Programmheft 13. Symphoniekonzert

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berner symphonieorchester

SCHNYDER TRIO

BEETHOVEN TRIPEL 13. SYMPHONIEKONZERT


WIR FÖRDERN MUSIK ! Werden Sie Mitglied im Verein Freunde des Berner Symphonieorchesters und gehören auch Sie zum exklusiven Kreis von kulturverbundenen Persönlichkeiten und Unternehmen, die durch Beiträge an das BSO das kulturelle Leben in Stadt und Kanton Bern unterstützen! WIR BERATEN SIE GERN! Freunde des Berner Symphonieorchesters c/o Konzert Theater Bern | Claudia Zürcher-Künzi | Nägeligasse 4 | 3011 Bern Tel 031 329 51 19 | claudia.zuercher@konzerttheaterbern.ch


SCHNYDER TRIO

BEETHOVEN TRIPEL 13. SYMPHONIEKONZERT (GRÜNES ABO «KURSAALKONZERTE») OLIVIER MESSIAEN «Les offrandes oubliées» LUDWIG VAN BEETHOVEN «Tripelkonzert» MAURICE RAVEL «Daphnis et Chloé»

merci! Dem Kanton Bern, der Stadt Bern, der Regionalkonferenz Bern Mittelland und der Schweizerischen Eidgenossenschaft danken wir für die Subventionen. Für die langjährige Unterstützung unserer Konzerte bedanken wir uns bei der Burgergemeinde Bern.


SCHNYDER TRIO

BEETHOVEN TRIPEL OLIVIER MESSIAEN 1908–1992 «Les offrandes oubliées» Méditation symphonique (1930) (11') Presque lent, douloureux, profondément triste Vif, féroce, désespéré, haletant Modéré. Lent, avec une grande pitié et un grand amour LUDWIG VAN BEETHOVEN 1770–1827 Konzert C-Dur für Violine, Violoncello und Klavier op. 56 «Tripelkonzert» (1803/04) (33') Allegro Largo Rondo alla Polacca PAUSE MAURICE RAVEL 1875–1937 «Daphnis et Chloé». Symphonie chorégraphique en trois parties (1909–12) (55')

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DYLAN CORLAY DIRIGENT OLIVER SCHNYDER TRIO: ANDREAS JANKE VIOLINE BENJAMIN NYFFENEGGER VIOLONCELLO OLIVER SCHNYDER KLAVIER CHOR KONZERT THEATER BERN (EINSTUDIERUNG: ZSOLT CZETNER) BERNER SYMPHONIEORCHESTER COSMIN BANICA KONZERTMEISTER

KONZERTE Sa, 28. Apr 2018, 19:30 So, 29. Apr 2018, 17:00 kursaal, arena KONZERTEINFÜHRUNG MIT WALTER KLÄY Sa, 28. Apr 2018, 18:30 So, 29. Apr 2018, 16:00 kursaal, bellavista 5, og 6

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DYLAN CORLAY DIRIGENT

Dylan Corlay, der Gewinner des ersten Preises der International Jorma Panula Conducting Competition 2015 in Finnland, wurde von Dirigenten wie Jean-Sébastien Béreau, Gianluigi Gelmetti, Philippe Ferro, Atso Almila, Jorma Panula und Péter Eötvös ausgebildet. Zwischen 2015 und 2017 war er Assistant Conductor von Matthias Pintscher beim Ensemble Intercontemporain in Paris. Der in Vitré geborene Franzose studierte am Pariser Conservatoire National Supérieur de Musique et de Danse, wo er Abschlüsse in Dirigieren, Kammermusik, Fagott und Pädagogik erwarb, und gewann mehrere Preise. Ausserdem studierte er Trompete, Gitarre, Klavier und Ondes Martenot. Als Fagottist vervollkommnete er seine Studien am Mozarteum Salzburg und trat mit den wichtigsten europäischen Orchestern unter Dirigenten wie Tugan Sokhiev, Philippe Jordan, Myung-Whun Chung und Pierre Boulez auf. Zudem ist Dylan Corlay ein sehr engagierter Dozent und mehrfach ausgezeichneter Komponist. Engagements als Dirigent bringen ihn aktuell u.a. mit dem Orchestre National de Lyon, dem Orchestre Philharmonique de Strasbourg, dem Orchestre National de Lille, dem Orchestre de Chambre de Paris, dem Orchestre Lamoureux, dem Orchestre National du Capitole de Toulouse und dem Orchestre National de France zusammen. Sein Debüt am Pult des Frankfurter Opern- und Museumsorchesters gab er 2017 mit Les Troyens von Hector Berlioz.

