5HANDWERK: FARBEN VOLLER ABSICHTEN Kurszentrum Ballenberg Heimatwerk, CH-3855 Brienz Telefon 033 952 80 40, Fax 033 952 80 49 info@ballenbergkurse.ch www.ballenbergkurse.ch Handwerk, traditionelles Bauhandwerk und zeitgenรถssische Gestaltung.
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DIE INFORMATION KURSZENTRUM BALLENBERG HEIMATWERK 3/2005
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DAMIT MÖGLICHES ENTSTEHT MUSS IMMER WIEDER DAS UNMÖGLICHE PROBIERT WERDEN. Herman Hesse
”
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Ich zitiere 4 Lehrsätze aus der neuen Farbenlehre nach Küppers …:
Farbe und Farbwahrnehmung, Farb-
In diesem Heft kommen Gestalterin-
empfindung sind also ganz unterschied-
nen und Gestalter zusammen, die sich
lich und sehr individuell. Was uns aber
alle mit Farbe, Farbharmonie, Kontrast
allen gemeinsam ist, ist die Tatsache,
und Stimmung auseinandersetzen. Farben sind Energiestrahlen. Lassen Sie
1. Farbe ist immer und ausschliess-
dass Farben fast nicht übersehen wer-
lich die Sinnesempfindung des Betrach-
den können. Farben haben Wirkungen,
sich von dieser Energie anstecken. Tan-
ters. Es gibt keine Farbe wo kein Be-
verändern Stimmungen, Räume bekom-
ken Sie Farben auf, bevor uns der Win-
trachter, der über ein intaktes Sehorgan
men mit der Farbe eine eigene Ausstrah-
ter ins Haus steht …
verfügt.
lung und Atmosphäre.
2. In der Physik gibt es keine Farbe:
Ein reicher Schatz an Betrachtungen
Die materielle Welt besteht aus farbloser
und Theorien zur Farbe ist die Farben-
Materie und farbloser Energie.
lehre von Goethe:
3. Der Farbreiz besteht aus farblosen
840. «Die Weibliche Jugend hält auf
Energiestrahlen, die das Sehorgan ver-
Rosenfarb und Meergrün, das Alter auf
anlassen, als Reaktion Farbempfindun-
Violett und Dunkelgrün. Die Blondine
gen hervorzubringen.
hat zu Violett und Hellgelb, die Brünette
4. Die übergeordnete Gesetzmässig-
zu Blau und Gelbrot Neigung, und sämt-
keit der Farbenlehre ist die Arbeitsweise
lich mit Recht. Die Römischen Kaiser
des Sehorgans.
waren auf den Purpur höchst eifersüch-
Aus diesen vier Sätzen wird etwas
tig. Die Kleider des chinesischen Kaisers
ganz Entscheidendes «sichtbar»: Das
sind Orange mit Purpur bestickt. Zitro-
Sehen der Farben geschieht im Auge des
nengelb dürfen auch seine Bedienten
Betrachters. Sehen zwei verschiedene
und die Geistlichen tragen.»
Personen am gleichen Ort die gleiche
841. «Gebildete Menschen haben eine
Farbe gleich? Bewegen wir uns hier auf
Abneigung vor Farbe. Es kann dieses
ganz unsicherem Terrain? Wie haben wir
teils aus Schwäche des Organs, teils aus
Farben zu empfinden?
Unsicherheit des Geschmacks geschehen, die sich in das völlige Nichts flüchtet. Die Frauen gehen nunmehr fast durchgängig
weiss
und
die
Männer
1
schwarz.»
Adrian Knüsel, Leiter n
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FARBE: WOHER SIE KOMMT, WOHIN SIE GEHT …
Caroline Felber: Hut auf und ab Seite 2
Silvia Falett: Schmetterlinge im Bauch Seite 14
Simone Gugger: Die Pflichten des Manschettenknopfs Seite 6
Wolle färben mit Pflanzen Seite 20
Rückblick: Wenn Frauen staunen Seite 10 Handwerk 3/2005. Redaktion: Adrian Knüsel (ak) Herausgeber: Kurszentrum Ballenberg Heimatwerk, 3855 CH-Brienz, Telefon 033 952 80 40, Fax 033 952 80 49, www.ballenbergkurse.ch, info@ballenbergkurse.ch. Druck: Gisler Druck AG, Altdorf. Auflage 3200 / 3 Ausgaben jährlich. Abo Inland Fr. 24.– / Ausland Fr. 32.–.
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Caroline Felber mit Yannick Mattmann, Sabrina Müller, Nadja Fluri Fotos von Georgios Kefalas
Grosse Schaufenster lassen einen
Schätze sichtbar. Als Modistin ist eine
Einblick in die farbige Welt der Hutma-
reiche Inspiration, ein gutes Gefühl für
cherin auch für flüchtig Passierende,
Farbenkombinationen, Harmonie und
Busreisende, Autofahrer und Fussgän-
das gewisse Etwas unverzichtbar. Ent-
ger zu – was gesehen werden kann, sind
werfen, Formen, Zusammenfügen, Kom-
nicht nur die neusten Kollektionen und
binieren und Schmücken sind die wich-
Modelle der Saison; Caroline Felber
tigsten Tätigkeiten.
gewährt auch Einblick in das Atelier und den Lehrbetrieb.
Auch die Begeisterung für den Hut an sich und die ganz persönliche Bera-
Ein Beruf massgeschneidert:
tung sind wichtige Ingredienzien für den
Caroline Felber ist Herrin über ein
ungewöhnlichen Erfolg. «Ich weiss sehr
buntes Reich von farbigen Bändern,
schnell, welche Form zu einer Kundin,
Federn, Knöpfen und Quasten. In un-
einem Kunden passt. Oft wird dann
zähligen verglasten Schubladen sind die
Vor zwei Jahren ist sie mit ihrem Geschäft von Olten an die Ecke Obergrund- und Moosstrasse in Luzern umgezogen: Caroline Felber, 40, Modistin, Geschäftsfrau, Ausbilderin, Gründungsmitglied Förderverein Hut !
nach längerem Probieren mein Rat gerne angenommen», sagt Caroline Felber, angesprochen auf die Bedeutung der persönlichen Stilberatung. «Es ist immer wieder spannend, wie eine bestimmte Kopfbedeckung die eigensten Charakterzüge eines Menschen hervorheben und akzentuieren kann.»
CAROLINE FELBER: HUT AUF UND AB
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Minutiöse Detailarbeit führt zum fertigen Sommerhut: Der Kopfteil des Strohhutes wird separat gefertigt und nach dem Trocknen an die Krempe genäht.
Der Parasisolrohling wird über die Holzform gezogen. Das Sisalfasergeflecht besteht aus Sisal, der hanfartigen langen Faser der Agave, Sisaliane Perrine.
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Sabrina Müller, 2. Lehrjahr, volle Konzentration beim Fadenknüpfen …
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Es ist immer wieder spannend, wie eine bestimmte Kopfbedeckung die eigensten Charakterz端ge eines Menschen hervorheben und akzentuieren kann.
