Inhaltsverzeichnis
Grußwort Manfred Giesen | Bezirksbürgermeister Rodenkirchen 5
Dorfgemeinschaft im 21. Jahrhundert | Interview mit Ralf Perey 6
Willi Kahl: So fing alles an | Wie kam es zur Gründung der Dorfgemeinschaft 10
Tapeten | Intensive Farbtöne, opulente Muster und grafische Prints 12
Kleine Zeitreise - Neunzehnhunderzweiundsechzig | Hans Wahn und Friedhelm Brodesser 14
Knubbelbrot und Knickplätzchen | Bäckerei Lippe 20
Atmosphäre heute | Abendstimmung in Weiß 22
Was Weißer Hausfrauen kochten | Elfriede Jünger 24
Schlemmen wie in den Sechzigern | Gastronomen aus Weiß überraschen 26
Erinnern wir uns mal bewusst zurück | Franz Bauske: Wie war es Früher? 32
Erfindungen | Schon vergessen? 38
Die Ü-Ei-Überraschung | Die Zwillingsschwestern Elke und Ute 40
Möbeldesign | Nierentisch, Tütenlampen... 44
Atmosphäre heute | Am Leinpfad 46
Ganz persönliche Erinnerungen an die 60er Jahre | Friedhelm Brodesser 48
Statistik der 60er Jahre | Ereignisse, mit denen Befragte diese Jahre verbinden 52 Kultautos | Legendäre Fahrzeuge 54 Deutsche Meisterschaft als Urknall | Karl-Heinz Thielen und der 1. FC Köln 56
Teenie-Zeit in den 60er Jahren in Weiß | So hat Gerhard Bach sie erlebt 60
Frauen-Mode | Lady-Like-Eleganz 66
Männer-Mode | Figurbetont und Wohlfühlfaktor 68
Haarpracht | Frisuren-Trends 70
Jubiläums-Baby Ben | 8. November 2022 72
Cocktails | Ein Muss auf jeder Party 74
Zuhause einkaufen | Begleiter des Stadtteil-Magazins „Weißer Dorfecho“ 76
Impressum
Herausgeber: Dorfgemeinschaft Weiß von 1962 e.V. Auf der Ruhr 82 50999 Köln www.dorfgemeinschaft-weiss.de
Redaktion: Dr. Daniela Janusch redaktion@dorfgemeinschaft-weiss.de
Gestaltung & Produktion: Ralf Perey info@perey-medien.de
Fotos: stock.adobe.com, shutterstock.com, wirtschaftswundermuseum.de, Leon Wilhelm (www.leon-wilhelm.de), Ralf Perey und privat Druck: medienzentrum süd www.mzsued.de
Gender-Hinweis
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung der Sprachformen männlich, weiblich und divers (m/w/d) verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.
Grußwort
Die Dorfgemeinschaft Weiß wird 60: Bezogen auf das Alter des Ortes selbst, der erstmalig um 1130 n. Ch. urkundlich erwähnt wurde, bedeutet diese Zeitspanne gerade einmal 6 % gemeinsamer Wegstrecke in der Entwicklungsgeschichte. Also ein Jubiläum, das zu vernachläs sigen ist? Nein – das mitnichten!
Natürlich hat sich in diesen 60 Jahren viel verändert. So sind die Metzgerei Gillessen oder die weit über den Ort hinaus bekannte Gaststätte Keil aufgegeben worden. Dazu etwas ganz Persönliches: In der Gaststätte habe ich im jugend lichen Alter und „auf Wunsch“ meiner Eltern als einziger männli cher Kursteilnehmer das Maschine
schreiben erlernt. Ein „nachhaltig prägendes“ Erlebnis!
So viel zur Historienbewältigung – zurück zur Aktualität: Absolut positiv ist für mich die Entwicklung in Bezug auf die Gestaltungsmöglichkeiten, die die Dorfgemeinschaft inzwischen hat. Sie ist aktiv in das politische Geschehen involviert, die Form der Mitsprache hat sich deutlich erweitert. Die Zusammenarbeit zwischen Bezirksvertretung und engagierten
Weißer Bürgern führt zu vielen gemeinsamen Entscheidungen.
Damit beantwortet sich auch die häufig gestellte Frage: Ist eine DORFgemeinschaft antiquiert?
Für mich klingt allein schon die
Wortzusammensetzung sehr angenehm. Wir sind im Kölner Süden noch dörflich geprägt. Gemeinschaft oder auch Zusammenhalt finden sich in einem solchen Umfeld viel stärker als in vorrangig städtischen Bereichen. Weiß ist dafür das allerbeste Beispiel. Und die Dorf gemeinschaft die Institution, die zu diesem wünschenswerten Lebensgefühl in besonderem Maß beiträgt. Übrigens: Was ist mit einem weiteren, bald anstehenden Jubiläum? 900 Johr Wieß - dat wör doch jet för de Dorfgemeinschaft!
Manfred Giesen Bezirksbürgermeister RodenkirchenInterview mit Ralf Perey
Herr Perey, zum 60-jährigen Bestehen sind verschiedene Aktionen vorbereitet worden – was erwartet die Weißer?
„Wir haben lange überlegt, zumal wir kein klassisches Event veranstalten wollten. 1962, eine aufregende Zeit in allen Bereichen: Mode, Musik, Kunst, Politik, Wirtschaft – überall brodelte es.
und Muster, eigenwillige Möbel, Minirock, amerikanische Autos.
Wer tiefer eintauchen möchte, hat vom 04. bis 18. Dezember Gelegenheit dazu: Das Sürther Bootshaus, Landhaus Alt Weiß sowie die Alte Post bieten in
Die Dorfgemeinschaft Weiß ist im November 1962 gegründet worden – seit neun Jahren ist Ralf Perey der erste Vorsitzende. Eine Zeitspanne, in der sich durch das Engagement des gesamten Vorstands vieles im Veedel verändert, die Dorfgemeinschaft immer neue Aufgaben übernommen und sich die Zahl der Mitglieder vervielfacht hat. Nur ein Indiz dafür, welchen Stellenwert eine „Dorfgemeinschaft“ heute noch einnimmt.
Ein wenig von dieser Stimmung möchten wir reaktivieren. In einer Sonderausgabe, einem kleinen Jubiläumsbüchlein, beschreiben wir das Lebensgefühl in den Sechzigern – lassen Zeitzeugen zu Wort kommen, zeigen Bildmaterial, Plakate, Zeitungstitel mit typischen Motiven. Bei vielen Lesern werden direkt Erinnerungen wach werden – schräge Farben
diesem Zeitraum ausgewählte Ge richte aus den 60er Jahren an – das reicht vom Rheinischem Eintopf bis zu Züricher Geschnetzeltem. Gesammelt hat diese Rezepte Elfriede Jünger – vor fast 40 Jahren ist sie durch Weiß gelaufen, um die Kochkünste der Großeltern zu bewahren. Mitgetragen wird die Aktion beispielsweise auch von der Bäckerei Lippe, die sich immer sehr engagiert. Hier gibt es Brot sowie Gebäck wie in den
Sechzigern – Knubbelbrot und Knickplätzchen.“
Ein umfangreiches Programm! Sie sind seit neun Jahren in der Dorfgemeinschaft als erster Vorsitzender aktiv – was hat sich seitdem verändert?
„Toll ist, dass die Zahl der Mit glieder extrem angestiegen ist: Bei meinem Einstieg waren es 78 – heute sind es rund 250. Viele Vereine haben Probleme, neue Interessenten und Aktive zu begeistern, wir freuen uns über einen regen Zulauf. Offensichtlich gefällt den Weißern, was wir auf die Beine stellen.“
Was machen Sie anders als andere Organisationen
„Wir bieten viele unterschiedliche Veranstaltungen an, die dazu beitragen, dass sich die
Weißer regelmäßig treffen und ganz zwanglos kennenlernen. Vor Jahren haben wir die historische Dorfführung ins Leben gerufen oder den Garagenflohmarkt, der inzwischen von vielen Veedeln kopiert wird. Weihnachtsmarkt, Einmal um Weiß, Weinfest, Mar tinsrallye sind weitere Beispiele. Dazu kommen Aktionen, mit denen wir unser Dorf erlebbarer machen: Wir haben das Karl Berger Plätzchen neu gestaltet und umbenannt – in Erinnerung an einen Weißer, der sich für die Dorfgemeinschaft besonders ein gesetzt hat. Oder unser Mitwirken gegen Graffity an unerlaubten Stellen: Hier haben wir Beutel mit geeigneten Putzmitteln und einer Anleitung kostenlos abgegeben. Ganz aktuell haben wir einen Wei ßer Imker aus dem Rheinbogen bei der Markteinführung seines Blütenhonigs unterstützt. Aber
wir helfen auch anderen Vereinen, ihre Ideen zu verwirklichen oder setzen sie gemeinsam um. Viele große und kleine Maßnahmen, die unser Veedel lebens- und liebenswert machen.“
talisierung ist bei uns also bereits voll angekommen.“ Ein anderes Thema, bei dem Weiß immer punktet, betrifft „Nachhaltigkeit“ – welche Ansätze verfolgt die Dorfgemeinschaft hier?
„Wir nutzen alle Medienkanäle, sind besonders stark auf den sozialen Plattformen unterwegs. Facebook-Posts erhalten oft mehrere hundert Likes. Über diesen Channel kommunizieren wir täg lich, erhalten viel Feedback und Anregungen, die wir natürlich bei allen Planungen der Dorfgemeinschaft berücksichtigen. Für die Mitgliederverwaltung und den Rechnungsversand setzen wir schon lange auf angepasste Software-Tools. Unser Magazin ‚Weisser Dorfecho‘ erscheint als Print- sowie Onlineformat. Digi-
„Auch da ist Weiß Vorreiter. Wir sind schon seit einigen Jahren dabei, unser Veedel zeitgemäß aufzustellen. Dazu gehören Aktionen wie der ‚Unverpackt-Markt‘ oder unser CarSharing Angebot, das wir mit Cambio arrangiert haben. Auf dem Kirmesplatz gibt es eine erste Ladestation für E-Autos – ein Projekt mit TankE, einem Tochterunternehmen der RheinEnergie. Eine Station für Fahrräder ist ebenfalls vorhanden. Was wir schon lange haben, ist eine nachhaltige Verpackung für den täglichen Einkauf: Ein Baumwollbeutel mit unserem Logo ‚100% Weiß‘.“
Wie macht die Dorfgemeinschaft auf sich aufmerksam?
Welche Pläne gibt es für 2023?
