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Collectif Jeune Cinéma Collectif Jeune Cinéma
Ein flüchtiger Blick auf den französischen Untergrund A glimpse of the French underground
Das Collectif Jeune Cinéma (im Folgenden CJC abgekürzt) ist eine französische gemeinnützige Organisation, die 1971 in Paris gegründet wurde und sich der Verbreitung und Förderung experimenteller Filme widmet und dessen, was wir „cinéma différent“ nennen. Es folgte dabei – wie viele andere Verleih-Kooperativen jener Zeit – dem Vorbild der Film-Makers’ Cooperative in New York. Zwar hat sich seitdem viel verändert, aber wir versuchen, so viel wie möglich von unseren Kernprinzipien und Werten beizubehalten, vor allem unsere horizontale kollektive Entscheidungsfindung und unsere Bereitschaft, unsere Kooperative jeder Art von „anderem Kino“ zu öffnen, vor allem Arbeiten von Künstlern, die sich außerhalb jedweder Form von Kunstmarkt bewegen. Wir zählen inzwischen mehr als 400 Mitglieder, allesamt Filmemacher aus verschiedenen Teilen der Welt, mit mehr als 1.600 verbreiteten Filmen aller Formate. Anders als andere europäische Kooperativen, die Ende der 1960er-Jahre entstanden, sind wir noch aktiv und feiern nun unseren 50. Geburtstag. Das macht uns zur ältesten noch bestehenden europäischen Kooperative. Während diese Präsentation sich hauptsächlich mit der Geschichte des CJC befasst, wollen wir betonen, dass unsere Organisation noch lebendig und aktiv ist und dass jeden Monat neue Filme (aktuelle oder alte) in unseren Katalog aufgenommen werden. Bis heute programmieren, vertreiben und zeigen wir diese Filme im Rahmen unserer Workshops. Seit seiner Gründung stand das CJC dem Festival International du Jeune Cinéma von Hyères sehr nahe, das damals sehr renommiert war und als einziges Festival in Frankreich progressive Filme zeigte. Das CJC wurde von den ausgewählten Filmemachern und Filmkritikern gegründet, damit ihren Filmen auch über das Festival hinaus Beachtung geschenkt werden würde. Die meisten unserer Archivfilme aus den 1970er- und frühen 1980er-Jahren (das Festival endete 1983) stammen aus der Experimentalfilm-Sektion des Festivals, die von Marcel Mazé geleitet wurde, dem Mitbegründer und einer der führenden Persönlichkeiten im CJC. Insofern spiegelt unser Katalog das Festival von Hyères wider und zeigt, welche Filme zur damaligen Zeit in Frankreich
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Le Chant des signes (1972) Collectif Jeune Cinéma (now CJC) is a French not-for-profit association founded in 1971 in Paris and dedicated to the distribution and promotion of experimental films and what we call ‘cinéma different’. It was founded on the same model as other distribution cooperatives at that time, as initiated by the Film-Maker’s Coop in New York. While many things have changed since then, we work hard to maintain as much as possible our core principles and values, particularly our horizontal collective decision-making and our willingness to open our co-op to every form of different cinema, especially works made by filmmakers outside of any art market. We now count more than 400 members, all filmmakers from various parts of the world, with more than 1600 distributed films in all formats. Unlike other European coops that emerged in the late 1960s, we are still functioning and are now celebrating our 50th anniversary. This makes us the oldest European co-op still in existence. While this presentation is more focused on the historical side of CJC, we consider it worth mentioning that our structure is still living, still active, and that every month new films (recent or old ones) are added to our catalogue. To this day we continue to programme, distribute and show these films as part of workshops. From its creation, CJC was very close to the Hyères’ Festival International du Jeune Cinéma, a prominent French festival at the time and the only one featuring progressive cinema in France. CJC was created by selected filmmakers and film critics as a means to give the selected films a life beyond the festival. Most of the films from the 1970s and early 1980s (the festival ended in 1983) in our archive came directly from the festival’s experimental film section, which was run by Marcel Mazé, co-founder and leading figure of CJC. Our catalogue is thus a record of the Hyères festival and more generally of what it was possible to access in France at that time. In this regard, the CJC catalogue is a part of French experimental cinema history.
