HANDWERK: 10 JAHRE DA , 1. PRIX JUMELLES 2. INVENTAR
DIE INFORMATION KURSZENTRUM BALLENBERG HEIMATWERK 3/2006
Kurszentrum Ballenberg Heimatwerk, CH-3855 Brienz Telefon 033 952 80 40, Fax 033 952 80 49 info@ballenbergkurse.ch, www.ballenbergkurse.ch Handwerk, traditionelles Bauhandwerk und zeitgenรถssische Gestaltung.
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EDITORIAL: WORTE ZUM «HANDWERK OHNE WORTE», NACHGELIEFERT: Wenn Sie das «Handwerk ohne Worte» 2/2006 nochmals anschauen, achten Sie darauf, wie lange Sie bei einem Bild verweilen. Wie lange verweilen Sie, bevor Sie die Bildlegende suchen? Wie lange gucken Sie, bevor Sie weiterschauen? Wenn Sie versprechen, ein Bild drei Minuten lang zu studieren, erlassen wir Ihnen das Weiterlesen dieses Textes. Warum vertrauen wir den Worten mehr als dem Bild, das wir sehen? Sehen wir letztlich nur, was wir wissen oder erklärt bekommen? Wir haben grundsätzlich nichts gegen Worte. Wir meinen nur, dass von den Worten zu viel erwartet, dass den Zu diesem Heft: Zahlen, zählen, ein Inventar:
Worten zu viel geglaubt wird. Vom Verfasser einer Bildlegende hängt es schliesslich ab, ob das Kind auf dem Bild ein einsames alleingelassenes Mädchen oder ein fröhlich tanzendes Mädchen ist. Worte bestimmen also, was wir sehen, was wir angehalten werden zu sehen. Indem wir für die Nummer zum 10-Jahr-Jubiläum die Worte weggelassen haben, versetzen wir Sie in die Lage des Wanderers in fremden Welten. Sie erinnern sich vielleicht,
Wer steht eigentlich hinter dem Kurszentrum? – Stiftungsräte und Team, Seite 8.
wie Sie in einem fremden Land, in dem Sie die Landessprache nicht kennen, herumgehen. Als Fremder sind Sie fähig, Neues, Unvertrautes genauer zu sehen. Weil es nicht vertraut ist, schauen Sie genauer hin.
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2006 haben wir 134 Kurse (+11%) durchführen können. Neben diesen Kursen haben wir am 9. September das Fest gefeiert. Am 10. September haben wir uns von der Begeisterung Sepp Holzers und seiner Landwirtschaftvision anstecken lassen. Auf dieses Wochenende werfen wir einen Blick zurück: Seite 6.
Sie können also selber herausfinden, worüber das Handwerk 2/2006 informieren will. Es ist aber unsicher, ob die Bilder ehrlicher sind als Worte. Die Bilder sind natürlich in einer bestimmten, ausgewählten Art zusammengestellt. Bilder lesen will also auch gelernt sein. Kann man sagen, dass wer nicht mit Bildern umgehen kann, ihnen nicht widerste hen kann, sie nicht kritisch hinterfrägt, ungebildet ist? n
Zum Jubiläum ein Interview, Seite 12. Wissen sammeln, Seite 14.
Handwerk 3/2006
2006 konnten wir erstmals den neu geschaffenen Prix Jumelles vergeben! Je Fr. 10’000.– für gutes Handwerk und gute Vermittlung im Handwerk: Ein Einblick: Wir stellen die Nominierten und die Preisträger vor. Seite 2.
Adrian Knüsel, Leiter
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Handwerk 3/2006
NEUER PREIS FÜR SCHWEIZER PRÄMIERTES PRODUKT KUNSTHANDWERK Der erste Prix Jumelles 2006
in der
Die erste Preisausschreibung für die
Kategorie «L’intelligence de la main» geht
Vergabe des Prix Jumelles ist auf ein
an Peter Birsfelder und Hugo Zumbühl.
reges Interesse gestossen. Die Palette
Peter
reicht vom Silberschmied über die Modi-
haben mit Teppich art Team ein ausserge-
Birsfelder
und
Hugo
Zumbühl
stin bis zum Geigenbauer, von der Kera-
wöhnliches Projekt realisiert. Aufbauend
mikerin über den Möbelschreiner bis zur
auf traditionellen Webtechniken kombi-
Sattlerin. Die Preise wurden in einem
nieren sie unkonventionelle Materialien
zweistufigen Auswahlverfahren vergeben.
zu sinnlichen, klar strukturierten und
Am Samstagabend, 21. Oktober 2006,
schlicht schönen Bodenbelägen. Sie ver-
wurde im Kurszentrum Ballenberg der
weben zudem den Recyclinggedanken mit
erste Prix Jumelles vergeben. Dank priva-
ihrem sozialen Engagement auf eindrück-
ten GeldgeberInnen konnte der mit je
liche Art und Weise. Peter Birsfelder ist
Fr. 10’000.– dotierte Preis in den Katego-
Webmeister in der Rückfälligenanstalt
rien «gutes Handwerk» (L’intelligence de la
Thorberg und stellt die in Zusammenar-
main) und gute Vermittlung im Handwerk
beit mit dem Werklehrer Hugo Zumbühl
(le transfert du savoir-faire) rechtzeitig zum
entworfenen Teppiche für Kunden aus der
10-jährigen Jubiläum des Kurszentrums
ganzen Welt her. Ein interessantes Detail
Ballenberg ausgeschrieben werden. In der
an der Geschichte ist die Tatsache, dass
eindrücklichen Ausstellung im Kurszen-
sich Birsfelder und Zumbühl vor 8 Jahren
trum Ballenberg konnten die Besucher
in einem Papierwebkurs im Kurszentrum
sich ein Bild machen von den Arbeiten der
Ballenberg kennen gelernt haben.
14 nominierten HandwerkerInnen. Die
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Die Zwillingsschwestern Elisabeth und Barbara Schürer, Stifterinnen des ersten Prix Jumelles mit Franz Kälin und Peter Birsfelder
Rechtzeitig zum 10-Jahr-Jubiläum kann der von privater Seite gesprochene Prix Jumelles, Preis für gutes Handwerk, Fr. 10’000.– (l’intelligence de la main) und für gute Vermittlung im Handwerk, Fr. 10’000.– (le transfert du savoir-faire) vergeben werden. Die 52 eingegangenen Dossiers decken das Spektrum dessen ab, was heute im Schweizer Handwerk möglich ist.
