KOSMOS Hunde-Booklet 2016

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Die besten – Tipps der Hundeprofis SE IT 1822

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— Hunde leben


Mensch-Hund-Code

© Corinna Buchmann

Ein Plädoyer

für die Belange von Hund und Mensch Ja, Hunde leben in einem Abhängigkeitsverhältnis zum Menschen. In unseren Seminaren fügen wir gern scherzhaft hinzu: „Selbst schuld. Sie hätten ja Wölfe bleiben können.“

Von einem Extrem ins andere Ein Hundeleben ohne Menschen oder andere Hunde? Erst hieß es, der Hund bilde keine Rudel. Neuerdings muss man Wolf und Hund wieder 1:1 gleichsetzen, weil deren angebliche Rudelstellungen gleich seien. Manche Menschen haben sogar die abstruse Hypothese konstruiert, es sei für Hunde „artgerechter, sie wieder wild und komplett eigenständig raus in die freie Natur zu entlassen“.

Das soll die hundliche Alternative zum „Rundumsorglos-Paket“ unter den Fittichen des Menschen sein? Die Domestikationsgeschichte des Hundes spricht jedenfalls eine gänzlich andere Sprache. Der Hund war nämlich konsequent flexibel und anpassungsfreudig, schlau und opportunistisch genug, mit dem Menschen ein Bündnis einzugehen, das ihm deutlich mehr Vorteile als Nachteile bietet. Auf Lebenszeit.

Die Belange des Haushundes unterscheiden sich individuell.

Kontakt zu Artgenossen ist für die Entwicklung sozialer Fähigkeiten wichtig.

Absichten und andere sozio-emotionale Belange zu kommunizieren. Dieses gern auch im spielerischen Kontext. Sozialspiele bieten sich an, herauszufinden, wie weit man momentan gehen kann und mit wem man es zu tun hat. In der realen Umwelt des gemeinen Haushundes geht es neben

k Alles im Blick

Damit umgekehrt auch kein Schuh daraus wird: „Eigentlich“ brauchen Hunde neben festen Menschenkontakten mit Kontinuität sowie neben Bindungsbeziehungen mit Tiefgang, die soziale Sicherheit schaffen, dringend auch Kontakte zu Artgenossen, Groß und Klein, Jung und Alt. Hunde sind bemüht, im Rahmen interaktiver Begegnungen ihre Stimmungen,

© Heike Schmidt-Röger/Kosmos

© Corinna Buchmann

Brauchen Hunde Artgenossen?

k Natur erleben

der Befindlichkeit, dem Menschen nahe zu sein, auch um das Erlernen gewisser Bewältigungsstrategien. Braucht jedoch ein siebenjähriger, auf Artgenossen unzureichend sozialisierter Tierheimhund mit jeder Menge schlechter Erfahrungen auf Teufel komm raus „Spielgelegenheiten“ mit anderen Hunden? Nö, die braucht er nicht! Einen solchen Hund zu Hause oder draußen unterwegs auf der Hundewiese fast schon zwanghaft zu animieren („Nun lauf und geh schön spielen“), weil man das im Sinne der hundlich artgerechten Glückseligkeit „so macht“, überzeugt unseren Beispielhund aus dem Tierheim ganz und gar nicht.


k Bezieherische Konstanz ist für Hunde wichtig

sozialen Umfeld zu entreißen, fragen wir uns, wo der moralische Kompass mancher Menschen wohl geblieben ist. Hunde abzugeben, „damit es ihnen woanders besser geht“, heißt, ohne um den heißen Brei herumzureden, sich als Mensch aus der Verantwortung zu stehlen. Einige wenige gerechtfertigte

Ein Bündnis eingehen, das deutlich mehr Vorteile als Nachteile bietet.

Ausnahmen bestätigen die Regel. Kann es tatsächlich sein, dass „man“ nicht weiß, dass Empathie nichts typisch Menschliches ist, sondern unter anderem auch Hunde die Fähigkeit zu empathischen Empfindungen besitzen? Sind die einer zwanghaften Trennung von Bindungspartnern zugrunde liegenden Gefühle bis hin zur Depression nicht ausreichend bekannt?

