Jahresbericht 2015

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Jahresbericht 2015


Jahresbericht 2015

Bericht des Präsidenten

Bericht der Geschäftsstelle

Jahresrechnung


Jahresbericht des Präsidenten

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ei sehr gutem Geschäftsverlauf im vergangenen Krebshilfejahr, kann ich mich äusserlich unbesorgt auch den inneren Schichten des krebskranken Menschen zuwenden. Dort ist Hoffnung eine zentrale Frage und erhoffte Antwort. In meinen Gedanken gehe ich der Frage nach: Ist Hoffnung Lebensgrundlage oder Illusion? Ich bin seit über 40 Jahren in meiner ärztlichen Tätigkeit mit dem menschlichen Schicksal von Krankheit, Sterben und Tod konfrontiert. Ein Arzt müsste Gefühllos und Besinnungs-los sein, wenn ihn dieses Schicksal nicht mitfühlend und besinnlich werden liesse. Eine erfüllte Arzt-Patienten-Beziehung ist gelebte Anteilnahme am menschlichen Schicksal von Krankheit, Sterben und Tod. Der Arzt ist selbst Mensch und erlebt und erleidet dieses Schicksal ebenso. Der Patient hofft beim Arzt menschliches Verständnis zu finden für seine Not, in der er sich befindet und Antworten auf seine verzweifelten Fragen, die die Krankheitsnot in ihm auslösen. In dieser Not sehnt sich der Mensch nach endgültigen Antworten auf seine existenziellen Fragen: Warum muss ich leiden und sterben? Hat all die Not einen Sinn?

Thema Hoffnung

Krebskrankheit provoziert diese Fragen wie kaum eine andere Krankheit. Patient und Arzt sitzen sich gegenüber. Die Krebsdiagnose wird mitgeteilt. Was nun? Was kann ich noch erhoffen, fragt der Patient. Welche Antwort hat der Arzt und mit ihm die Medizin zu bieten? Eine hoffnungsvolle oder eine illusionäre Antwort? In meinen jungen Arztjahren als Assistent im Spital wurde zunehmend gefordert, dem Patienten die «Wahrheit» zu sagen. Mit Wahrheit war gemeint, dem Patienten den «schlechten» tödlichen Ausgang seiner Krebskrankheit nicht zu verheimlichen. Dem Patienten in seiner tödlichen Situation Hoffnung zu machen, wurde als Verdrängung und Täuschung angesehen. Die schonungslose Offenlegung der Krebsdiagnose war für den Patienten eine erschütternde Ent-Hoffnung. Und heute, 40 Jahre später? Hat die moderne Medizin für den kranken und sterblichen Menschen Hoffnung zu bieten? Eine wissenschaftliche, nur auf das Körperliche und Materielle fixierte Medizin, beschäftigt sich nicht mit Hoffnung. Sie misst Blutzucker und Cholesterin. Sie repariert den Körper und übergibt ihn dem Patienten als leeres Gefäss, das er selbst mit Inhalten wie Hoffnung und Vertrauen füllen kann. Medizin verlängert Zeit. Der Patient erhofft sich Leben. Sogar Über-Leben. An der Grenze zum Tod kommt die Hoffnung auf den Prüfstand, ob sie fundamental trägt oder illusionär zerplatzt. Ich traue, auch