Fachjury, bestehend aus Matthias Haupt,
AUSGEZEICHNETER KURS
Verleger Bern, Ortrud Nicoloff, Präsidentin
Der Preis in der Kategorie «Le trans-
FormForum Schweiz, Yverdon und Adrian
fert du savoir-faire» geht an Franz Kälin
Knüsel, Leiter Kurszentrum, Luzern, hat-
in Anerkennung seines Schaffens als
ten aus 52 eingesandten Dossiers 14
Schuhmachermeister, der mit Leiden-
HandwerkerInnen ausgewählt. Die 52 ein-
schaft sein Können weitervermittelt.
gegangenen Dossiers decken das Spek-
Seine bestechende Präsentation von über
trum dessen ab, was heute im Schweizer
60 ganz unterschiedlichen Schuhmodel-
Handwerk möglich ist.
len, die von Teilnehmenden seiner Kurse gestaltet und realisiert wurden, zeigt ein-
Umschlagseiten vorne und hinten: die beiden Siegerprojekte
drücklich, dass er auf individuelle Bedürfnisse eingehen kann. Franz Kälin versteht es, ein traditionelles Handwerk mit den heutigen Ansprüchen an Funktion, Form und Ästhetik zu verbinden. Kälin betreibt die Schuhmacherwerkstatt
Zwickmühle in Brienz. n
DER 1. PRIX JUMELLES: DIE GEWINNER IN ZWEI KATEGORIEN
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MARIANNE KOHLER, GLAS Der Glasschmuck von Marianne Kohler zeichnet sich aus durch frische, freche Materialkombinationen. Gutes, solides
ERIKA FANKHAUSER, KERAMIK
object
trouvé.
Alltagsfundgegen-
stände werden zu stimmigen, farbigen und fröhlichen Schmuckobjekten.
FIONA LOSINGER, SATTLEREI Die an die traditionellen Schulranzen erinnernden
Handtaschen
von
Fiona
Die Porzellanschalen von Erika Fank-
Losinger wecken Jugenderinnerungen.
hauser strahlen eine stille majestätische
Fiona Losinger ist dem alten Sattlerhand-
Präsenz aus. Die weissen, matt schim-
werk verpflichtet und schafft den aktuel-
mernden Schalen sind von filigranen, fei-
len Bezug mit qualitativ hochwertigen
nen schwarzen Linien überzogen. Die
und gut verarbeiteten Objekten. Die For-
Linien lassen sich mit den Fingerkuppen
men und Funktionen sind aufs Wesentli-
nachspüren. Trotz subtiler Ästhetik blei-
che reduziert.
ben sie Gefässe für den täglichen Ge-
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brauch.
Handwerk 3/2006
Handwerk ist kombiniert mit einer Lust am
MARLIS CANDINAS, STRICK Die Jury fasziniert, dass eine junge Modedesignerin sich der alten Stricktechnik annimmt. Wie Marlis Candinas mit der Nadel und Wolle umgeht, wie sie strickt, ist sehr nahe am Gegenstand und nahe an der künftigen Trägerin, der Funktion. Der Strick wirkt collageartig, modelliert und vereint Gegensätze von fein und grob, scharf und verschwommen, gewachsen und verwachsen.
DIE NOMINIERTEN: L’INTELLIGENCE DE LA MAIN
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CORNELIA TRÖSCH, KERAMIK Cornelia Trösch zeigt in ihrer Dokumentation eine langjährige Auseinandersetzung mit traditionellen Dekorationstechniken in der Keramik. Fasziniert hat die Nähe von traditionellen schweizerischen
zu
klassischen
Dekormöglichkeiten
–
orientalischen Handwerk
war
BARBARA WÄLCHLI, WEBEREI
immer offen und hat sich immer von allen
Rhythmisch durchlöcherte Gewebe
möglichen Einflüssen inspirieren lassen.
eröffnen neue Durchblicke. Kombiniert mit den von Louis Braille entwickelten Blindenschriftzeichen, entsteht ein viel-
Handwerk 3/2006
schichtiges,
doppeldeutiges
Gewebe.
Barbara Wälchli weist einerseits auf die Tatsache der Versehrtheit, Unvollkommenheit, andererseits spielt der Gedanke
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des Flickens, Reparierens eine Rolle.
PATRICIA MÜLLER, FLACHS
RAMON ZANGGER, SCHREINEREI
Die Jury hat das Projekt Flachs nomi-
In der Möbelwerkstatt von Ramon
niert, weil Patricia Müller verstand, ihr
Zangger entstehen aus regional gewachse-
Forschungsprojekt attraktiv darzustel-
nen Materialien wie Arve, Lärche und
len. Flachs ist ein altes, heute fast ver-
Kastanie Tische, Schränke, Truhen, die
gessenes Fasermaterial, aus dem sich
der guten traditionellen Handwerkskunst
sowohl Papiere als auch textile Gewebe
verpflichtet sind, aber gleichzeitig den
herstellen lassen. Die Verarbeitung ist
Bezug zum Heute schaffen. Die gefrästen,
aufwändig und anspruchsvoll.
strukturierten Oberflächen erinnern an reich geschnitzte und verzierte Vorgänger. Das gute Stück ist nicht für den schnellen Kauf und den bereits geplanten Umzug gebaut, sondern für die Langzeitbeziehung gedacht – Erbstücke eben.
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CAROLINE FELBER, LEHRATELIER MODISTEREI Das Lehratelier von Caroline Felber jungen Berufsfrau. Nicht nur führt Caroline Felber ein erfolgreiches Hutatelier in
Fabia Zindel entwirft und produziert Luzern, sondern sie bildet 6 Lehrfrauen Stoffdesign. Sie druckt im handwerklizu Modistinnen aus. Der vom Aussterben chen Verfahren mittels Siebdruck geome-
HANS RUDOLF HÖSLI, LEITER GEIGENBAUSCHULE
GEORGES WYSS, SILBERSCHMIED
bedrohte Beruf hat in Caroline Felber
Als vor zehn Jahren die Geigenbau-
Das von Georges Wyss vorgelegte und
eine Lobbyistin und starke Verfechterin
schule Brienz aus Spargründen vor dem
im Haupt Verlag erschienene Lehrbuch «Silberschmieden» ist ein exemplarisches
trische Muster. Mit dem Kleinstunternehmen Matrix beweist Fabia Zindel, dass gefunden. Die Ausbildung zur Modistin
Aus stand, wurde Hans Rudolf Hösli zum
kann eine ideale Grundausbildung für
neuen Leiter für die fortan als Privatschule
Lehrmittel. Der klar strukturierte und in
verschiedene gestalterische Berufe sein.
