Gedanken fliegen zu lassen und fern von Alltagsstress und Stadtdschungel Ideen und Pläne zu sortieren. Erweitere deinen Horizont und reflektiere dich selbst." — Simon Schubert


2 — KÜl ne r Stu d i erendenzeitung # 3


22 — KÖL NE R STU DIERENDENZEITUNG #5

REDEN IST GOLD

Dr ei St e l l e n u n te rstü tze n St ud i er e n d e p sycho logisch

Mit Freunden über Probleme zu habe meinen Alltag null hinbekomsprechen kann schwer sein. Mit men“, sagt sie heute. Also entschloss sich die Studentin, einen Termin bei Psychoanalytikern über Proble- der psychologischen Beratung des Stume zu sprechen kann teuer sein. dentenwerks zu vereinbaren. Sie beStudenten mit großen Sorgen kam ihn nach einigen Wochen. Ziel sei eigentlich, das Gespräch innerhalb können sich an den Hochschulen von zehn bis vierzehn Tagen zu fühBeratung von Experten, Kommi- ren. Es könne aber doch bis zu vier Wolitonen oder per Telefon bei an- chen dauern bis man dran kommt, sagt Gaby Jungnickel. onymen studentischen Seelsor„A N GE N E H M UND RESPEKTVOLL“ gern holen.

N

ur wenige Menschen antworten auf die Frage „Wie geht es dir?“ nicht mit „Gut“. Und es gibt ebenso wenige Menschen, die nicht mit genau dieser Antwort rechnen. Doch was, wenn „Gut“ nicht mehr die ehrliche Antwort ist? Studenten, die mit psychischen oder sozialen Problemen kämpfen, haben oft keine andere Wahl als sich entweder engen Vertrauten zu öffnen oder gleich eine professionelle Therapie aufzusuchen. Ein dritter Weg könnte über die Beratungsstellen der Hochschulen gehen. Marie (Name geändert) war depressiv. Sie kämpfte mit einer Essstörung und einem Alkoholproblem, meldete sich von jeder Prüfung ab. „Ich

Die Psychologin leitet die Psycho-Soziale Beratungsstelle des Kölner Studentenwerks. Sechs psychologische Berater und Beraterinnen sowie eine Pädagogin haben dort im Jahr 2013 knapp 2700 Studenten zur Seite gestanden. Eine Einzelberatung dauert meistens etwas unter einer Stunde, die Mehrzahl der Studenten kommen ein bis zwei Mal. Mehr Termine kann das kleine Team nur bei besonders schwierigen Problemen leisten. Marie erinnert sich nicht mehr an den genauen Ablauf ihres Gesprächs. Sie habe sich ernst genommen gefühlt, das weiß sie noch. Die Atmosphäre in der Beratungsstelle sei angenehm und respektvoll gewesen, erzählt die Studentin. Der Berater verwies sie letztendlich doch an einen Psychothe-

rapeuten weiter. Knapp dreißig Pro- nickel versichert, dass keinerlei Informationen nach außen dringen. Die zent der psychologischen Beratungen Mitarbeiter unterliegen der Schweigeendete im Jahr 2013 mit einer solchen pflicht. Mit Krankenkassen, den HochEmpfehlung. Die psychologische Beratung kon- schulen oder öffentlichen Stellen sind sie nicht vernetzt. zentriert sich auf persönliche Krisen Studenten, die das Gefühl haben, und Stimmungen. Die Anliegen der Studenten sind völlig unterschiedlich. ihr Leben nicht mehr im Griff zu haUnd auch vonseiten der Beratungsstel- ben, empfiehlt auch Marie im Nachhinein die Beratungsstelle aufzusuchen. le werden die Gesprächsthemen nicht Sie habe die Hilfe als kompetent wahrbegrenzt, sagt Jungnickel. In Bezug auf das Studium gehe es häufig um Lern- genommen. Die 21-Jährige sagt heute, störungen, Prüfungsangst oder Ar- sie sei nicht mehr depressiv, sondern beitsorganisation. Im privaten Bereich „ganz glücklich“. spielten Stress, Ängste, soziale ProbleE I N NE TZ W E R K AU S me oder eine generelle Traurigkeit oft eine Rolle. Überraschend wenige Men- KOM M I LI TONE N U ND KOLLEG E N schen würden aber mit Suchtproble- Tina Benischke und Frenni Gnest sind men kommen, sagt Jungnickel. Einer- keine ausgebildeten Therapeuten, sie seits fehle es oft an einem Bewusstsein, studieren selbst noch. Aber die Erziedie Suchtproblematik zeige sich häufig hungswissenschaftlerinnen sind da, erst im Gespräch. Andererseits würden um zuzuhören. Wem und welches Thedie Betroffenen, die ihre Sucht erken- ma spielt für sie keine Rolle, sagen sie. nen, offenbar spezialisierte Hilfe auf- Die beiden arbeiten neben ihrem Stusuchen. dium freiwillig als Beraterinnen beim Studenten können sich aber auch Kollegialen Studentischen Beratungsan die soziale Beratungsstelle wenden. netzwerk (KSB). Dorthin können sich Dort geht es um praktische Fragen, wie Studenten wenden, wenn sie mit jefinanzielle Notlagen im Studium, Stu- mand Fremden reden möchten. Auch dieren mit Kind oder Behördenkontakt. die elf anderen Studenten vom KSB Ratsuchende können die Mitarbeiter sind keine Experten. Aber genau das der Psycho-Sozialen Beratungsstelle sei auch die Stärke des Netzwerkes, auch online kontaktieren. Gaby Jung- meint Frenni.


K A P UT T — 23

Wenige Menschen wenden sich sofort an einen Psychotherapeuten. Die Hemmschwelle, das Angebot des KSB wahrzunehmen, ist niedriger. Der erste Kontakt erfolgt per E-Mail. Innerhalb eines Tages beantwortet jemand aus dem Beratungsnetzwerk die Nachricht und vereinbart einen Gesprächstermin. Im Gespräch sitzt einem dann kein Experte gegenüber, der analysiert, sondern ein Student. Oft kennt der ähnliche Probleme – bei einem solchen Gespräch fühlt sich der Ratsuchende im Idealfall wie bei einem Gespräch mit Kommilitonen und Kollegen.

„ WER Z U M KSB KO M MT, H AT E IN E LÖ S U N G I M KO P F “ Wenn Tina über die Gesprächsführung des KSB redet, ist ihre Wortwahl bedacht. Das Thema ist ihr wichtig. „Wir nehmen unser Gegenüber unbedingt an, ohne jegliche Wertung“, sagt sie. Dass jeder Mensch gut sei, daran glauben die beiden Studentinnen und das ist Theorie ihrer Beratungsstelle. Es gebe Gespräche, die seien schwieriger als andere, aber der Ausgangspunkt sei: „Wer zum KSB kommt, der hat schon eine Lösung im Kopf.“ Die ersten zehn Minuten des etwa einstündigen Gespräches geht es um die scheinbar einfache Frage: „Was

vermitteln an Experten weiter. „Wir ist los?“ Danach versuchen die Berater durch gezieltes Nachfragen die Gedan- müssen auch wissen, was wir leisten ken ihres Gegenübers zu strukturieren. können und dürfen“, sagt sie. Ihr AnOft schafft das viel Klarheit, sagt Tina. gebot sei keine therapeutische Hilfe. Eigentlich sei die Bezeichnung „BeraES MUSS ERST WI EDER ABEND ter“ für die beiden falsch. Frenni und WERDEN Tina verstehen sich als Zuhörer. In der Cafeteria oder unter Freunden seien Sowohl die Beratungsstelle des Studie Gespräche oft vorbelastet oder zu dentenwerks, als auch das KSB könkurz. Manchmal könne es helfen ein- nen Studenten nur tagsüber nutzen. fach eine Stunde am Stück zu reden, Oft kommen Sorgen aber nachts. Wer ohne unterbrochen zu werden. vor lauter Sorgen nicht mehr schlaDabei unterliegen auch hier die fen kann, kann zwischen 21 und ein Mitarbeiter des KSB der Schweige- Uhr bei der nightline Köln anrufen. pflicht, nichts von den Gesprächen Die Philosophie ist ähnlich wie die des dringt nach außen. „Auch wenn man KSB: Es geht um das aktive Zuhören. sich in der Uni mal begegnet, grüßt Die Mitarbeiter der nightline, selbst man sich höchstens. Über das Bera- alle Studenten, müssen das Zuhören tungsgespräch wird nicht geredet“, ebenfalls in mindestens zwei Wochensagt Frenni. endschulungen lernen, bevor sie sich Das Projekt des KSB ist 2010 ent- nachts an den Telefonapparat setzen. standen. Damals hatte eine Heilpäda- „Wir haben aber keinen Anspruch auf gogin die Idee, das Netzwerk mit Stu- Professionalität“, sagt eine Mitarbeitedenten zusammen zu entwickeln. Heu- rin, die namentlich nicht genannt werte nehmen die Studenten einmal im Se- den möchte. mester an einer Weiterbildung teil. Sie DI E BERATER WERDEN BERAT EN haben alle mindestens zwei Seminare besucht in denen sie die Gesprächsfüh- Der Kontakt erfolgt bei der nightline rung lernen. Etwa vier Studenten wen- für beide Seiten anonym: Weder Anruden sich pro Monat an das Netzwerk, fer noch Zuhörer stellen sich einander sagt Tina. Bei schwerwiegenderen vor. Die Idee der nächtlichen TelefonThemen haben die Mitarbeiter eine seelsorge stammt aus England. Dort Auswahl von Beratungsstellen und sei das Angebot sehr etabliert, erzählt

die Mitarbeiterin. Sie selbst habe selten mehr als drei Anrufe pro Nachtschicht. Das Team werde einmal pro Semester betreut, um sicherzugehen, dass die Anrufe sie emotional nicht stark belasten. Die Studenten könnten bei der nightline gerade die Sachen erzählen, die sie ihren Freunden nicht anvertrauen. „Manchmal dauert es bestimmt eine halbe Stunde, bis die Anrufer ihr eigentliches Problem schildern“, erzählt die Mitarbeiterin. Einen richtigen Notfall habe sie noch nicht miterlebt. Meist handle es sich eher um studentische Probleme. Bei schweren psychologischen Problemen verweisen die Ratgebenden an andere Stellen, oft erst an die Beratung des Studentenwerks oder manchmal an das FETZ, ein Zentrum für psychische Krisen von der Uniklinik. Die Mitarbeiterin nimmt die Sorgen der Studenten als breit gefächert wahr. Ein Gespräch mit zwei unterschiedlichen Menschen sei noch nie ähnlich verlaufen. Nur in einem Punkt gebe es immer Gemeinsamkeiten: „Die Leute sind danach oft voll erleichtert.“◊ Text von Nora Kolhoff Fotos von Mona Schulzek


24 — KÖL NE R STU DIERENDENZEITUNG #5

Verwahrloste, Einsame, Außenseiter: Es gibt viel Geringschätzung für Leute, die eine Kuschelparty besuchen. Unsere Autorin hat sich an einem Novemberabend unter sie gemischt. Text von Charlotte Zimmermann Illustration von Annika Kunter

Der Raum ist abgedunkelt. Matten sind auf dem Parkett ausgebreitet. Shanti Morava, ein Mittfünfziger mit weicher Stimme und runder Nickelbrille, steht in der Raummitte. Er führt heute durch den Abend. Hinter den Fenstern herrscht Kölner Tristesse, regnerisch und kühl.

ner hier, alle sehen gut gepflegt aus. Wie ganz normale Menschen. Seit Beginn der Veranstaltungsreihe im Jahr 2005, waren über 8 000 Besucher hier.