„Im kommenden Jahr möchten wir unter anderem unser neues Veranstaltungskonzept etablieren: Unter der Headline ‚Kultur im Hof‘ werden wir Theateraufführungen, Musik-Events oder auch Kinderprogramme anbieten bzw. bei der Umsetzung helfen. Die Location stellt Ferdi Katzenburg zu Verfügung. Mit der Grundschule laufen erste Gespräche zu einer
Musical-Idee – realisiert von und mit Schulkindern. Bislang gibt es acht Projekte auf unserer Wunsch-
Anmerkung in eigener Sache:
Da die Dorfgemeinschaft Weiß viele Projekte nicht nur mit Ideen und Manpower, sondern auch finanziell unterstützt, freut sie sich über eine freiwillige Spende. „Jeder, der ein 60er Jahre-Jubiläumsbüchlein mitnimmt, kann in die Dose, die daneben steht, einen Betrag seiner Wahl einwerfen.“
Das Geld wird gesammelt und an Vereine weitergegeben, die drin-
KULTURIMHOF benefizkonzert
Willi Kahl: So fing alles an
Die Idee, eine Dorfgemeinschaft zu gründen, kam vom Kaninchenzuchtverein R85 Weiß. Die damaligen Vorsitzenden Heinz Schikore, Neithard Wronka und Heinz Kunze waren von Anfang an dabei. Ihre Idee: Sie wollten alle Vereine unter einen Hut bringen, was nicht bei allen gleichermaßen gut ankam. Dennoch haben die Drei nicht aufgegeben und die Dorfgemeinschaft 1962 tatsächlich gegründet. Ihr Ziel sollte es unter anderem sein, alle Festivitäten der einzelnen Vereine gemeinsam abzustimmen. Zu den wichtigsten Terminen zählten der Tanz in den Mai, die Konzerte vom Männerge sangverein sowie Kirchenchor. Es gab Veranstaltungen vom Kegelclub, der Kaninchenzuchtverein hatte selbst alle zwei Jahre eine Großveranstaltung im Saal „Keil“, ebenso die Geflügelzüchter, zu denen Besucher aus ganz NRW ka
men. Da war der Saal immer rap pelvoll. Dann gab es die beiden Taubenzuchtvereine – „Weißer Knaben“ und „KG Kapelle Jonge“. Wegen dieses Namens ist es lange Zeit immer wieder zu „Streitig keiten“ mit dem Karnevalsverein gekommen, der ihn exklusiv für sich haben wollte. Was immer klappte Einig waren sich alle immer, wenn es um die Kirmes ging: Da hat jeder geholfen, alle Vereine waren dabei. Groß war der Zu sammenhalt auch, wenn einer im Dorf Goldene Hochzeit oder Diamanthochzeit feierte: Der Männergesang verein sorgte für das Ständchen, der Vorsitzende der Dorfgemeinschaft hielt eine Rede.
Startschuss: 23. November 1962
„Am 23. November 1962 fanden sich
15 Weißer Bürger zusammen, die sich ernsthafte Gedanken über die zukünftige Entwicklung des Ortes
Weiß machten und einstimmig der Meinung waren, dass die verschiedenen Vereine und Interessengruppen, die letztlich alle ein gedeihliches Zusammenleben in Weiß wünschten, sich zu einer Dorfgemeinschaft zusammenschließen sollten, um die Gesamtinteressen zu vertreten.“ (aus Weisser-Dorf-Echo, September 1977)
Gründer der Interessengemeinschaft, aus der zwei Jahre später die Dorfgemeinschaft wurde, waren:
Franz Katzenburg als Ortsvorsteher
Heinz Schikore und Heinz Kunze vom Kaninchenzuchtverein R85
Max und Gertrud Lehrfeld vom Vertriebenenverband
Franz Krebs, Heinz Lechner und Karl Berger von den Naturfreunden Willi Pfeiffer und Gerhard Geilenkirchen vom TSV Weiß
Peter Bussard, Rudi Kreitz und Franz Schumacher vom Männergesangverein Weiß Willi Heller und Jakob Hammerschlag von der Karnevalsgesellschaft „Kapelle Jonge“
Tapeten
Intensive Farbtöne, opulente Muster und grafische Prints: Grün, Orange, Braun brachten Kontraste in die funktionale 60er-Jahre-Einrichtung. Tapeten, aber auch Kissenbezüge, Gardinen und Textilien setzten auffällige Akzente.
Neunzehnhundertzweiundsechzig KLEINE ZEITREISE
„Liebe Leserin, lieber Leser, stellen Sie sich vor, ein alter Weißer sei vor etwa 50 Jahren in eine ferne Gegend verzogen. Und nun käme er heute in sein Dorf zurück und schaute sich um. Wie, glauben Sie, würde sein Eindruck sein, der ihn da überraschen müsste? „Dat ahle Wieß kennste net mieh widder“, so könnte er überwältigt bekennen, denn der Ort hat heute mit dem Bild, das er vor dieser Zeitspanne bot, nur noch in den Grundzügen Ähnlichkeit.“ So begann H.G. Gröner seine Weißer Geschichten, die in 10 Folgen von Februar 1977 bis September 1979 im Weißer Dorfecho veröffent licht wurden. Mit dieser Einleitung wollen wir
auch diesen Artikel beginnen, der nur als Momentaufnahme die Verhältnisse in Weiß von 1962 mit denen von heute zu vergleichen versucht. Wir können uns allerdings vorstellen, dass dieser imaginäre alte Weißer in seiner Überwältigung auch einen deutlichen Anteil von Traurigkeit verspürt. Denn man kann die Entwicklung von Weiß in den letzten 50 Jahren und insbesondere die Verwandlung des Dorfes zum Stadtteil nicht nur positiv sehen.
Ankündigungen
Im Heft 5 des Dorfechos vom Dezember 1977 stellte Gerhard von Dreusche in einem Artikel u.a. heraus, dass die Erhaltung
der dörflich Struktur Vorrang bei der Bebauung haben müsse, dass im Verbraucherangebot eine Entwicklung zum Nahbereichszentrum zu erfolgen habe, dass Kindergärten und Hortplätze in ausreichender Zahl geschaffen werden müssten und dass im Naherholungsgebiet Weißer Bogen noch sehr viel Pflege nötig sei. Umsetzung
Wie das so bei Voraussagen und Wünschen von Politikern ist, sieht die Entwicklung dann fast immer anders aus. So hat sich unser Dorf als Stadtteil von Köln zum genauen Gegenteil eines Nahbereichszentrums entwickelt – nämlich zu einem Schlafdorf. Dennoch hat
sich auch vieles verwirklicht. Unsere Grundschule war noch nie so gut wie heute. Gesamtschule und Gymnasium sind gut erreichbar, Kindergärten- und Hortplätze stehen in annähernd ausreichender Zahl zur Verfügung. Wir haben einen Arzt, einen Zahnarzt und eine Apotheke im Ort, unsere Verkehrsanbindung ist besser als früher und wir haben auch endlich eine Trauerhalle sowie eine Fähre. Das Naherholungsgebiet hat sich zweifellos verbessert. Es ist für uns Weißer dabei unerheblich, dass wir diese Verbesserung hauptsächlich der Widmung des Gebietes einerseits zur Wasserschutzzone und andererseits zur Retentionsfläche für das Rheinhochwasser verdanken. Wir freuen uns über diese wohl auf Dauer gesicherte Grünzone. Weiß war immer ein Dorf mit ganz viel „Grün“. Allerdings gibt
es zwischen damals und heute einen Unterschied: Damals gab es eine viel größere landwirtschaftlich genutzte Fläche und selbst innerhalb der Ortslage gab es eine Vielzahl von Nutzgärten mit Obstbäumen und Obststräuchern.
Heute gibt es nur noch vereinzelt Nutzgärten, an deren Stelle sind Ziergärten mit hierzu passenden Bäumen und Sträuchern getreten. Zusätzlich soll aber auch
beispielhaft auf einige Verbesserungen hingewiesen werden, die nicht nur ausschließlich unser Dorf betreffen, sondern im ganzen Lande zu verzeichnen sind. Überall gibt es Straßen und Bürgersteige mit einer festen Decke, Straßenbeleuchtung ist ebenfalls hinreichend vorhanden. Wir haben eine moderne Kanalisation und Abwasserbeseitigung. Ungeklärte Abwässer und Fäkalien
die Flüsse (bei uns in den Rhein) geleitet. Versorgungsleitungen für Strom, Gas und Telefon und das neu hinzugekommene Kabelfernsehen liegen in der Erde, unschöne Masten von Haus zu Haus entfallen.
Die jetzt vorhandenen Kinderspielplätze sind allerdings nicht unbedingt als Verbesserung zu werten, denn auch noch in den Sechzigern konnten Kinder in den Dörfern fast überall ungestört spielen, es waren also gar keine eng begrenzten Spielplätze notwendig. Wie sah das nun Neunzehnhundertzweiundsechzig aus?
Weiß war ein selbständiges (nicht im politischen Sinne) Dorf mit einem klar von den Nachbardörfern abgegrenzten Gebiet mit Landwirtschaft, Handwerk,
einer kleinen Fabrik, Gewerbe, Geschäften und Gastronomie. Die Verkehrsanbindung war nicht herausragend, aber ausreichend. Eine private Omnibuslinie fuhr vom KBE Bahnhof in Sürth (heute KVB Linie 16) durch Weiß über Auf der Ruhr und Hauptstraße bis nach Rodenkirchen in die Frankstraße. Der größte Arbeitgeber, die Firma Linde, lag zwar in Sürth, gehörte aber irgendwie auch zu Weiß, denn auch hier nannte man sie „Uns Fabrik“. St. Georg war eine selbstständige Pfarrei mit Kirche und Pfarrheim. Eine Bestandsaufnahme ist sicher hilfreich, um einen Eindruck von „Weiß 1962“ zu vermitteln:
• Landwirtschaft: Es gab 1 großen, 4 mittlere, 5 kleinere Betriebe und 2 Gärtnereien. Darüber hinaus eine Vielzahl von Haus-
oder Kleingärten.
• Industrie und Handwerk: Unter dieser Rubrik lassen sich
1 Gießerei und Armaturenfabrik, 1 KFZ Reparaturbetrieb, 1 Tankstelle, 2 Bauunternehmen, 2 Schreinereien (mit Sargmagazin und Bestattung), 1 Schlosserei, 1 Dachdeckerbetrieb,
1 Bootswerft, 1 Elektriker, 1 Maler, 2 Schuster, 2 Schneider, 2 Kohlenhändler/Fuhrunternehmer, 2 Altmetalthändler und 1 Friseur einordnen.
• Geschäfte u. Handlungen: Hierzu zählten 8 Lebensmittelgeschäfte, 1 Obst- und Gemüselädchen, 2 Bäckereien, 2 Metzgereien, 1 Schreibwarengeschäft mit Totound Lottoannahme, 1 Fahrrad und Spielwarengeschäft, 1 Weißwarengeschäft und – fällt eigentlich nicht unter diesen Begriff – 1 Postdienststelle.
Ein Geschäft bedarf einer besonderen Beschreibung: Dort gab es Eisenwaren, Gartengeräte, Haushaltsgeräte, Sämereien, Saatkartoffeln und Kunstdünger. Der Inhaber war auch noch für das Beschneiden der Obstbäume zuständig.
• Gaststätten: Es gab vier Gaststätten. Davon hatten zwei eine Kegelbahn, eine einen Saal und eine die Rheinterrasse. Das bereits erwähnte Pfarrheim
erscheint hier nochmal, denn auch das war eine Lokalität, in der man sich zu allerlei Ver anstaltungen und Feiern treffen konnte . Zusammenleben im Dorf
Nach einer pauschalen Be schreibung und dieser kleinen detaillierten Bestandsaufnahme kommen wir nun zu dem, was Weiß 1962 ausmachte und auch heute immer noch ausmacht: seine Menschen. Wir haben keine genauen Einwohnerzahlen, wir gehen von unserer Erinnerung über den damaligen Bebauungs zustand des Dorfes aus. Dieser dürfte in etwa nur halb so groß wie heute gewesen sein. Wir liegen sicher nicht falsch, wenn wir folglich auch die Hälfte der heutigen Einwohner, nämlich ca. 3000 annehmen. Die damalige
Sozialstruktur entsprach in etwa
der heutigen, es gab einige Rei che, der überwiegende Teil dürfte zum unteren Mittelstand gehört haben, die Zahl der Armen dürfte etwas kleiner als heute gewesen sein. Die Menschen in Weiß waren – auch hier sehen wir kaum einen Unterschied zu heute – sehr gesellig und engagiert. Es gab den TSV (allerdings nur als Fußball verein), den damals noch sehr starken Männergesangverein, die Kapelle Konge, den Kirchenchor und eine Reihe von Kegelclubs. Es wurde rege gearbeitet und ge feiert. Allerdings waren damals die heute so vielen und beliebten Sommer-, Herbst- und sonstigen Feste der Vereine und einzelner Gruppen noch nicht so gebräuchlich. Man konzentrierte sich (außer natürlich auf Karneval) viel mehr auf die Große Kirmes am letzten Augustwochenende.
