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HANDWERK

DIE INFORMATION DES KURSZENTRUMS BALLENBERG HEIMATWERK 2/2004

Kurszentrum Ballenberg Heimatwerk, CH-3855 Brienz Telefon 033 952 80 40, Fax 033 952 80 49 info@kurszentrum-ballenberg.ch www.kurszentrum-ballenberg.ch Handwerk, traditionelles Bauhandwerk und zeitgenรถssische Gestaltung.

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LEHM. Und am siebten Tage nahm er Lehm und schuf den Menschen nach seinem Ebenbilde ... (frei nach Genesis). Was verbinden wir mit Lehm? Sind es die Allgegenwart, Selbstverständlichkeit, Bildsamkeit, die damit verbundene Zerbrechlichkeit und Vergänglichkeit? Ist Lehm vielleicht ein allzumenschliches Material, um es im Bau von Immobilien zu verwenden, härtet Lehm doch nur durch das Verdunsten von Anmachwasser aus und kann jederzeit durch benetzen wieder in den ursprünglichen plastischen Zustand zurückversetzt werden. Obwohl Lehm im Überfluss vorhanden ist, wird er allzu leicht übersehen. Offensichtlich werden die speziellen Qualitäten unterschätzt, vielleicht sind sie schlicht nicht bekannt. Ralph Künzler berichtet in diesem Heft über die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten von Lehm, diesem jahrtausende alten Material. Porträts von Walter Trauffer, Geschäftsleitung Freilichtmuseum Ballenberg, und Ralph Künzler von Doris Rothen. Beim Lesen Vergnügen! ■ Herzlich

WIR HABEN UNSERE HAUT, WIR HABEN ALS ZWEITE HAUT DIE KLEIDER, UND DIE RÄUME, IN DENEN WIR LEBEN, SIND WIE EINE DRITTE HAUT.

Adrian Knüsel, Leiter

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Das Objekt: Die 8er-Probe Ralph Künzler, Kursleiter Lehmofenbau: Lehm ist demokratisch

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Baukunde: Lehmbau

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Lehmöfen

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Ballenbergberufe: Walter Trauffer, Geschäftsleiter FLM

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Aus dem Heimatwerkboten: 1960 Neue Bücher aus dem Haupt-Verlag, gelesen von Adrian Knüsel: 4 aktuelle Buchtipps

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2 neue Kurse im Porträt: Die Brille nur für Sie!

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Diplomiert!

Handwerk 2/2004. Redaktion: Adrian Knüsel (ak), Mitarbeit: Doris Rothen (dr) Herausgeber: Kurszentrum Ballenberg Heimatwerk, 3855 CH-Brienz, Telefon 033 952 80 40, Fax 033 952 80 49, www.kurszentrum-ballenberg.ch, info@kurszentrum-ballenberg.ch. Druck: Gisler Druck AG, Altdorf. Auflage 3200 / 3 Ausgaben jährlich. Abo Inland Fr. 24.– / Ausland Fr. 32.–.


DAS OBJEKT

DIE 8ER-PROBE

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Mit dieser kleinen Stampfform kann ein genormter Prüfkörper hergestellt werden, um die Bindekraft des Lehms zu prüfen und zu ermitteln. Und so wird vorgegangen: 1. Norm-steifer Lehm wird in die Form gestampft. 2. Der Probekörper wird beidseitig mit einem Messer glattgezogen, ausgeschalt und in das Prüfgerät eingehängt (siehe kleines Bild). 3. Der Probekörper wird durch einlaufenden Sand in die unten angehängten Becher – vergleichbar mit einer Sanduhr – kontinuierlich belastet. 4. Unmittelbar beim Zeitpunkt des Zerreissens des Prüfkörpers wird die Sandzufuhr gestoppt. 5. Das Gewicht des Bechers und der Aufhängevorrichtung und das Gewicht des Sandes ergibt die Bruchlast bezogen auf einen Querschnitt von 5 cm2. Voilà!. ■

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RALPH KÜNZLER, KURSLEITER LEHMBAU

LEHM IST DEMOKRATISCH LEHMBAU – DEN SIEDELN WIR GERNE IN AFRIKA AN. DABEI WURDE ER BEI UNS VIEL ÖFTER ANGEWANDT, ALS WIR MEINEN.


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GEMEINSCHAFTS-VILLA Das Haus hat Ralph Künzler vor sieben Jahren zusammen mit seiner Partnerin, einer EDV-Spezialistin, gekauft. Dann nahm er sich ein Jahr Urlaub und baute es zusammen mit einigen Baukollegen um. «Wir hatten von Anfang an die Idee einer Hausgemeinschaft», erzählt er, «aber wir wollten nicht eine schmuddlige Studi-WG, sondern etwas Gediegenes, Grosszügiges, das auch etwas teurer sein darf.» Heute wird das Haus von fünf Personen bewohnt, deren jede über zwei Zimmer verfügt. Erdgeschoss, Küche, Bad, Terrasse und Garten werden von allen gemeinsam benutzt. Zweimal im Jahr gibt es einen allgemein verbindlichen Putztag: den Vorfenster-Einhängetag und den Vorfenster-Aushängetag. Und die zusätzlichen Namen am Briefkasten gehören zu Leuten, die nur temporär hier wohnten oder kürzlich ausgezogen sind, und auch die beiden 10- und 13-jährigen Töchter aus Künzlers früherer Ehe sind angeschrieben und haben ein Zimmer hier. So viel zum Briefkastenrätsel. Auch das Rätsel um die Küchenwände löst sich bald. Es handelt sich um einen Lehmverputz, der in zwei Schichten aufgetragen wurde. Die untere setzt sich aus verschieden farbigen Lehmen in Ocker, Ziegelrot und Hellgrau

zusammen. Darüber, stellenweise nicht deckend, ist eine Schicht in Grüngraubeige aufgetragen. Alle Lehme sind naturfarben und stammen aus Gruben in der Schweiz oder Deutschland. Der Hausrundgang wird zeigen, dass sich diese Lehmputze als Konstante durch fast alle Räume ziehen, was auch nicht verwundern darf: Ralph Künzler ist Lehmbauer, und diese strukturierten, lebendigen Oberflächen sind sein Markenzeichen.

EIN WEICHES, VERLETZLICHES MATERIAL WIRD SO ZUM BESTÄNDIGSTEN.

«Das ist schon auch eine bewusste optische Provokation», sagt Künzler beim Betrachten seiner Küchenwände. «Viele Leute wollten wissen, wann denn die Gipser kämen, und haben mir einfach nicht geglaubt, wenn ich sagte, so sei es fertig.» Denn gewöhnlich seien Wände stumm und würden gar nicht wahrgenommen, im Gegensatz zu Möbeln oder Bildern. «Meine Wände hingegen reden. Und diese Küchenwände hier drin reden einfach ziemlich fest.» Zu seinen Töchtern, die damals noch klein waren, redeten die Wände oft. «Sie sahen in den Wänden Bilder, wie wenn du in den Himmel schaust, und die Wolken ziehen, und du willst Formen darin sehen.»

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Er liebt es, sein Wissen an Kursen weiterzugeben. Anders gesagt: Er braucht es. «Es ist mein Ventil, damit mir der Kopf nicht platzt», sagt der Baubiologe Ralph Künzler (43). Und ganz besonders freut er sich auf Kurse wie den Brot- und PizzaofenLehmbaukurs am Kurszentrum Ballenberg Heimatwerk. Weils da besonders viele Aha-Erlebnisse gibt. Nur ein paar Busstationen vom Bahnhof Winterthur entfernt wird es schattig und grün. Hohe Bäume und Vogelstimmen vermitteln Waldatmosphäre. An der ruhigen Seidenstrasse, umgeben von einem grossen Garten, steht ein altes herrschaftliches Haus, das seine Besitzer in Anspielung auf die Adresse «Samarkand» getauft haben. Das neu ausgehobene Biotop hat innert weniger Tage schon Scharen von Bergmolchen angezogen. Der Rasen ist frisch gemäht, im Schatten eines Baumes steht ein Gartentisch, durchs Gebüsch dringen die Plopps vom nahen Tennisplatz. Auf den ersten Blick eine normale Villa gut situierter Leute. Doch die Irritationen lassen nicht lange auf sich warten. Nicht weniger als neun Namen sind am Briefkasten angeschrieben. Eine WG? Hier? Und so ordentlich? Während sich die interne Zensurbehörde gegen Vorurteile einschaltet und man seinen Gedanken beschämt auf die Finger klopft, betritt man hohe, stilvoll möblierte Räume mit edlem Parkett, holzverkleideten Wänden, einer Bibliothek hinter gläsernen Schranktüren, dem Billiardtisch. Und danach die Küche, wo der Blick an rauhen, dunklen, scheinbar unfertig verputzen Wänden hängen bleibt, oder ist das gewollt, fragt man sich, so im Stil jener originellen Restaurants, die mit extra blätternder Farbe und künstlich angealterter Einrichtung ein Ambiente à la sonniges Land heraufbeschwören, wo man arm aber glücklich lebt und noch die wahren Werte kennt.

