Aspect, Ausgabe Oktober 2020

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FORSCHUNG

Metastasen austricksen

Hat ein Tumor erst einmal Absiedlungen in anderen Regionen des Körpers gebildet, sinken die Chancen auf Heilung dramatisch. Forschende aus Basel, deren Projekt die Krebsliga Schweiz mitfinanziert, untersuchen derzeit ein neuartiges Verfahren zur Bekämpfung von Metastasen. Ihre Ent­ deckungen lassen hoffen. Text: Tanja Aebli; Fotos: Thomas Oerli

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ie schlechte Nachricht vorweg: Fast 90 Prozent aller krebsbedingten Todesfälle sind laut WHO auf Metastasen zurückzuführen. Eine Zahl, die in den letzten Jahrzehnten konstant hoch geblieben­­­­­­­­­ ist – trotz immenser Fortschritte bei der Behandlung von Primärtumoren. Nicola Aceto, Professor am Departement Biomedizin von Universität und Universitätsspital Basel, hat eine Erklärung für diese Diskrepanz: «Bei der Behandlung der Primärtumoren gibt es heute erfolg­ versprechende Verfahren. Die Behandlung von Metastasen jedoch ist bedeutend komplexer. Hier stehen wir noch ganz am Anfang.» So war insbesondere lange wenig darüber bekannt, wann Krebszellen die Fähigkeit zur Metastasierung erlangen und welche molekularen Eigenschaften diese Zellen aufweisen. Für den Forscher, den die Krebsliga Schweiz bereits zum dritten Mal in Folge unterstützt, ist klar:­­­ «Wir müssen die Prozesse der Metastasierung noch viel präziser durchleuchten, damit wir neue zielgerichtete Therapien für Betroffene entwickeln können.»

Auch wenn es noch viele offene Fragen zur Bildung dieser CTC-Cluster gibt, zeigen die bisherigen Entdeckungen, wo Angriffspunkte gegen die Metastasen liegen könnten. Dabei verfolgen die Forschenden aus Basel einen gänzlich neuen Ansatz: Statt nach Wirkstoffen zu suchen, die Krebszellen abtöten, versuchen sie Medikamente zu identifizieren, die diese Zellcluster unwirksam machen und damit die Metastasierung ausbremsen. Dank einer neuartigen Technologie, die individuelle zirkulierende Tumorzellen mit hoher Präzision aus Milliarden gesunder Blutzellen heraussondert, können sie ihre Arbeitshypothesen direkt im Blut des Menschen überprüfen. In Zukunft soll dann mittels pharmakologischer Tests mit verschiedenen Wirkstoffen die beste Behandlung für jeden Krebspatienten ganz individuell gesucht werden. Doch bis dahin gilt es noch bei einigen Prozessen mehr Licht ins Dunkel zu bringen: etwa bei der Frage, wie sich

Gefährliche Gruppenbildung Und doch: Acetos Team darf bereits erste, in der Fachwelt vielbeachtete Erfolge vermelden. So entdeckten die Forschenden durch Analysen von Krebszellen im Blut von Brustkrebspatientinnen, dass sich zirkulierende Tumorzellen – kurz CTCs – in Blut zu Clustern von bis zu 50 Zellen zusammenlagern können. Und just diese Krebszellgruppen bilden offensichtlich viel einfacher Metastasen als einzelne Krebszellen. «Bei der Clusterbildung finden Veränderungen auf der Zellebene statt. Dabei nehmen die CTC-Cluster gewisse Eigenschaften von embryonalen Stammzellen an; zum Beispiel die Fähigkeit, unkontrolliert zu wachsen», erläutert Nicola Aceto. Eine Wandlung mit Folgen beziehungsweise mit meist tödlichem Ausgang. 10  aspect 4/20

Roboter der Extraklasse: Nach der Isolierung der Tumorzellen werden sie in Sammelröhrchen ablegt.


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