Was Hunde auch nicht verdient haben ist, ... ... ständig aktiv sein zu müssen. Aktionen sind prima. Herumgammeln, Dösen, Schlafen und Träumen auch. Hunde wissen es zweifellos zu schätzen, zwischenzeitlich einfach mal in Ruhe gelassen zu werden. Alles zu seiner Zeit. Dass wir Menschen gelegentlich Fehler machen, ist ihnen egal. Diejenigen von uns, die vorgeben über sämtliche Belange Bescheid zu wissen, die Hunde rundherum „glücklich“ machen, sind denen vermutlich eher suspekt. Schließlich sind sie selber alles andere als fehlerlos.

© Helga Drogies

Artgerecht für den Hund ist, ... … eng mit dem Menschen zusammenzuleben. Haushunde gehören im Gegensatz zu wilden oder verwildert lebenden Hunden, die sich bestenfalls an das Leben des Menschen „sekundär adaptieren“, mitten hinein in unseren Alltag. So soll es sein! Wenn es um das Schicksal des Hundes geht, dann genießt der Mensch fast uneingeschränkte Handlungsfreiheit – leider. Da diese Freiheit bedenklicherweise einschließt, „stellungsschwachen“ Hundeindividuen die Zusammenarbeit aufzukündigen und sie ihrem gewohnten

© Helga Drogies

Was erwarten Hunde von uns Menschen? Hunde haben das Bedürfnis nach bezieherischer Konstanz, Sicherheit und Routine, nach viel sozialgeselligem Beisammensein und nach Führung. Wer A sagt, muss auch B sagen. In diesem Sinne erwarten Hunde von ihrem „eigentlich“ verantwortlichen Gruppenführer Mensch, dass dieser soziale Bedürfnisse befriedigt und sie im wahrsten Sinne des Wortes Entwicklungsphase auf Entwicklungsphase tatsächlich durchs Leben führt.

© Heike Schmidt-Röger/Kosmos

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Hunde suchen nach Einschätzbarkeit, ... ... denn nichts ist ihnen lieber, als den Handlungen und Aktionen ihrer menschlichen Sozialpartner vertrauen zu können. Belastbare Langzeitbeziehungen mit Hunden basieren auf den gleichen Schlüsselfaktoren, die uns Menschen „eigentlich“ aus dem alltäglichen Beisammensein geläufig

sein müssten: Planbarkeit, Verlässlichkeit und Vertrauen! Summa summarum sind Hunde daran interessiert, als andersartige vierbeinige Familienmitglieder Akzeptanz zu finden. Dass andauernd an ihnen herummanipuliert wird, finden sie hochgradig gewöhnungsbedürftig. Die gnadenlose Penetranz von uns Menschen, hündische Grundhaltungen und Persönlichkeitsstrukturen, zuweilen (stümperhaft undurchdacht) zu missachten, finden Hunde bestimmt – gelinde gesagt – ein wenig merkwürdig.

Menschen und Hunde sind nicht zu hundert Prozent kompatibel.

© Anna Auerbach

k Zwei, die sich mögen

Auf der anderen Seite haben wir Hundebesitzer es verdient, unser „Menschending“ durchzuziehen. Menschen und Hunde sind nicht zu hundert Prozent kompatibel. Idealer wäre es, eine Interaktionsbalance zu finden zwischen Konflikt und Zusammenarbeit, zwischen persönlicher Nähe und Distanz, zwischen Neuem und Routine und zwischen Erhaltung und Anpassung. Aber was ist schon ideal?

© Helga Drogies

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k Kumpels treffen

Was Hunde grundsätzlich wollen, ... … ist gleichsam nachvollziehbar wie hundetypisch:

Das Buch zum Weiterlesen:

Schnüffeln dürfen wollen sie, auch mal unkommentiert. Erkunden gehen wollen sie, auch mal selbstständig. Markieren wollen sie und Kumpels treffen, auch mal ungestört. Mäuse buddeln wollen sie, auch mal konzentriert. Wenn irgend machbar, das Ganze auch mal ohne jede „zielführende Anleitung“ durch den Menschen. Und dann wollen sie anschließend wieder mit uns abhängen. Verrückt, oder? Keineswegs – nur typisch Hund, weil der sich „eigentlich“ nur seiner Art gemäß verhalten würde, wenn wir Zweibeiner ihn wenigstens ab und an einfach mal machen ließen.