Although CJC was primarily committed to distribution and programming, we eventually became aware, especially after the death of Marcel Mazé in 2012, that we were holders of a certain knowledge and set of resources about experimental cinema in France, and that we had to consider ourselves as a small-scale archive in order to preserve all of this. In addition to our distributed films, our archive contains various distribution catalogues, festival programmes, letters from filmmakers, fanzines about experimental cinema, transcriptions of debates and still pictures from that time. Unfortunately, being perceived as an archive in addition to a distributor is a difficult thing to understand for our public funders (which are our main source of financial survival). As a result, we are still not being properly funded for our archival activities. Yet we get on with it, preserving films on our own even if it means doing so in sometimes amateurish ways which we associate with our experimental and amateur film practices. We perceive and manage our archive not as archivists (none of our members are professionals in this field), but as filmmakers, researchers, and film programmers; in a way, this allows us to consider it as a living archive, constantly moving and open to everyone.
Our catalogue contains titles ranging from many geographical areas, most of them French, from many different cities; in the 1970s there were a lot of non-Parisian artistic clusters, which is less the case
zugänglich waren. Man kann also sagen, dass der CJC-Katalog Teil der französischen Experimentalfilm-Geschichte ist. In seinen Anfängen befasste sich das CJC in erster Linie mit Verleih und Programmierung, doch dann wurde uns – vor allem nach dem Tod von Marcel Mazé im Jahr 2012 – klar, dass wir über ein spezifisches Wissen und wertvolle Ressourcen im Bereich des französischen Experimentalfilms verfügen und dass wir uns als, wenn auch kleines, Archiv betrachten müssen, um all das bewahren zu können. Neben unseren Filmen, die wir verleihen, enthält unser Archiv auch verschiedene Verleihkataloge, Festivalprogramme, Briefe von Filmemachern, Fanmagazine zu experimentellem Kino, Mitschriften von Debatten und Standbilder aus der Zeit. Leider ist es den öffentlichen Förderstellen – von denen unser finanzielles Überleben hauptsächlich abhängt – nicht leicht zu vermitteln, dass wir Verleiher und Archiv in einem sind. Das führt dazu, dass unsere Archivarbeit nur unzureichend bezuschusst wird. Trotzdem fahren wir fort, Filme selbst zu präservieren, auch wenn dies zuweilen auf recht amateurhafte Weise geschieht, was wiederum in Einklang mit dem Experimental- und Amateurfilm-Charakter unserer Filme steht. Wir betrachten und betreiben unser Archiv nicht wie Archivare (keines unserer Mitglieder ist in diesem Bereich ausgebildet), sondern als Filmemacher, Rechercheure und Filmprogrammierer. Deshalb sehen wir es als lebendiges Archiv an, das ständig in Bewegung und für alle offen ist. Unser Katalog enthält Filme aus vielen verschiedenen Gegenden, meistens in Frankreich, und aus vielen verschiedenen Städten. In den 1970er-Jahren gab es viele Künstler-Cluster außerhalb von Paris, was heute nicht mehr der Fall ist. Die meisten französischen Experimentalfilmemacher der 1970er- und 1980er-Jahre werden noch immer nicht als Teil der Filmgeschichte betrachtet, obwohl zu der Zeit in dem Bereich sehr viel produziert wurde. Zu diesem filmischen Untergrund wurde in letzter Zeit auch kaum geforscht. Die letzte Arbeit zu dem Thema war die eindrucksvolle Retrospektive Jeune, dure et pure von Nicole Brenez und Christian Lebrat 2000 in der Cinémathèque Française.
Für dieses Programm haben wir uns auf die weniger bekannte französische Untergrundkultur konzentriert und Filme ausgewählt, die entweder schon lange Teil unseres Archivs sind oder die unsere Mitglieder im Keller aufbewahrt und kürzlich erst wiederentdeckt haben. Zwar haben alle Filme des Programms gemeinsam, dass sie beim Festival von Hyères gezeigt wurden, doch ästhetisch unterscheiden sie sich zum Teil stark. So zeigen wir die neu entdeckten politischen und theoretischen Filme von Yves-André Delubac, die Punkfilme und persönlichen Filme von Jean-Pierre Ceton, die poststrukturellen Filme von Jacques Curty, die Amateurfilme der Malerin Huguette (Hugo) Cleis und schließlich die lyrischen Filme von Pierre Bressan. Diese Filmauswahl ist selbsterklärend bezüglich dessen, was wir mit „cinéma différent“ meinen, nämlich experimentelles Kino in seiner ganzen Vielfalt einzigartiger Ausdruckskraft.