Im Veranstaltungszentrum Tor 28 treffen sich Fremde in heimeliger Atmosphäre ohne sexuelle Absichten zum Kuscheln, so die Idee der Kuschelparty. In den 90ern ging der Trend in den USA los. Der Name kommt von einem Sexualtherapeuten aus New York, Reid Mihalko, Pionier der Bewegung. Aber kuscheln mit Fremden? Soll man das gut finden? „Brüste oder Schritt anfassen, Küssen und Dry Humping sind Tabu“, erklärt Shanti, der sonst als Körpertherapeut arbeitet. Ergraute und Studis im Hemd sind ebenso gekommen wie vollbusige Ausschnittträgerinnen. Die Vorstellungsrunde beginnt. Popmusik soll die Stimmung entkrampfen. Das Durchschnittsalter liegt bei Ende 30. Heute sind 25 Frauen und 25 Män-

Niemand wird dazu gezwungen jemanden zu liebkosen. Alle wählen. Genuss braucht Freiheit. Nach und nach bilden sich Zweiergruppen. Einer nach dem anderen schließt die Augen, lässt sich streicheln und spürt nur. Schweißgeruch liegt in der Luft. Nervöses Hüsteln klingt durch den Raum. Nach einigen Minuten löst Shanty die Zweierrunden auf. Die Kuschelparty-Gäste finden sich zu viert zusammen. Reihum liegt einer in der Mitte. Sechs Hände klopfen auf den Körper, massieren, streicheln, trommeln mit 30 Fingern auf Kleidung und Haut. Der Stress weicht mehr und mehr, eine allgemeine Entspannung macht sich breit. Die Berührungen werden immer selbstverständlicher – und fangen an gut zu tun.

Gemeinsam einsam. Draußen, vor der Halle, ist kuschelfreie Zone. Es gibt Kekse, Gummibärchen und Tee. Reden ist wieder erlaubt. Ein paar Stammgäste kauen auf Erdnüssen. Die meisten sind ledig. Über den Köpfen ein Pop-ArtGemälde. Wir sitzen auf roten Sofas. Privates, Job und Familienstand interessieren kaum. Dafür ist Politik Thema. Ein Pfundskerl redet sich den Mund wund über die Gesellschaft, verflucht die Wirtschaft dazu. Das System mache einsam, sagt er. Allein in Großstädten, verlassene Appartements inmitten von Menschenfluten; das gibt es immer häufiger. Und die Schüchternheit tue das Übrige, erzählt der Mann weiter. Tantra helfe auch, gegen alles, aber Kuschelpartys seien da besser. Bis zu zwei Wochen fühle er sich danach wieder gut. Kuscheln tut gut, tröstet, beruhigt und entspannt, das ist bekannt. Ein gesunder Körper, eine heile Seele dürsten nach Kuscheln, brauchen körperliche Nähe wie die Luft zum Atmen.


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Es wird Erotisch. Also doch. Zurück in der Halle. Dreieinhalb Stunden dauert eine Kuschelparty. Von der Decke fallen weiße Vorhänge, Leuchtgirlanden tauchen die Halle in rotes Dämmerlicht. Es ist intensiv geworden – erotisch. Also doch. Kuschelketten mit vier, fünf, sechs Kuschlern breiten sich auf dem Boden aus. Einige Paare umschlingen sich, sind ineinander verknotet. Manch einer trägt eine Augenbinde, will die Berührungen noch intensiver spüren. Oxytocin, Serotonin und Dopamin fluten den Raum, die Kuschelparty versinkt im Hormonrausch. Aus jeder Ecke des Raums seufzen die Gäste, dazu das Rascheln von Kleidern, das Wälzen auf den Matten. Dann um 23 Uhr ein abruptes Ende. Das Licht geht an, Technomusik dröhnt aus den Boxen. Einzelne tanzen, berauscht, übermütig, befeuert vom vielen Kuscheln. Die Teilnehmer wirken erschöpft, aber zufrieden. Shanti hat seinen Job getan. Noch ein kurzes Geplänkel, ein kurzes Herzen. Nach wenigen Minuten sind alle den Pforten des Tor 28 entwichen. 50 kümmerliche Kölner Seelen strömen in die kühle Novembernacht hinaus. In zwei Wochen und die Party beginnt erneut. ◊


26 — Köl ne r Stu dierendenzeitung #5

Meine Krim deine Krim

„Russland konnte sich nicht einfach heraushalten“

Ukrainer protestieren auf dem Maidan, Menschen sterben, der Präsident flüchtet. Russland annektiert die Halbinsel Krim. Wie beurteilen junge Leute in den beiden Ländern die Ereignisse in der Ukraine? Zwei Stimmen: Aufgezeichnet von Anne-Sophie Lang Illustration von Kim Huber

„Russische Propaganda hat Familien geteilt“ Ich komme von der Krim, bin aber pro-europäisch eingestellt und fühle mich als Ukrainerin. Die Krise dort halte ich für das Resultat einer gut geplanten propagandistischen Aktion. Die russischen Massenmedien sind eine unaufhörlich arbeitende Maschinerie. 70 Prozent der Bevölkerung auf der Krim schauen sie – unabhängige regionale Medien hat es nie gegeben. Einer der ersten Schritte der Russen nach dem Einmarsch war, ukrainische Medien abzuschalten. Auf der Krim haben in den vergangenen Jahren Ukrainer, Russen und Krimtartaren friedlich zusammengelebt. Sie haben die Meinungsfreiheit und die Sprache und Religion der anderen akzeptiert. Aber durch die permanente Medienpropaganda hat sich die Bevölkerung an alte Wunden erinnert. Sie hat sich geteilt, auch innerhalb von Familien.

Bis ich zur Schule gehen musste, wuchs ich bei meinen Großeltern auf der Krim auf. Sie hatten einen Bauernhof und lebten für die Zeit relativ gut. Meine Eltern hatten mich dort gelassen, weil die 90er in Russland eine harte Zeit waren. Später fuhr ich jede Sommerferien für drei Monate auf die Krim. Ich erinnere mich an Nächte mit Freunden, wir saßen am Strand am Feuer, spielten Gitarre und sangen. Das sind die besten Erinnerungen meines Lebens. Sowohl die Ukraine als auch Russland nenne ich meine Heimatländer. S ie h aben im 2 0. Ja hrhu n de rt g e nug g e l i tt e n , j etz t b rau ch en sie kein e F reiheiten , so n de r n E s s e n u n d Stab i l i tät Ich bin gegen Revolutionen. Alle Revolutionen hatten schlechte Konsequenzen, die Länder gerieten in Krisen und oft in Bürgerkriege. Viktor Janukowitsch war kein guter Präsident, aber er war nicht schlechter als vorherige Präsidenten. Ich glaube, dass die Proteste auf dem Maidan in Kiew organisiert waren. Die Leute gehen in den Ländern der ehemaligen Sowjetunion nicht so schnell auf die Straße. Sie haben im 20. Jahrhundert genug gelitten, jetzt brauchen sie keine Freiheiten, sondern Essen und Stabilität.Aber der Maidan ist nun einmal passiert, die Leute standen dort für eine bessere Zukunft, und was haben sie jetzt? Es gibt keinen guten Kandidaten fürs Präsidentenamt und die neue Regierung ist nicht stark genug, um die Extremisten aufzuhalten. Ich fürchte, dass die Situation in der Ukraine noch schlimmer werden wird, vor allem die ökonomische. Hier in Russland glauben die Leute, dass die USA den Maidan organisiert haben, um Raketenabwehrsysteme gegen Russland oder China in der Ukraine zu installieren und um die Bevölkerung von eigenen Problemen abzulenken. Deshalb wird Putin als Verteidiger gesehen, zumal er die Krim vor ukrainischen Neofaschisten geschützt hat. Die Ukrainer wiederum glauben, dass Putin die Schüsse auf dem Maidan organisiert hat, um den Russen zu zeigen, dass Revolutionen schlimme Konsequenzen haben können. I ch n ehm e g a r kein en Un t e r s c h i e d z wi s c h e n Ru s s e n u n d Ukra in ern wa hr

Das bedeutet, dass ein geopolitisches Ziel Russlands zu einem moralischen Fall der Menschen auf der Krim geführt hat. Junge Menschen sind gezwungen, ihre Familien und Häuser aufzugeben und auf das Festland der Ukraine zu ziehen. Auch ich habe meine Heimat verlassen, weil ich keine Russin werden und weiterhin als Journalistin kritisch berichten wollte.

Ich respektiere alle Meinungen. An Putins Beteiligung an den tragischen Ereignissen will ich nicht glauben, es wäre dumm. Russland hat nicht viele Freunde und die Ukraine war einer der engsten, nicht nur auf Regierungs-, sondern auch auf Bevölkerungsebene. Ich nehme gar keinen Unterschied zwischen Russen und Ukrainern wahr. Deshalb sehe ich die Annexion der Krim auch als eine Art Verrat. Ich kann mich nicht darüber freuen wie die meisten Russen, weil ich viele schlimme Konsequenzen sehe, vor allem den Konflikt mit der Ukraine. Allerdings konnte Russland sich auch nicht einfach aus der dortigen Situation heraushalten. So weit ich die Geschichte der Internationalen Beziehungen kenne, hätte jede Großmacht etwas Ähnliches getan.

Anastasiia Magazova ist 25 Jahre alt und hat in Simferopol auf der Krim Journalismus studiert. Sie lebt jetzt im westukrainischen Lemberg.

Ira Khomutova ist 22 Jahre und alt und studiert Recht und Internationale Beziehungen im russischen St. Petersburg.

Ju nge M e n sc hen sind g ezwung en, ihre Fa m il ien u nd H äu ser aufzug eben

Wollt ihr mehr lesen? Den 2. Teil des Interviews gibt‘s hier: www.koelnerstudierendenzeitung.wordpress.com


ST UD I E R E N — 27

SAT NAM —MEDITIEREND DEM STRESS ENTFLIEHEN Endlich abschalten: Immer mehr Studenten suchen einen Ausgleich zum UniAlltags und finden ihn beim Meditieren. Die Anbieter des Kölner Hochschulsports haben diesen Trend erkannt: Die Zahl der Stressbewältigungs- und Gesundheitskurse steigt.

E

s ist Dienstagnachmittag. Mein Seminar über den Syrienkonflikt habe ich gerade hinter mir. Nun bleibt kurz Zeit für ein Mittagessen mit meinen Kommilitonen. Währenddessen schaue ich noch einmal kurz bei Facebook rein. Danach haste ich zum Meditationskurs. Dort angekommen, checke ich noch einmal meine E-Mails auf dem Smartphone. Dann koordiniere ich WhatsApp-Gruppen für den Kinobesuch heute Abend, parallel ziehe ich mich schnell um. Im letzten Moment eile ich in die Turnhalle und setze mich auf die rote Matte.

Mit mir haben sich etwa dreißig weitere Studenten in der leicht muffig riechenden Turnhalle eingefunden, einige in Jeans und T-Shirt, andere in weiten Hosen. Ganz vorne sitzt unser Meditationslehrer Saada Nam

Singh in weißem Leinengewand mit Turban. Saada Nam Singh ist keineswegs sein bürgerlicher Name, erklärt er uns. Übersetzt bedeutet er „für immer schmerzlos und von Besessenheit für immer frei“. Wir beginnen mit verschiedenen Meditationstechniken. Dabei sollen wir lernen, unseren Gedankenkreislauf zu durchbrechen und mit einem Mantra zu ersetzen, das wir entweder laut singen oder im Kopf still vor uns hin sagen. „Mantras geben uns Fokus und Klarheit“, erklärt Saada. Und ja, manchmal gehört dazu, dass wir im Lotussitz sitzen und „Omm“ murmeln. Saada Nam Singh startet mit einem anderen beliebten Mantra: Sat Nam. „Sat“ ist die Wahrheit, „Nam“ bedeutet der Name Gottes. Wir singen und zapfen göttliches Licht an, das uns führen soll. Gott nahe fühlen, ich weiß nicht, ob das etwas für mich ist. Trotzdem fühle ich mich beflügelt, als ich die Turnhalle wieder verlasse. Ich bin nicht die einzige, die das Meditieren für sich entdeckt hat: Saeed Mohajer, der Koordinator des Hochschulsports an der Uni Köln, schätzt, dass ein Großteil der etwa 40000 Studenten Kurse in der Kategorie „Gesundheitssport“ belegen. Dahinter verbergen

sich Angebote, bei denen man Entspannungs- und Meditationstechniken sowie diverse Yoga-Varianten lernt. Von 360 Kursen, die beim Hochschulsport pro Woche angeboten werden, fallen mittlerweile 26 Kurse in diesen Bereich. Mohajer begründet die höhere Nachfrage so: „Der Studienalltag ist für viele nicht einfach zu bewältigen. Die Studenten haben keine Zeit, sich zu erholen.“ Trotzdem: Den Meditationskurs habe ich irgendwann aufgegeben. Wenn ich jetzt aber mit meinem Fahrrad an der roten Ampel stehe und meine Gedanken gleichzeitig um das nächste Seminar, um das Geburtstagsgeschenk für meine Mutter und die Wochenendplanung kreisen, dann rufe ich mir immer wieder das Mantra Sat Nam in Erinnerung. Ich denke dabei nicht an Gott und versuche auch nicht zu höheren Wahrheiten zu gelangen, es ist ein simples Sat Nam - einatmen ausatmen.◊ Text von Nina Niebergall Fotos von Judith Gerten


28 — Köl ner Stu dierendenzeitung #5

Die Zukunft sind wir

Das Hochschulzukunftsgesetz (HZG) soll noch vor dem kommenden Wintersemester in Kraft treten. Ein Machtkampf zwischen Hochschulen und Politik ist entfacht, aber niemand fragt die Studenten. Zwei Studentinnen antworten trotzdem.