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OLIVER SCHNYDER TRIO


2012 debütierte das Oliver Schnyder Trio in der Tonhalle Zürich und legte kurz darauf seine erste cd mit den Klaviertrios von Franz Schubert vor, welche vom Magazin die bühne als «eine neue Referenzaufnahme» gefeiert und von der Aargauer Zeitung – wie auch die darauffolgende Aufnahme sämtlicher Brahms-Klaviertrios – zum besten Schweizer Klassikalbum des Jahres gewählt wurde. Die 2015 erschienene cd «WinterreiseN» mit dem deutschen Tenor Daniel Behle wurde von der opernwelt zur «cd des Monats» gekürt und von pizzicato mit einem «Supersonic Award» ausgezeichnet. Wichtige Stationen in der noch jungen Laufbahn des Ensembles sind Gastspiele bei den swr-Schlossfestspiele Ettlingen, in der Stuttgarter Liederhalle, in der Alten Oper Frankfurt, im wdr-Funkhaus Köln, bei den Festspielen Baden-Baden, beim Meisterzyklus Bern, bei den Ittinger Pfingskonzerten, beim Menuhin Festival Gstaad, in der Wigmore Hall, im Concertgebouw und Muziekgebouw Amsterdam sowie regelmässige Asien-Tourneen (Japan, Südkorea, Taiwan) und Residenzen beim Hirzenberg-Festival, im Festival Musikdorf Ernen, auf Schloss Elmau und bei Universum Beethoven (zyklische Aufführung sämtlicher Klaviertrios zusammen mit dem Trio Jean Paul und dem Trio Wanderer in Boswil und Muri). Das ost spielt u.a. mit Musikern wie Daniel Behle, Vilde Frang, Nils Mönkemeyer und Lars Anders Tomter zusammen. OLIVER SCHNYDER studierte in der Schweiz bei Emmy HenzDiémand und Homero Francesch, danach in den usa bei Leon Fleisher. Er tritt auf allen wichtigen Konzertbühnen der Welt auf und spielt mit Orchestern wie dem Philharmonia Orchestra, dem Tonhalle-Orchester Zürich, dem wdr-Sinfonieorchester Köln, dem

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Danish National Symphony, der Baltimore Symphony, dem Tschaikowsky-Symphonieorchester Moskau, der Academy of St Martin in the Fields und dem Zürcher Kammerorchester unter Dirigenten wie Ivor Bolton, Semyon Bychkov, Vladimir Fedoseyev, James Gaffigan, Philippe Jordan, Sir Roger Norrington, Mario Venzago und David Zinman. Bei Sony Classical & rca Red Seal liegen cds mit Werken von Mozart, Schumann, Liszt, Haydn und Mendelssohn vor. Im Herbst 2017 erscheinen sämtliche Klavierkonzerte Beethovens mit dem Luzerner Sinfonieorchester unter James Gaffigan. ANDREAS JANKE 1. Konzertmeister des Tonhalle-Orchesters Zü-

rich, studierte in Salzburg bei Igor Ozim und beim Hagen Quartett. Bei bedeutenden internationalen Wettbewerben ging er als Sieger und Preisträger hervor (Concours Reine Elisabeth in Brüssel, Fritz Kreisler in Wien, Benjamin Britten in London, Prager Frühling). Tourneen führen ihn durch ganz Europa und Asien. Seit 2013 ist er zudem Professor an der Zürcher Hochschule der Künste zhdk. Andreas Janke spielt eine Violine von Carlo Bergonzi «Hozier, Andrews» 1733–39, zur Verfügung gestellt von der Mercedes-Benz Automobil AG, Zürich. BENJAMIN NYFFENEGGER stellvertretender Solocellist des Ton-

halle-Orchesters, studierte in Zürich bei Walter Grimmer und Thomas Grossenbacher. 2003 sprach ihm David Zinman ein Stipendium für das Aspen Festival and School zu. Er ist Preisträger mehrerer nationaler und internationaler Wettbewerbe, regelmässiger Gast bei internationalen Festivals, Solist bei führenden europäischen Orchestern wie dem Tonhalle-Orchester Zürich und der Academy of Saint Martin in the Fields. Nyffenegger ist zudem ein sehr gefragter Kammermusiker und Mitglied des Julia Fischer Quartett.