geführte Institution gewählt. Die Reorga-
Gestaltung und Layout an Franz Zeier
mit Handarbeit hochwertige und qualitativ hoch stehende Textilien entstehen
Handwerk 3/2006
FABIA ZINDEL, MATRIX, TEXTILDESIGN, SIEBDRUCK
ist eine bemerkenswerte Initiative einer
Know-how
und
nisation des Ausbildungsreglements, die
anlehnende
Gründung der Stiftung Geigenbauschule
Schritt in die einzelnen Bereiche des Sil-
Band
führt
Schritt
für
gestalterischen
Fähigkeiten führt zu einem Produkt, das Brienz, die gute Positionierung und Aus-
berschmiedehandwerks. Die Tatsache,
strahlung dieser sehr speziellen Ausbil-
dass das Buch integral mit Zeichnungen
die Nähe zum Benutzer nicht scheut. dungsstätte sind wesentliche Verdienste
illustriert ist, ist eine weitere Spezialität,
von Hans Rudolf Hösli. Er vereint prakti-
die das Buch zu etwas Ausserordentli-
sches Können als Geigenbauer mit den chem werden lässt. n komplexen Fähigkeiten des Vermittlers und Kommunikators.
DIE NOMINIERTEN: LE TRANSFERT DU SAVOIR-FAIRE
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können. Die Verbindung von handwerklichem
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Das 10 Jahr Jubiläum haben wir in verschiedenen Etappen gefeiert: Auf dieser Doppelseite sehen Sie Impressionen vom 9. und 10. September. Höhepunkt des 9. Septembers, dem Fest für Kursleiterinnen und Kursleiter sowie Zugewandten, war neben dem unglaublich köstlichen Buffet von Andrea Pini der Zauberer Alex Porter, der dem Abend einen magischen Glanz verlieh. Am 10. September stand Sepp Holzer im Mittelpunkt.
10 JAHRE KURSZENTRUM: DAS FEST DER SINNE
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Handwerk 3/2006
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Hanspeter Seiler
Peter Knutti
Daniel Bürki
Handwerk 3/2006
Walter Trauffer
Edwin Huwyler
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Jörg Lienert
DANK! Hinter jeder Organisation stehen Persönlichkeiten, die sich engagiert für die Idee einsetzen. Wir möchten nicht versäumen, an dieser Stelle allen zu danken, die sich immer wieder zusammensetzen, um über Entwicklung, Möglichkeiten, die Zukunft nachzudenken, zu bestimmen und entscheiden. Jens Jacobs Peter Eberhard
Barbara Doerig-Blum
WER DAHINTER STEHT: DER STIFTUNGSRAT
Matthias Haupt
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Der geschäftsführende Sekretär der
SUSANNE BERNASCONI
JÖRG LIENERT
BARBARA DOERIG-BLUM
Die Präsidentin des Schweizer Hei-
Seit 1998 im Stiftungsrat, 4 Jahre als
Seit 2001 ist Barbara Doerig als Ver-
matwerks ist seit 1998 von Amtes wegen
Präsident. Der charismatische Unterneh-
treterin des Heimatwerks bei uns im Stiftungsrat. Sie ist dem Kurszentrum als
Deutschschweizerischen Berufsbildungs-
im Stiftungsrat des Kurszentrums. Inzwi-
mensberater hat sich als Spezialist in der
ämter-Konferenz ist seit 2002 in unserem
schen hat das Heimatwerk seine hand-
Selektion von Fach- und Führungskräften
«femme de la culture» mit breitem Hori-
Stiftungsrat, seit Beginn als Präsident.
werkliche Ausbildungstradition ganz an
einen Namen gemacht. Er behauptet von
zont und dem Blick fürs Ganze sehr ver-
Während in seinem Berufsfeld das tradi-
das Kurszentrum delegiert und sich aus
sich, zwei linke Hände zu haben. Dafür
bunden. Sie ist immer da, wenn Lösun-
tionelle Handwerk abgebaut wird, sieht er
der aktiven Trägerschaft des Kurszen-
hat er die nötige Stärke, um uns bei
gen gefunden und Türen geöffnet werden
im Kurszentrum die Chance, den kultu-
trums zurückgezogen. Der Name Heimat-
Bedarf unter die Arme zu greifen. Und er
müssen. Wir schätzen ihre Offenheit im
rellen und berufshistorischen Fundus der
werk ist noch da – unsere Referenz an
schätzt es, wenn seine Top-Kandidaten
Feedback, ihr Flair für gute Form, ihre
Schweiz zu bewahren. Peter Knutti: «Hier
eine einzigartige Pioniertat: Erwachsenen
«das Handwerk beherrschen».
im Kurszentrum können wir entwickeln,
Handwerk zu vermitteln.
PETER EBERHARD
schaffen und umsetzen. Eine Art gesamtschweizerische und berufsübergreifende Werkstatt fürs Handwerk. Wissen und
Begeisterung und ihr Engagement für das Kurszentrum. Barbara Doerig-Blum
HANSPETER SEILER
ist ebenfalls in der Vereinigung der Gön-
Der ehemalige Leiter des Departe- ner engagiert.
Seit 2003 dabei. Der Präsident des Ballenberg
ist
ments gestalterische Lehrberufe an der
MATTHIAS HAUPT
Können bleiben so erhalten und werden
Freilichtmuseums
als
HGKZ ist dem Kurszentrum seit 2000 ein
weitergegeben».
langjähriger Nationalrat – der Name ver-
wertvoller Berater, mit dem erfahrenen
Ganz neu im Stiftungsrat ist der Ber-
pflichtet – gewohnt, für eine Idee mit allen
Auge des Architekten für Substanz und
ner Verleger Matthias Haupt. Sein Verlag,
Beteiligten am gleichen Strick zu ziehen.
Möglichkeiten. Durch ihn erhalten wir
ein führendes Verlagshaus der Schweiz,
Er ist unermüdlich unterwegs für sein
vom Kurszentrum oft auch einen neuen
wurde heuer 100 Jahre alt und hat sich
Im Stiftungsrat seit 1997. Zum wis-
Berner Oberland und seine Projekte.
Blick auf unsere eigenen Stärken und
unter anderem mit einem fundierten Ver-
senschaftlichen Leiter des Freilichtmuse-
Auch für uns organisiert er allerlei Seil-
Möglichkeiten. Peter Eberhard schätzt
lagsprogramm im Bereich des Kunst-
ums Ballenberg sind unsere Bande beson-
schaften. Denn ohne gehts nicht.