Bildungsministerin Svenja Schulze reformiert das Hochschulfreiheitsgesetz. Sie reformiert – und nennt es nun Hochschulzukunftsgesetz. Ein Schlag ins Gesicht für die FDP, die mit dem Hochschulfreiheitsgesetz ihre Vision der unternehmerischen Hochschule verwirklicht hatte. Und für die Hochschulrektoren, die um ihren Thron im Königreich der Hochschulbildung fürchten. Eine Katastrophe! Aber keine Sorge, denn es passiert alles zum Wohle des Landes NRW. Es gilt wieder das „Gebot der sozialen Gerechtigkeit“, jawohl, genau so. Es geht um Diversity, Diversity Management, verdammt noch mal. Und den gesellschaftlichen Bildungsauftrag, und Frauenquoten. Frauenquoten? So ist es. Professorinnen könnten qualifiziert genug sein, um alleine ins Rektorat zu kommen? Undenkbar.

von Ivona Coric, Helena Heberer

Denn Schulze will mehr Kontrolle über die Unis. Die Hochschulen streichen mehr Zinsen ein als das Land? Das geht nicht. Nun ändert sich das Gesetz, damit das Geld auf einem Konto – vielleicht ja auch mehreren – landet. Die werden aber nicht von den Hochschulen geführt, sondern vom Land. Das ist besser so. Weil die Frau Ministerin den Hochschulen die Zuschüsse streichen kann, wenn diese nicht nach ihrer Pfeife tanzen. Statt Laissez-faire sind wieder alle auf der autoritären Schiene unterwegs. Die Landesrektorenkonferenz hat sich besonders lautstark eingeschaltet. Die Wissenschaftsfreiheit sei gefährdet, damit gäbe es keine Forschung, keine Innovation, keine Investition! Und dann ist sowieso alles vorbei. Wenn die Wirtschaft nicht mehr investiert. Eine Transparenzklausel macht es auch viel unbequemer, heimlich an Drittmittel aus Industrie und Wirtschaft zu kommen. Das wird Fimen wie den Pharmakonzern Bayer ganz schön ärgern. Die Lehre? Interessiert niemanden. Dass die guten Professoren an die Unis kommen, an denen sie frei ihrer Forschung nachgehen können, scheint Schulze jedenfalls nicht zu verstehen. Es wäre besser, sie würden nur lehren – und das mit Freude. Professoren sind schließlich bekannt für ihre pädagogischen Aspirationen. Auch Promotionsstellen wären besser Ländersache. Denn in der Wunschwelt unserer Bildungsministerin wird nicht nur

das Geld im Auge behalten, auch einzelnen Fakultäten kann das Promotionsrecht weggenommen werden, wenn sie qualitativ schlecht sind. Vielleicht kann man so den nächsten Plagiatsfall verhindern, bevor wieder einem Politiker in aller Öffentlichkeit der Doktortitel weggenommen wird. Das nervt langsam eh. Teilzeitstudium? Ja, unbedingt! Denn du sollst arbeiten gehen, um dein Studium zu finanzieren. Du sollst dadurch länger brauchen und du sollst schon in den Arbeitsmarkt eingebunden werden. Dann liegst du dem Land auch nicht so sehr auf der Tasche. Das Geld für dein Bafög wird schließlich dringend gebraucht, um den Braunkohleabbau zu subventionieren. Das hat Zukunft, das ist die Essenz von Nachhaltigkeit. Und, machen wir uns doch nichts vor: Für etwas anderes als Steuernzahlen bist du nicht zu gebrauchen. Schon gar nicht sollst du mal was ausprobieren, deine Persönlichkeit entwickeln, bevor du dich für den Rest deiner Tage in einem Büro einschließt und die Sonne niemals wieder siehst. Uns Studenten betrifft das wenig. Hochschulrektoren und der Gesetzgeber liefern sich einen Kampf um das letzte Wort. Dabei werfen sie mit ideologischen Begriffen wie Freiheit (der Wissenschaft), Autonomie (der Hochschulen) und Zukunft (des Landes) um sich. Ändern wird das Gesetz sowieso nur wenig und helfen wird es auch nicht. Sowieso ist gar nicht klar, welchen Missstand die Reform behebt. Letztlich geht es nur darum, dass es das Ministerium für Innovation, Wissenschaft und Lehre noch gibt – und dass es sich wichtig fühlt. Als gäbe es an Hochschulen keine Studenten. ◊


st ud i e r e n — 29

Was das HZG für die Unis bedeutet Im März hat die Landesregierung Nordrhein-Westfalens einen Regierungsentwurf zum Hochschulzukunftsgesetz (HZG) beschlossen. Auf Initiative von Svenja Schulze, Ministerin für Bildung, sollen Unis demokratischer, transparenter und vernetzter arbeiten. Die Hochschulrektoren im Land sehen die Freiheit von Wissenschaft und Forschung gefährdet.

Einschränkung der Entscheidungsautonomie

Nach geltender Rechtslage hat das Land kaum Möglichkeiten, die Entscheidungen der Hochschulen zu beeinflussen – die Universitäten in NRW gelten als die unabhängigsten Hochschulen in ganz Deutschland. Ministerin Schulze sieht die Hochschulbildung in NRW jedoch vor großen Herausforderungen, die es gemeinsam zu meistern gelte. Kritiker des HZG bemängeln, dass im HZG die Entscheidungsautonomie der Universitäten in Bereichen wie der Finanzierung deutlich eingeschränkt wird.

Bisher nimmt das Land Schulden auf, um Liquiditätsverbund den Universitäten das Geld zu überweisen, zwischen Univeristät mit dem diese ihre Ausgaben bezahlen. und land Aus Zinsgründen wäre es wirtschaftlicher, wenn das Land in Zukunft die Konten der Universitäten führte, von denen die Hochschulen ihr Budget abrufen könnten. Dieses Finanzierungsmodell nennt man einen Liquiditätsverbund. Damit möchte die Regierung einer Entscheidung des Landesrechnungshofes von 2010 entgegenkommen.

Transparenzklausel zur Drittmittelforschung

Die wohl spannendste Änderung, die das HZG vorsieht, ist eine Transparenzklausel zur Drittmittelforschung: Die Öffentlichkeit soll über abgeschlossene Forschungsvorhaben informiert werden – aber nur unter der Voraussetzung, dass Unternehmen durch die Bekanntmachungen keinen Schaden nehmen. Die Rektoren fürchten eine Störung des Vertrauensverhältnisses zwischen Industrie und Hochschule und erhebliche Einbußen bei ihren Drittmitteln.

Eine der besonderen Herausforderungen Vielfalt der sieht die Landesregierung in der zuneh- Bildungshintergründe menden Vielfalt der Bildungshintergründe der Studenten. Da es bislang kaum rechtliche Grundlagen für ein „Diversity Management“ gebe, sieht das HZG eine Reihe von Richtlinien vor, die allen Studenten gleichermaßen gutes Studieren ermöglichen sollen. Dazu gehört ein Ausbau des Fernund Teilzeitstudiums.

Gemeinsamer Rahmen für Uni und Land

Teil des HZG sind Rahmenvorgaben, welche die Hochschulen mit den Ländern vereinbaren. So möchte die Landesregierung die Forschung in NRW koordinieren. Wenn die Unis sich nicht an die Vorgaben halten, kann ihnen das Land die Gelder kürzen. Der Fokus bei den Vereinbarungen liegt auf Zukunftsfähigkeit und Nachhaltigkeit. Was hier wie umgesetzt wird, entscheidet das Ministerium. Damit behält es sich vor, die Interessen der Hochschulen unterzuordnen, wenn diese nicht mit den Interessen des Landes übereinstimmen.

Auch das Promotionsrecht wird in dem Vorschlag aufgegriffen. Das Land wird in Zukunft die Möglichkeit haben, einzelnen Fakultäten das Promotionsrecht zu entziehen, wenn diese bestimmten Qualitätsstandards nicht genügen.

Entzug des Promotionsrechts

Derzeit ist geplant, dass der Entwurf im Sommer von einer Expertenrunde besprochen und anschließend vom Landtag verabschiedet wird. Dann kann das HZG zum Wintersemester 2014/15 in Kraft treten.

Noch ist nichts beschlossen ...

§


3 0 — KÖL NER STU DIERENDENZEITUNG #5

Typisch Stu Sie existieren sowieso, die Vorurteile über die Studierenden anderer Fachrichtungen. Also erlauben wir uns an dieser Stelle jedes Mal, Klischees zu provozieren. Schwarz auf weiß. Schließlich merkt jeder Vorurteilende selbst täglich, dass alles weit hergeholt ist, meist nicht stimmt – und sich noch öfter doch als wahr erweist. Interview von Anja Steinke Fotos von Karla Windberger

Laura Schleder , Ecosign/Akademie für Gestaltung, Diplomstudiengang Fotografie, 2. Semester, über Chemiestudenten:

Judith Schröder , Universität zu Köln, Masterstudiengang Chemie, 4. Semester, über Fotografiestudenten:

Was ist typisch an Chemiestudenten? Sie besitzen eine eigene Schutzbrille, um die Augen vor Säuren und Basen zu schützen.

Was ist typisch an Fotografiestudenten? Ihre Kamera ist ihr Baby, da darf kein anderer ran.

Was tragen Chemiestudenten? Cordhosen, weiße Kittel und Rollkragenpullover.

Was tragen Fotografiestudenten? Immer eine kleine Tasche, die zumindest für die kleine Notfallkamera ausreicht. Ansonsten möglichst individuell.

Was essen Chemiestudenten? Alles frisch aus der Molekularküche. Warum nerven Chemiestudenten? Weil ich mich auch nach hundert missglückten Erklärungsversuchen nicht dafür interessiere, was das Bohrsche Atommodell ist. Wo gehen Chemiestudenten aus? Auf Goa-Partys. Wieso braucht die Welt Chemiestudenten? Chemiker versuchen die wichtigsten Grundbausteine unseres Lebens zu verstehen und zu beschreiben. Darum sollten wir ihnen dankbar sein.

Was essen Fotografiestudenten? Da ihr Geld wohl eher in ihrer Ausrüstung steckt, bleibt nur noch die Mensa und mal ‘ne Brotschnitte. Warum nerven Fotografiestudenten? Weil sie die Welt nur noch durch ein Objektiv betrachten können. Wo gehen Fotografiestudenten aus? Dort, wo es die besten Motive gibt – zum Entspannen in die Kölner Grünanlagen oder ähnliches. Wieso braucht die Welt Fotografiestudenten? Um den Moment einzufangen! Fotografie hilft bei der Bewahrung von Erinnerungen und Geschichte besonders in ihren Extremen.


ST UD I E R E N — 31

udent Welche Sportart betreibt ein Chemiestudent? Kampfsport.

