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BOLEROEuphorie pur!
Der Boléro von Maurice Ravel, eines der populärsten Werke der klassischen Musik überhaupt, war ursprünglich keine reine Konzertsaal-, sondern eine Ballettmusik. Genauso Aaron Coplands Appalachian Spring . Und ist von Ástor Piazzolla die Rede, so muss im selben Atemzug der argentinische Tango genannt werden – Ballett, Tanz und die «Amerikas» von Norden bis Süden drücken diesem Tonhallekonzert den Stempel auf.
Die ersten Takte des Programms führen zunächst einmal in einen tropischen
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Urwald: In Alvorada na floresta tropical dringen die Sonnenstrahlen durch den dichten Blätterwald und vertreiben die nächtlichen Kreaturen. Für das Orchesterwerk aus dem Jahr 1953 hat sich der brasilianische Komponist Heitor Villa-Lobos von den indianischen Legenden inspirieren lassen, die er selbst im Amazonasgebiet gesammelt hatte: «Die Wälder, die Flüsse, die Wasserfälle, die Vögel, die Fische und die wilden Tiere, die Waldbewohner … sie alle haben einen Einfluss auf die Entstehung dieses Werks.»
«Kreativität und Innovationskraft»
Brasilien ist auch das Heimatland von Simone Menezes, die dieses Tonhallekonzert und das Mittagskonzert am Freitag davor künstlerisch verantwortet.
Menezes hat sich weitherum als kreative und innovative Musikerin einen Namen gemacht und sich unter den aufstrebenden Dirigentinnen der neuen Generation etabliert. Neben ihren Dirigaten bei vielen der namhaften Orchester verfolgt sie immer wieder auch genreübergreifende Projekte wie Amazonia , eine Zusammenarbeit mit dem gefeierten brasilianischen Fotografen Sebastião Salgado.
Bis ganz in den Süden des Kontinents reicht Argentinien, das Land des Tangos. Ihm, dem argentinischen Nationaltanz, verhalf Ástor Piazzolla in den Konzertsaal; und damit auch dem typischen Tango-Instrument Bandoneon (benannt nach seinem Erfinder Heinrich Band), einer Ziehharmonika, die in Sachsen entwickelt wurde und mit deutschen Auswanderern im 19. Jahrhundert nach Argentinien und Uruguay gelangte, wo sie sich schnell als unverzichtbares Instrument in den Tango-Orchestern etablierte. Für das Bandoneon schrieb Piazzolla 1979 ein Solokonzert mit Orchester, ein Gipfelwerk im Schaffen des Tango-Erneuerers, das den Namen Aconcagua nach dem höchsten Gipfel der Anden nicht umsonst trägt. Marcelo Nisinman hiesst der Solist, der zusammen mit dem Sinfonieorchester St.Gallen diesen Gipfel erklimmt.
Frühling in den Appalachen
Der amerikanische Komponist Aaron Copland (1900–1991) ist zugleich Pionier und wichtigster Repräsentant einer neuen amerikanischen Musik des 20. Jahrhunderts, für die er auf nordamerikanische Folklore und Figuren und Themen aus der amerikanischen Geschichte zurückgriff. So schrieb er die Ballette Billy the Kid (1938), Rodeo (1942) oder Appalachian Spring (1944), dessen Handlung auf einer Farm in der amerikanischen Pionierzeit spielt. Die Ballettmusik traf den Nerv der Zeit und entwickelte sich rasch zu einer Ikone der amerikanischen Musik. Nicht minder populär ist die von Copland kompilierte Orchestersuite, die in diesem Konzert erklingt.
Wenigen dürfte bekannt sein, dass auch Maurice Ravels Boléro einst Musik für ein Ballett war. Mit seiner einzigartigen, hypnotisierenden Energie wurde das Werk aber bald losgelöst vom Bühnengebrauch weltberühmt. Es ist an Spannung kaum zu überbieten und löst meist langanhaltende Euphorie aus. Spätestens mit dem Boléro wird dieses Programm zum besten Mittel, den Winter zu vertreiben und den nahenden Frühling zu begrüssen. (ff)
Boléro
Les Amériques | Tonhallekonzert
Sonntag, 26. Februar 2023
17 Uhr, Tonhalle Einführung um 16 Uhr
Simone Menezes, Leitung
Marcelo Nisinman, Bandoneon
Heitor Villa-Lobos Alvorada na floresta tropical W 513
Ástor Piazzolla Konzert für Bandoneon und Orchester Aconcagua
Aaron Copland Appalachian Spring (Suite)
Maurice Ravel Boléro
Appalachian Spring | Mittagskonzert
Freitag, 24. Februar 2023
12.15 Uhr, Tonhalle
Simone Menezes, Leitung
Aaron Copland Appalachian Spring (Suite)