Diese begann am Samstagabend mit Tanz im Saale Keil, setzte sich fort am Sonntagabend und die Matinee am Montagvormittag ging meist nahtlos in den Tanz am Abend über. Das Ende war dann das Verbrennen des Nubbels am Dienstagabend auf der Rheinkrib be unterhalb der Hauptstraße. Alle sind willkommen!
Zum Abschluss möchten wir noch auf etwas hinweisen, auf das wir stolz sind und das es noch heute genauso wie 1962 gibt: In Weiß ge hören Jede und Jeder, die/der das möchte, ganz schnell und ganz einfach dazu. Wir hoffen, dass das auch in Zukunft so bleibt.
Hans Wahn (=), Friedhelm BrodesserLIPPE
Knubbelbrot und Knickplätzchen BÄCKEREI
Wie sah das Sortiment in einer guten Bäckerei in den sechziger Jahren aus?
Rainer Lippe muss nicht lange überlegen. „Es gab nur - Schrippen, Hefesachen, Graubrot, Schwarzbrot. Mehr war in den
Aus Brot wird „Brötchen“
Der Bäckermeister hat sein Handwerk im Unternehmen seines Onkels gelernt, dort mit 13 Jahren an-
täglich 60 bis 70 Liter für Oberländer angesetzt. Wir haben daraus nur große Brote gebacken, so 2,5 Kilo. Für Familien lohnte sich nichts anderes. Heute ist das völlig undenkbar. Im Zeitalter der Single-Haushalte werden wesentlich kleinere Größen angeboten.“
Single-Haushalte werden wesentdie Bäcker. Daraufhin ließ
Oberländer
Rainer Lippe setzt in seiner Bäckerei nur noch maximal 10 Liter Oberländer an. „Dieses Brot hat in Köln eine lange Tradition.“ Als der Kölner Stadtrat im Jahr 1829 die Preise festlegte, streikten die Bäcker. Daraufhin ließ der Rat das Brot für die Be-
kerung aus dem Kölner Oberland kommen. Es war viel roggenlastiger und lange haltbar. Die Kölner mochten das Oberländer Brot direkt – es wird immer noch gern gegessen.
„Die heute so beliebten Körnerbrote kamen erst viel später in die Läden – das erste Vitalbrot gab es 1978. Da war ich gerade in der
Ausbildung.“ Heute verzeichnet das „Deutsche Brotregister des Deutschen Brotinstituts“ aktuell über 3.000 unterschiedliche Brotspezialitäten, die täglich in Deutschland gebacken und verkauft werden. Vermutlich ist die tatsächliche Anzahl noch höher.
Lippe auf die Adventszeit vor. „Auf dem Weihnachtsmarkt werden wir allerlei Gebäck und Weckmänner anbieten. Und ein genereller Tipp vom Bäckermeister: „Für die Wochenenden können Kunden bei uns vorbestellen – müssen dann nicht in der Schlange vor dem Laden warten, sondern können ihre vorbereitete Tüte einfach direkt im Verkaufsraum abholen.“ Toller Service für alle Beteiligten!
Wochenend-Service
Aktuell bereitet sich die Bäckerei
60 AKTION JAHRE
Weißer Knubbelbrot und Knickplätzchen gibt es in der Bäckerei vom 4. bis 18. Dezember 2022 täglich!
Heute
Fotos von Leon Wilhelm & Ralf PereyPIONIERIN DER KOCHBUCHSZENE
Was Weißer Hausfrauen kochten
Rheinischer Eintopf, errötendes Mädchen, Zigeunerfisch: Lange bevor Verlage den Markt mit Kochbüchern überschwemmt oder TV-Redaktionen zum Brutzeln mit und ohne Promis eingeladen haben, ist in Weiß eine erste Sammlung mit Rezepten veröffentlicht worden. Ein Buch mit 150 Seiten –liebevoll zusammengestellt und im Copy-Shop aufwendig finalisiert. Elfriede Jünger lebt seit 1953 in Weiß – ist vier fache Oma und freut sich über ihren ersten Urenkel. Im Veedel war sie immer aktiv – im Karneval sowie in der Seniorenarbeit. Nebenbei hat sie geschrieben – Märchenbücher, Familienchroniken oder das Kochbuch mit Rezepten Weißer Hausfrauen. „Alles Erinnerungen, die nicht verloren gehen sollen.“
Außergewöhnliche Rezeptsammlung
Die Autorin: Elfriede Jünger. „Das war 1984 eines meiner ersten Projekte. Ich bin in Weiß von Haus zu Haus gegangen und habe alle Nachbarn gebeten, mir ihr Lieblingsrezept aufzuschreiben.“
104 Vorschläge – darunter alte Familienrezepte aus Omas Küche – sind zusammengekommen. „Das hat einige Zeit gedauert. Anschließend habe ich alles mit der Schreibmaschine abgetippt, illustriert und in stundenlanger Arbeit rund 114 Kopien angefertigt.“
für besondere Anlässe. Übrigens war damals unter den Rezeptgebern nur ein einziger Mann,“ lacht Elfriede Jünger.
Neben den Kochanleitungen gibt es ergänzende Kapitel – wie eine Erklärung zu Fachausdrücken, Infos über Küchenkräuter, leckere Cocktailempfehlungen oder auch „Hilfe bei Pannen“. „Tipps und Tricks, wenn beispielsweise der Pudding nicht fest wird. Kleine, unkomplizierte Maßnahmen, damit das Familienessen zu einem glanzvollen Ereignis wird.“
Was hat Oma früher gekocht? Suppen, Salate, Hauptgerichte, Desserts – entstanden ist eine umfangreiche Zusammenstellung alter Rezepte, die von Müttern bis Urgroßmüttern gekocht und in den Familien weiter überliefert wurden. „Klassiker bis Vorschläge
Vermarktung
Die kopierten Seiten lagen rechtzeitig sortiert in Elfriede Jüngers Keller, mussten nun noch gebunden werden. „Das war dank der Hilfe von Herrn Ladehoff möglich – er hat alle Exemplare mit einer Spiralbindung versehen.“
Verkauft wurde das erste Weißer Kochbuch 1984 auf dem Weihnachtsbasar der Pfarrei St. Georg.
„Das war da der Renner,“ erinnert sich Elfriede Jünger zurück. „Wir haben es für 14 DM pro Stück verkauft – und unsere Einnahmen sehr gern an den ‚Eine-Welt-Kreis‘ weitergeleitet, als Spende für ein Projekt in Haiti.“
WASUNSEREGASTRONOMENKOCHEN
FRANZ BAUSKE: WIE WAR ES FRÜHER?
Erinnern wir uns mal bewusst zurück!
Langsame Veränderungen verhindern oft, dass man bemerkt, dass über Jahrzehnte eine enorme Entwicklung stattgefunden hat, obwohl man selbst Teil dieser Veränderung war.
Elektroherde gab es nicht in jedem Haushalt. Ich erinnere mich, dass, wenn man mittags hungrig nach Hause kam und Kartoffeln essen wollte, erstmal der Herd angeschürt werden musste. Damit war klar, dass die Kartoffeln erst nach mehr als einer Stunde gar sein werden. Also erst dann konnte es was zu essen geben. Im Winter konnte sich die Zeit etwas verkürzen, weil der Herd schon in Aktion war. Der Herd heizte auch das einzige Zimmer in der Wohnung, so nebenbei, mit. Bei kalten
Wintertagen war der Herd im Dauerbetrieb. Um den aufrecht zu erhalten, wurde am Abend dazu noch ein Braunkohlenbrikett aufgelegt. Briketts hielten lange, anders als Holz, und wenn es gut ging, bis zum Morgen. Dann konnte man den Frühstückskaffee schnell auf den Tisch bringen.
Briketts und Holz wurden meist im Sommer bevorratet. Das hieß, die Klütten in den Keller schleppen und im Winter zum Heizen wieder nach oben in die Wohnung. Die körper liche Anstrengung, aber vor allem die Kosten, führten dazu, dass meist nur ein Zimmer geheizt wurde. Sonntags vielleicht dann
noch dat Stüffge. Deswegen war es im Schlafzimmer im Winter praktisch nicht viel wärmer als draußen. Hielt man die Fenster verschlossen, hatte man Eisblumen am einfachverglasten Fenster.
Zu meiner Überraschung gab es diesen Zustand vor einigen Jahren auch noch in einer Ehrenfelder
Einfachverglasung mit Eisblumen im Winter. Ein Zimmer im ersten Stock wurde als Lagerstätte für Holz und Klütten geopfert. Das Material wurde im Sommer hochgeschleppt.
Ofen-Management war eine Herausforderung. Damit die Briketts über Nacht nicht zu schnell abbrannten, wurde die Luftzufuhr zum Herd oder Ofen gering gehalten. Das war ein sehr gefährliches Spiel. Drehte man dem Herd die Luft zu sehr ab, konnte sich töd liches Kohlenmonoxid bilden. Die Gefahr bestand besonders, wenn man, um Geld und Brikett zu sparen, den Brikett in feuchtes Zeitungspapier einwickelte. So glimmte er vor sich hin und hielt länger.
Die Sparsamkeit mit der Her stellung von Wärme bezog sich auch auf das Waschwasser. Wasch becken hatten nur einen Wasser
hahn – den für kalt. Duschen kannte man nicht. Wäre auch nicht angenehm gewesen, denn es gab nur kaltes Wasser. Kopf waschen hieß, ein wenig Wasser im Kessel auf dem Herd erhitzen.
Mit der Wasserkanne goss man sich (oder eine zweite Person) das Wasser über den Kopf. Samstags wurde der Badeofen stundenlang gefeuert, bis das Wasser warm war. Glücklich war derjenige, der zuerst in die Bütt durfte, da war das Was ser noch sauber und warm.
Zeitungspapier fand nicht den Weg in eine (nicht bekannte) blaue Tonne. Es war ein wertvoller Rohstoff und deswegen meist knapp. Es wurde nicht nur zum Anmachen der Öfen gebraucht, eine weitere Verwendung von Zeitungen war die direkte Um wandlung in Toilettenpapier. Bei uns war es die Großmutter, die man sah, wie sie die Zeitungen
Toilette gehängt. Erfahrene Nut
zer wussten, dass Papier Kaolin enthält – Porzellan tut das auch. Dann war es heilsam, das Papier vor Nutzung vielfach zusammen zuknüllen, damit die scharfen Kanten gebrochen wurden und es den Charakter von Schmirgel papier verlor.
