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Heiß und fettig?
Was in den Niederlanden „op het bord“ landet
Kibbeling, Frikandel, Poffertjes, Bitterballen: Ein Grundsatz in der niederländischen Küche scheint klar zu sein: Alles muss frit-
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tiert werden. Aber ist das tatsächlich so? Ich bin der Sache auf
den Grund gegangen.
von Alexander Eing
In meinem letzten Urlaub in den Niederlanden war es schon auffällig: Direkt vor dem Supermarkt ein Kibbeling-Stand, in der Innenstadt wird mit frischen Pommes Frites geworben, und als unsere Reisetruppe einmal „typisch holländisch“ kochen wollte, haben wir uns für Frikandel entschieden. Bei genauem Hinsehen fällt jedoch auf: Kulinarisch haben die Niederlande vielmehr zu bieten!
Das nächste Klischee in Sachen Niederlande: Käse! Auch hier ist klar, dass daran viel Wahres ist: In den meisten niederländischen Ortschaften findet man Käseläden, besonders Städte wie Gouda und Edam sind von der Geschichte rund um den Käse geprägt. So steht in Gouda „De Waag“, ein sehr schönes Waaghaus, in dem unter anderem auch Käse gewogen wurde. Gouda und Edam sind auch die Namensgeberinnen für die beliebten Käsesorten Gouda und Edamer. Ein Nationalgericht der Niederländer:innen ist der „Stamppot“, der uns bekannt vorkommt: Hier werden Kartoffeln und ein Gemüse, wie zum Beispiel Karotten, in einen großen Topf gegeben und miteinander verstampft. Solche Eintöpfe sind bei uns ebenso beliebt. In den Niederlanden wird dazu häufig eine geräucherte Wurst, die „Rookworst“ serviert. Wenn man stattdessen eine schnelle Mahlzeit am Strand sucht, kann man immer auf Matjes zurückgreifen. Matjes sind kleine Heringe, die in Salzlake gereift sind.
Wer dagegen etwas Süßes sucht, wird in den Niederlanden nicht im Stich gelassen! Schon zur Frühstückszeit lassen es sich die Niederländer:innen gut gehen: Auf das Brot wird zunächst eine ordentliche Schicht Butter geschmiert, auf die wiederum „Hagelslag“ gestreut wird. Das sind süße Streusel in verschiedenen Formen und Geschmacksrichtungen. Neben den klassischen Schokostreuseln gibt es Schoko-„Vlokken“ und bunte Zuckerstreusel. Wer es gern
doppelt süß mag, streut seinen Hagelslag direkt auf den „Ontbijtkoeken“ (Frühstückskuchen). Das ist süßer Lebkuchen bzw. Honigkuchen
in einer Brotform. Getrunken wird dazu natürlich eine Chocomel, das ist Kakao aus einem charakteristischen orangen Tetrapak.
Zum Kaffee gibt es verschiedene Kuchen in den Niederlanden. Ein besonders bekannter ist der „Tompouce“. Das ist eine backsteinförmige Schicht aus Vanillcreme, die zwischen zwei Blätterteigschichten liegt. Der Kuchen-Backstein wird mit einer rosafarbenen Glasur überzogen. Am Königstag, dem Nationalfeiertag der Niederlande, und zu wichtigen Fußballspielen der Nationalmannschaft wird der Kuchen vor allem mit oranger Glasur angeboten. In Deutschland beliebt sind die „Stroopwafels“, zwei aufeinanderliegende Teigwaffeln, die mit Karamell verklebt werden. In den Niederlanden werden sie typischerweise zu Kaffee, Tee oder Kakao gegessen. Die Waffel wird dann zuerst auf die heiße Tasse gelegt, um das Karamell darin zu verflüssigen.
Als leckere Nascherei ist in den Niederlanden Lakritz beliebt. Dieses wird in unterschiedlichen Formen und Farben auf jedem Wochenmarkt angeboten. Die verschiedenen Formen dienen dabei der Identifikation der „Drops“. Die Farbe kann braun oder schwarz sein, die verschiedenen Drops können sich aber in Geschmack und in der Konsistenz stark unterscheiden. Die Palette reicht dabei von süß bis salzig.
Diese Auflistung zeigt: In den Niederlanden wird also, entgegen dem Klischee, nicht wirklich alles frittiert. Es gibt noch andere Leckereien, die in den Niederlanden gefunden werden können, dennoch: Eine gewisse Frittiersucht möchte ich unserem Nachbarstaat trotzdem vorwerfen: Frikandel, Bitterballen, Poffertjes, Kibbeling, Slavink, Pommes, Kaasstengels, Oliebollen, Fleischkroketten… das sind alles typisch niederländische Speisen, die in der Fritteuse hergestellt werden.