Die Handlung
Für den Bau seiner Burg Walhall hatte der Gott Wotan den Riesen seine Schwägerin Freia, die Göttin der Jugend, als Lohn zugesichert und anschliessend zunächst vergeblich nach einem Gegenwert gesucht, mit dem er Freia auslösen konnte. Einen Ausweg aus dieser Notlage bot sich Wotan, als er vom Raub des Rheingolds durch den Nibelungen Alberich hörte. Alberich hatte der Liebe entsagt, um aus dem Rheingold einen Ring zu schmieden, der unbegrenzte Macht verleiht. Mit Tricks und Gewalt entwendete Wotan Alberich das Gold und den Ring und bezahlte damit die Riesen. Doch Alberich verfluchte den Ring, und einer der Riesen erschlug aus Neid seinen Bruder. Obwohl Wotan mit seiner Familie die schützende Burg schliesslich beziehen konnte, schmiedete er unermüdlich an Plänen, einer möglichen Rache Alberichs zu begegnen.
Erster Akt
Ein Mann sucht Zuflucht in einem fremden Haus. Die Frau des Hauses hat augenblicklich Zutrauen zu dem Erschöpften, gibt ihm zu trinken und schlägt ihm vor, sich auszuruhen, bis ihr Ehemann Hunding nach Hause komme. Als der Mann aufbrechen will, weil er fürchtet, die Frau in Schwierigkeiten zu bringen, fleht sie ihn an zu bleiben: Ihr Leben an Hundings Seite sei unglücklich, seine Anwesenheit daher mehr als willkommen. Heimgekehrt beobachtet Hunding misstrauisch die Vertrautheit und Ähnlichkeit zwischen seiner Frau und dem unerwarteten Gast. Kühl heisst er den Fremden willkommen und befragt ihn nach seiner Herkunft. Dieser gibt an, sich den Namen Wehwalt gegeben zu haben, und erzählt seine Geschichte: Er ist mit einer Zwillingsschwester zur Welt gekommen, sein Vater Wolfe war aber meist zu zweit mit ihm durch die Wildnis gezogen. Bei der Rückkehr von einer Jagd hatten Vater und Sohn das Haus niedergebrannt und die Mutter ermordet vorgefunden. Von seiner Schwester fehlte jede Spur. Später wurde auch er vom Vater getrennt. Seither irrt er als Aussenseiter durch die Welt.
Kürzlich habe er eine Frau vor der Zwangsehe schützen wollen und dabei deren Brüder erschlagen. Weil seine Waffen versagten, konnte er die Frau nicht vor der tödlichen Rache ihrer Familie retten und ergriff die Flucht.
Hunding ist ausser sich: Er erkennt in Wehwalt denjenigen, zu dessen Verfolgung ihn Verwandte gerufen hatten. Aus Rücksicht auf das Gebot der Gastfreundschaft will er ihn dennoch für eine Nacht beherbergen, fordert ihn aber zum Zweikampf am nächsten Morgen auf.
In der Nacht tut Wehwalt kein Auge zu. Ohne eigene Waffe ist er Hunding ausgeliefert. Verzweifelt ruft er nach seinem Vater, der ihm einst für den Fall grösster Gefahr ein Schwert prophezeit hatte.
Hundings Frau verabreicht ihrem Ehemann einen starken Schlaftrunk und spricht Wehwalt Mut zu: Am Tag ihrer Hochzeit habe ein geheimnisvoller Besucher in ihrem Haus ein Schwert in einen Baumstamm gestossen, das bislang niemand herausziehen konnte. Die Frau gibt Wehwalt zu verstehen, dass er vielleicht der ersehnte Held sei, der das Schwert in Besitz nehmen und sie aus ihrer Lage befreien könnte. Wehwalt schöpft neue Hoffnung und gesteht der Frau seine Liebe. Auch sie fühlt sich zu ihm hingezogen, will aber ergründen, warum ihr seine Züge und seine Stimme so vertraut erscheinen. Als der Mann erwähnt, sein Vater habe auch auf den Namen Wälse gehört, bestätigt sich die Ahnung der Frau: Sie erkennt in ihm ihren Bruder und gibt ihm voller Hoffnung den
Namen Siegmund. Der nimmt das Schwert in Besitz und tauft es Nothung. Die Frau gibt sich Siegmund als seine Zwillingsschwester Sieglinde zu erkennen. Die getrennten Geschwister begegnen einander als Liebespaar wieder.
Zweiter Akt Wotan gibt seiner Lieblingstochter Brünnhilde den Auftrag, Siegmund im Zweikampf mit Hunding schützend zur Seite zu stehen. Euphorisch sehen Vater und Tochter Siegmunds Sieg entgegen, doch unterbricht Wotans Gattin Fricka ihre Eintracht.
Als Hüterin der Ehe fordert sie die Bestrafung Siegmunds und Sieglindes für den begangenen Ehebruch und ihren Inzest. Als Wotan das Recht der Liebe über das einer lieblosen Ehe stellt, wirft Fricka ihm seine Untreue vor, die ihr in Gestalt seiner vielen unehelichen Kinder – der neun Walküren und der Wälsungen-Zwillinge – fortwährend Demütigung verschaffe. Als Zeichen seines Bekenntnisses zum Fortbestand ihrer Ehe und der Göttergesetze fordert sie von Wotan den Eid, Siegmund das helfende Schwert zu entziehen und ihn damit dem Tod preiszugeben. Er gibt klein bei.
