366/08

Page 1

003


LT:

INHA

004


Daniela Schmeiser

d Hermanky und 6  Vorwort  Gerhar oder schung, Versprechen     9  Verpackung: Täu ?  Daniela Schmeiser alt Inh d un m For Vereinigung von

ht von 13  Kunst kommt nic

l   Können!  Tom Waibe

Gabe einer nackten

hüllte 17  Kunst als die ver 8  19  Rückblick exit_0

l  Wahrheit  Tom Waibe

nen der wiener kunst

andIn 18  exit_08, Diplom

schule

ibel   tfesselung  Tom Wa g – Die Kunst der En

d Befreiun 53 Verpackung un

Anita Barillits 55 Alumni   uer, Udo Hohenberger Anita Körber, Stefan Ba ge  Tom Waibel    Kunst mit letalen Fol 65 Verpackung als

ranstaltungen

rve 66 Projekte und Leh

Tom Waibel  zum Piktogramm  erung – Von der Hülle exi Ind d un ng cku 126  Verpa n  , Studierendenarbeite r wiener kunst schule de ten tät rks We   130 366_08   Erscheinungsbild von 183  Zum visuellen meiser  operation, Daniela Sch stin – Eine famose Ko gu Au .in: .ist Art   188

191  Impressum

005


Vorwort  Die wiener kunst schule ist DIE Alternative zu konventionellen Ausbildungsstätten, da sie nicht nur eine anerkannte Aus- und Weiterbildungsstätte im Bereich der zeitgenössischen Kunst ist, deren zentrale Kompetenz in der Vermittlung künstlerischer und berufsorientierter Fertigkeiten liegt, sondern als offene, flexible und dynamische Institution in Österreich einzigartig ist. Die wiener kunst schule konstituierte sich 1994 neu und bekam daraufhin auch die Bestätigung des Öffentlichkeitsrechts. Sie verfügt über acht Fachbereiche, von denen vier über ganz konkrete Berufsbilder verfügen, die anderen vier der freien Kunst zuzuordnen sind. Jede Werkstätte eines Fachbereichs wird von zumindest zwei oder mehreren gleichberechtigten KünstlerInnen geleitet (dem sogenannten „Leitungsteam“), die zwar kooperieren, jedoch voneinander unabhängige Kunstbegriffe vertreten. Diese Konstellation ermöglicht Studierenden eine größere Bandbreite von Wissensvermittlung und garantiert ihnen, ihren eigenen künstlerischen Weg finden zu können. Im ersten Studienabschnitt besuchen die Studierenden der wiener kunst schule das „Orientierungsjahr“, das zwei Semester dauert. Sie werden nicht mit dem möglichen Trauma einer Aufnahms006


den bereits zum Abschluss des Studiums mit der Praxis ihres zukünftigen Berufes zu konfrontieren. Wie gut der Inhalt auch immer ist, es bedarf der optimalen Verpackung, um ein Produkt gut zu verkaufen. Die wiener kunst schule ist eine hervorragende Verpackung, die für ihre einzigartigen Inhalte spricht. Sie hat sich über Jahre hinweg bewährt, obwohl sie nicht immer die Mittel und die Aufmerksamkeit bekommt, die sie längst verdient hätte. Sie vermag der Konkurrenz standzuhalten und kann mit großem Selbstbewusstsein in die Zukunft blicken. Die wiener kunst schule ist viel mehr als ein Produkt, sie ist ein immerwährender Prozess, ein ständiges Fließen. Das vorliegende Werk 366/08, durch das sich wie ein roter Faden das Thema „Verpackung“ zieht, reflektiert all das und vieles mehr. Es blickt auf das Studienjahr 08 zurück und spiegelt somit die ganze Vielfalt der wiener kunst schule in leuchtenden Farben wider. Gerhard Hermanky, Direktor Daniela Schmeiser, Öffentlichkeitsarbeit

prüfung konfrontiert, sondern durchlaufen im ersten Semester alle acht Werkstätten, damit sie in einem fünf-wöchigen Zyklus Angebote und Inhalte der Fachbereiche kennenlernen und verschiedene Projekte umsetzen können. Die Entscheidung für eine Werkstätte erfolgt am Ende des ersten Semesters. Im zweiten Semester fokusieren sich die Studien auf die gewählte Fachrichtung und die Studierenden bereiten sich auf die kommissionelle Übertrittsprüfung vor, für die der Besuch aller Lehrveranstaltungen verpflichtend und die Zusammenstellung einer Arbeitsmappe notwendig ist. In diesem Orientierungsjahr erkennen die Studierenden, ob eine Kunstausbildung für sie wirklich die richtige Entscheidung ist, oder sie entscheiden sich mitunter doch für eine andere Berufsausbildung. Die Lehrenden können die Studierenden ein Jahr lang beobachten und feststellen, ob genug Potential für die vierjährige Kunstausbildung vorhanden ist. Die Diplomausstellung am Ende des Studiums findet im öffentlichen Raum statt, um die Studieren007


008


Verpackung: Täuschung, Versprechen oder Vereinigung von Form und Inhalt?  Schon in Urzeiten ver-

Nachweislich wurden schon vor über 8000 Jahren Waren und Geschenke verpackt, zum Teil, um sie aufzuwerten, doch auch um sie beim Transport zu schützen. Verpackungen sind heutzutage enorm wichtig, wenn nicht sogar unumgänglich, um Inhalte zu verkaufen. Sie sollen nicht nur mit den Inhalten harmonieren, sondern diese auch transportieren. Eine Verpackung macht den Inhalt interessant, wertet ihn auf, lässt der Phantasie der AdressatInnen freien Lauf. Verpackung kommuniziert, die Konkurrenz auf Abstand zu halten oder das Image der Ware zu transportieren. Sie sorgt dafür, dass das Produkt hervorsticht. Eine Verpackung muss funktionell und haltbar sein, da sie oft nicht nur zum Schutz, sondern gleichzeitig zur Aufbewahrung des Produktes dient. So erfüllt sie ihre kommunikative Aufgabe weit über den Zeitpunkt des Kaufes hinaus, weil sie nicht gleich weggeworfen wird. Industrielle Warenverpackungen begleiten seit etwa 200 Jahren auf praktische, spielerische oder verführerische Weise fast jedes Produkt. Manche

packten die Menschen Öl, Wasser und Wein in Tierhäuten, indem sie Schläuche daraus machten und diese als Gefäße verwendeten, wozu sie aufgrund ihrer Flexibilität, ihres geringen Gewichts und ihrer hervorragenden Kühl- und Lagereigenschaften äußerst geeignet waren. Diese Verpackungen zählen heute mit zu den ältesten Ausrüstungsgegenständen der Menschheit. Etymologisch kommt der Begriff von „Packen, Bündel“, womit ein Lastträger oder eine Last gemeint war. Daraus entwickelten sich auch die Begriffe „Pack“ oder „Bagage“, womit man Gesindel meinte, Menschen, denen unterstellt wurde, der Gesellschaft eine Last zu sein.

009


ist für Witelson eine Erklärung für unterschiedliche Fähigkeiten der Geschlechter. Eines der schönsten Beispiele für die „gelungene Verpackung“ ist das trojanische Pferd. Nachdem die Griechen zehn Jahre lang Troja belagerten, ohne es erobern zu können, ersann Odysseus eine List. Er ließ ein riesiges, hölzernes Pferd erbauen, höher als die Mauern von Troja. Die Griechen zogen sich scheinbar zurück und die Trojaner fanden vor ihren Mauern nur noch ein riesiges Ross. Sie holten es in ihre Stadt und feierten ihren Sieg. In der Nacht, als die Trojaner schliefen, entstiegen die griechischen Krieger ihrem hölzernen Versteck, öffneten die Tore von innen, eroberten Troja und metzelten die Bevölkerung nieder. Das Verpacken und Verhüllen erweckt also bei den BetrachterInnen Neugierde und Interesse, denn in der Gesellschaft ist die Hülle immer Anreiz und Signal zum Entdecken. Darüber hinaus ermöglicht gerade die Verpackung einen neuen Blick auf gewohnte sowie gewöhnliche Inhalte. Mit der Umweltbewegung Hand in Hand entwickelte sich eine Strömung, die die Verpackung drastisch zu reduzieren bestrebt ist. Menschen essen keine Früchte oder Tiere, die aus sehr wenig Fleisch bestehen, aber viele Schalen oder große Kerne aufweisen, also unnötige Verpackung, die, ist das Fleisch verspeist, zu Müll werden. Ähnlich funktioniert es in der Lebensmittelindustrie: Die Milch wird in Pfandflaschen angeboten oder am

Produkte schrieben Designgeschichte und/oder beeinflussten das Kaufverhalten wesentlich, einige sind zu echten Kunstwerken gereift. Sie sind heute begehrte Zeugnisse von Kreativität und Einfallsreichtum. In Deutschland gibt es ein Verpackungsmuseum, in dem die Klassiker der Verpackungen ausgestellt sind (z. B. Coca-Cola Flasche, Uhu Tube etc.). Das Museum selbst sieht sich als Verpackung für die Verpackung. Einmal im Jahr findet dort der deutsche Verpackungsdialog statt. Keinesfalls vergessen darf man den Begriff der Verpackungskunst, der nicht nur Christo und JeanneClaude zugeschrieben wird, die hinreichend bekannt geworden sind (u. a. die Verpackung des Reichstages in Berlin 1995). Weiler, ein Ortsteil des mittelfränkischen Städtchens Feuchtwangen, hat seine zwölf Gebäude in 15000 m2 blaue Folie eingewickelt, um gegen die Probleme im ländlichen Raum zu protestieren. Die Aktion „verdammt – verpackt – vergessen“ sollte auf das Aussterben ganzer Landstriche hinweisen. Die Höfe sperren zu, weil die Nachfolge fehlt. Sandra Witelson, eine kanadische Forscherin, weist Frauen allgemein als Verpackungskünstlerinnen aus. Deren Zellen sind in vielen Gehirnteilen deutlich dichter angeordnet. Das Gehirn von Frauen ist bei gleicher Intelligenz um 10% kleiner als das der Männer, jedoch weisen Frauen bei gleicher Menge Gehirn 11% mehr Zellen auf. Die Dichtedifferenz 010


Zapfhahn selbst gezapft, die Eier in mitgebrachte Behältnisse gepackt und alles, was vorher doppelt oder dreifach verpackt war, hat nur noch eine von der Umwelt abbaubare Verpackung. Das Öl aus dem Fass zu zapfen oder das Mehl und die Butter in mitgebrachte Behälter zu füllen ist bislang noch ein Traum der Umweltschützer. Doch auch Toilettartikel, Zahnpasta und anderes wird nur noch mini­ mal verpackt. Der Umwelt zuliebe entkleiden wir unsere Produkte und hinterlassen sie in einer puristischen Nacktheit. Erinnert man sich an „Des Kaisers neue Kleider“, so waren die beiden Betrüger wohl die ersten Umweltschützer, als sie dem Kaiser einredeten, der Faden sei so kostbar und fein, dass der Stoff wie unsichtbar erscheine. Der Kaiser glaubte den beiden und sparte sein Gewand, also die menschliche Verpackung, ein. Doch auch die Haut als Hülle ist lediglich Verpackung. So nackt wie sich der Geist mitunter fühlt, kann der Körper nie sein. Ein schlechter Striptease wird von der Nacktheit dominiert, es geht nur schlicht und einfach ums Ausziehen und nicht um die geschlossene Sphäre eines Körpers, der sich selbst als Zeichen des Begehrens überlegen fühlt. Der Körper berührt sich selbst, umkreist sich selbst und verliert sich in sich selbst, man kann ihm nichts geben, er gibt sich alles und daraus entsteht die vollendete Transzendenz. Das ganze erotische Geheimnis und die Arbeit des Striptease liegt in

der Schaffung und Aufhebung des Anderen durch Gesten, deren Langsamkeit erotisch wirkt wie die Zeitlupenaufnahme einer Explosion, weil es dabei Zeit genug gibt, einen Mangel zu empfinden, bevor der Vorgang abgeschlossen ist. Weil der Körper durch dieselben Gesten, die ihn entkleiden, zugleich ständig verdeckt und verschleiert wird, bezieht er durch diese Ambivalenz eine poetische Bedeutung. Mit jedem Kleidungsstück, das fällt, kommt ein neues Kleidungsstück zum Vorschein, doch die Nähe zur Nacktheit nimmt nicht zu. Der Körper ist nur verführerisch, wenn er ganz er selbst ist und ganz für sich selbst. Das ist er dann und nur dann, wenn Körper und Geist eine Einheit bilden. Die größte Künstlerin der Verpackung ist deshalb die Natur. Betrachtet man eine Zwiebel, die sich selbst zugleich Verpackung und Inhalt ist, der Inhalt sich selbst Form gibt und zugleich die Form zum Inhalt wird. Die Zwiebel ist Verpackung, die für ihren Inhalt spricht, die Zwiebel ist Inhalt, der sich selbst zur Verpackung wird. Daniela Schmeiser 011


0012


um, welche Bedeutungsveränderung der Begriff im 19. und 20. Jahrhundert durchlaufen hat. Dabei verschieben sich insbesondere im 20. Jahrhundert einige entscheidende Akzente: Nicht zuletzt die namenlosen Grausamkeiten zweier Weltkriege distanzierten die Kunst unwiederbringlich vom Gekonnten. Während Stellungskriege, Gaskriege, Luftkriege, Vernichtungskriege und Genozide neue Schreckensbilder davon zeichneten, was Menschen so alles können, besann sich die Kunst darauf, dass gerade sie nicht können muss, schon gar nicht alles können soll und letztlich einen bedeutenden Anteil ihrer Freiheit gerade aus der Verweigerung bezieht; aus der Verweigerung des Könnens zugunsten eines Nicht-Könnens und damit eines Nicht-Wollens. Halten wir daher durchaus mutwillig fest: Kunst kommt nicht von Können sondern vielmehr vom Nicht-Müssen!