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in meiner ärztlichen Ohnmacht, jedem kranken Menschen Hoffnung zu geben, seit ich im Wort «hoffen» das Wort «offen» entdeckt habe. Hoffnung ist für mich ein Offensein der Zukunft gegenüber, also dem gegenüber, was auf mich zukommt. Es ist ein erwartungsloses und bedingungsloses Offensein die zukommenden Erlebnisse zu empfangen, zu erleben und sie soweit als möglich zu gestalten. Die fundamentale Hoffnung basiert auf fundamentalem Vertrauen. Ich vertraue darauf, dass das, was auf mich zukommt, richtig und gut ist. Richtig und gut nicht nach meinem Gutdünken, sondern richtig und gut in meinem ganzen Lebenszusammenhang und im ganzen Schöpfungszusammenhang. Krankheit, insbesondere Krebskrankheit, weckt die Angst vor einem vernichtenden, tödlichen Zusammenbruch. Hoffnung ist im Zusammenbruch Durchbruch zum Aufbruch. Astrophysikalisch haben wir Kenntnis von schwarzen Löchern. In ihnen verschwinden unermesslich grosse Sternengalaxien in eine scheinbare Vernichtung. Sie verschwinden aber nicht ganz, sondern fusionieren zu einer unermesslich dichten Konzentration, um daraus in einer gewaltigen «Energie-Ejakulation» zu


explodieren, hinaus in einen leeren, empfangenden «Gebärmutter-Raum», wo sie sich als neue Sternengalaxien wieder materalisieren und formieren. Wie viele Sinnbilder und Ebenbilder sich darin zeigen und ereignen ist überwältigend. Die gewaltigen energetischen Geschehnisse im physikalischen Universum sind Ebenbild der unbegrenzten psychischen und geistigen Energien dessen, was der Mensch ist und was wir Leben nennen. Wir haben die Wahl. Wir können die Prozesse von Sterben und Tod als Vernichtung sehen. Wir können diese Prozesse dem gegenüber als sinnvolle Verdichtung sehen, als Wandlung von Materie zu Energie, als Tod und Auferstehung! Auf welche Ansicht wir setzen, ist uns freigestellt. Die Hoffnung sieht Verdichtung. Die Angst sieht Vernichtung.

Der Flüchtling ist ein Suchender, ein sich Sehnender. Geht seine Suche endgültig in Erfüllung, wenn er in Deutschland angekommen ist? Geht unsere Flucht vor Krankheit und unsere Sehnsucht nach Gesundheit hier im Körper und auf der Welt in Erfüllung? Wo und wie erleben wir die Erfüllung unserer tiefsten Sehnsüchte? Für mich als Mensch und Arzt sind dies die existenziellsten, menschlichsten Fragen, weil Krankheit das Unerfüllte und Gesundheit die Erfüllung ist. Die erfüllende Antwort finde ich nicht im Körper. Der Körper wird immer wieder krank. Er kann nur für kurze Zeit saniert und repariert werden. Steht die Medizin und das Gesundheitswesen nicht deshalb in der Krise, weil sie diese Wahrheit verdrängen, weil sie so tun, als ob sie Gesundheit planen und machen könnten?

Angesichts der gegenwärtigen grossen Flüchtlingsnot können wir Angst als Ausgrenzung, Hoffnung als Grenzöffnung erkennen und erleben. Angst zieht Zäune hoch. Sie grenzt aus und sich selbst ein, den Einzelnen und die Menschengemeinschaft.

Hoffnung vertraut auf eine Gesundheit, die das nur Körperliche und nur Zeitliche übersteigt und sich in den Worten heil und ganz wiederfindet. Hoffnung öffnet und sehnt sich zum Ganzen hin: zur ganzen Freude, zum ganzen Glück, zum ganzen Frieden. Die Hoffnung als Lebensgrundlage glaubt und vertraut, dass diese Erfüllung möglich ist.

In Angst befangen sind wir alle Flüchtlinge, ständig auf der Flucht vor Krankheit, Sterben und Tod.

Krebshilfe versteht sich wortsinngemäss als Hilfe. Wer hilft, öffnet sich und gibt sich dem Andern hin. Hilfe ist offen und dem Andern helfend zugewandt. Die Antwort auf die anfängliche Frage «Ist Hoffnung Lebensgrundlage oder Illusion», ist für mich klar. Die Welt und die Menschheit und mit ihr die Krebshilfe beziehen ihre Lebensenergie aus den fundamentalen Lebenskräften: Vertrauen, Hoffnung und Liebe. Diese Energien warten in ihrer oft verlorenen und vergessenen Einsamkeit darauf, wieder gehört und gelebt zu werden. Gelebt zu werden heisst: trauen, sich öffnen und schenken. Nur im Tun werden Ideale Wirklichkeit. Je weiter wir uns öffnen, umso grenzenloser wird die Hoffnung. Je mehr wir trauen, umso grösser wird unser Vertrauen. Je mehr wir schenken, umso mehr erleben wir das Leben als Geschenk. So geht die Krebshilfe in ein neues «Schaffensjahr»: hoffnungsvoll, vertrauensvoll und weiter bereit Hilfe zu schenken.