Was ist die Lieblingsbeschäftigung von Fotografiestudenten? Mit ihrer Kamera und ihren abertausenden Funktionen rumspielen. Und natürlich warten ... bis die langsamen Trantüten mal aus dem Bild gelaufen sind oder das Licht perfekt ist.

Wenn du einen Tag mit einem Chemiestudenten verbringen würdest, was würdest du mit ihm unternehmen? Das Periodensystem erkunden und auf die Suche nach neuen Elementen gehen.

Würdest du gerne mal einen Tag mit einem Chemiestudenten tauschen? Finde ich jetzt gerade irgendwie komisch.

Welche Sportart betreibt ein Fotografiestudent? Parkour oder Pilates, Gruppensport eher selten.

Was, denkst du, könntest du von einem Chemiestudenten lernen? Die fachgerechte Anwendung einer Augendusche.

Woran sind Chemiestudenten schuld? Mit steigendem Wissensstand könnten sie Dinge wie Chemiewaffen herstellen.

Würdest du gerne mal einen Tag mit einem Fotografiestudenten tauschen? Warum nicht? Vielleicht würden meine Urlaubsfotos dann mal besser gelingen.

Warst du schon mal in einen Chemiestudenten verliebt? Könntest du dir das grundsätzlich vorstellen? Ich war mal in meinen Chemielehrer in der Oberstufe verliebt. Ich könnte es mir nicht noch mal vorstellen.

Was ist die Lieblingsbeschäftigung von Chemiestudenten? Drogen herstellen.

Was würdest du tun, wenn dein Kind Chemie studieren wollte? Ich würde es unterstützen. Irgendjemand muss ja meine Fotochemie machen!

Was würdest du tun, wenn dein Kind Fotografie studieren wollte? Meine erste Frage wäre wohl: „Und was möchtest du nach dem Studium damit anfangen?“ Danach kann ich nur hoffen, dass es das Zeug dazu hat, echte Kunst zu schießen.

Wenn du einen Tag mit einem Fotografiestudenten verbringen würdest, was würdest du mit ihm unternehmen? Erst würde ich mir gerne seine gesammelten Werke anschauen. Nach einem Spaziergang am Rhein, bei dem wir über die faszinierende Lehre des Lichts philosophiert haben, machen wir einen Fernsehmarathon mit „The Big Bang Theory“ oder „Breaking Bad“. Was, denkst du, könntest du von einem Fotografiestudenten lernen? Die Schönheit der Welt auch in den kleinen Dingen zu erkennen. Warst du schon mal in einen Fotografiestudenten verliebt? Könntest du dir das grundsätzlich vorstellen? Bisher noch nicht, aber solange ich nicht sein Dauermotiv werde sehe ich da kein Problem.


32 — KÖL NE R STU DIERENDENZEITUNG #5

ÜBER SERVICE UND ÜBERWACHUNG Unser Autor David Sahay hat das Service Center entdeckt. Mit Hilfe von Videokameras späht es zurück. Warum das ein Vorteil ist, erklärt er in einer Glosse. Text von David Sahay Fotos von Thomas Morsch

W

er sich wundert, warum in der Verwaltung der Uni Köln in letzter Zeit alles so reibungslos verläuft, der hat vermutlich das neue Studierenden Service Center (SSC) übersehen. Politisch – und auch optisch – korrekt steht es am Albertus-MagnusPlatz. Ein weiteres Wunderwerk der Architektur. Fast nahtlos schmiegt es sich an das renovierte Hauptgebäude an. Ähnlich grazil wie schon das Philosophikum Anfang der 70er Jahre. Tatsächlich wurde das SSC schon im vergangenen Jahr eröffnet. Zwischen reibungsloser Verwaltung und Service Center gibt es also wahrscheinlich keinen Zusammenhang.

Skurile Aussicht einer Kamera

Trotzdem bin ich kürzlich auf eine Meldung gestoßen, die das luftig anmutende Gebäude in ein neues Licht rückt. So will man in London künftig Videokameras an Straßenkreuzungen einsetzen: Statt Fotos von Rasern gibt es dort bald Fußgänger im Bewegtbild. Die Idee dahinter leuchtet ein: Beginnen Fußgänger sich vor roten Ampeln zu langweilen, Grüppchen zu bilden und wolmöglich zu randalieren, erkennt die Kamera das Problem und die Ampel schaltet auf grün. Das spart Zeit und Nerven. Bei der Suche nach Terroristen könnte es zusätzlich hilfreich sein – eine klasse Idee. Auch das SSC setzt auf Kameras, auch hier will man vermutlich einen Aufstand vermeiden. Eines Morgens könnte ein wütender Mob Studenten nach einer durchzechten Nacht vor dem Modulhandbuch mit blutunterlaufenen Augen das SSC stürmen wollen. Dann gilt es schnell zu handeln.

Sollte alles eskalieren, wird die beruhigende Wirkung der Farbe Grün womöglich nicht ausreichen. Vielleicht geht es bei der Videoüberwachung um das SSC herum auch nicht darum, die ohnehin wenig engagierten Studenten von einem Aufstand abzuhalten. Vielleicht geht es auch hier in Wahrheit um Terrorismus. Angenommen, ich wäre ein Mann des Terrors. Bestünde mein Ziel darin, die Uni besonders hart zu treffen, ich hätte es auf das SSC abgesehen. Service ist doch neben persönlicher Lehre eine der Kernkompetenzen der Kölner Hochschule. Mit einem mittelgroßen Rollkoffer würde ich mich also auf den Weg machen und die Uni zu Köln zurück in die Servicewüste bomben. Ein teuflischer Plan.

Das klingt jetzt herb, aber solche Szenarien müssen eine Rolle gespielt haben, als man sich dazu entschied, das SSC durch Kameras zu schützen. Ich finde es gut, dass sie berücksichtigt wurden. Zu blöd, dass es im Gebäude selbst keine Kameras gibt. Interessant wäre es doch, wenn die Uni damit beginnen würde, auch die Innenräume zu filmen. Man kennt das ja aus dem Abenteuerpark: Nach einer kurzen Achterbahnfahrt der Gefühle kann man an einem Stand am Ausgang noch einmal bestaunen, was man soeben für ein doofes Gesicht gemacht hat. Für ein Foto, das mein Gesicht am Tresen des neuen Service Centers dokumentiert, würde ich gerne Geld ausgeben. Service und die Uni Köln – das glaubt mir ja sonst eh keiner.◊


d e n k e n — 33

Liebe Studentinnen, liebe Studenten,

Ihr wollt nicht mehr wählen. Und das völlig zu Recht! Zuletzt hat sich noch jeder Siebte von Euch an die Urne geschleppt. Und es werden seit Jahren weniger. Wahrscheinlich sahen sich die wenigen Wähler auch noch abschätzigen Blicken ausgesetzt. Damit muss Schluss sein! Auf Euren Wunsch schaffen wir die Hochschuldemokratie ab. Ihr habt ganz richtig verstanden: Dies ist ein Putsch. Ich bin Euer neuer Hochschulkönig. Die Kölner Studierendenzeitung ist mein Hofstaat (zugegeben, mit mehr Narren als nötig).

Als progressive Zeitung wollen wir das anstrengende Modell der Demokratie überwinden. Partizipation ist ein Kreuz. Wir befreien Euch davon, damit Euch nicht zweimal im Jahr fünf Minuten geklaut werden, in denen Ihr Vorlesungsfolien auswendig lernen oder auskatern könntet. Wir haben alles, was wir wollen: eine Fahrradwerkstatt, eine Gemüsekiste und ein Semesterticket. Diesen Luxus gilt es jetzt zu verwalten. Das hat auch der selbst ernannte „Service“AStA erkannt. Wenn die Studierenden keine Lust mehr auf Wählen haben, haben die Hochschulpolitiker auch keine Lust mehr auf Regieren. Die gewählten Beamten, die den aktuellen AStA stellen, haben deshalb folgerichtig ihr politisches Engagement eingestellt. Sie sind aus dem „freien zusammenschluss der studentInnenschaften“ ausgetreten, dem bundesweiten Dachverband der ASten. Warum auch sollte sich die größte Präsenz-Universität Deutschlands politisch engagieren? Etwa um die bundesweite Studentenlobby zu stärken? Lächerlich! Stattdessen zeigt sich der AStA lieber als Vorbild für seine Wähler - und verzichtet auf politisches Engagement. Bravo, lieber AStA! So bereitet man den Boden für eine Revolution. Jetzt übernehme ich.

Als frischgebackene Untertanen ändert sich für Euch alles zum Guten: Der Anteil des Semesterbeitrags für Eure Vertretung sinkt dramatisch. Denn erstens bin ich ein bescheidener König. Und zweitens brauchen wir keine Hochschulparteien, keine Wahlkampfhelfer und kein Parlament mehr zu finanzieren. Nach einer einmaligen Investition in eine goldene Statue meinerselbst sinken die Kosten auf Null. Hurra, mehr Geld für Bier! Und obendrein mehr Zeit zum Auskatern. Aber es kommt noch besser: Selbstständiges Denken ist von nun an verboten. Zehn Jahre nach der Bologna-Reform sind wir damit voll auf der Höhe der Zeit. Zukunftsweisende Entscheidungen geben wir einfach an Universitätsleitung und Hochschulrat ab. Nach maximal fünf Jahren sind wir fertig mit dem Studium. Und danach die Sintflut, bitteschön. Euer neuer Hochschulkönig versteckt sich nicht in einem Hinterzimmer, um ermüdende Diskussionen zu führen. Mich erkennt Ihr auf dem Campus an der hübschen Krone. Wer mich sieht, bekommt gerne eine Spontanaudienz. Tröstende und vertröstende Worte sind gratis. Lang lebe der Hochschulkönig!

von Timo Stukenberg


34 — Köl ne r Stu dierendenzeitung #5

Alleine Aufregen Passt es noch in die Zeit, einfach mal so drauflos zu protestieren? Die ksz hat folgendes Bekennerschreiben erhalten. Der Autor möchte anonym bleiben. Schade.

Fotos von Silviu Guiman


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d e n k e n — 35

Ich habe noch nie protestiert. Klar war ich schon mal auf einer Demo, aber etwas selber auf die Beine gestellt habe ich noch nie. Dafür rege ich mich ständig über alles Mögliche auf. Und ich denke mir: Einfach so kannst du nicht protestieren. Wenn er etwas erreichen will, muss der Protest wohlüberlegt sein. Erst mal muss ich mir darüber klar werden, was ich überhaupt will. Dann meine Argumente zurechtlegen. Die Gegenargumente natürlich auch. Denn die muss ich mit meiner durchdachten, klugen Protestaktion ja aushebeln. Wer nur kritisiert und pöbelt, dem hört keiner zu. Wenn ich heutzutage ein, sagen wir mal, feministisches Statement machen will, muss ich erst mal überlegen. In Zeiten, in denen wir alle Wahlrecht haben und Professorinnen und Vorstandschefinnen werden, ist das Wort Feminismus ein Relikt aus alten Zeiten, in denen Frauen noch Achselhaare hatten und ihre BHs verbrannten. Also muss ich wohl erst einmal Statistiken lesen, bevor ich fundiert demonstriere. Erst recherchieren, dann protestieren. Kann ich das überhaupt alleine? So ganz ohne Aktionsbündnis und eingetragenen Verein? Wenn ich also an den Schaukästen der Burschenschaften in der Kölner Uni vorbeigehe, kann ich mir da einfach denken: Sexistische Kackscheiße!? Kann ich ganz unmittelbar wütend werden darüber, dass es im 21. Jahrhundert noch immer abgehobene Männer-Sauf-Mannschaften gibt, die sich zu Studi-Zeiten gegenseitig in den Puff einladen, um sich später gegenseitig in der Hand zu haben, damit das Hangeln von Chefsessel zu Vorstandsposten ohne Anstrengung geht? Wenn ich davor stehe und lese: „Bei uns gibt es keine Frauen. Das ist nun mal so. Aber es gibt ja schließlich auch Frauenverbindungen“, kann ich einfach zu Hause in meine Computertasten hauen, dass es noch Studenten gibt, die glauben, Akademiker-Jungs seien bessere Lebewesen als Frauen, „Nicht-Deutschstämmige“ und Bauarbeiter-Kinder? Ich schreibe auf selbstklebendes Papier, wie ekelhaft es ist, mit einem Nazi-Image zu kokettieren und bei Sexismus-Vorwürfen auf Damenverbindungen zu verweisen, die man ungefähr so ernst nimmt wie Damenbinden. Ich stehe am Kopierer, drucke meinen zu Buchstaben gewordenen Wutanfall 30 mal aus, stecke ein paar „Sexistische Kackscheiße“-Aufkleber in die Tasche, schleiche mich nachts mit einem Verbündeten in die Uni, kleistere die Glaskästen der Überheblichkeit voll und gehe mit einem zufriedenen Lächeln davon. War das jetzt effektiv? Habe ich etwas verändert? Werden die Jungs jetzt auf den Trichter kommen, dass Augenhöhe und selbst gemachter Erfolg viel mehr Spaß machen? Wahrscheinlich nicht. Ich habe protestiert. Und es war gar nicht so schwer. ◊

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36 — KÖL NE R STU DIERENDENZEITUNG #5

AKTENZEICHEN UNGELÖST Es ist still geworden um den umstrittenen Vertragsschluss zwischen der Kölner Universität und der Bayer HealthCare AG. Am 26. März 2008 gingen beide eine Kooperation ein, die in der Mitarbeiterzeitung des Universitätskrankenhauses als die „weitreichendste, die eine Uniklinik in Nordrhein-Westfalen bislang mit einem Pharmaunternehmen eingegangen ist“, bezeichnet wurde.