Zeitungspapier musste früher auch mit natürlichen (heute würde man sagen: biologischen) Farben bedruckt werden. Deswegen rochen die Tageszeitungen auch so nach der speziellen Druckerschwärze. Der Grund für den Einsatz dieser Farben war, dass Zeitungen zum Einpacken von Lebensmitteln nutzbar sein sollten. So wurde Gemüse, wie z.B. Salat, von der Verkäuferin immer in Zeitungspapier eingeschlagen. Ich erinnere auch, dass die Salzheringe, die im Holzfass im Geschäft standen, in Zeitungspapier
eingeschlagen wurden. Es gab ja damals noch die individuelle Be dienung im Konsum oder wie der Laden gerade hieß. In dieser Nut zungsfolge hatte die Zeitung drei Verwendungen – ohne dass sie energetisch umgeformt wurde: lesen, verpacken, Toilettenpapier/ Ofenanzünder.
Wir haben uns dran gewöhnt, dass die Verpackung von Fleisch und Wurst aus hygienischen Gründen sinnvoll ist. Anders können wir uns den Verkauf im Lebensmittelmarkt nicht mehr vorstellen. Unverpacktes über die Scannerkasse ziehen? Aber wenn man sich abgepackte Wurstscheiben einmal bewusst ansieht, staunt man über den Anteil an Plastik drumherum. Selbst an der Wurst- und Käsetheke mit Bedienung wird die Verpackung noch mal verpackt, damit es über den Scanner geht.
Plastik ist heute allgegenwärtig. Plastiktüten hatten früher bei uns eine hohe Wertigkeit. Es war kein Wegwerfprodukt. Plastiktüten gab es extrem selten. Deswegen haben wir sie, wenn wir mal eine ergattert hatten, gehegt und gepflegt. Wie Wäsche hing dann eine gereinigte Tüte, genannt Blösje (von Blase), bei uns auf der Leine. Während ich das schreibe, fällt mir das Wort Putschblos ein. Das war ein Recyclingpro dukt vom (haus-)geschlachteten Schwein. Ein billiger Ball aus Plastik, wie es ihn heute gibt, geschweige denn ein teurer Fußball aus Leder waren unerschwinglich. Deswegen diente die (Urin-)Blase (aufgeblasen und zugebunden) für uns zum Kicken.
Herbstferien kannten wir nicht, wohl aber Kartoffelferien. Als die Ferien noch nicht dazu da waren, in den Süden zu düsen, hieß es, sich beim Bauern verdingen, um die Kartoffeln zu ernten. Dazu waren die Ferien da. Die Ferien sind geblieben, der Anlass nicht! Für manche ärmeren Leute hieß es auch, einen abgeernteten Kartof felacker, den der Bauer verlassen hatte, noch mal auf vergessene Kartoffeln zu prüfen. Kinder waren bei allen Ernte-Arbeiten sehr willkommen. Das nannte sich nicht Kinderarbeit, sondern: den Eltern helfen. Kartoffeln wurden zentnerweise im Keller eingelagert. Sie waren das Grundnahrungsmittel und relativ gut lagerbar –den ganzen Winter über. Anders war das z.B. mit Pflaumen. Die halten
sich nicht lange. Daraus machte man Pflaumenmus, oder sie wur den als Dörrpflaumen getrocknet. Süßkirschen waren zum direkten Verzehr im Baum geeignet, Sauer kirschen wurden zu Marmelade verarbeitet. Weil es damals noch nicht die heutigen Gläser mit den verschraubbaren Deckeln gab, wurden Gläser verwendet, die Jahr zehnte im Familienbesitz waren. Diese wurden mit Zellophan papier verschlossen. Vorsicht war beim heißen Befüllen der Gläser geboten. Sogenanntes Jenaer Glas, das heute selbst bei allen Wegwerf gläsern Standard ist, gab es dafür nicht. Das gab es nur für teure Einzelstücke. So konnte es passieren, wenn man ein Glas nicht vorsichtig (vor-)erhitzt hatte, dass es beim Eingießen in der Hand zersprang. Haltbarmachen hieß einkochen. Dazu wurden Weckgläser verwendet. Die Firma Weck, die Markt-
führer war, bringt neuerdings auch wieder diese Gläser auf den Markt.
Alles Mögliche wurde, wie man sagte, eingeweckt: Wurst, Gurken, Apfelkompott usw. Weckgläser hatten einen Glasdeckel. Zwischen Glas und Deckel war ein Gummiring, der beim Einkochen durch eine Klammer fest auf dem Glas gehalten wurde. Die heiße Luft entwich und nach dem Erkalten des Eingemachten hielt der Unterdruck den Deckel fest und die Klammer konnte entfernt werden. Zu frühes Entfernen der Klammer wurde damit bestraft, dass man den ganzen Einkoch-Prozess wiederholen musste. Wenn das Eingemachte verzehrt war, wurde das Weckglas gespült und stand im nächsten Jahr wieder zur Verfügung, ohne
dass Abfall verursacht wurde.
Kein Wunder, das Glascontainer unbekannt waren.
Wie nachhaltig mit Bekleidung umgegangen wurde, kann man daran explizieren: Nachdem meine beiden jüngeren Brüder aus meiner gestrickte Wolljacke herausgewachsen waren, riffelten wir mit der Oma die Jacke auf und es wurde aus diesem Garn eine größere Jacke gestrickt.
Heutzutage werden fast alle Obstund Gemüsearten ganzjährlich
zu uns üblich geworden sind. Der Transport über weite Strecken ist nicht klimafreundlich abzu wickeln. Inzwischen wird für regionale Produkte geworben. Früher nannten wir die Orangen Apfelsinen. Das kommt von Sinasapfel, Apfel aus China. Allein daran wird deutlich, dass es kein regionales Produkt ist. Apfelsinen gab bei uns nur zu besonderen Anlässen – z.B. zu Weihnachten.
Frische Äpfel gab es frühestens im August. Manche Sorten sind lager fähig und standen den Winter über zur Verfügung, nahmen aber stets an Knackigkeit ab.
Wie sehr wir den Bezug zum Saison-Gemüse verloren haben, wurde mir klar, als mir kürzlich ein Saisonkalender von der
Verbraucherzentrale in die Hände fiel. Darin wird dargestellt, wann es regionales Obst und Gemüse aus dem Freiland gibt, das folglich eine geringe Klimabelastung mit sich bringt. Das Wissen darum, wann was reif ist, war uns früher vertraut. Das erzählte uns das Leben. Zu bestimmten Zeiten gab es eben nur das, was der eigene Garten oder das Lebensmittel geschäft mit Produkten aus dem Vorgebirge hergab. Johannisbee ren werden zum 24. Juni reif. Der Namenstag von Johannes ist Na mensgeber für die Beeren, die sich genau nach dem gregorianischen Kalender richten. Früher feierte man primär seinen Namenstag, weniger den Geburtstag, deshalb war uns das Namens-Datum immer präsent. Wenn es Tomaten gab, musste es schon August/September sein und wenn es Grünkohl gab, ist man im Oktober.
Kohl (Kappes) war der Renner im Winter, weil viele davon winter hart sind und Schnee und Frost abkönnen. Rosenkohl braucht sogar den Frost, um richtig gut zu schmecken. Durch den Kappes konnte man sich mit frisch geern tetem Gemüse den Winter über versorgen. Allein der Grünkohl suggeriert uns heute noch, dass es Winter ist. Mein Gefühl ist, dass er im Sommer nicht oder selten angeboten wird. Noch frischer waren Salate, die ja roh verzehrt werden. Feldsalat und Endivien salat waren die Winterfavoriten. Eine Voraussetzung für die Lagerung von verderblichen Lebensmitteln sind der Kühlschrank und der Gefrierschrank. Beides gab es bei uns lange nicht. Was gekühlt werden musste, wurde im Keller gelagert. Weil der natürlich keine Kühlschranktemperatur hatte, hatte das im Sommer nicht selten
saure Milch zur Folge. Milch gibt es heute in verschiedens ten Behältnissen. Früher wurde Milch lose abgefüllt, in einem Milchkännchen, das man mit brachte. Bei uns kam täglich ein
Milchmädchen mit einem Wagen vorbei. Auf der Straße wurde die gewünschte Menge abgefüllt. Ich kann mich noch genau erinnern, als am 1. April in der Zeitung stand, dass Milch zukünftig in Papiertüten gefüllt werde. Das hielten wir für den dümmsten Aprilscherz, den wir uns denken konnten.
Wie weit wir uns von der kühlschranklosen Zeit entfernt haben, wurde mir schlagartig klar, als ich dies einmal vor einer Schulklasse erwähnte. Die ernsthafte Frage eines 10jährigen Schülers war „… und wo habt ihr eure TiefkühlPizza herbekommen?“ Weder Tiefkühl noch Pizza waren uns vertraut. Text und Fotos von Franz Bauske
Erfindungen
IBM bringt seinen „Selectric Typewriter“ auf den Markt, eine KugelkopfSchreibmaschine.
Der Laser wurde erstmals in der Chirurgie eingesetzt.
Ab 1962 eroberte ein Kobold die Welt: Pumuckl – eine Figur aus der Kinderreihe von Ellis Kaut.
Die Musikkassette löste das Tonbandgerät ab.
Die Ü-Ei-Überraschung Die Ü-Ei-Überraschung
„Wir haben das Krankenhaus ganz locker aufgemischt,“ fasst Ute Schulz den 22. November 1962 zusammen. Sie und Schwester Elke sind Zwillinge, mit denen niemand gerechnet hat!
„Unsere Mutter war vollkommen überrascht, als ihr die Hebamme zu zwei Mädchen gratulierte.“ Während der gesamten Schwangerschaft hat kein Arzt Anzeichen für eine Zwillingsgeburt erkannt. Grund: „Die Technik war natürlich nicht so weit entwickelt wie heute,“ sagt Elke Wergen. „Wir lagen beide mit den Köpfen übereinander, es war nur ein Herzschlag zu hören.“ Elke kommt als zweites Kind auf die Welt, was ihr schnell den Spitznamen Ü-Ei eingebracht hat. Aber für Überraschungen sorgen die beiden Schwestern seitdem regelmäßig:
Bei der Geburt wogen sie knapp 2500 Gramm – mit nur 50 Gramm Unter-
schied. Zudem waren sie fast gleich groß, es trennten sie lediglich zwei Zentimeter. Erkennungszeichen der eineiigen Zwillinge in den ersten Tagen: Elke hatte kaum Haare – und die wenigen waren strohblond. Ute verfügte über eine üppige Haarpracht – Farbe: schwarz. 2 Mädchen - „Schreck“ für die Oma
Die beiden Säuglinge mussten für vier Wochen in den Brutkasten – Weihnachten konnten sie endlich nach Hause.
In der Familie war inzwischen größere Hektik ausgebrochen, Zwillinge hatte es in der Chronik noch nie gegeben. „Unserer Oma fiel bei der Ankündigung, es sind zwei Mädchen, erst einmal die frische Wäsche auf den Boden.“ Dann musste alles zügig gehen. „Es wurde unter anderem ein Zwillingskinderwagen
gebraucht. Ein Panzer, mit dem meine Mutter uns durch die Gegend fuhr.“ Der Alltag sorgte für weitere Aufregung. „Füttern, Baden, Anziehen – alles mal zwei. Da war gute Planung erforderlich.“
Rot – Blau
In den ersten Jahren waren die beiden für Außenstehende kaum zu unter scheiden. „Lediglich die Farbe hat uns verraten - Elke entschied sich immer für blau, ich mich für rot,“ erinnert sich Ute. Kleidung, Puppe, Fahrrad – beide bekamen dieselben Geschenke jeweils in „ihrer“ Farbe. Im Teenie-Alter wollten die Schwestern, die sowohl in der Grund- als auch Realschule in die gleiche Klassen gingen, nicht mehr verwechselt werden. „Wenn wir morgens an der Haltestelle auf den Bus warteten, habe ich geschaut, was meine Schwester anhat. Dann bin
ich schnell nach Hause gelaufen und habe mich umgezogen,“ lacht Ute. „Denn natürlich hatten wir immer dieselben Lieblingsklamotten im Schrank.“
Dreamteam
Und manchmal bringt es genau die Pluspunkte, die fehlen, wenn mit der Ähnlichkeit gespielt wird. „Ute war nie gut in Physik – es drohte eine fünf auf dem Zeugnis,“ sagt Elke. Nur ein Referat konnte diese Note jetzt noch aufbessern. Die Lösung: Beide zogen tagelang dieselbe Garderobe an, sorgten damit für viel Verwirrung bei den Lehrern. Am Prüfungstag erschien Elke für Ute vor der Kommission. Ergebnis: Eine Drei auf dem Zeugnis. „Da hat mich meine Schwester vor der Katastrophe bewahrt,“ freut sich Ute noch heute.
Die beiden im Alter von zwei Jahre
Die Ü-Ei-Überraschung
Auch bei anderen Gelegenheiten war sie der Retter in der Not. „Elke war in der Schule immer in Keilereien verwickelt – konnte nie Ungerechtigkeit hinnehmen. Wenn ich also mal Ärger hatte, musste ich nur sagen, lasst mich in Ruhe, sonst hole ich meine Schwester!“
Nach Schule und Ausbildung – Ute arbeitet im Sekretariat, Elke ist Arzthelferin – sind sie in Weiß geblieben. „Daran wird sich wohl auch nichts ändern.“ Beide sind verheiratet, Ute hat einen Sohn, Elke zwei. „Zwillinge hat keine von uns beiden bekommen – vielleicht klappt es in der nächsten Generation mal wieder!“
Fakt oder Spekulation?
Gerade eineiigen Zwillingen wird eine ungewöhnliche, innere Verbundenheit nachgesagt. Wissenschaftlich beweisen lässt sie sich nicht, dennoch kommt sie bei Ute und Elke immer wieder zum Vorschein. Und das in allen Lebensbereichen. „Wenn eine von uns beiden allein in die Stadt geht, kommen wir in der Regel mit denselben Sachen nach Hause. Bluse, Brille, T-Shirt – der Inhalt unserer Einkaufstüten ist identisch.“
Oder: „Fühle ich mich mal nicht gut, habe aber eigentlich nichts, rufe ich sofort meine Schwester an,“ sagt Ute. Tatsächlich ist es dann meist so, dass bei Elke was nicht stimmt. Manches treiben die beiden auf die absolute Spitze. „Ute musste am Blinddarm operiert werden – ein Jahr später am gleichen Tag traf es mich,“ erzählt Elke.
Herzen schlagen im selben Takt
Auch wenn die Harmonie überwiegt, gelegentlich streiten sich beide Schwestern mal. „Aber ging oder geht es einer von uns beiden schlecht, sind wir füreinander da – da passt dann kein Blatt Papier dazwischen!“
Einig sind sich beide darüber, wie sie ihren Geburtstag feiern: Zusammen –mit 100 Gästen, Freunden und Familie. Von der Dorfgemeinschaft alles Liebe zum Doppelgeburtstag!
Möbeldesign
Nierentische, Tütenlampen, filigrane Stapelstühle, puristische Designs sind Schlagworte für das Möbeldesign. Für den schlicht-eleganten Sixties-Look war Holz das Material der Wahl. Viele Hersteller verwendeten Eiche und Buche, um die typischen Formholzmöbel zu fertigen.
Neue Ästhetik
Ab Mitte des Jahrzehnts änderte sich der Geschmack der Käufer: Gefragt waren jetzt Möbel und Wohnaccessoires mit grellen Farben, extravaganten Formen und aus neuen Materialien wie Kunst- und Schaumstoff. Sie machten die Herstellung günstiger Produkte für den Massenmarkt möglich. Zu den berühmtesten Vertretern des 60er-Jahre-Designs gehört der Freischwinger-Stuhl von Verner Pantom.
Heute
Fotos von Leon Wilhelm & Ralf PereyGanz persönliche Erinnerungen an die 60er Jahre FRIEDHELM BRODESSER
Die Straßen „Auf der Ruhr“ und „Hauptstraße“ waren die Bundesstraße 9 in meiner Kindheit. Den Linienverkehr versah die Firma „Gebrüder Pütz“: Es gab 4 Haltestellen – von Rodenkirchen aus betrachtet Zum Hedelsberg, Weißer Friedhof, Weiß Mitte und Weißer Hof. Bimbim
Weißer Hof war eine Gaststätte mit gegenüberliegender Rhein terrasse. Dort wo heute noch die 100-jährige Kastanie steht war einer der letzten Vorgärten. Wir Kinder waren nach der Schule frei und konnten laufen und spielen, wo wir wollten. Kein Garten mit Obst war vor uns sicher. Neben der Schule war so ein Obstgarten, der einem Herr Schilling gehörte.
Er war von Beruf Schaffner und wurde deshalb von uns „Bimbim“ gerufen. Wir waren natürlich schon vor der Erntezeit in den Bäumen und einer musste aufpassen, wenn der Inhaber mit seinem Schäferhund kam. Dann rief der Wächter „de Bimbim kütt“ und schon waren wir alle weg.
Floßfahrten
Unsere Spiele führten uns auch in de Ihl (heute Weißer Rheinbogen) bis fast zum heutigen Camping platz Haus Berger. Da gab es einen alten Rheinarm, der bei einem gewissen Pegelstand gut voll Wasser war. Mein Bruder und ich haben dort ein Floss gebaut, uns vom Ufer abgestoßen, das Gleich
gewicht verloren, sind umgekippt und rein in die kalte Brühe. Ans Ufer geschwommen, mit dem Fahrrad nach Hause und dort wurden wir in der Waschküche erstmal gereinigt.
All die Aufforstungen im und um das Dorf gab es noch nicht: Da war das Weißer Wäldchen, frei zugängig, und am Rheinufer entlang bis Rodenkirchen standen ein paar Reihen Erlen. Mitten drin der alte Zeltplatz von Blau Weiß und die Steinbank. Alles tolle Spielplätze. Alles andere war noch Ackerland.
All das hörte für mich 1962 auf. Nach den Sommerferien kam ich für ca. sechs Monate (weil man das gern hört und mir zutraut) in ein Heim für schwer Erziehbare. Okay, ich war nicht ohne. Es hat mir nicht geschadet und ich habe dort viel gelernt. Im Februar 1963 kam ich zurück nach Weiß in die Schule, um mich mit den Lehrern auszusöhnen.
Erste Berufserfahrung
8 Jahre Volksschule – dann begann am 1. April 1963 die Lehre als Schreiner und Bestatter. Berufs schule in Brühl jeden Montag, mit Bus und Bahn, zweimal umsteigen, Fahrzeit zwei Stunden. Die Arbeit, die Schule, Fortbildung –alles war interessant und hat Spaß gemacht. Das Leben war anders, ich lernte das Dorf besser kennen. Überall gab es Arbeit, ob bei den Bauern, beim Metzger, Bäcker, Schuster, Schneider, Schrotthändler, in den Gaststätten, der Gießerei, beim Bootsbauer, Dachdecker, Bauunternehmer, in den Lebensmittelläden und Privathaushalten. Fast überall wo wir arbeiteten, gab es eine Flasche Bier und so waren wir manchmal mittags schon leicht angesäuselt. Kurze Zeit später wurde dann aber Alkoholverbot erteilt, es war einfach zu gefährlich. Schön war
es immer, wenn junge Frauen zu uns in die Werkstatt kamen, um ein Bett reparieren zu lassen und der Spruch kam „Wir sind heute mit dem Bett zusammen gekracht“. „Fußball-Karriere“
Das Vereinsleben war vielfältig, ob Gesangverein, Kirchenchor, Kegelclubs, Tauben-, Karnickel, Karneval- und Fußballverein. Irgendwo war man Mitglied. So spielte ich gerne Fußball und wir sind dann später mit der 2. Mannschaft
in die Kreisliga B und mit der 1. Mannschaft in die Bezirksliga auf gestiegen. Auch haben wir es in die 1. Hauptpokalrunde geschafft, wo wir aber gegen die Bundesliga mannschaft Alemannia Aachen 8:0 verloren.
Nach der Arbeit wurde Sport getrieben oder wir Jugendliche trafen uns an der Ecke Hauptstrasse / Auf der Ruhr an der Klagemauer (beim Nepomuk), wo man über dieses und jenes klagte, oder in der Alten Rheinstraße (für uns Hühnergasse) an der Mauer. Wir waren nicht unbedingt leise und auch sehr lange da. Manchmal war es der Frau Kimmel dann zu bunt und sie kam mit einem Eimer Wasser aus dem Haus und sagte „Jetzt wird es aber Zeit, dass ihr nach Hause geht“ und kippte den Eimer über uns aus.
„…keine Zwiebel, nur Öllisch“
Ich kann mich an sehr kalte Winter erinnern. Es wurde mit Briketts, Kohle, Koks und Holz geheizt. Am Rhein gab es Treibgut, alles wurde gesammelt und nach Hause gebracht. Dementsprechend hatten wir manchmal sehr schlechte Luft. Paul Vieth hatte neben dem Geschäft „Brikett und Kohle“ auch einen „Gemüseladen“, in dem seine Frau und Tochter bedienten. Mein Bruder hat ein Mädchen aus der Pfalz geheiratet und meine Mutter schickte ihre Schwiegertochter in den Gemüseladen, um Zwiebeln zu holen. Erst wurde sie nach allen Regeln der Kunst ausgefragt – dann wurde ihr mitgeteilt „Wir haben keine Zwiebel, nur Öllisch“.
Worauf meine Schwägerin zurück kam und uns das mitteilte. Das Gelächter war im ganzen Dorf zu hören.
Driffgen
Im Sommer, wenn es sehr heiß war, fingen wir um 6.00 Uhr zu arbeiten an, damit wir früher Feierabend machen konnten. Dann war Badezeit am Rhein. Es gab nur einen kleinen Leinpfad, den ging man bis zum Weißer Hof, dann ins Wasser. Wir ließen uns entweder bis an die Kirche oder bis in die Ihl treiben. Wir nannten das ein kleines oder großes „Driffgen“.
Schiffe entern
Am Wochenende, wenn wir kein Spiel hatten, haben wir mit Genehmigung der unteren Wasserschutzbehörde in der Ihl (Weißer Rheinbogen) ein Zelt aufgebaut, uns einen Kasten Bier besorgt und sind dann dort bis Sonntagabend geblieben. Und natürlich gingen wir schwimmen. Wir gingen rheinaufwärts bis zur Kirche. Dort ins Wasser. Dann wurden alle Schleppkähne angeschwommen und geentert. Vom Schiff spran-
gen wir wieder ins Wasser, was wir bei jedem Kahn wiederholten.
Meistens lagen rund sieben Schleppkähne vor Anker. Und das alles mitten in der Nacht.
Es war einfach toll!
Selbst diese Zeit geht vorbei, der Freundeskreis ändert sich, man hat eine Freundin, macht den Führerschein und muss zum Bund – 18 Monate Wehrdienst. Aber das ist eine andere Geschichte …..
Statistik der 60er Jahre
Ereignisse, mit denen Befragte die 60er Jahre verbinden.
