Besiege die inflation 2 Leseprobe

Page 1

88

besten

Die

InsiderTipps


Impressum © 2017 by Edition Quell. Erweiterte Neuausgabe. Zuerst erschienen 2007. Verlag: Quell Verlag GmbH Saalgasse 12 60311 Frankfurt am Main www.quell-online.de Produktion: perey-medien Auf der Ruhr 82 50999 Köln www.perey-medien.de Titel-Illustration: Peshkova/shutterstock.com


Zu Beginn ein Dutzend Thesen

3

2. Geldmenge, das ist laut Definition der Deutschen Bundesbank der Geldbestand bei inländischen Nichtbanken. Im Eurosystem unterscheidet man zwischen M1, M2 und M3. Hinter M1 verbirgt sich der Bargeldumlauf ohne Kassenbestände der monetären Finanzierungsinstitute zuzüglich der täglich fälligen Einlagen der im Währungsgebiet ansässigen nicht monetären Finanzierungsinstitute. M2 bedeutet: M1 zuzüglich Einlagen mit vereinbarter Laufzeit bis zu zwei Jahren und Einlagen mit vereinbarter Kündigungsfrist bis zu drei Monaten. M3 umfasst zusätzlich zu M2 auch Geldmarktfonds, Repoverbindlichkeiten und Bankschuldverschreibungen mit einer Laufzeit bis zu zwei Jahren. Die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) orientiert sich an M3. 3. Inflation wird in Deutschland üblicherweise am Verbraucherpreisindex (VPI) gemessen, im Euroraum am harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI). Die Ergebnisse beider Indizes unterscheiden sich, weil in Deutschland die Konjunktur brummt, während sie in Euroländern wie Italien, Portugal oder Griechenland hinterherhinkt. So betrug die Inflationsrate im Dezember 2016 in Deutschland 1,7 Prozent, im Euroraum dagegen nur 1,1 Prozent. 4. Da Lebensmittel- und Energiepreise stark schwanken können, entnimmt man sie der Inflationsrate, um den Inflationstrend besser ermitteln zu können. Heraus kommt dann die Kerninflation.

Besiege die Inflation

1. Inflation bedeutet im engeren Sinn Aufblähung der Geldmenge, im weiteren Sinn und im Volksmund Preisanstieg von Konsumgütern und Dienstleistungen des täglichen Bedarfs, zum Beispiel von Lebensmitteln, Strom, Benzin, und Mieten. Umgekehrt betrachtet: Inflation bedeutet Geldentwertung, sodass 100 Euro bei 2 Prozent Inflation nach einem Jahr 98 Euro wert sind, bei 5 Prozent Inflation 95,2 und bei 10 Prozent Inflation nur noch 90,9 Euro.


Besiege die Inflation

5. Inflation tritt in vielen Varianten auf: schleichend, trabend, galoppierend oder auch als Hyperinflation (wie während der 20er Jahre des vorigen Jahrhunderts in Deutschland oder jahrzehntelang in verschiedenen Ländern Südamerikas). Es gibt die zurückgestaute Inflation (wie während des Dritten Reichs), die importierte und sogar die gefühlte Inflation, die nach der Euro-Einführung die deutschen Gemüter erhitzte. 6. Die Europäische Zentralbank (EZB) peilt für den Euroraum ein Inflationsziel von unter, aber nahe 2 Prozent an. Aus welchem Grund? Weil einerseits genug Abstand zur totalen Geldwertstabilität bei 0 Prozent gewahrt bleiben und andererseits keine allgemeine Inflationsmentalität aufkommen soll. 0 Prozent würde nämlich die EZB-Geldpolitik durchkreuzen und das Gespenst der Deflation auf den Plan rufen, was im Extremfall das auf hohen Schulden aufgebaute Wirtschafts- und Währungssystem zum Einsturz brächte. Demgegenüber würden mehr als 2 Prozent Inflation bei anhaltender Teuerung die Inflationserwartungen schüren und hier oder da sogar zu Hamsterkäufen führen: Aus Inflation wird noch mehr Inflation. 7. Das Inflationsziel anpeilen, ist eine Sache, es zu erreichen und dann festzuhalten, eine andere. Die EZB-Mannschaft unter Präsident Mario Draghi gibt sich da offenbar der Illusion hin, dieses Kunststück fertigbringen zu können – ohne zu berücksichtigen, dass Inflation keine starre Zahl, sondern ein dynamischer Prozess ist. 8. Deflation bedeutet: Die Preise sinken, Sachwerte wie Immobilien und ganze Unternehmen einschließlich deren Aktien verlieren an Wert, während Geldwerte (zum Beispiel Geld auf dem Konto, Anleihen und Rentenfonds) an Wert gewinnen. Dabei ist jedoch zu beachten, dass zwischen Inflation und Deflation Asymmetrie herrscht: Steigen die Preise, sind Schuldner immer die Gewinner und Gläubiger immer die Verlierer. Sinken die Preise dagegen, gewinnen die Gläubiger nur dann, wenn die Schuldner zahlungsfähig bleiben – was während einer Deflation nicht selbstverständlich ist.

4

9. Ein gewichtiges Instrument der EZB-Geldpolitik ist der Aufkauf von


Anleihen, Quantitative Easing oder kurz QE genannt. Dadurch sollen Impulse zugunsten der Konjunktur ausgelöst werden – bislang, sieht man von konjunkturstabilen Euroländern wie Deutschland oder Finnland ab, eher mit bescheidenem Erfolg.