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Dass Huttragen wieder aktuell ist,
Haken an einer Stange, alles Eigenkrea-
zeigen nicht nur die ausgefallenen Krea-
tionen. Das Entwerfen und Zeichnen
tionen der grossen Modeschauen … Seit
dieser Muster erfordert nebst gutem Vor-
ihrem Umzug nach Luzern hat Caroline
stellungsvermögen viel Fingerspitzenge-
Felber eine grosse Kundschaft für ihre
fühl und Erfahrung.
frischen und teils recht frechen Kreatio-
für den «Hut» begeistern, das kreative Handwerk schätzen und sich in der
wo die Lust für den Kopfschmuck so
Als vor rund 6 Jahren der Beruf der
Öffentlichkeit für die Ideen und Ziele des Fördervereins einsetzen. Der am
richtig ausgelebt werden kann. Klassi-
Modistin hätte abgeschafft werden sol-
sches findet sich hier neben Trendigem,
len, arbeitete Caroline Felber ein Projekt
7. Mai 2001 gegründete Förderverein
Schlichtes und Einfaches neben reich
zur
und
hat sich genau dies zu seiner Aufgabe
Dekoriertem, immer alles mit spürbarer
reichte dies beim Bund ein. Zum Aufbau
gemacht: den Beruf des Bekleidungs-
Handschrift der Meisterin. Zu
Caroline
Felbers
Lehrstellensicherung
aus
der 6 Ausbildungsplätze wurde das Pro-
gestalters, der Bekleidungsgestalte-
Kundschaft
jekt über 4 Jahre vom Lehrstellenbe-
rin, Modisterei zu fördern.
gehören Damen, die sich für das Pfer-
schluss 2 unterstützt. Heute wird die
Der Verein arbeitet zu diesem
derennen in England den auffälligen
Lehrwerkstatt von der Hüte & Mützen
Zweck mit den für die Berufsbildung
Kopfputz machen lassen, Männer und
GmbH, vom Förderverein Hut und von
zuständigen
Frauen, die den praktischen «Begleiter»
Sponsoren finanziert – 5 Frauen und ein
verwaltet die vom Bund im Rahmen des Lehrstellenbeschlusses 2 gespro-
für den Alltag suchen, aber auch junge
Mann werden zurzeit von Caroline Felber
hippe 18-Jährige, die eine Mütze à la
als
MTV-Star wünschen. Das spezielle Ein-
richtung Modisterei, ausgebildet.
zelstück kostet zwischen Fr. 200.– und
BekleidungsgestalterInnen,
Felber
beim
Betreiben
der
Fr. 500.–. Alles Handarbeit und alles
dereinst ein Auskommen mit ihrer Arbeit
Im August 2001 wurde das Projekt
ausgesuchte
finden?
und
jungen
chenen Gelder und unterstützt Caroline
schweizweit einzigen Lehrwerkstatt.
Mann
diese
zusammen,
Berufsleute
Materialien.
Werden
Fach-
Behörden
«Lehrwerkstatt» mit drei Lehrfrauen
Frau erwirbt also nicht einfach eine
Yannick Mattmann, der erste Mann
Kopfbedeckung, sondern das ganz spezi-
seit 20 Jahren, der sich für diese Ausbil-
elle, persönliche Accessoire.
dung entschieden hat, will Designer wer-
Im Juni 2004 zählte der Förderverein
den. «Für mich ist dies eine geniale
87 Mitglieder.
FILZ: DAS KLASSISCHE HUTMATERIAL
gestartet
und
beschäftigt
heute,
4 Jahre später, sechs Lernende.
Grundausbildung – ich lerne nicht nur sten Materialien kennen, ich kann auch
WERDEN AUCH SIE MITGLIED!
Rohling oder Stumpen», erklärt Caroline
erste
Infos
Felber. Dieses konische Teil aus Hasen-
Gestaltung und Design sammeln und
dung (Statuten, Protokolle, Jahresbe-
haarfilz, ein rudimentäres, fast unbe-
das Erdachte auch Ausführen.»
richt)
eine grosse Palette von unterschiedlich-
«Aus der Fabrik beziehen wir den
Erfahrungen
mit
Formgebung,
grenzt formbares Material, wird mit der
Für Caroline Felber ist es wichtig,
Hilfe von Dampf aus dem Dampfapparat
diese Lehrstellen auch künftig anbieten
über die gewünschte Holzform gezogen.
zu können. Sie sieht den Beruf als
Auch der Hutrand wird auf diese Weise
Grundausbildung im gestalterisch, krea-
in Form gebracht. Nach einem Tag
tiven
Trocknen werden Kopfteil und Rand
Berufsmaturität, Zusammenarbeit mit
zusammengenäht und die Grösse des
Gestaltungsschulen und der fundierten,
Entrées – der Huteinschlupf – be-
soliden handwerklichen Ausbildung im
stimmt. Der Hutsaum, das Bridé, wird
Atelier wird den zukünftigen Berufsleu-
sorgfältig versäubert. Was dann folgt,
ten eine optimale Ausbildung gewähr-
Umfeld.
Durch
Erlangen
ist quasi die Krönung des Hutmachens,
leistet, mit welcher Türen zu guten Stellen und attraktiver Weiterbildung offen
Caroline Felber einen fast unerschöpfli-
stehen.
schäftsaufgaben,
Liquidationen,
von
Lieferanten in Frankreich, Italien und
Zur
Unterstützung
des
www.huete.ch/Ausbil-
der
nämlich das Garnieren. Dafür besitzt chen und reichen Fundus. Aus Ge-
unter
Projekts
Lehrwerkstatt hat Caroline Felber den
«Förderverein Hut» gegründet. n
England über Jahre zusammengetragen. «Ich glaube, ich habe genug für sieben ganze Hutmacherinnenleben», lacht Caroline Felber. Im Gegensatz zu den Filzhüten, die fast ausschliesslich über Holzformen gezogen und geformt werden, entstehen Mützen anhand eines Schnittmusters. Zu Hunderten hängen diese rätselhaften Kartonteile
im
Zuschneideraum
an
FÜR MICH IST DIES EINE GENIALE GRUNDAUSBILDUNG – ICH KANN AUCH ERSTE ERFAHRUNGEN MIT FORMGEBUNG, GESTALTUNG UND DESIGN SAMMELN UND DAS ERDACHTE AUCH AUSFÜHREN.
”
Handwerk 3/2005
lich organisierten Chapéros sind Events,
Wir brauchen Menschen, die sich
NEBEN DEM SCHAFFEN DAS LEHREN
5
nen gewinnen können. Die zweimal jähr-
WILLKOMMEN IM FÖRDERVEREIN «HUT»! LEHRWERKSTATT FÜR MODISTINNEN UND MODISTEN
6
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«Es kommt schon vor, dass ich abends nach Hause gehe und denke: Jetzt hast du den halben Tag lang nur gequatscht», räumt die Frau mit dem jungen, klaren Gesicht und den hellwachen Augen ein. «Aber so erfährt man zum Beispiel auch von Ausschreibungen für Stipendien oder von Gruppenausstellungen. Und es gibt Tage, da bin ich ganz alleine hier und arbeite sehr konzentriert.» Seit sieben Jahren hat Simone Gugger einen Atelierplatz im Zürcher Maag-Areal gemietet, gleich neben der Event und Music Hall. Schienen führen
Den ersten Ballenberg-Kurs hat die Schmuckgestalterin Simone Gugger (31) gerade hinter sich. Sie mag das Understatement, Fundstücke, ihre AtelierkollegInnen und die zarte, verborgene Stelle hinterm Ohr. Die Homepage: www.simonegugger.ch
durchs weitläufige Gelände. Wo der Asphalt aufgesprungen ist, werden Pflastersteine sichtbar. Früher wurden hier Zahnräder hergestellt. Als FussgängerIn bewegt man sich etwas verloren zwischen den Fabrikbauten; manche wirken wenig ansprechend und klotzig, da und
SIMONE GUGGER: DIE PFLICHTEN DES MANSCHETTENKNOPFS
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SEHNSUCHT NACH BODEN
dort verrät die Gliederung einer Fassade,
den Leuten so hinters Ohr sah, dachte
die geschwungene Linienführung einer
ich: Da haben sie nun vorne ein so schö-
Treppe aber auch einen Gestaltungswil-
nes Schmuckstück, und hinten ist ein
zwei
len, der industrielle Funktionalität mit
billiges Teilchen dran! Das hat mich
Emmental und im Berner Oberland. Der
sachlicher Ästhetik verbindet.
immer mehr gestört.»
