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Dirigentin Mirga Gra\u017Einyt\u0117-Tyla
KLANG AUS DER STILLE
2017 gab die junge Dirigentin Mirga Gražinytė-Tyla ihr Konzerthaus-Debüt – einesvon vielen in dieser Zeit, denn die Litauerin hat mit nur 30 Jahren ihre Runde durch diebesten Konzertsäle der Welt absolviert. Jetzt folgt der nächste Streich in Dortmund.
Mirga – bis dahin klingt schon der Name wie Musik in unseren Ohren. Doch bei Gražinytė-Tyla gerät dann zumindest die westfälische Zunge ins Stocken. Zum Glück gibt es im Konzerthaus ja seit der Exklusivkünstlerzeit Yannick Nézet-Séguins die Tradition, Künstler, die uns an Ohren und Herz gewachsen sind, beim Vornamen zu nennen. Bei Mirga bringen wir uns damit allerdings um etwas, wonach sich viele sehnen: Ruhe und Stille. Die litauische Dirigentin hat sich den so zu übersetzenden Namenszusatz »Tyla« selbst gegeben – als Erinnerung daran, Taten statt vieler Worte sprechen zu lassen. Und das tut sie regelmäßig auf dem Podium.
Von Kindesbeinen an lebt die heute 32-Jährige in und mit Musik. Viel gesungen wurde in ihrer Künstlerfamilie, und so hat Mirga Gražinytė-Tyla folgerichtig als Chordirigentin angefangen. Doch da ging noch mehr. In kürzester Zeit ist sie auf der internationalen Bühne angekommen und seit Herbst 2016 Chefdirigentin des City of Birmingham Symphony Orchestra. Ihre Vorgänger beim CBSO haben gezeigt, wohin die Reise von dort gehen kann: 1980 kam ein noch unbekannter Simon Rattle an die Spitze des Orchesters, achtzehn Jahre später Sakari Oramo, auf den 2008 der spätere Dortmunder Exklusivkünstler Andris Nelsons folgte. Ab jetzt scheint also auch für Mirga alles möglich.
Bei ihrem nächsten Dortmunder Konzert im Mai hat sie neben Strawinsky und Prokofiew einen Geheimtipp im Gepäck: Seit einigen Jahren macht sich Mirga für die Werke Mieczysław Weinbergs stark, der es schwer hatte, aus dem Schatten seines Freundes Schostakowitsch zu treten. Für Prokofiews Klavierkonzert Nr. 5 kommt mit der virtuosen Yuja Wang ein Energiebündel dazu und sorgt endgültig für geballte Frauenpower auf der Konzerthaus-Bühne. Stille ist beim Publikum nach dem letzten Ton dann nicht mehr zu erwarten.