176 Seiten, 19,99 €


Erziehungsprogramm für Hunde

Blickkontakt einüben – „Schau“

k 1. Halten Sie das Leckerchen direkt vor das Gesicht

„Schau“ ist eine hervorragende Aufmerksamkeits- und Selbstbeherrschungsübung. Der praktische Nutzen im Alltag ist groß. Bei regelmäßigem Einfordern von Blickkontakt, z.B. vor der Freigabe mit „Lauf“, wird der Hund lernen, nach dem Kommen zuverlässig Blickkontakt aufzunehmen und auf diese Weise zu fragen, ob er wieder losdarf, anstatt einfach loszustürzen.

Schritt 2: Sobald Ihr Hund Schritt 1 begriffen hat, variieren Sie die Position des Leckerchens. Er wird bei der ersten Veränderung mit Sicherheit dem Leckerchen hinterhersehen, das Sie jetzt neben Ihren Kopf und nicht mehr vor Ihr Gesicht halten. Warten Sie nun einfach geduldig ab, ohne etwas zu sagen. Nach einiger Zeit wird Ihr Hund verwirrt zu Ihnen schauen: Genau in dem Moment, in dem er Blickkontakt aufnimmt, loben Sie ihn („Fein“) und geben ihm ein Leckerchen.

k 2. Nach Blickkontaktaufnahme

bekommt der Hund das Leckerchen

Schritt 3: Wie bei allen Erziehungsübungen gilt es nun, alles weitere zu variieren: Zeit, Ort, Ablenkungsarten etc., damit sich das „Schau“ festigen kann.

© Verena Scholze/ Kosmos © Verena Scholze/Kosmos

© Verena Scholze/Kosmos

So wird’s gemacht: Schritt 1: Nehmen Sie sich eine Handvoll Leckerchen, Ihren möglichst hungrigen Hund und begeben Sie sich in eine relativ ablenkungsfreie Umgebung. Halten Sie jetzt ein Leckerchen vor Ihr Gesicht und sagen Sie ein sehr freundliches, möglichst hohes „Schau“. Sobald der Hund Ihren Blick erwiedert, loben Sie ihn („Fein“) und er bekommt das Leckerchen. Üben Sie dies mehrfach hintereinander im Verlauf von einigen Tagen.

© Verena Scholze/Kosmos

Das Einüben von Blickkontakt auf das Hörzeichen „Schau“ ist eine wichtige Übung, die man bereits im Welpenalter beginnen sollte.

TIPP: Integrieren Sie die BlickkontaktÜbung fest in Ihren Alltag und fordern Sie beim Auflösen jeder Übung ein „Schau“: Verlangen Sie es nach dem Lob und vor der Freigabe, z.B. nach dem Kommen, dem „Sitz“ und dem „Platz“. Die Belohnung hierfür ist dann die Freigabe mit „Lauf“. Langfristig lernt der Hund so, Sie erst fragend anzusehen, bevor er sich wieder seinen Hundedingen zuwendet.

k 3. Halten Sie das Leckerchen in eine andere

Richtung: Nimmt der er trotzdem Blickkontakt auf?


Erziehungsprogramm für Hunde

und Impulskontrolle

Diese beiden Punkte sind in den letzten Jahren in unserer zunehmend hektischer werdenden Welt sehr wichtig geworden. Was ist darunter zu verstehen?

Praxisübungen Alle Übungen können bereits beim Welpen eingeführt werden. Selbstverständlich werden von jüngeren Hunden nur kurze Sequenzen verlangt, die Zeitdauer kann langsam gesteigert werden.

Hierbei handelt es um absolute Kernkompetenzen – ohne sie wird auch ein einfacher Rückruf angesichts eines Hundekumpels zum Ding der Unmöglichkeit.

Warten lernen

k Lassen Sie ein Leckerchen in einiger Entfernung fallen

k Ganz schön schwer: ruhig warten trotz fliegendem Spielzeug

Fuß auf die Leine: Als Anfangssignal lässt sich gut der Fuß auf der Leine etablieren. Stellen Sie den Fuß so auf die Leine, dass der Hund sitzen oder stehen kann, aber sonst keinen großen Spielraum hat. Ignorieren Sie Zappeln, Jammern, Bellen etc. Belohnen Sie ruhiges Verhalten durch kurze Zuwendung (Streicheln, hin und wieder ein Leckerchen). Im „Sitz“ oder „Platz“ warten: Wichtig ist, dass der Hund nur in ruhigen Momenten Zuwendung erhält bzw. abgeholt wird! Bewegungsreize aushalten: Sobald Ihr Hund „Sitz“ oder „Platz“ für einige Momente beibehalten kann und erst auf Freigabe „Lauf“ hin wieder aufsteht, sollten Sie als Ablenkung auch Bewegungsreize mit einbauen. Hierzu gibt es verschiedene Möglichkeiten, z.B. sich selbst zu

bewegen. Beginnen Sie mit ruhigen Seitwärts- und Rückwärtsschritten. Das können Sie dann noch steigern.

