Ich bremse für Strom

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Immer wenn man mit dem Prius bremst oder rollt, gewinnt man Energie – ähnlich wie mit dem Fahrraddynamo. So kommt es, dass man bei Stadtfahrten viel weniger teures Benzin verbraucht, als mit einem herkömmlichen Auto. Quell-Autor Ralf Perey beschreibt seine Erfahrungen mit einem Hybrid-Auto – dem Prius Executive von Toyota.

Quell 03.2007

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Feuer

Unser Testwagen Prius Executive Die erste Fahrt ist schon spannend. Und es gelingt mir sofort, meine Partnerin zu verblüffen: Wir nähern uns dem Auto, ich hole aber absichtlich den Schlüssel nicht aus der Manteltasche. „Ulrike, du kannst schon einsteigen!“ sage ich und sie erwidert: „Aber du hast doch noch gar nicht aufgeschlossen!“ Sie steigt kopfschüttelnd ins Auto. Ich setze mich ins Auto, trete auf die Bremse, drücke auf den „Power“-Knopf und kündige an, dass wir schon losfahren können. „Quatsch, der Motor ist doch gar nicht an und du hast den Schlüssel noch nicht ins Schloss gesteckt, geschweige denn rumgedreht“, ist die Reaktion von Ulrike. „Wenn man auf den Startknopf drückt und es zweimal piepst, dann kann man losfahren“, antworte ich.

Fahrbericht Toyota Prius Version Executive

Ich bremse für Strom

1,5-l-VVT-i – 57 kW (78 PS) Elektromotor – 50 kW (68 PS) ECB (elektronisch gesteuertes Bremssystem) VSC+ (elektronische Stabilitätskontrolle) Klimaanlage Geschwindigkeitsregelanlage Nebelscheinwerfer Smart-Key-System (schlüsselloses Öffnen/Verschließen der Türen und Starten des Motors. JBL-Soundsystem Multivisions-7“-Touchscreen DVD-Navigationssystem mit TMC Preis Prius Executive 28.878,02 Euro

Das Lieblings-Auto der grünen Hollywood-Stars... Ich komme mir vor wie ein Zauberkünstler, der sein Publikum immer wieder aufs neue überrascht. Ich lege an dem kleinen Joystick unten rechts neben dem Lenkrad den Gang ein und fahre fast geräuschlos los.

Benzinmotor

Fußgängerschreck Durch das fast geräuschlose Fahren fange ich an, mit Ulrike zu flüstern. Sie fragt mich natürlich: „Wie kommt es, dass man keinen Motor hört?“ Das erklärt sich ganz einfach. Bei Geschwindigkeiten unter 50 Kilometern in der Stunde fährt das Auto mit Strom und es erzeugt deshalb auch keine Motorgeräusche. Erst wenn man ordentlich Gas gibt, schaltet sich der Benzinmotor dazu – übergangslos ohne jegliches Rucken. Man merkt nicht einmal das Schalten, da das Getriebe stufenlos ist. Also Fußgänger aufgepasst: Hören ob ein Auto kommt, um dann schnell über die Straße zu huschen, das geht jetzt nicht mehr.