Ermordung von John F. Kennedy
Flower Power und Hippiebewegung
Bau der Berliner Mauer
Neil Amstrong als erster Mann auf dem Mond
Rockmusik der 60er
Woodstock Festival
Eines der absoluten Highlights des Autojahres 1962 war der Mercedes Benz Typ 300 SE – auf der Genfer Automobilausstellung wurden in der neuen Oberklasse Coupé und Cabriolet vorgestellt. Der Wagen besaß (fast) alle technischen Neuerungen, die die Branche zu dieser Zeit zu bieten hatte: einen Drei-Liter-Einspritzmotor aus Leichtmetall mit 160 PS – servounterstützte Scheibenbremsen an allen vier Rädern – ein Viergang-Automatikgetriebe – eine neu entwickelte Servolenkung - die erstmals bei einem PKW von Mercedes Benz verwendete Luftfederung – ebenfalls erstmalig in einem Mercedes Serien-Pkw waren die Zweikreis-Bremsanlage sowie Scheibenbremsen an den Vorder- und Hinterrädern des Fahrzeugs.
KARL-HEINZ THIELEN & DER 1. FC: EINE GANZ BESONDERE GESCHICHTE
Deutsche Meisterschaft als Urknall
John F. Kennedy und Charles de Gaulle –zwei Namen, die Karl-Heinz Thielen sofort zum Jahr 1962 einfallen. Abgesehen von der internationalen Politik ist es natürlich vor allem ein Ereignis, das den langjährigen Spieler, Manager, Vizepräsidenten des 1. FC Köln noch heute bewegt.
„Die Deutsche Meisterschaft war für mich der Urknall des Clubs.“ Gemeint ist das Endspiel am 12. Mai 1962 in Berlin. Hier hat die Mannschaft des FC zum ersten Mal die Deutsche Meisterschaft gewonnen. Fünfmal waren die Jungs bereits West-Deutscher Meister geworden. „Aber bei der Deutschen Meisterschaft kam immer etwas dazwischen – Spieler waren verletzt oder fielen krankheitsbedingt aus.“
Dann endlich der gigantische Erfolg im Olympiastadion in Berlin – 100.000 Zuschauer – 4:0 gegen den 1. FC Nürnberg. „Bei unserer Ankunft in Köln war die Autobahn
A3 gesperrt. Wir wurden am Flughafen mit Cabrios von Fleischauer abgeholt. Ich dachte, jeder von uns bekommt ein solches Auto als Siegprämie.“
Ansturm in Köln
So war es leider nicht. Aber die vollen Straßen mit den begeister ten Fans waren eine wohltuende Entschädigung. „Das war sensationell, denn in dieser Zeit haben wir oft vor fast leeren Rängen ge spielt. Alle Kölner waren Schalke Fans – dieser Verein war vorher
schon sieben Mal Deutscher Meister geworden, der FC keinmal.
Für Karl-Heinz Thielen war die
Deutsche Meisterschaft 1962 ein Meilenstein, der zu seiner Legendenbildung beigetragen hat.
In den folgenden Jahrzehnten läuft beim FC nichts ohne den Ausnahmespieler: 1964 holte
der Verein seine zweite Meisterschaft – Karl-Heinz Thielen stellte in dieser Saison den Fünf- Tore-Re kord in einem Spiel auf. Ein Jahr später wurde er Mannschaftskapitän. 1968 gewinnt der FC zum ersten Mal den DFB-Pokal. Wei tere Stationen sind die deutsche Nationalmannschaft, mit der er zwei Länderspiele bestritt. Auch im privaten Bereich gab es Veränderungen: 1966 ist Karl-Heinz Thielen nach Weiß gezogen. „In dem Jahr habe ich hier mein Haus gebaut – und geheiratet.“ Mit Ehefrau Hannelore hat er drei Kinder, fünf Enkel sind in den letzten Jahren dazu gekommen.
Modernisierung des Vereins
Am 1. Januar 1973 wechselte KarlHeinz Thielen dann in die Manager-
etage des 1. FC Köln. Eine weitere Besonderheit: Denn zum ersten Mal übernahm ein ehemaliger Lizenzspieler die wirtschaftliche und sportliche Leitung eines Bun desligavereins. In dieser Funktion verpflichtete er Hennes Weißweiler und wurde 1978 zum ersten Mal Double Sieger, Meister und Pokal sieger im gleichen Jahr. Der große Erfolg des 1. FC Köln. 1981 gab er diesen Posten ab, blieb aber im Vorstand des 1. FC Köln, wurde Vize präsident sowie Schatzmeister. Und ist natürlich in der Hall of Fame vertreten!
Heute ist er immer noch Vereinsmitglied – haben seine Frau und er Ehrenkarten. „Ich gehe nicht zu jedem Spiel – freue mich aber über die aktuelle Entwicklung. Trainer Steffen Baumgart hat eine extrem positive Einstellung zum Fußball, die sich auf die Mannschaft übertragen kann. Das wird dann auch
die Fans, die seit 30 Jahren fast nur frustriert sind, neu motivieren.“ Ganz erstaunlich findet Karl-Heinz Thielen sie ohnehin. „Die Fans sind so positiv bekloppt, dass ist toll für die Spieler.“
Ambivalent ist seine Meinung zum Frauenfußball. „Oder eher passiv. Aber dass die Frauen Fußball spielen können, haben sie eindringlich mit dem 4:0 bei der Europa-Meisterschaft bewiesen – ich war total begeistert!“ Lesenswert
Unser Tipp: Wer mehr über den Ur knall 1962, persönliche Erinnerun gen, Geschichten über Triumphe und Niederlagen in 580 Spielen mit 380 Toren, amüsante Anekdoten über Trainer, Spieler sowie Zeit genossen erfahren will: Zwischen den Spielen – ein ganz persönliches Buch von Karl-Heinz Thielen.
SO HAT GERHARD BACH SIE ERLEBT:
Teenie-Zeit in den 60er Jahren in Weiß
Die Arbeitswelt hatte uns eingeholt und wir hatten alle eine Lehre angefangen. Wir haben unsere Fahrräder gegen Mopeds getauscht, unser Wirkungskreis hatte sich durch unsere fahrbaren
Untersätze ziemlich ausgeweitet. Nachbardörfer und auch Köln waren ab sofort schnell zu erreichen.
Da lernten wir andere Jugendliche kennen, schlossen außerhalb von Weiß neue Freundschaften. Unsere jetzigen Rivalitäten bestanden nun aus Mädchen – und natürlich Mopeds. Mit ihnen waren wir lange im Hintertreffen – bis einer von uns auf die glorreiche Idee kam, sie schneller zu machen: Der Bruder eines Freundes war Autoschlosser, schraubte jede freie Minute an seinem Motorrad sowie Auto. Wir besorgten ihm die Teile, die er brauchte, er baute sie in unsere Maschinen ein. Ergebnis: Wir hatten mit die schnellsten Mopeds in der Gegend!
Auch unsere Treffpunkte veränderten sich: Jetzt gehörte das Jugendheim in Weiß am Fußballplatz, der von der Familie Peters betrieben wurde, dazu. Dort gab es Brettspiele, Tischtennis oder Tischfußball (Kicker). An schönen, warmen Tagen waren wir auf der Rheinterrasse, die fast am Ende „Auf der Ruhr“ gelegen war. Sie gehörte der Gaststätte Schmitz. Auf der Terrasse traf sich immer ein gemischtes Publikum. Wenn man einen Platz an den Tischen oder unmittelbar an der Schutzmauer bekam, konnte man das Treiben am Rheinufer oder auf dem Wasser gut beobachten.
Das absolute Highlight am Wochenende war aber die
Familienausflug der Bachs
Kneipe zur Post auf der „Weißer Hauptstraße“, die von der Familie Franzen geführt wurde. Dort ver kehrte die ältere „Weißer Garde“, darunter auch immer die Weißer Originale. Die bekanntesten unter ihnen waren de Gustaf, de Callör, de Füttel, de Edelsachse. Der Beste unter ihnen war de See mann. Er erzählte Geschichten so packend, dass jeder den Eindruck hatte, er sei selbst dabei gewesen. Wenn man seine Berufe sowie all seine „angeblichen“ Erlebnisse zusammenzählt, hätte er mindes tens zweihundert Jahre alt sein müssen. Die Kommentare und Diskussionen an der Theke nach jeder weiteren Geschichte waren immer faszinierend. Eine dieser Stories wurde durch de Callör eingeleitet: Er sprach über einen Bekannten, der öfter mal im Betrieb blau machte, nun seine Arbeit verloren hatte und jetzt arm dran
sei. Das war das Schlagwort für den Seemann: Arm – wenn ich das höre, ihr wisst doch gar nicht, was Armut ist, ich habe sie am eigenen Leib erfahren. Wir waren früher so arm, dass wir uns selten frisches Brot aus einer Bäckerei kaufen konnten. Wir schliefen zu sechs Personen in einer anderthalb Zimmerwohnung, das halbe Zimmer war die Küche, in der ein uralter Kohleherd stand. Der diente zum Kochen und Heizen. Wir hatten auch keine richtigen Betten, sondern schliefen auf mit Stroh gefüllten Kohlesäcken. Es wurde einmal im Jahr gewechselt
– immer während der Erntezeit. Dann mussten wir Kinder auf die Felder raus und das liegengebliebene Stroh aufsammeln. Zu Hause wurde es gegen das alte, das meine Mutter zum Befeuern des Ofens nutzte, getauscht. Das schlimme an unseren Schlafgelegenheiten waren die Hausbesetzer, die nach einiger Zeit Einzug hielten: Flöhe. Ab da konnten wir beobachten, wie die Zuhörer sich kratzten,
Altar direkt neben dem Wohnhaus der Familie Bach
60ER
ohne es selbst zu merken – de Seemann hatte jetzt ihre völlige Aufmerksamkeit.
Und er erzählte munter weiter: Unser Brot machten wir selber, nämlich aus Korn, das wir kurz vor der Erntezeit von den Feldern genommen hatten. Es wurde in eine alte Holztruhe gefüllt. Meine Mutter backte zweimal in der Woche für uns alle, das war für sie die reinste Knochenarbeit, denn dafür musste sie erst das Korn malen. Dafür benutzte sie eine Betonplatte, auf die sie Körner streute und mit einem Stein zu Mehl verarbeitete. Dabei musste sie aufpassen, dass nichts von der Platte rieselte, denn der Vorrat sollte, wenn möglich, bis zur nächsten Erntezeit reichen. Da kam mir bei einem Ausflug der Zufall zu Hilfe: Wir Kinder mussten am Rhein mal wieder Brennholz sammeln und da sah ich ihn
– den ultimativen Stein: Er war so ca. 50 cm lang, ca. 30 cm breit und hatte eine Vertiefung. Es sah aus, als wäre früher auf ihm schon mal Korn gemahlen worden. Diesen Stein musste ich irgendwie nach Hause kriegen, zum Schleppen war er zu schwer. Ich ließ meine Geschwister weiter Holz sammeln und machte mich auf den Weg ins Dorf zurück, um einen Bollerwagen aufzutreiben. Ich hatte Glück, traf einen Schulfreund, der sich direkt anbot, mir mit seinem Bollerwagen zu helfen. Gemeinsam machten wir uns auf den Weg zum Rhein zurück. Wir hievten den Stein auf den Wagen, luden auch das Brandholz drauf und zogen alles nach Hause.
sagte ich zu ihr, kannst du das Korn schneller und ohne Verlust mahlen. Sie schaute uns an, fing an zu weinen und sagte, so ein schönes Geschenk habe sie noch nie bekommen. An der Theke in der „Post“ herrschte auf einmal Totenstille – bis eine Stimme aus einer Skatrunde ertönte: Seemann, Du Arsch, ihr ward noch nie arm gewesen. Du bist ein Einzelkind und weißt ja noch nicht einmal wie ein Kohlesack aussieht. Es brach umgehend ein großes Gelächter aus – wieder einmal hatte de Seemann uns einen gewaltigen Bären aufgebunden. In einer anderen Geschichte, die mir im Gedächtnis geblieben ist, spielt Schäfers Nas die Hauptrolle: Er galt als größter Gangster von Köln – und ließ sich beim Bootsbauer Konrad
eine Motorjacht fertigen. Am nächsten Samstag sollte er nach Weiß kommen, um den Auftrag zu unterschreiben. Wir trafen uns an diesem Tag nicht an den gewohnten Stellen, sondern auf dem freien Platz in Weiß-Mitte auf der Ecke „Weißer Hauptstraße“ / „Auf der Ruhr“. Denn da musste Hein Schäfer vorbeikommen, wenn er zur Bootswerft fuhr. Wir wollten um jeden Preis den König der Unterwelt von Köln sehen. Gegen Mittag war es so weit, ein schwarzer, amerikanischer Wagen kam die Straße entlang –so einen hatten wir vorher noch nie gesehen. In den verchromten
Radkappen spiegelte sich das Son nenlicht wider. Es war ein Lincoln Continental Cabriolet.