Arbeitsplatz
von
Bauernhöfen
im
Kontrast tat ihr gut. «Nach vier Jahren
Im gleichen Gebäude wie Simone
Warenhaus hatte mir die Konsumath-
Simone Gugger im hohen Raum mit den
Gugger haben sich ein Gitarrenbauer,
mosphäre so abgelöscht, dass ich stark
grossen Fenstern besteht aus einem
Architekten,
das Bedürfnis nach Boden hatte und
alten Goldschmiedetisch, den ihr eine
ein Rechtsanwalt eingerichtet, und den
nach dem Bodenständigen. Schon als
Kollegin überlassen hat, und einem
grossen Raum teilt sie sich mit zwei
Kind hatte mich das Bauern angezogen,
Arbeitstisch,
welcher
eigentlich
Büroarbeiten
gedacht
wäre.
für
anderen
Metallbauer,
Trickfilmer,
Der
ich war oft bei Verwandten, welche einen
Zurzeit
lange Holztisch ist der Ort, an dem man
SchmuckgestalterInnen.
Hof hatten, in den Ferien. Und dann
benützt sie ihn aber für Versuche mit
sich trifft. Es herrscht eine leicht nostal-
wollte ich es einfach wissen!» Ob sie eine
gegossenem Epoxydharz. Löffelchen mit
gisch angehauchte Werkstatt-Athmos-
biodynamische
erstarrten, glänzenden Kunststoffseelein
phäre. Viele der Möbel stammen noch
sollte, ob es ihr entsprechen würde, ob
drauf in Rot, Grün oder Gelb wecken
aus Maag-Zeiten.
sie mit diesem Leben zurechtkäme.
Bauernlehre
machen
Erinnerungen an die Schleckmuscheln
«Jeder hier arbeitet für sich, an eige-
Sie sei froh, dass sie es gemacht
aus der Kindheit. So bewahrt Simone
nen Projekten und auf eigene Rech-
habe, sagt sie. Die Erfahrung sei positiv
Gugger ihre Farbmuster auf, zum Bei-
nung», beschreibt sie die Ateliergemein-
gewesen, auch wenn dabei klar wurde,
spiel für die Ohrstecker, die auf den
schaft, welche sie über alles schätzt. «Es
dass dies nicht ihr Weg sein könne. «Die
ersten Blick ganz ähnlich wirken wie
ist eine schaffige Stimmung, ich mag die
Arbeit hat mir sehr gepasst. Aber ich
Dutzendware an irgendeinem Markt-
Leute sehr, man bekommt mit, wer
wäre wohl schlecht zurechtgekommen
stand. Eine schlichte, ovale Silberfas-
womit beschäftigt ist, und wenn man
mit der Ausschliesslichkeit, die es hat.
sung, gefüllt mit dem im Licht geheim-
mal nicht weiterkommt, kann man fra-
Anderes hat kaum Platz daneben, aber
gen, ob jemand schon Erfahrung hat mit
ich bin sehr vielseitig interessiert.»
nisvoll schimmernden Kunststoff.
VERBORGENE QUALITÄTEN «Von diesen mache ich recht viele aufs Mal», sagt sie. «Dadurch werden sie
dem Problem. Der Gitarrenbauer hilft,
Mühe machten ihr auch die unter-
wenn man etwas mit Holz macht, wir
schiedlichen Abhängigkeiten, in die sie
können die Drehbänke der Metallbauer
sich als Bäuerin hätte begeben müssen.
benützen – man ist gut eingebunden.»
«Du bist an einen Ort gebunden, bist
relativ günstig, und es ist mir noch wichtig, dass ich nicht nur teure Sachen
finanziell abhängig von anderen Leuten,
ESSWAREN INS BILD SETZEN
kannst als Frau ja nicht gut einen Hof
habe. Ich kann sehr gut zu diesem
Der erste Beruf von Simone Gugger
alleine führen. Also brauchst du einen
Schmuck stehen. Aber mir ist bewusst,
war Dekorationsgestalterin. Sie hatte ihn
Mann, der das Gleiche will.» Eine mögli-
dass ein grosser Teil der Leute hier die
gewählt, weil er sehr vielseitig ist und
che Alternative zum Mann als Arbeits-
Qualität vielleicht nicht unbedingt sieht.»
Gestaltung sie immer schon fasziniert
partner, eine Betriebsgemeinschaft mit
Der Unterschied steckt im Detail.
hatte. «Man sieht in die verschiedensten
Hier ist alles von Hand gearbeitet, die
Berufe hinein, lernt ein bisschen schrei-
Farben erlesen, der Kunststoff leicht
nern, streicht viel, hat mit Stoff und
bombiert dank tropfenweisem Einfüllen
diversen anderen Materialien zu tun –
und der Oberflächenspannung, der Ver-
und dann natürlich mit der Ware.» Bei
schluss auf der Rückseite ein schön
dem Laden in Bern, wo sie die Lehre
gestaltetes, flügelförmiges Teilchen. So
machte, waren das oft auch Lebensmit-
viel Mühe für eine so verborgene Körper-
tel, die es verführerisch zu präsentieren
stelle? «Als ich diesen Verschluss ent-
galt. Nicht nur im Schaufenster, sondern
wickelt habe, hatte ich sehr kurze Haare.
vor allem auch im Laden selbst.
Und oft, wenn ich im Tram stand und
«Damals schuf man richtige Welten, man machte Kulissen, fast Bühnenbilder, und nach drei Wochen räumte man
Aktuell: Im Rahmen von Best Form 05 ist Simone Gugger Preisträgerin ! Ausgezeichnet von der Kulturkommission des Kantons Bern und der Bernischen Stiftung für angewandte Kunst und Gestaltung.
alles weg und kreierte wieder eine völlig neue Welt», erzählt sie. Noch während der Lehrzeit veränderte jedoch das Warenanderen Leuten, hatte sie ebenfalls kenhaus sein Dekorationskonzept, stellte die nen gelernt. «Auch da ist man finanziell Waren selber viel mehr in den Mittelabhängig voneinander und davon, wie punkt, die Präsentation wurde nüchterman
miteinander
auskommt.
Den
ner. Damit verlor die Arbeit etwas von ganzen Tag, auch in der Freizeit, ist man ihrem Reiz, wurde eintöniger und auch ‹uf enang obe›, bekommt auch privat weniger anspruchsvoll. So nahm sie sich alles mit – das ist mir zu extrem als nach dem Lehrabschluss die Freiheit, Lebensform.» Die Verbundenheit mit dem einen radikalen Richtungswechsel zu Boden ist ihr aber geblieben – weshalb vollziehen und in der Praxis zu erproben, sie auch den Ballenberg und seine Umgeob sie Biobäuerin werden wolle. bung so wohltuend findet.
Handwerk 3/2005
persönliche
verschiedenen
7
Der
Ein halbes Jahr arbeitete sie mit auf
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DEN NERV FÜR SCHMUCK
AUF EIGENEN BEINEN
Und nun? Zurück in die Dekorati-
Nach vier Jahren schloss sie die Aus-
onsgestaltung, in die Konsumwelt? Sie
bildung als Gestalterin Fachhochschule
alten Lupen vom Flohmarkt, die sie zu
sah zu wenige Perspektiven darin, und
mit Schwerpunkt Schmuck ab. Die Ber-
Schmuckstücken
auch die Selbstständigkeit kam nicht in
nerin, die drei Jahre lang nach Zürich
Spitzen, deren Muster sie mit einer Walze
oder
textilen
Frage. «Das ist viel Messebau und sehr
gependelt war, hatte inzwischen neue
in Metall prägt. «Es geht nicht darum,
Wurzeln geschlagen und war umgezo-
einfach einen schönen Stein zu haben,
Material rum und hast extreme Arbeits-
gen, nicht zuletzt wegen des Atelierplat-
der einen anfunkelt. Ich verwende ein
zeiten. Kurz vor der Messe musst du
zes im Maag-Areal. Seit zwei Jahren
Material, weil es mir optisch und von der
krampfen wie blöd auf den Termin hin,
arbeitet sie nun selbstständig. «Mein
Beschaffenheit her gefällt, und nicht,
und am Schluss gehst du alles wieder
Traum ist, dass ich mich über diese
weil es einen materiellen Wert verkörpert.
abzügeln.»