S

echs Jahre nach dem Vertragsabschluss ist immer noch nicht offen, inwieweit die wirtschaftlichen Interessen der Bayer AG die Forschungsvorhaben am Uniklinikum bestimmen. Die Universität möchte die Offenlegung der Verträge am liebsten ganz verhindern. „Der Abschluss solcher Verträge ist Ausdruck der Forschungsfreiheit“, sagt Sprecher Patrick Hone-

cker. Und diese sei durch das Grundge- dass die Universität Forschungsergebsetz garantiert. nisse vor ihrer Publikation dem PharDoch Kritiker der Kooperations- makonzern vorlegen muss oder gar die vereinbarung vermuten, dass die Uni- Forschungsziele mit Bayer abstimmt, versität dem Pharmakonzern weitrei- so der CBG-Vorstand weiter. chende Kompetenzen zugesteht. So Um das herauszufinden, hat wie Philipp Mimkes, Vorstandsmit- Mimkes die Uni auf die Offenlegung glied bei dem Verein „Coordination des Vertrages verklagt. Doch in erster gegen Bayer-Gefahren“ (CBG): „Ich bin Instanz hat das Kölner Verwaltungsmir ziemlich sicher, dass da Sachen gericht der Universität Recht gegeben drinstehen, die der Uni bei einer Veröf- – die Verträge blieben unter Verschluss. fentlichung des Vertrags unangenehm Heute ruht der Streit in den Arwären.“ Denkbar sei beispielsweise, chiven des Oberverwaltungsgerichts

Münster unter dem Aktenzeichen 8A97/13. Auf Anfrage der Kölner Studierendenzeitung teilte ein Gerichtssprecher mit, dass der Termin für den Revisionsprozess noch nicht feststehe, weil es in dem zuständigen Senat noch Veränderungen gebe. Die ksz ist drangeblieben und hat die Ereignisse seit ihrer letzten Berichterstattung im Sommersemester 2012 dokumentiert.◊ Lea Kaftan und Cem Güler Illustration von Annika Kunter

DER PHARMAKONZERN UND DIE UNIVERSITÄT — DIE CHRONIK EINER „PRÄFERIERTEN PARTNERSCHAFT“ Der Verein „Coordination gegen Bayer-Gefahren“ (CBG) will wissen, was im Kooperationsvertrag steht. Die Universität verweigert jedoch „aus rechtlichen Gründen“ die Auskunft.

Die Universität Köln und die Bayer HealthCare AG schließen einen Kooperationsvertrag.

Die CBG legt Beschwerde gegen die Nicht-Offenlegung beim Landesbeauftragten für Datenschutz und Informationsfreiheit NRW (LDI) ein.

Die CBG versucht erneut, die Verträge einzusehen. Dabei beruft sich sie sich auf das Informationsfreiheitsgesetz. Die Uni verweigert die Einsichtnahme, sie begründet dies damit, dass das Informationsfreiheitsgesetz nicht für Verträge gelte, die sich mit Forschung im Hochschulbereich befassen („Forschungsfreiheit“).

Der LDI urteilt: Die Verträge müssen offengelegt werden, da es beim Kooperationsvertrag lediglich um die Schaffung von Rahmenbedingungen gehe, nicht jedoch um den Inhalt konkreter Forschungsprojekte. Der LDI hat jedoch nicht die Möglichkeit, eine Einsichtnahme zu erzwingen.


D E N K E N — 37

8A97/13 Seit sechs Jahren kämpft die „Coordination gegen BayerGefahren“, um den Kooperationsvertrag zwischen der Universität Köln und dem Pharmakonzern Bayer einsehen zu können – bisher ohne Erfolg

Nur wenig ist bis jetzt zu den konkreten Inhalten des Kooperationsvertrags bekannt. Im November 2008 teilte die Uni Köln jedoch mit, es handele sich bei dem Kooperationsvertrag um eine „präferierte Partnerschaft“ in den Forschungsbereichen Kardiologie, Onkologie, Neurowissenschaften, Augenund Kinderheilkunde sowie um die Einrichtung eines Promotionskollegs. Die Kooperation umfasst dabei nach Angaben der Universität Köln die Entwicklung und Erprobung neuer Medikamente. Dafür wird ein gemeinsamer Lenkungsausschuss einberufen. In

diesem sitzen sowohl Vertreter der Bayer AG, als auch Vertreter der Medizinischen Fakultät. Die Geschäftsführung dieses Lenkungsausschusses übernimmt der Leiter des Zentrums für Klinische Studien der Medizinischen Fakultät. Dieses Kommitee erstellt den Forschungsplan, trifft eine Auswahl zwischen möglichen Forschungsprojekten und kontrolliert deren Verlauf. Dabei blieben sowohl die Unabhängigkeit der Forschung und Lehre, als auch die Publikationsfreiheit gewährleistet, versicherte Alexander May, Datenschutzbeauftragter der Uni Köln, der CBG im November 2008.

Die CBG klagt beim Verwaltungsgericht Köln gegen die Nicht-Offenlegung des Vertrags beim ein.

Das Verwaltungsgericht Köln gibt der Universität Recht und verweigert, diese zur Einsichtnahme zu verpflichten.

Die CBG legt Berufung gegen das Urteil des Verwaltungsgerichts ein.

Der Streit um die Offenlegung der Verträge wird politisch. Die Piratenpartei reicht zwei kleine Anfragen im Landtag NRW ein. Auch auf diesem Weg gibt es keine Informationen zu Inhalten des Kooperationsvertrags.

Revisionsverfahren am Oberverwaltungsgericht Münster: Der Streit geht in die nächste Runde.


38 — KÖL NER STU D IERENDENZEITUNG #5

Text und Fotos von Alexander Kronenberg

DIE MASCHINEN VON Studieren wie Gott in Frankreich? Nein, diesen Spruch gibt es nicht. Die Lehre an der Pariser Sorbonne ist eher geprägt vom absolutistischen Geist des Ancien Régime. Im Land der großen Aufklärer könnten die Wörter „Lehre“ und „ Autorität“ synonym verwendet werden. Vom Savoir-vivre in der Bredouille, eine Außenansicht. Text und Foto von Alexander Kronenberg


D E N K E N — 39

PARIS

Der Professor betritt den Saal, geht die Stufen zu seinem Podest hinauf und breitet seine Unterlagen vor sich aus. Ohne die Studenten im Saal zu begrüßen fängt er an zu lesen. Er sieht kaum von seinem Manuskript auf und arbeitet Punkt für Punkt seinen Plan ab. Seine Zuhörer sitzen an ihren Laptops und tippen eifrig jeden Satz mit. Die Geräusche der Tastenanschläge füllen den Saal wie prasselnde Regentropfen. So wie diese Vorlesung in Internationalem Privatrecht laufen die meisten französischen Vorlesungen ab. In Deutschland stöhnen viele Kommilitonen über ein Studiensystem, das zu viel Wert auf Leistung lege und das Studieren zum stumpfen Lernen verkommen lasse. Ein System, bei dem nur noch die Leistung auf Knopfdruck zähle, die zum Prüftermin erbracht werden muss oder eben nicht. Doch in Frankreich gilt diese Lehrmethode bereits seit mehreren Jahrzehnten als normal. Und noch viel mehr als das: Die Université Paris I, Panthéon-Sorbonne, bringt Frontalunterricht, einseitige Lehrmeinung und erbarmungslose Leistungsabfrage zur Perfektion. Sie ist eine der 13 Pariser Universitäten, die Ende der 60er Jahre das Erbe der historischen Pariser Universität „Sorbonne“ antraten. Hier studierten schon Victor Hugo, Marie Curie und Johannes Calvin. Paris I hat auch heute noch in Frankreich einen sehr guten Ruf, vor allem für ihre geistes-, wirtschafts- und rechtswissenschaftlichen Fakultäten. Über die Grenzen des Landes hinaus ist sie hoch angesehen. Das QS World University Ranking platziert sie für Geschichte auf dem 13. Platz weltweit, für Philosophie auf dem 22., für Recht auf dem 27. und innerhalb Frankreichs für zahlreiche Fächer auf Platz eins. Etwa 40 000 Studierende sind hier eingeschrieben und besuchen unter anderem Veranstaltungen zu Recht, Wirtschaft, Philosophie, Geographie, Geschichte, Kunst oder Mathematik. Darunter sind auch etwa 60 Kölner Studenten, die das deutsch-französische Jura-Programm zwischen Paris I und der Kölner Universität absolvieren. Zwei Jahre lang studieren sie erst Rechtswissenschaften in Köln, um sich dann für das dritte und vierte Studienjahr in Paris zu immatrikulieren. Im universitären Alltag bleibt dort von gutem Ruf und qualitativer Lehre nicht mehr viel übrig. Studenten, Professoren und Mitarbeiter in der Verwaltung – sie alle sind nur ein austauschbares Zahnrad im System. Und ihre Aufgaben könnten ungerechter nicht verteilt sein: Während Studierende zwischen Arbeitsgruppen und verzwickten Hausaufgaben kaum noch für die Prüfungen lernen können, verlassen sich Professoren auf Monologe ohne Hilfsmittel. Gäbe es im Französischen das Wort „Vorlesung“, würde man es an den Universitäten wörtlich nehmen.

Studenten werden zu Stenographen Wer nicht mitschreibt, wenn die Professoren reden, ist spätestens zum Klausurtermin verloren – Nur ein Viertel aller Jurastudenten besteht die ersten beiden Jahre. Und an der Paris I reden die Dozenten besonders gerne. Bis zu zehn Stunden verbringen Studenten am Tag in

Vorlesungen. Skripte und Folien gibt es nicht, von Videoaufzeichnungen ganz zu schweigen. So werden Zuhörer schnell zu eifrigen Stenographen. Und wo Mitschreiben zur Hauptaufgabe wird, wird das Mitdenken zur Kür. Studierende müssen etwa 22 Stunden pro Woche in den Vorlesungssälen verbringen. Nach den Hausaufgaben und dem Wiederholen des Tagespensums bleibt keine Zeit mehr für Reflexion. Französischer Geist und Rebellion? Für die meisten Studenten lediglich Inhalt ihrer dicken Geschichtsbücher.