Zum Ganzen gehört der Andere. Die Hoffnung als Offensein öffnet sich zum Andern hin. Sie schenkt die Möglichkeit der Begegnung und Beziehung. In der Begegnung und Beziehung verwirklicht sich das Leben mit seinen unbegrenzten Lebensenergien. Anton Wille, Präsident

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Bericht der Geschäftstelle

Hoffnung

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In Lebenskrisen treten unsere Ängste mit Macht in den Vordergrund. So werden bei einer schweren Erkrankung die Fragilität und die Vergänglichkeit unseres Seins plötzlich spürbar. Verzweiflung greift Platz, wo vorher Hoffnung war. Unsicherheit und Angst um das nackte Dasein überlagern vieles. Es kann einsam werden um uns herum. Das Leben da draussen geht weiter seinen gehetzten Gang, getaktet nach Leistung, Gesundheit und Wohlstand. Da ist wenig Raum für persönlichen Kummer, und manch einer droht gar, verloren zu gehen. Zweifeln und Verzweifeln rücken näher zusammen: wo einst Mut war, wachsen Resignation und Schwermut. Fragen nehmen überhand und beherrschen unsere Sinne.

nser Leben ist ein ständiges Auf und Ab von kleinen, zuweilen auch gewaltigen Herausforderungen, von Gelingen und Scheitern, von Problemstellungen und dem Versuch der Problemlösung. Unser zentrales Problem: Wir Menschen leben – und wir wissen gleichzeitig von unserem zukünftigen Sterben. Wir wissen nicht, wann, wir wissen nicht, wie, wir wissen nur sicher, dass wir einmal sterben. Diese Gewissheit lässt uns grandiose Konstrukte erfinden, um uns eine Zeit lang darüber hinwegzutrösten … Wir sind aufgefordert, unseren Lebensplan zu entwerfen, getragen von der Hoffnung auf ein gelingendes Leben. Wir haben ein Bewusstsein von unserem Ende und leben doch froh und heiter. Manchmal, häufig, wie es gerade gelingt. Als Menschen machen wir uns Sorgen und wir Menschen haben Sorgen. Wir suchen Halt und streben nach Sicherheiten, wohl wissend, dass es lediglich scheinbare sind, gleichsam welche auf Widerruf. Wir versichern uns – gegen Sturm und Hagel – und wir versichern uns gegenseitig unserer Liebe und unserer Solidarität. Wir wissen vom Sterben und hoffen, dass alles gut wird, hoffen auf Leben, und viele von uns glauben und hoffen auf ein ewiges Leben. Wir halten uns und wir halten zusammen.

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Als Mitmensch fragen wir uns: Wie viel enttäuschte Hoffnung verträgt der Mensch? Ist Depression die Summe der Verluste von Hoffnung? Und was können wir entgegensetzen? Was kann lindern oder gar Hoffnung stiften? Können wir Hoffnung in Gang setzen, unabhängig von real Erreichbarem? Ist Hoffnung haben zu können eine Eigenschaft, eine Fähigkeit, eine Fertigkeit? Braucht es dazu Talent, Veranlagung oder Übung? Braucht es zur Hoffnung ein Gegenüber? Wie viel Hoffnung ist eigentlich normal? Muss Hoffnung realistisch sein? Hoffnung auf Heilung zum Beispiel? Hoffnung möchte ich mir vorstellen als einen virtuellen gedanklichen Raum, in dem all unsere Gefühlslagen und Denkwelten