Arbeit finanzieren kann. Es entspricht
Meine Sachen sind auch nicht hoch-
mir sehr, so zu arbeiten. Obwohl es auch
glanzpoliert. Sie sollen nicht zeigen: Ich kann mir das leisten, ich bin reich.»
nen, entschloss sie sich, die Berufsma-
anstrengend ist, sich immer selber anzu-
tur nachzuholen. Ein Jahr Vollzeit-
stacheln, sich neue Ziele zu setzen, neue
Und sie mag das Subtile, das nicht
schule, intensiv und schön. Danach
Projekte und Schmuckstücke zu ent-
allzu Plakative, ein gewisses Understate-
wandte sie sich einem Interesse zu, das
wickeln. Ich hoffe, dass mir die Ideen nie
ment. Wie es ihre «Fliege am Ohr» ver-
sie bereits in der Schulzeit schnuppernd
ausgehen!»
verfolgt hatte: dem Schmuck. «Damals
Sie hat einige gute Plattformen für
hatte ich allerdings das Gefühl, ich hätte
ihre Arbeiten gefunden, zum Beispiel die
körpert, ein Ohrstecker, der vorn aus einer
echten
Fischerfliege
aus
dem
Fischereigeschäft besteht. Hinten, dort,
keine Nerven für dieses Rumchrümsche-
Schmuckgalerie «Friends of Carlotta» im
an
len und Bästelen. Ich habe mal einer
Zürcher Niederdorf, eine der wichtigsten
Stelle, dort hat die Fliege ein kleines
dieser
verborgenen,
geschützten
Frau zugeguckt, die ewig probiert hat,
der Schweiz, oder die Galerie Beatrice
Eipaket hingelegt, bestehend aus einem
ein Goldkügelchen an einen Ring zu
Lang in Bern. Eine Schmuckgalerie
Häufchen kleinster Perlen, die den Ver-
Sie
unterscheidet sich von einer Bijouterie
schluss des Ohrsteckers zieren.
bestand die Aufnahmeprüfung für die
dadurch, dass dort oft Einzelstücke
löten,
Handwerk 3/2005
fasst,
körperlich, da schleppst du tonnenweise
Gepackt von der Lust, Neues zu ler-
8
Gold oder in Kunststoff ausgeführt sei. Oft arbeitet sie auch mit Gefundenem,
und
nie
hats
geklappt.»
Schmuck- und Geräteklasse der Schule
angeboten werden, deren Wert sich nicht
für Gestaltung in Zürich. Und siehe da –
in Karat bemessen lässt. Damit das
die Nerven spielten problemlos mit. Sie
Besondere und Originelle eines Stücks
EHRE FÜR BAUCHNABEL UND LUDMILLA Simone Gugger konnte mit ihren
war schliesslich gar diejenige, die die
offenbar wird, braucht es eine einge-
Arbeiten bereits einige Lorbeeren ernten.
feinsten Sachen von allen machte.
hende Beratung. «Es sind Stücke, die
So wurde «Ludmilla», ein Glücksbringer-
Diese Ausbildungszeit war geprägt
man nicht einfach über den Tisch
Clip, von der Zeitschrift Hochparterre
von Umwälzungen, die sie kritisch beur-
schiebt. Für diese Art Schmuck braucht
und der TV-Kultursendung b-magazin
teilt. Ihre Klasse wurde zusammengelegt
man Informationen, man muss bei den
prämiert. Und ein Kunststoffabguss vom
mit der Klasse für Produktegestaltung,
Leuten erst Verständnis schaffen dafür,
Bauchnabel ihrer Cousine, den man als
neu wurde daraus das Fach Industrie-
damit sie die Qualität erkennen kön-
Anhänger über dem eigenen Bauch trägt
Design. «Aber im Bereich Schmuck gibt
nen», erklärt sie und holt ein paar
und der ein neckisches Verwirrspiel mit innen und aussen treibt, kam aufs Pla-
es gar keine Industrie, für die es sich
«Colour-Spots» hervor, wie sie die Man-
lohnen würde, ganze Klassen auszubil-
schettenknöpfe getauft hat, an denen sie
kat des Landesmuseums Zürich anläss-
den», merkt sie an. Die zusammenge-
schon lange herumtüftelt.
lich der Ausstellung «Schweizer Schmuck
würfelte Klasse fand auch nie zu einem
«Der klassische Manschettenknopf
gemeinsamen, anspornenden Gruppen-
hat zwei Teile. Oben eine dekorative
im 20. Jahrhundert». Als ihren grössten kommerziellen
geist. «Die Produktegestalter kamen aus
Platte und unten die Mechanik. Meine
Erfolg bezeichnet sie den «Textring», von
einer völlig anderen Richtung. Plötzlich
Form ist durchgehend, sie thematisiert
dem sie bisher wohl so 50 Stück her-
war der Computer total in, und unter-
diesen Durchgang durchs Knopfloch. Es
stellen konnte. Oft suchen ihn sich
schwellig herrschte die Meinung, wer
ist eine Silberform, gefüllt mit Kunstharz
Paare auch als Ehering aus. Es ist ein
nicht damit arbeite, sei nicht professio-
in zwei verschiedenen Farben.» Das
Silberring, auf dessen Oberfläche ein
nell. Wir Schmuckmacher wurden auch
Objekt, das sich wie ein Trichter verengt
Text eingestanzt wird. Beliebt sind Lied-
ein wenig belächelt als diejenigen, die
und wieder erweitert, wirkt anziehend.
texte, Gedichte, Zitate aus «Le Petit
WAS EIN DING TUN SOLL
schaften. Der Textring, den sie selber
Prince» oder auch sehr persönliche Bot-
ein bisschen Drähtchen biegen.» Heute analysiert sie diese Entwicklung als eine Hinwendung zum Virtuel-
«Ein Goldschmied geht mehr vom
trägt, ist golden, gegossen aus einem
len, mit neuen Studienrichtungen wie
Klassischen aus und bringt wertvolles
abgelegten Siegelring, den ihr Vater ihr
der visuellen Gestaltung und mit einer
Material in eine schöne Form», differen-
geschenkt hatte. Er trägt einen engli-
theoretisch-künstlerischen Ausrichtung,
ziert sie nochmals. «Bei uns gehts eher
schen Text von Paul Auster, dessen
auf Kosten des Handwerklichen und
darum, ein Stück grundsätzlich zu über-
Sprache sie bezaubert.
Kunsthandwerklichen.
denken: Was macht dieses Ding? Was muss ein Manschettenknopf können?» So steht bei Simone Gugger auch
GEMÜSE, BÜCHER, AMSTERDAM
nicht das teure Material im Zentrum,
Wenn Simone Gugger nicht arbeitet,
sondern die Idee – egal, ob sie nun in
kocht sie gerne vegetarisch, gönnt sie
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sich eine Städtereise, am liebsten nach Amsterdam, liest sie, auch mal englisch,
gegenüber. Und wenn man das kann,
und tanzt sie Lindy-Hop, einen Vorläufer
überträgt es sich vielleicht auch auf
des Rock and Roll; wobei dafür in den
andere Bereiche, auf die Umwelt, auf die
letzten Jahren kaum mehr Zeit geblieben
Wertschätzung sich selber und den Mit-
ist. Ausserdem wohnt sie gerne schön,
menschen gegenüber. Es geht darum,
seit Kurzem zum ersten Mal für sich
Sorge zu tragen zu dem, dessen Wert
allein, was sie sehr schätzt. Und wie lebt ein Mensch wie sie, der sich Gedanken macht über die Wohlstandsgesellschaft und ihre Konsumwut, mit dem Umstand, selber Dinge zu produzieren, die eigentlich nicht lebensnotwendig sind? «Es stimmt, es ist unnötiger Luxus», stellt sie unumwunden fest. «Und ich glaube, viele, die solche Berufe haben, hadern auch damit. Für mich ist es schön zu sehen, wie man Menschen mit einem Ehering, zum Beispiel, etwas mitgeben kann, woran sie Freude haben, das sie lange begleitet und zu einem Symbol wird für sie. Sich mit Dingen zu Arbeiten aus dem Kurs textiler Schmuck. Weitere Kurse mit Simone Gugger: Schmuckdesign, 12. bis 14. Mai 2006 und 16. bis 20. Oktober 2006.
