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Pilzfestival in der Kleingartenanlage

Richtig: Pilz mit z ist gemeint – nicht Pils. In einer Kölner Kleingartenanlage hätte man auch eher ein Kölschfestival erwartet. Es geht um Pilzbefall, der in diesem Jahr feucht-fröhliche Urständ in unseren Gärten gefeiert hat. Einen derartig extremen Befall hat es schon lange nicht gegeben. Andauernde Regenfälle und hohe Luftfeuchtigkeit sind eine optimale Voraussetzung für die Verbreitung von Pilzkrankheiten an Pflanzen.

Vielleicht ist beim Gang entlang der Kleingartenanlage schon mal aufgefallen, dass es Schutzdächer gegen Regen gibt. Vornehmlich Tomaten werden darunter angebaut. Auch in Gewächshäusern werden Tomaten gerne untergebracht. Tomaten sind als sehr pilzanfällig bekannt. Deswegen will man verhindern, dass sich Pilzsporen auf nassen Blättern ablegen und der Pilz gute Ansteckungsbedingungen vorfindet – auch wenn man die allgemeine Luftfeuchtigkeit nicht verhindern kann.

Züchtungsversuche Durch gezielte Kreuzungsversuche wird angestrebt, pilzresistente Pflanzen zu züchten. Wie mühsam das ist, wurde mir klar, als ich vor vielen Jahren in der landwirtschaftlichen Versuchsanstalt in Auweiler erfuhr, dass man inzwischen eine Tomate entwickelt habe, die gegen sechs verschiedene Pilzarten resistent sei, aber man vermutete, dass der siebte wahrscheinlich schon „auf dem Markt“ sei, so drückte die Forscherin sich damals aus. Eine Sisyphusarbeit. Mühsam ist es auch deshalb, weil jeder neue Kreuzungsversuch eine Wartezeit einer ganzen Vegetationsperiode habe. Also erst im folgenden Jahr könne man feststellen, ob die Kreuzung erfolgreich war. Weil der Hobbygärtner meist nicht weiß, welche Pilzresistenz seine Pflanze hat und was gerade neu auf dem Markt ist, hält man seine Pflanzen vorsichtshalber trocken.

Neben Tomaten sind im Frühjahr die Erdbeeren Kandidaten für Befall, auch weil die Früchte am Boden in der Feuchtigkeit liegen. Ebenfalls am Boden liegen meist die Gurken im Sommer. Aber hier ist die Frucht selbst zunächst weniger bedroht, sondern erst mal das Blatt der Pflanze – es wird braun und trocken. Danach wachsen jedoch keine weiteren Früchte mehr heran. Als ich noch nicht vom Schadensbild des Pilzbefalls wusste, habe ich die vermeintlich vertrocknende Pflanze richtig schön mit Wasser versorgt – wie doof, den Pilz mit seiner Grundlage zu versorgen!

Zucchini mit ihren erstaunlich riesigen Blättern zeichnen sich immer wieder dadurch aus, dass sie erst schneeweiß und dann knochentrocken und braun werden - Mehltau. Dasselbe Problem. Kürbisse gehören übrigens zur gleichen Sorte. Wenn nicht rechtzeitig gespritzt wird, stirbt die Pflanze bald ab. Verdünnte Milch verhindert die Weiterentwicklung von Mehltau.

Das Pilz-Jahr 2021 Pilz kann sich rasend schnell verbreiten. Dieses Jahr hat bei mir das Zuwarten um vier Tage dazu geführt, dass ich einen Totalausfall bei einem Sauerkirschen-Baum hatte: Weil ich nicht alle Kirschen an einem Tag zu Marmelade verarbeiten wollte, habe ich den zweiten Baum etwas später abernten wollen. Das hatte ich aber nicht gekannt: Nicht eine einzige Kirsche ist mir geblieben! Monilia nennt sich die Pilzkrankheit. Wenn man die befallenen Äste nicht so weit zurückschneidet, bis der bräunliche Kern im Ast nicht mehr sichtbar ist, kann der gesamte Baum eingehen. Dieses Jahr gab es ein solches Beispiel in unserer Anlage dazu. Die Äste müssen verbrannt werden, da die Ansteckung im Kompost überwintert.