5

11. Inflation findet in irgendeiner Form immer statt. Sie lässt sich nicht durch Abschaffung mittels Hoheitsakt besiegen, sondern nur durch effektives Gegensteuern von Seiten der Zentralbanken, der Regierungen und der Individuen. Doch das ist leichter gesagt als getan: Die EZB, ihre große Schwester Fed in den USA, die Schweizerische Nationalbank, die Bank of Japan und manche andere Zentralbank sind über geldpolitische Experimente noch nicht hinausgekommen. Regierungen denken nicht daran, von ihrer Schulden- und damit letzten Endes Inflationspolitik abzulassen, es könnte ja Wählerstimmen kosten. Und uns Individuen bleibt nichts anderes übrig, als preisbewusst einzukaufen und Geld so intelligent wie möglich anzulegen – immerhin wenigstens das. 12. Geld intelligent anlegen und sich so auch vor Inflation schützen, wie geht das? Die Antwort klingt erst einfach und wird dann immer komplizierter: Über Einnahmen und Ausgaben Buch führen, finanzielle Ziele anpeilen, Chancen und Risiken der wichtigsten Anlageklassen abwägen (von hochliquiden Tagesgeldkonten über Aktien und Edelmetalle bis zu wenig bis gar nicht liquiden Immobilien), sich richtig versichern, Steuern und Kredite planen, im Fall von Privat- und Betriebsvermögen beide koordinieren und speziell die Erbschaftsteuer beachten, schließlich als Königsdisziplin der privaten Finanzplanung alles miteinander verzahnen – und dabei nicht vergessen, dass jeder Mensch außer den Finanzen auch noch den schönen Dingen des Lebens zugetan sein sollte.

Besiege die Inflation

10. Die Gefahr ist groß, dass speziell der Aufkauf von Staatsanleihen mittelbar zu einer im EZB-Mandat nicht vorgesehenen Staatsfinanzierung führt. Diese mündet darin, dass etwa Italien als hoch verschuldetes Land ähnliche Zinsvorteile genießt wie das viel weniger verschuldete Deutschland. Am Ende ist Deutschland womöglich der Zahlmeister für Italien und weitere hoch verschuldete Euroländer.


Besiege die Inflation 6

Was man zum Sieg über die Inflation wissen sollte

Die 88 besten Insider-Tipps des Finanzexperten Manfred Gburek 1. GELD - im Sinn von Papiergeld - gilt üblicherweise als Tauschmittel, Recheneinheit und Instrument der Wertaufbewahrung. Doch das ist erst die halbe Wahrheit. Die ganze: In Zeiten der Inflation taugt Geld nur bedingt als Recheneinheit und gar nicht als Mittel der Wertaufbewahrung. > Nutzen Sie es dann vor allem als Tauschmittel und tauschen Sie es immer möglichst schnell in etwas Besseres ein. Beherzigen Sie darüber hinaus diese Erkenntnis unserer leidgeprüften Vorfahren: Geld ist, was gilt. Das waren sogar mal Kaurimuscheln, Ziegenfelle und nach dem Zweiten Weltkrieg Kohlen, Ami-Zigaretten und Kaugummi. 2. GELDILLUSION ist der Glaube der Menschen an ihr Geld und dessen Wert. Erst wenn seine Kaufkraft merklich nachlässt, kommt es zum Abschied von dieser Illusion. Das war in Europa zuletzt während der 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts der Fall. Damals wurde aus der Geld- die Goldillusion, das heißt, der Glaube an das Geld, das seit Jahrtausenden auf allen fünf Kontinenten eine hohe Wertschätzung erfährt, eben Gold. Der Silberpreis stieg seinerzeit prozentual sogar noch stärker als der Goldpreis, fiel danach aber auch tiefer. > Achten Sie auf die Reizschwelle, von der an die Geld- zur Goldillusion mutiert, und investieren Sie dann den Großteil Ihres Geldes, außer in haltbare Güter des täglichen Bedarfs, auch in die beiden Edelmetalle Gold und Silber. 3. GELDPOLITIK umfasst alle Maßnahmen der Zentralbanken, die darauf gerichtet sind, die – überwiegend gesetzlich vorgegebenen – Ziele zu erreichen, vorrangig Preisstabilität. Diese wird von der


5,95 €

Autor: Manfred Gburek, Jahrgang 1942, studierte Betriebswirtschaftslehre in Münster, Köln und Cambridge. Er war Anlageberater und Finanzanalyst bei der Stadtsparkasse Köln und AAD/Aegis Kapitalanlagegesellschaft, Mitglied der Chefredaktion von Wirtschaftswoche, Wertpapier, Telebörse und €uro. Manfred Gburek war zudem Geschäftsführer der Graf Lambsdorff Vermögensverwaltung, Herausgeber von Fuchs Kapitalanlagen, Finanz Business und 30 Jahre lang Mitglied der Analystenvereinigung DVFA. Heute ist er freier Wirtschafts- und Finanzjournalist in Frankfurt am Main.


www.tichyseinblick.de

“Mit viel Geld macht die Politik vieles noch falscher.“

Die Meinungsseite im Netz! Und als Magazin.


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.