zu haben der Schönheit der Dinge
umgeben, die wertvoll sind, auch im ideellen Sinn, halte ich für wichtig. Es hat auch damit zu tun, eine Sensibilität
man erkennt.» (dr) n
Doupt thou the stars are fire doupt that the sun doth move doupt truth to be a liar but never doubt I love William Shakespeare, Hamlet Textring von Simone Gugger
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Die
Grundregeln
von
Harmonie,
Rhythmus, Farbe und Farbklang konnten erlebt, ausprobiert und erfahren werden. Wir zeigen auf den folgenden Seiten eine Auswahl der entstandenen Arbeiten. Der Workshop «Stricken» von Brandon Mably, Lebens- und Arbeitspartner von Kaffe Fassett, wurde anfangs mit einiger Skepsis beobachtet. Als die Muster langsam sichtbar wurden, löste sich die
Spannung in Begeisterung … n
Das erste Wochenende im September war dem Stricken von Brandon Mably und der Kunst der Farbenzusammenstellung, Patchwork von Kaffe Fassett, gewidmet. Fassett, dessen Buch «Glorious Needlepoint» über 2,5 Millionen Mal verkauft wurde, beeindruckte durch seine Fähigkeit, anhand des «Bowl»Musters die Teilnehmerinnen auf die Essenz guter Farbzusammenstellung hinzuführen.
RÜCKBLICK: WENN FRAUEN STAUNEN
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Handwerk 3/2005
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Handwerk 3/2005
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Zwar hat man im Rücken den Ver-
konnte. Heute präsentiert es sich behut-
kehrslärm von der Jonenstrasse. Doch
sam renoviert, freundlich und hell. Im
der Blick vom gedeckten Sitzplatz aus
Parterre
schweift ins Grüne, Tomatenstauden
untergebracht, der erste Stock ist der
tragen letzte Früchte, herbstliche Blu-
eigentliche
men blühen, leise ist das Plätschern
Stock gehts ums Thema Weben in der
eines Bachs zu hören.
sind
Kursraum
Atelier-Stock,
und im
Küche zweiten
Therapie. Dazu gibt es ein Gästezimmer
Seit ein paar Jahren hat Silvia Falett
für Praktikantinnen, die sich in der
im 150 Jahre alten Doppelhaus Wohnen
Küche nach Wunsch auch selbst verpfle-
und Arbeiten vereint – unter dem selben
gen können. Wobei manche Küchen-
Dach, aber nicht in den selben Räumen.
schränke nicht etwa Hörnli oder Päckli-
Das angebaute Nachbarhaus, heute Ate-
suppe enthalten, sondern Schachteln mit
lierhaus, war ziemlich heruntergekom-
Fäden, Mustern und Arbeitsanleitungen.
men, als sie es zusammen mit ihrem Mann zum Wohnhaus hinzuerwerben
FREUDE AM «CHNÜBLEN» Vielleicht war es die Grossmutter, die
Die Weberin Silvia Falett (56) ist schon fast seit dem Start des Kurszentrums mit dabei. Ihr Metier begeistert sie immer neu. In Farben und Formen schwelgt sie nicht nur in ihrem Atelier, sondern auch im wildbunten Garten in Ottenbach.
den Grundstein gelegt hat für Silvia Faletts Neigung zum Gestalterischen und Kreativen. Diese war Modistin, hatte ein Hutgeschäft und kannte sich mit vielerlei textilen Techniken aus, von Häkeln
SILVIA FALETT: SCHMETTERLINGE IM BAUCH
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über Sticken bis zu Frivolité. Jedenfalls
Ort. «Mir war es vögeliwohl. Ich wusste,
getätigten Einkäufe in Jute statt Plastik.
erinnert sich die Grosstochter, die oft bei
ich habe das gefunden, was ich gesucht
«Die
der Grossmutter in den Ferien war, dass
habe. Ich hätte Tag und Nacht dort
gerade gelegen. Alle fingen an zu weben,
sie diese Interessen schon als Kind
schaffen können!»
hatte: «So weit ich zurückdenken kann,
Mit
dieser
Kupfer-Wolle-Bastzeit
kam
mir
jede Gemeinde stellte ihren Dorfweb-
Grundausbildung
im
war ich immer zufrieden, wenn ich etwas
Rucksack brach sie auf, weiteres Wissen
malen, zeichnen und chnüblen konnte.»
zu sammeln. Sie machte Praktika, Kurse,
stuhl auf – ich hätte wohl jeden Abend irgendwo einen Kurs geben können.»
KUPFER-WOLLE-BAST
Nach der Schule entschied sie sich
steckte hier und dort die Nase rein.
für eine Lehre als Floristin. Schon bald
«Überall, wo sich die Möglichkeit bot, bin
Wenn sie heute an jene Zeit zurück-
aber wurde ihr klar, dass das nur eine
ich angedüst und habe gefragt, ob ich
denkt, muss sie auch ein wenig schmun-
Zwischenstation sein konnte. «Der Beruf
eine Zeit lang mitarbeiten könnte.» Die
zeln. «Hauptsache, es sah handwerklich
hätte mir Spass gemacht, die Binderei,
Vernetzung unter den Weberinnen war
aus! Aber dieses beissige Zeug … Ich
die Floristik interessierte mich. Aber die
damals noch nicht so gut wie heute, es
habe damals zum Beispiel so relativ wol-
wenigen reinen Floristikstellen, die es
gab keinen Berufsverband, keine Nach-
lige Westen gemacht, zwar mit schönen
damals gab, waren den Männern vorbe-
weise von Lehr- oder Praktikumsstellen,
Farben, aber doch recht währschafte
halten.» Im Laden zu bedienen war nicht
man musste sich die Information häpp-
Sachen.» Verkauft haben sich diese wie
das, was sie sich vorgestellt hatte. Doch
chenweise zusammensuchen und war
warme Weggli. Die Handwerkermärkte
als sie sich einmal dazu äusserte, bekam
auch auf günstige Zufälle angewiesen.
schossen wie Pilze aus dem Boden, die
sie prompt zur Antwort: «So, wie du aus-
Kundschaft war gut. «Normalerweise
FEUER UND FLAMME
habe ich nicht mehr viel mit heimge-
«Ich glaube, meine Begeisterung fürs
bracht. Es gab ein Business auf diesen
ein offenes, fröhliches, ansteckendes
Weben hat mir sehr viele Türen aufge-
Märkten, alle sind da hingegangen, die
Lachen.
tan», meint sie. Man glaubt ihr aufs
Leute hatten Freude, diese Sachen zu kaufen», erzählt sie.
Nach einem Englandjahr zurück in
Wort. Ihre frische und direkte Art und
der Heimatstadt Zürich, zwanzig Jahre
das funkensprühende Feu sacré müssen
Von solchen Zuständen kann man
alt, galt es, sich ernsthaft der Frage zu
ihr nicht nur Türen, sondern auch Her-
heute nur noch träumen. «Es war ein
stellen: Was will ich? Sie verdiente sich
zen
Ablehnung
goldenes Spielwiesli, aus heutiger Sicht.
ihr Geld mit Gelegenheitsjobs und hielt
stiess sie kaum je. «Sehr oft waren es ja
geöffnet
haben.