Kunst kommt nicht von Können! Denkbilder zum vorliegenden Jahrbuch  Die Etymologie, d.h. die Erforschung der Herkunft der Wörter, ist im Angesicht der Kunst erstaunlich selbstsicher: Der seit dem 9. Jahrhundert nachweisbare, im Mittelhochdeutschen wie im Althochdeutschen gleich lautende Begriff ‚kunst’ wird hier als Abstraktum mit Übergangslaut dem ‚können’ zugeordnet. Eine Einengung vom Verständnis der Kunst als künstlerische Betätigung im Gegensatz zum natürlich Vorhandenen wäre demnach erst im 18. Jahrhundert eingetreten und ließe die Bedeutung von Kunst als dem ‚Gekonnten’ im Unterschied etwa zum ‚Gefundenen’ durchaus bestehen. Dummerweise endet die Erforschung der Herkunft der Wörter damit auch schon und schert sich nicht mehr länger dar013


kunst schule in sich birgt. Andererseits ist auch die Verpackung selbst weit mehr als eine flüchtige Hülle von Wegwerfmaterialien. Die benutzten Materialien sind ihrerseits aus bereits Weggeworfenem wiederverwertet, sind bedruckt und bearbeitet, erheben künstlerischen Anspruch, sind nichts weniger als Kunst, die Kunst sowohl ver- als auch enthüllt und stellen damit Sie als BetrachterInnen vor ein interessantes Problem: Was tun mit der äußeren Hülle von Kunstwerken, einer Hülle, die durchaus mehr ist als schützende Verpackung? Selbstverständlich bleibt es Ihnen überlassen, auf diese Frage eine Antwort zu finden. Ob Sie nun die Verpackung nach der Lektüre des Jahrbuchs wiederum zur Verhüllung verwenden, um sich die wiederholte Freude einer neuerlichen Enthüllung zu verschaffen; ob sie der Verpackung als Ganzer oder manchen ihrer Teile einen Kunstwert zurückgeben, indem Sie diese aufhängen, ausstellen, einrahmen oder hinter Glas bringen; ob Sie damit etwas völlig anderes einpacken, um es weiterzuverschenken; ob Sie Teile davon abtrennen, weiterverwenden oder weiterschicken, oder aber etwas davon gänzlich Verschiedenes machen, liegt ausschließlich in Ihrem eigenen Ermessen. Bedenken Sie jedoch in jedem Fall: Wie auch immer sie dieses Buch und seine Teile verwenden oder bearbeiten können oder wollen, Ihre Haltung wird dann zur künstlerischen, wenn Sie wissen, das Sie das nicht müssen! Tom Waibel

In der gegenwärtigen Aufmerksamkeitsökonomie, in der angesichts einer exponentiell gesteigerten Zeichenproduktion die Aufmerksamkeit zu einem allseits begehrten Wert geworden ist, besteht eine denkwürdige Strategie der Verweigerung eben darin, Kunst nicht protzend und prunkend im Raum der Sichtbarkeit inszenieren zu müssen, sondern sie vielmehr in ungewohnten, ungeahnten und vielfach verschlungenen Formen der reklameartigen Zurschaustellung zu entziehen. Die KünstlerInnen des vorliegenden Jahrbuchs haben eine überraschende Spielart dieser Verweigerungsform für sich entdeckt – eine vielfach verschachtelte Verpackung, welche die darin eingewickelte Kunst zu einem enthüllbaren Schatz macht, zu einem Geschenk, einer Gabe und damit auch zu etwas irgendwie Überschüssigem, nicht durchwegs aufs Nützliche Reduzierbare. Die ‚Verpackungskunst’ des Jahrbuchs schafft damit einen doppelten Mehrwert für seine BenutzerInnen und BetrachterInnen: Einerseits gewinnt die Heterogenität des Inhalts, die Vielfalt und der Formenreichtum der vorgestellten Arbeiten einen inneren Zusammenhang, der über die zeitliche Zufälligkeit hinausgeht, die sie als Werke eines besonderen Jahrgangs zusammenhält. Sie ähneln vielmehr dem reizvollen und begehrenswerten Inhalt einer Wundertüte, die anstelle von Süßkram und Spielzeug die Mosaiksteine des beweglichen Kaleidoskops der künstlerischen Produktion der wiener 014


Post Scriptum: Zwischen die künstlerischen Arbeiten eingestreut finden Sie eine Handvoll disparater Überlegungen zu möglichen vorder- und hintergründigen Verknüpfungen von Kunst, Verpackung, Überraschung und Befreiung. 0015


0016


Mittel wartet sie als Geburtstagsgabe verpackt splitternackt hinter der Eingangstür, eingewickelt in ein überdimensionales knallrotes Geschenkpapier, das mit einer obszönen Masche vor den Busen geknotet ist. Der Mann kommt nach Haus, öffnet die Tür, sieht seine Frau – und fällt vor Erstaunen überfordert in Ohnmacht. Die Szene wirft ein spöttisches Licht auf ein weit verbreitetes Verständnis von Kunst, demzufolge das befreiende Potential des künstlerischen Ausdrucks in der Darstellung nackter Wahrheiten zu finden sei. Nach diesem Kunstverständnis bestünde die Aufgabe der Kunst darin, den vermeintlich nackten Tatsachen die noch verbliebenen Feigenblätter der Konvention zu entreißen. In der vorliegenden Szene wäre eine ‚Enthüllung der nackten Tatsachen’ durchaus keine Subversion, sondern die Annahme einer Gabe, der Vollzug eines Geschenks, doch der gestresste Familienvater ‚kann’ einfach nicht und findet überdies auch keinen Weg, um nicht zu müssen. In einer ironischen Umkehrung der Verhältnisse bestünde die Kunst hier demnach nicht darin, nackte Wahrheiten zu enthüllen, sondern vielmehr in der Verweigerung, die nackte Tatsache als Gabe zu begreifen und angesichts des ‚künstlerischen’ Geschenks in Ohnmacht zu fallen. T. W.

Kunst als die verhüllte Gabe einer nackten Wahrheit  Einen erstaunlichen Aspekt der Kunst der Verhüllung zeigt eine Momentaufnahme aus dem Film „Die Familie mit dem umgekehrten Düsenantrieb“ (Japan 1984, Regie: Sogo Ishii). Ein gestresster und überforderter Familienvater hastet von seinem überbordenden Arbeitsalltag nach Hause. Die anstrengende Alltagsroutine hat ihn das Besondere dieses Tags völlig vergessen lassen: Er hat Geburtstag, doch er weiß es nicht. Seine Frau dagegen hat sich wohl erinnert, sie erwartet ihn zu Hause und hat ein ganz besonderes Geschenk vorbereitet – sich selbst. Mit Hilfe äußerst reduzierter 017


018


019


Wiens, die Orte sind gleichzeitig Teil der Präsentationen und werden von den DiplomandInnen selbst gesucht. Immer wieder werden Orte gewählt, die nicht von vorne herein für Kunstpräsentationen definiert sind und von den DiplomandInnen erst zugänglich gemacht werden müssen. Im Unterschied zu den staatlichen Kunstuniversitäten präsentiert die wiener kunst schule der Öffentlichkeit immer alle Diplomarbeiten des jeweiligen Studienjahres. An acht verschiedenen Orten Wiens zeigten 26 Dip­ lomandInnen aus dem Studienjahr 07/08 ihre Abschlussarbeiten. Alle gestalterischen und organisatorischen Entscheidungen lagen wie immer bei den KünstlerInnen selbst, Lösungen wurden über diskursive Prozesse erarbeitet. Diese ersten Erfahrungen mit selbständigem Ausstellungsmanagement und mit der Möglichkeit, das eigene Werk einem großen Publikum vorzustellen, bot ihnen einen Einblick in ihre Zukunft. Die Diplomverleihung erfolgte im Rahmen eines öffentlichen Festaktes im Stadtschulrat der Stadt Wien. Alle Diplomarbeiten wurden mittels Beamer präsentiert und von Direktor Gerhard Hermanky besprochen. Die Arbeiten zeigten in den meisten Fällen ein sehr hohes Niveau, sodass die wiener kunst schule stolz darauf sein kann, durch ihre kontinuierlich hochwertigen Ergebnisse auf einer Ebene mit den Kunstuniversitäten zu stehen. Daniela Schmeiser

EXIT 08 – ein erfreulicher Rückblick  Der spannende Titel der DiplomandInnenausstellung nimmt vorweg, was auf alle Studierenden zukommt, sofern sie ihr Diplom bestehen: der Austritt aus einem geschützten, darum sehr freien und offenen Experimentierraum hinaus in eine für freischaffende KünstlerInnen in Zeiten wie diesen besonders raue und bedrohliche Wirklichkeit. Die wiener kunst schule verortet die Kunstwerke der DiplomandInnen in die öffentlichen Räume 020


Drucksorten  In Eigenverantwortlichkeit erarbeiteten die DiplomandInnen das Ausstellungskonzept; für die Drucksorten, die über die Ausstellung informieren und die Ausstellung bewerben, wurde ein Briefing erarbeitet, das die Studierenden der Werkstätte Grafik Design, 6. Semester, als Grundlage für ihre Entwürfe verwenden mussten. Die verschiedenen Ausstellungsorte sollten gleichberechtigt behandelt, räumliche Distanzen übersichtlich aufgezeigt werden. Für alle Ausstellungstermine sollte es ein gemeinsames Plakat in A1 geben und zu den Ausstellungsorten je einen Flyer, der Seriencharakter und die Wiedererkennbarkeit waren wichtige gestalterische Kriterien.

Die Studierenden konnten mehrere Entwürfe präsentieren. Eine aus DiplomandInnen bestehende Jury entschied sich für das grafische Konzept von Simon Schmidt. Grundlage seiner Arbeit war ein stark benutzter Stadtplan, auf dem er mit Post-it die verschiedenen Locations, aber auch die Distanzen dazwischen aufgezeigt hat. Auf den Post-it waren jeweils KünstlerInnen, Titel der Ausstellung, Ort, Datum und Uhrzeit handschriftlich notiert. Dies vermittelte den Eindruck von Aktualität und Spontaneität, aber auch einer leichten Ironie der Vergänglichkeit des Kunstschaffens und des Kunst­­ produkts. Brigitte Ammer, Birgit Kerber 021


Flyer und Plakat f端r exit_08 Simon Schmidt 022


023


1

2

Auswahl der eingereichten Arbeiten 1 Andrea Diewald 2 Yvonne Nicko 3 Jingjing Xia 024


DimplomandInnen

3

025


Katharina Blum Graphik

Transidentitäten  Ein Siebdruckkonzept ist im Gender Mainstreaming zu Sexualität und Identität thematisch eingebettet. Katharinas Nebenjob in der rosa lila Villa war wohl der Impuls zur künstlerischen Auseinandersetzung. Durch die liegende Präsentationsform der Einzelobjekte werden nicht nur die zwei geschlechtlichen Ebenen Mann / Frau visualisiert, sondern die Räumlichkeit zwischen den beiden gestalteten Ebenen ergibt graue Schatten, Übergänge, die die Grauzonen der Transidentitäten sichtbar machen. G. H.

026


Renata Darabant­ Graphik

Dekonstruiertes Vermächtnis  Eine Tiefdruckserie entstand als Rück-

blick auf ihre Heimatstadt Großwardein. Fotos bildeten das Ausgangsmaterial, die auf Druckplatten mit Weichgrund übertragen und weiter bearbeitet wurden. Erinnerungen an die Heimatstadt werden fast traumdeutend künstlerisch interpretiert. Trotz des Doppelstudiums an der Kunstschule und der Universität für angewandte Kunst wurde diese autobiographische Fensterserie mit Blick in die eigene Vergangenheit beeindruckend präsentiert. G. H. 027


Nina Fritsche Grafik Design

Die Box, die Kunst macht  Ausgehend von der Vielfalt der Verpackungsmöglichkeiten entsteht ein räumlicher Würfel aus Papier. Die Exaktheit der Schnittstellen und der Prägestellen für die Faltungen der Box wurde in einzelnen Entwürfen und detaillierten Mantelzeichnungen definiert. Die Arbeit entfernt sich vom Verpackungsphänomen hin zu einem zweckfreien Kunstobjekt, das zu einer Fülle neuer Erfindungen im gesamten Designbereich führen kann. G. H. 028


Franz Gloimüller Grafik Design

Koch doch  Der Künstler entwickelt ein neues Kochbuch für die Zeit, in der alle Medien mit Kochshows und Kochduellen überfüllt sind. Beruflich von diesem Metier vorbelastet, erzeugt er ein Kochbuch, das durch eigenwillige Ästhetik und praktische Handhabung besticht und sich an Menschen richtet, die in einer Wohngemeinschaft beheimatet sind. G. H. 029


Silvia Gröbner Bildhauerei

Das Rotlicht des Lebens  In den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde vom russischen Biologen Alexander Gurwitsch eine schwache elek­tromagnetische Strahlung in lebenden Zellen entdeckt. Auch die menschliche DNA ist nach FritzAlbert Popp (International Institute of Biophysics) und Prof. Herbert Klima (Atominstitut der TU Wien) eine Lichtquelle und ein Biophotonenspeicher. Ein für mich interessanter Aspekt ergibt sich aus der empirisch belegbaren Tatsache, dass in Körperzellen durch diese schwache elektromagnetische Strahlung (z. B. als pulsierendes, dunkelrotes Licht bei einer Wellenlänge von ca. 630 nm) ein Informationsaustausch auch ohne Beteiligung chemischer Botenstoffe stattfindet. Das Lichtobjekt, aus 56 Drahtgitterwürfeln (1,5 m x 1,5 m x 2,50 m) bestehend, erwächst aus der physikalischen Tatsache, dass die uns umgebende Materie durch Lichtquanten verbunden und orga­nisch durch pulsierende Biophotonen geordnet wird. Die Gitterstruktur der Würfel erinnert daran, dass auch der materielle Körper als Gerüst für ein freies, schöpferisches Bewusstsein gesehen werden kann: Das Bewusstsein wird durch ein von innen heraus pulsierendes Licht dargestellt. S. G. 030


Aneta Grzeszczyk Grafik Design

ich nicht  Zeigen, nicht zeigen. Sichtbar, unsichtbar. Persönlich, unpersön-

lich. Eine Selbstdarstellung ohne sich selbst darzustellen. Ich bin nackt, mein Körper verschmilzt mit dem weißen Raum, der mich umgibt und macht mich unsichtbar. Das einzige, was man sieht, ist alles, was meine Haut bedeckt, Kleidung, Haare. Aber die sind nur schwarze Flächen, symbolhaft. Jegliche Botschaft, welche die Kleidung transportiert, wird verweigert. Modetrends spielen keine Rolle. Die Kleidung wird erst sichtbar, wenn ich sie in die Hand nehme und bekommt erst Form, wenn ich sie anlege. Gleichzeitig bekommt dadurch auch mein Körper Form. Ich zeige mich, ich zeige mich nicht. Ich bin sichtbar, ich bin unsichtbar. Eine Selbstdarstellung, die sowohl persönlich als auch unpersönlich ist. A. G. 031


Nina Hanousek Malerei & prozessorientierte Kunstformen

KÖRPER-RAUMING  bezeichnet das Begehen,

Erfahren und Wahrnehmen bestimmter räumlicher Situationen, indem der eigene Körper in Relation zum Raum gestellt wird. Rauming beschäftigt sich fast ausschließlich mit Räumen oder Orten, die mit bestimmten Erwartungshaltungen oder allgemeinen Verhaltensnormen belegt sind, versucht sie zu hinterfragen, zu kritisieren oder zu unterstreichen. Die Worte „Räume Raumen“ stehen für den Versuch, bestimmte Räume über die Bewegung im Raum wahrzunehmen und sie neu zu definieren. Unter Rauming-Aktionen versteht man Übungen im Spannungsfeld zwischen funktional definierter Nutzung, Hinterfragen und Miteinbeziehen von Gegebenheiten und dem eigenen individuellen Wahrnehmungsspielraum. Rauming soll anregen, einen Raum auf verschiedenen Ebenen wahrzunehmen. Rauming schlägt vor. Rauming stellt in Frage. Rauming ist improvisiert. Rauming geschieht. Definiert der Körper den Raum oder der Raum den Körper? Kann man mich als Körper im Raum sehen oder werde ich zum Teil eines Raumes? Wie nehme ich mich im Raum wahr? Was passiert mit mir? Was passiert mit dem Raum? Wenn ich mich im Raum befinde, wo befindet sich dann der Raum? N. H.

