musiktheater – –
LA BOHÈME GIACOMO PUCCINI
Evgenia Grekova, John Uhlenhopp
LA BOHÈME GIACOMO PUCCINI Szenen aus Henri Murgers La vie de Bohème in vier Bildern Libretto von Giuseppe Giacosa und Luigi Illica In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln
PREMIERE SA, 24. NOV 2018, 19:30, STADTTHEATER Partner Maske Dr. Hauschka
merci WARLOMONT-ANGER-STIFTUNG
BESETZUNG musikalische leitung Ivo Hentschel Regie Matthew Wild Bühne Kathrin Frosch Kostüme Ingo Krügler kostüme mitarbeit Frauke Leni Bugnar choreografie Norbert Steinwarz licht Bernhard Bieri Chor Zsolt Czetner Dramaturgie Katja Bury Chor Konzert Theater Bern Extrachor Konzert Theater Bern Kinderchor der Singschule Köniz Berner Symphonieorchester
DIE HANDLUNG 1. BILD
Inzwischen ist Marcello zu einem berühmten Künstler geworden. Für die Eröffnung der Retrospektive des betagten Mannes sind die Vorbereitungen in vollem Gange, als dieser mit seiner Ehefrau Musetta und dem Enkelsohn die Galerie betritt. Angeregt von den eigenen Kunstwerken erinnert er sich – Schlaglichtern gleich – an die bescheidenen Anfänge seiner Karriere, als er mit seinen Freunden Rodolfo, Schaunard und Colline zusammen lebte und arbeitete. Vor seinem geistigen Auge taucht nicht nur der Vermieter Benoît auf, der die Miete eintreiben will, auch die Erinnerung an die erste Begegnung von Mimì und Rodolfo ist dem alten Marcello nun wieder ganz präsent. Von Ehefrau und Enkelsohn aus seinen Traumreisen herausgerissen, findet sich der alte Marcello im gleissenden Licht der Galerie wieder.
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2. BILD
Mitglieder des Künstlerkollektives bemächtigen sich der Szenerie und reissen den alten Marcello in eine wilde Party mit hinein, bei der verschiedene Kunstwerke zum Verkauf angeboten werden. Unter den Feiernden sind nicht nur die vier Freunde, auch Mimì ist als Begleitung von Rodolfo mit von der Partie, als Musetta auftaucht. Sie ist der Superstar der Kunstszene und spielt mit Marcello, der in rasender Eifersucht immer noch an ihr, seiner ehemaligen Geliebten, hängt. Den alten Marcello zerrt Musetta in seine eigenen Erinnerungen mit hinein und führt ihm mit schonungsloser Härte sein Alter vor. Bevor dieser wieder in die Realität zurückkehrt, wird er zum Tanzmeister seines eigenen Totentanzes.
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3. BILD Die Phantasien des alten Marcello nehmen zunehmend überhand. Besonders die Erinnerungen an die fortschreitende Krankheit Mimìs werden ihm zur Last. Mimì sucht Marcello auf und erbittet einen Rat: Sie kann die zunehmende Eifersucht Rodolfos kaum mehr ertragen, woraufhin ihr Marcello zur Trennung rät. Kurz darauf muss sie mitanhören, wie wiederum Rodolfo gesteht, die Beziehung beenden zu wollen, da er aufgrund seiner prekären finanziellen Umstände Mimì in ihrer Krankheit keine Hilfe sein kann und sich zudem mit der Situation überfordert fühlt. Beide beschliessen jedoch, bis zum Frühling zusammenzubleiben. Die Beziehung zwischen Marcello und Musetta ist nach wie vor von gegenseitiger Eifersucht geprägt. Die Vorbereitungen für die Ausstellungseröffnung in der Galerie gehen voran.
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4. BILD Der fortschreitenden Umnachtung des dementen alten Marcello entspringen weitere Erinnerungsmomente: Marcello und Rodolfo hängen den glücklichen Tagen mit Musetta und Mimì nach. Als Schaunard und Colline hinzukommen, inszenieren sie gemeinsam eine Party. Mitten im Trubel des Künstlerkollektives taucht die todkranke Mimì in Begleitung von Musetta auf. Die vier Freunde überlegen gemeinsam mit Musetta, wie sie Medikamente beschaffen können, um Mimì zu retten. Rodolfo kann es kaum ertragen, dass es ihm nicht gelungen sein soll, für seine Freundin ausreichend gesorgt zu haben. Mit dem Tod Mimìs lösen sich die Erinnerungen auf und der alte Marcello ist bereit, nun selbst seine letzte Reise anzutreten.
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LA BOHÈME IN DER RETROSPEKTIVE Matthew Wild und Ivo Hentschel im Gespräch mit Katja Bury Katja Bury: Was ist die Herausforderung bei einer Neuinszenierung eines solch berühmten Werkes wie Puccinis La Bohème? Matthew Wild: Meiner Erfahrung nach hat das Publikum zum Teil eine recht konkrete Erwartungshaltung, was vergleichbare Opernklassiker angeht. La Bohème wird beispielsweise ein vermeintlich romantisches Bild unterstellt, behandelt aber schwierige Themen wie Armut, Künstlertum, Krankheit oder Tod. Für mich ist die Jugend mit all ihren positiven und negativen Aspekten in diesem Werk ein zentrales Thema: Auf der einen Seite steht deren unerschöpfliche Energie, Sorglosigkeit, Kreativität und die Verweigerung aller Seriosität, auf der anderen Seite eine grosse Rücksichtslosigkeit im Zwischenmenschlichen und das Unverständnis der eigenen Sterblichkeit. Genau hier liegt der Anknüpfungspunkt meiner Inszenierung: Marcello wird sowohl durch eine junge als auch eine betagte Bühnenfigur verkörpert. Mittlerweile zu Erfolg und Ansehen gekommen, wird er im Alter – auch im Rahmen seines teilweise dementen Zustandes – mit Erinnerungen an seine Jugendzeit konfrontiert. So begegnet die Weisheit und Reue des Alters direkt der Unachtsamkeit der Jugend.
DAS KOMPLETTE PROGRAMMHEFT IST FÜR CHF 5,– AM VORSTELLUNGSABEND ODER AN DER BILLETTKASSE ERHÄLTLICH.
KB: Um dem Älterwerden ein Gesicht zu geben, fassen Sie die drei Charaktere Alcindoro, Benoît und Papignol zu einem zusammen. Was prädestiniert diese Figuren dazu, zum alten Marcello zu verschmelzen?
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