Auf
Heute hats auf den Märkten vorwiegend
Ausschau, besuchte Kurse, arbeitete mit
auch ältere Frauen, die das Fachwissen
eingekaufte Ware, und die Leute kom-
Papier, Holz, Keramik. Bis zu jenem
hatten. Jahrelang hatte niemand mehr
men in erster Linie zum Gucken. Wenn
Schlüsselerlebnis, das alles klar machte.
danach gefragt, und ich könnte mir vor-
man heute als Handwerker auf den Markt ginge, würde es heissen: ‹Schön,
«Ich hatte vorher wissentlich noch nie
stellen, dass sie es zum Teil auch toll
einen Webstuhl gesehen. Aber am Werk-
gefunden haben, dass da jemand Jünge-
emal richtigs Handwärk!› Und damit hat
seminar in Zürich hatte es welche. Ich
res kommt, der sich dafür interessiert,
sichs. Das rechnet sich nicht mehr»,
war völlig fasziniert von diesen Geräten.
was sie können!»
bilanziert sie nüchtern.
Ich wusste einfach, das interessiert
Sie entdeckte den so genannten
mich, an so einem will ich einmal arbei-
«Frauenartikel»,
ten. Sozusagen Liebe auf den ersten
Berufsbildungsgesetzes. «Er ist während
Blick.»
der
Kriegszeit
den
Artikel
lanciert
41
worden,
des als
Frauen noch kaum eine Lehre machen
AB IN DIE MÜLENE! Sie meldete sich am Werkseminar an
durften oder konnten. Viele hatten in den Betrieben ihrer Männer mitgearbei-
für die Ausbildung als Werklehrerin –
tet und sich über die Jahre ein riesiges
Weben wäre ein Bestandteil gewesen –
Fachwissen erworben, aber nie einen
und parallel dazu in der alten Heimat-
Abschluss gemacht. Wenn der Mann
werkschule in Richterswil. In Zürich
nun starb, konnte die Frau den Betrieb
hiess es, sie solle sich in einem Jahr
nicht weiterführen.» Nach Artikel 41 ist
nochmals melden. In Richterswil, sie
es möglich, auch nach unorthodoxem
könne in drei Monaten anfangen. Der
Werdegang
Fall war klar. Sie kündigte ihre Stelle
nachzuholen und bei Nachweis von
und ging packen. Weben?! Ihr Umfeld reagierte irri-
die
schulischen
Fächer
Erfahrung und Können den offiziellen Abschluss zu erlangen.
tiert. «Ich habe ziemlich viel Unverständ-
Zur gleichen Zeit, da sie den Biga-
nis geerntet», blickt sie zurück. «Meist
Abschluss machte, der sich heute «Tex-
hat es so ein bisschen Gelächter aus-
tilgestalterin Handweben» nennt, kaufte
gelöst, und alle erzählten mir Web-
sich Silvia Falett den ersten eigenen
stübler-Witze und fanden es reichlich
Webstuhl. Inzwischen war ein goldenes
schräg.» Sie liess sich nicht beirren. Drei
Zeitalter herangedämmert. Zurück zur
Monate lang erarbeitete sie sich in der
Natur, hiess die Devise, man kleidete
Mülene Richterswil die Grundkennt-
sich in handgesponnene Wolle, pickte
nisse des Webens. Und war am richtigen
Körner
und
verstaute
die
bewusst
Handwerk 3/2005
in den Laden stellen!» – Sie lacht. Es ist
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siehst, kann man dich doch ganz gut
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Um einen finanziellen Bodensatz zu haben, liess sie sich anfangs auch auf Anstellungen ein. Wenn immer möglich,
Sachen dranbleiben kann, denn nur so passiert Entwicklung.» Und daran ist sie nach wie vor bren-
suchte sie sich etwas in ihrem Fachbe-
nend
reich, gab Werkunterricht in einem Heim
neue technische Möglichkeiten wecken
für aufmüpfige Jugendliche, arbeitete
neue Begehrlichkeiten und Forscher-
interessiert.
Neue
Materialien,
mit Behinderten, war in einer Freizeit-
lust. Schon länger sind Krinkel-Gewebe
werkstatt beschäftigt. Aber wenn sie eine
ein Thema für sie. Gewebe, die sich in
Reise machen wollte und Geld brauchte,
Falten legen, plissieren, zusammenzie-
war sie nicht zimperlich und meldete
hen, aufwerfen. «Das kickt mich, schon
sich kurzerhand bei einem Temporär-
seit Jahren!» Es ist die Kombination von
büro. «Ich weiss heute, wie es in einer
Material,
Kantine zugeht. Aber ich habe auch bei
Fadendichte, die es ausmacht. Eine
jedem dieser Jobs etwas gelernt.»
Technik,
Fadenstärke
und
heikle Sache. «Etwas zu dicht oder zu wenig dicht, und der Stoff plissiert
DAS LIEBE GELD
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Handwerk 3/2005
Auf reine Brotjobs kann sie mittler-
nicht.» Sie stellt sich einen Effekt vor, die Tiefenwirkung vielleicht noch farblich
weile verzichten. Auch das sieht sie aber
unterstrichen, überlegt, wie das zu errei-
ganz realistisch. «Vom Weben zu leben,
chen sein müsste, und weiss dann: So
wenn man nicht an einer Schule oder
müsste es eigentlich gehen. Müsste.
einer sozialen Institution angestellt ist,
«Aber tut es auch? Das ist die Frage, von
ist enorm schwierig. Selbst wenn man
der ich heute noch Schmetterlinge im
sich sehr einschränkt», räumt sie ein
Bauch bekomme!»
und fügt unumwunden hinzu, dass es
Auch Recycling ist ein Thema, an
nicht zuletzt ihre Partnerschaft ist, wel-
dem sie dranbleibt. Aber nicht, um bloss
che sie die Selbständigkeit wagen lässt.
ein gutes Werk zu tun und der Umwelt
«Es nimmt mir einen gewissen Druck,
zu helfen. Das Produkt, das dabei her-
jeden Monat genau so und so viel verdie-
auskommt, muss so gut sein, dass man
nen zu müssen. Es ist egal, wenn das
fast in Versuchung gerät, zu schummeln
mal schubweise kommt. – Ich weiss
und das benötigte Material vor der Zeit
nicht, ob ich mir nicht eine Stelle suchen
zu rezyklieren. «Ich möchte, dass sich
würde, wenn ich alleine wäre.» Ihre Selbstständigkeit hat sie sich so
der Aufwand lohnt, den ich hineinstecke. Dass es Sinn macht, dass ich
eingeteilt, dass sie neben der Arbeit im
dieses Material überhaupt noch einmal
eigenen Atelier regelmässig Kurse und
in die Finger genommen habe.» Ein Bei-
Lehrerfortbildungen
spiel ist der aus schwarzen Fäden und
anbietet, Praktikantinnen hat und ab
Workshops
gibt,
sehr feinen Plastiksackstreifen gewo-
und zu Lehrtöchter ausbildet. Sehr
bene Stoff für Etuis – strapazierfähig,
gerne berät sie in Einzelstunden auch
flexibel, mit edler Optik und absolut frei
Leute, die einen Webstuhl besitzen und
von jeglichem Bastel-Charme. Oder die
nicht sicher sind, wie sich eine Idee
wuschligen Bodenteppiche aus Kinder-
umsetzen lässt. Hinzu kommen immer
shirts, welche zerschnitten, in einem
wieder einzelne Aufträge, es gibt einen
ersten Webgang zu einem Zottelgarn,
Sofastoff zu weben oder ein Trachten-
einem Chenillegarn, und danach zum
bändeli. Für die Firma Arm in Biglen,
Teppich verwoben werden.
welche als einzige in der Schweiz noch Webstühle baut, bildet sie ausserdem
AUS ALT MACH NEU
Personal von sozialen Institutionen an
Eine Art Recycling betreibt sie auch
Therapiewebstühlen aus. Mit ihren eige-
mit alten textilen Techniken wie bei-
nen Arbeiten nimmt sie ein- bis zweimal
spielsweise dem Dünteln. Nur mit den
im Jahr an Gruppenausstellungen teil.