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« WAHRE KUNST BLEIBT UNVERGÄNGLICH. » Ludwig van Beethoven

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OLIVIER MESSIAEN * 10. Dezember 1908 in Avignon †27. April 1992 in Paris


LES OFFRANDES OUBLIÉES MÉDITATION SYMPHONIQUE

ENTSTEHUNG

1930 URAUFFÜHRUNG

19. Februar 1931 im Théâtre des Champs-Elysées durch das Orchestre Straram; Walther Straram, Leitung SPIELDAUER

ca. 11 Minuten

Von sich selbst sagte Olivier Messiaen: «Ich habe das Glück, Katholik zu sein; ich wurde als ein Glaubender geboren, und die heiligen Schriften haben mich schon als Kind stark berührt.» Tiefe Gläubigkeit kommt bereits in diesem frühen Orchesterwerk des 22-jährigen Komponisten zum Ausdruck. Gegliedert in drei Teile eines Altar-Triptychons – Kreuz, Sünde, Eucharistie – stellt es nach Messiaens eigenen Worten folgende Inhalte dar: Kreuz: «Die Arme ausgebreitet, zu Tode betrübt, auf dem Holzkreuz vergiessest du dein Blut. Du liebst uns, süsser Jesus, wir haben es vergessen.» Sünde: «Getrieben vom Wahn und der Schlange Zunge, sind wir in einem keuchenden, hemmungslosen, unaufhaltsamen Lauf in die Sünde hinabgestiegen wie in ein Grab.» Eucharistie: «Hier ist der reine Tisch, der Quell der Barmherzigkeit, das Festmahl der Armen, hier das bewundernswürdige Erbarmen, welches uns

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das Brot des Lebens und der Liebe anbietet. Du liebst uns, süsser Jesus, wir haben es vergessen.» Charakteristische Eigenheiten von Messiaens Musik sind unverkennbar, so etwa die sanften Akkordfolgen zu Beginn (Presque lent, douloureux, profondément triste), die – wie Messiaen dazu schreibt – «von grauen und malvenfarbenen Seufzern zerschnitten sind». Der zweite Teil (Sünde) stellt die Gottvergessenheit dar und ist gekennzeichnet durch heftige Akzente und Rhythmen (Vif, féroce, désespéré, haletant), die auf Messiaens Beschäftigung mit Strawinskys Sacre du printemps verweisen. Er kommentiert diesen Teil «als eine Art ‹Lauf in den Abgrund›, in einer nahezu ‹mechanisierten› Geschwindigkeit. Man wird die starken Akzente bemerken […], das Pfeifen der Glissandi, die schneidenden Rufe der Trompeten». Der dritte Teil (Lent, avec une grande pitié et un grand amour) zeigt wieder Messiaens synästhetisches Farbempfinden in Musik. Sein Kommentar: «Lange und langsame Phrase der Violinen, die sich über einem Teppich aus pianissimo-Akkorden erhebt, rot-, gold-, blaugetönt (gleich einem fernen Kirchenfenster), im Lichte der gedämpften Streichersoli. Die Sünde ist die Gottvergessenheit. Das Kreuz und die Eucharistie sind die göttlichen Opfer. Siehe da, mein Leib, der für euch hingegeben wird. Siehe da, mein Blut, das für euch vergossen wird.» Dieser unendlich zarte und schöne dritte Teil endet ätherisch und verklärt im vierfachen Pianissimo.

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«DAS WAR MEIN ERSTES VOM ORCHESTER GESPIELTES WERK UND MEIN ERSTER KONTAKT MIT DEM GROSSEN PUBLIKUM. ICH WAR DAMALS 22 JAHRE ALT.» Olivier Messiaen zu Les offrandes oubliées

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LUDWIG VAN BEETHOVEN *17. Dezember 1770 (getauft) in Bonn † 26. März 1827 in Wien


KONZERT C-DUR FÜR VIOLINE, VIOLONCELLO UND KLAVIER OP. 56 «TRIPELKONZERT»