LEHM UND PHILOSOPHIE Wenn Ralph Künzler über seine lehmverputzten Wände spricht, merkt man, wie tief und lange er sich mit den Themen Bauen und Wohnen befasst hat, und wie viele Dimensionen diese Themen haben: weltanschauliche, philosophische, geschichtliche, gesundheitliche, moralische – um nur einige zu nennen. Und natürlich auch gestalterische. «Dreidimensionale Oberflächen geben einem Raum Tiefe, er wirkt grösser. Flache, glatte Wände kommen mir viel näher vor», hat er beispielsweise festgestellt. Ein anderer Diskussionspunkt ist immer auch die Farbe. «Das macht doch dunkel!», finden viele Leute. Dabei würde hell mit gut und dunkel mit schlecht gleichgesetzt. Der Wunsch nach hell, offen, transparent sei immens. Heute sei jede Wand glatt und weiss, und man habe den Eindruck, das sei schon immer so gewesen. «Aber die Weissphase ist jetzt genau 20 Jahre alt», hält er dagegen. Noch in den 70er-Jahren hätten dunkelbraun, weinrot und orange dominiert, und viele Restaurants seien mit dunkelbraunen Eichenböden und schwarzen Deckenbalken ausgestattet gewesen. Ralph Künzler sieht im heutigen Weiss-Wahn ein Symptom. «Die Gesellschaft hat Angst vor dem Dunklen, den Schatten. Wir haben Angst vor dem, was wir an uns nicht kennen, und diese Angst hat offenbar zugenommen.» In der gegenwärtigen Sehnsucht nach Transparenz macht er auch moralische Aspekte aus. «Je mehr wir verschleiern, desto transparenter bauen wir. Nimm als Beispiel den Reichstag in Berlin – eine riesige Glaskuppel über der ganzen Politik!»


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ARZT ODER PILOT Eigentlich hätte Ralph Künzler Arzt werden sollen, wie der Bruder seines Vaters, nach dem er benannt ist. Aufgewachsen ist er in Winterthur als Sohn eines Maschineningenieurs, «der aber lieber Mathematiker geworden wäre», und einer Swissair-Hostess, welche diesen Beruf nach der Geburt der drei Kinder nur noch sporadisch ausüben konnte, aber im Herzen immer Airhostess blieb. «Daheim sein und hinter dem Herd stehen war nicht ihre Berufung.» Angesteckt von der beruflichen Begeisterung der Mutter wollte Ralph zunächst Pilot werden. Zu diesem Berufswunsch trug auch die schicksalshafte Verbindung mit seinem Onkel mütterlicherseits bei. Dieser Bruder seiner Mutter war ebenfalls Pilot gewesen, und ein Zufall – oder auch kein Zufall – wollte es, dass er zur Zeit von Ralphs Geburt mit seiner Maschine in einen Berg flog und dabei ums Leben kam. «Etwas hat mich mit ihm verbunden», sagt Ralph Künzler noch heute. Pilot wurde er nicht, auch nicht Arzt – das überliess er einer seiner beiden Schwestern. «Aber auf irgend eine Weise erfüllt man solche Aufgaben und Wünsche seiner Eltern dann eben doch», hat er festgestellt. Er tut es mit der Art, wie er das Bauen versteht. Als Prozess, als therapeutische Massnahme sogar. «Wir haben unsere Haut, wir haben als zweite Haut die Kleider, und die Räume, in denen wir leben, sind wie eine dritte Haut. Sie prägen uns, und sie sollen unserer Gesundheit zuträglich sein.» Meistens wünschen sich die Leute eine Umgebung, die noch fördert, was sie sowieso entwickelt haben, hat er beobachtet. Der Zurückgezogene wünscht sich eine kuschlige Höhle, der Extrovertierte etwas Luftig-Klares. «Ein Rastloser möchte einen Glasraum und ein blaues Sofa; ich mache ihm einen braunen Lehmputz. So kann man Menschen in ihrer Entwicklung unterstützen.» Auch hier sei aber, wie so oft, die Dosis das Heikle. Es gelte, feinfühlig vorzugehen, damit der Rastlose seine dunklen Wände doch noch aushält und nicht jeden Abend aus der Wohnung flüchtet.

SELFMADE-MANN Nach der Matur studierte Künzler zunächst Geografie an der ETH Zürich, hängte das Studium jedoch nach kurzer Zeit wieder an den Nagel und brach auf zu mehreren Lehr- und Wanderjahren. Er arbeitete als Marronibrater und baute sich mit 22 Jahren aus Ölfässern einen eigenen Marronistand. Einen Winter lang betrieb er ihn zusammen mit einem guten Freund in Davos. Die Einkünfte reichten für die Saisonkarte vom Skilift, das Essen und eine Flasche Wein pro Tag, wohnen konnte man gratis in der Ferienwohnung der Eltern des Freundes. «Das war mein Einstieg in die Selbstständigkeit, seit da bin ich Unternehmer», sagt er mit einer Spur Selbstironie. Er träumte auch den Traum vieler Junger dieser Zeit: von einem Leben als Selbstversorger mit Garten und drei Geissen in einem alten Tessiner Dorf «irgendwo im Gjätt usse». Beim Holzen ebendort holte er sich die Narbe an der Oberlippe, die man immer noch sieht. Für eine Saison arbeitete er als Marktfahrer und in der Produktion einer kleinen Gürtelfirma. Und eines Tages – er servierte gerade in einem Café in Win-

terthur – fragte ihn ein Bekannter, er habe soeben ein altes Bauernhaus im Tösstal gekauft, ob er Zeit und Lust habe, beim Umbau mitzuhelfen.

DAS IST SCHON AUCH EINE BEWUSSTE OPTISCHE PROVOKATION.

Ralph Künzler hätte keine bessere Gelegenheit finden können, um ins Baugewerbe einzusteigen. «Es war, wie wenn man dich auf eine Insel setzt, dir Pickel und Schaufel gibt und sagt: Jetzt mach mal.» Ohne grosse Vorkenntnisse konnte er sich mit gesundem Menschenverstand und nach den Regeln von Versuch und Irrtum einarbeiten. Allerdings baute man dort konventionell, und bald merkte er, dass ihm dies nicht entsprach, und verliess diese Baustelle nach zwei Jahren. Auf den Begriff des «ökologischen Bauens» war er schon früher gestossen, und auch die autochthone, aus dem Ort entstandene Architektur mit lokalen Naturmaterialien, beispielsweise die Tessiner Trockenmauer-Häuser, hatte ihn schon immer fasziniert. Eine Frage der Zeit also, bis er aufs Bauen mit Lehm stiess, das ihn als etwas exotisch anmutende Technik mehr interessierte als beispielsweise die schon besser bekannte Blockhaus-Bauweise.

ZURÜCK ZU DEN URSPRÜNGEN «Lehmbau – den siedeln wir gerne in Afrika an. Dabei wurde er bei uns viel öfter angewandt, als wir meinen», weiss Künzler. Die Ausfachungen bei Riegelhäusern beispielsweise bestanden früher aus einem Flechtwerk aus Weide oder anderen Ästen, das mit einem Gemisch aus Lehm und Stroh beworfen wurde. «Von daher kommt auch der Begriff ‹Wand›: von gewunden, winden – wie übrigens auch das ‹Gewand›.» Gerne geht Künzler in seinen Überlegungen und Erklärungen zurück zu den Ursprüngen, zum Einfachen. Wie baute man ganz am Anfang? Man nahm Äste, Gras – und als nächstes schmiss man mal ein bisschen Dreck dran, um das Gebaute dichter zu machen. «Die Verwendung von Lehm zum Hausbau ist auch viel älter als Kalk, der aufwändig aus Stein gebrannt werden muss.» Lehm ist auch ein beständiges Material. Zwar sagt Ralph Künzler über seinen Küchenverputz: «Den kannst du mit dem Gartenschlauch runterholen!» Während aber das Armierungseisen im Beton irgendwann rostet, wird ein Lehmhaus einfach von Zeit zu Zeit neu verputzt. «Mit der richtigen Pflege kann ein solches Haus 1000 Jahre halten. Ein weiches, verletzliches Material wird so zum beständigsten», sinniert er. «Da steckt auch ein bisschen Taoismus drin: Was biegsam bleibt, bricht nicht im Sturm.» Nachdem er entdeckt hatte, dass das, was ihn so begeisterte, sogar ein existierendes Fachgebiet war,


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Nach einigen Jahren – Kinder waren inzwischen da, wirtschaftliche Zwänge machten sich bemerkbar – trennten sich die Kollegen, und Ralph Künzler beschritt wieder neue Wege. Zusammen mit seinem Marronibrätler-Freund kaufte er ein altes Bauernhaus im Dorfkern von Oberwinterthur und renovierte es über den Zeitraum eines Jahres. «Ich hatte zwar kein Geld, war aber gut im Geld organisieren.» Hier konnte er nun die verschiedensten Lehmbauweisen ausprobieren. Während beim aktuellen Bauen oft nur mit Lehm verputzt wird, hat dieses Haus Wände aus Leichtlehm und Zwischenböden, die mit Aushublehm gefüllt sind. Sehr schön sei es herausgekommen, sagt Ralph Künzler. Das Haus wird heute vom Marronibrätler-Freund und seiner Familie bewohnt. «Und danach habe ich das einfach so weitergezogen.» Er hatte inzwischen ein breites praktisches und theoretisches Wissen und nahm selbstständig Umbauaufträge an. Die Kundschaft schätzte es, dass hier einer war, der von A bis Z alles selber machen konnte. Mit der Zeit schuf er sich einen Namen als Lehmbauer und bekam so auch immer mehr Aufträge auf seinem Fachgebiet. Heute führt er pro Jahr ein bis zwei Umbauten aus und lebt davon; das Bauen mit Lehm macht etwa 40 Prozent seines Jahresumsatzes aus. Aber wenn er etwas kann, dann will er aufbrechen zu Neuem. Seit vier Jahren baut Ralph Künzler auch Öfen aus Lehm. Das Rüstzeug dazu gab ihm ein innovativer österreichischer Ofenbauer. Zehn Stück sind es bis jetzt geworden, und bereits macht sich wieder Entdeckerlust bemerkbar. Bauen mit Strohballen, heisst das neue Thema. Schon die Settler, die ersten Siedler in Amerika, bauten ihre Häuser aus Heuballen. Das wurde nun von amerikanischen Öko-Bauleuten neu lanciert als Idee für Niedrigenergiehäuser, die keine Wärme mehr hinauslassen. «Schon stehen 1000 Häuser in den USA. Im Sommer bauen wir eins im Baselbiet – bereits das fünfte in der Schweiz. Vielleicht wird das bald auch ein Thema hier am Kurszentrum», schlägt er vor.