Fingern als Werkzeug kann man aus
TUT ES ODER TUT ES NICHT?
machte man so Aufhänger für Küchen-
dünnem Garn Schnüre fertigen. Früher
Es ist Herbst, die Zeit, da sich bei Sil-
tücher oder Kleiderbügelschlaufen für Jupes. «Als Kind habe ich meterweise
via Falett regelmässig der Wunsch ein-
Geschenkbändeli gemacht. Aber damit
stellt, sich eine Weile nur noch mit dem
würde ich heute niemanden mehr hinter
Eigenen zu beschäftigen. Sie schaut,
dem Ofen hervorlocken», sagt Silvia
dass sie sich jeden Winter ein paar
Falett ohne Groll. Sie ist einen neuen
Monate freihalten kann von Terminen
Weg gegangen. Hat das Material verdop-
ausser Haus. «Damit ich an meinen
pelt, verdreifacht, gemixt, mit Glimmer-
17
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faden verziert – und plötzlich verwandelt
früher, während des Praktikums in einer
sich das biedere Geschenkschnürli in
Teppichweberei. Sie stammte aus dem
einen reizvollen Halsschmuck. «Ich bin
Norden Deutschlands und war am Verlo-
nicht der museale Typ, der einfach das
rengehen. Damals hatte sie niemanden
Alte einlagern und so erhalten möchte.
gefunden, der ihr die Technik hätte zei-
Ich versuche, alte Techniken in die heu-
gen können.
tige Zeit zu überführen und etwas dar-
Sofort auf Draht, rief sie die Frau an.
aus zu machen, das heutig und wieder
«Sie lebte völlig an der anderen Ecke von
spannend ist.»
Amerika und fand es bireweich, dass ich
Bisweilen geht sie meilenweit, um einer alten Technik auf die Spur zu kom-
durch
den
halben
Kontinent
reisen
wollte nur für einen zweitägigen Kurs.
men. Sie hatte sich ein Sabbat-Jahr
Aber ich erzählte ihr meine Geschichte
genommen und ihren Mann nach Chi-
und sagte, ich sei ein ganz Nettes und
cago begleitet, hatte am Art Institute tex-
würde mich in die hinterste Reihe setzen
tilen Siebdruck belegt und in Abendkur-
und nie den Schnabel aufmachen und
sen quilten gelernt. Da kam ihr ein
überhaupt nicht stören, aber ich wolle
Artikel über eine Frau unter die Augen,
unbedingt in diesen Kurs.» Die Frau
welche versuchte, eine alte Teppich-Web-
befand, in dem Kurs könne sie die stür-
technik der Auswanderinnen zu erhalten.
mische Anruferin nicht brauchen. Aber
Die Auswanderinnen hatten die Technik
sie wolle sie kennen lernen!
aus der Heimat mitgebracht, ebenso wie sie die Sprache oder die Kochrezepte mitgebracht und bewahrt hatten.
FRAUENSACHE – MÄNNERSACHE
Technik
Ein kleiner, fester Teppich liegt heute
schon einmal begegnet – zwanzig Jahre
im Kursraum von Silvia Falett, herge-
Silvia
Falett
war
dieser
18
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ICH VERSUCHE, ALTE TECHNIKEN IN DIE HEUTIGE ZEIT ZU ÜBERFÜHREN UND ETWAS DARAUS ZU MACHEN, DAS HEUTIG UND WIEDER SPANNEND IST.
”
stellt in der Zwirnbindungstechnik. Er
Die Anerkennung überwiegt aber bei
liegt so flach und gerade, wie es ein
Weitem, ihre Fachkenntnisse werden in
gewobener nicht würde. Und er lässt
weiten Kreisen geschätzt, ihr Umfeld
sich ohne Webstuhl anfertigen, bei schö-
und ihr Mann unterstützen sie. Auch
nem Wetter draussen an der Sonne, man
beim Tomatengiessen, übrigens.
braucht nur einen Holzrahmen mit ein paar Nägeln drin. Auch Schmuck in dieser Technik ist schon entstanden.
HERBSTLICHE GARTENTRÄUME
Noch immer stösst Silvia Falett mit
Denn wenn sie nicht hinterm Web-
ihrem Metier hie und da auf Unver-
stuhl steckt, ist die Chance recht gross,
ständnis, vor allem auf Männerseite, wo
Silvia Falett im Garten anzutreffen. Um-
textiles Handwerk nach wie vor nicht
geben von Kürbissen, einem wilden
sonderlich hoch im Kurs steht. Es sei ja
Apfelbaum, den Reben, Ringelblumen,
etwas Schönes für eine Frau, heisst es
Rosen kann sie sich hier vertun und die
da etwa, sie mache dann nichts Dümme-
Gedanken schweifen lassen. Oft hat sich
res. – Sie nimmts gelassen. «Ursprüng-
ein weberisches Problem so schon gelöst
lich war das Weben ja ein Männerhand-
– viel müheloser, als wenn sie sich an
werk. Solange es in Zünften organisiert
den Schreibtisch gesetzt und darüber
war, durften die Frauen nicht an den
gebrütet hätte.
Webstuhl, sie durften spinnen und spu-
Goldmelisse, Dahlien, Birnen, Laven-
len, aber Weben war zu streng für sie
del. Eine Katze streift durch die Beete.
und sie waren auch zu blöd dazu», fasst
Der Oleander bei der Sitzecke bekundet
sie unverblümt zusammen. «Seit man
ihre Liebe zum Süden. Zwei weisse
nicht mehr davon leben kann, ist es eine
Schmetterlinge gaukeln über den wilden
uns
Mohn und die Herbstanemonen. Und in
Frauen!» Und wieder bricht sie in ihr
allen Farben und Formen locken Mexi-
frischfröhliches Lachen aus.
can Honey, Baselbieter Röteli, Schwarzer
wunderbare
Beschäftigung
für
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Prinz, White Rabbit und Goldjubel zu einem Festmahl erster Güte. «Stellen Sie sich vor», schwelgt sie, «ein Tomatensalat mit grünen, mit hellgelben, mit dunkelgelben, mit orangen, mit pinkigen, mit elfenbeinfarbenen, mit feuerroten, mit solchen, die fast einen metallischen
Schimmer
haben,
mit
schwarzroten Tomaten. Und am Schluss grünen Basilikum drauf!»
DER ROTE FADEN Es ist eine Freude, mit ihr durch den Garten zu streifen und sich von ihr die über 50 Tomatensorten zeigen zu lassen. Während der bunte Salat vielleicht eher etwas für Einsteiger ist, veranstaltet sie für Kennerinnen gerne zum Apéro Degustationen mit grossen Platten, auf welchen sie arrangiert, was gerade reif ist. «Womit wir wieder bei Farben und
WEB-KURSE MIT SILVIA FALETT Farb- und Materialeffekte MO bis FR, 24.–28.7.2006
beim Gestalten wären! Ob ich jetzt Seide Grundkurs herumbeige oder Tomaten, so weit ist MO bis FR, 17.–28.7.2006 das nicht auseinander», nimmt sie sich selbst ein wenig auf die Schippe. Will man es eine Lebensphilosophie
Webstuhl einrichten MO bis FR, 17.–21.7.2006
Weg geht? Ein tomatenroter Seidenfaden zieht sich jedenfalls durch ihr Leben und Wirken und verbindet selbst auf den ersten Blick Unterschiedliches zu einer Einheit. Wie die Tomaten, so sind auch ihre Hühner farbig, auch sie gibts in unterschiedlichen Sorten. Und textil sind die Kaninchen: Angora. «Auch der Garten und das Weben haben viel Gemeinsames. Man muss den Nerv haben, etwas werden zu lassen. Ein Gewebe geht nicht schnell, es entsteht. Auch ein Garten entsteht, im Frühling muss man manchmal etwas Geduld haben, bis etwas hervorguckt. Ich finde das eine gute Lebensschulung. Werden zu lassen und zu schauen, was kommt.» Bald kommt die Zeit, da Silvia Falett den Garten verwildern lässt und auf den Frühling wartet. (dr) n
19
Parallelen, die sich daraus ergeben, dass sie mit Konsequenz und Sensibilität ihren
Handwerk 3/2005
nennen? Oder sind es vielleicht einfach
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schenrindeWalnussbaumblätterWalnussbaumrindeWalnusschalenWauWeisstannenrindeZwetschenbaumrinde ...natürliche Materialien mit Farbpotential!