DR. EDWIN HUWYLER, VIZEPRÄSIDENT
ders eng. Logisch, alles, was im Museum gezeigt wird, hat seinen Ursprung im Handwerk. Im letzten Museumssommer
WALTER TRAUFFER Der Vorsitzende der Geschäftsleitung des Freilichtmuseums Ballenberg ist ein
gar ein neues altes Haus entstanden (sie-
unglaublicher Macher. So hat er bei-
handwerks etabliert. Die KurszentrumBibliothek (siehe Seite 14/15) wäre ohne
das sonst noch? An unseren Hochschu-
Haupt-Bücher nicht zu denken… Wir
len für Gestaltung und Kunst jedenfalls
sind gespannt auf die Zusammenarbeit
je länger, je weniger.
und mögliche und unmögliche Synergien.
CHRISTA DE CAROUGE
JENS JACOBS
9
ist aus dem gemeinsamen Nachdenken so-
hier im Kurszentrum die Synthese von Gestaltung und Handwerk. Wo gibt es
he www.ballenberg.ch). Das Projekt hat
spielsweise
nicht nur in der Fachwelt grosses Echo
Fachwelt bestaunte Kalkbrennerei einge-
Seit 2000 ist auch die Modedesignerin
Neu im Stiftungsrat ist ebenfalls Jens
ausgelöst. Zweifellos, da ist Potenzial!
richtet und zum Laufen gebracht (von
Christa de Carouge in unserem Stif-
Jacobs, nach über dreissig Jahren Tätig-
uns im Handwerk 2/2001 dokumentiert).
tungsrat. Sie verkörpert in ihrer Arbeit
keit in der Wirtschaft nun auch Landwirt.
DANIEL BÜRKI
Walter Trauffer ist uns seit 1997 ein kri-
geradezu die Themen, die wir hier tagtäg-
Wer den vitalen Sechziger kennen lernt,
eine
europaweit
von
der
tischer Begleiter, der einer Idee erst traut,
lich erforschen: Das Zusammenspiel von
dem fällt eines auf der Stelle auf: seine
wenn er von der Realisierbarkeit über-
Material und Form, der persönliche Aus-
wache Neugier, sein Interesse an allem
Der Erwachsenenbildner und Coach ist seit 1997 im Stiftungsrat. Daniel zeugt ist.
druck in der universellen Lösung. Christa
Neuen, seine Freude an der Welt. Der
de Carouge begeistert bei uns im Kurs-
Mann scheint permanent auf Entdek-
Bürki ist ein inniger Fan des Kurszentrums und hat sozusagen das Handwerk zentrum immer wieder durch intensive
kungsreise zu sein. Wir freuen uns auf
Workshops.
die gemeinsame Erforschung der Mög-
des Lehrens und des Lernens bei uns eta«Meisterkurse»
sagen
wir
bliert. Mit den SVEB-Kursen für Kursleiintern, ein Format, das wir sehr gern in terinnen und Kursleiter konnte unser Zukunft stärker pflegen möchten. Angebot substanziell erweitert werden.
Handwerk 3/2006
PETER KNUTTI, PRÄSIDENT
lichkeiten des Kurszentrums! n
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SILVIA JAUN Ihre Anmeldung landet bei mir! Im
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Handwerk 3/2006
Kurszentrum bin ich für die administrati-
MICHAEL BETTLER
SIMONE SCHEWE:
Ich bin zuständiger Haushandwerker/Allrounder.
Im
Kurszentrum
zu
Das «Kursi» ist mir in den letzten 9 Jahren ans Herz gewachsen. Mir gefällt
ven Angelegenheiten zuständig. Am mei-
arbeiten ist für mich täglich eine neue
der lebhafte Betrieb mit den ganz ver-
sten Freude macht mir, wenn ich zahlrei-
Herausforderung und Genugtuung zu-
schiedenen Menschen, die hier ein- und
che Anmeldungen entgegennehmen darf,
gleich. Was hier geschieht ist nicht immer
ausgehen. Am liebsten würde ich natür-
die Kurse ausgebucht sind und die Kurs-
planbar, es entsteht … So genial, so
lich viele Kurse besuchen, die Kreativität
leiter zahlreich zur Weitervermittlung
schön!
ist ansteckend! Aber meine Arbeit wartet
ihres Wissens antraben dürfen. Schön,
auf mich im Sekretariat: Ich betreue die
wenn das Kurszentrum «lebt» und die
Vereinigung der Gönner, die das Kurszen-
Kursteilnehmer zufrieden und mit guten
trum mit Ihren Beiträgen unterstützt. Die
Erinnerungen nach Hause gehen. Das
über 1'000 Bücher in der Bibliothek
Berner Oberland ist meine Heimat; es ist
möchten auch gepflegt werden und im
ein Vergnügen in dieser schönen Gegend
Sommer trifft man mich im FLM, wo ich
leben und arbeiten zu dürfen. Ich freue
regelmässig
mich, auch Sie im Kurszentrum begrüs-
gramme verteile. Sehr gerne betreue ich
sen zu dürfen!