ENTSTEHUNG

1803/04 in Wien URAUFFÜHRUNG

Im Mai 1808 im Augarten zu Wien WIDMUNG

Dem Fürsten Franz Joseph von Lobkowitz gewidmet SPIELDAUER

ca. 33 Minuten

Geschrieben für seinen damals 16-jährigen Klavierschüler Erzherzog Rudolf von Oesterreich, ist der Klavierpart im Vergleich zu Beethovens Klavierkonzerten im «Tripelkonzert» relativ einfach gehalten. Die Soloparts der Violine und des Violoncellos dagegen hatte Beethoven für zwei professionelle Musiker im Dienste des Erzherzogs geschrieben und dementsprechend anspruchsvoller konzipiert. Der jugendliche Erzherzog behielt die Partitur für seinen Privatgebrauch drei Jahre zurück, sodass Beethoven das Werk erst 1807 zum Druck geben konnte. Diese Umstände der Entstehung führten dazu, dass dieses Werk von Anfang an in den Hintergrund gerückt wurde. Über die Uraufführung berichtet Beethovens erster

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Biograph Anton Schindler: «In den Sommerkonzerten (im Augarten) kam das Concertino für Pianoforte, Violine und Violoncell zum erstenmal zur Aufführung, hatte sich aber keines Beifalls zu erfreuen, weil die Vortragenden es mit der Sache zu leicht genommen. Es blieb darum bis zum Jahr 1830 liegen, wo es in den Concerts spirituels von den Künstlern Boklet, Mayseder und Merk mit grossem Beifall vorgetragen worden.» Seit jeher wird viel an diesem Werk herumgemäkelt; dabei werden die unbestreitbaren Qualitäten dieses Werks vergessen, die durch gute Interpreten zur Geltung gelangen, wie schon bei der von Schindler erwähnten erfolgreichen Aufführung von 1830. Der erste Satz dauert etwa gleich lang wie die Sätze zwei und drei zusammen. Seine Ausdehnung verdankt er Beethovens Absicht, im Rahmen einer Sonatenform allen drei Soloinstrumenten gleich viel Raum zukommen zu lassen. Dadurch werden die beiden einander verwandten C-Dur-Themen mindestens viermal präsentiert und in Varianten und kammermusikalischen Verästelungen ausgekostet – ein behagliches Hörvergnügen, nicht nur für das fürstliche Publikum am Hofe des Erzherzogs. Der kurze Mittelsatz in As-Dur, angestimmt vom Violoncello, zu dem sich später das Klavier und die Violine gesellen, ist eine empfindsame Romanze von romantischem Geist und Gefühl. Die Zeit bleibt stehen, der Augenblick wird ewig. Ohne Pause schliesst sich das schwungvolle Rondo alla Polacca an, in dem die drei Soloinstrumente wieder reichlich Gelegenheit zu brillanter Entfaltung bekommen: ein quirliges Konzertstück mit witzigen Begegnungen der Solisten über dem farbig instrumentierten Orchester. Diese ausgesprochen gutgelaunte Musik mündet in eine temperamentvolle Coda und lässt das Werk in festlicher Stimmung beschwingt ausklingen.

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« MUSIK IST HÖHERE OFFENBARUNG ALS ALLE WEISHEIT UND PHILOSOPHIE. »

Ludwig van Beethoven

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MAURICE RAVEL * 07. März 1875 in Ciboure (Baskenland) † 28. Dezember 1937 in Paris


DAPHNIS ET CHLOÉ SYMPHONIE CHORÉGRAPHIQUE EN TROIS PARTIES AUF EIN SZENARIO VON MICHAIL FOKIN ENTSTEHUNG

1907–12 in Paris URAUFFÜHRUNG

08. Juni 1912 in Paris, Pierre Monteux, Leitung Mit Vaclav Nijinsky und Tamara Karsawina in den Hauptrollen WIDMUNG

Serge Diaghilew gewidmet SPIELDAUER

ca. 55 Minuten Der berühmte spätantike Hirtenroman Daphnis und Chloë von Longos aus dem 3. Jahrhundert (n. Chr.) erzählt die Geschichte vom Knaben Daphnis und dem Mädchen Chloë, die als Findelkinder bei Hirten aufwachsen, sich ineinander verlieben, vermählen, sich nach verschiedenen Turbulenzen schliesslich wiederfinden und zusammen glücklich werden. Das Thema erschien dem russischen Impresario Diaghilew als ideales Sujet zu einer Produktion seiner Ballets Russes, einer Ballett-Truppe, die unter Diaghilew um 1909 in Paris eine kulturelle Revolution einleitete, wie es sie kaum je zuvor gegeben hatte. Bahnbrechend waren vor allem die Ballettproduktionen der «Polowetzer Tänze» aus Borodins Fürst Igor und «Scheherazade» von Rimsky-Korsakow in der Choreographie von Michail Fokin mit den Bühnenbildern von Leon Bakst. Diaghilew wollte aber auch neuere Werke auf die Bühne bringen und forderte jüngere Komponisten auf, Stücke für seine Ballett-

