2 minute read

Art in Context Transformation und Dialog

Next Article
Vor 75 Jahren

Vor 75 Jahren

Transformation und Dialog Art in Context

Altkleider, Stoffe, Litfaßsäulen, Glas – nur eine kleine Auswahl der Materialien, die Barbara Otto für ihre Objekte und Installationen nutzt. „Mein künstlerisches Schaffen verstehe ich als Kunstpraxis, die aktuelle Diskurse, Praktiken und Narrative aufgreift.“ Wichtig ist es ihr, mit ihren Werken zeitgenössische Themen zu transportieren. Mit Medien, die „durch viele Hände gegangen sind, einen eigenen Spirit besitzen, sperrig sind und eine besondere Formensprache aufweisen.“ und/art heißt ihr Label – ein Name, der Programm ist.

Geschichte und Vergänglichkeit Zu den aktuell favorisierten Lieblingsmaterialien der Künstlerin gehören alte Plakate, die sie von Litfaß-Säulen abschälen lässt. „Die in zahlreichen Schichten übereinander geklebten Papiere bilden bis zu 10 cm dicke Schwarten, die nach ca. 10-15 Jahren abgenommen und entsorgt werden. Die alten Litfaßsäulen werden nach und nach durch digitale Displays ersetzt.“

Diese Vielschichtigkeit ist es, die Barbara Otto sofort inspiriert hat. Seit rund drei Jahren nutzt sie das geschichtsträchtige Material für verschiedene Werkreihen. Eine davon: „Logos“. „Angelehnt an Logos, Icons und Apps zeigen sie Ikonen einer globalisierten Welt.“ Bildmarken aus dem Zeitraum von 1880 bis 2011 sind im Projekt berücksichtigt worden. Zu den aktuellen gehören Twitter, Apple, Snapchat & Co. – Objekte, die den Zeitgeist widerspiegeln. Barbara Otto setzt sich künstlerisch mit aktuellen Strömungen auseinander, will zum Dialog anregen. Neues gestalten, unter die Oberfläche schauen, überraschende Entdeckungen machen – Aspekte, die „Plakatschwarten“ für sie zu einem dankbaren Rohstoff machen.

Künstlerische Ambitionen „Menschen und das Leben in der Vielschichtigkeit, gesellschaftliche Rahmenbedingungen und globale Entwicklungen greife ich forschend auf und setze sie in Objekte, Installationen und Videos um.“ Barbara Otto hat sich als Diplom-Sozialarbeiterin in der Stadtteilarbeit sowie Ausbildungsleiterin bei der Stadt Köln engagiert, unter anderem bundesweit Wirtschaftsunternehmen und Non-Profit Organisationen in der familienbewussten Personalpolitik als selbstständige Auditorin und Organisationsberaterin begleitet. Vor rund zehn Jahren ist sie ausgestiegen, hat ein Studium mit dem Bachelor of Fine Arts abgeschlossen, stellt nun ihre künstlerischen

Ambitionen in den Vordergrund. Seitdem entstehen in ihrem Atelier in Weiß Bilder, Objekte und Installationen, die sie europaweit auf Ausstellungen präsentiert. Moderation Dabei fällt Barbara Otto immer wieder auf, dass jüngere Besucher sofort auf ihre Arbeiten zugehen – sich ihnen die Inhalte direkt erschließen. „Die jeweiligen Werkreihen eröffnen unterschiedliche Wahrnehmungs- und Zugangsebenen und laden zum Dialog ein.“ Wer sich nicht selbstverständlich in der digitalen Welt bewegt, muss sich Kunstreihen wie „Logos“ erst annähern.

Für viele intuitiver ist das beim Thema „Wurzeln“ möglich, mit dem sich Barbara Otto seit dem Sommer intensiver auseinandersetzt. „Ich schäle sie, um ihr Inneres, ihre Schönheit nach außen zu bringen.“ Einer ihrer Inhalte bei diesem Zyklus: Persönliche Wurzeln nicht leugnen, sondern nutzen, um Positives daraus abzuleiten. Dabei können auch Prozesse angesto-

ßen werden, die sich mit Schmerz und Verletzung auseinandersetzen – Wurzeln zeigen dann Schnitte oder Objekte, die jahrelang in sie eingewachsen sind.

Wer sind wir eigentlich? Alle Werkreihen der Künstlerin verbindet ein Ziel. „Ich will aufmerksam machen auf das Positive!“ Impulse setzen – die Auseinandersetzung mit der eigenen Person anregen – der Menschlichkeit Raum geben. Kernaussagen, die Barbara Otto als Botschaft in ihren Kunstprojekten transportiert.

Text: Daniela Janusch Fotos: Barbara Otto

This article is from: