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Hat Don Quijote recht?

Hatte Don Quijote recht?

von Alexander Eing

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Im bekannten Roman „Der sinnreiche Junker Don Quijote“, der schon 1605 in Spanien veröffentlich wurde, kämpft ein verblendeter Ritter gegen Windmühlen. Natürlich geht er nicht siegreich hervor. Auch heute noch gibt es viele Vorurteile gegen die Windkraft…

Als ich einmal für die Bundeskonferenz der Kolpingjugend nach Köln gereist bin, traf ich am Bahnhof auf eine Demonstration gegen Windkraft. Die Demonstrant*innen haben mich, nachdem ich sie gefragt hatte, auf angebliche Gefahren der Windkraft hingewiesen. Vor allem der angeblich von den Windkraftwerken ausgehende Infraschall schien die Gegner*innen zu verunsichern.

Aber was ist dran an den Vorwürfen gegenüber der Windkraft. Ich starte hier mit einen Abriss zur Geschichte der Windkraft, danach widme ich mich dieser Frage.

Windkraft ist absolut keine neue Technologie! Schon seit etwa 5000 vor Christus wird die Energie des Windes genutzt. Aus dieser Zeit stammen die ersten Nachweise für Segelboote.

Wie lange es Windmühlen gibt, ist nicht klar. Es gibt Hinweise, dass Windmühlen schon seit mehr als 4.000 Jahren betrieben werden. Die ersten sicheren Belege für Windmühlen stammen hingegen erst aus dem 7. Jahrhundert nach Christus! Damals wurden in Persien Windmühlen zum Mahlen von Getreide gebaut. Allerdings sind diese im Gegensatz zu den in Europa bekannten Mühlen gekippt gebaut. Der Rotor ist eingebaut in eine zylindrische Mauer, durch die der Wind pfeifen und die Mühle somit antreiben muss. Chinesische Windmühlen sind ebenfalls vertikal gebaut, müssen aber nicht von einer Mauer umgeben sein, um zu funktionieren. Windmühlen, wie wir sie heute kennen, verbreiteten sich im 12. Jahrhundert in ganz Europa. Zunächst konnte die Bevölkerung nicht selbst wählen, wo sie ihr Korn mahlen wollte. Die Mühlen standen unter dem sogenannten „Mühlenbann“ und die Bäuer*innen durften nur ihre jeweilige „Bannmühle“ nutzen, um ihr Getreide zu mahlen. Erst mit der Aufhebung des Banns entwickelten sich Konkurrenzen zwischen den Mühlen, was den technischen Fortschritt ankurbelte. Den Höhepunkt ihrer Nutzung erreichten Windmühlen in den 1880er Jahren, also zur Zeit der Industrialisierung. Adolph Kolping verstarb zwar schon 1865, dürfte vom Windkraftboom aber noch einiges mitbekommen haben. Nach und nach wurden Windmühlen durch elektrische Mühlen ersetzt. Übrigens: Nicht nur zum Mehl mahlen wurden die Mühlen verwendet. Vor allem in Küstenregionen, zum Beispiel in den Niederlanden, dienten Windmühlen zur Entwässerung.

Die Ersten Windkrafträder zur Stromerzeugung gab es bereits im Jahr 1887. Diese wurden von Bastler*innen zur privaten Stromversorgung aufgebaut. Der Durchbruch für Windkraft zur Stromerzeugung kam erst in den 1970er Jahren. Die Ölkrisen von 1973 und 1979 haben der Umweltbewegung und damit auch der Windkraft Aufwind verschafft. Heute werden immer größere Windkraftwerke aufgebaut, da sie mehr Strom erzeugen können als kleinere Anlagen.

Bei einem Windkraftwerk funktioniert die Stromerzeugung folgendermaßen: Der Wind pustet gegen die großen Rotoren, die an einen Generator angeschlossen sind. Ein Generator ist ein technisches Gerät, das eine Drehbewegung in Strom umwandeln kann. Er funktioniert wie der Dynamo an einem alten Fahrrad. Der Strom wird dann vom Generator in das Stromnetz eingeführt und kann von den Ver braucher*innen genutzt werden. Es gibt also nicht viele Zwischenstopps, um aus dem Wind Strom zu erzeugen.

Die Hauptargumente gegen Windkraft sind eine vermeintliche Gefahr für Vögel und Fledermäuse, der Schattenschlag der Rotorblätter und der entstehende Infraschall. Tatsächlich sterben Vögel immer wieder an Kollisionen mit Windkraftanlagen. Allerdings konnte nachgewiesen werden, dass die Anzahl relativ gering ist. Aktuell soll eine Studie in Norwegen zeigen, ob Windräder mit einem schwarz eingefärbten Rotorblatt Vögel besser abschrecken bzw. schützen. Deutlich größere Gefahren für Vögel sind aber vor allem Kollisionen mit Autos und Fensterscheiben, sowie Hauskatzen, die die Nester der Vögel zerstören. Dennoch sollte bei der Errichtung der Windräder aufgepasst werden, ob in der Nähe der Anlagen besonders gefährdete Vögel

vorkommen und in welcher Zeit sie fliegen. So lassen sich die Anlagen passend regeln, um den Vögeln nicht gefährlich zu werden.

Unter „Schattenschlag“ bezeichnet man den Schatten der rotierenden Rotorblätter, der vor allem in Häusern, die an Windparks anliegen, zu einer Belastung werden kann. In Deutschland dürfen maximal 30 Stunden Schattenschlag pro Jahr und maximal 30 Minuten pro Tag auf Wohnhäusern gezählt werden. Werden diese Werte überschritten, dürfen die Windräder entweder nicht gebaut werden oder müssen so eingerichtet sein, dass sie in kritischen Momenten abgeschaltet werden können. Infraschall sind Geräusche in einem sehr niedrigen Frequenzbereich, die für den Menschen gar nicht hörbar sind.

Trotzdem gibt es einige Hinweise darauf, dass Infraschall einen Einfluss auf die Gesundheit haben könnte. Auch Windkraftanlagen lösen Infraschall aus. Dieser ist allerdings in wenigen Metern Entfernung zur Anlage nicht mehr wahrnehmbar. Der Wind, der am eigenen Haus entlangpfeift, erzeugt stärkeren Infraschall als ein Windkraftwerk in der Nähe des Hauses.

Viele andere Argumente von Windkraftgegner*innen konnten ebenfalls widerlegt werden. Die zahlreichen Vorteile der Windkraft liegen dabei auf der Hand: Es ist eine günstige und effiziente Form der Stromerzeugung, sie erzeugt kaum schädliche Treibhausgasemissionen und sie kann zur dezentralen Stromversorgung genutzt werden. Ich würde sagen, dass Don Quijote sich beim nächsten Mal eine:n andere:n Gegner:in sucht, denn gegen Windmühlen kämpfen lohnt sich nicht.

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