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Truppe zu schreiben. Strawinskys reagierte mit Feuervogel (1910), Petruschka (1911) und Le Sacre du printemps (1913). An Ravel erging der Auftrag, eine Ballettmusik zu Daphnis und Chloë zu schreiben. Allerdings stellte sich von Anfang an das Problem, dass Ravel mit völlig anderen Vorstellungen an das Thema heranging als der Choreograph Fokin. Ravel beabsichtigte, ein «grosses musikalisches Fresko zu komponieren, bei dem es mir weniger auf Archaismus als auf die getreuliche Wiedergabe des Griechenlands meiner Träume ankam, so wie es etwa die französischen Maler des ausgehenden 18. Jahrhunderts sich vorgestellt und bildlich wiedergegeben hatten». Diaghilews Choreograph Fokin und sein Bühnenbildner Bakst dagegen gingen von einem archaischen Griechenlandbild aus, und Fokin «hatte schon seit 1904 genaue Studien des alten Griechenland gemacht, um das Sujet von Longos zu realisieren» (Theo Hirsbrunner). Ravel begann mit den ersten Skizzen zur Musik 1907, ab 1909 arbeitete er daran jede Nacht «bis drei Uhr morgens», wie er in einem Brief an Madame de Saint-Marceaux schrieb. «Kompliziert wird die Sache dadurch, dass Fokin kein Wort Französisch spricht und ich auf Russisch nur fluchen kann». Zu den Divergenzen zwischen Ravel und Fokin schrieb der Balletttänzer Serge Lifar: «Ravels Griechenland der Träume hat nichts gemeinsam mit der archaisierenden Stilisierung von Leon Bakst. Zudem lehnt der Komponist das Libretto und die Choreographie Fokins ab, die weder seinen Ideen, noch dem genialen Aufbau seiner Partitur entsprechen». Die Streitereien irritierten zuletzt auch Diaghilew, der nahe daran war, die Produktion aufzugeben. Dem Verleger Durand gelang es aber, ihn von der hohen Qualität von Ravels Musik zu überzeugen, sodass Diaghilew einwilligte, die Aufführung trotzdem zu realisieren. Ab Sommer 1911 bis Anfang 1912 überarbeitete Ravel die Partitur und schrieb das Finale völlig um. Aber erst nachdem er zwei Suiten für den Konzertsaal zusammengestellt hatte, wurde das Werk inter-

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national berühmt. Namentlich die zweite Suite erfreut sich seitdem grosser Beliebtheit, auch die erste Suite wird oft gespielt, wogegen konzertante Aufführungen der ganzen Ballettmusik (inklusive Chor) – wie hier durch das Berner Symphonieorchester – eher selten sind. Der erste Teil beginnt als geheimnisvolle Naturszene vor einer Grotte des Gottes Pan. Hirten und Nymphen huldigen dem Naturgott, der Chor singt ohne Worte in den zarten Wellenbewegungen des Orchesters. Daphnis und Chloé erscheinen, der Ochsentreiber Dorkon möchte Chloé erobern, die Schäferin Lycénion hat es auf Daphnis abgesehen. Da brechen Seeräuber in die friedliche Gesellschaft ein und entführen Chloé. Der verzweifelte Daphnis wird von Nymphen getröstet. Der zweite Teil hebt mit entfernten Vokalisen des Chors an. Wir befinden uns in der Nähe des Piratenlagers. Die Stimmen werden lauter, Trompetenstösse, das Orchester setzt mit einem kriegerischen Tanz ein. Die gefesselte Chloé wird herbeigeschleppt und genötigt, mit dem Piratenführer zu tanzen: die Musik deutet einen Walzer an. Da greift Pan ein, Feuer leuchten auf, bocksfüssige Gestalten umzingeln die Piraten, die in wilder Panik fliehen. Nur Chloé bleibt auf der verlassenen Bühne zurück, die sich in die Landschaft des Beginns verwandelt. Der dritte Teil schildert in zartesten Klängen einen Tagesanbruch, kleine Bächlein tröpfeln von den Felsen herab, Vogelstimmen mischen sich in die Naturlaute, der Chor schwingt in Vokalisen mit. Chloé tanzt zu Pans Flötenklängen und sinkt endlich in die Arme von Daphnis. Ein Tanz von Daphnis und Chloé und weitere Tänze führen zu einem Bacchanale-Schluss, in den auch der Chor kraftvoll wieder einstimmt. Walter Kläy

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« ICH HABE NO VIEL MUSIK I ICH HABE NO GESAGT. ICH NOCH ALLES » Maurice Ravel


OCH SO IM KOPF. OCH NICHTS HABE S ZU SAGEN.