Freigabe erst nach „Schau“! Steigerungsmöglichkeiten sind: weiteres und schnelleres Werfen.

Alle Übungen können bereits beim Welpen eingeführt werden.

Mehr und /oder schnellere Schritte vom Hund weg, dem Hund dabei den Rücken zudrehen, den Hund umrunden, hüpfen und schließlich sogar wegrennen. Eine weitere Möglichkeit ist, Gegenstände oder Futter ins Spiel zu bringen: Lassen Sie ein Leckerchen oder Spielzeug einen Schritt vor dem Hund aus geringer Höhe fallen. Belohnen Sie nicht immer mit Freigabe des Hundes, sondern auch mit Futter.

© Verena Scholze/Kosmos

© Verena Scholze/Kosmos

Frustrationstoleranz: Die Fähigkeit, auch unangenehme Situationen (und sei es nur Langeweile) auszuhalten. Impulskontrolle: Sich beherrschen können und nicht gleich jedem Drang nachgeben zu müssen.

© Verena Scholze/Kosmos

Frustrationstoleranz

Beginnen Sie mit einer leichten Ablenkung und steigern Sie den Schwierigkeitsgrad langsam.

k Nach einem „Schau“ wird er mit einem anderen Leckerchen belohnt


Erziehungsprogramm für Hunde

Beschäftigungsideen

k Leckerchen fangen

k Intelligenzspielzeuge gibt es in verschiedensten Formen

Gerade diese Hunde sollten sich ein Viertel oder mehr der täglichen Futterration auf den Spaziergängen „erarbeiten“. Das Buch zum Weiterlesen:

216 Seiten, 24,99 €

Hören Sie aber auf, bevor der Hund die Lust verliert. Alternativ kann man natürlich auch Leckerchen verstecken oder eine Leckerchenfährte legen, wenn Ihr Vierbeiner nicht spielen möchte. Im Freien: Werfen Sie als Erstes ein Leckerchen vor den Augen des Hundes ein bis zwei Meter entfernt ins Gras und feuern Sie ihn mit „Such“ o.Ä. an. Sobald Ihr Hund etwas Übung im Suchen des Leckerchens entwickelt hat, können Sie den Schwierigkeitsgrad steigern: Sie werfen das Leckerchen weiter weg oder in trockenes Laub, hohes Gras, unters Gebüsch etc. Sie werden sehen, dass Ihr Hund mit Feuereifer dabei ist.

© Kathrin Jung/Kosmos

© Kathrin Jung/Kosmos

Suchspiele Im Haus: Nehmen Sie das Lieblingsspielzeug Ihres Hundes und spielen Sie kurz mit ihm, bis er richtig „heiß“ darauf ist. Dann muss er vor der Tür warten, während Sie das Spielzeug verstecken. Wählen Sie zunächst ganz leichte Verstecke, damit der Hund sofort ein Erfolgserlebnis hat. Lassen Sie den Hund wieder herein und feuern Sie ihn mit den Worten „Such’s, ja wo ist es denn!“ o.Ä. an. Hat er es gefunden, spielen Sie wieder mit ihm. Je nach Temperament und Ausdauer des Hundes können Sie das Spiel öfter wiederholen und die Verstecke dabei zunehmend anspruchsvoller gestalten.

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für jeden Tag

Beutespiele Lassen Sie runde Leckerchen über den Boden kullern. Ihr Hund wird diese „Beute“ mit Begeisterung fangen und vertilgen. Futtersuchspiele stellen neben dem Spiel mit Spielzeug eine sehr gute Möglichkeit dar, den Hund auf sich zu fixieren und auszulasten. Die intensive Nasenarbeit bei diesen Suchspielen trägt bei mehreren kurzen Wiederholungen sehr dazu bei, dass Ihr Hund körperlich und geistig ausgelastet wird. Diese Spiele eignen sich auch als Belohnung für ein erfolgreiches Herankommen. Ist Ihr Hund bei Ihnen angelangt, zeigen Sie ihm das Leckerchen und werfen es mit dem Hörzeichen „Such“ ins Gras oder lassen es über den Weg kullern. Bei Hunden mit hohem jagdlichen Appetenzoder Hetzverhalten sollten diese Spiele zu Ihrem täglichen Repertoire gehören.