Kräuselkrankheit nennen wir den Befall der Pfirsichbäume. In der Blütezeit im Frühjahr, wenn es meist kühl und feucht ist, dringen die Pilzsporen in die Blüte ein. Der Wind verteilt die Sporen über große Entfernungen. Die Bezeichnung, Kräuselkrankheit, erklärt das Bild, das der Baum abgibt. Erst kräuseln sich die Blätter, dann fallen sie alle ab. Wenn der Baum gut drauf ist, treibt er dann noch mal völlig neue Blätter aus. Eine große Anstrengung für den Baum.

…. keine Ernte Tomaten waren in diesem Jahr trotz Schutzmaßnahmen extrem betroffen. Wer seine Pflanzen nicht gespritzt hatte, sah nur Elend am Stamm. Braunfäule nennt man das, was den optischen Anblick widerspiegelt. Vollständiger Ernteausfall war die verbreitete Erfahrung in der Kleingartenanlage. Auch die Kartoffeln wurden nicht verschont. Der Befall war bei mir erst im späten Sommer, als die Knollen schon einigermaßen ausbil-

det waren. Dadurch gab es noch etwas zu ernten.

Problemlöser „Kartoffel“ Die Kartoffel ist ein wunderbares Nahrungsmittel, und das schon seit Jahrhunderten. In Zeiten, in denen es noch eine Herausforderung war, ohne zu verhungern über den Winter zu kommen, war die Kartoffel ein Problemlöser. Ich erinnere noch den Spruch meiner Eltern, „den haben wir noch mal über den Winter bekommen“. Können wir uns heutzutage die Aufbewahrung von Essbarem ohne Kühlschränke vorstellen? Die Kartoffel hat geringe Ansprüche an eine Langzeitaufbewahrung. Man muss die Knolle nur dunkel und kühl aufbewahren. Auch das Belassen im Boden bis der Frost kommt, ist eine Aufbewahrungsmethode. Oder: Eingebettet in Sand haben wir die Kartoffeln in eine sog. Miete eingelagert. Das war ein metertiefes Loch im Garten, das mit Erde überdeckt wurde. Häufig wurden auch Möhren mit eingelagert. In unserer Anlage findet man noch entsprechende Vorrichtungen, die unsere Vorgänger genutzt haben. Weil man im ständigen Kampf mit Fressneidern war, haben einzelne Gärtner diese Mieten rundherum ausgemauert. Nicht selten hatten bei fehlenden Sicherungsmaßnahmen unterirdische Bewohner die wohlgefüllte Vorratskammer genutzt.

Die Kartoffelfäule erinnert mich an die Zeit um 1840 in Irland. Wiederholter massenhafter Befall führte zu wiederkehrenden Missernten mit Totalausfall und andauernden Hungersnöten in dem Land, in dem die Kartoffel die Grundlage der Ernährung war. Eine große Auswanderungswelle in Richtung USA setzte ein, um der Katastrophe zu entkommen. Die amerikanischen Präsidenten Biden und Kennedy hatten irische Vorfahren. Bidens Urururgroßvaters wanderte 1851 nach New York ein. John F. Kennedys Ur-Großvater 1849.

Ein trauriges Bild, wie ich es noch nie gesehen habe, gaben die Rüben diesen Herbst im Weißer Bogen ab. Die Rübenblätter haben sich ebenfalls braun gefärbt. Abgestorbene Blätter produzieren weder Knolle noch Zucker. Entsprechend schmäler fällt die Ernte aus.

Hoffen wir fürs nächste Jahr auf ein Kölschfestival statt Pilz!

Text und Fotos: Franz Bauske

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