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DAS BERNER SYMPHONIEORCHESTER CHEFDIRIGENT: MARIO VENZAGO 1. VIOLINE

Cornelia Hauser-Ruckli

Alexis Vincent (1. Konzertmeister)

Regula Hunger

N. N. (1. Konzertmeister)

Romain Hürzeler

Isabelle Magnenat (2. Konzertmeisterin)

Georg Jacobi

Fióna-Aileen Kraege (2. Konzertmeisterin)

Wen Lu-Hu

N. N. (2. Konzertmeisterin)

Julien Mathieu

Anara Baimukhambetova

Ingrid Schmanke

Sandrine Canova

Fedyuk Nazar **

Daniele D’Andria

Sergey Chesnokov**

Jeanne de Ricaud

Ekaterina Kanareva **

Aina Hickel

Károly Artúr Papp **

Anna Holliger Alexandru Ianos Zoia Kuianova Stefan Meier Mariam Nahapetyan Michael Rubeli Christian Scheurlen György Zerkula N. N.

VIOLA Yutaka Mitsunaga (Solo) Julia Malkova (Solo) Thomas Korks (stv. Solo) Yang Lu (stv. Solo) Olivier Bertholet Johannes von Bülow Emanuel Bütler Christoph Enderle

2. VIOLINE

Friedemann Jähnig

Anouk Theurillat (Solo)

Christa Jardine

Theresa Bokány (Solo)

Bettina Kurz

Wei-Zhong Lu (stv. Solo)

Ulrike Lachner

Francis Roux (stv. Solo)

Dominik Klauser *

Teodora Dimitrova

Paula Romero Rodrigo *

Katia Giubbilei Alvarez

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VIOLONCELLO

OBOE

Constantin Negoita (Solo)

Adam Halicki (Solo)

Alexander Kaganovsky (Solo)

Doris Mende (Solo)

Peter Hauser (stv. Solo)

Stilian Guerov (stv. Solo, Englischhorn)

Valeriu Verstiuc (stv. Solo)

Catherine Kämper (Englischhorn Solo)

Andreas Graf

Michele Batani *

Pavlina Iorova Christina Keller-Blaser Eva Lüthi Árpád Szabó Eva Wyss-Simmen Saniya Durkeyeva * Alessandro Sica *

KLARINETTE Walter Stauffer (Solo) Bernhard Röthlisberger (Solo, Bassklarinette) Calogero Presti (Solo, Es-Klarinette) Gábor Horváth (Es-Klarinette)

KONTRABASS

Nils Kohler (Bassklarinette)

Gabriel Duffau (Solo)

Anna Gagane *

Magor Szász (Solo) N. N. (stv. Solo) Matteo Burci Manuel Kuhn Cordula Mundhenk Mátyás Vinczi Luca Rovero *

FAGOTT Monika Schindler (Solo) Heidrun Wirth-Metzler (Solo) Daniel Casal Mota (Solo) Norihito Nishinomura (stv. Solo, Kontrafagott) N. N. (Kontrafagott)

FLÖTE

Miguel Ángel Pérez-Diego *

Christian Studler (Solo) Kurt Andreas Finger (Solo) Sakura Kindynis (stv. Solo, Piccolo) Cornelia Zehnder (Piccolo) Anna Zimmermann (Piccolo) Chikara Sugano * Johanna Schwarzl *

HORN Olivier Alvarez (Solo) Olivier Darbellay (Solo) Christian Holenstein (Solo) Sebastian Schindler (stv. Solo) Denis Dafflon Daniel Lienhard Matteo Ravarelli Peter Szlávik Alejandro Cela Camba *

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TROMPETE

ORCHESTERTECHNIK

Jean-Jacques Schmid (Solo)

Matteo Pellerino

Milko Raspanti (Solo)