«Warum ich mich mit Baubiologie befasse und mit all diesen natürlichen Materialien? Es ist für mich ein Weg der Erkenntnis. Und es kommt auch aus einem Unwillen gegenüber dem ganzen Fremdbestimmten heraus», sagt Ralph Künzler. «Bei all diesen Gipsplatten und Bauschäumen weiss ich ja nicht mal, wer die wo wie und woraus macht. Es ist der Wunsch nach Einfachheit und Klarheit.» Wie eine Erleuchtung sei es gewesen, als er das erste Mal begriffen habe, dass man mit dem Dreck, der überall herumliegt, ein Haus bauen kann. «Dahinter steckt auch ein demokratischer Grundgedanke. Dreck ist überall und für jeden gratis.» Natürlich ist mit Dreck nicht gemeint, dass man jedes beliebige braune Substrat zusammenkratzen und damit bauen kann. Aber Baulehm gibt es auf der ganzen Welt. In der Schweiz liegt ausser im Hochgebirge überall unter der Humusschicht eine Lehmschicht, die auch das Wasser zurückhält und als Grundwasser bewahrt oder als Quelle irgendwo an die Oberfläche treten lässt. «Man fragt mich manchmal: Wieso Lehm, der bröckelt, dunkel ist, mühsam zum Verarbeiten, deshalb teurer – wo wir doch viel bessere Materialien haben, Backsteine, Beton ... Lehm ist ein Baustoff armer Leute. Seit der industriellen Revolution vor rund 200 Jahren hat man alle traditionellen, billigen Baustoffe systematisch diffamiert, weil die Industrie ihre so genannt veredelten Materialien verkaufen wollte. Lehm hält nicht, hiess es, Stein ist kalt und schimmlig, Holz schwindet und quillt und kann faulen ...» Demgegenüber weiss Ralph Künzler eine ganze Reihe von Vorteilen der Lehmbauweise aufzuzählen: Lehm wirkt – ähnlich wie Holz – klima- und feuchtigkeitsausgleichend und kann Gerüche binden. «Wenn bei uns im Billardzimmer jemand eine Zigarette raucht, riecht man es noch nach Tagen. Wenn in der Küche geraucht wird, merkt man kurze Zeit später nichts mehr davon.» Lehm tut dem Menschen gut, ist Künzler überzeugt. «Es ist ein Urmaterial, das intensiv auf uns wirkt. Wie viele Leute gehen in Töpferkurse. Man macht das auch als Psychotherapie, oder mit Behinderten. Grünen Lehm, den man als Heilerde kaufen kann, isst man zur Entgiftung. In der Bibel steht, der erste Mensch sei aus Erde geschaffen worden. Und die Wissenschaft sagt, dass in der Ursuppe, in der Umgebung von Tonmineralien, erste Leben bildende Moleküle entstanLEHMOFENBAU: BROT- UND den seien.» In seiPIZZAOFEN – MIT BACKTAG! nen LehmbaukurKurs mit Ralph Künzler sen, die er seit lan2 Samstage, 9. und 23. Oktober 2004. gem gibt, sehe er Anmeldung: Kurszentrum Ballenberg immer wieder, wie Heimatwerk, Tel. 033 952 80 40 ■ die TeilnehmerInnen auf das Material reagierten. «Sie kommen aus dem Busch, werden aktiv, die Augen fangen an zu glänzen; es hat natürlich auch mit ‹dräckele› zu tun.» In sehr dezenter Weise knüpft Künzler mit seinen Erfahrungen auch dort an, wo sich heute allerlei Esoterik tummelt: bei alt überlieferten und neu entdeckten Weisheiten. So verbaut er alles, was kleben soll, möglichst bei abnehmendem Mond. «Naturmateria-

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VORWÄRTS ZUM LEHMHAUS

EIN WEG DER ERKENNTNIS

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absolvierte er in Deutschland ein Fernstudium in Baubiologie. Heute gibt es eine ähnliche Ausbildung auch in der Schweiz, die mit dem Titel eidg. dipl. Baubiologe abgeschlossen werden kann. Während dieser Ausbildung lernte er eine Winterthurer Architektin kennen, die damals bereits mit Lehm plante. In jenem Büro liess er sich teilzeitlich anstellen, machte Bauführungen bei kleineren Umbauten und erledigte die praktischen Arbeiten, wenn es etwas in Lehm auszuführen gab. Daneben arbeitete er zu 50 Prozent in einer Schreinerei, was schliesslich in die Eröffnung eines eigenen Betriebes mündete, den er mit zwei Kollegen gemeinsam führte. Gearbeitet wurde dort mit Massivholz, und der Betrieb verwendete als einer der ersten das neue Isolationsmaterial «Isofloc» aus zerfasertem Altpapier. Der Lehmbau, der auch ein Standbein hätte sein sollen, kam vor lauter anderen Aufträgen aber zu kurz.


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lien reagieren stärker auf solche Einflüsse; man kennt das vom Holz.» Mit seiner Partnerin hat er vor acht Jahren auch eine Ausbildung als Feng-ShuiBerater absolviert, seine Dienste aber nie kommerziell angeboten. «Die ganze spätere Vermarktung von Feng Shui ging mir ziemlich gegen den Strich. Plötzlich hatte die Gesellschaft eine neue Heilslehre entdeckt, und man spazierte durch fremde Wohnungen und verteilte Tipps, in welcher Ecke unbedingt ein Mobile aufgehängt und was zwingend grün statt rot sein müsse.»

AUCH EIN WENIG MISSION

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Wenns denn sein muss, so findet Künzler auch mühelos noch weitere Argumente für den Lehmbau. Missionarische, wie er selber sagt. «Alle zehn Jahre gibt es eine Millarde Menschen mehr auf der Welt. Wenn ein Dach über dem Kopf ein Menschenrecht sein soll, dann kommen wir um solche Baustoffe nicht herum: Holz, Schilf, Stroh, Lehm, Stein. Die ganze Dritte Welt schaut hierher. Wenn wir hier nur mit Stahl und Glas bauen, wollen die doch nicht mit Lehm! Ich baue auch deshalb mit Lehm, damit man das dort sieht und dann ebenfalls mit Lehm baut. Aber heute ist es so, dass die Leute unter Wellblech und in Kartonschachteln hocken, und es kommt ihnen nicht mehr in den Sinn, mit dem Dreck vor ihren Füssen zu bauen. Sie haben einfach im Kopf, dass sie zu arm sind, um sich ein Haus zu bauen.» Aber das, so Künzler, stimmt nur, wenn das Haus eben aus industriellen Baustoffen sein soll.

nicht nur ein bauorientiertes Publikum. «Diese Kurse sind ideal fürs Einsteigen. Es sind eigentlich Grundkurse in Lehmbau, aber du merkst es gar nicht!» In diesen Kursen gibt es am meisten Aha-Erlebnisse und am meisten Begeisterung über selber Geschaffenes. Wissen weitergeben, das ist aber immer auch für ihn selber eine Gelegenheit, sein Wissen zu verfestigen, in gültige Formen zu giessen und so den Kopf frei zu machen für Neues. «Während ich erzähle, erkenne ich auch neu, und es ordnet sich im Kopf. Deshalb habe ich oft das Gefühl, ich habe an einem Kurs mindestens so viel gelernt wie die TeilnehmerInnen.» Angst, dass er sich durch seine Lehrtätigkeit eines Tages selbst überflüssig machen könnte, hat er keine. Im Gegenteil. «Es gibt keinen Grund zu befürchten, wenn man den Leuten sagt, wie es geht, dann brauchen sie einen nicht mehr und dann ist man arbeitslos.» Seinen besten Auftraggeber beispielsweise hat er an einem seiner Kurse kennen gelernt. Von Geheimniskrämerei, Insidertum und Fachwissendünkel hält er nichts. «Wir pflegen heute ein ungesundes Spezialistentum, für jeden ‹Seich› brauchts eine andere Fachperson. Aber mich fasziniert am meisten, wenn jemandem die Augen aufgehen: Aha, das ist ja gar nicht so schwierig. Da kann ich für mich auftanken, das freut mich sehr!» (dr) ■

SO EINFACH IST ES Dreck nehmen und bauen. So einfach ist es. Jedenfalls fast. Es braucht ein Grundmaterial, das die Masse bildet: Sand, Kies oder Faserstoffe. Dazu kommt ein Kleber, der dieses Grundmaterial zusammenhält. Beim Lehmputz ist der Lehm der Kleber, beim Kalkputz ist es der gebrannte Kalk, beim Beton der Zement. Die gleiche Regel gilt für die Farbe: Leim ist der Kleber, das Farbpigment – feinster «Sand» – ist «Der Lehmbau» das Grundmaterial. Und auch die vielen kompliziert von Richard Niemeyer unveränderter Nachdruck angeschriebenen Säcke im Baumarkt enthalten meist von 1946 Ökobuchverlag nichts anderes als ein Grundmaterial und einen ISBN 3-922964-10-9 Postfach 5380 Kleber. «Plus halt oft ein paar Produkte aus der Trick7800 Freiburg kiste der Chemie. 400 000 Jahre Baugeschichte sind Der Lehmbau und seine allerdings ohne sie ausgekommen», meint er. praktische Anwendung ist das Grundlagenbuch für Ralph Künzler liebt es, den Dingen auf den Grund Lehmbauer und solche, zu gehen, sie aufs Wesentliche zu reduzieren und so die es werden wollen. Auf 130 Seiten Text wird verstehbar zu machen – erneut ein demokratischer der Lehmbau mit all seinen Möglichkeiten gründlich und Gedanke. Und er liebt es, andere von seinem Wissen detailliert beschrieben. 27 gezeichnete Tafeln geben profitieren zu lassen. «Wissen weitergeben war immer Einsicht in die Details des eine Passion von mir», bekennt er. «Wohl auch, weil praktischen Machens. ich selber vieles nicht über den konventionellen Bildungsweg gelernt habe und auf den Goodwill von Leuten angewiesen war, mir ihr Wissen weiterzugeben.» Vor allem gibt er Kurse in LehmbautechMEHR INFOS ÜBER LEHM niken. Ebenso interesLehm-Fachverband Schweiz sant sind für ihn aber Postfach, 4020 Basel die Pizzaofen-Kurse – Tel: 061 721 721 1, www.iglehm.ch dort finden sich die unLehrgang Baubiologie: Genossenschaft terschiedlichsten Leute, Bildungsstelle Baubiologie SIB Eglistrasse 8, 8004 Zürich Tel.: 01 491 35 28, www.baubio.ch ■

«Naturbaustoff Lehm» von Klaus Schillberg und Heinz Knieriemen AT Verlag 1996 vollständig überarbeitete und stark erweiterte Auflage Die neue Version des Lehmbaubuchs – wahrscheinlich leichter zu finden und mit zahlreichem Bildmaterial und Bezugshinweisen – das Praktischere der beiden ...