032


Michaela Holzeis Grafik Design

Kommunikationsprothesen  Das Sprechen als Kommunikationsmittel wird einer Analyse unterzogen, wobei die Füllwörter, die keinen Sinn ergeben, sondern eine phonetische Brücke während eines Gesprächs darstellen, sowohl als Bild als auch als Hörbild erlebbar gemacht werden. Ein mögliches eigenes Unvermögen wird in eine

künstlerische Präsentationsform gebracht. Dabei stellt die Begriffsvermengung Kommunikationsprothese eine Absonderlichkeit in Wort und Bild dar, eine Idiosynchrasie, die der Epistemologie, unserer Wissenslehre entgegengestellt wird. Diese wissenschaftliche und künstlerische Arbeit wird audio-visuell erlebbar. G. H. 033


Alexander Jiresch Bildhauerei

Entleerungen  Drei Objekte, skulpturale Arbeiten aus

verschiedenen Materialien mit innewohnenden Widersprüchlichkeiten, in drei Räumen ausgestellt: Holz mit Goldauflagen, Eternit oder dünnwandiger Beton auf Edelstahlrollen und industrielle Steingutware, WC-Muscheln übereinander gestapelt. Assoziationen aus der Kunstgeschichte drängen sich auf, aber durch die Kombination der drei Skulpturen wird der Blick auf die jeweilige technische Raffinesse und Machart gelenkt. Die Banalität der Dinge zu bearbeiten ist eine thematische Reduktion, die den Blick auf die innewohnenden Sinnlichkeiten verstärkt. G. H. 034


Cindy Konzett Objektgestaltung & temporäre Raumkonzepte

Raumbeschreibung  Cindy schreibt an den Wänden, Decken, Küchenschränken, der Badewan­ ne, an allen Innenraum bezogenen Wohndingen, Raumbeschreibungen im wahrsten Sinn des Wor­ tes. Das Schriftbild ist ein erfundenes, der Duktus der Hand an Schrift eines Kulturraumes zwar erinnernd, aber ohne Wortsinn. Ein Raumerlebnis, welches sich einer Beschreibbarkeit fast entzieht, aber vielfältige Emotionen freisetzt, wird durch eine Fotodokumentation ergänzt, die Schriftgeschichte und reflektierte Recherchearbeiten runden dieses beschriebene Environment ab. G. H. 035


Eva Maria Költringer Räumliches Gestalten

wooden structures  Eine Rauminstallation aus

Durch das Zusammenbrechen der Konstruktion fixieren sich Punkte, die konstruktiv von Bedeutung für die weiteren Auflagen von Holzteilen werden. Am Endpunkt eines Studiums wird ein Experiment zur Methode und zum Inhalt erklärt, das von einem Denkwissen, etwas zweckfrei in eine Gestaltung zu führen, zeugt. G. H.

Bauholz, aber eine unverschraubte Holzarchitektur, hält nur aus ihrer Materialgegebenheit oder sie bricht auch zusammen. Jene statische Herausforderung wird in einer Laborsituation zu klären versucht. Das Ausloten der Möglichkeiten des Materials und seiner Beschaffenheit ist von Interesse. 036


Olivia König Räumliches Gestalten

Der Baustein – ein Quadrat  Diese Arbeit

nimmt an einem Wettbewerb einer großen Firma teil, die vorwiegend Büromöbel bauen. Es wurden innovative Lösungen für Sitz, Arbeits- und Ablagemöbel gesucht, die losgelöst von der Wand funktionieren sollten. Spielerisch und experimentell ist der Zugang der Künstlerin. Sie entwickelt ein quadratisches Modul von 60 cm x 60 cm x 5 cm mit vier unterschiedlichen Einschnitten, die eine Vielzahl an steckbaren Möglichkeiten und Gestal­ 037

tungsvariationen erlaubt und ohne Werkzeug zusammengebaut werden kann. Der Kunde / die Kundin kann sich ein Modellpaket bestellen, welches auch eine Demonstrations-CD enthält, um seine / ihre individuellen Gestaltungswünsche auszuprobieren. Selbstverständlich können die KundInnen nicht nur die zusammengebauten Objekte individuell gestalten, sondern auch die Module selbst bemalen, bedrucken, bekleben, etc. G. H.


Leander Kriconis Interdisziplinäre Klasse

Lichtinstallation  Ausgehend von der Sprache

der Zeichnung, der raumgreifenden Linie, werden die Linien auf einen Lichtstrahl reduziert. Der Lichtstrahl wird raumgreifend über Spiegel gelenkt. Kandinsky schreibt in seinen Bauhausbüchern Punkt, Linie, Fläche, Raum: Eine Linie ist ein in Bewegung gesetzter Punkt. Der Künstler zeigt in seiner Handschrift, wie man die Linie auf den Punkt bringt. G. H. 038


Clemens Kristen Keramik und Produktgestaltung

Teeservice

039


Maria MĂśrtl Keramik und Produktgestaltung

Ohne Titel Steingut, transparent glasiert, Nylonfäden, Eisenplatte

040


Luca Parisini Bildhauerei

the rock  Die Skulptur (aus Ytong) thematisiert den schwierigen Lebens- und Studienweg.

L. P.

041


Victoria Reiffenstein Objektgestaltung und temporäre Raumkonzepte

scheibchenweise  Das Ziel der Arbeit ist die künstlerische Auseinandersetzung mit der eigenen Person. Es geht darum, sich von einer Seite zu präsentieren, die normalerweise nicht gezeigt wird, die Privates und Intimes über die Künstlerin preisgibt, den Mut zu haben, aus sich herauszugehen. Dabei wird der Körper der Künstlerin aus Holzscheiben nachgebaut und „To do“-Listen werden in diesen eingebrannt. Der Körper bzw. die Gedanken werden im Wortsinne scheibchenweise zerlegt und sichtbar gemacht, um sich mit der Frage zu befassen, wie viel man von sich preisgeben will und kann. Wo liegen die Grenzen? V. R. Maße: 210 cm x 110 cm; ca. 50 cm hoch Material: Holz und Glas 042


Florence Edith Schmid Objektgestaltung und temporäre Raumkonzepte

Lebewohl – Installation  In ihrer Installation

hat sie ein ganz persönliches Phänomen ihrer Lebenssituation zu einem Thema formuliert. In ihrem Zimmer in der Wohngemeinschaft, indem sie während ihrer Studienzeit wohnte, welches ihr Lebensraum in diesem Lebensabschnitt war, hat sie das Mobiliar und Gegenstände mit Wachs überzogen, gleichsam konserviert, aber in eine andere Realität entrückt G. H.

043

37


Angelika Schneider Grafik Design

Lipstick  Ein Animationsfilm erläutert Begriffe

wie Schönheitsideal und Schönheitswahn in den Medien. Ausgehend von verschiedenen internationalen Modezeitschriften wird in einer collage­ artigen Situationsbeschreibung unsere Welt des Schönheitskonsums gezeigt. Dabei bewegt sich der Mensch, wie ihn die Werbung am liebsten erlebt, kaufend, gierend nach den neuen Produkten des Life style. Der Film ist von feiner Ironie und nicht moralisierend. Er nimmt das Blättern in diesen Journalen in die Gestaltung auf.  G. H.

044


Astrid Sodomka Malerei und prozessorientierte Kunstformen

50 Spielmöglichkeiten  Das Spielbrett von „Mensch-Ärgere-Dich-Nicht“ wird als Material für Collagen verwendet, die kopiert ihrerseits als Basis für Collagen dienen. So entstehen am bekannten Spielbrett neue Wege, der Spieler bekommt zusätzliche Möglichkeiten zu gehen. Der schrittweise Arbeitsprozess wird sichtbar, indem Spielbrett neben Spielbrett, Collage neben Collage gehängt wird, bis an der Wand ebenfalls Wege erscheinen. Ausgehend von der Frage: Wenn du einen Weg betrittst, fällt dann der andere weg?“ widmet

sich die Arbeit den anderen (Lebens)wegen und -modellen, die man nicht gegangen ist bzw. nicht verwirklicht hat und der Sehnsucht nach dem nie Gewesenen. Die Felder des Spielbretts stehen hier für den Lebensweg, die Abzweigungen für Entscheidungen. Die Collage stellt durch schrittweise vollzogene, kleinste Abweichungen eine Neuordnung des bekannten Verlaufs her. Der Lebensweg wird als Resultat einzelner Entscheidungen charakterisiert und entfernt sich somit von der vorhersehbaren Form des Spielfelds. A. S. 045

39


Ivonne Spitzer Objektgestaltung und temporäre Raumkonzepte

Wildwuchs  Eine Frau steht inmitten einfärbi­

ger großer Stoffmengen, mittels Luftzufuhr beginnen sich Stoffballons zu bilden, die sich ungesteuert in den Raum ausweiten. Trotz des Versuchs, den Wildwuchs einzudämmen, wuchern die Formen aus, die den Betrachter zurückdrängen wollen. Ein leichtes, fast spielerisches Objekt entsteht hier, wobei die ästhetische Erlebbarkeit irritiert wird, da im Umfeld der Künstlerin mehrere Menschen an Krebs erkrankt sind. Aus dieser persönlichen Betroffenheit ergibt sich eine innewohnende Diskrepanz zur Ästhetik der Arbeit. G. H. 046


Stella Steiner Bildhauerei

Struktive – temporäre Rauminstallation

Eine struktive Rauminstallation verbindet Zeichnung und Skulptur. Geometrische Grundformen als Gerüst, die gleichsam die Zeichnungen tragen, ergeben die Form aus geraden Linien, die auf den bezeichneten Acrylplatten in kurvige, dichte, zeichnerische Flächen münden. Diese sind jedoch transparent und lassen auf bezeichnete Räume dahinter blicken. Jede Standortveränderung er­zeugt ein neues Ambivalent von strukturierter skulpturaler Raumzeichnung. G. H. 047


Katharina Trieb Graphik

Siebdrucke  Eine Siebdruckserie von

lebens­großen Selbstdarstellungen zeigen Katharina Trieb in verschiedenen Outfits. Das bearbeitete großformatige Papier ist auf riesige Kleiderhaken montiert, die wie Selbstporträts aus ihrem Kleiderschrank wirken. G. H.

048


Jingran Wang Grafik Design

Corporate Design   Das umfangreiche CD für

eine Fast Food-Kette besticht durch eine Vielzahl gestalteter Elemente, durch die innewohnende Logik und die praxisnahe Verwendbarkeit. Darüber hinaus liegt es als druck- und produktionsreifes Ergebnis inklusive der dazugehörigen Homepage vor. G. H. 049


David Wünsch Graphik

Zwei Kunstbücher  Selbstgebundene, über-

dimensionale Bücher thematisieren die eigene Hand, wobei die Zeichnung der linken Hand eine Monotypie auf der Blattrückseite erzeugt und hier zum Abbild der rechten Hand wird. In fast eineinhalb Jahren sind so hunderte Blätter mit verschiedenen Gesten und farblicher Wirkung entstanden, die nun ausgewählt in zwei großen Büchern vorliegen. Zusätzlich drängt sich inhaltlich die Intelligenz der Hände auf, die das ausführende Werkzeug der Bildenden Kunst sind. G. H. 050


Tanja Zarka Grafik Design

Wir helfen verstehen  Das Bienenhaus ist

eine soziale Einrichtung für Kinder, die besondere Betreuung benötigen. Die für drei Altersgruppen konzipierten Folder dienen zur Erstinformation für die Betroffenen und finden im therapeutischen Bereich Verwendung. Durch Aufklappen der Folders wird dieses Medium zum Leitbild, das von den Kindern individuell gestaltet werden kann. Viele Gespräche mit den Verantwortlichen vor Ort waren notwendig, um dieses einfühlsame und identitätsstiftende Projekt für die verschiedenen Altersgruppen von Kindern zu realisieren. Die ausgewählten Bildbeispiele zeigen auch, dass es funktioniert und bereits angenommen wird. G. H.

051


052


Verpackung und Befreiung – Die Kunst der Entfesselung  Ein viel-

für politisch beengende Situationen: Einen seiner größten Erfolge feierte Houdini im zaristischen Russland, als er erfolgreich einem Gefangenentransport nach Sibirien entfloh und hinterher öffentlich erklärte, dass er zwangsläufig in die sibirischen Lager gebracht worden wäre, hätte er sich nicht glücklich befreit. Damit wurde der kleine Mann, der so souverän seiner Fesseln spottete, im repressiven Zarismus zum viel bejubelten Freiheitshelden. Aber auch Houdini war nicht nur Künstler im Sinne eines virtuosen Könners, sein entscheidender Einsatz bestand vielmehr in einem hartnäckigen Nicht-Müssen: Er wollte partout nicht glauben müssen, dass Entfesselungskünstler und andere Magier mit höheren Mächten im Bunde wären und war Zeit seines Lebens ein bedeutender Berater des Untersuchungsausschusses für spiritistische Phänomene im US-Kongress. Als früher ‚Ghostbuster’ forschte Houdini betrügerische Spiritisten aus und machte die Aufklärung über deren Machenschaften zum fixen Bestandteil seiner Shows. Die us-amerikanische Alltagssprache bewahrt eine Erinnerung an diese doppelte Befreiung aus physischen und metaphysischen Fesseln im Wort ‚houdinize’, einem Synonym fürs Flüchten. T. W

fach unterschätzter, aber durchaus spektakulärer Aspekt des Verpackens manifestiert sich in seinem Gegenteil, im Auspacken. Die Befreiung eines Gegenstands aus seiner Verhüllung gestaltet sich insbesondere dann dramatisch, wenn der zu befreiende Gegenstand der menschliche Körper selbst ist und der Ruhm der VirtuosInnen dieser Art von Befreiung wurde bisweilen legendär. So war etwa Harry Houdini, ein Entfesselungskünstler österreichisch-ungarischer Herkunft, neben Sarah Bernhardt einer der bekanntesten Stars des beginnenden 20. Jahrhunderts. Houdini befreite sich erfolgreich aus geschlossenen Wassertanks, in die er mit Handschellen und Ketten gefesselt eingetaucht wurde und er steigerte die Attraktion seiner Zirkuskunst bis zur Lebensgefahr, indem er sich mehrfach gefesselt in Flüsse stürzen ließ. Der Fall Houdinis beweist auch, dass die Meister der Entfesselung durchaus auch legendäre Erfinder von Verpackungen waren: Der Entfesselungskünstler hielt ein Patent auf eine Zwangsjacke, aus der er sich in Schwindel erregender Höhe kopfüber an Kränen hängend befreite. Wichtiger noch als diese technische Variante seines Könnens war jedoch sein soziales Gespür 053


054


Alumni

055


Ausstellungen / Projekte (Auswahl): 2006, Economy Class, Gruppenausstellung mit Gerald Zahn, Alliance Francaise, in Nairobi, Afrika. 2005, Reizend, Einzelausstellung, Artbits Galerie, Wien. 2004, Act de Identitate, Performance von Raluca Jacono-Muntean, Visual und Dokumentarfilm in Koproduktion mit Gerald Zahn, in Timisoara, Rumänien. 2003, Pornoweihnachtskugeln, Objekte in Koproduktion mit Gerald Zahn, Wien.

Anita Körber Geboren 1973 in Klosterneuburg 1996 Diplom an der wiener kunst schule Werkstätte Malerei und Graphik Lebt und arbeitet heute in Wien Mehr Informationen über Anita Körber (Anita Land) unter: www. anitaland. at

056


Foto, Video, Malerei, Visuals, Performance, Kunst im öffentlichen Raum, Design, Urban Entertainment, Websites, Sponsoring, mixed media Installationen […] – nahezu grenzenlos ist Anitas Bandbreite. Kaum ein Genre, das sie nicht schon einmal vertreten hat. Die, wie oben verdeutlicht, oftmals stark multimedial arbeitende Künstlerin hat neben ihrem Studium an der wiener kunst schule auch ein Studium an der Akademie für bildende Künste in Wien (Bildhauerei und Fotografie) und an der Hochschule für Gestaltung in Berlin (Fotografie und Siebdruck) absolviert. Ihr Interesse gilt der Abstraktion ausgewählter Alltagsgegenstände, bzw. den Inhalten der Unterhaltungsindustrie. Sie zerpflückt diese dabei gerne und positioniert neu, indem sie sie aus dem Zusammenhang reißt und in einem völlig anderen Kontext wiedergibt. Aktuell arbeitet Anita an Prototypen für neue Stickarbeiten. Dabei verwendet sie Symbole aus der Waffenindustrie und andere Statussymbole der Industriewelt und arbeitet diese in gebrauchte Geschirrtücher, Handtücher und Stoffservietten ein. Diese seien jedoch „noch nicht ganz ausgereift“, wie sie es selbst bezeichnet und somit dürfen wir auf viele weitere, spannende Arbeiten hoffen. Anita Barilits 057


Stefan Bauer Geboren 1961 in Gloggnitz 1997 Diplom an der wiener kunst schule Werkst채tte Malerei und Graphik Lebt und arbeitet heute in Gloggnitz 058


Stefan begann gleich nach dem Abschluss 1997 seine Arbeit im Kunst- und Kulturmarkt – eine Ausstellung in Gumpoldskirchen in der alten Zimmerei mit RCM Design und Pro GrafiX bot den Startschuss. Seine Inspiration holt sich Stefan heute in der Natur. Außergewöhnliche Oberflächenstrukturen begeistern ihn ebenso wie prachtvolle Landschaften. Naturstudien, Skizzen und Fotografien stellen die Grundlagen dar, seine Sinnesorgane stellen eine Verbindung zwischen Innen und Außen her. Diese werden bewusst vergessen, um dann von Innen heraus eigene künstlerische Interpretationen zuzulassen. Eine Studienreise nach Cornwall (GB) im Frühjahr 2008 führte den naturnahen Künstler wieder einmal ins unwegsame Gelände, um Farb- und Lichtstimmungen zu studieren, was für seine Arbeiten nicht nur wichtig, sondern unerlässlich ist. Interessante Nebenprojekte, wie etwa die LogoGestaltung bzw. die Cartoonzeichnungen für das Magazin„Biker“, sowie Mal- und Zeichenworkshops im Kulturverein Enzenreith bieten eine Nebeneinnahmequelle und einen abwechslungsreichen Arbeitsalltag. Stefan ist derzeit als freischaffender Künstler, Kunstdrucker, Cartoonist und Kunstvermittler im In- und Ausland tätig. Seit zwei Jahren ist er Mitglied der IG Bildende Kunst in Wien und seit kurzem bei der Kulturvernetzung NÖ. Anita Barilits

Ausstellungen / Projekte (Auswahl): 2008, Ankauf eines fünfteiligen Konvoluts Toy Run aus den Biker-Karikaturen, Karikaturmuseum Krems Vernissage: 2. 4. 2009, 19:00, Galerie am Stier­ graben in Neunkirchen, (Einzelausstellung) 2009, Gemeinschaftsausstellung mit Haydar Celik, in Istanbul, Türkei (in Planung). Diverse Gruppen - und Einzelausstellungen, 1992 – 2008, Austria Center in Wien, Laufwerk in Wien, Galerie Wohlleb in Wien, Schloss Mikulov in Tschechien u. v. m.

Der gelernte Schlosser Stefan hat seine, in der Arbeit oftmals unterdrückte Leidenschaft zur Kunst und Malerei in einem Seminar in Reichenau an der Rax von Wolfgang Männer unter der Schirmherrschaft von Ernst Fuchs (wieder-)entdeckt. Er begann 1992 an der wiener kunst schule mit der Verwirklichung seines Lebenszieles, als Künstler zu arbeiten und als Künstler zu leben. Diese Zeit war wichtig für seine individuelle Selbstfindung und für die Stilprägung seiner Arbeiten. 059


Ausstellungen / Projekte (Auswahl): 2008, KĂśrperwelten, Einzelausstellung, Galerie Wolfrum in Wien 2008, KursleiterKreative Sommerwochen, Perchtoldsdorfer Kreative Kunst und Kultur, Burg Perchtoldsdorf 2003, Wer, wenn nicht Er? , Einzelausstellung, Galerie Ariadne in Wien seit 1999, Lehrauftrag, Akt- und Bewegungsstudien, wiener kunst schule in Wien

Udo Hohenberger Geboren 1967 in Spittal an der Drau 1997 Diplom an der wiener kunst schule Werkstätte Malerei und Graphik Lebt und arbeitet heute in Wien

060


Durch die intensive Betreuung der Werkstätte Malerei durch Gerhard Hermanky, den aktuellen Direktor der wiener kunst schule, war eine optimale und äußerst produktive Plattform für Kunst und Kommunikation gewährleistet. Die individuelle Förderung der Studierenden der Klasse Malerei war dadurch, laut eigenen Aussagen dieser Studierenden, garantiert. Udos abstrakte Werke werden maßgeblich von Akt, Figur und Bewegung beeinflusst. Seine Bilder wirken überaus rhythmisch, dynamisch, spontan und stimmungsvoll. Er versucht so weit als möglich intuitiv zu arbeiten und sich nicht von seinem Kopf, sondern von seinen Emotionen dirigieren zu lassen. „Der Kopf entscheidet nur, wann ein Bild fertig ist. Der Moment des Aufhörens ist der schwierigste, weil nur zu schnell ein Bild tot gemalt ist. […]“ Körperteile scheinen auf seiner Leinwand schier umher zu fliegen und gleichzeitig in sie einzutauchen. Immer wieder scheinen die von einem starken Duktus geprägten Zeichnungen durchzudringen. Der Künstler hatte es aufgrund seines unverkennbaren Stils und seiner ausdrucksstarken künstlerischen Persönlichkeit nach Absolvierung der wiener kunst schule nicht schwer, erfolgreich im Kunstmarkt Fuß zu fassen. Unzählige Ausstellungen und Projekte prägen seinen Lebenslauf und nicht zuletzt seine Kunst. Anita Barilits 061


062


063


064


Einer solchen Haltung, in der die Welt durch eine neue Hülle verschönert wird, galt schon in 1930er Jahren Walter Benjamins Spott. Er schrieb damals in seiner Kleinen Geschichte der Fotografie: „Je mehr die Krise der heutigen Gesellschaftsordnung um sich greift, je starrer ihre einzelnen Momente einander in toter Gegensätzlichkeit gegenübertreten, desto mehr ist das Schöpferische (…) zum Fetisch geworden (…). ‚Die Welt ist schön’ - genau das ist ihre Devise“. Auch er stellt dabei ein bestimmtes künstlerisches Können einem Nicht-Können polemisch gegenüber, namentlich „die Haltung (…), die jede Konservenbüchse ins All montieren, aber nicht einen der menschlichen Zusammenhänge fassen kann, in denen sie auftritt“. In dieser Weise möchte eine Welt sich feiern, die sich in der (verpackten) Oberfläche erschöpft, doch auch eine künstlerisch verschönerte und ästhetisch verhüllte Welt kann durchaus tödliche Konsequenzen haben: Während Christo und Claudes Projekt „Umbrella“ (1991), in dem Kalifornien und Japan mit mehr als dreitausend gelben und blauen Schirmen von fast zweitausend HelferInnen ‚verpackt’ wurden, streifte einer mit dem Schirm eine Hochspannungsleitung und eine andere wurde von einem Schirm gestreift, den eine Windböe umblies. Beide kamen dabei ums Leben. T. W.

Verpackung als Kunst mit letalen Folgen  Überlegungen zu Kunst und Verpackung stoßen unweigerlich an die Arbeiten von Christo und Jeanne-Claude. Dabei sieht sich jede Reflexion der in immer größeren Dimensionen angelegten künstlerischen Verpackungen mit der hartnäckigen Weigerung der beiden konfrontiert, ihrem Werk eine andere Bedeutung zuzumuten, als jene der unmittelbaren Schönheit. Diese Verpackungskunst wäre ihrer eigenen Einschätzung nach durchaus keine „Of­­ fenbarung durch Verbergen“ (die etwa der Kritiker David Bourdon darin vermutet), sondern nichts als der bescheidene Versuch, die Welt zu verschönern. So urteilt Jeanne-Claude über ihr gemeinsames Werk mit Christo: „Wir wollen Kunstwerke der Freude und der Schönheit schaffen, die wir erbauen, weil wir daran glauben, dass sie schön sind.“ 065


Photo B  Im Sommersemester 2008

lag der Schwerpunkt der Lehrveranstaltung auf Wunsch der TeilnehmerInnen auf Modephotographie. Dieses Thema wurde dabei zum Anlass genommen, die vielfältigen und allgegenwärtigen Erscheinungsformen dieses Genres kritisch zu hinterfragen und auch die Schat­ tenseiten des Metiers zu beleuchten. In diesem weit gefassten Kontext ist die Serie von Anita Barilits zu sehen, die sich in ihrer Serie „Lookisms / Fashion Victims“ sarkastisch zu standardisierten Bildvorstellungen dieser Industrie äußert und die auf dem Altar global konformer Schönheitsvorstellungen geopferten Essgewohnheiten vieler junger Leute zu bösen Fratzen gerinnen lässt. „Lea untitled“ von Viktoria Kühn hingegen zeigt uns noch die kindliche Unbekümmertheit in Bezug auf diese skeptischen Facetten, ein Mädchen (Lea, die sich vergeblich Bemühende(?)) als Prinzessin, Ideal romantischer Sehnsucht, in an Palmers erinnern­ dem Tryptichon. Thomas Reinagl, Lehrveranstaltungsleiter 066


Anita Barilits, Interdisziplinäre Klasse

Lookisms / Fashion Victims   Bekannte Posen aus der Mode- und

Werbefotografie wurden kritsch-ironisch studiert, umgesetzt und in den Kontext von heute gängigen Schönheitsidealen gebracht. Dabei entstanden Aufnahmen, welche mitunter Bezug zu häufigen Essstörungen in den oben genannten Branchen nehmen. Modell: Marie-Therese Amtmann 067


Victoria Kühn, Grafik Design

Träume, die in deinen Tiefen wallen, aus dem Dunkel lass sie alle los. Wie Fontänen sind sie, und sie fallen lichter und in Liederintervallen ihren Schalen wieder in den Schoß. Und ich weiß jetzt: wie die Kinder werde. Alle Angst ist nur ein Anbeginn; aber ohne Ende ist die Erde, und das Bangen ist nur die Gebärde, und die Sehnsucht ist ihr Sinn – Rainer Maria Rilke 068


Berufsbild KünstlerIn  Die öffentliche Vortragsreihe der wiener kunst schule. Die jüngste Studie Zur sozialen Lage der Künstler und Künstlerinnen in Österreich (bm:ukk 2008, von Schelepa, Wenzel und Wohlfahrt unter Mitarbeit von Mostetschnig) gibt den mittleren Stundenlohn für Künstler mit 6,43 Euro und für Künstlerinnen mit 5,55 Euro an. Um diese Werte zu ermitteln, wurden sämtliche Einkünfte der KünstlerInnen zusammengezählt, unabhängig davon, ob diese durch künstlerische oder andere Tätig-

keiten verdient wurden und die (fiktive) Annahme grundgelegt, dass sich alle KünstlerInnen fünf Wochen bezahlten Urlaub im Jahr leisten könnten. Gerade mal ein Viertel aller in Österreich künstlerisch Tätigen können von den Einkünften ihres künstlerischen Schaffens leben, die große Mehrheit ist gezwungen, das Lebensnotwendigste in kunstnahen oder kunstfernen Arbeitsverhältnissen dazuzuverdienen (und ein gutes Drittel all dieser Arbeitsverhältnisse dauern nicht länger als einen Monat). Diese Daten sind eine wissenschaftliche Bestätigung von subjektiv längst gefühlten Eindrücken und schaffen ein Verständnis dafür, warum Künstlerinnen und Künstler oft als Musterbeispiele für neue Selbständigkeit gelten und bisweilen als Ideale einer zunehmenden Prekarisierung dargestellt werden. Mit dem Begriff der Prekarisierung werden Produktionsweisen angesprochen, die auf kommunikative und kognitive Fähigkeiten bauen, hohe Flexibilität im Einsatz der Arbeitskräfte verlangen und damit ein permanentes und kreatives Reagieren auf Unvorhergesehenes erfordern. Von KünstlerInnen wird wie selbstverständlich vorausgesetzt, dass sie ihre gesamte Persönlichkeit, ihren Intellekt, ihr Denken, ihr Ausdrucksvermögen und ihre Affekte in den Produktionsprozess mit einbringen; gerade diese Voraussetzung qualifiziert sie als VirtuosInnen der prekarisierten sozialen Verhältnisse. Wenn es zutrifft, dass Politik durch eine Kunst der Darstellung bestimmt wird, dann ist diese Virtuosität von KünstlerInnen im Wesentlichen politisch und zwar unabhängig davon, ob poli069


tische Anliegen im jeweiligen künstlerischen Werk manifest werden oder nicht. Die Vortragsreihe  „Berufsbild KünstlerIn“ verschafft diesem Verständnis von Kulturpolitik einen öffentlich zugänglichen Raum, in dem geladene Kunstund KulturproduzentInnen in Form von Vorträgen, Gesprächen und Diskussionen über ihre künstlerischen Arbeiten, Unternehmungen und Forschungen berichten und nicht zuletzt darüber, welche sozialen, ökonomischen und rechtlichen Begleitumstände diese Arbeit bestimmen, befördern oder erschweren. Über die jeweilige persönliche Situation der Vortragenden, die im Spannungsfeld von Urheberrechten, Kulturressorts, Förderanträgen und Kunstvermarktung gefordert sind, sich ihre Zugänge zur künstlerischen Produktion offen zu halten, wird Einblick in die Rolle von Kunst und Kultur in Gesellschaft, Wirtschaft und Staat gewährt. Tom Waibel, Lehrveranstaltungsleiter

„Berufsbild KünstlerIn“ findet jeden Mittwoch ab 17:30 Uhr an der wiener kunst schule in Zusammenarbeit mit der künstlerischen Volkshochschule statt und wird von Tom Waibel kuratiert. 070


ma‘am made  „Laughter in the face of serious categories is indispensable for feminism.“ (J. Butler) Nach etwa 40 Jahren feministischer Strategien im Kunstbereich stellen sich manche Fragen immer aufs Neue: nach der Sichtbarkeit weiblicher und queerer Kunstproduktion, nach der Konstruktion von Körperbildern, nach Blickstrukturen und Bedeutungsproduktion. Andere Fragen scheinen erst jetzt dringlich: Wie können wir auf Arbeiten und Strategien reagieren, die bereits etabliert scheinen? Wie auf die Tatsache, dass Konsumkultur und Werbung bestimmte Bilder bereits einverleibt und in ihre Art der Stereotypenbildung eingespeist haben? Wie auf den gap zwischen informierter Minderheit und Öffentlichkeit, die von einer vordergründigen Gleichstellung der Geschlechter ausgeht? Und schließlich: Auf welche Art und Weise können immer noch vor-

herrschende Blickstrukturen und Bildmuster durchbrochen werden? Wo sind die Lücken und offenen Stellen, die besetzt und performt werden können? Wir begreifen Feminismus als Denkweise, die in verschiedenen Disziplinen anwendbar ist; als eine Form, Kritik und Fragen an ein System zu formulieren, das nach wie vor von patriarchalen Strukturen geprägt ist und somit per se eigentlich keinen Platz für Frauen bietet. ma’am made will Fragen aufwerfen, versucht Bilder umzudeuten und Positionen wieder / neu zu besetzen, die schon längst ausverhandelt scheinen. Claudia Slanar, Projektleiterin TeilnehmerInnen: Marie-Therese Amtmann, Anita Barilits, Judith Giefing, Sophie Hatwagner, Mario Kiesenhofer, Lila Lee, Victoria Rowley, Kathrin Schimpfößl, Katharina Trieb und Bitch and a Half.

071


Victoria Rowley, Interdisziplin채re Klasse

A to B as against contrary to as opposed to compared with in contrast to unlike in opposition to as contrasted with distinction to across from opposite to via in the face of with respect to toward versus in comparison with distinction against distinction compared to

Spoken Word Installation Mai 2008 Brainstorm: sex = verbindung/gegensatz Inter/co-dependence Inter/co-existence Selbst채ndigkeit und Abh채ngigkeit 072


Anita Barilits, Interdisziplinäre Klasse In meiner Fotoarbeit „Ich ist ein Anderer“ beschäftigte ich mich mit einer so genannten „Randgruppe“ innerhalb einer Gesellschaft, mit Crossdressern. Männer schlüpfen zeitweise oft, zeitweise weniger oft in die Rolle von Frauen. 073


Judith Giefing, Keramik und Produktgestaltung „weiß.europäisch.männlich“  Vergleich der Anzahl (durch notieren und auflisten der Namen) der genannten männlichen und weiblichen Künstler (aller Epochen) im BROCKHAUS KUNST (Künstler, Epochen, Sachbegriffe), 2006, 3. aktualisierte Auflage, F. A. Brockhaus GmbH Leipzig Männer: vier A3 Seiten Frauen: halbe A4 Seite Tusche auf Papier, 2007 074


Sophia Hatwagner, Interdisziplinäre Klasse

„point de vue“ 2008 Stereophotographien

075


Enter: kunstschule.at  Vor allem auf Wunsch der Studierenden, die die interne Kommunikation intensivieren wollten, wurde heuer erstmals in der Woche vor Schulbeginn vom 24. bis 26. 9. 08 ein dreitägiger Rundgang durch die Werkstätten mit dem Titel „Enter: kunstschule.at“ veranstaltet, der nicht nur einen Überblick der künstlerischen Themen und Techniken herstellen sollte, sondern auch Identitätsstiftungen im Sinne der Herausforderungen und Möglichkeiten eines Studiums an der wiener kunst schule erzeugen wollte. Sowohl Lehrende als auch Studierende zeigten diesmal nur mäßiges Interesse, doch das Pilotprojekt steckt noch in den Kinderschuhen. In Zukunft könnte die externe Kommunikation ausgebaut werden: Nicht nur AbsolventInnen und Fachpublikum, sondern auch Presse sollten eingeladen und interessiert werden, um die künftige öffentliche Wahrnehmung zu steigern. Die Konzentration könnte aber auch darauf gerichtet sein, vermehrt an der internen Kommunikation zu arbeiten und die Veranstaltung erst gar nicht an die Öffentlichkeit zu bringen. Eine weitere Überlegung besteht darin, die Veranstaltungen der wiener kunst schule auf wenige gut durchgeführte zu reduzieren und damit die Qualität zu maximieren. Das würde bedeuten, Veranstaltungen wie „Enter“, die noch nicht wirklich angenommen wurden, wegzulassen. Wie sich die Zukunft von „Enter“ auch entwickeln mag: Für die, die daran teilgenommen haben, war es ein aufschlussreiches und vielfältiges Erlebnis. Daniela Schmeiser, Öffentlichkeitsarbeit 076


077


1

TeilnehmeriInnen: Doris Dittrich, Nina Fritsche, Linda Gaisbauer, Eva-Maria Költringer, Guanwei Liu, Angelika Schneider, Petra Schwarz, Sabine Seierl, Benjamin Steiner, Tanja Zarka, Anita Zecic

In Kooperation mit L’Oréal Österreich  Seit Mitte Mai 2001 bespielen

2

die Studierenden der wiener kunst schule die öffentlich zugänglichen Büroräumlichkeiten der Firma L’Oréal Österreich mit Wechselausstellungen. Einmal im Monat findet eine Ausstellung mit Arbeiten einer Studentin oder eines Studenten statt. Am Ende jeder Ausstellung wird von L’Oréal eine ausgewählte Arbeit angekauft. Jitka Plesz, Projektleitung 078


3

4

1 Sabine Seierl, Bildhauerei Zuneigung 100 x 120 cm 2 Sabine Seierl, Bildhauerei Es wird gut 70 x 100 cm 3, 4 Petra Schwarz, Grafik Design Max und Moritz 3. Streich, 42 x 59,4 cm 079


5

6

5 Bemjamin Steiner, Graphik 6 Linda Gaisbauer, Objektgestaltung und tempor채re Raumkonzepte 080


zeitungsstrips rückführbar, so zeigt sie in der österreichischen Gegenwart noch große Aus- wie Breitenwirkung. Als Beispiel des Wirkungsumfangs erweist sich demnach auch der 2008 erstmals vom bm:ukk in diesem Bereich vergebene Förderungspreis, denn wurde dieser im zusammengefassten Bereich „Karikatur und Comics“ ausgelobt, so waren in der Vergabejury ausschließlich Personen ohne direkten Bezug zur Kunstform „Comic“ vertreten. Sollen hier weder die Verdienste des Siegers (Nicolas Mahler) noch die der Jury angezweifelt werden, so sagt es über die Wahrnehmung und Bewertung von Comic doch sehr viel aus, dass die Vergabejury aus einem Mitarbeiter der Tageszeitung „Kurier“ (Gert Korentschnig), dem Kabarettisten Andreas Vitasek, der Abgeordneten und Volksanwältin Mag. Terezija Stoisits sowie der künstlerischen Leitung des Karikaturenmuseums Krems (Jutta M. Pichler) bestand. So die damit aufrechterhaltene Interpretation von Comic als „humoristische Überzeichnung“ für die Kunstform selbst nicht komisch ist, stellt es folglich eine besondere Herausforderung dar, die Sequentielle Kunst dem geltenden ‚Karikaturen-Irrtum‘ zu entreißen, um sie im Umfeld einer adäquaten öffentlichen Wahrnehmung qualitativ weiter entwickeln zu können. Um eine verstärkte künstlerische Auseinandersetzung mit dem Medium zu ermöglichen, wurde in der Wiener Kunstschule 2008 ein Pilotlehrgang im Fachbereich „Comic – Sequentielle Kunst“ eingerichtet, wobei die Lehrinhalte sowohl auf Fähig-

Katrin Wieser, Malerei und prozessorientierte Kunstformen Eintagsechse

Sequentielle Kunst – Comics anders denken  Comics sind als

„bunte Bildgeschichten“ gemeinhin bekannt. Spricht man über sie, so gerät das Thema – außerhalb von Fachkreisen – rasch in die Befangenheit von Fehleinschätzungen, die von „Belustigungskarikatur in Tageszeitungen“ bis hin zum „populären Kulturprodukt des Mainstream“ reicht. Ist die Befangenheit der „Volksbelustigung“ wohl auf die historische Popularisierung durch Tages081


keiten wie auch auf innovative Entwicklungsmöglichkeiten von Comic zugeschnitten sind. Das Lehrspektrum reicht deshalb von der Entwicklungsgeschichte, den Analysen und Theorien über die Instrumentarien und Narrations-Techniken bis hin zur Möglichkeit des bereichserweiternden ,,Experiments“. Ziele des Lehrangebots sind somit die intensive Wissenserweiterung und der Erwerb praktischer Fertigkeiten wie auch die Möglichkeit, das Medium Comic im Rahmen des Sonderprojekts „ComicLabor“ als ,,Forschungsgegenstand“ mittels interdisziplinären Medientranspositionen zu erfassen bzw. auch weiter zu entwickeln. Angepeilt sind mit dem „Comic-Labor“ Entwicklungsmöglichkeiten, die somit nicht zwingend in den Bereich Animation bzw. filmische Umsetzung münden müssen, sondern die Vielfalt künstlerischer Kommunikationsmedien nutzen. Besonderes Augenmerk wird hierbei auf medienbedingten interdisziplinären Zugang gelegt, denn unter der Sammelbezeichnung „Comics” ist ein komplexes Know-How aus Teildisziplinen zu verstehen. Wie der amerikansiche Comiczeichner und -theoretiker Will Eisner1 hinwies, umfassen diese u. a. sozialpsychologisches Wissen, literarische Fähigkeiten, Typografie und Architektur bis hin zu dramaturgischen Aspekten und grafischen Narrationstechniken. Medienentsprechend ,,vernetzt“ verläuft demnach sowohl die künstlerische Produktion als auch die rezeptive Betrachtung. Durch die (zumeist vorkommende) Verbindung von Text und Bild wer-

den beim Lesen gleichzeitig beide Gehirnhälften aktiviert: Die Bilder aktivieren die rechte Gehirnhälfte (assoziatives, emotionales und ästhetisches Zentrum) – die abstrakten Schriftzeichen fördern eine Aktivität der linken Gehirnhälfte (rationales, logisches, analytisches Zentrum). Genauer betrachtet, verfügt die sequentielle Kunst also über viele qualitätive Fähigkeiten, die es hierzulande noch auszuschöpfen gilt. – Aufgefordert seien somit nicht nur die Studierenden, sich in den Bildsequenzen künstlerisch zu entfalten und diese konturierter zu definieren, sondern auch die Institutionen, sich in den Leerräumen zwischen den ,,Panels“ der künstlerischen Qualität von Comic gewahr zu werden. Insofern hätte das eingangs beschriebene Wahrnehmungsdefizit von Comic in Österreich auch ihr Gutes: denn so könnte sich das bisweilen noch im ,,Karikatur-Dünkel“ liegende Potential von Comic wie auch der Comic-KünstlerInnen bald in ungeahntem Ausmaß entfalten… Und da dies in naher Zukunft liegt, stehen wohl bereichernde Denk- und Sichtweisen zu Comic bevor, die bald auf Kunstmessen zu sehen sein werden. Gabriele Szekatsch, Lehrbeauftragte

Will Eisner: Mit Bildern erzählen (Comics and Sequential Art), ComicPress Verlag, 1995, 160 Seiten

1

082


Vernissage Mikulov

Landschaft  Die Lehrveranstaltung Landschaft fand von 8. bis 15. Juni 2008 wieder in Mikulov statt. Jener Ort in Südmähren, eigentlich aber im nördlichsten Weinviertel, ist in einer der bedeutendsten Kulturlandschaften inmitten von drei Schutzzonen, den nationalen Naturschutzgebieten Pollauer Berge, Thayatal und dem Weltkulturerbe Lednice-Valtice, dem Garten Europas, gelegen. Den Abschluss des Seminars bildete auch heuer wieder eine Ausstellung der entstandenen Arbeiten, die in der Stadtgalerie Mikulov stattgefunden hat. Mikulov ist den Studierenden mittlerweile ein sehr wichtiger Punkt in ihren künstlerischen Bestre-

bungen geworden. Gleich anschließend an das Ende des Studienjahrs und vor dem Start in den Sommer kann man mit Kolleginnen und Kollegen noch einmal gemeinsam tätig sein. In den künstlerischen Arbeiten und Zielvorstellungen der Studierenden steht die Entscheidung, der Natur ihren Realismus oder ihre Abstraktion abzugewinnen. In diesem Spannungsfeld erfolgt die künstlerische Auseinandersetzung und ermöglicht so den Studierenden, im Schaffensprozess eine individuelle künstlerische Positionierung aus der eigenen Natur heraus zu erarbeiten. Gerhard Hermanky, Direktor 083


Bin nicht ganz ohne dich und nicht mal halb wenn du da bist. Bin mir selbst fremd geworden. Suchmodus. Ich w端nschte, ich w端rde dich verlieren, dich nicht mehr sp端ren wollen. Nur mehr mich selbst umarmen und die Welt.

Erweiterte Suche Anita Barilits Interdisziplin辰re Klasse Serie bestehend aus neun Fotografien 084


1440 Mikulov  Daniel Karner, Interdisziplinäre Klasse und Simon Schmidt, Grafik Design

Ohne Titel

Max Cruder Interdisziplinäre Klasse 73 x 153 cm 085


Viktoria Kühn, Grafik Design

Portraits aus einem Zirkusleben  Mit meiner Camera verfolge ich das alltägliche Leben der Zirkusgruppe Tornado. Dabei entstehen Portraits einer Großfamilie, die ausgestattet mit dem Nötigsten von Stadt zu Stadt zieht, um Freude und Staunen in die Gesichter der Menschen zu zaubern. 086


Schmiedeworkshop  Die Technologie des Schmiedens wurde durch den Schmiedemeister Patrik Fangl den Studierenden der Bildhauerei vermittelt. Diese Veranstaltung findet in der Berufsschule für Metall und Glastechnik statt und wird als eine Kooperation beider Institutionen gesehen. Dieses Jahr haben viele aus dem Orientierungsjahr teilgenommen, um in den Genuss zu kommen, das Material Metall und seine Eigenheiten kennenzulernen. Ein weiterer Aspekt des Workshops war, Ideen zu entwerfen und anschließend im Gespräch mit einer Per-

son vom Fach zu kommunizieren. Vermittelt wurden Handwerkstechniken wie die Herstellung von runden Spitzen, Schnörkeln, Verdrehen, Einrollen, Gravieren, Aushauen, Strecken und verschiedene Handgriffe bis zum autogenen Schweißen der einzelnen Stücke. Wir sehen anhand der entstandenen Werke, dass es sehr gut funktioniert hat. Unsere Studierenden haben das Handwerk kennengelernt und es zur Herstellung von Kunst meisterhaft bewältigt. Alle waren vom Schmieden begeistert. Leslie De Melo, Lehrveranstaltungsleiter 087


3

1

2 4

5 088


1 Armina Hatic Bildhauerei Einsamkeit 2 Christopher Jahl Orientierungsjahr Mann und Bewegung 3 Regina L채ngle Bildhauerei Spirale 4 Marlene Hachmeister Bildhauerei Der Wurm 5 Birgit Weinstabl Orientierungsjahr Kopfschmuck

089


1. Willi Dungl Zukunftspreis

Tochter weiter betrieben wird. Unter dem Markennamen „Willi Dungl“ werden Tees, Frucht- und Gemüsesäfte, Müslis und Körperpflegeprodukte vertrieben. Um sich als verantwortungsbewusstes Unternehmen zu positionieren, wurde 2007 der 1.  Dungl-Zukunftspreis ausgeschrieben, dessen Ziel „Visionen leben, fördern und weitergeben“ – die Philosophie von Prof. Willi Dungl – darstellte. Rund zwanzig Studierende der wiener kunst schule nahmen die Einladung zur Kooperation an und produzierten kritische bis zustimmende künstlerische Arbeiten zu „Dungls Welt“, die von 15.1. bis 31. 3.20 08 im Biovitalhotel in Gars am Kamp ausgestellt waren. Die beste Arbeit wurde prämiert: eine zehnköpfige Jury aus Kunst, Medien und Wirt-

Begriffe wie „biologisch“ und „ökologisch“ gehören heutzutage bei Menschen, die bewusst leben und sich gesund ernähren wollen, zur Grundausstattung ihres Vokabulars. Das war nicht immer so. Prof. Willi Dungl, ein bekannter Gesundheitsexperte und Betreuer von Spitzensportlern (daher sein Beiname „Fitness­ papst“) hat maßgeblich dazu beigetragen, dass immer mehr Menschen in ihrem Leben das Zusammenspiel von bewusster Ernährung, Bewegung und seelischer Ausgeglichenheit ins Zentrum ihrer Lebensgestaltung rücken. 1986 gründete er sein Biotrainingszentrum in Gars am Kamp, das seit seinem Tod 2002 von seiner