k Leckerchen können auch in die Rinde geklemmt werden


© Klaus Grittner

Sprachkurs Hund

Eine Sprache mit vielen Facetten

Ein Grund, warum uns die Kommunikation des Hundes Schwierigkeiten bereitet, ist das schnelle Wechselspiel der Hundesprache. Hatte ein Hund eben noch die dominante Rolle, zeigt er sich jetzt „devot“.

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Die Welt der Gerüche Der Hund ist ein Tier mit ausgezeichnetem Geruchssinn, ein sogenanntes „Nasentier“. Hunde riechen ständig, überall und

über sehr große Distanz. Schätzungen nach ist das Geruchsvermögen des Hundes eine Million Mal empfindsamer als das des Menschen. Markieren

Eine ganz wichtige Rolle spielt beim Hund die olfaktorische Kommunikation. Hierbei nimmt er die Duftsignale der anderen Hunde auf und hinterlässt eigene Signale. Das Hinterlassen solcher Botschaften kann sowohl unbewusst passieren, wie z.B. durch die Schweißspur der Pfoten, als auch bewusst eingesetzt werden, wie z.B. durch das Markieren. Dieses dient — zur Kennzeichnung des Reviers, — als Zeichen des Zusammenhalts, — als territorialer Ausdruck, — aber auch als Zeichen von Angst oder Unterwürfigkeit (submissives Urinieren). Wälzen

k Markieren

Hunde parfümieren sich gern mit Düften, indem sie sich in Aas oder anderen übel riechenden Dingen wälzen, aber auch in Gras, Erde, Sand oder auf dem Teppich.

k Martin Rütter beschnüffeln

Das Aaswälzen hat meines Erachtens zwei Bedeutungen: Es dient zum einen dem Imponiergehabe. Nachdem der Hund sich genüsslich in Aas gewälzt hat, schüttelt er sich, wird dynamisch, rennt zum Menschen, dreht Kreise oder läuft zu anderen Hunden. Er wählt hierbei immer den Imponiertrab oder Imponiergalopp und nie eine nicht imponierende Gangart. Zum anderen kann man es dem Sexualverhalten zuordnen, denn an den „parfümierten“ Stellen (Hals- und Nackenbereich, Wangen und Ansatz der Rute) werden die meisten Hunde am liebsten gekrault. Sie gehören auch mit zu den ersten Schnupperstellen und sind wichtige Körperstellen bei der Paarung. Wälzt sich der Hund hingegen auf dem Rasen oder im Sand, ist es oft nur ein Genuss, wie z.B. das Wälzen nach dem

Schwimmen, oder aber ein Zeichen von Entspannung, der Hund hat keine Gefahr von außen zu erwarten.

© Klaus Grittner

Dieses sehr häufig schnelle Wechselspiel der Rollen innerhalb des hündischen Beziehungsgeflechts macht die Kommunikation der Hunde so komplex. Das Kommunikationsrepertoire unserer Haushunde besteht aus vielen, ganz unterschiedlichen Facetten.

k Wälzen


© Klaus Grittner

Sprachkurs Hund

Kommunikation über Laute Hunde sind durchaus in der Lage, sich differenziert zu äußern, sie können bellen, wuffen, jaulen, winseln usw. Ein Hund, der akustische Laute von sich gibt, tut dies meist zur Unterstützung und Verstärkung seiner körperlichen Signale. Hier ein paar Beispiele verkürzt dargestellt. Heulen

Wuffen

Eine Vorstufe des Bellens ist das sogenannte Wuffen. Es ist ein abgeschwächtes, meist einsilbiges Warnbellen, das auch bei Wölfen zu beobachten ist. Beim Wuffen bleibt das Maul fast komplett geschlossen, wobei sich die Wangen des Hundes bei der Lautäußerung leicht aufblasen.