Hoffnung ist die Schwester des Lichts: sie trägt, sie tröstet, sie löst, sie hält, sie lässt aushalten.


erlaubt sind, um unser Dasein zu tragen, um Halt und Geborgenheit zu finden. Hoffnung erzeugt Wohlklang und löst Bedrängnisse auf. In ihr leben Glaube und Zuversicht, Optimismus und Heilversprechen. Mit Hoffnung haben das Hier und Jetzt eine gute Zukunft. Hoffnung hält sich nicht an Regeln und schon gar nicht an Gesetze. Hoffnung ist keiner Autorität unterworfen, ist nicht zu fassen und nicht zu verbieten. Wir Menschen brauchen Hoffnung wie die Luft zum Atmen. Hoffnung und Getragensein, Hoffnung auf Gesehenwerden, auf Erkanntwerden, auf Getröstetwerden. Wir hoffen auf Hilfe in Not. Hoffnung lebt nicht nur von Erreichbarem, vielmehr von der Freiheit des erwünscht-werden-dürfens. Hoffnung lässt sich nicht lumpen und nicht korrumpieren, Hoffnung ist Recht und Freiheit. Hoffnung überwindet Trübsal und Angst, Verlorenheit und Aussichtslosigkeit. Hoffnung schützt Autonomie in trostloser Zeit. Und doch gelingt Hoffnung allzu oft nicht. Was können wir beitragen, diese Hoffnung zu stiften? Gerade dann, wenn sie schwerfällt oder unmöglich erscheint. Wie also geht Hoffnung? Was braucht es dazu?

Hoffnung braucht ein Selbst und manchmal ein Gegenüber. Und manchmal stärkt das Gegenüber das Selbst, würdigt das Leid und stärkt damit Würde. Erkennt das Leid, redet nicht klein, geht nicht darüber hinweg, lässt es so gross sein, wie es der Leidende spürt. Das ist das Mass. Das will erkannt werden. Die Anerkenntnis der Not anerkennt den Menschen, erkennt den Menschen in seinem Sein. Erkanntwerden tröstet, ermutigt, erheitert, heilt – zumindest die Seele. All das stärkt das verwundete Selbst und die Hoffnung, veränderte Ziele zu setzen und sich gedanklich auf den Weg zu machen. Das Du, dieses Gegenüber, kann jeder sein: geh mit oder bleib einfach da. Sag nichts oder sprich, wie es gerade geht. Nimm dir Zeit, höre hin, schaue an, halte fest, lass wieder los, lächle oder weine, wie es beliebt. Sei da, sei du, sei dieses Du. Zuwenden statt weghören, dableiben statt wegzulaufen.

des Vorstellens und Wünschens ist dadurch gekennzeichnet, dass er keine Vorbedingung kennt, keine Regel, kein Gesetz und keine Limitierung durch die Realität. Im Hoffen wird ein Mensch frei, lediglich getragen von seiner Vorstellungskraft und Phantasie. Es steht niemandem zu, diese Freiheit zu reglementieren, nicht einmal wertend zu kommentieren. Wo der Geist die Grenzen gedanklich verschiebt und trägt, da ist kein «richtig» und kein «falsch». Lasst uns nicht knausern beim Stärken der Hoffnung.

Marion Leal Leiterin Geschäftsstelle

Wie oft schon haben wir es – auch in Fachkreisen – gehört: das Wort von der «falschen Hoffnung». Ein grosses Wort – dahergesagt von Gesunden für die Erkrankten. Gesprochen von der vermeintlichen sicheren Seite aus. Wie kann Hoffnung falsch sein? Hoffnung lebt davon und gründet geradwegs darauf, dass ein aktueller Zustand (Fakten, Befindlichkeiten, Bedrängnisse, Kummer, Sorgen, Angst, Not) sich verwandeln lässt in einen Zustand der anderen, der erwünschten Art. Dieser Akt des Herbeisehnens, 6