Erschüttert von seiner Ratlosigkeit bittet Brünnhilde ihren Vater, seine Sorgen mit ihr zu teilen. Wotan vertraut ihr Gedanken an, die er bislang in sich verborgen gehalten hatte. Brünnhilde erfährt die Geschichte ihrer Herkunft und in welche Schuld ihr Vater verstrickt ist: Die Urgöttin Erda hatte Wotan vor Alberichs Ring gewarnt und das Ende der Götter prophezeit. Um mehr über die drohende Gefahr zu erfahren, zwang Wotan Erda zur Preisgabe ihres Wissens und zeugte mit ihr dabei Brünnhilde. Diese zog er als eine von neun Walküren auf. Seine Töchter sollen ihm bei der Sicherung der Zukunft der Götter dienen. Wotan fürchtet, dass der gekränkte Alberich wieder in Besitz des Ringes gelangen könnte. Um dem zuvorzukommen, zeugte Wotan als Wälse die Wälsungenzwillinge. Siegmund wollte er als einen Helden heranziehen, der frei von Wotans vertraglichen Verpflichtungen in der Lage sei, den Riesenwurm Fafner zu erschlagen und an den Ring zu gelangen. Doch Wotan sieht seine Pläne gescheitert, verbittert will er das Ende seiner Herrschaft erwarten.
Zu Brünnhildes Erstaunen ändert er seinen Auftrag: Sie soll Hunding zum Sieg verhelfen. Als seine Tochter ihn an seine Liebe zu Siegmund erinnert, verlangt Wotan Gehorsam und droht ihr eine schwere Strafe an, sollte sie seinen Anweisungen nicht folgen.
Siegmund und Sieglinde fliehen vor Hunding. Siegmund will endlich rasten, doch Sieglinde drängt es weiter. Ihre Angst und ihre Schuldgefühle rauben ihr fast den Verstand. Erschöpft bricht sie zusammen. Siegmund bewacht Sieglindes Schlaf, als ihm Brünnhilde erscheint. Sie kündigt ihm seinen nahen Tod und ein Wiedersehen mit dem Vater in Walhall an. Als Siegmund erfährt, dass sein Tod ihn von Sieglinde trennen werde, weigert er sich, Brünnhilde zu folgen. Siegesgewiss verweist er auf das Schwert Nothung, doch Brünnhilde muss ihn enttäuschen: Der Vater, der ihm das Schwert versprochen hatte, hat jetzt seinen Tod verfügt. Brünnhilde schlägt Siegmund vor, Sieglinde in ihre Obhut zu nehmen, doch will Siegmund Sieglinde lieber töten, als sie lebend zurückzulassen. Auch die Nachricht, dass Sieglinde schwanger ist, bringt ihn nicht davon ab. Irritiert von dieser verzweifelten und kompromisslosen Liebe verspricht Brünnhilde Siegmund, ihn gegen ihren Auftrag im Kampf zu schützen. Siegmund lässt die schlafende Sieglinde zurück und folgt Hundings Hornrufen. Brünnhilde spornt ihn an. Doch unerwartet greift Wotan selbst ein und zerstört Siegmunds Schwert, sodass Hunding den waffenlosen Siegmund tötet. Brünnhilde sammelt die Splitter des Schwertes ein und flieht mit Sieglinde. Wotan nimmt wütend die Verfolgung auf.
Dritter Akt
Die Walküren versammeln sich, um gemeinsam nach Walhall aufzubrechen und die Aufträge ihres Vaters Wotan zu erfüllen. Allerdings vermissen sie Brünnhilde, ohne die sie nicht vollzählig sind. Als diese mit Sieglinde auftaucht und ihre Schwestern um Hilfe bei Sieglindes Rettung bittet, zögern die Walküren, sich gegen den Vater zu stellen. Sieglinde sieht keinen anderen Ausweg als den Tod; erst als Brünnhilde ihr offenbart, dass sie schwanger ist, will sie um jeden Preis weiter leben. Brünnhilde überzeugt Sieglinde, allein zu fliehen, vertraut ihr die Teile des Schwertes Nothung an und gibt dem Ungeborenen den Namen Siegfried. Sie selbst stellt sich Wotans Zorn.
Wotan verbannt Brünnhilde für ihr eigenmächtiges Handeln aus dem Kreis der Walküren. Er verkündet, sie in tiefen Schlaf zu versetzen, sodass der erstbeste Mann sie überwältigen könne. Den anderen Walküren droht Wotan das gleiche Schicksal an, sollten sie Brünnhilde beistehen. Entsetzt fliehen sie ihre Schwester. Brünnhilde will den Grund für Wotans Unerbittlichkeit erfahren und ihm die Motive ihres Handelns erklären: Weil sie von seiner Liebe für Siegmund wusste, war sie sich sicher, Wotans geheimsten Wunsch zu erfüllen.
Wotan zwingt sich trotz dieser Offenheit zur Härte. Brünnhilde erfleht eine Abmilderung des Strafmasses: Eine Wand aus Feuer soll dafür sorgen, dass nur ein unerschrockener Held sie erobern kann. Dass sie dabei an Sieglindes ungeborenen Sohn denkt, will Wotan nicht hören. Allerdings gibt er ihrem Flehen nach: Nachdem er seiner Tochter ihre Göttlichkeit entzogen und sie in Schlaf versetzt hat, umschliesst er sie mit einem Feuerring. Dann trennt er sich für immer von ihr.