die
aktuellen
Kurspro-
die Cafeteria. Der direkte Kontakt mit
den Kursteilnehmern gefällt mir. n
SIE HALTEN DAS HAUS AM LAUFEN: DAS TEAM
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r u t l u k s k l o V s o h ec
n e g r o m für
ation?» v o n n on I hos elle v ramm «ecuscht u Q . la ion og Tradit it dem PrThema und dschaft. an tm g s öffne e setzt da er Kulturl erstützun . a i t e z n i v t i roHel nderts. S er Schwe rg mit Un Stadt Thu P g n rhu nbe iftu in d der lturst es 21. Jahnnovation dem Balle Bern und u K r s ize ultur d n und I ekt auf anton j k chwe K s e Die S die Volks on Traditio Ein Pro d für chos v m u r E o den ein F
ZUKUNFTSPROJEKT: IN ZUSAMMENARBEIT MIT DEM MUSEUM
Handwerk 3/2006
s o h c e
r eate htth c i l i e er Fr g fen d erg Tref paziergan m Ballenb orm f u S t e s ätze s in n E htmu e Ans 7: Ku Freilicugust 200Ästhetisch 18. A theater: t rm Laien egenwar 7: Kunstfo G 0 der ugust 20 19. A theater: tzung Laien und Bese , Thun rm Spiel e Oele7: Kunstfo lt A r e 0 Theat ktober 20 ung 26. O theater: eisverleih heater r n t P s Laie tte und dschaft in Treffen Deba erein Lan anisiert e eaterDer Vnberg org Freilichtth Schweiz, Balle hiedener er ganzen Leitung verscpen aus d ssioneller und Laien grup nter profe ellerinnen die u aiendarst len. termit L ellern spie sthea ft a h darst c ds w.lan > ww berg.ch. ballen
11
r em olze r & Hojekt auf d e n n Ta unstpr erg Ein K nberg allenb and novation l r um B e ll e e a s b u B In htm rO Freilicpril bis 07 raf Berne ition und ebt kten l A e . b 4 r 20 nswalter Gchreiu 1 e je e d b b o n o t a S k Tr chutz ition erg 31. O ünstler Ha men mit räre Trad ren von S m Ballenb r K rt zusam tempo e D u ie n e e s ie Sa in htmu realis hrlingen e Freilicpril bis 07 ird le w r . e 7 eilung n n 0 0 A 14. ktober 2 aison 20 us dem urabt un en im allatio lt t n u s h K In a o O S lter 3600 Th h 31. end der olzhaus nksW , ansta ative Währ riginales H t nach de sätzen für >Ver tadt Thun altergraf.c Innovmal r S o d e w n n r s r k d g in u e ie n a e d Den Sympos allenber im w.ha hrhun en Gr ohnb 17. Jaflegerisch nisse bew eusten > ww Drei entrum B Wohnen ? n f r lp n z : t ü e ma e Bed Kurs pril 2007 oder Las mässe ach d ierte heutigcht. Das n modernis auungs28. A mal, Lust 7: Zeitge enovation a h n gem ntnisse als Ansc und Denk ugust 200 für die R Erkenude dient itektinnen n sowie na r 25. A aterialien älern e v s s m lu m u Gebä t für Archaubehörde mälern. Ba audenk 07: Sch objek itekten, B n Baudenk von B ktober 20 eflexion osien beArch tümer vo erg.ch 20. Oung und R drei Symp ation und Eigen w.ballenb stalt klus von er Renov y d Z it > ww n d in o E sich mrierung v utiert wir t s s fa alpfle . Disk estau der R enkmälernsich denkmmit den n d Bau rage, wie derunge Komfort die F che Anfor üchen an n lassen. geris en Anspr reinbare nische heutig utzung veende tech lanung und N ungsweis läge zu P neue Richt ngsvorsch g eröffnen Lösu usführun h rse.c und A . ergku Wege w.ballenb > ww
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Handwerk: Adrian, wann hast du
muss meine Umgebung dermassen über-
gemerkt, dass das Handwerk dein Betä-
zeugt haben, dass sie alles daran setzten,
tigungsfeld werden wird?
dass ich die Matura machen konnte.
Adrian Knüsel: Eigentlich schon in der Kanti. Da merkte ich, dass mich das
Aber nachher gings via Vorkurs in
Machen und Ausprobieren viel mehr reizt
Luzern nach England an eine Kunst-
als das reine Zuhören und Aufnehmen.
schule.
Dann war ja da neben dem Schulgebäude
Ja. Und da merkte ich zum Glück
die Butterzentrale. Man hörte im Schul-
innert kürzester Zeit, dass die Grafik nicht
zimmer immer ein Gekessel, aber kein
der Weg für mich ist, sondern die Keramik.
Mensch
Aus
wusste,
was
dort
wirklich
geschah. Ich organisierte dann eine kleine
einem
unansehnlichen
Klumpen
Lehm ein wunderschönes Gefäss schaffen,
Exkursion und wir sahen diese faszinie-
das faszinierte mich. Dazu die extreme
renden Maschinen, die «Anken-Mödeli»
Transformation des Materials, wenn man
machten und diese einpackten. Etwas
es dem Feuer aussetzt. Diese Feuerkünste
machen, etwas herstellen, das hatte ich
sind in der Gestaltung und auch hier im
auch von Zuhause mitbekommen. Mein
Kurszentrum vital wichtig: Wir haben hier
Vater war Feinmechaniker, meine Gross-
Möglichkeiten, die andere Anbieter nicht
väter Schmied und Kaminfeger – daher
haben. Wir haben einen Aussenraum, den
sicher auch meine Faszination fürs Feuer.
wir gestalten und nutzen können, wo wir
die Kantonsschule?
Könntest du auch Schreiner sein?
Wegen einer Zeichnung in der zweiten
Ich habe einige Gebäude eigenhändig
Primarklasse. Da mussten wir unseren
umgebaut, trotzdem fasziniert mich Holz
Berufswunsch zeichnen und ich zeichnete
als Gestaltungsmaterial weniger. Vermut-
mich als Priester. Auf der Kanzel. Das
lich ist die Materialwahl schon etwas Spe-
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Handwerk 3/2006
brennen und dranbleiben können. Weshalb aber dann der Umweg über
zifisches.
Seit 9 Jahren leitet der ausgebildete und vielfach ausgezeichnete Keramiker Adrian Knüsel die Geschicke des Kurszentrums. Vom Ton und Brennofen zu Menschen, Kursen und einem Haus – der Gestalter hat sozusagen die Materie gewechselt. Was reizt ihn am Handwerk? Was am Kurszentrum? Gibt es weitere Reizthemen? Das «Handwerk» wollte es wissen.
Machst du mit Ton auch Gegenstände, die andere aus anderem Material machen würden? Kaum, ich arbeite ja vorwiegend auf der Drehscheibe, da stelle ich schon vor allem Gefässe her. Das war aber interessant beim Prix Jumelles: entsteht die Innovation,
wenn
man
aus
einem
bekannten Material etwas ganz Neues herstellt oder wenn man den traditionellen Umgang mit dem Material perfektioniert? Gerade am Beispiel der Strickarbeit
sind
heftige
Diskussionen
ADRIAN KNÜSEL: WARUM HANDWERK? WARUM HIER?
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ausgebrochen. Sicher ist, dass mit dem
Kür – ein «Gesellenstück», wo man etwas
ganz andere Erfahrung, als in einem 3-D-
müssten hier ein Kompetenzzentrum für
unkonventionellen Umgang mit Materia-
Schönes schafft. Gestaltung ist ja ganz
Progrämmli einen «Stein» zu «bearbeiten».
handwerkliche
lien etwas Neues passiert.
wesentlich die Kunst des Weglassens.
die
Regeln
brechen,
Was heisst das im Kurszentrum?
Berufsver-
Du bist Material-Freak.
mir auch sehr viel Schub durch den Prix
Ja. Es ist mir ein Rätsel, wie man ganze
Jumelles.
Wir wollen klar einen qualitativen Weg
Wohnungen mit Laminat zupflastern kann. Die Rolle des Museums?