«Kein Kind – dieser Gedanke war absolut schlimm für mich»

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arbara Nipp war 39 Jahre alt, als sie mit der Diagnose Brustkrebs konfrontiert wurde. Doch fast schlimmer als die Krankheit war für sie der Gedanke, dass sie deshalb niemals Kinder haben würde. «Mein Mann und ich heirateten 2008. Schon lange wünschten wir uns Kinder, doch leider klappte es nicht. So suchten wir Hilfe im Kinderwunschzentrum Fiore, das dem Kantonsspital St. Gallen angegliedert ist. Eine Insemination hatten wir bereits hinter uns, leider erfolglos. Weil ich damals gerade den Frauenarzt gewechselt hatte, dachte ich, der Zeitpunkt sei optimal, mich wieder einmal für eine Mammographie anzumelden. Zwei Wochen vor dem Termin entdeckte ich daheim, beim Abtasten der Brust, etwas Auffälliges. Ich war allerdings nicht sonderlich beunruhigt, sondern wartete relativ entspannt die Mammographie ab. Tatsächlich entdeckten die Ärzte einen Knoten von rund zweieinhalb Zentimeter Durchmesser. Sofort wurde die Biopsie veranlasst; eine Woche später wurde ich bereits operiert, das heisst, der Befund war positiv. Das war im April 2009, ich war damals 39 Jahre alt. Fast schlimmer als die Diagnose selbst, war die Tatsache, dass ich meinen Kinderwunsch nun endgültig begraben musste. Ich hätte ja am Tag nach der Mammographie meine zweite Insemination gehabt, aber natürlich wurde dieses Vorhaben sofort aufgehoben.

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Text und Bild: Doris Büchel

Mir war klar: Jetzt ist es vorbei! Kein Kind – dieser Gedanke war absolut schlimm für mich! Für mich war es eine doppelte Tragödie: Mir war sofort bewusst, dass ich nach der Chemotherapie fünf Jahre warten musste, bevor ich erneut versuchen konnte, schwanger zu werden. So prallte alles gleichzeitig auf mich ein – hatten wir doch gerade auch begonnen, unser Eigenheim in Balzers zu planen. Mein Glück war, dass sich die Onkologen und die Ärzte des Fiore beim Tumorboard zusammensetzten und gemeinsam den Behandlungsplan erstellten. Darum wurde noch vor der Chemotherapie mit einer Hormonspritzenkur die Eierproduktion angeregt, so dass wir neun Eier künstlich befruchten und einfrieren konnten. Weil nach der Chemo die Gebärmutter oft nicht mehr optimal funktioniert und aufgrund meines Alters unter Umständen bereits die Wechseljahre einsetzen würden, wären ohne diese Massnahmen die Chancen für eine natürliche Schwangerschaft sehr gering gewesen. Im Nachhinein muss ich sagen: Ja, es war schlimm. Aber es war auch ein Glück, weil alle von Anfang an so gut zusammengearbeitet haben. Bei der Operation, die von meiner Frauenärztin durchgeführt wurde, hat man glücklicherweise alles erwischt. So keimte in mir die Hoffnung wieder auf, dass es vielleicht doch noch klappen könnte mit dem Kinderwunsch. Zumindest fühlte ich mich rundum gut betreut. Gleich nach der Operation

starteten wir mit der Chemotherapie, die ungefähr ein halbes Jahr dauerte und die ich glücklicherweise einigermassen gut vertragen hatte. Ende 2009 hatte ich das Gröbste hinter mir. Danach musste ich noch ein Jahr lang Tabletten einnehmen. Heute geht es mir gut – gottseidank. Wir warteten also fünf Jahre und entschieden uns dann, noch einen Versuch zu wagen. Da die befruchteten Eier nur fünf Jahre aufbewahrt werden dürfen, hatten wir leider nicht wahnsinnig viel Spielraum. Wir hätten zwar im Notfall noch um ein Jahr verlängern können – das geht in bestimmten Fällen – aber dann wäre definitiv Schluss gewesen. Im Februar 2014 wagten wirs. Lena kam am 3. November 2014 zur Welt. Sie ist unser kleines Wunder.