090


schaft ermittelte die Siegerin. Anja Alturban erhielt € 500,– als Preisgeld und eine Statue von Hans Muhr. Darüber hinaus wurde erfreulicher Weise ein Großteil der Arbeiten vom Unternehmen angekauft, wodurch diese erfolgreiche Kooperation allen in positiver Erinnerung bleiben wird. Daniela Schmeiser, Öffentlichkeitsarbeit

Entspannung, Sport, Vitalität, reines Wasser, Obst und Gemüse aus biologischem Anbau und Yoga zusammensetzt. Die Bilder stellen symbolisch diese Wirkungsbereiche der Philosophie von Willi Dungl dar. Bewusst gewählt waren der Aufnahmeort, ein energetisch wertvoller Ort im Waldviertel, sowie die Modelle, die Liebe, Kraft, Reinheit und Vitalität verkörpern. Die Fotografien sind in weiterer Verarbeitung für Inserate und andere Werbezwecke vorgesehen. Zusätzlich gestaltete ich sechs Werbebilder. Jedes einzelne davon bewirbt ein Produkt von Willi Dungl, dessen Name auch Thema des Gesamtbildes ist. Anja Alturban, Grafik Design

Liebe, Kraft und Energie  Ausgangspunkt meiner Fotografischen Arbeiten war Prof. Willi Dungls Tempel der Gesundheit, der sich aus vielen Wirkungsbereichen wie Ausgleichsbewegung,

091


Katharina Mahel, Räumliches Gestalten

Labor Tiefdruck  Die Studierenden aller Werkstätten haben hier die Möglichkeit, die mechanischen und technischen Verfahren der Kaltnadelradierung, der Strichätzung und der Aquatinta zu erlernen, ihre Ideen und Projekte zu entwickeln und ihren Fundus von Umsetzungsvarianten zu erweitern. Die Techniken des Tiefdrucks lassen sich kombinieren. Alle Arbeitsschritte vom Entwurf über die technische Umsetzung bis zum Druck können in der Werkstätte ausgeführt werden. Die Studierenden sollen fachliche und methodische Kenntnisse erwerben, die sie zur selbständigen Ausübung der Tiefdrucktechniken befähigen. Natalia Weiss, Lehrveranstaltungsleiterin 092


093

Ruth Veres, Grafik Design

Regina L채ngle, Bildhauerei


Lehrveranstaltung Hochdruck

Sabine Seierl, Bildhauerei

Die Lehrveranstaltung Hochdruck mit experimentellem Schwerpunkt versteht sich als innovatives Bindeglied zwischen der Werkstätte Graphik und den übrigen Werkstätten. Parallel zur klassischen Holz- und Linolschnitttechnik erlaubt der Umgang mit experimentellen Verfahren ein interessantes Ausreizen eigener Gestaltungsvorhaben sowie ein konsequentes Weiterentwickeln. Christine Pirker, Lehrveranstaltungsleiterin 094


095

Yvonne Nicko, Grafik Design

Petra Schwarz, Grafik Design


Linda Gaisbauer, Objektgestaltung und tempor채re Raumkonzepte

096


Plastisches Gestalten  Ich war ver-

Hässliche Kunst – hässliche Seele, schöne Kunst – schöne Seele. Seele und Körper. Aus dem Dualitätsgedanken heraus entwickelte Veronika Reiß (Malerei und prozessorientierte Kunstformen) ein Objekt mit dem Titel „The Bitter and the Sweet“. Veronika nimmt Bezug auf den Genderdiskurs: Die Frau als Rolle in der Gesellschaft schafft Unvereinbarkeiten mit dem Wesen Frau. Das Objekt ist aus Silikon. Es enthält Elemente wie Reißnägel, Babytrinksauger und eingebauten Text. Das Objekt besteht aus Brüsten, die auf einen Metallkleiderbügel montiert sind und anziehend und gleichzeitig abstoßend wirken.

blüfft, wie anziehend das Thema Seele für die Studierenden war. Den Begriff SEELE zu erforschen und sie in der Kunst anschaulich zu formen war Ziel dieser Veranstaltung. Wir kennen die philosophischen Diskurse, die zum Thema geführt wurden: Platon, Aristoteles, Descartes, Nietzsche, Goethe, um einige zu nennen. In der esoterischen Literatur boomen die Bücher zum Thema SEELE. Wir können uns den Engeln nähern oder Kontakt mit verschiedene Seelen aufnehmen. Es werden Seminare, Workshops etc. angeboten. Die Kunst wird auch miteinbezogen. 097


Corinna Wrana (Malerei und prozessorientierte Kunstformen) baut eine Architektur mit kugelförmigen Komponenten. Für sie bedeutet Seele Einheit. Wenn wir das Bild anschauen, das sie formte, erinnern wir uns an Behausungen der Wespen, aus Erde geformte Kugeln, die oft an Ecken der Häuser zu finden sind. Corinna stattet den Innenraum mit Flyern, Werbung etc. aus, um auf das Leben in einer Stadt aufmerksam zu machen. Das Werk ist voller Geheimnisse und lebendig gestaltet.

Jennifer Payr (Grafik Design) nennt ihre Arbeit „Von innen zerfressen“. Sie verarbeitet Kunststoff und lässt ihn durch Feuer ausfressen. Das entstandene Objekt verdeutlicht Zustände, die in der Seele durch das Aufeinanderprallen von Emotionen und Gedanken stattfinden. Der Ort dieses Dramas ist die Seele, seine Auswirkungen, wie Jennifer es zeigt, schlagen sich im Körper nieder, diesmal über den Kunststoff transportiert. 098


Des Menschen Seele Gleicht dem Wasser: Vom Himmel kommt es, Zum Himmel steigt es, Und wieder nieder Zur Erde muß es. Ewig wechselnd.

In der Arbeit von Victoria Rowley (Interdisziplinäre Klasse), die den Titel „Ufer des Ursprungs: Wasser/ Seele“ trägt, geht es um die Seele als Reflexion, als Ruhe, als Ausgleich. Durch die Wandlung des Materials mittels verschiedener Substanzen entstehen Prozesse, die sie fotografisch festhält und die Zustände von Wasser mit Bezug auf den Begriff Seele repräsentieren. Es wird ein Hauch der Seele sichtbar gemacht, ohne ihr eine konkrete materielle Form zu geben. Nicht definierbar aber erfahrbar – vom See zur Seele.

Auszug aus dem Gedicht „Gesang der Geister über dem Wasser“ von Johann Wolfgang von Goethe

099


Weiters standen klassische Materialien wie Eisen und Bronze zur Verfügung, die in das Thema einzubeziehen waren. Katharina Mahel kreierte ein neues Wesen, das sie „genmanipulierter Samen“ nennt. Lena Stritter ent­warf einen Vogel, der aus dem Bild heraustritt. 100


Polly Delcheva, Karin Krötlinger und Benjamin Steiner (Graphik) bildeten ein Team und schufen aus dem Dualitätsprinzip ein Werk, das das männliche und das weibliche Prinzip verdeutlichen sollte. Eine Sitzgarnitur entstand. Das sind nur einige der künstlerischen Aussagen zum Thema. Die Arbeiten sind detailliert ausgeführt und haben Wirkung. Leslie De Melo, Lehrveranstaltungsleiter 101


Ueber:reuter Kalender 2009  Die Druckerei Ueberreuter veranstaltet jährlich einen Wettbewerb zur Bildgestaltung von zwölf Seiten eines Kalenders, der an Kunden und andere für das Unternehmen wichtige Personen überreicht wird. Pro Bild, das veröffentlicht wird, erhalten der Künstler  /  die Künstlerin jeweils € 200,– Prämie. Das diesjährige Thema lautete „Abstrakt“. Der Kalender 2009 wurde am 6. 11. 20 08 im Odeon präsentiert, wo die ATV-Moderatorin Niki Fuchs die teilnehmenden KünstlerInnen kurz interviewte. Etwa 300 wichtige Kunden wurden zu diesem Event erwartet. Yvonne Nicko aus der Werkstätte Grafik Design der wiener kunst schule gestaltete das Kalenderblatt Jänner, das den Titel „Synthetic Hair“ oder „Die Kunst, sich in die Haare zu kriegen, ohne die Frisur zu zerstören“ trägt. Ausgangsmaterial waren synthetische Haarteile, die in der Druckerpresse landeten. Diese Hochdrucke wurden digitalisiert und am Computer weiterbearbeitet. Das Kalenderblatt wurde mit einer Irodin-Lackierung gedruckt, was ihm je nach Lichteinfall einen zarten, kupferfarbenen Schimmer verleiht. Kalendarium, Name der Künstlerin und Bildtitel wurden mit einer metal-

lischen Folie geprägt, um die Lesbarkeit zu verbessern. Jedes Kalenderblatt weist unterschiedliche, auf das Bild abgestimmte Druckveredelungen auf, um den BetrachterInnen, insbesondere den Kunden der Druckerei Ueber:reuter, das breite Sortiment an Druckveredelungen näherzubringen. Daniela Schmeiser, Öffentlichkeitsarbeit 102


more4all EUROPAPIER diary 08/09

kommenden Bedruckstoff verknüpften. Entstanden ist eine außergewöhnliche Kombination aus bildender Kunst, Papier und Drucktechnik. Der Kalender wurde in zehn verschiedenen Druckereien Österreichs produziert, beinhaltet Papiere von 19 Lieferanten und findet alljährlich Anerkennung in der Kreativszene. Insofern ist das fertige Produkt nicht nur die erste Eigenwerbung für die jungen Kreativen, denen jeweils die Nebenseite des von ihnen gestalteten Kalenderblattes zur Verfügung steht, sondern auch ein Markenzeichen für die hohe Qualität der heimischen Druckereien. Die Präsentation fand am 23. 9. 2008 in der Passage Galerie des Wiener Künstlerhauses statt.

Der kreative Kalender von Europapier ist nach sechs Jahren bereits eine Art Tradition geworden. Die Idee aus dem Jahr 2002, einen Kalender zur Musterpräsentation und Imagepflege sowie als Präsentationsplattform für grafische Ausbildungsstätten zu nutzen, gelang der Europapier mit hervorragendem Erfolg (mehrmalige Auszeichnungen bei der Internationalen Kalenderschau in Stuttgart). Dieses Jahr hat Europapier die Zusammenarbeit mit den Studierenden der wiener kunst schule, Werkstätte Graphik, unter der Projektleitung von Mag. Georg Lebzelter realisieren können. Die Studierenden lieferten eine ganze Palette an Ideen, die sie eng mit dem für den Kalender zum Einsatz

Georg Lebzelter, Projektleiter 103


In Städten geschehen seltsame Dinge Judith Vrba

Der Totentanz  Hans Neumayer (Hans Holbein d.J.) 104


Freisinn   Martin Bischof

Rotkäppchen  Sarah Hundegger 105


transX  Katharina Blum

Hornhühner  Benjamin Steiner 106


Formenbau und Modellbau sind Fachgebiete, die in der Umsetzung und Herstellung von Modellen und Protypen in der Bildhauerei, Keramik, Produktgestaltung, Architektur und in den verschiedensten Bereichen der Industrie eingesetzt und praktiziert werden. In den künstlerischen Gebieten dient der Formenbau und das damit verbundene Modelldenken dazu, Entwürfe, Artikel, Mechanismen und darzustellende Objekte einer dreidimensionalen Präsenz zuzuführen. Von der Idee zum Entwurf Vom Entwurf zum Modell Vom Modell zum Objekt Hermann Seiser, Lehrbeauftragter 107

Max Cruder, Interdisziplinäre Klasse Positiv/Gips Negativ/Form


Skulptur Regina L채ngle, Bildhauerei Porzellan

Figurenserie Katharina Mahel Interdisziplin채re Klasse Porzellan/engobiert 108


Porzellanfiguren Jingjing Xia, Grafik Design

engobiert/glasiert

Before Color Victoria Rowley Interdisziplin채re Klasse Porzellan /engobiert/glasiert 0109


0110


Michaela Holzeis

Informationsbroschüre  Woher kommen wir? Wer sind wir? Wohin gehen wir? Wen wollen wir erreichen? (ältere, jüngere oder alle Menschen?) Wie erreichen wir diese? (frech, flott, seriös?) Solchen und weiteren Gewissensfragen stellen sich die Studierenden der Werkstätte Grafik Design mutig Jahr für Jahr und versuchen, den Ansprüchen einer zeitgemäßen und inhaltlich entsprechenden Grafik gerecht zu werden. Ein solches Druckwerk soll über die Schule allgemein, den Ablauf des Studiums, sowie des konkreten kommenden Studienjahres und über die einzelnen Werkstätten, deren Inhalte und didaktische Grundsätze informieren. Das Gesamtkonzept, das die Gestaltung, die technische Aus-

führung und die Produktion beinhaltet, wird als interner Wettbewerb ausgeschrieben und auf der Grundlage dieser Wettbewerbsausschreibung entscheidet sich, welcher Entwurf realisiert wird. So arbeiten die Studierenden der Werkstätte Grafik Design schon während ihres Studiums für die Praxis und lernen, sich zu bewähren. Die Infobroschüre 08/09 wurde von Michaela Holzeis realisiert. Sie geht davon aus, daß die wiener kunst schule „anders“ ist und thematisiert somit die Individualität dieser Ausbildungsstätte, auf deren Einzigartigkeit gar nicht oft genug hingewiesen werden kann! Daniela Schmeiser, Öffentlichkeitsarbeit 111


Eingereichte Arbeiten  1 Aneta Grzeszczyk  2 Angelika Schneider  3 Tanja Zarka

1

2

3

112


Tag der offenen Tür  Einmal im Jahr eröffnet sich die Möglichkeit, hinter die Kulissen der wiener kunst schule zu schauen. Die Werkstätten stellen ihre Aktivitäten und Arbeitsweisen vor, ihre Inhalte und Ergebnisse werden transparent gemacht und sowohl zukünftigen Studierenden als auch allgemein interessierten Personen wird die Einzigartigkeit der wiener kunst schule in einer harmonischen Zusammenarbeit von Lehrenden, Studierenden und Direktor nahegebracht. Bei Rundgängen erlebte man von Präsentationen über Filmvorführungen und Ausstellungen von künstlerischen Werken bis zu Einblicken in einzelne Lehrveranstaltungen ein vielfältiges Tagesprogramm. Daniela Schmeiser, Öffentlichkeitsarbeit 113


114


Durch Beschriftungen der einzelnen Werkstätten wurde mehr Übersicht für die BesucherInnen geschaffen, Plakate und Folder machten nicht nur auf diesen besonderen Tag der wiener kunst schule aufmerksam, sondern sorgten gleichzeitig für ausreichende Information. Die Wiener Linien hatten einen Shuttlebus bereitgestellt, der unsere Gäste vom Hauptgebäude zur Expositur und zurückbrachte. 115


Speziell für diesen Tag und zur Erinnerung für die BesucherInnen produzierten die Studierenden verschiedene Buttons. Das Highlight waren zweifellos die Herzbuttons mit dem Portrait des Direktors, denn die Nachfrage war so groß, daß sie nach kurzer Zeit ausverkauft waren. Gerüchten zufolge steigen die Schwarzmarktpreise stetig. Daniela Schmeiser, Öffentlichkeitsarbeit

116


117


118


Druckgraphikpreis 2008 Die Fachjury, bestehend aus Eva Hradil (Künstlerin), Zekerya Saribatur (Universität für angewandte Kunst) und Andreas Ortag (Graphische Lehr- und Versuchsanstalt) verlieh den diesjährigen Preis für Druckgraphik der wiener kunst schule an die Studierende der Bildhauerei, Sabine Seierl, für eine Serie von Farbholzschnitten auf Japanpapier. Besonders gelobt wurde die Homogenität und Vielschichtigkeit, sowie die technische Ausführung der Arbeiten. Der Druckgraphikpreis bietet jedes Jahr allen Studierenden die Möglichkeit, ihre Arbeiten einer wechselnden, externen Jury aus KünstlerInnen und Fachleuten der Druckgraphik zu präsentieren. Er dient somit auch als Evaluierung der Qualität unserer Ausbildung und der Veröffentlichung der Leistungen unserer Studierenden auf dem Gebiet der Druckgraphik. Juroren in den letzten zehn Jahren waren u. a. Dr. Philipp Maurer, Anton Kurz, Dr. Monika Knofler, Dr. Wolfgang Hilger, Heinrich Heuer, Henriette Leinfellner, Helga Cmelka, Robert Svoboda. Georg Lebzelter, Lehrbeauftragter 119


120


Bühnenreife Typografie  Mit typografischen Mitteln wurde ein Raumkonzept für eine Bühnenaufführung ent-wickelt, das Genre war frei wählbar (Lesung, Drama, Performance, …) und auf einem maßstabgetreuen Bühnenmodell visualisiert und präsentiert. Entwurf und Design, Kalkulation der Produktionskosten, Modellbau und Lichttechnik waren Teil der Lehrveranstaltung. Brigitte Ammer und Birgit Kerber, LV-Leiterinnen Erwin Breznik, Gastvortrag Lichttechnik

Caspar Macke, Grafik Design

Lesung aus dem Tagebuch der Anne Frank Das Bühnenbild ist sehr schlicht gehalten. Die Vortragende steht in einem weißen Ganzkörperanzug vor einer Projektionsfläche. Die Stimmungen werden ausschließlich durch verschiedenfarbige Scheinwerfer und Projektionen einzelner Tagebuchauszüge erzeugt. Die Vortragende wirkt neben der eigentlichen Leinwand als dynamische Projektionsfläche, die auch je nach Stimmung anders agieren und somit die Projektionen beeinflussen kann. 121


Maria Sulzer, Graphik

wir alle lesen LAUTER bücher  Bei dem

Unterrichtsprojekt bühnenreife Typografie Schrift wurde meine Bühnengestaltung eine Lesung. Mein Projekt wurde durch die Initiative einer Kooperation mit Jugendlichen gestartet. Das Thema, das die Jugendlichen einander mitteilen, sind ihre Interessen, Vorstellungen und ihre Alltagssituation. Die Idee des Projektes soll Jugendliche und Bücher miteinander verbinden. 122


„Irrgarten“ Verirrt, verlassen – hinter Glas Isoliert vom Rest der Welt. Gefühlschaos, Gedankenarmut Ich weiß nicht mehr wohin!? Was seh’ ich in dem Spiegelbild? Bin ich’s? Ich kenn’ mich selbst nicht mehr. Wo gehör’ ich hin? Wo komm’ ich her? Mein Herz schlägt Purzelbäume. Mein Kopf fährt Karussell. Wo führt das hin? Ich taumle – Bleib ich standhaft? Ich drohe zu fallen. Der Abgrund ist in Sichtweite, Magnetisch werd’ ich angezogen. Langsam und leise Beschleicht mich ein ungutes Gefühl. Auf der Suche, Nach Schutz und Halt; Die Welt dreht sich zu schnell. Die Zeit rennt mir davon. Außer Atem! Stillstand – Fall. Ein Dickicht, ein Gestrüpp, An Dornen bleib’ ich hängen.

Ruth Veres, Grafik Design

Irrgarten  Zu einem selbstverfassten Gedicht ist in Folge ein Bühnenbild entstanden. Themen: Verwirrung, Leere, Verstecken, Einsamkeit, Chaos, Verlorenheit, Isolation, Sterilität, Unschuld, Stille, Nonsens. Materialien: Glas, bedruckte Folie, Papier, Draht. Akustik/Musik: Flüstern, Monolog, monoton, Tonband 123


Andrea Diewald, Grafik Design

Peter und der Wolf  Zur Theateradaption des

musikalischen Märchens werden Ausschnitte von Suzie Templetons Animationfilm „Peter and the Wolf“ als eine Interaktion von Schauspielern und Projektion eingesetzt. 124


125


Verpackung und Indexierung – Von der Worthülle zum Piktogramm  Wer kennt sie nicht, die schematisierten Pfeile, Gläser oder Regenschirme, die auf Verpackungen gedruckt Oben und Unten angeben oder auf die Zerbrechlichkeit und Wasserempfindlichkeit des Verpackten verweisen? Piktogramme sind allgegenwärtig, sie zeigen Notausgänge an, markieren Rauchverbote oder weisen den Weg zur Bedürfnisanstalt. Schnelles Verständnis und weitgehende Sprachunabhängigkeit sind die Hauptargumente für ihren standardisierten Einsatz und doch sind sie nicht auf die Vermittlung simpler Inhalte reduzierbar. Otto Neurath hatte zu Beginn der 1920er Jahre damit angefangen, sie zur Vermittlung komplexer sozialer Zusammenhänge zu verwenden. „Worte trennen, Bilder verbinden“, war eine seiner Losungen und er arbeitete folgerichtig an Visualisierungsmethoden, durch die Bilder zu Argumenten wurden. 126


schulen des roten Wien einzusetzen. Piktogramme sollten zu Hinweisen werden, um einen Weg zur Verständlichkeit der Welt zu finden, zu Bojen im Ozean der Zeichen, die über andere Zeichen informieren. Gewiss, Neuraths Bemühung um eine universale, allgemein verständliche Bildsprache auf der Grundlage der ISOTYPE-Methode ist eine offen gebliebene Zukunftsaufgabe der visuellen Kommunikation, doch seine Verweigerung der überkommenen Pädagogik findet sich in den künstlerischen Arbeiten dieses Jahrbuchs eingelöst: „Erziehung und Bildung“, schrieb Neurath kurz vor seinem Tod in Visual Education, „besteht nicht nur in der Weitergabe von Wissen, sie bezieht sich auch auf die Fähigkeit, Beobachtungen zu analysieren, etwas herauszufinden und die Dinge von allen Seiten zu überlegen“. T. W.

1925 eröffnete er gemeinsam mit einem interdisziplinären Team ein Gesellschafts- und Wirtschaftsmuseum in Wien, das ganz auf bildstatistischen Methoden aufgebaut war. Wenige Jahre später entwickelte er mit dem Grafiker Gerd Arntz jene prägnanten Piktogramme, die als Linolschnitte vervielfältigt später ISOTYPE (International System of Typographical Picture Education) genannt wurden. Sicherlich, für diese Zeit lässt sich eine weit über Wien hinausgehende künstlerische Auseinandersetzung mit vereinfachten grafischen Formen feststellen: dadaistische und expressionistische Grafiken einerseits, modernistische BauhausReduktionen und russischer Konstruktivismus andererseits, doch nur Neurath und seine Gruppe erforschten konsequent das pädagogische Potential ihrer Variations- und Kombinationsmöglichkeiten, nicht zuletzt um es in den Volkshoch127


128


129


Schokoladenverpackung  Ein Genuss für jeden Tag

Guanwei Liu, 5. Semester 130


StudierendenvertreterInnenwahl

Die zwei zusammengehörigen A3-Plakate haben eine doppeldeutige Wirkung. Auf der einen Seite fordern sie auf, sich kritisch mit der Wahl auseinander zu setzen (wählen?), andererseits haben sie auch eine befehlende Wirkung (G wählen!)

Nicole Fürst, 3. Semester 131


Werkschau  Galerie Kandinsky, direkte Auseinandersetzung mit dem Galerieraum im Modell, methodisches Aufzeigen des gesamten Arbeitsprozesses mittels Collage, konzeptuell: Expansion des Raums als inhaltsloses Paket weltweit (Postmedial) Patrick Lins & Tim Hartman, 2. Semester

Raum Flug Projektion  frei–raum–im–luft –raum (Modell–Kamera–Fallschirm), Video http://id-kolchose.sonance.net/RaumschiffFlugprojekt

132


Patrick Lins & Tim Hartman, 2. Semester

Fotografische Reflexion des Modells in den รถffentlichen Raum Website : www.monokubik.com

133


Donauwelle: Lonely Heart Killers Rockfestival   Das erste

Wiener Rockfestival für Singles. Ziel ist es, mit Klebe-Etiketten auf Milchverpackungen eine breite Öffentlichkeit in jeder Altersstufe anzusprechen. Die abgebildeten Modelle sollen mit ihrem Äußeren Aufmerksamkeit erregen, zur Diskussion anregen und zeigen, dass wirklich  „jeder Topf seinen Deckel findet“.

Viktoria Kühn, 5. Semester 134


Der kleine Tod der Seele  Ein kleines

beschauliches Selbstportrait des Künstlers vor seinem innig hassgeliebten dämonischen Gefährten, dem Fernseher, der eine körperlich, geistig und seelisch langsam verrottend, der andere, sich stets selbst genug, fröhlich weiter flimmernd.

Holz, Gips, Draht, PYL-Flaschen, Bierdosen, Tschikstummel, ein kleiner Fernseher (Song), eine Holzkiste (53 x 35 x 25 cm)

Kristof Kepler, 9. Semester drgrulka@gmx.net

135


Ohne Titel  Abstraktion und anschließende Überlagerung der entstandenen Strukturen.

Tiefdruck, 29,7 x 42 cm

Benjamin Steiner, 7. Semester benjamin.steiner@blackbox.net 136


Ohne Titel

angelika.parik@gmx.at

Angelika Parik, 6. Semester

Alugraphie – Offsetdruck, 29,7 x 42 cm

137


denise.sigrist@gmx.ch

Denise Sirgist, 4. Semester

GefäĂ&#x;e

Steingut, unglasiert 40 cm x 35 cm x 30 cm 138


Max & Moritz (2. Streich)  Ziel war es, eine neue, moderne Version von Max & Moritz grafisch umzusetzen. Durch vielfältiges Sammeln von Zeitungs- und Magazinausschnitten entstand meine Arbeit als Collage. Eine Mischung aus moderner Bildsprache und altem Text.

Jennifer Payr, 3. Semester 139


Schmid 5.6 

jerrino@gmx.at

Jeremias Altmann, 3. Semester

Monotopie, weiĂ&#x;e Acrylgrundierung, Tusche Aquarellfarben

140


Ruth Veres, 5. Semester flickr.com/ruthveres

Donauwellen: immer lauter werden  Teaser für ein dreitägiges Musikfestival mit österreichischer Electro, Indie und Alternative (Musik). Das Festival findet an drei Spielorten entlang der Donau statt: Wien, Krems und Linz. Beworben wird das Festival mit City-Light-Plakaten und Flyern, die in vier Stufen „immer lauter werden“, und am fünften Plakat die gesamte Information zum Festival enthält. Die verschiedenen Steigerungsstufen sind unterschiedlichen Temperamenten zuzuordnen: Melancholiker: blau – lautlos, Phlegmatiker: grün – lautmalend, Sanguiniker: gelb – lautstark, Choleriker: rot – lauthals Gestaltungsmittel: Licht, Farbe, Fotografie, Typografie (Tusche) 141


Porzellan, glasiert weiß / natur H 38 cm / B 44 cm / T 16 cm

Das Lichtobjekt „Wool”  besteht aus einer Vielzahl feiner Porzellanstränge, die durch Überlagerungen einen Hohlkörper bilden. Im Fertigungsverfahren werden Wollfäden als Trägermaterial verwendet. Während des Brennvorgangs verbrennen die Wollfäden vollständig, die Struktur der Wolle bleibt jedoch erhalten. Eine hohe Brenntemperatur führt zur Deformation des Körpers und gibt dem Objekt seine individuelle Charakteristik. Zwei Leuchtmittel im Inneren sorgen für interessante Lichteffekte. Das Lichtobjekt eignet sich als Wand-, Tisch- oder Bodenleuchte.

Sibel Sermet, 3. Semester sibel_sermet@hotmail.com

142


Naschschnitten – Verpackungsdesign  Aufgabe war es, eine Verpackung für Süßigkeiten zu gestalten. Ich wählte Schokolade mit Alkoholfüllung (Rum, Baileys + Marillenlikör). Die Verpackung kann man nach dem Öffnen aufhängen, hoch genug, damit Kinder sie nicht erreichen. Papier, Alufolie, Röhre: 12 x 5,7 cm, Taler: 5,5 cm

Kerstin Halm, 4. Semester bonbonlagwagon@gmx.at

143


Federschmuck  Ausgangspunkt war der Kopfschmuck der Indianer. Mein Hauptaugenmerk habe ich auf die Federn gelegt, diese dann abstrahiert, danach echte Federn dazwischen gesteckt.

Finni Petz, 2. Semester

Steingut, ca. 20 cm lang

finnipetz@gmx.at

144


Ohne Titel, verlorene Form

Ohne Titel, Holzschnitt

Julia Dunker, 4. Semester jimini_de @ yahoo.de

145


John & Jane Doe  Charakter- und Produkt-

design. Aufgabe war es, zwei Charaktere zu visualisieren und ihnen eine Form zu geben, die als Gebrauchsgegenstand funktioniert. Aus John und Jane Doe, im anglo-amerikanischen die Bezeichnung für nicht identifizierte Personen, entstanden zwei Buchstützen aus jeweils einem Paar Füße mit Namensschildern, auf Holzplatten montiert.

Kristin Kitzler, 5. Semester 146


Was vor uns liegt und was hinter uns liegt, ist nichts im Vergleich zu dem, was in uns liegt. Und wenn wir das, was in uns liegt, nach außen in die Welt tragen, geschehen Wunder. Henry David Thoreau, aus „Walden“

Anita Barilits, 7. Semester

147


Filzporträt  Das Relief besteht aus Filzstrei-

Selbstporträt  Das Selbstporträt lehnt sich

fen. Der Untergrund ist ein reales Abbild eines Gesichts.

an die Arbeitsweise von Arcimboldo und Bernard Pras an. Das Selbstporträt setzt sich aus Gegenständen zusammen, zu denen ich einen persönlichen Bezug habe.

Filz, Papier, 38 x 15 x 12 cm

Rauminstallation/ Fotografie

Linda Gaisbauer, 7.Semester linda.gaisbauer@gmx.at

148


Kurt Schwertsik, Musikpädagoge und Komponist  CD/DVD- und Buchcoverdesign zur Präsentation seiner Werke. Die grafische Gestaltung erfolgt durch visualisierte Tonfrequenzen seiner Werke. Petra Schwarz, 4. Semester

petra.s@gmx.at / www.petra-schwarz.at

149


Ohne Titel Styrodur auf Chinapapier, 60 x 126 mm

Karoline Kรถgl, 2. Semester 150


Heidi

Sarah Hundegger, 6. Semester

Tiefdruck, 32 x 19 cm

151


152

aniray@gmx.net

Anja Alturban, 6. Semester


153

Myriam Fries, 3. Semester


Raphael Holczek, 2. Semester

Magazin Layout

154


life energy das neue & einzigartige Magazin für Paare  Durch den Kauf nur einer Zeitung

werden die Interessen von Frauen und Männern abgedeckt. Die eine Hälfte des Printproduktes beschäftigt sich mit frauenspezifischen Themen, die andere ist den Interessen der Männer gewidmet. Vorder- und Rückseite sind die jeweiligen Cover. Durch Drehen der Zeitschrift kann man entweder durch das Frauenmagazin oder das Männermagazin blättern. Der Mittelteil – bestehend aus großformatigen Fotos – ist Übergang und Verbindungsstück beider Magazine. Angekündigt wird dieses neue Produkt durch Flyer, die sich in ihrem Design an der Gestaltung des Magazins orientieren und so die Wiedererkennung im Verkaufsregal gewährleisten.

Mirjam Schweigkofler, 2. Semester mirjam.schweigkofler@rolmail.net 155


Katharina Mahel, 4. Semester

In Progress

katharina_mahel@gmx.at

156


z_anjaa@yahoo.de

Anita Zecic, 4. Semester

ForgottenStruggles  Die Fahne ist falsch

zeln erinnern daran, dass man seine Wurzeln nicht vergessen oder sogar verleugnen darf. Die gesamten Materialien für das Bild kommen aus Kozarac, Bosnien-Herzegowina.

herum gedreht, denn sie zeigt Bosnien nach dem Krieg, wie es ist, nichts stimmt, alles läuft falsch. Die Erde zeigt, was Menschen alles vergessen oder nicht mehr wissen wollen. Die Äste, die Wur157


Reineke Fuchs

Karin Miskiewicz, 5. Semester

Zehn Illustrationen für einen Theaterfolder, der geöffnet als Poster Verwendung findet.

158


Farbe  Fotoserie Max Cruder, 5. Semester maxcruder@gmx.at

159


Malerisches Dinner  Es wird zum Dinner eingeladen, das Tischtuch ist die

Leinwand, das Essen spielt die Rolle der Farbe und als Pinsel fungiert das Esswerkzeug, das die Gäste selbst mitbringen müssen und das weder Essbesteck noch Küchenutensil sein darf. Das Menü wird vorher nicht verraten.

Laura Jäggle, 5. Semester jaela@gmx.net

160


Konstellationen, Porzellan

Lose Schwere, Speckstein

Sabine Seierl, 6. Semester sabine.seierl@gmx.net

161


Die ewige Schlacht  Das Comic sollte wie ein Gesamtgemälde betrachtet werden. Bestimmte Ereignisse in der Schlacht werden hervorgehoben, aber bleiben dennoch in Verbindung mit dem Hintergrund. Die Leserichtung geht bewusst von links nach rechts, so wie eine Schlacht nicht immer von nur einer Seite begonnen wird.

Bleistiftzeichnung auf Papier, 29,7 x 42 cm

Patrick Guth, 2. Semester guthpatrick@yahoo.de

162


Das tolle Rennpferd  Aus der Serie Frohlockende Krüppel

Karin Krötlinger, 5. Semester

Strichätzung /Aquatinta, 20 x 14,5 cm

163


Christoph Tripes, 3. Semester

Piktogramme  Auf der Suche nach Piktogrammen entstehen unzählige Skizzen 164


Ohne Titel  Übungen des Sehens und Erspürens

von Haltungen und Positionen des menschlichen Körpers. Aussagekraft von Posen. Inspirationen aus dem Modell. Regina Längle, 5. Semester

regina_laengle@hotmail.com

165


Cover und Piktogramme für die einzelnen Rubriken

Rota – Extreme  Ein Motocross-Magazin für

LeserInnen von 18 bis 25 Jahren; Namensfindung, Logo (Zeitungskopf ), Covergestaltung, Innenlayout, Piktogramme für die einzelnen Bereiche, Inserate

Alexander Zech, 5. Semester alex.zech@gmx.at

166


Corporate Design für die Jobbörse: Job 4 You  Gestaltung von Logo, Geschäftspa-

pieren und der Außenfassade des Geschäftslokals. Zielgruppe: StudentInnen zwischen 20 und 26 Jahren Caspar Macke, 3. Semester rapzac@hotmail.com

167


Portraits  Inspirationsquelle war der britische KĂźnstler Russ Mills, besser bekannt als Byroglyphics.

Yvonne Nicko , 6. Semester yvonne.nicko@gmail.com 168


Musterschüler

Polly Delcheva, 6. Semester

Eigene Ätztechnik, Tiefdruck, 14 x 20 cm

169


2008  Collage der Arbeiten Reineke Fuchs, Fuhrpark & Kupfern

Simon Schmidt, 7. Semester simon@rabbit-hill.at

170


Bewegungen,  die nicht beeinflussbar sind, wirken auf den Menschen anders als Bewegungen, die beeinflussbar sind (interagieren/zulassen/etwas frei entstehen lassen). Wenn ich in der Kommunikation frei bin, entstehen andere Zusammenhänge als wenn alles kontrolliert abläuft! Elisabeth Schaller, 3. Semester

171


Liquid Games 2008

H²0H²0H²0H²0H²0H²0H²0H²0H²0H²0H²0 study of the experimentation with the documentation of the ideas from gaseous to solid of critical thinking essentiality shared everything you are “To understand water is to understand the cosmos, the marvels of nature, and life itself. “ Masaru Emoto

Victoria Rowley, 7. Semester

victoria.rowley@gmail.com http://id-kolchose.sonance.net/vickkick 172


Livingroom, der Sonntagsclub Von der Idee der Black Box (aus dem früheren Behaviorismus als Metapher für Verarbeitungsprozesse im Gehirn) und dem Begriff „open minded“ ausgehend, wird das visuelle Erscheinungsbild des Sonntagsclubs entwickelt. Das Logo erscheint regelmäßig auf Flyern und Kommunikationsplattformen und wurde vom Livingroom-Team als Objektinstallation am Wiener Fluc ausgeführt.

adiewald@gmail.com

Andrea Diewald, 6. Semester

weitere Informationen unter: www.myspace.com/livingroom_fluc

173


Ohne Titel  Ausgangsobjekt dieser Arbeit ist

die einfache geometrische Form eines Rohrs. Durch das Zerschneiden in bestimmten Winkeln wird dieser geschlossene Körper aufgebrochen und es entstehen elliptische Ringe. Diese Ringe dienen nun als einzelne Bausteine, die wiederum neu zusammengesetzt zu weiteren Variationsmöglichkeiten in der Formgebung führen.

Steingut Rohrbreite: 10 cm Rohröffnung: 7,5 cm

Rosemarie Benthen, 4. Semester rosemarie_benthen@gmx.at 174


Selbstportrait

Die betenden Füße

Radierung auf Büttenpapier, 39,6 x 29,2 cm

Radierung auf Büttenpapier, 39,6 x 29,2 cm

Irene Amberger, 4. Semester rin.schnecki@gmx.at

175


SieBau  Corporate Design

fĂźr Baumarkt mit Logo, Visitenkarte, Kundenkarte, T-Shirt, Homepage

Jingjing Xia, 7. Semester 176


Untitled 573899574

Acryl auf Leinwand,

andreas.rojko@gmx.at

Andreas Rojko, 7. Semester

195 x 134 cm

177


E. T. A Hoffmann – Fantasiestücke  Linoldrucke, die sich mit Hoffmanns Fantasiestücken beschäftigen, insbesondere mit dem Märchen „Der goldene Topf“. Der Student Anselmus sitzt unter einem Hollunderbusch, als er drei goldene Schlangen singen hört, während Kristallglocken erklingen. Er verliebt sich in eine der Schlangen,

die wunderschöne blaue Augen hat und ist ab diesem Moment verstrickt in vielfältige fantastische Begebenheiten, wobei er kaum noch weiß, was Realität und was Illusion ist.

Katrin Wieser, 6. Semester 178


Gertrude Bell  Zu einer fiktiven Ausstellung über eine Entdeckerin meiner Wahl entstanden Plakat, Folder und Einladung. Als Thema wählte ich Gertrude Bell, die Dank ihrer vielen Reisen durch den nahen Osten später eine wichtige Rolle bei der Gründung des heutigen Iraks spielte. Wichtige Ereignisse ihrer Reisen werden illustrativ dargestellt. Lukas Gülcher, 3. Semester lukas.guelcher@aon.at

179


Veronika Reiß, 5. Semester

veronika.walenta@chello.at

Umordnungen  Inspiriert durch die Artbrut-

Künstler in Gugging, denen ein Festhalten an Ordnungssystemen wichtig ist, habe ich den Versuch unternommen, Ordnungen darzustellen, die an einem seidenen Faden hängen, also nicht für die Dauer bestimmt sind. Einerseits war mir wichtig, einen ironischen Blick darauf zu werfen und andererseits das „Wohlgefühl“, das banale Ordnung in mir und vielleicht auch in anderen bewirkt, zu erfahren. Papier, Bleistift, Buntstift, 20 x 30 cm 180


Weinstock trifft statt  Im 6. Semester in der

Grafikklasse gibt es eine Gangausstellung zur Vorbereitung für die Diplomausstellung im folgenden Jahr. Den Studierenden ist es freigestellt, welche Art der Präsentationsform sie wählen. Die „Prüfung“ findet im 3. Stock statt und wird von den jeweiligen Studierenden über Plakate im Schulhaus vorangekündigt. Lithographie und Offsetdruck

Maria Sulzer, 6. Semester little_mary@gmx.at

181


182

Gestaltung: Miriam Schweigkofler


Zum visuellen Erscheinungsbild  Die Gestaltung des Jahrbuchs

Der Kern – gut geschützt vom Cover – ist vollgestopft mit Verpackungsmaterialen aller Art und künstlerische Arbeiten der Studierenden. Artgerecht verpackt kommt 366_08 zu einem kunstinteressierten Publikum.

hat verschiedene Arten von Verpackungen als Inspirationsquelle. Eine Verpackung dient dem Zweck, Inhalte zu sammeln und geschützt zu einer/einem Empfängerin/Empfänger zu senden. 366_08 verpackt die Ereignisse an der wiener kunst schule im Kalenderjahr 2008 und „sendet“ diese Informationen an den/die Leser/Leserin. Man kann also auch sagen, dass ein Betrachter das bereits abgeschlossene Jahr 2008 wieder „auspackt“. Unser Paket hat verschiedene Verpackungs- und Informationsebenen. Auf der äußeren Verpackung findet man AbsenderIn und AdressantIn. Wenn der Kernteil aus seiner Verpackung herausgenommen wird, kommt man zur nächsten Verpackungsebene – Zeitungspapier, um den tatsächlichen Inhalt vor Verschmutzung zu schützen. Dieses wird von der Werkstätte Graphik bedruckt und kann auch als Poster verwendet werden. Eine Allonge des Covers kann als Postkarte genutzt werden und die andere dient als Lesezeichen und Leitsystem zum Verständnis der verwendeten Piktogramme.

Die GestalterInnen: Anja Alturban, Andrea Diewald, Karin Miskiewicz, Yvonne Nicko, Simon Schmidt, Jing Jing Xia

Auf zu neuen Ufern!

Bei Sonne, Sturm, bei Leid und Not, bei Donner, Blitz und Regen fuhren wir im selben Boot der neuen Welt entgegen. Am Ziel sind wir zwar angelangt, die Erkundung wird gestartet, voll Freude, Hoffnung und auch Angst, mal sehen was uns erwartet … P. M.

183


184


185


186


187


hinaus hebt er sich deutlich von anderen Zeitungen ab. Schon die thematischen Unterteilungen versuchen, unsere Gesellschaft einmal anders zu definieren: Tun und Lassen statt Politik, Vorstadt statt Feuilleton, Marktplatz statt Anzeigen, StrawanzerIn für das Programm, Kraut und Rüben statt Diverses und nicht zuletzt Art.ist.in. für Kunst und Kultur. Vier Studierende der wiener kunst schule, Rosemarie Benthen, Max Cruder, Simon Schmidt und Raphael Holczek waren gemeinsam mit mir Gäste in einer Redaktionssitzung des Augustin, um pro­ duktive Kritik zu üben. Obwohl wir Schwierigkeiten damit hatten, Punkte zu finden, die verbessert werden sollten, weil es einfacher war, alles anzuführen, was an der Zeitung positiv ist, führten wir ein langes Gespräch, in dessen Verlauf für uns auch so manche Frage geklärt wurde. Wir verabschiedeten uns von der Redaktionsrunde in der Hoffnung, doch ein brauchbares Feedback hinterlassen zu haben. Es ist leider ein verbreitetes Vorurteil, der„Augustin“ sei eine Zeitung von Obdachlosen für Obdachlose, doch freie professionelle JournalistInnen arbeiten unterschiedliche Meinungen für ein vielfältiges Publikum in allen Altersgruppen auf. Kaum eine Zeitung spricht so viele unterschiedliche Themen und Zielgruppen an wie diese, was allerdings voraussetzt, sich die Zeit zu nehmen, sie in Ruhe zu lesen und zu genießen, auch wenn die Wahrheit nicht immer rosig ist.

Art.ist.in: Augustin Eine famose Kooperation Die Studierenden der Werkstätte für Grafik Design legten ihr Konzept für das im Jänner erscheinende Jahrbuch „366/08“ vor. Form und Inhalt bestimmt das Thema „Verpackung“. Als Umschlag wollten die Studierenden für jedes Jahrbuchexemplar ein Zeitungsblatt einer schon erschienenen, nicht verkauften, also übrig gebliebenen Zeitung, auf die die Werkstätte Graphik ein dafür konzipiertes künstlerisches Werk druckt. So ist jeder Umschlag ein Originalkunstwerk, das auseinandergefaltet und an die Wand gehängt werden kann. Die Zeitung, mit der sich alle identifizieren konnten, ist der „Augustin“. Der „Augustin“, die erste österreichische Boulevardzeitung, hat ein handliches Format, doch da­rüber 188


„Augustin lesen erfordert eine gewisse Selbstständigkeit, denn man liest Sachen, die man noch nicht aus den Nachrichten kennt.“ Die Studierenden der Werkstätte Grafik Design waren aufgefordert, für den Augustin Inserate, möglichst mit Slogans, zu entwerfen. Aus den dreizehn durchaus originellen Entwürfen mußte sich die Redaktionsrunde für zwei entscheiden. Die Inserate von Nicole Fürst und Miriam Schweigkofler wurden ausgewählt und sind im Jahrbuch abgebildet. Daniela Schmeiser, Öffentlichkeitsarbeit 189


190


Impressum

Magistratsabteilung 13 für Bildung und außerschulische Jugendbetreuung der Stadt Wien Gedruckt mit Förderung des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur in Wien

Förderer:

Herausgeber wiener kunst schule Lazarettgasse 27, 1090 Wien, Österreich wiener@kunstschule.at www.kunstschule.at +43 1 409 43 42 Redaktion: Dr. Daniela Schmeiser Druck: Robitschek Lektorat: Dr. Daniela Schmeiser, Dr. Tom Waibel, Mag. Günter Povaly Verlag: SONDERZAHL Verlagsgesellschaft m.b.H. Wien ISBN: 978-3-85449-306-8 Visuelles Konzept, Layout und technische Ausarbeitung Studierende des 7. Semesters der Werkstätte Grafik Design: Anja Alturban, Andrea Diewald, Karin Miskiewicz, Yvonne Nicko, Simon Schmidt, Jing Jing Xia Schutzumschlag Linoldrucke von Studierenden der Werkstätte Graphik: Jeremias Altmann, Irene Amberger, Evelyn Chines, Julia Dunker, Sarah Hundegger, Karoline Kögel, Benjamin Steiner, Maria Sulzer © Texte und Fotos bei den AutorInnen

191


003


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.