Regeln machen sicher Sinn, wenn man
gehen. Nehmen wir Filzen als Beispiel. Im
Eine Plastikschicht, die nach Holz aus-
für seine Arbeit zur Verantwortung gezo-
Moment ein absolutes Trendhandwerk.
sieht. Es fängt ja schon bei der Maggi-Beu-
Natürlich mit dabei, als Basis für die
gen wird, zum Beispiel auf dem Bau. Da
Hier gehen wir mit unserem Bildungsgang
telsuppe an: Man will alles schnell und
ganze Geschichte. Der Ballenberg hat rie-
hat der Kunsthandwerker sicher seine
den Weg der guten Gestaltung. Wir wollen
praktisch, man will Material und Oberflä-
sige Ressourcen, er hat Ausstrahlung, hat
Freiheit, eigene Regeln zu machen. Das ist
kein Gebastel, sondern die intensive Aus-
chen nicht mehr pflegen. Wir wollen hier
sich eine grosse Bekanntheit und Position
dann eine Frage des Marktes
einandersetzung mit dem Material und sei-
einen
geschaffen. Das Handwerk ist ja der leben-
nen Möglichkeiten ausloten. Im Bereich
Bewusstsein für Material schaffen.
Muss man die Regeln zuerst beherrschen, damit man sie brechen kann? Wer
die
Regeln
des
Handwerks
Gegenpunkt
schaffen
und
das
dige Teil des kulturellen Erbes.
Handwerk und gute Gestaltung können wir hier – gerade auch durch unser Zeitgefäss
Ist das ein Erbe vom Heimatwerk?
der mehrtägigen Kurse – noch einiges tun.
Ursprünglich war da noch etwas ande-
Und die Rolle der Kursleiterinnen und Kursleiter?
res: erstens die Unterstützung der Mün-
Wir gehen hier einen Schritt weiter, wir
Spielt der Nutzen eine Rolle?
digkeit der Leute. Man wollte sie lehren,
wollen Kurse mit einem Charisma. Die
Wörter kann, kann die Sprache nicht.
In der Ausbildung nicht. Nein – viel-
sich selber zu helfen, um die eigene
Kursleiterinnen
Diese «Einsilbigkeit» sieht man oft auf
leicht ist der Widerstand des Materials das
Lebenssituation zu verbessern. Die zweite
einen Namen. Sie stehen für individuelles
beherrscht, hat mehr Freiheiten. Das ist wie mit einer Sprache: wer nur ein paar
und
Kursleiter
haben
Handwerkermärkten. Da sieht man oft
Entscheidende. Je mehr Widerstand ein
Schiene war der Verkauf: wer Überschüs-
Format und Können. Wir möchten Auto-
Leute, die relativ wenig können. Die Folge
Material bietet, desto intensiver ist die
siges produzierte, konnte es verkaufen.
renschaft, die persönliche Handschrift der
sind banalisierte Gegenstände.
Auseinandersetzung. Man sieht extrem
Das Heimatwerk setzte da auf hochwertige
Lehrenden. Nicht, um diese kopieren zu
schöne Arbeiten im Messerkurs. Die Form
Produkte. Heute wäre für mich ein Ansatz,
lassen, sondern um am Beispiel zu zeigen,
muss dem Material abgetrotzt werden. Je
das «Flicken lernen» vermehrt zu pflegen.
was an Meisterschaft möglich ist. Und
einfacher das Material zu bearbeiten ist,
Heute muss alles immer neu sein, alles
dann freut mich natürlich auch der Aus-
desto grösser die Gefahr, dass man ganz
nicht mehr Perfekte wird herausgerissen.
tausch unter unseren Kursleitenden sehr.
Das ist eigentlich ein Verlust.
Da passiert manchmal das ganz Unerwar-
Reden
wir
jetzt
auch
von
den
Scheusslichkeiten, die man oft sieht? Sicher. Regeln im Handwerk garantieren auch eine gewisse Schönheit. Aber vor
schnell
einfach
einmal
etwas
macht.
allem leiden wir an der «Bastelwelle», die
Etwas von Hand machen, etwas üben,
uns in den Sechzigerjahren ergriffen hat.
dabei auch Frustration erfahren, an den
Jahrelang war die Hauptsache, dass es
Widerständen wachsen – so lernt man
«selber gemacht» ist. Selber gemacht war
Handwerk.
tete! Wo siehst du die Zukunft des KursWelches Wunder müsste für das
zentrums? Ein lang gehegter Wunsch wäre hier
Kurszentrum passieren?
oben eine eigene Unterkunft, die auch für
1. bekannter werden. 2. Ressourcen
Aber du hast nicht direkt etwas
Schulklassen nutzbar wäre. Andererseits
besser nutzen können. 3. Weniger Wider-
jetzt langsam durch. Zum Beispiel finde
gegen die Errungenschaften der moder-
haben wir in diesen 10 Jahren fast 40’000
stände. Aber vielleicht sind es ja gerade
ich es schade, dass man bei vielen hand-
nen Welt?
Übernachtungen in die Region gebracht,
diese Widerstände, die uns ein gutes
schön, egal wie hässlich. Dass es auf formale Qualitäten ankommt, das setzt sich
werklichen Lehrberufen verlangt, dass
Überhaupt nicht – das Internet zum
von denen viele profitieren. Inzwischen
alles Können in eine Abschlussarbeit hin-
Beispiel macht Türen auf, ermöglicht Aus-
denke ich, dass wir die Ressourcen des
eingebuttert wird. Vielleicht müsste man
tausch und eine Welt der Bilder. Was mir
Berner Oberlandes viel besser nutzen
da
zwei
aber sehr zu denken gibt, ist die Idee, man
müssen. Wir drei Schulen – mit uns die
Abschlussarbeiten: einmal die Pflicht – wo
könne alles und jedes auf dem Computer
Schnitzlerschule
man zeigt, was man alles kann. Dann die
simulieren. Einen Stein zu behauen ist eine
schule – müssten zusammenspannen. Wir
unterscheiden
zwischen
und
die
Geigenbau-
Stück stärker machen … n
Handwerk 3/2006
man
und
13
Muss
damit etwas Neues passiert?