Im Nachhinein muss ich sagen: Ich hatte zwar Hoffnung, aber wirklich damit gerechnet, Mutter zu werden, hatte ich nicht. Ich war damals 42 Jahre alt und zusammen mit meiner Vorgeschichte standen die Zeichen nicht wirklich gut. Das Schlimmste war die Zeit von der Mammographie bis zur Diagnose. Ich weinte viel, mein Partner auch. Da kamen all diese Fragen: Wie geht es weiter? Geht es überhaupt weiter? Wie lange lebe ich noch? Meine grösste Angst waren die Metastasen. Ich dachte nur, hoffentlich hat der Krebs noch nicht gestreut. Doch ich war schon immer ein sehr optimistischer und positiver Mensch, darum gab ich die Hoffnung nie

auf wieder gesund und vielleicht doch noch Mutter zu werden.

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ins öffentliche Bewusstsein rückt. Pink Ribbon Liechtenstein will auch hierzulande auf die Problematik von Brustkrebs hinweisen, denn Brustkrebs kann jede Frau – und auch Mann – treffen.

Ich habe erst vor rund einem Jahr wirklich realisiert, dass mein Tumortyp sehr aggressiv war und sehr schnell gewachsen ist. Ich hatte viel, viel Glück, dass man ihn so früh erwischt hat. Da bin ich extrem dankbar. Klar, ich hatte den Knoten vorher selber ertastet, aber ich empfehle jedem die Mammographie. Obwohl: Nur die Mammographie einmal im Jahr ist zuwenig; man muss wirklich selber auch tasten.

Foto: Elma Korac

Meine Botschaft an andere lautet deshalb: Gebt die Hoffnung nicht auf. Es ist soviel möglich. Und: Wunder passieren!»

Auch die Krebshilfe Liechtenstein, insbesondere Marion Leal, hat viel dazu beigetragen, dass wir dieses Wunder nun erleben dürfen. Besonders in finanzieller Hinsicht konnten wir enorm profitieren, aber auch die vielen Gespräche haben mir in meiner Situation sehr geholfen. Man sollte keine falsche Scham haben, sich nach einer Diagnose bei der Krebshilfe zu melden. Ich persönlich empfehle das wirklich jedem. Die Beratung und Betreuung ist kompetent und gleichzeitig sehr menschlich. Heute sind wir überglücklich und dankbar für die Möglichkeit die uns gegeben wurde, dass wir unsere Lena doch noch erleben können und dürfen.

it vielen bunten Aktionen konnte Pink Ribbon CHF 25'000.-- zu Gunsten der Krebshilfe sammeln. Der Scheck wurde anlässlich der letztjährigen Mitgliederversammlung übergeben. Die rosa Schleife, the Pink Ribbon, ist das internationale Symbol, welches auf die Solidarität mit von Brustkrebs betroffenen Frauen hinweist und die Thematik stärker

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ie Fürstliche Guggamusik Röfischrenzer in Schaan pflegt die Tradition, alle zwei Jahre einer gemeinnützigen Institution in Liechtenstein eine Spende zukommen zu lassen. Dieses Jahr ging die Spende an die Krebshilfe Liechtenstein. Der Betrag setzt sich zur Hälfte aus einem Beitrag der Mitglieder sowie einem Beitrag des Vereins zusammen. 8


Erfahrungsaustausch zwischen dem Liecht. Behindertenverband und der Krebshilfe Liechtenstein

Kinderbuch «Johann Haarley»