Im Auto saßen drei furchterre gende Männer, Musik schallte aus dem Wagen, sie lachten laut, als sie in die „Weißer Hauptstraße“ einbogen. Von da an ließ sich die Gruppe immer mal wieder blicken. Als es an den Innenausbau ging, tauchte Hein Schäfer öfter in der Woche auf – immer mit verschiedenen Autos der Luxusklasse.
Dann kam der Tag des Stapellaufs: Es waren Verbindungsschienen über den Weißer Leinpfad gelegt
worden, das schöne Mahagoni Motorboot war auf dem Trans portwagen am Schienenanfang platziert und wartete nur noch auf den neuen Besitzer. Kurz vor Mittag war es soweit, es hatten sich viele Schaulustige eingefunden. Dann endlich schob sich eine Wagenkolonne über die „Weißer Hauptstraße“ Richtung Bootshaus – vorne weg der Lincoln Continental, gefolgt von Ferrari, Mercedes und weiteren amerikanischen Autos. Die Leute, die aus ihren Fahrzeugen stiegen, waren alle imposant, sehr gut gekleidet – jedenfalls die Männer. Die weibliche Begleitung dagegen sah aus, als wollte sie zu einen Schön heitswettbewerb gehen. So viele aufsehenerregende Frauen hatten wir noch nicht gesehen. Sogar die Presse war anwesend.
Schäfers Nas und seine Gäste stiegen die Stufen unter Blitzlicht-
salven zum Leinpfad hinunter. Sektflaschen wurden geöffnet und als die Jacht sich Richtung Rhein in Bewegung setzte, prosteten sich alle zu. Die Nas sowie einige Gäste gingen an Bord, die erste Probefahrt konnte beginnen: Die Motoren wurden angelassen, ihr dunkles Grollen wurde lauter, der Schub wurde erhöht. Dann die Katastrophe: Die Jacht bekam so-
fort Schlagseite. Ein Seufzen ging durch die Sekt trinkende Menge, an Bord herrschte reges Treiben – der Stapellauf war zu Ende. Die Nas, wieder an Land zurück, fuchtelte mit den Händen in der Luft herum, lief durch die wartende Menschenmenge zurück und verschwand.
Nachdem der Bootsbauer das Problem gelöst hatte, wurde die
Jacht still und heimlich wieder zu Wasser gelassen, die Nas und einige seiner Gefolgsleute kamen vorbei, bestiegen das Boot ohne großes Aufsehen und verschwanden. Einige Zeit später lasen wir in der Zeitung, dass ein Boot von Hein Schäfer untergegangen sei. Vielleicht war es dieses....
Der Blick aus dem Haus Bach Das heutige Karl-Berger-PlätzchenFrauen-Mode
Es sind unterschiedliche Trends, die die Mode der 60er Jahre kennzeichnen. Die gut angezogene Frau setzte bei ihrer Garderobe auf „Leichtigkeit, Beschwingtheit und Feminität“. Wichtiges Motiv: Die tiefgestellte, meist die Hüfte unterstreichende Taille - die bedeutendsten Modehäuser Europas hielten sich an diesen Trend. Zu den Stilikonen der Lady-Like-Eleganz gehörten Jackie Kennedy, Grace Kelly, Audrey Hepburn.
Aber in den Swinging
Sixties gab es auch das: Knallige Farben. Grafische Muster in psychedelisch wirkenden Farben wurden wild miteinander gemixt. Und natürlich darf der Minirock nicht vergessen werden – kreiert von der englischen Designerin Mary Quant, 1962 in die Fashionwelt eingeführt. Selbst Queen Elisabeth bekannte sich zum Mini. 1966 verlieh die damals 40-jährige Monarchin der Modeschöpferin einen Orden für Devisen bringenden Umsatz!
Männer-Mode
Eleganz und Schlichtheit zugleich – das war das Motto für die Herrenmode: Im Job gehörte allerdings der Anzug mit Hemd plus Krawatte weiterhin zum guten Ton. Das aber mit neuer Form – figurbetonter! Die Jacke war tailliert, die Hose nach unten eng. Dabei durften beide Kleidungsstücke unterschiedlich sein, solange das Muster und die Farbe miteinander harmonierten. Am beliebtesten war ein elegantes Braun, am Abend wurde eher ein Anzug in dunklen Farbtönen bevorzugt.
Bei den Hemden änderten sich die Materialien: Sie waren jetzt aus Nylon und damit pflegeleicht. Als Alternative war der Pullover mit Rollkragen oder V-Ausschnitt angesagt. Gepflegt auszusehen, sich aber trotzdem wohlzufühlen war in der 60er Jahre Mode für den Mann das oberste Gebot!
FRISURENTRENDS
IN DEN SECHZIGERN
Haarpracht
Die 60er Jahre waren die Zeit von Brigitte Bardot und Audrey Hepburn, von Janis Joplin, Twiggy und Marilyn Monroe. Auf ihren Köpfen ging es wild zu – vom voluminösen Bouffant bis zum Pilzkopf war alles vertreten.
Bouffant
Mehr ist mehr – voluminöser geht nicht: Die kunstvoll ge formte Form ist eine Legende für sich. Angeblich wurde der Stil im 18. Jahrhundert geschaffen, um Marie Antoinettes dünner werdendem Haar die Illusion von Volumen zu verleihen. In den sechziger Jahren wird der Bouffant vor allem mit Brigitte Bardot, Marilyn Monroe oder Ja ckie Kennedy assoziiert. Er zeich net sich durch hochtoupiertes Haar am Hinterkopf aus - ob mit Seiten- oder mit Mittelscheitel ist Geschmackssache.
Beehive
Audrey Hepburn trug die Hochsteck-Frisur im Film „Frühstück bei Tiffany“. Sie ist ein Markenzeichen der Sechziger: Die voluminöse Haarpracht er innert an einen Bienenkorb und erhielt deshalb ihren Namen. Kreiert wurde sie 1960 von Margaret Vinci Heldt, der Inhaberin eines Friseursalons in Chicago. Voraussetzung war mindestens schulterlanges Haar. Wenn Volumen fehlte, wurde einfach ein Haarteil mit eingearbeitet…
Der Pixie Cut
Eine Frisur, die für feine Gesichtszüge sorgt und gleichzeitig den Hals in Szene setzt: Am Hinterkopf sowie an den Seiten werden die Haare kurz geschnitten, auf dem Kopf bleiben sie dagegen etwas länger. In den 60er Jahren wurde der klassische Pixie Cut unter anderem durch das Modell „Twiggy“ populär.
Dieser selbstbewusste Kurzhaarschnitt wurde zum Markenzeichen der Jugendbewegung in Großbritannien. Frauen, die ihn trugen demonst rierten Unabhängigkeit und Stärke.
Curtain Bangs
Eine Pony-Frisur, die in der Mitte gescheitelt ist. Damit fällt der Pony nicht durchgängig auf die Stirn, sondern wird von der Mitte aus zu den Seiten hin gestylt. Da die Haarpartien das Gesicht perfekt umrahmen, passt der Pony zu jeder Gesichtsform. Auch hier war Brigitte Bardot einmal mehr Vorreiterin. Sie machte die Curtain Bangs in Kombination mit einem Bouffant populär.
Jubiläums-Baby Ben NOVEMBER 2022
Die zweijährige Frieda ist schon seit Wochen aufgeregt. „Und jedes Mal traurig, wenn sich ihr Bruder bei der UltraschallUntersuchung wieder versteckt hat“, lacht Ellen Parsch. Bruder Ben – geboren im November 2022 und damit 60 Jahre nach Gründung der Dorfgemeinschaft – ist unser Weißer Jubiläumsbaby!
Ben wurde am 8. November geboren
„Der hatte heute keine Lust, ist immer noch im Bauch,“ informiert Frieda nach dem Termin bei der Gynäkologin ihre Freunde im Kindergarten St. Remigius. Neben dem Bruder ist Pferd Murphy ihr großes Hobby. Der gewaltige Hengst und das zierliche Mädchen sind im RTZ immer wieder ein absoluter Eyecatcher. Ellen Parsch ist selbst in Weiß
aufgewachsen. „Ich bin dort in die Grundschule gegangen, erst später nach Rodenkirchen auf die weiterführende Schule.“ Das Leben im Dorf hat sie immer als etwas ganz Besonderes empfunden. „Als Kinder konnten wir uns überall gefahrlos bewegen. Wir haben Fußball und Streethockey auf dem Pflasterhofweg gespielt –Autos fuhren da kaum.“
„Schon immer geritten“
Und dann war da der unwiderstehliche Reitstall im Weißer Rheinbogen. „Ich habe jede freie Minute mit Pferden verbracht.“
Vor neun Jahren hat Ellen Parsch Murphy übernommen. „Er galt als schwieriger, kam daher als
Schulpferd für den Verein nicht in Frage. Für mich war das ein Glücksfall – wir beide passten von der ersten Sekunde optimal zusammen.“
Maximal nach Köln –für Freund & Pferd Erst mit Start des Lehramt-Studiums ist die überzeugte Weißerin nach Köln gezogen. „Weiter weg wollte ich nicht.“ Zuletzt hat sie da mit Freund und Frieda in Zollstock gewohnt. „Die Wohnung war in der dritten Etage – ohne Fahrstuhl. Das wollten wir uns mit zwei Kindern nicht antun.“ Ein glücklicher
Der schönste Ort für Kinder
Der Rückweg nach Weiß oder wenigstens an die Veedels-Grenze war immer geplant. „Nirgends ist es für die eigenen Kinder schöner als hier.“ Und auch für Ellen Parsch lässt sich vom Kölner Süden aus alles organisieren. „Ich habe kein Auto, fahre nur E-Bike.“
Die Grundschullehrerin arbeitet bislang in Raderberg. Nach der Elternzeit wird sie eventuell versetzt. „Hoffentlich nicht ans andere Ende der Stadt.
