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«Herz und Mund und Tat und Leben» FLORIAN SCHEIBER
19 Jahre lang hat Florian Scheiber als Konzertdirektor das St.Galler Musikleben mitgeprägt. Mit seiner Begeisterung für die Musik hat er das Leben vieler Menschen nachhaltig beeinflusst und positiv bereichert. Nun endet sein Engagement in St.Gallen. Ab der Spielzeit 2023/2024 wird Florian Scheiber Orchesterdirektor am Theater und beim Philharmonischen Orchester Heidelberg.
Zum Abschied und als Dankeschön für das langjährige und erfolgreiche Wirken unseres geschätzten Konzertdirektors Florian Scheiber ist mir spontan der Titel der Kantate Herz und Mund und Tat und Leben von Johann Sebastian Bach in den Sinn gekommen. Vier Begriffe, die mir als sehr zutreffend erscheinen, um die Persönlichkeit und das vielseitige Engagement von Florian Scheiber zu beschreiben und zu ehren.
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Herz: Florian Scheibers Herz schlägt für die klassische Musik, das spürte ich bei jeder Begegnung mit ihm. Es ist innig verbunden mit dem Sinfonieorchester St.Gallen, dessen Mitgliedern, der Geschichte wie auch der qualitativen Weiterentwicklung. Die Wahrnehmung des Orchesters als eigene Institution mit klarer und erkennbarer künstlerischer Identität war ihm enorm wichtig und steter Antrieb. Dabei stellte er sich selbst nie in den Vordergrund, sondern die Musik selbst, die Musiker*innen sowie die vier Chefdirigenten während seiner Wirkenszeit: Jiří Kout, David Stern, Otto Tausk und Modestas Pitrenas.
Florian Scheiber gelang es immer wieder, auch neue Herzen für das Sinfonieorchester St.Gallen zu gewinnen und lang anhaltende musikalische Verbindungen aufzubauen. Das zeigte sich beispielsweise exemplarisch an der wundervollen Zusammenarbeit mit dem britischen Pianisten und Dirigenten
Howard Shelley, der niederländischen Geigerin Rosanne Philippens oder der ukrainischen Pianistin Anna Fedorova. Auch die Kooperationen mit anderen Schweizer Orchestern und die Wiederbelebung der traditionellen Austauschkonzerte (z.B. mit Biel und Winterthur) waren für Florian eine Herzensangelegenheit und grosse Motivation.
Mund: Florian Scheiber ist kein Mann der kurzen Worte. Seine wortgewandte, sprudelnde und mit vielen Facetten versehene bildhafte Sprache werden mir in bester Erinnerung bleiben. Florians Ansprachen und Aussagen waren immer wertschätzend, verlässlich, verbindend und begeisternd. Es war ein Vergnügen, ihm zuzuhören sowie sich von seinen Worten entführen und verzaubern zu lassen.
Tat: Als Konzertdirektor wirkte er als Bindeglied zwischen dem Sinfonieorchester St.Gallen und der Bevölkerung in der Region. Das Bewahren von Klassikern und Traditionen war ihm ebenso wichtig wie das Ausloten von neuen Ideen und Musikeinflüssen, wie z.B. mit der Reihe Grenzenlos! . Das Konzertwesen wurde durch Florian stetig weiterentwickelt und neu strukturiert. Die Einführung des Sonntags als Konzerttag und auch neuer Formate wie des Neujahrskonzerts, der Mittagskonzerte, Sonntags um 5 oder der Nachtzüge sind erfolgreiche Belege dafür.
Von seinem Tatendrang zeugt auch, dass unter seiner Direktion das Sinfonieorchester 10 CD-Produktionen realisierte. Damit machte Florian Scheiber das Sinfonieorchester St.Gallen international bekannt und hielt die wundervolle Musik für die Nachwelt fest.
Zu den künstlerischen Höhepunkten der jüngeren Vergangenheit gehören der Zyklus zum Abschied von Otto Tausk mit sämtlichen Beethoven-Sinfonien (Saison 2017/2018), das sensationelle Gastspiel im Royal Concertgebouw Amsterdam (Februar 2020) und das grandiose Konzertprojekt Mahler IX (Saison 2022/2023) in Kooperation mit der Litauischen Nationalphilharmonie Vilnius, dessen Chefdirigent Modestas Pitrenas parallel zu St.Gallen ist.
Leben: Mit 19 Jahren Tätigkeit für Konzert und Theater St.Gallen hat Florian sein halbes Berufsleben in St.Gallen verbracht und in dieser Zeit viel erreicht sowie unzählige Menschen begeistert. Er hat durch sein Schaffen das Leben vieler konzertbegeisterter Mitmenschen nachhaltig beeinflusst und positiv bereichert. Die Tonhalle war Florian Scheibers zweites Zuhause; dort war er stets anzutreffen. Er agierte dabei als versierter Gastgeber und galt als das personifizierte Gesicht des Sinfonieorchesters St.Gallen. Das hohe Ansehen und der grosse Zuspruch, welche das Sinfonieorchester heute über die Region St.Gallen hinaus – und auch auf dem internationalen Parkett – geniesst, ist ein eindrücklicher Beweis dafür.
Florian, wir sind dir für dein enormes Engagement zugunsten des Sinfonieorchesters St.Gallen zu ausserordentlichem Dank verpflichtet. Wir werden dich als Person und dein Wirken in guter Erinnerung behalten. Für den weiteren Lebensweg wünschen wir dir alles Gute, Glück, Erfolg und Erfüllung.
Martin Künzler
Verwaltungsrat Genossenschaft Konzert und Theater
Präsident Freundeskreis Sinfonieorchester St.Gallen