Zur Prüfung in die Banlieue

Routine ist ein französisches Wort und in diesem Sinne verläuft auch die Klausurenphase ähnlich wie das Semester. Doch dienen die festgelegten Abläufe nicht etwa dazu, das Leben für die Studenten einfacher zu machen, sondern sind vor allem dazu da, den ewigen französischen Verwaltungsapparat zu füttern. So kommt es, dass es ein eigenes Gebäude für Prüfungen gibt – außerhalb von Paris, in der Banlieue Arcueil. Dort steht das Maison des Examens, ein Hochhaus aus vier Flügeln und sieben Stockwerken, ausschließlich zum Klausurenschreiben konzipiert. Hier haben in 28 Sälen tausende Prüflinge Platz, um ihre dreistündigen Uni-Klausuren zu absolvieren. An manchen Tagen schreiben Studierende zwei Prüfungen gleichzeitig. Eine in Paris, die andere in Arcueil. Dorthin fährt nur die Vorortsbahn, zwischen den Klausuren bleibt selten Zeit, um noch einmal kurz in sich zu gehen oder etwas zu essen. In manchen Prüfungsphasen schreiben die Studenten sechs Klausuren an sieben Tagen. Genauso unerbittlich verläuft der Übergang zwischen den Semestern, denn nach den Klausuren im Januar beginnt direkt das Sommersemester. Und in den Semesterferien zwischen Mai und September geht es für die meisten Studenten ins Praktikum. Tun sie das einmal nicht soll es vorkommen, dass sie sich im Bewerbungsgespräch für ihren Lebenslauf rechtfertigen müssen. So wird aus dem gediegenen Savoir-vivre schnell die Kunst zu überleben.

Lernen á la Mittelstufe Vor Stunden- und Prüfungsplänen macht die französische Bildungsmaschinerie nicht Halt. In drei von sechs Pflichtfächern müssen Studenten an einer Arbeitsgruppe teilnehmen. Dort wird der Stoff der Vorlesung wiederholt und vertieft. Studenten müssen wöchentlich Hausaufgaben machen, die jederzeit eingesammelt und benotet werden können. Ein beliebter Aufgabentyp bei den Juristen ist der Urteilskommentar: Eine Entscheidung des französischen Kassationshofs muss gelesen und verstanden werden. Anschließend soll man die Lösung des Gerichts für den Einzelfall erklären und kommentieren. So behandeln die Aufgaben in vielen Fällen Spezialprobleme des jeweiligen Sitzungsthemas. Viele Studenten verlieren dabei den Überblick über den Gesamtzusammenhang des Fachs. Dabei hilft es nicht, dass die Unterlagen für eine Sitzung manchmal aus 30 bis 60 Seiten bestehen –


40 — KÖL NE R STU DIERENDENZEITUNG #5

Urteile und Aufsätze, die die Studenten jede Woche gelesen und vorbereitet zur Arbeitsgruppe mitbringen sollen. In der Sitzung werden diese Dokumente oft schlicht eines nach dem anderen abgearbeitet. Hinzu kommen mündliche Noten und Klassenarbeiten zur reinen Wissensabfrage; etwas, woran wohl die meisten deutschen Studenten seit der Mittelstufe nicht mehr gedacht haben. Dieses System aus Hausaufgaben, mündlichen Noten und Klassenarbeiten wird contrôle continu genannt, kontinuierliche Kontrolle. Diese fließt zu 50 Prozent in die Endnote des jeweiligen Fachs ein. Die andere Hälfte besteht aus der Klausurnote. Wer dem Druck der Hauptfächer standhält, muss sich außerdem noch drei Nebenfächern widmen, die aber beispielsweise für Juristen alles andere als nebensächlich sind. Verfassungsrecht und Strafrecht pauken sich die künftigen Richter und Staatsanwälte der Grande Nation in der Nacht vor der Klausur ins Kurzzeitgedächtnis. Mit diesen Vorgaben haben die Studenten an der Universität Panthéon-Sorbonne zu arbeiten, wenn sie einen Abschluss wollen. Von universitärer Freiheit und Selbstorganisation bleibt nicht viel übrig. Gut 8000 der 40 000 Studierenden sind keine Franzosen. Ob sie wohl mit einem anderen Blick an die Universität kommen? Schließlich haben ihre französischen Kommilitonen ja bereits einen ähnlich aufgebauten Schulunterricht hinter sich. Wertvolle Hinweise, bei dieser Studienorganisation erfolgreich zu sein, gibt es manchmal nur von nicht-französischen Arbeitsgruppenleitern. Einer sagte einmal:„Das Problem ist, dass ihr einfach zu gerecht seid. Das darf man hier nicht sein.“◊

A N Z EI GE

Anoushka Shankar »Traces of You«

Foto: Deutsche Grammophon/Yuval Hen

Pirashanna Thevarajah Manu Delago Ayanna Witter-Johnson Danny Keane Sanjeev Shankar

koelner-philharmonie.de 0221 280 280

Samstag 24.05.2014 20:00


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Zwischen Gewalt und Drogen – Unis im Europa-Suff 14 Jahre nach dem Start der Bologna-Reform zieht ein Professor Bilanz. Und die fällt nicht gut aus: Studenten seien während des Studiums gestresst, danach für den Ernst der Arbeit nicht vorbereitet. In seinem Buch „Bildung statt Bologna“ fordert Dieter Lenzen, Studenten vor allem wieder zu Menschen auszubilden – ganz nach der Idee eines alten Bekannten. Eine Buchrezension von Anna Kusserow

In einem Hörsaal wird während einer Klausur die Aufsichtsperson zusammengeschlagen. Sie hatte entdeckt, dass eine kriminelle Bande den Studenten für Geld die Lösungen steckte. Nach einer anderen Klausur steckt der Mülleimer voller leerer Ritalin-Packungen. Gewalt und Drogen – die Auswüchse der Bologna-Reform. Mit diesen Anektdoten als Einstieg will der Erziehungswissenschaftler und Präsident der Universität Hamburg Dieter Lenzen dem Leser gleich klarmachen: Bologna ist „katastrophal gescheitert“. Zu diesem Schluss kommt er gleich zu Beginn seines Essays „Bildung statt Bologna“ gegen die meist debattierte Bildungsreform. Mit dieser Aussage lehnt man sich heutzutage nicht mehr allzu weit aus dem Fenster. Die Kritik an dem Versuch, Europas Studenten schneller, konkreter und einheitlicher auszubilden, ist inzwischen unüberhörbar laut. Lenzens Bilanz: Es ist zu spät, Bologna rückgängig zu machen. Was nun bleibt, ist die Schadensbegrenzung. Das düstere Bild ist bekannt: Unternehmen beklagen eine Überakademisierung. Arbeitgeber erkennen den Bachelor nicht als wissenschaftlichen Abschluss an. So bleiben bestimmte Wege, wie etwa der höhere Staatsdienst, verbaut. Prüfung reiht sich an Prüfung über das ganze Studium hinweg, dafür gibt es in vielen Fächern keine Abschlussprüfung mehr. Das soll den Druck nehmen, nimmt aber auch die Freiheit, im eigenen Tempo zu lernen. Dozenten haben keine Zeit mehr zum Denken, sondern sind nur noch mit administrativen Arbeiten wie Klausurdurchsichten beschäftigt. Und sie stellen lieber Multiple-Choice-Fragen als Essay-Aufgaben. Eine ganze Generation und Studenten hat keinen Elan mehr für hochschulpolitisches Engagement. Lenzen erkennt an, dass die Vereinheitlichung in Europa auch ihr Positives hat. So profitieren Studenten davon, dass sie leichter im Ausland studieren können, und erweitern ihren Blickwinkel. Doch auch hier erkennt er richtig, dass dies nicht überall reibungslos funktioniert.

Zurück zu Humboldt Der Erziehungswissenschaftler will, dass wieder Persönlichkeiten an der Universität ausgebildet werden. Man habe sich zu sehr am US-amerikanischen Modell orientiert, in dem der Beruf das Ziel des universitären Werdegangs sei. Seine Analyse: Das deutsche System ist grundsätzlich so anders, dass ein Versuch, es in diese Richtung zu verändern, scheitern muss. Er betrachtet die BolognaReform als den kläglichen Versuch, dem Universitätssystem etwas überzustülpen, was gar nicht funktionieren kann, was in der Euphorie über die europäische Einigung übersehen wurde und bringt es auf die schmissige Formel: „Wir waren im Europa-Suff!“ Vor lauter Streben nach Zusammensein wurden die Unterschiede ignoriert. Lenzen plädiert für ein Modell, in dem mehr allgemeine Kurse für alle Studenten verpflichtend sind. Das 200 Jahre alte Humboldt-Modell dient als Vorbild: Das Forschen in Einsamkeit und Freiheit und die Uni als Ort, der kein Spezialwissen vermittelt, sondern die Fähigkeit des eigenständigen Denkens und kritischen Hinterfragens.

Lenzen möchte also den Unterschied zwischen der konkreten Ausbildung für einen Beruf und der allgemeinen Bildung des Menschen stärker hervorheben. Das Studium solle letztlich als Methodenlehre konzipiert sein, als das Lernen dessen, was man braucht, um Probleme zu lösen und nicht eine gewisse Anzahl von Problemen zu lösen, die man auswendig gelernt hat.

Lernen, ein Mensch zu sein Lenzen hat Recht: Die Studenten, vor allem die Bachelor-Anwärter, haben heute kaum Raum zum Selberdenken. Zumindest nicht an der Uni. Die Freiheit an der Universität im Gegensatz zum starren Konzept der Schule ist oft eine Illusion. „Selbsttätigkeit (...) wird nicht dadurch gefördert, dass man Vorlesungen hält, Skripte ausdruckt oder massenweise InternetMaterialien zur Verfügung stellt“, so Lenzen. Viele Studenten dürften sich in dieser Beschreibung wiederfinden. Konkret schlägt Lenzen vor, beispielsweise dem Bachelor ein Jahr voranzustellen, in dem alle Studenten allgemeinbildende Kurse besuchen. Hier sollen die Studenten auch lernen, ein Mensch zu sein. Doch hier stellt sich die Frage, wie Studenten mit allgemeiner Bildung wie Sprachkursen, Ethik und Moralphilosophie, wie an vielen Colleges in den USA üblich, dann konkreter auf das Berufsleben vorbereitet werden sollen. Außerdem sollen Studenten und Lehrende mehr in den Dialog treten. Kritik üben und zulassen, statt fraglos zu pauken. Jeder Student soll nach seinem Studium mindestens eine Person nennen können, die ihm persönlich bei der eigenen Bildung im Studium geholfen hat. Doch Lenzens Modell hat den faden Beigeschmack der Elitenbildung. Es kann gar nicht für die Masse funktionieren, das sagt auch er offen. Aber wollen wir wirklich die Universität als Ort für eben jene exponierten Genies, die lediglich das Bildungsangebot als Inspiration nutzen, um ihre eigenen genialen Ideen zu entwickeln? Es soll Raum für alle sein, die Freigeister und die Zielorientierten. Wie das umsetzbar sein kann, bleibt auch bei Lenzen nur vage. Tatsächlich ist bei der ganzen Bologna-Schelte festzuhalten: Konkretes Durchstudieren ist für viele gar kein Graus. Egal, wie man persönlich dazu steht: Viele Studenten wollen gar nicht mehr, dass die Universität für ihre Charakterbildung zuständig ist. Diese Überzeugung ist eine Typfrage, das macht Studenten nicht zu dümmeren Menschen. Auch wenn Lenzen behauptet, kein Nostalgiker zu sein, erscheint er stellenweise als solcher, wenn er die Brillanz von Autoren von vor 200 Jahren in den Himmel lobt. Auch wenn er stets betont, dass die reparierte Bologna-Universität beides zu gleichen Teilen sein soll – konkrete Ausbildungs- und abstrakte Bildungsstätte – so klingt seine Vision nach ein bisschen zu viel Humboldt. ◊ Dieter Lenzen „Bildung statt Bologna“, erschienen im Ullstein-Verlag, 112 Seiten, 9,99 Euro, ISBN 978-3-550-08075-3