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1. EINFÜHRUNG INS THEMA

BAUKUNDE: LEHMBAU

1 Der Baustoff Lehm ist neben Stein und Holz der älteste Baustoff. Lehm wurde in allen Kulturen eingesetzt, von den Pyramiden von Gizeh über die Chinesische Mauer bis zu den Fachwerkhäusern. Noch heute sind 2 Mio. Fachwerkhäuser mit Lehmausfachungen im deutschsprachigen Raum erhalten. Ganze Städte wurden in Anatolien bereits um 6000 v. Chr. aus Lehm gebaut (Catal Höyük). 2 Was ist Lehm? – Lehm ist tonhaltiges Erdmaterial, das fast überall unter der Humusschicht ruht. Lehm kann unterschiedlich viel Sand und Kies enthalten, je nach Fundort. Die meisten tonhaltigen Böden wurden fürs Bauen mit Lehm verwendet. Die grössten Steine wurden entfernt, mit Sand und pflanzlichen Faserstoffen vermischt wurde und wird Lehm zur Erstellung verschiedenster Bauteile verwendet.


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13 3 Zur Herstellung von Lehmbaustoffen wird kaum Energie benötigt. Lehm ist deshalb weltweit immer noch der am meisten eingesetzte Baustoff. Wollten wir die weltweite Wohnungsnot beheben, bliebe uns nichts anderes übrig, als auf die bewährten Materialien Lehm, Holz und Stein zurückzugreifen, da uns die Energieressourcen zur Erstellung aller benötigten Gebäude in «moderner» Bauweise schlicht fehlen. Neben dem niedrigen Grauenergiegehalt tragen Lehmbaustoffe in Innenräumen zu einem angenehmen Raum- und Wohnklima bei, insbesondere durch ihre feuchtigkeitsregulierenden und geruchsabsorbierende Eigenschaft. Im aktuellen Bauen schätzen Gestalter und Bewohner auch die ästhetischen Qualitäten von naturfarbenen Lehmputzen und massiven, gemauerten oder gestampften Lehmkörpern, z. B. in Form von Speicherwänden im Niedrigenergiehausbau. Lehm kommt ebenfalls im Bau von Grundöfen zur Anwendung. Hier überzeugt der frei formbare Baustoff. 4 Was unterscheidet Lehm noch von handelsüblichen Baustoffen? Im Unterschied zu Kalk- und zementhaltigen Baustoffen erhärtet Lehm nicht durch einen chemischen Prozess, sondern ausschliesslich durch Verdunstung des Anmachwassers. Wird dem trockenen Lehmbauteil wieder Wasser zugeführt, wird es wieder plastisch und kann erneut verarbeitet werden.

2. AUSFACHUNGEN AUS FLECHTWERK UND STROHLEHM-BEWURF 5 Das Wort Wand hängt etymologisch zusammen mit Winden, gewunden: Dies deutet auf die Flechtwand als den Urtypus einer Raumbegrenzung. Das beworfene Flechtwerk, die älteste Lehmbautechnik, wurde in unseren Breitengraden, schon in den Seerandsiedlungen vor 10 000 Jahren angewandt. 6 Vertikale Hölzer, die so genannten «Staken», werden horizontal mit Ruten oder Ästen durchflochten und mit plastischem Strohlehm von beiden Seiten beworfen. Mischungsverhältnisse in Volumenteilen: 1. Teil Lehm: 1 Teil Sand 0 – 4 mm: 1. Teil Strohhäcksel (Länge 5 –10 cm). Die Lehmausfachung kann nach vollständiger Durchtrocknung mit einem Lehmputz oder mit einem dünnen (max. 5 mm Auftrag) Kalkputz versehen werden.

3. STAMPFLEHM, DIE WOHL IMPOSANTESTE LEHMBAUTECHNIK 7 Kiesig-lehmiges-Aushubmaterial wird in Lagen von 10 cm erdfeucht in eine Holzschalung gefüllt und festgestampft. So entstehen massive, Last tragende, mindestens 50 cm starke Mauern. Foto: Schulhaus Thurndorf, TG, 1850

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■ Erst beim Umbau zum Gemeindehaus, anfangs der 90er-Jahre, kamen die Stampflehmwände zum Vorschein. Vorher war nicht bekannt, dass es sich um einen Lehmbau handelt, da das Gebäude mit einem Kalkputz versehen ist. 8 Aktuelle Stampflehmbauteile werden fast immer roh belassen, wegen der erdfarbenen archaischen Erscheinung der gestampften Erde. Die Verdichtung erfolgt traditionell mit Handstampfen, auf der heutigen Baustelle mit speziellen Pressluftstampfen. 9 Verglaster Sitzplatz mit Stampflehmwand als seitl. Begrenzung und Kontrast zu den Glasschiebewänden und dem rückwärtigen Holzrost (Räterschen b. Winterthur).

4. LEHMBODEN 10 Küchenboden und Tennen aus gestampftem Lehm waren im ländlichen Bauen bis anfangs letztes Jahrhundert gang und gäbe. Felter (stark tonhaltiger Lehm wurde in mehreren Lagen aufgebracht und mit dem Schlagholz so lange verdichtet bis sich durch das Zusammenziehen des trocknenden Baustoffs keine Risse mehr bildeten. Die Oberflächen blieben naturbelassen oder wurden mit Schmierseife oder Ölen behandelt. Beispiel: Stampflehmboden in Therwil. 11 Moderne Lehmböden bestehen aus einer «gemogelten» Mischung, d.h. dem Aushubmaterial werden Splitt und Kies bis ca. 16 mm Durchmesser zugefügt, um das Schwundmass möglichst klein zu halten. Die sog. Fettigkeit des Baulehms kann mit der Achterprobe (siehe Seite 2) bestimmt werden. Die erdfeuchte Mischung wird ca. 12–14 cm hoch geschüttet und mit der Latte abgezogen. Auf die Oberfläche wird feines Lehmmaterial eingestreut und dann wird mit einer «Vibroplatte», einer Maschine aus dem Strassenbau, verdichtet. Nach vollständiger Durchtrocknung (ca. 6 – 8 Wochen) des nunmehr noch ca. 8 cm starken Lehmbodens wird mit Fussbodenwachs imprägniert. Lehmböden bestechen durch ihre farbliche und optische Qualität und ihre anregende Unebenheit beim Begehen baren Fusses.

5. LEHMPUTZE 12 Lehme kommen in der ganzen Palette der Erdpigmente vor. Die Farbigkeit reicht von Brauntönen über Ocker, Orange, Rot, bis Grün. Auch Grau oder Eierschalenweiss können gefunden werden. Es ist also nahe liegend, die Eigenfarben der Lehme in der Putzoberfläche zu zeigen. Der Lehm ist also Bindemittel (das was klebt im Baustoff) und Pigment (was Farbe gibt) zugleich. Für einen Lehmputz wird Lehmpulver und Sand im Grundverhältnis von 1:3 gemischt. Oft werden für Verarbeitungsfähigkeit, Armierung oder


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aus optisch gestalterischen Gründen Fasern beigemischt (z. B. Stroh, Hanf, Gras). Um die lehmeigene Farbe möglichst intensiv zu erhalten wird mit hellen Kalksanden gearbeitet. Lehmputze sind sehr geschmeidig und angenehm in der Verarbeitung. Nicht zuletzt, weil Lehm im Unterschied zu Kalk und Zement nicht ätzt, und deshalb sogar mit den Händen verarbeitet werden kann. Dank ihrer geringen Oberflächenspannung eignen sich Lehmputze auch im Renovationsbereich sehr gut, sie haften auf allen üblichen Untergründen. 13 Bei der Ergänzung der Ausfachungen beim Haus von Therwil wurde Kuhmist als Zuschlagstoff verwendet. Dies gilt als altbewährter Trick zur Erhöhung der Wetterfestigkeit bei Lehmputzen im Aussenbereich. Am Haus von Therwil eindrücklich bewiesen: Obwohl es keine Dachrinne gibt, der Lehm fast bis zum unteren Rand des Sockels reicht, ist der Lehmputz nach 3 Jahren immer noch einwandfrei. 14 Für Neubauten gilt allerdings die Regel, dass der Sockel 50 cm hoch sein soll, der Dachüberstand im allgemeinen gross, damit kein Schlagregen die Lehmaussenwand erreichen kann. Diese Voraussetzungen sollten gegeben sein, wenn Lehmputze im Aussenbereich angewendet werden sollen. ■

LEHMÖFEN Lehm ist das Material, welches sich dank seiner Temperaturbeständigkeit und Speicherfähigkeit im Ofenbau von selbst empfiehlt. Traditionell vermauern Ofenbauer ihre Brennräume mit Lehmmörtel und «füttern» die Kacheln rückseitig mit im Lehm eingebetteten Kieselsteinen aus.