Berufe
bände aufbauen können. Hier erhoffe ich
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Helga Becker/
Tellier-Loumagne,
Richard Becker
Françoise
(Fotograf) Textildesign Neues drechseln Grundlegende Tech-
Inspirationen aus
niken und Projekte
der Natur
2006. 182 Seiten,
2006. 304 Seiten,
600 Fotografien,
Klappenbroschur
gebunden (Haupt)
(Haupt)
DRECHSELN
Handwerk 3/2006
Sticken
STICKEN
«neues drechseln» zeigt, wie ein klas-
«Textildesign Sticken» ist eine Entde-
sisches Handwerk modern interpretiert
ckungsreise zu den Gestaltungsprinzi-
wird und dass gedrechselte Objekte von
pien des Stickens. Der Autorin geht es
klarem und kühlem Design sein können.
dabei um die Verbindung von Motiv,
Das Buch führt in die traditionellen
Farbe, Material, Struktur und Technik
Drechseltechniken ein, beschreibt Schritt
zur gesamten Komposition der Oberflä-
für Schritt, wie aus rohen Holzbohlen
che. Ob Haute Couture, Interieurbereich
schöne und elegante Formen entstehen.
oder Konfektionsmode – bestickte Texti-
Jede Technik ist mit vielen Fotografien
lien mit Perlen und Pailletten, Federn,
illustriert, die alle Handgriffe aus der
Muscheln lassen ein altes Handwerk neu
Sicht des Drechselnden zeigen – auch
aufleben. Der erste Teil umfasst einen
Anfängerinnen und Anfängern gelingt es
technischen Abriss: industrielle, hand-
so, die Tipps und Tricks der erfahrenen
werkliche,
traditionelle
und
moderne
Drechslerin Helga Becker nachzuvollzie-
Techniken werden behandelt, dazu gehö-
hen.
ren auch ein Kapitel über Kurzwaren und
14
die Erläuterung der gebräuchlichsten Kommentar:
Neben der Vermittlung von Wissen über altes Handwerk, sammeln wir auch Wissen. Die Bibliothek des Kurszentrums Ballenberg umfasst über 1000 Bücher. Sie sind nach Sachgebieten geordnet, sodass sich die Kursteilnehmenden in den entsprechenden Abteilungen orientieren können.
Stickstiche. Der zweite Teil erklärt und
Unsere Bibliothek ist eine Referenzbi-
Ein handliches, in Ästhetik und Lay-
illustriert in zwölf Kapiteln die verschiede-
bliothek, das heisst, die Bücher bleiben
out gutem Design verpflichtetes Buch. In
nen heute angewendeten Gestaltungsprinzipien in der Stickerei, zum Beispiel
im Haus und können nicht ausgeliehen
klarer Gliederung und übersichtlich dar-
werden. Holz, Keramik und Glas, Metall,
gestellt führt das Buch in einzelnen
Streumuster, Schachbrett- und Karomu-
Papier und Textil sind einige der sehr gut
Schritten durch den Arbeitsprozess. Die
ster, Allover-Muster oder Bordüren.
dotierten Bereiche. Es kommen laufend
Fotos des Ehemannes der Autorin zeugen
neue Bücher dazu: Auf Anregung von
von intimer Nähe zum Gegenstand und
Kommentar:
Kursleiterinnen und Kursleitern werden
gleichem
Ein wirklich inspirierendes, farbiges,
Bücher beschafft oder aber Neuerschei-
druck und formale Klarheit.
Qualitätsanspruch
an
Aus-
stimmiges Bilderbuch, das einlädt zum
Verfügung
Sinnieren, Träumen, sich selber Bilder
gestellt. Heute können wir Ihnen 6 neue
machen … Aus dem Französischen, lust-
Bücher vorstellen: Alle Haupt, Bern!
voll, saftig, genüsslich.
nungen
werden
uns
zur
WISSEN SAMMELN: DIE BIBLIOTHEK DER 1’000 BÜCHER
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5000 Zeichen
Eddy, Celia
Cambras, Josep
Die Welt der Quilts
Handwerk
Gestalten mit
Patchwork- und
Buchbinden
Metall
160 Seiten/zahlrei-
160 Seiten/zahlrei-
Ares, José Antonio
und Symbole der Welt 263 Seiten/
Quilttraditionen aus
ca. 1000 Abbil-
verschiedenen Kulche Fotos und
che Fotos und
Abbildungen
Abbildungen
turen und Epochen
dungen Einband: gebunden
224 Seiten/zahlrei-
Einband: gebunden
che Fotos
BUCHBINDEN «Handwerk
METALL
Wer weiss, dass die Akelei Demut,
Rund um den Planeten, in verschie-
Anbetung und Sexualkraft symbolisiert?
denen Epochen und in gänzlich unter-
das
Seit Jahrtausenden werden Metalle
umfassende Arbeitsbuch und Nachschla-
Buchbinden»
zu Gegenständen verarbeitet. Entstan-
Die Fische im Buddhismus Symbole der
schiedlichen Kulturen treffen wir auf
gewerk zur Buchbinderei. Der erfahrene
den sind oft wunderbare Objekte, die das
Befreiung von Anhänglichkeit und Zwän-
dekorative Textilarbeiten, die aus regio-
Buchhersteller
Nützliche mit dem Schönen verbinden.
Josep
ist
Cambras
führt
gen sind? Dass die Alpha-Flagge in der
nalen Traditionen hervorgegangen sind
zunächst in die Geschichte des Buchbin-
Dieses Buch stellt die Grundlagen für das
Seefahrt heissen kann: «Taucher unten,
und geschichtsbedingt voneinander ab-
dens ein und stellt dann die Werkzeuge
Gestalten mit Metall dar. Nach einem kur-
Abstand halten». Oder dass Gesten und
weichen. Mitunter reichen diese Textilien
und
einzelnen
zen Blick in die Geschichte der Metallbe-
Gebärden in den verschiedenen Kulturen
bis weit in die Vergangenheit zurück und
Bestandteile eines Buches vor. Detailliert
Materialien
sowie
die
arbeitung führt ein erster Teil in die
ganz unterschiedliche Bedeutungen ha-
lassen sich Hunderte, manchmal sogar
und mit zahlreichen Abbildungen behan-
Metallurgie ein: Was sind Metalle und
ben können? Dass die frühsten Kreuz-
Tausende von Jahren nachweisen. Sie
delt er die verschiedenen Buchbindetech-
Legierungen? Welche Eigenschaften ha-
funde aus dem Neolithikum datieren und
zeugen von einer Begeisterung für diese
niken, die Umschläge sowie die Schutz-
ben die unterschiedlichen Metallarten?
Währungszeichen bereits im alten Rom
spezielle Art der Näharbeit, und diese
umschläge.