Jaulen

Jaulen ist immer ein Heischen um Aufmerksamkeit. Langeweile oder Unterbeschäftigung können Auslöser hierfür sein. Die meisten Hunde, die ein solches Verhalten regelmäßig zeigen, haben eine sehr geringe Frustrationstoleranz und

Bellen

© Klaus Grittner

Das Positive an akustischer Signalgebung ist die Kommunikation auf Distanz. Insbesondere das Heulen dient als „Langstrecken-Kommunikationsmittel“

haben gelernt, dass sie spätestens durch Jaulen die gewünschte Aufmerksamkeit auch bekommen.

(Neville, 1992). Erwachsene Wölfe können das Heulen eines bis zu sechs Kilometer entfernten Wolfes noch hören. Man unterscheidet verschiedene Formen von Heulen: — aus territorialen Gründen (Revierzugehörigkeit), — aus Einsamkeit (Fiep- und Bellheulen).

Das Bellen eines Hundes besteht aus langen Sequenzen und Variationen. Er kann knurrbellen, heulbellen usw. Bellen kann viele Bedeutungen haben, hierbei ist es wichtig, auf die Art des Bellens und die dabei gezeigte Körpersprache zu achten. Ein Hund bellt z.B. aus folgenden Gründen: — zur Verteidigung (wachsames, warnendes oder alarmierendes Bellen), — zur Begrüßung (begrüßendes Bellen), — zur Korrektur (korrigierendes Bellen), — forderndes Bellen als Aufforderung, z.B. zum Spielen, — aus Unsicherheit (unsicheres Bellen). Knurren

k Bellen

Welpen zeigen kurz vor der Sozialisierungsphase die ersten Knurrlaute, äußern sie jedoch zunächst noch ziemlich undifferenziert. Das Knurren ist hier eher ein Zeichen für Erregung.

k Wuffen

Die feinere Differenzierung lernen sie dann im Spiel mit anderen Hunden. Man unterscheidet: — weiches, tiefes Knurren. Dieses setzt der Hund zur Drohung ein. Er ist selbstbewusst und möchte durch das Knurren sein Gegenüber dazu bringen, sich von ihm zu distanzieren. — weiches Knurren, aber weniger tief. Der Hund setzt es auch zur Drohung ein. Allerdings ist der Drohende weniger selbstbewusst. — Knurrbellen setzt der Hund als Warnsignal ein. Es ist gekennzeichnet durch ein deutliches Knurren, das in ein Bellen übergeht. Der Hund ist bereit zum Kampf, ist sich seiner Sache aber keinesfalls sicher.


Sprachkurs Hund

Das Buch zum Weiterlesen:

Der Hund ist aufmerksam

Er steht mit angehobenem Kopf, leicht nach vorn geneigt, das Gewicht auf die Zehen gestützt. Die Ohren sind nach vorn gerichtet, die Augen geöffnet. Die Nase und die Stirn sind glatt und der Fang bleibt meist geschlossen. Die Rute steht relativ waagrecht vom Körper ab und kann leicht hin und her bewegt werden.

Aufreiten, Pfoteauflegen, die T-Stellung. Doch ein Hund kann auch allein durch seine Körperhaltung imponieren. Er steht dabei steifbeinig auf allen vier Beinen und versucht durch starkes Anheben des Kopfes, sich größer zu machen, als er eigentlich ist. Die Rute kann mehr oder weniger hoch getragen und leicht pendelnd hin und her bewegt werden. Die Ohren sind leicht nach vorn gestellt. Der direkte Blickkontakt wird dabei häufig vermieden.

Verspielte Haltung

k Imponieren

Bedeutung der Körperhaltung Die Körperhaltung spielt in der Kommunikation zwischen Hunden eine sehr große Rolle. Man darf jedoch nicht den Fehler machen und die Signale des Körpers isoliert sehen. Der ganze Körper muss bei der Deutung miteinbezogen werden. Der Hund ist entspannt

Er steht mit leicht angehobenem Kopf auf seinen leicht gewinkelten Beinen. Der Fang ist meist etwas geöffnet, die Zunge sichtbar. Die Rute hängt entspannt nach

Der Hund zeigt im schnellen Wechsel übertriebene Bewegungsmuster und Körperstellungen ohne konkreten Bezug auf die momentane Situation. Typisch ist häufig die Vorderkörpertiefstellung. Spielen Hunde untereinander, mischen sie viele Verhaltensformen. Manche Hunde lieben es, die Beute zu spielen und gejagt zu werden, andere hingegen jagen lieber hinter der vermeintlichen Beute her. Im Spiel kommt es aber auch häufig zum Rollenwechsel und jeder ist mal der Jäger oder der Gejagte. Imponierhaltung