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VOM OFFENEN FEUER ZUM GRUNDOFEN Erste historische Öfen mit geschlossenem Feuerraum entwickelten sich aus einer gemauerten Nische, welche die Rückwand einer offenen Feuerstelle bildete und in den Nachbarsraum hineinragte. Diese Steinkiste erwärmte sich, wenn Glut oder das Feuer hineingeschoben wurde und strahlte zum Nachbarraum ab.

SO KONNTE DIE STUBE RAUCHFREI ERWÄRMT WERDEN. Eine weitere Stufe der Entwicklung war das separate Feuer in einem geschlossenen Ofenkörper, welcher nach wie vor küchenseitig befeuert wurde und den Rauch direkt in die Küche entliess. Diese einschaligen Öfen waren oft aus mit Lehm vermauerten Feldsteinen errichtet, mit Lehmmörtel verputzt und mit Kalkfarbe getüncht.

DER GRUNDOFEN Diese schweren und deshalb wärmespeichernden Öfen werden heute aus feuerfesten Schamottesteinen gemauert. Grundöfen heissen sie, weil das Feuer auf dem «Grund» des Ofens, dem gemauerten Boden des Feuerraums brennt. Die Verbrennungsluft bezieht das Feuer durch die Ofentür, im Unterschied zur Rostfeuerung in Holzkochherden oder in Kohleöfen, wo die Verbrennungsluft aus dem Ascheraum unterhalb des Feuerraums durch einen gusseisernen Rost

zur Glut strömt. Grundöfen, mit einem Kachelmantel versehen, werden zum Kachelofen. Sollen sie verputzt werden, wird eine Schale aus 3 – 4 cm starken Schahmotteplatten vorgemauert und zwar mit Zwischenraum von ungefähr einem Zentimeter zum Ofenkern, damit sich dieser bei der grossen Hitze frei ausdehnen kann. Dadurch können Risse in der Ofenoberfläche weit gehend vermieden werden. Im Unterschied zu den beschriebenen Ofentypen besteht beim modernen Lehmofen nur der Brennraum und der erste Rauchgaszug aus Schamottsteinen, um in der heissesten Zone hohe Feuerbeständigkeit und genügend Abrieb- und Schlagfestigkeit beim Beschicken mit Holz zu gewährleisten. Sämtliche weiteren Rauchgaszüge werden aus luftgetrockneten, eben nicht gebrannten Lehmsteinen gebaut und mit Lehmmörtel verbunden. Der Lehmmörtel besteht aus 1 Teil Lehmpulver und 2 – 3 Teilen Quarz- oder Schamottesand. Eine Mörtelmischung mit normalem Flusssand und etwas feinen Stroh- oder Flachsfasern vermischt ergibt den Verputz. Dieser wird nach vollständiger Durchtrocknung des Ofens auf den heissen Ofen aufgetragen, da er sich so in seiner grössten Ausdehnung befindet und später weniger Bewegungen in der Oberfläche sichtbar werden.

FREIHEIT DER FORM Wie die ursprünglichen aus Feldsteinen gemauerten, werden auch Lehmöfen einschalig gebaut. Dieser ein-


STRAHLUNGSWÄRME

FEUERN

Warum ist die warme Ofenbank Inbegriff von Gemütlichkeit? – Und warum wurden zu Omas Zeiten Kranke auf dem Ofen zur Ruhe gebettet? Natürlich war ein Grund die fehlende Wärme in den Schlafkammern, das ist aber nicht die einzige Erklärung. Holz ist gespeichertes Sonnenlicht. Bei seiner Verbrennung wird ein dem nicht sichtbaren Teil des Sonnenlichtes sehr ähnliches Strahlungsspektrum frei. Dieses tritt über die Ofenoberfläche aus, und zwar umso unverfälschter, je natürlicher die Oberflächenbeschaffenheit ist. Metall oder glasierte Oberflächen verändern das Strahlungsspektrum. Es ist bekannt, dass die Strahlung der Sonne, massvoll genossen, tief in die Haut eindringt und verschiedenste Stoffwechselvorgänge auslöst oder unterstützt. Fehlendes Sonnenlicht kann zur so genannten Winterdepression führen. Es ist anzunehmen, dass die Wärmestrahlung unseres Lehmofens hier einen gewissen Ausgleich schafft und deshalb auch auf den kranken Menschen eine therapeutische Wirkung entfaltet.

Es ist ein Trugschluss, der Wirkungsrad eines Holzofens steige durch möglichst langsamen Abbrand und mit möglichst wenig Verbrennungsluft. Das Gegenteil ist der Fall. Der Grundofen wird nur einmal pro Tag, bei extremer Kälte zweimal befeuert. Das Feuer soll dabei möglichst intensiv brennen, genügend Verbrennungsluft soll zugeführt werden, um eine vollständige Verbrennung zu erreichen. Sobald nur noch Glut im Brennraum liegt, spätestens aber nach einer Stunde wird die Ofentür luftdicht geschlossen. So wird der nun geladene Wärmespeicher vor einer Auskühlung über den Schornstein bewahrt.

HELL – DUNKEL

RAUCHGASZÜGE Die Länge der Rauchgaszüge (der Strecke, welche die Rauchgase zwischen Brennraum und Schornstein zurücklegen) bewegt sich je nach Zugverhalten des Schornsteins zwischen wenigen Metern und bis zu 20

DAS MÜHSAME HEIZEN MIT HOLZ «Ständig feuern, trotzdem wird es nicht warm in der Hütte!» – Einige von uns haben diese Erfahrung gemacht: bei den Grosseltern im Bauernhaus oder in der Altbauwohnung. Dieses Phänomen hat aber nichts mit der Heizart und den «veralteten» Öfen zu tun. Vielmehr hat die fehlende Wärme mit einer undichten und nicht isolierten Gebäudehülle zu tun. Ein sorgfältig renovierter Altbau und in verstärktem Mass ein Neubau (Minergie- oder Passivhaus-Standard) benötigen so wenig Heizwärme, dass das Heizen mit Holz auch für werktätige Bewohner zum Vergnügen wird, muss doch im besten Fall nur alle 2 bis 3 Tage gefeuert werden. ■

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Wir wissen aus eigener Erfahrung, dass eine schwarze Oberfläche Strahlungswärme, z.B. von der Sonne, sehr gut aufnimmt. Siehe schwarze Kleidung im Sommer und asphaltierter Strassenbelag. Weisse Flächen erwärmen sich auch bei intensiver Besonnung viel langsamer. Weniger bekannt ist, dass sich Oberflächen in Bezug auf ihre Wärmeabstrahlung genau gleich verhalten. Je dunkler ein warmer Körper, desto intensiver strahlt er seine gespeicherte Wärme ab und kühlt somit schneller aus. Auf unseren Grundofen übertragen heisst das, dass ein weisser Ofen bei gleicher Oberflächentemperatur weniger stark abstrahlt und somit langsamer auskühlt als derselbe Ofen mit einem «dunklen» Lehmputz. Wir können also mit der Wahl der Oberflächenfarbe die Heizleistung unseres Ofens steuern. Gemindert wird dieser Effekt allerdings dadurch, dass ein beträchtlicher Teil der Wärme an die am Ofen vorbeistreichende Luft übertragen wird. Trotzdem, kann eine schneeweisse Oberfläche das Gefühl von Wärme vermitteln?

Metern. Je stärker das Saugverhalten des Schornsteins, desto länger dürfen die Züge bemessen werden. Der Gestaltung der warmen Oberflächen sind keine Grenzen gesetzt. Es ist denkbar, alternativ oder ergänzend zur beheizten Sitzbank im Nachbarraum einen Strahlungskörper nachzuschalten, oder auch in höher gelegenen Stockwerken weitere rauchgasdurchströmte Heizflächen anzuordnen. Solche Strahlungskörper werden als Satelliten bezeichnet. Ziel ist es, den Rauchgasen bis zum Eintritt in den Schornstein so viel Wärme wie möglich zu entziehen und diese den Wohnräumen zuzuführen. Je nach Schornsteintyp sollen die Rauchgase hier noch eine Restwärme besitzen, um einerseits genügend Auftrieb zu bewirken und auch um kein Kondenswasser im Schornstein zu hinterlassen. Je länger der Weg, den die Rauchgase zurückgelegt haben, desto weniger Wärme enthalten sie. Aus diesem Grund werden die Wandstärken der Züge von anfangs 10 bis 18 cm im Brennraum kontinuierlich bis auf 6 cm beim Eintritt in den Schornstein reduziert. Ohne diese Massnahme hätte unser Ofen zwar eine imposante Speichermasse, gegen das Ende der Züge würden aber die Oberflächen kaum mehr warm. Während der Auskühlung verkleinert sich das Volumen der rauchgashaltigen Luft, entsprechend wird auch der Querschnitt der Rauchgaskanäle zum Schornstein hin um mindestens die Hälfte reduziert, mit dem Ziel, die Fliessgeschwindigkeit der Rauchgase konstant zu halten. Die Wärmeübertragung von heissen Rauchgasen auf die angrenzenden Ofenwände ist umso effektiver, je turbulenter die Strömung der Rauchgase.

fache Wandaufbau ermöglicht eine grosse gestalterische Freiheit in der Wahl der Ofenform. So sind Rundungen einfach auszuführen, einerseits dank der Plastizität und Formbarkeit von Lehmmörtel, und dank der Weichheit der Lehmsteine, die leicht zu bearbeiten sind. Wer als Kunde nicht auf absolute Rissfreiheit pocht, erhält einen Ofen, der die archaischen Qualitäten des Elements Feuer sehr direkt vermittelt, verstärkt durch eine Lehmoberfläche im Erdfarbton.

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BALLENBERGBERUFE

WALTER TRAUFFER, GESCHÄFTSLEITER FLM EIN PAAR LEUTE HÄTTEN WOHL SCHON AUF DEN STOCKZÄHNEN GELÄCHELT, WENN ES UNS NICHT GEGLÜCKT WÄRE.