LESERBRIEF In dem Bericht „Kartentricks“ (Vierte Ausgabe, November 2013) schrieb unsere Autorin Nora Kolhoff darüber, warum es an der Kölner Fachhochschule im Gegensatz zur Uni eine einzige Karte für Mensa, Bibliothek und Nahverkehr gibt. Dazu erreichte uns folgender Leserbrief von Thies Kiesewetter: Die ewige Debatte um die „MultiCard“ kann ich nicht mehr hören. Seit ich für den Master von der Universität Duisburg-Essen nach Köln gewechselt bin, ärgere ich mich lautstark über das Chaos in meiner Brieftasche – und wundere mich, auf so viel Widerstand zu stoßen. Studierendenvertreter beinahe jeder politischer Couleur warfen mir entrüstet Worte wie „Datenschutz“ oder „Kosten“ an den Kopf. Diesen Gegenargumenten möchte ich hier kurz begegnen. Die phantastische Vorstellung, die Uni oder irgendein Dritter könnten die Daten auf der Karte missbrauchen, ist unsinnig. Erstens sind die einzelnen Datenbereiche auf der Karte getrennt. In der Mensa wird zum Beispiel nur die Bezahlfunktion ausgelesen, nichts weiter. Das Konsumverhalten in der Mensa auf Individualebene zu erheben wäre zudem völlig sinnlos. Zweitens ist die Idee, die Uni könnte mittels eines „einfachen Baukastensatzes“ die Anwesenheit in Vorlesungen kontrollieren, paranoid. Die Anwesenheitspflicht ist lange abgeschafft. Dass die Universität die kriminelle Energie aufwendet, trotz Datenverschlüsselung ihre Studierenden heimlich zu kontrollieren, ist unwahrscheinlich. Prüfungsergebnisse werden nicht auf der Karte gespeichert, sie liegen bereits auf den Unirechnern. Die Speicherkapazität der Karten ist dafür vermutlich auch zu gering. Schließlich wird vor lauter Datenschutz häufig vergessen, dass die Karte für viele Funktionen gar nicht ausgelesen werden muss. Es genügt, den Studierendenausweis wie gewohnt vorzuzeigen. Ein weiteres Gegenargument sind die Kosten der Einführung. Diese halte ich für überschätzt. Kurzfristig entstehen sicherlich Kosten. Langfristig könnte sich ein Auflösen der chaotischen Verwaltungsstrukturen durch die Abschaffung der Kartenvielfalt an der Uni Köln aber auch finanziell lohnen. Die Infrastruktur für die Nutzung der Karten ist weitgehend vorhanden. Die bereits angeschafften Aufladestationen des Studentenwerks kann man weiter nutzen. An den Kassen der Cafeterien und Mensen könnte bar aufgeladen werden. Kopierer und Waschmaschinen müsste man nur umrüsten. Die Wartung kann weiterhin an private Dienstleister ausgelagert werden. Und die Rückseite der Karte könnte man als Werbefläche verkaufen. Dabei bleibt es. Die schon einmal diskutierte EC-Kartenfunktion für Santander-Kunden will niemand. Als weitere Finanzierungslösung bietet sich an, die Studierenden über den Semesterbeitrag an den Kosten zu beteiligen. Der Betrag muss nicht hoch sein, der Gewinn für die Studierenden liegt dagegen klar auf der Hand. Es stünde der „Elite-Uni“ Köln gut zu Gesicht. ◊


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PA PAN NEM EM ET ET CIRC ENS ES Brot und Spiele– mehr brauchte

das römische Volk laut dem Satiriker Juvenal nicht,

um mit dem Leben zufrieden zu sein.

Text von Charlotte Zimmermann Rätsel und Fotos von Alex de Vivie

ten Kästen im Ofen. Nur bei der langen Backzeit dringt genügend Hitze in den Laib. Der niederländische Philosoph Justus Lipsius schrieb im 16. Jahrhundert über die urdeutsche Roggenspeise: „Welch armes Volk, das seine Erde essen muss.“ Heute gelten die Schnitten mit dem süßlichen Geschmack als Delikatesse und sind selbst in australischen Supermärkten zu finden. Eine späte Genugtuung für den furzenden Nikolaus.

Was dem Italiener das Ciabatta, das ist dem Deutschen das Schwarzbrot. Nur aus Roggenschrot, Salz und Wasser besteht das Westfalener Pumpernickel. „Pumper“ steht dabei im Sauerland für Flatulenz, „Nickel“ ist kurz für Nikolaus. Als „furzenden Nikolaus“ verspotteten die Westfalener das besonders dunkle Brot im 17. Jahrhundert wegen seiner bekömmlichen und verdauungsfördernden Wirkung. 16 Stunden steht es bei Wasserdampf und 100 Grad Celsius in dich-

Was wollen uns diese Bilder sagen? „Gib dem Opi Opium, denn Opium haut Opi um“? Wohl kaum, aber auch nicht komplett falsch. Denn das Wort, das wir suchen, ist zwar keine Droge, zieht aber alte Leute oft den ganzen Tag in seinen Bann. Leute in unserem Alter können ebenso nicht darauf verzichten, aber vorzugsweise in klapp- und tragbarer Form in Kombination mit einer Tastatur. Habt ihr‘s? Dann sprecht die drei Bilder hintereinander aus, schmelzt den Klang zusammen und verschönt noch ein kleines Ideechen an der Rechtschreibung, und raus kommt der …

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BROT UN D S P I E L E — 43

Köln hat – neben den ganzen Sechzigerbauten, die sich merkwürdigerweise in Hochschulnähe sammeln – auch einfach schöne Objekte. So schön, dass wir sie aus dem Effeff wiedererkennen. Wirklich? Wir haben alle vier Ecken einer dieser schönen Flecken in Köln fotografiert, und mit vier Gegenständen ausgestattet, die dort nicht fehlen sollten. Damit sollte die Beantwortung folgender Frage ein Klacks sein: Welcher Fleck liegt in der Mitte der vier Ecken? 6

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Kurz gesagt: wir suchen einen Kölner. Hier hat er sich unsterblich gemacht, obwohl er seit mehr als einigen Jahren nicht mehr unter uns weilt. Dass sein Vater in Düsseldorf geboren wurde und seine Mutter aus Österreich stammte, stört die Eingeborenen dabei nicht – sondern bekräftigt sie vielmehr darin, dass der gesunde Humor unserer Großstadt noch jeden bleiben lässt. Zu dieser Lockerheit hat der von uns Gesuchte ganz entschieden beigetragen. Sei es mit Rollen, die wie auf ihn zugeschnitten waren oder in Liedern, die die Herzen vieler im Sturm mitnahmen. In seiner Hoch-Zeit (nachdem er Gerda geheiratet hatte) empfanden das nicht nur die Kölner so: Neben dem Bravo-Otto gewann er auch den Bambi und fünf Jahre vor seinem Tod sogar den Bayerischen Fernsehpreis – was ihn selbst wohl am meisten überrascht hat. Schließlich pflegte er doch den ripuarischen Singsang in schönster Vollkommenheit. Dass die ihn überhaupt verstanden … Wie hieß die Kölner Legende mit Nachnamen?

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LÖSUNGSWORT:

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CARTOON

Sei ein Frosch, das neue Service-Center ist doch schön!

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Illustration von Verena Peters


K A L E N D E R — 45

Veranstaltungskalender April Di, 15.04 ALLERWELTSKINO Dienstag. Popcorn. Cola. Weitab vom hollywood‘schen Drama zeigt das Allerweltskino diesmal im Off Broadway „Workers” von José Luis Valle. Lidia arbeitet für einen Windhund namens „Prinzessin”, Rafael kennt sich gut mit Glühbirnen aus und an der Grenze zu Mexiko passiert etwas Kurioses, das mit Armut und Migration zu tun hat. Ort: Off Broadway, Zülpicher Str. 24 Zeit: 20 Uhr | Eintritt: 6 Euro | off-broadway.de.

Mi, 16.04 THE STRYPES 37 Minuten. Mehr Aufmerksamkeit verlangen sie nicht auf ihrem DebütAlbum. Mehr kann man ihnen aber auch nicht geben. Die Zeit reicht voll und ganz, um nach diesen wild durchtanzten Minuten kraftlos auf der Tanzfläche zusammensinken. Viel Sixties, viel Tempo und viel Beatles-Einflüsse. Bitte mehr von allem! Ort: Gebäude 9, Deutz-Mülheimer-Str. 127 -129 | Zeit: 19.30 Uhr | Eintritt: 19 Euro gebaeude9.de.

Do, 17.04 ZEITREISE

Sa, 19.04 RHEINRHYTHMIK Die Minimalisten von rheinrhythmik sind schon lange kein Geheimtipp mehr. Inzwischen haben sie den Sprung von den Pollerwiesen in die Hallen des Gewölbes geschafft, damit auch bei miesem Nieselwetter die Nächte im April durchgetanzt werden können. Ort: Gewölbe, Hans-Böckler-Platz 2 Zeit: 23 Uhr | Eintritt: 8 Euro | gewoelbe.de

So, 20.04 EGONTON: ART-TECHNO & LICHTINSTALLATIONEN Es gibt sie noch, die Mittdreißiger, die in ihrer Jugend Techno gehört haben und sich noch jung fühlen. Im Artheater kann man sie beobachten. Oder mitmachen. Ort: Artheater, Ehrenfeldgürtel 127 Zeit: 23 Uhr | Eintritt: 8 Euro artheater.de

Mo, 21.04 OSTERSPAZIERGANG

Bei der 70er-/80er-Show gibt es jeden Abend andere Gäste. Das zumindest versprechen die beiden Darsteller. Zwischen Freiheitssuche, Bashing der Öffentlich-Rechtlichen und Helmut Kohl führen uns Moser und Mrosek durch die deutsche Post-Sixties-Hippie-Phase und entschuldigen sich für die deutsche Wiedervereinigung.

Das Schöne am Kalscheurer Weiher ist, dass ihn kaum einer kennt. Und daher lädt der viereckige kleine See irgendwo im Niemandsland zwischen Zollstock und Hürth zum perfekten Feiertagsspaziergang. Sportliche Menschen können sich auf die Hügel hinauf wagen, Entspannte können zur Insel inmitten des Gewässers rüber rudern oder ein Bierchen am Bootsverleihkiosk trinken.

Ort: Studiobühne, Universitätsstr. 16a Zeit: 20 Uhr | Eintritt: 7 Euro für Studenten | studiobuehne.uni-koeln.de

Ort: Kalscheurer Weiher, Köln-Gremberghoven | Zeit: wann immer wollt | Eintritt: frei

Fr, 18.04 JAZZ FÜR LIEBHABER Wie ein „Pinte für Jazz-Ohren” soll das Metronom sein. Ein kleiner Laden mit großem Charakter. Abseits von der Cocktail schlürfenden Menge am Barbarossaplatz ist es immer ein guter Ort für ein erstes Date. Ort: Metronom, Weyerstr. 59 | Zeit: ab 19 Uhr | Eintritt: frei facebook.com/metronomkoeln

Fr, 25.04 NACHWUCHS FÜR MUSIK UND TANZ Di, 22.04 LOVE TUESDAYS Der Dienstag ist noch nie ein sexy Tag gewesen. Aber im Blue Shell kann man ihn lieben lernen. Bei „Love Tuesdays” gibt es Indie-Musik und Mexikaner für einen Euro. Vorher spielen Mind Trap aus Köln Indie-Musik, Unfassboy aus Köln romantischen Punk und Laura Sutherland aus Koblenz Country und Rockmusik.

In Köln gibt es zwar viel Kultur, ein eigenes Ballett aber leider nicht. Dafür stattet uns das Bundesjugendballett, Deutschlands beste Nachwuchstänzer, einen Besuch ab. Getanzt wird zu Haydn und Dukas sowie modernen Komponisten. Sie werden vom Bundesjugendorchester begleitet, Deutschlands besten Nachwuchsmusikern. Das kann doch nur gut werden! Ort: Kölner Philharmonie, Bischofsgartenstr. 1 | Zeit: 20 Uhr | Eintritt: 9 Euro für Studenten | koelner-philharmonie.de

Ort: Blue Shell, Luxemburger Str. 32 Zeit: im Anschluss ans Konzert | Eintritt: 5 Euro | blueshell.de.