WOLLE FÄRBEN MIT PFLANZEN Das Färben von Wolle mit Pflanzen ist ein altes faszinierendes Handwerk! Der Lehrgang gibt Einblick in die wunderbare Welt der natürlichen Farben. Die einzelnen Blöcke sind nach Themen geordnet und aufbauend gedacht. Der Lehrgang deckt das gesamte Spektrum der Pflanzenfärberei ab. Modul 1; 21.–23. April 2006, Modul 2; 9.–11. Juni 2006, Modul 3; 11.–13. August 2006, Modul 4; 8.–10. September 2006, Modul 5; 27.–29. Oktober 2006, die Daten sind jeweils Freitag bis Sonn-
20
Handwerk 3/2005
tag. n
ApfelbaumrindeAstflechteBartflechteBaumflechteBerberitzenwurzelBirkenblätterBirkenrindeBluthaselblätterBrombeerblätterCochenilleCoreopsisblütenEb ereschenrindeEdelkastanienblätterEdelkastanienbaumrindeEibischkrautErlenblätterErlenrindeFrauenmantelGalläpfelGoldruteHennaHimbeerblätterIndigoIslä ndischMoosJohanniskrautKirschbaumrindeKrappwurzelLärchenflechteLärchenrindePflaumenbaumrindeRainfarnRobinienrindeRosskastanienblätterS chachtelhalmSchafgarbenSchwarzdor nrindeTagetesblütenT raubenkir-
Ein Lehrgang in 5 aufbauenden Modulen mit Eduard Indermaur: Modul 1, Wurzeln und Rinden, Modul 2, Kräuter / Blätter / Blüten, Modul 3, Krappwurzel / Henna / Färbhölzer, Modul 4, Cochenille, Modul 5, Indigo
WOLLE FÄRBEN MIT PFLANZEN!
Eduard Indermaur, freischaffender Werklehrer
A42206_Handwerk_3_2005_A42206_Handwerk_3_2005.qxd 06.09.13 11:26 Seite 21
Das «Buch_Kunst_Werk» wurde am 17. November um 19 Uhr feierlich eröffnet. Begrüssungsworte sprachen unter anderen Dr. Meret Mangold von der Bernischen Stiftung für angewandte Kunst und
Gestaltung
und
Jutta
Rothe,
Geschäftsleiterin von Raumgestalt, eines auf
Wohnaccessoires
spezialisierten
Kleinbetriebs im Schwarzwald. Firmeninhaber Matthias Haupt: «Wir bieten Objekte von Künstlerinnen und Künstlern aus der ganzen Welt an. Im Buch_Kunst_Werk verkaufen wir das handwerklich und gestalterisch Besondere, darunter viele Unikate. Es soll kein weiterer herkömmlicher Geschenkshop sein. Diese Verbindung von Buchhandlung und Kunsthandwerkgalerie lag übrigens nahe: Seit vielen Jahren ist unser Verlag Marktführer für Bücher zum gehobenen Kunsthandwerk. Wir spüren frühzeitig, welche Themen und Künstlerinnen und Künstler gefragt sind und sind uns sicher, durch unsere hervorragenden Kontakte ein ganz neues und attraktives Sortiment anbieten zu können. Und nicht zuletzt wollen wir im Buch_Kunst_Werk Handwerk 3/2005
auch bernischen Kunsthandwerkerinnen und Kunsthandwerkern eine Plattform bieten.» Für die Winterzeit ist warmer Filz und textiles
Papier
angesagt:
So
sind
Schmuck aus Papier von Christina Leit-
21
ner erhältlich, deren Buch «Papiertextilien» erst kürzlich bei Haupt erschien, oder edle Papierkissen von Claudia Bernold. Daneben gibt es Spielhöhlen für Kinder aus Filz, raffinierte Wohnobjekte aus ver-
Bild oben: Papiertextilien, Foto Christina Leitner. Links: Wohnen mit Filz, Foto M. Triftshäuser. Unten links: «Igeltasche» aus Filz.
schiedensten Materialien, Filztaschen, Etuis, Decken und vieles mehr … Natürlich haben insbesondere die Unikate ihren Preis, aber durch eine ausgewo-
Haupt
gene Mischung will Haupt nicht nur Kunstfreunde, sondern beispielsweise auch Familien und das studentische Publikum in der Länggasse ansprechen. Im halbjährlichen Turnus sollen die Themen gewechselt werden, für Anfang 2006 ist bereits ein «Metallfrühling» geplant. n
Kontakt Matthias Haupt Haupt Buch_Kunst_Werk Falkenplatz 14, 3012 Bern T 031 309 09 09 F 031 309 09 10 www.haupt.ch
Die Haupt-Buchhandlung am Falkenplatz erweitert ihr Sortiment um exklusives Kunsthandwerk, Wohnaccessoires und Geschenke.
BUCH_KUNST_WERK AM FALKENPLATZ
A42206_Umschlag_3_2005_A42206_Umschlag_3_2005.qxd 06.09.13 11:29 Seite 4
Das «Buch_Kunst_Werk» wurde am 17. November um 19 Uhr feierlich eröffnet. Begrüssungsworte sprachen unter anderen Dr. Meret Mangold von der Bernischen Stiftung für angewandte Kunst und
Gestaltung
und
Jutta
Rothe,
Geschäftsleiterin von Raumgestalt, eines auf
Wohnaccessoires
spezialisierten
Kleinbetriebs im Schwarzwald. Firmeninhaber Matthias Haupt: «Wir bieten Objekte von Künstlerinnen und Künstlern aus der ganzen Welt an. Im Buch_Kunst_Werk verkaufen wir das handwerklich und gestalterisch Besondere, darunter viele Unikate. Es soll kein weiterer herkömmlicher Geschenkshop sein. Diese Verbindung von Buchhandlung und Kunsthandwerkgalerie lag übrigens nahe: Seit vielen Jahren ist unser Verlag Marktführer für Bücher zum gehobenen Kunsthandwerk. Wir spüren frühzeitig, welche Themen und Künstlerinnen und Künstler gefragt sind und sind uns sicher, durch unsere hervorragenden Kontakte ein ganz neues und attraktives Sortiment anbieten zu können. Und nicht zuletzt wollen wir im Buch_Kunst_Werk Handwerk 3/2005
auch bernischen Kunsthandwerkerinnen und Kunsthandwerkern eine Plattform bieten.» Für die Winterzeit ist warmer Filz und textiles
Papier
angesagt:
So
sind
Schmuck aus Papier von Christina Leit-
21
ner erhältlich, deren Buch «Papiertextilien» erst kürzlich bei Haupt erschien, oder edle Papierkissen von Claudia Bernold. Daneben gibt es Spielhöhlen für Kinder aus Filz, raffinierte Wohnobjekte aus ver-
Bild oben: Papiertextilien, Foto Christina Leitner. Links: Wohnen mit Filz, Foto M. Triftshäuser. Unten links: «Igeltasche» aus Filz.
schiedensten Materialien, Filztaschen, Etuis, Decken und vieles mehr … Natürlich haben insbesondere die Unikate ihren Preis, aber durch eine ausgewo-
Haupt
gene Mischung will Haupt nicht nur Kunstfreunde, sondern beispielsweise auch Familien und das studentische Publikum in der Länggasse ansprechen. Im halbjährlichen Turnus sollen die Themen gewechselt werden, für Anfang 2006 ist bereits ein «Metallfrühling» geplant. ■
Kontakt Matthias Haupt Haupt Buch_Kunst_Werk Falkenplatz 14, 3012 Bern T 031 309 09 09 F 031 309 09 10 www.haupt.ch
Die Haupt-Buchhandlung am Falkenplatz erweitert ihr Sortiment um exklusives Kunsthandwerk, Wohnaccessoires und Geschenke.
BUCH_KUNST_WERK AM FALKENPLATZ
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3/2005H F V A