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HEIMAT HOFSTETTEN Hofstetten, das Dorf beim Eingang West des Museums, ist Trauffers Heimatdorf. Dort ist er aufgewachsen, dort lebt er mit seiner Frau noch heute, dort sind seine drei Kinder gross geworden. Für lange Zeit und bis vor einem halben Jahr amtete er auch als Gemeindepräsident, bürgerlich eingestellt, aber in keiner Partei – «das muss man hier noch nicht». Nein, das Dorf habe sich durch das Museum nicht gross verändert, findet er. «Aber wir haben das Glück, dass wir keine Abwanderung haben wie in anderen Dörfern oder Randregionen.» Das Museum ist ein nicht

zu unterschätzender Arbeitgeber. Eine ansehnliche Zahl Leute sind fest angestellt, und viele Betriebe der Region, vor allem aus dem Baugewerbe, profitieren von Aufträgen. In einem Museum, das Häuser ausstellt, gibt es immer etwas zu bauen und zu flicken. Konzepte, Offertwesen und Organisation von Bauaufträgen machen etwa 20 Prozent von Trauffers Arbeit aus. Auch Expertisen sind hin und wieder zu erstellen, wie neulich für die Renovation eines Strohdachs im Kanton Zürich. Trauffer reiste hin, beurteilte die Substanz, also den aktuellen Zustand, und damit zusammenhängend die Frage, ob das Objekt überhaupt renoviert werden kann, und schlug ein Sanierungskonzept und eine Arbeitsmethode vor.

DAS YAK IST SEHR SKEPTISCH GEGENÜBER DEN MENSCHEN UND DEN SACHEN, DIE MAN MIT IHM MACHT.

Viel mit der Bauerei zu tun zu haben kann ihm nur recht sein, denn dort, beim Bauen und in der Architektur, liegen seine beruflichen Wurzeln. Als eidg. dipl. Bauleiter spezialisierte er sich auf historische Bauweisen und führte im Auftrag eines Architekturbüros bereits seit 1971 Arbeiten für den Ballenberg aus. Aber auch die moderne und ökonomische Bauweise kennt er gut. Er war Geschäftsführer einer mittleren Baufirma, sein letzter Auftrag vor der Anstellung im Museum war die Bauleitung der Neubauten auf dem Jungfraujoch. «Ich habe das sehr gerne gemacht», betont er, und auch heute verfolgt er das moderne Bauen mit Interesse und Wohlwollen – «sofern es gut gemacht wird!» Trotzdem entschied er sich für den Ballenberg, wurde 1995 gewählt und hatte am 1.1.1996 seinen ersten offiziellen Arbeitstag. Es war eine Entscheidung des Herzens, denn sein früherer Job hätte zumindest finanziell wohl mehr eingebracht. «Man wird nicht reich damit. Wenn man es nicht gerne macht, dann macht mans überhaupt nicht. – Es bruucht eifach Liebi, u nid nume Gäld.» Zum Beispiel die Liebe zur historischen Bauweise. «Sie ist hoch interessant, weil man einen grossen Teil machen kann, ohne dazuzukaufen.» Die Häuser im Museum sollen, wo immer möglich, mit den gleichen Techniken und Materialien aufgebaut und unterhalten werden, wie sie zur Zeit ihres Entstehens gebräuchlich waren, wobei diese Techniken natürlich auf die heutige Zeit umgesetzt werden müssen. Manchmal kann man dabei auf noch vorhandenes oder wieder belebtes Know-how aus der Herkunftsregion zurückgreifen. Manchmal scheint altes Wissen und Können aber auch einfach verloren. Dann betrachtet es Trauffer als eine Herausforderung für sein Museum, mit seinem Team in die Bresche zu springen und mit eigenen Experimenten solche Wissens- und Überlieferungslücken schliessen zu helfen.

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VOM JUNGFRAUJOCH AUF DEN BALLENBERG

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Als Vorsitzender der dreiköpfigen Geschäftsleitung ist Walter Trauffer (57) für die Finanzen und den gesamten Betrieb im Freilichtmuseum Ballenberg verantwortlich. Dass er dabei mit den Bauhandwerkern ebenso zu tun hat wie mit den Sponsoren oder den Yaks und Seidenraupen, schätzt er am meisten an seiner Arbeit. Das Büro verrät bereits einiges über den Mann, der dort arbeitet. An den dunklen Holzwänden hängt moderne Kunst von Gottfried Tritten, Pierre Haubensack, Martin Peter Flück, die Walter Trauffer alle persönlich kennt, und ein Druck von Rothko – «meine grosse Liebe» –, dessen Ausstellungen er schon in Washington und Paris und natürlich im BeyelerMuseum in Riehen gesehen hat. «Seine Bilder strahlen eine Ruhe und Besinnlichkeit aus, die für mich einmalig ist». Einen echten Rothko leistet er sich trotzdem nicht: «Hüttzutags längtis nid, we mu ds Huus wurdi verchoufe», und das hat er vorderhand nicht im Sinn. Beim Computer in der Ecke zeigt sich eine andere grosse Liebe von Walter Trauffer. Als Hintergrundbild flimmert eine Fotografie von Yaks auf dem Bildschirm, einer ursprünglich im Tibet, Nepal und der Mongolei beheimateten Rinderrasse mit urtümlichem Aussehen, von denen sich auch das Museum zwei Tiere hält. Wenn die Museums-Yaks sich heute geduldig und brav den Lastsattel auflegen lassen, dann ist das auch Trauffers Verdienst. Während vieler Monate hat er sie fast jeden Abend eine halbe Stunde lang im Stall besucht, hat mit ihnen geredet, ihnen zu fressen gegeben, bis sie schliesslich Vertrauen fassten. «Das Yak ist sehr skeptisch gegenüber den Menschen und den Sachen, die man mit ihm macht», sagt der bekennende Tierfreund. «Es braucht lange, bis es schon nur handzahm wird – wenn überhaupt!» Die Tiere waren seit November am Trainieren, damit sie ihren Beitrag zum Ballenberg-Jahresthema «Zug- und Lasttiere» leisten können, und Walter Trauffer und seine Mitarbeiter haben manche Stunde eingesetzt, oft auch am Wochenende, um sie sachte an ihre Aufgabe heranzuführen. Dass auch er als Chef dabei ist bei solchen Aktionen, hat seinen Grund nicht allein in Trauffers Tierliebe. Er möchte seinen MitarbeiterInnen auch Vorbild sein. In der Art, wie er mit den Tieren umgeht, in der persönlichen Einsatzbereitschaft. «Es gibt nur ein Miteinander. Man kann von den Mitarbeitern nicht immer nur verlangen, man muss auch selber mitmachen», ist er überzeugt.


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MIT FEUER UND STEIN

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Ein äusserst gelungenes Experiment war das Brennen von Kalk, dem Zement von früher. Kalkstein wird auf 1000 °C gebrannt, mit Wasser gelöscht und mit Sand gemischt. So entsteht ein Mauermörtel, der beim Mauerbau die Steine verbindet. Mischt man Sand und Kalk in einem anderen Verhältnis, gibt es Verputzmörtel. Verdünnt man gelöschten Kalk mit Wasser, entsteht Kalkfarbe. «Früher gab es in jedem Dorf einen Kalkofen. Aber das hat in der Schweiz lange niemand mehr gemacht und macht auch heute sonst niemand mehr hierzulande», bemerkt Walter Trauffer nicht ohne Befriedigung. «Ganze Ordner voll» habe er mit Beschreibungen über das Kalkbrennen. «In Deutschland hat man es x-mal probiert; nach unserem Wissen kaum mit Erfolg.» Nach intensivem Studium von Literatur, Fotos, nach vielen Diskussionen mit Fachleuten entwickelte er schliesslich mit seinen Leuten ein Konzept, und siehe da – es funktionierte auf Anhieb. Und auch hier taucht sie wieder auf, die Liebe: «Es braucht den Mut, die Verantwortung zu übernehmen und zu sagen, jetzt machen wirs, das geht. Ein paar Leute hätten wohl schon auf den Stockzähnen gelächelt, wenn es uns nicht geglückt wäre. Es braucht ein logisches Denken. Und auch hier braucht es Liebe», sagt Walter Trauffer und lässt, wie meist, wenn er von der Liebe spricht, die zu allem Gelingen nötig sei, seine Worte ohne weiteren Kommentar so stehen.

NICHTS MACHEN STATT ETWAS MACHEN – EINE WICHTIGE REGEL BEIM TRADITIONELLEN BAUEN.

GESTRIGES ALS VORBILD FÜR MODERNES Nebst dem Sektor Bauen hat Walter Trauffer auch den Bereich Personal unter sich, muss Leute rekrutieren, beurteilen, führen. «Etwas vom Wichtigsten ist, dass unsere Mitarbeiter stolz sind auf das, was sie hier machen, und nicht denken, wir seien ‹hintendrein›, hinter dem Mond», hat Trauffer erkannt. Viele Angestellte stammen aus Bauberufen und fragen sich zu Beginn oft, warum hier mit Kalkfarbe gestrichen wird, wo es doch Kunstharz gibt, oder warum man hier das Holz unbehandelt lässt, wo es doch Imprägniermittel gibt. Wenn man den Leuten hingegen erklärt, warum so und nicht anders, und sie mit der Zeit Erfahrungen mit traditionellen Bauweisen sammeln, dann kommt dieser Stolz, der dann dazu führt, dass sie ihr Wissen nach aussen tragen und vertreten. «Das Museum hat eine wichtige Vorbildfunktion für die Denkmalpflege, für Restaurierungen und für verschiedene Handwerksberufe. Auch via unsere Leute findet das alte Wissen wieder Eingang ins moderne Bauen.» Oft sehen sich Hochschulklassen im Museum um und lassen sich inspirieren. «Es geht darum zu zeigen: Das ist auch ein Weg, und ein guter Weg!»