Mi, 23.04 SÜSSES ENDE DER FASTENZEIT Die Fastenzeit ist vorbei, es darf wieder geschlemmt werden. Zum Beispiel handgefertigte Süßigkeiten von der Bonbonschmiede. Im Schatten des Domes werden vegane Bonbons in der offenen Schauküche gefertigt. Ort: Bonbonschmiede, Bechergasse 9-13 Öffnungszeiten: Di. - So., 11 - 19 Uhr bonbonschmiede.com

Do, 24.04 FRAUEN SPIELEN DIE ERSTE GEIGE Die neue Reihe „Frauen im Fokus” stellt herausragende Künstlerinnen der Klassik vor. Die Geigerin Gaëtane Prouvost studierte mit dem Pariser Conservatoire National Supérieur und der Julliard School an zwei der renommiersten Musikschulen der Welt. Gemeinsam tritt sie mit der Pianistin Florence Millet, die viele Stücke zum ersten Mal eingespielt hat, in der Hochschule für Musik und Tanz auf. Ort: Kammermusiksaal der HfMK, Unter Krahnenbäumen 87 | Zeit: 19.30 Uhr Eintritt: frei | mhs-koeln.de

Sa, 26.04 OPER IM KINO Ein Opernbesuch in New York kostet inklusive Flug mal mindestens 1000 Euro. Wie gut, dass es seit einiger Zeit Live-Übertragungen in die Kinos der Welt gibt, ins Kölner Residenz zum Beispiel. Mit etwa 27 Euro immer noch nicht ganz billig, aber allemal ein Ereignis. Heute auf dem Programm: Mozarts Beziehungskomödie „Così fan tutte”. Ort: Residenz, Kaiser-Wilhelm-Ring 30-32 Zeit: 19 Uhr | koeln.astor-filmlounge.de

So, 27.04 SONNTAGS SWINGEN Wahre Studenten gehen auch sonntags feiern und tanzen, am liebsten zu Swing in einer Punkrockbar. Lindy Hop müsst ihr nicht können oder kennen. Ihr müsst nur feierwillig sein. Ort: Sonic Ballroom, Oskar-Jäger-Str. 190 Zeit: 19 Uhr Eintritt: frei sonic-ballroom.de


46 — KÖL NE R STU DIERENDENZEITUNG #5

Mai Mo, 28.04 FILMPREMIERE “VERGISS MEIN NICHT” Lena Ferben hat schon fast ein halbes Leben gelebt, als sie alle ihre Erinnerungen, ihr komplettes Ich verliert. Ihr Mann ist plötzlich ein Unbekannter, ihre Freunde sind Fremde, ihr bisheriges Leben eine fiktive Erzählung. Sie muss sich entscheiden: werden, wie sie war oder eine Andere bleiben. Premiere in Anwesenheit von Regisseur und Hauptdarstellern. Ort: Schauspielhaus Köln, Schanzenstraße 6 - 20 | Zeit: 20.15 Uhr | Eintritt: 7 Euro für Studenten | schauspielkoeln.de

Di, 29.04 LERN UNS KENNEN Während des Semesters treffen wir uns jeden Dienstag im Café Sandspur, um die nächste Ausgabe zu planen. Kommt vorbei um mit uns zu diskutieren, zu lachen, zu streiten und Geschichte zu machen! Wir freuen uns. Ort: Café Sandspur, Bachemer Str. 27 Zeit: 19.30 Uhr koelnerstudierendenzeitung.de

Mi, 30.04 TANZ IN DEN MAI Ihr wollt in den Mai tanzen? Dann hier. Eine musikalische Perle reiht sich an die nächste und falls die Füße müde werden, kann man sich im Keller bei einer Runde Pong oder Vier Gewinnt entspannen oder auf dem alten Atari Autorennen in 16-Bit-Auflösung zocken. Ort: Die Werkstatt, Grüner Weg 1B Zeit: 22 Uhr | Eintritt: 7 Euro werkstatt-koeln.de

Do, 01.05 NACHTS IM MUSEUM Wer bis zum Morgen in den Mai getanzt hat, braucht sich nicht zu sorgen, denn fürs Museum Ludwig kann man sich heute Zeit lassen. Bis 22 Uhr sind die Pforten am “„Langen Donnerstag” geöffnet. Der Eintritt ist für Kölner frei, die Sonderausstellungen sind reduziert. Dazu gibt es ein Rahmenprogramm –- was will man mehr?

Mo, 05.05 KUNST GEGEN BARES Die „Kunst gegen Bares” ist wie eine Schachtel Pralinen – man weiß nie, was man bekommt. Hohe Kunst oder niedrige Hemmschwellen, aber immer sehr gute Unterhaltung, nicht zuletzt wegen des perfekt eingespielten Moderatoren-Duos Gerd Buurmann und Hildegart Scholten. Am Ende entscheiden die Zuschauer monetär, wer das dickste Kunst-Sparschwein mit nach Hause nimmt.

Die diesjährige Staffel-Zicke Nathalie will Heidi Klums verzweifelte ModelSuche gewinnen, seit sie neun Jahre alt ist. Was sagt uns das? „GNTM” ist so alt, dass eine ganze Generation damit aufgewachsen ist. Gut, sagen die Finale-Gucker: Am 8. Mai darf wieder ein stelzenbeiniges Mädchen einen Abend durch die Lanxess-Arena laufen, bevor sie in der Versenkung verschwindet.

Ort: Artheater, Ehrenfeldgürtel 127 Zeit: 20 Uhr | artheater.de

Ort: Lanxess-Arena | Zeit: 19.30 Uhr Eintritt: 36 - 50 Euro | prosieben.de

Ort: Museum Ludwig, Heinrich-Böll-Platz Zeit: 10-22 Uhr | Eintritt: frei / 7 € museumludwig.de

DEMO GEGEN HEIDI-FINALE

Fr, 02.05 ATZEN UND SPICE GIRLS Auf der Trashpop-Party wird schlechter Geschmack endlich zur Tugend. Die DJs im Club Bahnhof Ehrenfeld enthüllen ihre musikalischen Jugendsünden und die Meute grölt aus vollem Halse die Trashhits der letzten 40 Jahre mit. Ort: Club Bahnhof Ehrenfeld, Bartholomäus-Schink-Str. 65/67 | Zeit: 23 Uhr Eintritt: 7 € | cbecologne.de

Sa, 03.05 MUSIK STATT QUIETSCHEN Studentische Fahrräder machen schon von sich aus merkwürdige Geräusche, meistens quietscht es oder klappert, musikalisch ist das aber nicht gerade. Das lässt sich nun ändern! Extra für das Acht-Brücken-Festival haben Studenten der Fachhochschule mobile Apparaturen gebaut, die, einmal am Rad montiert, verschiedene Klänge von sich geben. Diese können zunächst am Roncalliplatz bestaunt und schließlich selbst ausgeliehen werden. Hoffen wir, dass sich die Sache durchsetzt! Ort: Roncalliplatz | Zeit: 12.30 Uhr | Eintritt: frei | achtbruecken.de

So, 04.05 GALOPP MARSCH Das ganze Bafög auf Sieg! Staatlich subventioniertes Wetten auf Pferderennen macht mit einem großen Hut besonders viel Spaß. Schließlich vertreibt sich auch die Queen so ihre Zeit. Ort: Galopprennbahn Köln, Rennbahnstr. 152 | Zeit: 13.30 Uhr | Eintritt: 6 Euro für Studenten | koeln-galopp.de

Do, 08.05 HEIDI-FINALE

Di, 06.05 KNEIPEN-POKER Wer sein üppiges Studenten-Einkommen noch nicht beim Pferderennen verzockt hat, kann das in einem von drei Pokertischen in der Tankstelle nachholen. Karten, Chips und Bier, – es ist alles da, was Spielerherzen brauchen. Ort: Tankstelle, Kyffhäuser Str. 19 Zeit: Jeden Dienstagabend | Eintritt: frei tankstelle-koeln.de

Mi, 07.05 SURREALISMUS UND BIER Nach der viel zu langen Winterpause eröffnet der Biergarten im Odonien wieder. Den kennen wir als morbide, aber außerordentlich charmant und gemütlich. Zwischen alten Skulpturen und neuen Installationen fühlt sich Biertrinken auch viel kultivierter an. Ort: Odonien, Hornstr. 85 | odonien.de

Schlecht, sagen die, denen die ModelSuche nach neun Jahren so langsam auf die Nerven geht. Mädchen und Frauen können mehr, als sich Schönheitsidealen zu unterwerfen und ihr Gehirn wegzuwerfen – sagt “Pink stinks”, eine Organisation, die sich gegen sexistische Werbung einsetzt. Wer auch von Heidi genervt ist, kann mitdemonstrieren. Ort: Bahnhofsvorplatz (Domseite) Zeit: 16 - 20 Uhr | pinkstinks.de

Fr, 09.05 WELTLÄUFIGKEIT IN DER FLASCHE Das außergewöhnliche Wegbier findet ihr im Kiosk “„Em Veedel” auf der Severinstraße. Unter den 450 Biersorten aus aller Welt finden sich Seltenheiten wie grönländisches Gletscherbier, das belgische Delirium und israelisches Lager. Ort: Kiosk Em Veddel, Severinstr. 97 | Zeit: täglich bis etwa 2 Uhr

Sa, 10.05 EIN BISSCHEN PUNKTE … Im Kalender eines jeden Trash-Fans ist der alljährliche Eurovision Song Contest fest eingetragen. Mit Elaiza ist Deutschland dieses Mal allerdings gar nicht so schlecht aufgestellt, der ein oder andere Punkt sollte also drin sein. Aber keine Sorge, was sonst noch so nach Dänemark reist, verspricht hohen Grusel- und Fremdschämfaktor, langweilig wird es sicher nicht. Jetzt ist nur noch die Frage, zu Hause oder Public Viewing? In Köln gibt es gleich mehrere Anlaufstellen. Ganz klassisch zum Beispiel das Gloria Theater. Ort: Eure örtliche Flimmerkiste Zeit: 20.15 Uhr | eurovision.tv


I m p r e s s u M H e r a u s g e b e R Campusmedien Köln Eingetragene Vereinigung nach § 1 EOSV an der Universität zu Köln, vertreten durch: Ivona Coric, Helena Heberer, Anne-Sophie Lang

M i t a r b e i t e r

d i e s e r

a u s g a b E

Simon Chlosta, Ivona Coric, Cem Güler, Helena Heberer, Lea Kaftan, Nadine Kellner, Nora Kolhoff, Alexander Kronenberg, Anna Kusserow, Nina Niebergall, Verena Peters, David Sahay, Pauline Schinkels, Anja Steinke, Uta Rosa Ströbel, Timo Stukenberg, Miri Utz, Alexander de Vivie, Charlotte Zimmermann

R e d a k t i o n s l e i t u n g Lea Kaftan

S t e l lv e r t r e t e n d e

r e d a k t i o n s l e i t u n g

Helena Heberer

T e x t r e d a k t i o N Cem Güler (Leitung), David Sahay, Pauline Schinkels, Nora Kolhoff, Anna Kusserow

S c h l u s s r e d a k t i o N Ivona Coric, Anne-Sophie Lang, Claudia Scharf

F o t o r e d a k t i o N Judith Gerten, Silviu Guiman, Thomas Morsch (Leitung), Marisa Reichert, Romana Schillack, Mona Schulzek, Karla Windberger

A r t

D i r e c t i o n

&

L ay o u t

Kim Huber (Leitung/Layout), Annika Kunter (Illustrationen), Simon Broich (Layout), Rosa Richartz (Layout)

A n z e i g e N Helena Heberer (Leitung), Lea Kaftan

V e r t r i e B Paul Spörl

D r u c K Rheinisch-Bergische Druckerei, Düsseldorf Auflage: 11.600

K o n t a k T Redaktion: info@studierendenzeitung.de Anzeigen: anzeigen@studierendenzeitung.de 0221 165 377 92 Kölner Studierendenzeitung | Campusmedien Köln | Universitätsstr. 16, 50937 Köln www.koelnerstudierendenzeitung.wordpress.com www.facebook.com/koelnerstudierendenzeitung



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