Théo Deliyannis Mitarbeiter
Dank Acknowledgements Zoe Violet Meyer, Yves-André Delubac, Anielle Weinberger, JeanPierre Ceton, Florence de Mèredieu, Christine Bressan-Bleijenberg, L’Abominable, Polygone Étoilé, Judit Naranjo Ribó
Kontakt Contact Collectif Jeune Cinéma 8 rue Godillot 93400 Saint-Ouen Frankreich France admin@cjcinema.org cjcinema.org
Untitled (1979), Minuit (1984)
now. Most of the French experimental filmmakers from the 1970s and 1980s are still left out of film history, despite quite a good amount of film production at the time. Almost no research has been done recently regarding this underground history, despite Nicole Brenez and Christian Lebrat’s impressive retrospective, Jeune, Dure, et Pure, at the Cinémathèque Française in 2000.
For this programme we decided to focus on this not-so-known French underground culture, with films from our catalogue that have been part of our archive for many years, or that have been kept in the basement of some of our members and that have been rediscovered recently. While all the films have in common their past screenings at the Hyères’ festival, the aesthetics are quite diverse, ranging from the newly rediscovered political and theoretical films of Yves-André Delubac to the punk and personal films of Jean-Pierre Ceton, the post-structural films of Jacques Curty, the home movies of the painter Huguette (alias Hugo) Cleis, and finally the lyrical films of Pierre Bressan. The variety of films alone explains what we promote as ‘cinéma different’, a cinema that is experimental in its multiplicity of singular expressions.
Théo Deliyannis Employee
Le Chant des signes Signs’ Song
Frankreich France 1972 17', Schwarzweiß black-and-white, Französisch mit deutschen, englischen Untertiteln French with German, English subtitles Regie Director Yves-André Delubac Die einzige Kopie dieses Films wurde erst vor Kurzem in einem Keller entdeckt und anschließend geduldig restauriert und digitalisiert, sodass er nun zum ersten Mal seit 1972 gezeigt werden kann. Damals wurde er beim Festival von Hyères mit einem Grand Prix ausgezeichnet. Der Filmemacher war zu diesem Zeitpunkt Filmkritiker und Mitbegründer des Collectif Jeune Cinéma. Recently rediscovered in a basement, the only print of this film has been patiently fixed and digitised in order to be shown for the first time since 1972. At the time, it was awarded a Grand Prize at the Festival d’Hyères. The filmmaker was a film critic at that time, and co-founder of CJC.
J’aimais encore cette vallée I Still Liked this Valley
Frankreich France 1980 13'56", Farbe colour, ohne Text without text Regie Director Jean-Pierre Ceton Ein nostalgischer Blick auf die Kindheit. A nostalgic view on childhood.
Minuit Midnight
Frankreich France 1984 6', Farbe colour, ohne Text without text Regie Director Jacques Curty Die Teilung von Objekten in kleine Punkte beweglicher Klarheit verschafft ihnen eine paradoxe Existenz, die sich kontinuierlich auflöst und gleichzeitig erhält. Dann strahlen diese Objekte ihr eigenes Licht aus. The division of objects into small points of mobile clarity gives them a paradoxical existence, which dissolves constantly at the same time as it maintains itself. These objects then radiate their own light.
Untitled
Frankreich France ~1979 10', Farbe colour, ohne Text without text Regie Director Huguette (alias Hugo) Cleis Als Malerin produzierte Hugo Cleis Heimvideos, die sie in ihrem Atelier zeigte. Dieser Film ohne Titel erkundet ihre Gemälde. First a painter, Hugo Cleis was also making home movies that she used to show in her workshop. This one, with no title, depicts an exploration of her paintings.
Les Lamentations
Frankreich France 1977 11'16", Farbe colour, ohne Text without text Regie Director Pierre Bressan Ein Ritual, ein stummes und schmerzhaftes Spiel für eine sich bewegende Sphinx und zwei unterwürfige Märtyrer. Ein dreiköpfiges und gepeinigtes Monster, das sich verwirrt selbst liebt, durch einen festen Blick, Nachdenken und genaue Beobachtung. Ein einziges Monster in drei unterschiedlichen, gleichzeitigen Inkarnationen. — Pierre Bressan A ritual, a silent and painful game for a moving sphinx and two servile martyrs. A threeheaded and tormented monster loving itself confusedly through gaze, contemplation and firm observation. One single monster within three distinct and simultaneous incarnations. — Pierre Bressan