Die nächsten Monate gehören aber erstmal Ben. Um Murphy kümmert sich für ein Jahr eine Freundin, die eine Reitbeteiligung gesucht hat. Ellens Großeltern, Tanten sowie Onkel wohnen alle in Weiß. „Niemand ist weggegangen, daher sind bei Familienfeiern bei uns immer alle mit dabei.“ Damit gibt es sicherlich auch ausreichend Unterstützung für sie und ihren Freund, bis sich für beide die neue Situation mit zwei Kindern eingespielt hat.
Cocktails aus den Sechziger
Cocktailtrinken, Cocktailparties und Cocktailkleider gehörten zu den Sixties – und sorgten für Glamour. Natürlich wurden auch kleine Häppchen gereicht, Favorit war der Käseigel.
Wodka Gimlet
Zutaten:
2 cl Rose’s Lime Juice
2 cl Wodka Eiswüfel
1 Martiniglas Wodka, Lime Juice und Eiswürfel shaken und abgeseiht auf frischen Eiswüfeln in eine vorgekühlte Cocktailschale eingießen.
Mit einer Limettenschei be garnieren und sofort servieren.
Zutaten: 5 cl Bourbon-Whisky
Mineralwasser
3 Spritzer Angostura Bitter
1 Würfelzucker
The Old Fashioned Smokeys Omnibus
Eiswüfel Zitronenschale
Orangenschnitz Cocktailkirsche
Ein Rührglas mit Eis füllen. Whisky, Sirup und Angostura Bitters eingießen und etwa 1 Minute umrühren.
In einen Tumbler mit fri schem Eis abseihen.
Mit einer Orangenzeste ab spritzen und garnieren.
Zutaten:
2 cl Kirschwasser, z.B. Zuger Etter-Kirsch 1 cl Himbeersirup 150 ml Mineralwasser
Bloody Mary
Zutaten: 10 cl Tomatensaft
5 cl Wodka 1 Spritzer Tabasco 1 Spritzer Worcestershiresoße
Eiswürfel Salz, grob Pfeffer, grob
Den Tomatensaft, den Wod ka sowie den Tabasco und die Worcestershiresauce
Zuerst das Kirschwasser, dann den Sirup in ein hohes Glas geben und mit Mineralwasser auffüllen. Das Ganze mit einem Strohhalm durchmischen.
zusammen mit ein paar Eis würfeln in den Cocktailsha
ker geben. Gut schütteln. Den Cocktail in ein mit Eis gefülltes Longdrinkglas füllen.
Zuhause einkaufen HANDEL, HANDWERK UND DIENSTLEISTUNG IN WEISS UND UMGEBUNG
In den zurückliegenden sechzig Jahren hat sich die Infrastruktur von Weiß naturgemäß stark verändert und das leider nicht immer zu seinem Vorteil. Während Handwerk und Dienstleistungsbetriebe vergleichsweise noch relativ gut und breit vertreten sind, mangelt es ganz erheblich beim Handel an Geschäften zur Deckung des täglichen Bedarfs der hier ansässigen Haushalte. Mit 1 Apotheke, 2 Bäckereien, 1 Bioladen, 1 Obstgeschäft, 1 Blumenladen und 2 Kiosken, einer davon mit Poststelle, ist Weiß mit seinen ca. 6.000 Einwohnern schon lange nicht mehr in der Lage, die Bedürfnisse der stetig
wachsenden Bevölkerungszahl zu befriedigen.
Neben bedauerlichen Versäumnissen der Kölner Politik und Verwaltung in der Vergangenheit liegen die Gründe auch in der veränderten Bevölkerungsstruktur und damit bei den Weißern selbst. Die meisten Bewohner arbeiten außerhalb des Stadtteils und versorgen sich entweder dort, wo sie arbeiten oder auf dem Nachhauseweg in den zahlreichen Discount- und Supermärkten mit großem und zum Teil preiswerterem Angebot. Kein Wunder also, dass Weiß immer mehr zur Schlafstadt im Kölner Süden geworden ist.
Doch dank der viel besseren Infrastruktur in den Nachbargemeinden Sürth und Rodenkirchen zum Beispiel, wie Sie aus der Auflistung der Adressen unserer Inserenten aus dem Weißer Dorfecho ersehen können, braucht dennoch kein Weißer Not zu leiden.
Eva-M. Fiedler
Apotheke
Rosen Apotheke
Auf der Ruhr 86 50999 Köln 02236 61731 Architekt Stefanie Lenz Robertstraße 8 50999 Köln 02236 3315388
Auto/Karosserie
Aloys Hannappel GmbH Auf der Ruhr 48 50999 Köln 02236 64757 HW Finish (Waschstraße) Emil-Hoffmann-Straße 21b 50996 Köln 02236 886770
Jürgen Pistono Sürther Hauptstraße 261 50999 Köln 02236 64766 Bank Stadtsparkasse KölnBonn Maternusplatz 50996 Köln Bau/Dachdecker Wolfgang Gaschka Müller-Amack-Straße 19 50999 Köln 02236 963229 Gerd Linden Dachdeckermeister Ritterstraße. 72 50999 Köln 02236 63943
Bestattungen Bestattungen Brodesser
Bäckerei Bäckerei Lippe Weißer Hauptstraße 46 50999 Köln 0176 31558043
HSW Bautrocknung GmbH Emil-Hoffmann-Straße 21b 50996 Köln 0221 27747590
Auf der Ruhr 84 50999 Köln 02236 65752 Blumen/Pflanzen Jürgl oHG Sürther Straße 300 50999 Köln 02236 62781 Günter Krosse Auf der Ruhr 71 50999 Köln 02236 69273 Buchhandlung Buchhandlung Falderstraße Falderstraße 37 50999 Köln 02236 3819091 Druckerei Liebig Druck Weisser Straße 51 50996 Köln 0221 391095
Elektro-Anlagenbau
Cichon + Stolberg GmbH Wankelstraße 47 50996 Köln 02236 61035 Elektro-Fachgeschäft Elektro Parsch Weißer Straße 2 50996 Köln 0221 393993
Energieversorger
GVG Rhein-Erft GmbH Max-Planck-Straße 11 50354 Hürth 02233 79090
Feinkost Delikatessen Wagner Hauptstraße 98 50996 Köln 0221 393589
Fliesen, Keramik, Marmor Rodenkirchen GmbH Bunsenstraße 43 50997 Köln 02236 842623
Frisör/Kosmetik Frisuren bei Christiane Weißer Hauptstraße 85 50999 Köln 02236 64908
Haarstudio Sabine Weißer Hauptstraße 46 50999 Köln 02236 896448 Kosmetik Institut Haut-Nah Heinrichstraße 6 50999 Köln 02236 645 86
Garten-/Landschaftsbau Dirk Kalverkamp Rudolfweg 9a 50999 Köln 02236 65380
a3-Zaunbau
Erlengrund 4 50997 Köln 0163 2161480 Gaststätten/Restaurant Bistro Verde Maternusstraße 6 50996 Köln 0221 93550417
Eiscafé Marano Auf der Ruhr 63 50999 Köln 0152 58871498
Gaststätte Alt Weiß Auf der Ruhr 46 50999 Köln 02236 7105154
Restaurant Akti Zur Post Weißer Hauptstraße 36 50999 Köln 02236 9699555
Sürther Bootshaus
Sürther Leinpfad 50999 Köln 02236 3316638
Il Pazzo Mittelstraße 20 50996 Köln 0221 395749
Getränke Getränke Sürth Wesselinger Straße 14 50999 Köln 02236 967917
Hausmeisterdienste/L andschaftsbau GoldRichtig
Weißer Straße 157 50999 Köln 0221 7887870
Heizung/Sanitär Hecker Haustechnik
Emil-Hoffmann-Straße 7c 50996 Köln 02236 8707807
Grabmale Grabmale Doll Am Steinneuerhof 10 50997 Köln 02233 22000
Anno Walk Hönninger Platz 1 50969 Köln 0221 363346
H. Kläsener GmbH An der Wachsfabrik 6 50996 Köln 02236 65582
Walter Kronenberg Kirschbaumweg 20a 50996 Köln 0221 394660
Zündorf GmbH Kirschbaumweg 4 50996 Köln 02236 334440 Hospital St. Antonius Schillerstraße 23 50968 Köln 0221 37930 Hotel Alte Schreinerei Auf der Ruhr 58a 50999 Köln 02236 5097383 Begardenhof Brückenstraße 41 50996 Köln 0800 8800033
Osenberg Kelvinstraße 31/6 50996 Köln 02236 8966616
Haus Berger Uferstraße 73 50996 Köln 0221 3408882
Immobilien
immobilienbüro kölner süden
Haußtstraße 39 50996 Köln 0172 2579862
Metzgerei
Jupp Schlömer Weißer Straße 120 50999 Köln 0221 27255870
Lenz Immobilien
Schillingsrotter Straße 31-33 50996 Köln 0221 93725110
Kfz-Reparaturen
Car Works Cologne Kelvinstraße 27 50996 Köln 02236 3310460
Naturkost rabatula Ritterstraße 61a 50999 Köln 02236 963982
Hennes Optik & Hörgeräte
Hauptstraße 91 50996 Köln 0221 392053
Optik Sichtbar Rodenkirchener Straße 158 50997 Köln 02233 2600
Pflegedienst
Kiosk/Schreibwaren/Lotto Weißer Post und Lotto Stübchen Auf der Ruhr 34 50999 Köln 02236 3310127
Malermeister
Malerbetrieb Schaefer
Kelvinstraße 31 | Tor 3 | Halle 10 50996 Köln 02236 31470
Obst/Gemüse Hannelore Bussard Auf der Ruhr 95 50999 Köln 02236 929260 Walterscheidt Maternusstraße 6 50996 Köln 0221 9355040
Ambulante Pflege Michaelshoven Michaelshovener Straße 10 50999 Köln 0221 353035
Home Instead Sürther Hauptstraße 61-69 50999 Köln 02236 949330
Optik/Hörakustik die hörakustiker Rodenkirchener Straße 160 50997 Köln 02233 7131507
Rechtsanwalt Reiner Meyer Am Justizzentrum 7 50939 Köln 0221 444005
Reisebüro
Südstadt-Reisebüro
Serverinstraße 1 50678 Köln 0221 317081
Schlüsselservice Sürther Schuh- und Schlüsselservice Sürther Hauptstraße 64 50999 Köln 02236 389797
TVR Rodenkirchen
Weißer Straße 67 50996 Köln 0221 352380
Stadtführungen
Elke Hecker Sürther Hauptstraße 228 50999 Köln 0171 4009933
Werbemittel Absatzplus Emil-Hoffmann-Straße 9 50996 Köln 0221 936810
Werbung/Grafik/Foto/Internet perey-medien
Auf der Ruhr 82 50999 Köln 02236 9699970
Schreinerei Grischkat Inh. G. Horning Industriestraße 131 c 50996 Köln 0221 37 98 655
Sportverein
TSV Weiß 1919/28 e.V. Am Damm 7 50999 Köln 02236 67202
Steuerberater Robert Neuschütz Im Garten 30 50999 Köln 02236 3932971 Tankstelle Aral-Tankstelle Kölnstraße 1 50999 Köln 02236 962590
Versicherungen
Markus Lenz (AXA)
Schillingsrotter Straße 31-33 50996 Köln 0221 93725100
Zahnärzte Dr. Natascha Krauße Dr. Alexander Krauße Hauptstraße 110 50996 Köln 0221 394011
Danke an unsere Inserenten des Weißer Dorfecho für die vielen treuen Jahre der Zusammenarbeit und Unterstützung.
Eine Aktion der Dorfgemeinschaft Weiß www.mein-weiss.de