Es gibt viele Imponierbewegungen, wie z.B. das Scharren, Markieren,

160 Seiten, 19,99 €

© Klaus Grittner

© Klaus Grittner

unten und die Ohren werden leicht aufgerichtet gehalten. Ein Hund mit Hängeohren kann natürlich nur die Ohrwurzel nach vorn ziehen.

k Aufmerksam


Welpensozialisation

Die Sozialisationsphase des Welpen liegt ab ca. der dritten bis zur zwölften Woche, also in dem Zeitraum, wo der Welpe noch beim Züchter lebt, aber auch, wenn er in sein neues Zuhause zieht.

Was in dieser Zeit geschieht, trägt entscheidend zur Entwicklung des Hundes bei. Jetzt werden die Grundlagen für viele spätere Verhaltensweisen gelegt, so z.B. das Verhalten gegenüber anderen Hunden, das Lernverhalten, Vorlieben und Abneigungen usw. Die körperliche Entwicklung

© Heike Schmidt-Röger/Kosmos

Mit drei Wochen sind die Kleinen schon sehr agil, die Zähne brechen durch, die

Augen sind geöffnet, auch wenn sie noch nicht scharf sehen. Die Geschwister werden beleckt und beknabbert, sie wedeln mit dem Schwänzchen und zeigen erste Spielaufforderungen. Mit vier Wochen erkennen sie ihre Bezugsperson. Nun kann man auch schon die unterschiedlichen Charaktere der Hundekinder beobachten. Der eine ist draufgängerischer, der andere neugieriger, wieder ein anderer ist gemütlicher. Ab der fünften Woche gehen sie immer geschickter mit Spielsachen um und lernen, Probleme zu lösen. Die Spiele untereinander werden immer wilder. Mit sechs bis sieben Wochen wird das Spiel geordneter. Es gibt gewisse Spielregeln. Die Welpen zeigen immer deutlicher Angst in unbekannten Situationen, auch wenn die Neugier überwiegt. Mit acht Wochen werden die meisten Welpen an ihre neuen Besitzer abgegeben. Hundesprache

Der Welpe lernt in dieser Phase, dass er ein Hund ist und somit auch die „Hundesprache“. Im Spiel mit den Geschwistern und der Mutter lernen die Welpen, Signale der anderen immer besser zu deuten und diese selbst gezielt

Der Welpe lernt in dieser Phase, dass er ein Hund ist. k Spielen ist wichtig

und immer feiner einzusetzen. Jetzt werden die Grundlagen für die so wichtige Beißhemmung gelegt. Beißt der Welpe zu fest, kann es passieren, dass er entweder auch gebissen wird

Hundemutter und Geschwister legen die Grundlagen für die Hunde-Etikette.

© Heike Schmidt-Röger/Kosmos

des Welpen

© Michael Pramberger/Kosmos

Sozialisation

oder das schöne Spiel aufhört. Beides ist sehr unangenehm. Um das zu vermeiden, wird er das nächste Mal weniger fest zubeißen.


© Anna Auerbach/Kosmos

Welpensozialisation

Sozialisation

mit Menschen und Tieren Das wichtigste Lebewesen, mit dem der Hund sozialisiert werden muss, ist der Mensch. Ab der 14. Woche scheint die Sozialisation mit einer anderen Art, also auch mit dem Menschen, nicht mehr möglich zu sein.

Für einen Hund, der bis zu diesem Alter ohne menschlichen Kontakt aufwächst, werden Menschen immer fremde Wesen bleiben, auf die er entweder mit Angst oder Aggression reagiert. Bei der Sozialisation mit anderen Arten können Hunde nur schwer verallgemeinern. Es reicht also nicht, dass ein Hund drei Menschen kennenlernt. Er sollte Frauen und Männer aller Altersstufen, Kinder vom Baby bis zum Teenager, Menschen mit Brille, Hut, Bart, Stock, Schirm, Mantel, Krücken, Rollator und Menschen mit

Hundekinder brauchen viel Schlaf, um das Erlebte zu verarbeiten.

anderer Hautfarbe kennenlernen. Das gilt auch für andere Tiere. Der kleine Hund sollte nicht nur möglichst unterschiedliche Hunde (groß, klein, wuschelig, kurzhaarig, mit Steh- und Schlappohren usw.) kennenlernen, sondern auch Katzen, Kühe, Pferde, Kaninchen usw.