Fotos: Toyota

Grüne Autos stacheln den Ehrgeiz in Sachen Energiesparen an Durch das fast geräuschlose Dahingleiten fahre ich automatisch defensiv und spare allein schon dadurch einiges an Benzin. Das ist das Schöne an derartigen Hybrid-Autos: Man fährt quasi mit seinem eigenen Kraftwerk durch die Gegend. Denn: Sobald der Benzinmotor läuft und nicht ganz ausgelastet ist, fließt die überschüssige Energie in den Stromgenerator, der die Energie wiederum den Batterien zuführt. Auch das Dahinrollen beziehungsweise Ausrollen – etwa vor einer Ampel – generiert durch den Dynamoeffekt Strom. Das gleiche geschieht auch beim Bremsen. Wer das geschickt macht, kann einiges an Strom gewinnen und bekommt pro 50 Watt ein grünes Auto auf dem Energiedisplay angezeigt. Es ist wie ein Spiel, bei dem das Ziel darin besteht, möglichst viele grüne Autos zu sammeln und bei dem man über die Anzeige des Displays belohnt wird. Ich selbst hatte innerhalb von fünf Minuten 2,5 Autos gesammelt. Bis zu maximal vier grüne Autos soll man innerhalb von fünf Minuten sammeln können, habe ich gehört. Das sind, sage und schreibe, 200 Watt – mehr als drei herkömmliche Glühlampen in der Stunde verbrauchen. Mein größter Erfolg: gerade mal zwei Liter Spritverbrauch im Stadtverkehr. Wenn mir vor ein paar Jahren jemand gesagt hätte, dass es bald Autos gibt, die in der Stadt weniger Benzin brauchen als über Land, hätte ich ihn für verrückt erklärt. Neben dem Spritsparen hat der Prius auch noch andere Annehmlichkeiten zu bieten. Vorne wie auf den hinteren Reihen ist genug Raum und vor allem genug Beinfreiheit. Im Kofferraum gibt es sogar einen „Keller“ bzw. ein Gepäckfach unter dem normalen Kofferraumboden, das von außen nicht einsehbar ist. Durch komplett umklappbare Rücksitze mit Flatfloor-Funktion erhält man ebenen Stauraum für sperriges Gepäck. Fazit: Nur Raser sollten die Finger davon lassen Ich frage mich die ganze Zeit: Wo ist der Haken? Dieser Haken ist Geschmackssache, denn – das muss ich zugeben – beim ersten Betrachten gefiel mir die Form des Prius erst einmal nicht. Warum muss ein technisch so ausgefeiltes Auto „so“ aussehen? Nach dem Studium diverser Berichte über den Prius habe ich die Antwort darauf gefunden. Die Form ist im Windkanal entwickelt worden und führt so zu einem unterdurchschnittlichen cW-Wert (zu einem geringeren Strömungswiderstand als bei herkömmlichen Auto-Formen). Das macht den Prius aber auch anfällig für Seitenwinde, was bei hohem Tempo den Fahrspaß einschränkt. Aber wer ein solches Auto kauft, will damit die Umwelt schonen, da macht es keinen Sinn mit 180 Sachen durch die Gegend zu rasen. Toyota nennte das Design „Zeitlose Eleganz“. Dass das japanische Automobilunternehmen damit sogar das kritische Hollywood überzeugte, belegen Namen wie Leonardo di Caprio oder Brad Pitt. Superstar George Clooney ist mit dem Toyota Prius sogar zur Oscar-Verleihung vorgefahren. Bei uns war es zwar nur der Kölner Ring, aber das Fahren im Prius war dennoch ein Vergnügen der besonderen Art. i QC03F08

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... belohnt den Fahrer beim Energie-Sparen...

Während des normalen Fahrbetriebs liefert der Benzinmotor Kraft für den Generator, der seinerseits den Elektromotor mit Strom versorgt. Gleichzeitig treibt er über eine spezielle Kraftweiche die Vorderräder an. Das Verhältnis der Kraftverteilung wird permanent überwacht und stets so verteilt, dass ein maximaler Wirkungsgrad gewährleistet ist.

Generator

...auf dem Display durch die Anzeige von kleinen grünen Autos.

Ein ausgezeichnetes Auto Das Thema Nachhaltigkeit ist tief in der Toyota-Firmenphilosophie verwurzelt. Die Forschungen und Entwicklungen zum Schutz der Umwelt und zur Schonung von Ressourcen umfassen alle Bereiche des Unternehmens – die Hybrid-Technologie stellt dabei nur einen Baustein dar. Mit dem Prius führte Toyota 1997 den ersten SerienPkw mit Hybrid-Antrieb weltweit ein. Heute rollen auch weitere Hybrid-Modelle der Toyota-Edelmarke Lexus auf den Straßen. Über mangelnde Anerkennung für seine Hybrid-Fahrzeuge kann Toyota nicht klagen. Sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene hagelte es Preise und Auszeichnungen. Der Prius wurde allein drei Mal zum „Engine of the year“ gewählt (2004, 2005, 2006), siegte beim „ADAC Eco Test“ 2004 und 2005 und belegte den ersten Platz in der Auto-Umwelt-Rangliste 2004 und 2005 des Instituts Öko-Trend. Weitere Auszeichnungen: Platz 2 und „bestes Familienauto“ in der VCD-Umweltliste 2006/07, Sieger in der VCD Auto-Umweltliste 2005/06, „Sustainability Congress Award 2006“; „Europäisches Auto des Jahres 2005“, „North American Car of the Year 2004“ (USA), „International Engine of the Year 2004“ (USA), Gewinner der „Fleet Excellence Awards“ und „Eco Car of the Year 2004“ (Großbritannien).

Wenn Sie vom Gas gehen oder bremsen, wird der Elektromotor zum Generator des regenerativen Bremssystems. Er wandelt die kinetische Energie in elektrische Energie um, die dann in der Batterie gespeichert wird.

Elektromotor Bei normaler Beschleunigung aus dem Stand und der Fahrt mit niedrigen Geschwindigkeiten wird der Prius nahezu geräuschlos und emissionsfrei vom Elektromotor angetrieben.

24.01.2007 18:48:14 Uhr


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