Marcello Pragasa Rasan

Olivier Anthony Theurillat (stv. Solo)

Kaspar Helbling

Renato Martins Longo Simon Pellaux *

KONZERT- UND OPERNDIREKTOR Xavier Zuber

POSAUNE Stanley Clark (Solo, Altposaune) Wassil Christov (Solo, Altposaune) Vicente Climent Calatayud (Solo, Altposaune)

ASSISTENTIN DES KONZERT- UND OPERNDIREKTORS Lisa Katharina Holzberg

Justin Clark (Bassposaune) Benjamin Jacob Green (Bassposaune)

ORCHESTERMANAGER /

Arno Tri Pramudia *

STELLVERTRETENDER KONZERTDIREKTOR Axel Wieck

TUBA Daniel Schädeli Gaudard (Solo)

KONZERTDRAMATURGIE /

Sophia Nidecker *

KÜNSTLERISCHES BETRIEBSBÜRO BSO Barbara Honegger

HARFE Line Gaudard (Solo)

PRODUKTIONSLEITUNG KONZERT

Cornelia Lootsmann (Solo)

Judith Schlosser

Joanna Thalmann * BIBLIOTHEK PAUKE / SCHLAGZEUG

Dorothea Krimm

Franz Rüfli (Solopauke) Mihaela Despa (Solopauke) Peter Fleischlin (stv. Solopauke) Michael Meinen Sylvain Andrey *

* Praktikanten | ** Praktikanten 1. und 2. Violine

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NACHWEISE IMPRESSUM Liebe Konzertbesucher, liebe Konzertbesucherinnen, bitte achten Sie darauf, dass Ihr Mobiltelefon während des Konzertes ausgeschaltet bleibt. Bild- und Tonaufnahmen sind nicht gestattet. Besten Dank für Ihr Verständnis. Preise: Einzelheft: chf 5,– im Vorverkauf und an der Abendkasse

TEXTNACHWEISE Die Texte wurden exklusiv für dieses Programmheft geschrieben.

BILDNACHWEISE Inserat Freunde des Berner Symphonieorchesters, © Alberto Venzago | Dylan Corlay, © Grégory Massat | Oliver Schnyder Trio, © Marco Borggreve | Oliver Messiaen, 1930, Photographie aus dem Jahr, in dem er die «Offrandes» komponierte, public domain | Ludwig van Beethoven, 1815, Detail aus einem Gemälde von Willibrord Joseph Mähler, public domain | Maurice Ravel, 1925, wikicommons

KONZERT THEATER BERN intendant Stephan Märki konzert- und operndirektor Xavier Zuber chefdirigent & künstlerischer leiter berner symphonieorchester Mario Venzago spielzeit 2017.2018 redaktion Barbara Honegger konzept & gestaltung formdusche, Berlin layout Murielle Bender, Konzert Theater Bern druck Haller + Jenzer AG, 3400 Burgdorf redaktionsschluss 12. April 2018 Änderungen vorbehalten.

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Ab 2019 unter der Intendanz von Oliver Schnyder

Chillen mit Feldman. Träumen mit Schubert. Morton Feldmans «Streichquartett Nr. 2» am 6. August im Kirchner Museum und Franz Schuberts «Du bist die Ruh’» am 14. August im Schweizerhof erleben. Alle Infos, das ganze Programm: davosfestival.ch

4 –18 AUGUST 2018


HÉLÈNE GRIMAUD

Jonas Kaufmann, Hélène Grimaud, Juan Diego Flórez, David Garrett, Janine Jansen, Nigel Kennedy, Sol Gabetta, Daniil Trifonov, Sir András Schiff, Vilde Frang, Rudolf Buchbinder, Janine Jansen, Valery Gergiev & Mariinsky Orchestra, Filarmonica della Scala Milano und viele mehr… Tickets 033 748 81 82 – www.gstaadmenuhinfestival.ch

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berner symphonieorchester

UNSERE NÄCHSTEN KONZERTE OTHMAR SCHOECK | DAS SCHLOSS DÜRANDE Dirigent: Mario Venzago 31. Mai / 02. Juni 2018, Stadttheater

Foto: © Alberto Venzago

L. v. BEETHOVEN | PASTORALE Dirigent: Mario Venzago Violoncello: Christoph Croisé 23. / 24. Juni 2018, Kursaal Bern

Das komplette Programm unter: www.konzerttheaterbern.ch


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