Dass viel Überliefertes vorschnell aufgegeben wurde zu Gunsten moderner Methoden, hat Walter Trauffer beim Bauen seines eigenen Hauses erfahren. «Ich habe angefangen, das Holz zu imprägnieren, aber etwa nach der Hälfte ist es mir verleidet und ich mochte nicht mehr. Heute sieht man überhaupt keinen Unterschied!» Allerdings, so fügt er bei, habe sein Haus, ein moderner Holzbau, ein grosses Vordach, so dass die Wände etwas geschützt sind vor dem Wetter. Nichts machen statt etwas machen – eine wichtige Regel beim traditionellen Bauen, die auch mithilft, Unsinn zu vermeiden wie zum Beispiel den, dass man heute das Holz von Abbruchhäusern nicht mehr verbrennen darf, weil es mit giftigen Stoffen behandelt ist. «Vielleicht sind bei den modernen Behandlungsmitteln kurzfristig die Werte messbarer. Aber 650jährige Häuser, da dran ist auch etwas messbar!»

GELD IST NICHT VON SELBER DA Ein weiterer Aufgabenbereich von Walter Trauffer sind die Finanzen. Das Museum wird zu sieben Prozent von den Kantonen unterstützt, hauptsächlich vom Kanton Bern; die restlichen 93 Prozent muss es selber aufbringen. Den grössten Teil davon machen die Eintritte aus, gefolgt von den Restaurants und dem Museumsshop. Weitere Einkünfte kommen aus dem Verkauf von Holzschindeln, Brunnentrögen, Kalk und Kohle. Und schliesslich obliegt Walter Trauffer auch das Foundraising, die Suche nach Gönnerinnen und Sponsoren, die sich am ehesten bei Banken und Stiftungen, aber auch unter Privatpersonen finden lassen. Und auch dies – «meist will man mir das einfach nicht glauben» – macht Walter Trauffer gerne. «Es hett alles sy Reiz. – Ich bin nun mal der Typ, der eine gesamtheitliche Arbeitsweise einfach braucht, und da gehört das auch dazu.» Die Finanzen im Gleichgewicht zu halten, bezeichnet er allerdings als seine schwierigste Aufgabe. Die Schwierigkeiten umreisst er so: Es gelte zunächst die richtigen Geldquellen zu erschliessen. Dann müsse man diesen Geldquellen die Bedeutung der Institution klar kundtun. Weiter seien die Geschäfte so zu optimieren, dass der Ertrag möglichst gross sei, die Qualität aber nicht leide. Und schliesslich müsse man Zusatzprogramme auf die Beine stellen, ohne enorm grosse Kosten zu verursachen. Fast wichtiger, als die Einnahmen zu steigern, sei es übrigens, die Ausgaben im Griff zu haben, stellt er fest. Bis jetzt habe man zwar nicht wirklich abbauen müssen, aber eben optimieren. Konkret kann das heissen, dass den BesucherInnen nicht in jedem einzelnen Haus eine Person für Erklärungen zur Verfügung steht, sondern eine Person vielleicht für drei Häuser zuständig ist. Der Grund für diese nötig gewordenen Änderungen liegt im steten Wachstum des Museums, mit dem die Zahl der Eintritte nicht im gleichen Mass Schritt gehalten hat.

GESUCHT GROSSE ESEL Aber bis jetzt hat das Geld stets gereicht. Zum Beispiel dieses Jahr auch für eine kunterbunte Schar von Last- und Zugtieren, die von Ziegen über Kamele bis zu Eseln reicht. Bei Letzteren war Trauffers Ehr-


SEIDE MADE IN BALLENBERG Im Museum steht inzwischen bereits das nächste Tierprojekt an. Man will versuchen, ab 2005 im Hof von Novazzano Seidenraupen zu züchten. «Der Hof hatte früher eine grosse Bedeutung in der Seidenraupenzucht, ein paar Jahre lang war das sogar der Haupterwerb.» Auch sonst im Tessin war dieses Gewerbe verbreitet. Die gewonnene Seide wurde dann in der Ostschweiz weiterverarbeitet. «Aber wir produzieren natürlich nicht in einer Menge, dass es davon gross Seidentücher geben würde», relativiert Walter Trauffer. Eingeschränkt ist man nicht nur von den klimatischen Bedingungen her – die Räume sollen nicht künstlich klimatisiert werden. Auch die Futterbeschaffung hat ihre Tücken:

Die Raupen «fressen eine Unmenge Blätter», und zwar ausschliesslich vom Maulbeerbaum. Die Gegend um den Ballenberg ist eigentlich keine Maulbeerbaumgegend. Trotzdem hat man im Museum diesen Baum nun versuchsweise angepflanzt. «Ich bin zuversichtlich, dass das geht, die Bäume sind schon zwei Meter hoch». Recherchen, die Vergabe von Bauaufträgen für Spezialeinrichtungen, die konkrete Umsetzung – ein grosser Teil davon liegt in den Händen von Walter Trauffer. Und auch hier gilt es wieder, die MitarbeiterInnen zu motivieren: «Bei diesem Projekt sieht man ziemlich lange gar nichts. Dass man da die Leute bei Begeisterung halten kann, ist nicht selbstverständlich.» Die Seidenraupen werden ihn vielleicht in nächster Zeit mehr beschäfigen als die Yaks. Seine besondere Sympathie gilt jedoch ihnen. Sie kennen ihn, wenn er bei ihnen vorbeischaut, und begrüssen ihn, wenn sie Lust dazu haben. Wenn nicht, heben sie nur kurz den Kopf und die Ohren. Er behandelt sie auch immer noch, trotz aller Vertrautheit, mit Respekt und betritt ihr Gehege vorsichtig. «Die Kamele kommen stets, wenn sie hoffen, dass man ihnen etwas Feines zu fressen mitbringt. Die Yaks nicht, sie lassen sich nicht bestechen.» Das gefällt ihm. Er wird ihnen als treuer Besucher wohl nicht so bald verloren gehen. «Hier finde ich die Ruhe, die ich ab und zu brauche; in der Kunst und hier, bei den Tieren.» (dr) ■

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geiz, die wichtigsten Grosseselrassen zeigen zu können, was sich als nicht ganz einfaches Unterfangen erwies. Grossesel hielt man früher in der Schweiz vor allem, um mit ihnen Maultiere zu züchten. Heute gibt es bei uns nur noch wenige davon und auch kaum mehr reinrassige. Die Poitou-Esel kann sich das Museum aber zum Glück beim Tierpark Goldau ausleihen, zwei Esel der Rasse Monte dell’Amiata werden von einer Privatperson aus Hofstetten zur Verfügung gestellt, auch das eidgenössische Gestüt in Avenches steuert eine Rasse bei, und der andalusische Grossesel liess sich via Kontakte in Spanien auftreiben. Dabei erlebte Trauffer eine Überraschung: Er stiess auf ein uraltes Foto seines Vaters, auf dem genau so ein andalusischer Esel mit dem typischen Apfelschimmelfell drauf war. «Wahrscheinlich waren die damals gang und gäbe», staunt er. Seine Liebe zu den Tieren war dem Sohn einer Bauern- und Gewerbefamilie in die Wiege gelegt – und auch wieder nicht. Sein Vater war Bergbauer und hatte Kühe, die aber Broterwerb und Existenzgrundlage bedeuteten. «Damals habe ich ein Tier nicht auf die gleiche Art angeschaut wie heute. Sicher stammt mein Bezug zu den Tieren von dort. Aber eine Liebe war es wohl eher im Unterbewussten.» Das Interesse sei dann eine Zeit lang etwas eingeschlafen, Autos und das Skifahren seien wichtiger gewesen. Im Stall mitgeholfen habe er aber immer gern, auch wenn das hiess, dass man nach der Schule nicht auf die Gasse konnte wie manche anderen Kinder. «I ha immer gärn g’schaffet u eppis g’macht.» Helfen war auch in der Budigg angesagt, einer kleinen Werkstatt, die der Vater nach dem zweiten Weltkrieg eröffnet hatte. Schon vorher hatte er sich nebenbei, wie viele in der Gegend, als Schnitzer betätigt, hatte Bären in allen Grössen und Ausführungen «g’schnätzet», zwei Meter hohe Standuhren mit Bären dran, Schirmständer mit Bären dran ... Das Geschäft brach jedoch während der Kriegszeit vollständig ein. Im Militär lernte der Vater dann einen Kameraden kennen, der ein grosses Warenhaus besass und ihm den Rat gab, Spielzeug herzustellen. Denn solange Eltern auch nur ein bisschen Geld hätten, würden sie ihren Kindern Spielzeug kaufen. Der Vater befolgte den Rat, und noch heute produzieren Trauffers Brüder in einem kleinen Betrieb in Hofstetten Holzspielsachen.