Je nachdem, wo der Welpe leben wird, wird man andere Schwerpunkte haben. Ein Welpe, der auf dem Land lebt, sollte Traktoren, Kühe, Hühner etc. kennenlernen, ein Stadtkind eher Straßenbahnen, Busse, Fußgängerzonen usw.

Bedenken Sie jedoch, dass Sie vielleicht eines Tages umziehen werden, insofern ist eine breite „Bildung“ am besten. Denn je mehr der Welpe an visuellen Eindrücken kennenlernt, desto weniger kann ihn erschüttern.

k Hallo, Du!

In der Sozialisationsphase lernt der Welpe auch seine Umwelt kennen. Alles, was er in diesem Zeitraum sieht, hört, riecht, fühlt, wird als „normal“ abgespeichert und gehört dazu. Alles, was nicht normal für ihn ist, wird ihm später einmal Angst einjagen. Machen Sie Ihren Welpen also mit allem vertraut, was Ihnen begegnet: Dazu gehören Bäume, Sträucher, Wälder, Wiesen und Felder, Bäche und Seen, Autos, LKW, Straßen, Schilder, Kanaldeckel, Mülltonnen, Blumenkästen, Tische und Stühle, Spielplätze, Häuser und vieles mehr.

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© Heike Schmidt-Röger/Kosmos

Die Umwelt entdecken

k Auszeit


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Welpensozialisation

Sozialisation

Das emotionale Gleichgewicht Wie fühlt es sich an, wenn man z.B. gegen den Strich gestreichelt wird? Menschen machen so etwas nun einmal. Lernt der Welpe dies als schönes Abenteuer kennen, hat er später keine Probleme damit.

Ähnlich wie der Körper die eigene Temperatur möglichst im Gleichgewicht hält, gilt dies in etwa für die Gefühlswelt. Um dieses Gleichgewicht zu erstellen, ist es für den Organismus sehr wichtig zu wissen, was „normal“ im Leben ist. Alles, was unter der Rubrik „normal“ im Gehirn abgespeichert ist, wird später zu einer Art Referenzwert. Man nennt das auch

die Geborgenheitsgarnitur. Damit wird alles verglichen, was dem Hund später begegnet. Kennt er das bereits, ist alles in Ordnung. Begegnet er aber etwas, was nicht in seinem Referenzsystem bzw. der Geborgenheitsgarnitur enthalten ist, bedeutet das für den Organismus zunächst einmal eine potenzielle Gefahr, auf die er entsprechend reagieren muss. © Heike Schmidt-Röger/Kosmos

Sie können ihn auch mal leicht am Pelz zupfen. Wichtig bei all diesen Übungen ist, dass die Welpen viel Spaß haben und auf keinen Fall erschreckt werden. Einen so vorbereiteten Welpen kann dann kaum noch etwas erschüttern. Man könnte es so erklären, dass der Welpe in diesen wichtigen Lebenswochen sein gefühlsmäßiges Gleichgewicht aufbaut.

k Bahnhof, Krach und Menschen – na und?

Lernfähigkeit entwickeln

Welpen, die in den ersten Lebenswochen viele unterschiedliche Umweltreize kennenlernen, werden auch im Lernen ausgebildet. Sie lernen, wie unterschiedlich Dinge schmecken, wie sie sich anfühlen, sowohl wenn man sie zerkaut, als auch, wenn man sie mit den Pfoten berührt. Sie lernen verschiedene Gerüche und Geräusche kennen, angefangen von den Stimmen bis hin zu Umweltgeräuschen. Die Welpen lernen, wie bestimmte Sachen aussehen: Farben, bewegte Gegenstände wie z. B. Bänder, die im Wind flattern. Durch Klettern und Balancieren lernen sie, immer besser mit ihrem Körper umzugehen. Anhand dieser Erfahrungen wird also auch schon das

k Anschauen und abspeichern

Lernen trainiert. Ein so geförderter Welpe wird später besser mit neuen Situationen fertig werden. Er hat nämlich viele Erfahrungen gemacht und gelernt, mit neuen Situationen umzugehen, kann sie meistern und so sein Selbstvertrauen stärken. Das Buch zum Weiterlesen:

208 Seiten, 20,00 €


Mehr zum Thema Hunde

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