Wie sehen handelsübliche Metallteile aus
existierten? Dass der Dresscode italie-
Begeisterung hält bis heute an.
nischen
Geschäftsmännern
verbietet,
kurze Socken zu tragen, während in den USA verschiedene Kleiderordnungen nebeneinander gelebt werden. Kommentar:
Kommentar:
und wofür eignen sie sich? Das Kapitel Kommentar:
über Werkzeuge und Maschinen stellt die
Wenn einem das Layout auf den
grundlegende Ausrüstung für das Arbei-
Ein Überblicksbuch, das vor Augen ersten Blick etwas «spanisch» vorkommt, führt, dass Auswahl immer persönlich
sieht man richtig: Das Anleitungsbuch
ten mit Metall vor und gibt wichtige Empfehlungen für die Sicherheit. Detailliert
geprägt ist. Das Buch folgt stark den
Buchbinden wurde aus dem Spanischen
werden anschliessend die Grundtechni-
Vorlieben der Autorin. Der Betrachter
übersetzt. In einer etwas wild und frei
ken behandelt, das Trennen, Verbinden und Umformen, die Oberflächenbehand-
Eine interessante Sammlung. Bei den
bekommt den Eindruck, dass die Patch-
anmutenden Art werden die einzelnen
Illustrationen wünschte sich der Be-
worktechnik die Gestaltung und Zusam-
Arbeitsschritte in Bildern und Texten gut
lung, die Grundlagen des Schmiedens.
trachter mehr Klarheit und Einfachheit.
menstellung des Buchs geprägt hat.
gezeigt. Das Layout (Gestaltung der Titel
Den Techniken Schweissen und Löten
Das Buch würde an Kraft gewinnen. Viel-
und
wird ein eigenes Kapitel gewidmet.
leicht
wöhnlich, aber man freundet sich schnell
fehlt
bei
Buchmacher-Paaren
manchmal die nötige kritische Distanz.
Kapiteleingangsseiten)
damit an.
ist
unge-
Kommentar: «Gestalten mit Metall» ist aus derselben Reihe wie «Handwerk Buchbinden». Spürbar ist aber eine etwas andere gestalterische Qualität und Leidenschaft
des Autors. n
Handwerk 3/2006
QUILTS
15
BILDER
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GRAFISCH MITDENKEN
IDENTITÄT SCHAFFEN
Margret Omlin-Küchler ist seit 1996, also
Mit roten Ohren habe ich den neben-
seit dem Beginn am neuen Standort,
stehenden Text gelesen und ich hätte ihn
dabei. Als das erste Programm gestaltet
natürlich sofort herausgestrichen, wenn
werden sollte, wurde sie von meinem
es in meiner Macht gelegen wäre. Gut,
Vorgänger für einen Entwurfsvorschlag
dann füge ich aber ein paar Gedanken an.
angefragt. Aus mir unbekannten Gründen
Es ist wunderbar, wenn man bei einem
landete dieser Entwurf in der Schublade,
Projekt wie dem Kurszentrum mitmachen
wo er dann aber doch sicher aufbewahrt
darf. Für diese einmalige Chance, eine
blieb. Als ich im Frühjahr 1997 mit der
Identität mit aufzubauen, möchte ich
Leitung des Kurszentrums Ballenberg
mich bei Adrian Knüsel und den weiteren
betraut
Verantwortlichen sehr bedanken.
wurde,
fand
ich
beim
Durchstöbern der Schubladen eben diesen Entwurf. Ein erstes Gespräch folgte, und seit-
zwar wegen meiner Tante Matthilde. Das
her hat Margret Omlin 10 Jahrespro-
kam nämlich so: Als Kinder wurden kom-
gramme, 9 Jahresberichte, 29 Ausgaben
plikationsfreie Familienspaziergänge dem
Handwerk, 1 Buch, diverse Einladungs-
Sarnersee entlang mit zwei Handwerksbe-
karten, Weihnachts- und Neujahrskarten
suchen belohnt. Zuerst schauten wir bei
und Events gestaltet, (mit) ausgedacht,
unserer (Gross-)Tante Matthilde herein.
Margret
Sie hatte ihr Haus buchstäblich um ihren
Omlin ist nicht nur Grafikerin mit dem
gigantischen, selbst entworfenen Web-
sicheren Gespür für gute formale Propor-
stuhl herum gebaut. Ein Wunderding, das
tionen, sie ist vielmehr Beraterin, Texte-
wir Kinder immer ganz andächtig be-
rin, Ideenpool, Think Tank, kreative Refe-
staunten. Fürs Staunen bekamen wir
renz und Begleiterin des Kurszentrums
dann ein Deckeli mit einem unsichtbaren
Ballenberg. Sie versteht es, mit klaren Vor-
Webfehler. Das Weben hatte Tante Mat-
16
Handwerk 3/2006
(mit)
Neudeutsch heisst es «Corporate Design» – damit soll die «Corporate Identity» «visualisiert» werden. Wir reden beim Kurszentrum handfest von «Handschrift». Die wird bei uns mit Teamgeist, kleinem Pensum und grossem Engagement geschaffen.
Mir ist wichtig, das Erbe des Heimatwerks mit Sorgfalt zu «verwalten», und
getextet
und
gemacht.
gaben allen Printerzeugnissen ein unver-
thilde anno dazumal beim Heimatwerk
kennbares Gesicht zu geben. Spielerisch
gelernt, sich anschliessend verselbstän-
und für veränderte Voraussetzungen stets
digt und ihr Leben lang kilometerweise
offen, aber immer in der Gestaltung kon-
Obwaldner Trachtenstoff gewoben (ohne
sequent, ist über die Jahre eine einpräg-
Webfehler!). Wenn der Besuch bei ihr rei-
same Gestaltungssprache für das Kurs-
bungslos verlaufen war, dann durften wir
zentrum Ballenberg entstanden. An dieser Stelle danke ich herzlich für die fast 10-jährige Zusammenarbeit! Adrian Knüsel
auch noch den Drechsler besuchen. Hier gab es dann einen «Hurrlibueb». Wo der Drechsler seine Kunst gelernt hatte, weiss ich nicht, aber der hölzerne Hurrlibueb drehte prächtig – viel, viel besser als jedes Plastikding aus den heutigen Kinderüberraschungseiern. Um das alles geht es (mir) beim Kurszentrum Ballenberg Heimatwerk. Danke.
MARGRET IM HINTERGRUND!
Margret Omlin
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Handwerk 3/2006. Redaktion: Adrian Knüsel (ak) Herausgeber: Kurszentrum Ballenberg Heimatwerk, 3855 CH-Brienz, Telefon 033 952 80 40, Fax 033 952 80 49, www.ballenbergkurse.ch, info@ballenbergkurse.ch. Druck: Gisler Druck AG, Altdorf. Auflage 2600/3 Ausgaben jährlich. Abo Inland Fr. 28.–/Ausland Fr. 38.–.