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LASTTIERE IM BALLENBERG Die Ballenberg-Saison 2004 steht ganz im Zeichen der Zug- und Lasttiere. Pferde, Kamele, Lamas, sogar Ziegen werden in dieser Funktion präsentiert. Der Monat des Esels und des Maultiers ist der September – da sind im Museum besonders viele der Langohren zu bewundern. ■


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AUS DEM HEIMATWERKBOTEN

1960 Recycling ist nicht eine Erfindung unserer Zeit, wie diese Anregung aus dem Heimatwerkboten, der Vorgängerzeitschrift von Handwerk, zeigt. «Zu jeder Werkstatt gehört ein Lager von Altmaterial», schreibt der Bote. Ob der Wagen nach der Erfindung des Tumblers noch zum Wäschetransport gebraucht wird, darf bezweifelt werden. Dass ihn sich Kinder sofort zum Spielen schnappen werden, ist jedoch garantiert. ■


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KERAMIK – DIE KUNST DER ERDE

EIN GROSSES BUCH FÜR EINEN KLEINEN BERUFSSTAND

Von den ersten Spuren gebrannten Tons aus der Steinzeit über die Hochkulturen Babyloniens, Ägyptens, Griechenlands, Chinas oder Südamerikas: «Keramik – die Kunst der Erde», Kulturgeschichte und Techniken, beschreibt die Entwicklungsgeschichte der Keramik und zeigt, wie aus blosser Erde Kultur wurde. Gustav Weiss sucht die Kulturlandschaften der Vergangenheit auf und untersucht die Keramikobjekte, die Herstellungsverfahren und Bedeutungen. Gustav Weiss hat eine Kulturgeschichte der Keramik zusammengestellt, die jede KeramikfreundIn mit Begeisterung und Entdeckungsfreude durchblättert. Zahlreiche grafische Übersichtstabellen und hervorragend ausgewählte Fotografien ergänzen den kompetenten Text – «die Kunst der Erde» ist eine Kulturgeschichte nicht nur der Keramik, sondern der Menschheit. Anhand der zahlreichen Funde und gesammelten Keramikscherben lässt sich die Entwicklungsgeschichte des Menschen in hervorragender Weise nachzeichnen. Ob die Interpretationen der Darstellungen und deren Bedeutung «richtig» sind, muss dem Leser überlassen werden. Mit dem Schlusskapitel Neo Alchimismus erlaubt sich der Autor einige Seiten Mission in einer Sache, die mir persönlich etwas zu esoterisch daherkommt. ■ Ein reiches Buch!

Wie ein übergrosser Silberbarren liegt es vor mir, mit 1045 gr. ein kleines Schwergewicht. Das Handbuch aller Techniken. Im Prägeverfahren eingedrückt «Silberschmieden». Die Autoren Georges Wyss, Fritz Loosli, Wolfgang Tannheimer und Gerhard Heinz haben ganze Arbeit geleistet. Ein vollständiger und «modellhafter» Modell-Lehrgang über das Silberschmieden liegt jetzt vor. Beim Lesen und Blättern spürt man sofort, dass die Autoren wissen, wovon sie sprechen. Professionalität in Beschrieb und Gliederung, aber auch die ästhetische Gestaltung des ganzen Buches lassen auf eine äusserst versierte Autorenschaft schliessen. Ein Handbuch aller Techniken lässt aber auch auf ein gutes Selbstbewusstsein schliessen. Tatsächlich sind die Autoren nicht nur gute Handwerker, sondern sie sind auch in der Forschung und Lehre tätig. Mit den Illustrationen von Jenny Scheidegger haben die Autoren eine weitere wichtige und prägende Gestaltungsentscheidung getroffen. Wohltuend, dass im Buch keine einzige Fotografie zu finden ist. Die sehr genauen und präzisen Zeichnungen lassen auch Laien klar erkennen, wovon in den Beschrieben die Rede ist. Man könnte sich aber fragen, warum jeder Hammer in seiner konstruktiven Transparenz dargestellt wurde – andererseits besticht das Buch als Ganzes in seiner gestalterischen Konsequenz! Ein Silberstreifen am Fachbuchhorizont? Dem Haupt-Verlag gilt es hier zu danken, dass er immer wieder solch wertvolle Bücher, die sicher nicht einen «Massenmarkt» anzusprechen vermögen, zu verlegen wagt. ■ Das Buch gehört zu den schönsten Schweizer Büchern! Gratulation, ausgezeichnet, wunderbar. Bezugsquelle: IG Silber www.argentum.ch

255 Seiten / 450 Abbildungen gebunden, 1. Auflage 2004 ISBN: 3-258-06704-X CHF 69.90

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REZEPTE FÜR KERAMIKGLASUREN

KERAMISCHE PRÄGE- UND RITZTECHNIK

Das vorliegende Buch von Stephen Murfitt für Keramikglasuren ist eine umfangreiche Sammlung von Rezepten für Keramikglasuren geordnet nach Brennbereichen, wobei beim Steingut begonnen, Steingut Majolika, Steingut Raku, Steinzeug und Porzellan als separate Bereiche aufgeführt werden. Die Bereiche sind nach Farben der Glasuren, oxidierend und reduzierend geordnet. Die beschriebenen Hinweise sind kurz und aufs Wesentliche reduziert. In den Textabschnitten und bei den Materialangaben wird sichtbar, dass es sich um eine Übersetzung aus dem Englischen handelt, die sich manchmal etwas ungelenk liest. Auch bei der Suche nach den aufgeführten Spezialmaterialien dürften sich für den Praktiker einige Schwierigkeiten ergeben. Im Allgemeinen lässt sich aber sagen, dass es ein reiches Buch für experimentierfreudige Amateure und Fachleute ist. ■ Bewertung: nützlich und brauchbar.

Ein kleines Bändchen über ein ganz spezielles Gebiet der Dekoration: Das Prägen und Ritzen! Anregend und mit reichem, auch historischem und zeitgenössischem Bildmaterial ausgestattet, das von namhaften Keramikern beigesteuert wurde: Jane Hamlyn, Walter Keeler und Takeshi Yasuda, um nur einige zu nennen. Wieder eine Fundgrube für alle, die vom Keramikvirus befallen sind und gerne schöne Beispiele zur Hand haben wollen! ■ Der Preis von Fr. 36.– erscheint uns etwas hoch.

Handwerk 2/2004

112 Seiten / 113 Fotos kartoniert, 1. Auflage ISBN: 3-258-06706-6 CHF 36.00

19

288 Seiten / 800 farbige Abbildungen Spiralheftung, 1. Auflage ISBN: 3-258-06603-5 CHF 49.90

2 NEUE KURSE IM PORTRÄT

DIE BRILLE NUR FÜR SIE! SCHWERTSCHMIEDEN

Infos und das aktuelle Kurzprogramm bis Sommer 2005 sind ab sofort erhältlich beim Sekretariat des Kurszentrums, Telefon 033 952 80 40.

Erstmals wird vom 18. bis 22. Oktober Niklaus Maurer zeigen, wie man Schwerte schmiedet. In diesem Kurs werden Sie die Klinge sowie das Zubehör schmieden. Schmiedeerfahrung sollte vorhanden sein.

KURS: MEINE BRILLE! Vom 2. bis 4. April 2005 kommen Brillenfreaks auf ihre Rechnung. In diesem Kurs entwerfen und gestalten Sie mit Bernard Schläfli Ihre persönliche Brillenoder Sonnenbrillenfassung aus Kunststoff (Acetat). Sie erhalten einen kurzen Einblick in die Geschichte der Brille. Sie entdecken das Material Acetat. In einem weiteren Teil befassen Sie sich mit gestalterischen Aspekten: Form und Farbe stehen im Mittelpunkt. Sie werden herausgefordert, persönliche Ideen zu entwerfen und sie dann praktisch umzusetzen. Vom Entwurf bis zum Endprodukt. Korrektur- oder Sonnengläser können nach Kursende durch den Kursleiter eingeschliffen werden. Handwerkliches Geschick ist von Vorteil. ■ Bauen Sie Ihre Brillenfassung nicht mehr aus Lego – besuchen Sie unseren Kurs!


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MERCI UND DIPLOMIERT! GESCHÄTZT! VORPLATZ NEU GEPFLÄSTERT Ein riesiges Merci an die Baugruppe unter der Leitung von Fabio Leoni. Im Kurs «Traditionelle Pflästerung» ist der Vorplatzes beim Kurszentrum Ballenberg Heimatwerk neu gepflästert worden! Damit verbunden an Sie, liebe Leserinnen und Leser, unsere Einladung: Verbinden Sie Ihren Besuch im Ballenberg mit einem unverbindlichen Augenschein im Kurszentrum Ballenberg, Eingang West. Wir freuen uns auf Sie!

SVEB: ERSTE FACHAUSWEISE AUSBILDER VERGEBEN Nach rund zweijähriger Weiterbildungszeit hat das Kurszentrum Ballenberg Heimatwerk in Zusammenarbeit mit der EB Zürich erstmals 11 Fachausweise Ausbilder vergeben. Die von Daniel Bürki geleitete Weiterbildung ist der erste im Kurszentrum durchgeführte Kurs, der zum eidgenössischen Fachausweis Ausbilder führt. Die Ausbildung umfasst 5 Module mit verschiedenen Schwerpunkten. So mussten die Teilnehmenden unter anderem eine Woche Gruppendynamik durchlaufen, ein Praxisbesuch musste bestanden werden, und zu guter Letzt eine schriftliche Arbeit zu einem selbst gewählten Bildungsprojekt abgegeben werden. Erfreulich für das Kurszentrum Ballenberg Heimatwerk ist natürlich der Umstand, dass 4 der AbsolventInnen KursleiterInnen im Kurszentrum Ballenberg Heimatwerk sind: (hintere Reihe v. l. n. r.) Daniel Bürki, Ausbildungsleiter, Adrian Knüsel, Imelda Zaalberg, Kathrin Rieder, Oliver Goekbas (vorne v. l. n. r.) Thomas Schweizer, Katharina Zaugg, Gerda Streit, Susanna Wettstein, Sabine Schläfli, Franziska Graf und Bernard Verdet ■


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LEIDENSCHAFTEN. PASSIONS. SECRETS.

■ Ex. Jahresprogramme 2004/2005 ■ Informationen für Veranstalter von Kursen,

■ Das Buch zum Handwerk mit über 1000 Porträts.

Seminarien und Tagungen

144 Seiten. Preis pro Exemplar Fr. 39.– inkl. Versand. Ich bestelle

Ex.

■ Information über Lehrlingslager

VEREINIGUNG DER GÖNNER FREILICHTMUSEUM BALLENBERG

■ Ich will GönnerIn werden

■ Veranstaltungsprogramm 2004

SCHWEIZER HEIMATWERK ■ Kundenmagazin

«HANDWERK» ■ Abonnement, Jahr: Fr. 24.–, Ausland Fr. 32.– ■ Probenummer ■ Ausgabe Nummer:

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