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m März traf ich mich mit dem Transportteam des Liechtensteinischen Behindertenverbandes und der Geschäftsführerin Judith Meile. Dieses Treffen diente dem gegenseitigen Austausch von Erfahrungen und der Klärung offener Fragen. Ich wies auf verschiedene Probleme hin, die durch eine Krebserkrankung entstehen können. Die Berührungspunkte der beiden Organisationen liegen

hauptsächlich im Bereich Fahrdienste. Viele der Krebspatienten werden vom Behinderten-Verband zur Behandlung in die verschiedenen Spitäler und zu den Therapien gefahren. Dieser Dienst stellt eine grosse Erleichterung dar, weil man sich neben der Krankheit nicht noch mit der Organisation und den Kosten des Transportes beschäftigen muss.

ichael Kindle aus Triesen, selbst begeisterter Motorradfahrer, schrieb im Winter 2014 sein erstes Kinderbuch. Ganz im Stil von ‹Max und Moritz› werden der Hauptfigur «Johann Haarley – ein knallharter Motorradfahrer» – lustige Streiche gespielt. Das Kinderbuch verkaufte er gemeinsam mit Kindern und Freunden an Weihnachtsmärkten und in ausgewählten Geschäften. Nach 14 Tagen war die Erstauflage ausverkauft. Der Erlös von CHF 11‘600.– aus dem Kinderbuch kam vollumfänglich Familien zu Gute, bei welchen ein Elternteil oder Kind von Krebs betroffen ist. Gemeinsam mit Marion Leal konnten die Einnahmen bereits gezielt eingesetzt werden. Ein Fortsetzung des Buches mit dem Titel «Johann Haarley – Rache ist Süss» wird im Winter 2015 auf Deutsch und Englisch erscheinen. www.facebook.com/ johann.haarley

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email: johann.haarley@web.li


Jugentreff Kontrast, Triesen

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ie Kelbi am 14. November in Triesen ist der letzte Jahrmarkt des Jahres in Liechtenstein. Der Jugendtreff Kontrast bzw. die Stiftung Offene Jugendarbeit sind traditionell mit einem Projekt jährlich an der Kelbi in Triesen präsent. Dieses Jahr führten sie mit Hilfe von RealschülerInnen der Weiterführenden Schulen in Triesen einen Marktstand mit Speisen und Getränken. Die Jugendlichen servierten die Speisen kostenlos mit der Bitte um eine Spende. Die Verwendung der Spenden wurde am Stand mit Flyer und Plakaten bekannt gemacht. Die Partizipation der SchülerInnen umfasste nicht nur die Arbeiten am Stand son-

Ein Blick hinter die Kulissen

dern auch die gemeinsame Entscheidung über die Spendenempfänger. Die Krebshilfe Liechtenstein und die Aktion «Weihnachten im Schuhkarton» wurden je zur Hälfte mit dem Erlös aus den Speisen, die von den BesucherInnen sehr geschätzt wurden, unterstützt. Die SchülerInnen übergaben den Spendenbetrag für die Krebshilfe persönlich an Marion Leal. Die Dankbarkeit und die Wertschätzung für das Projekt, sowie die Informationen über die Verwendung ihrer Spende lösten bei den HelferInnen und UnterstützerInnen grosse Zufriedenheit aus.

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as Brustzentrum Grabs, die Krebshilfe Liechtenstein und Pink Ribbon Liechtenstein luden am Montag, 30.11.2015 ins Pfarreizentrum Schaan zu einem „Blick hinter die Kulissen“ des Brustzentrums Grabs ein. Ein Team, bestehend aus zwei Gynäkologinnen, einer plastischen Chirurgin, einer Onkologin, einer Radiologin, zwei Breast Care Nurses, einer Psychologin und der Leiterin der Krebshilfe Liechtenstein (Psychoonkologin), informierte die rund 45 Teilnehmer über Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten bei Brustkrebs. Unter der Moderation von Fabienne Lemaire von Pink Ribbon Liechtenstein wurde anhand des Beispiels einer von Brustkrebs betroffenen Frau der komplexe Diagnostik- und Therapieparcours einer Patientin im Brustzentrum nachgestellt. Beim abschliessenden Apéro wurden Fragen der Teilnehmerinnen beantwortet.

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2015

2014

Aktiven Wertpapiere Flüssige Mittel Transitorische Aktiven Büromobiliar/Büromaschinen Total Aktiven

143‘923.48 517‘864.40 83‘128.00 2.00 744‘917.88

159'283.45 353'610.37 192'393.40 2.00 705'289.22

Passiven Kreditoren Vereinsvermögen Total Passiven

3‘550.05 741‘367.83 744‘917.88

3'922.70 701'366.52 705'289.22

Erfolgsrechnungen Aufwand Unterstützungen Prävention/Öffentlichkeitsarbeit Weiterbildung Löhne und Gehälter Sozialleistungen Miete Nebenkosten Versicherungen Bank-/Postspesen Abschreibungen Büromaterial/Telefon/Porti Drucksachen Programme/Unterhalt PC Fachliteratur/Abos Ligenbeitrag/Fonds Spesen nicht realisierter Kursverlust Sonstiger Aufwand Ferienwochen Total Aufwand

174‘487.60 1‘452.25 105.00 125‘173.95 18‘951.85 16‘380.00 510.05 525.30 2‘007.75 0.00 5‘696.05 9'425.70 2‘020.35 2‘001.31 216.00 3'720.05 15‘359.97 7‘829.10 9‘125.40 394’987.68

180'073.43 1'037.30 0.00 114'834.00 17'456.80 17'400.00 552.85 232.00 1'977.67 16'967.32 7'036.80 6'835.35 3'142.00 867.63 209.00 3'180.50 0.00 6'090.50 15'144.40 393’037.55

Ertrag Todesfall-Spenden Übrige Spenden Mitgliederbeiträge Jahressammlung/Spenderbeiträge Invalidenversicherung Beitrag Amt für soziale Dienste Ertrag aus Veranstaltungen Zinsertrag Nicht realisierter Kursgewinn Ausserordentlicher Ertrag Total Ertrag

100‘880.33 189‘411.09 15‘170.00 31‘979.44 0.00 80‘054.35 6‘000.00 3‘456.33 0.00 8‘037.45 434‘988.99

64'725.03 330'757.83 13'975.00 36'417.77 105'830.00 0.00 0.00 3'710.21 4'265.75 0.00 559'681.59

Verwendung des Gewinn/Verlustes Vereinsvermögen 01.01. Gewinn Vereinsjahr Vereinsvermögen per 31.12.

701‘366.52 40‘001.31 741‘367.83

534'722.48 166'644.04 701'366.52

Jahresrechnung 2014 Bilanzen per 31. Dezember

Vaduz, 23. März 2016 Der Kassier: Daniel Meier 11


Vorstand Krebshilfe Anton Wille, Präsident Eva-Maria Hiebl Daniel Meier Manfred Oehry

Beratungs- und Geschäftsstelle

Agenda 2016

Im Malarsch 4 9494 Schaan Tel. 0423 233 18 45 Fax 0423 233 18 55 marion.leal@krebshilfe.li

Januar – Dezember Jeden letzten Mittwoch im Monat Treffen der Selbsthilfegruppe für Brustkrebsbetroffene Frauen

Pink Ribbon Liechtenstein

Öffnungszeiten Montag bis Freitag von 08.30 – 11.30 Uhr Montag bis Mittwoch von 14.00 – 16.00 Uhr

Diverse Veranstaltungen während des ganzen Jahres

01.06. Mitgliederversammlung und anschliessend Benefiz-Anlass ‹dreamability› im TAK

Bankverbindung LLB Vaduz: Konto Nr. 239.322.11 Postkonto: 90-4828-8

Oktober InfoMonat Brustkrebs (diverse Veranstaltungen)

Mitgliederbeitrag Einzelmitglied Familienmitglied Kollektivmitglied

CHF 30.– CHF 50.– CHF 250.–

Daten Kur- und Kurswoche im Sunnehus Wildhaus 05.06. – 11.06. 06.11. – 13.11.


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