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Mainau

6|Adrian Häfner, Engelhof Hohentengen 7|Michael Burkhard, Weinfelden, Ottenberg 8|Stephan Keller, Rötiberg Kellerei 9|Desirée, Isabell und Lisa Vollmayer, Weingut Vollmayer 10|Sebastian Schmid, Weingut Schmid

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Auch das Staatsweingut Meersburg hat sich mit Keller meister Johannes Brückner ordentlich verjüngt. Der SaaleUnstruter bringt Pep in das traditionelle Weingut mit seinen drei großen Weinlagen in Meersburg, Gailingen und am Hohentwieler Olgaberg, wobei sich die letztere neuerdings zum Testfeld für Piwi- und Bioweine (trinkreif ab 2023) entwickelt hat. Einer der Aufsteiger in der Seeregion ist das Familienweingut Kress in Überlingen. Sohn Johannes und neuerdings auch sein Bruder Steffen wirken tatkräftig an der Exzellenz der Kress-Klassiker mit, während Tochter Viola sich um den Verkauf kümmert. Auch im Bioweingut Vollmayer am Hohentwiel in Hilzingen setzen alle drei Töchter ihre Passion für Wein nun im eigenen Familienbetrieb um, Önologin Desirée im Keller und Weinberg, Weinbaubetriebswirtin Lisa im Vertrieb. Isabell kümmert sich um die neue Weinvilla und Feriengäste in den Reben.

Im Gebiet der bayerischen Bodenseewinzer ist der Generationswechsel noch stärker zu spüren. Mehr als die Hälfte der 13 Winzer zwischen Nonnenhorn und Lindau sind unter 40. Der Austausch untereinander ist eng. Statt Konkurrenzdenken stärkt man sich gegenseitig den Rücken. Anders als bei seinem Großvater soll bei Jungwinzer Clemens Hendriks sein Wein die Marke Bodensee transportieren – Sonne, See, Leichtigkeit – und dennoch Charakter haben. Seine Liebe gilt den Sorten Müller-Thurgau, Scheurebe, Chardonnay und Weißburgunder. Bodensee-Klassiker sucht man bei Lanz.Wein in Nonnenhorn vergebens. Die überwiegend Piwisorten wie Souvignier Gris, Muscaris, Cabernet Blanc, Cabertin und Pinotin haben Charakter und Tiefe und überraschen mit vielseitigen Aromen. Jungwinzerin Teresa Deufel aus Lindau produziert ausschließlich Bioweine nach Biolandrichtlinien, darunter viele Piwis. Im Weingut Schmidt in Wasserburg-Hattnau ist Sohn Sebastian Schmidt kein Fan von Vielfalt im Sortiment. Ein paar wenige, hauptsächlich Burgunderweine, dafür aber allerbeste Qualität. Ganz im Südwesten, im Weingut Engelhof in Hohentengen am Hochrhein sucht sich Jungwinzer Adrian Häfner jedes Jahr ein paar Rebsortenschätze aus, in die er im Zusammenwirken mit Jungkellermeister Alexander Schira besonders viel Herzblut hineinsteckt, wie beispielsweise in den Riesling und Muscaris. 8

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11|David Walter, Trotte Löhningen 12|Roman Rutishauser, Weingut am Steinigen Tisch 13|Markus Stamm, WeinStamm 14|Kaspar Wetli junior (links), Weingut Schmid-Wetli

Auf der anderen Seite der nahen Grenze erstreckt sich das größte Weingebiet des Kantons Schaffhausen mit seinen bekannten Winzerdörfern Hallau, Osterfingen, Wilchingen und weitere. Im Regenschatten von Schwarzwald und Randen reifen die eleganten, kraftvollen, tiefgründigen Pinot noir, für die das selbsternannte „Blauburgunderland“ bekannt ist. Seit Jahren regnet es für das innovative junge Team Stephan Keller und Sebastian Gerner in der Rötiberg Kellerei AG in Wilchingen Auszeichnungen für Dichterwii, diverse Pinot noir, Merlot und Zweigelt. Den Wein habe er in den Genen, sagt auch Jungspund David Walter von sich. Der talentierte Weinbauer sorgt für frischen Wind in der Weinbaugenossenschaft Trotte Löhningen, die vor allem Weißweinsorten wie Müller Thurgau, Sauvignon Blanc, Chardonnay und Seyval Blanc vinifiziert. Auch im Familienunternehmen WeinStamm in Thayngen haben die Winzereltern Thomas und Mariann Stamm die Verantwortung für das Weingut in die Hände ihres Sohns Markus Stamm gelegt. Mit Respekt führt dieser das breit angelegte WeinStamm-Sortiment von 25 Rebsorten und 40 Spitzenweinen fort.

Im Nachbarkanton Thurgau haben Weinmacher Martin Wolfer und Michael Broger am Ottenberg längst einen klingenden Namen. In die gleiche Liga der besten 150 Schweizer Weingüter reiht sich Michael Burkhart mit seiner Vinothek am innovativen Weinwanderweg Weinfelden am Ottenberg ein. Mit Kernling, Saphira (weiß) und Rondo (rot) hat er neben klassischen Burgundersorten auch wenig bekannte, aber interessante Weine im Sortiment. Zu Unrecht stehen die Weine des St. Galler Rheintals im Südosten der Seeregion immer noch ein bisschen im Schatten, ebenso wie die Weine auf der rechten Rheinseite, im Fürstentum Liechtenstein, denn auf den steilen Hängen gedeiht sonnenverwöhnt und mit zusätzlichem Wärmekick vom herbstlichen Föhnwind eine Sortenvielfalt, die in der Seeregion einmalig ist –neben klassischen Burgundersorten auch diverse Cabernets, ferner Nebbiolo, Syrah, Malbec, Merlot und Diolinoir, auch viele Piwiweine. Zentrum des St. Gallener Weingebiets im Rheintal ist das Winzerdorf Berneck, in dem das neue Haus des Weins, die Winzer und Weine der Weinregion St. Gallen präsentiert. Mehrere Weinerzeuger haben ihr Domizil in Berneck, darunter auch das Weingut Schmid Wetli. Dort ist gerade die Jugend, also Kaspar junior, Matthias, Florian und Adrian, in die Fußstapfen der bekannten Winzerfamilie getreten. Lieblingsweine eindeutig Pinot noir, den es bei Schmid Wetli in 13 Varianten gibt. Im Winzerdorf Thal, ist das Debüt von Roman Rutishauser vom Weingut am Steinig Tisch schon mehrfach vergoldet und versilbert worden für Spitzenweine wie sein selektionierter im Barrique gereifter Kerner und seinen Pinot noir alte Rebe, aber auch gute Trinkweine wie Grandezza und Sinfonie. Gault-Millau kürte den Jungwinzer zum Rookie of the Year 2019.

Fazit: Noch nie war es so lohnend, sich auf eine kleine Weinreise am Bodensee – am besten direkt in die Vinotheken und Hofläden der Winzer – zu begeben, um die neue Qualität und Vielfalt der Seeweine kennenzulernen und beim Vergleich seinen persönlichen Bodenseewein herauszufinden.

Heide-Ilka Weber

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AusZeit

Wer dem Alltag entfliehen möchte, muss am Bodensee keine weiten Wege auf sich nehmen. Ausgedehnte Spaziergänge am Wasser, an Weinreben und sanfter Hügellandschaft vorbei, schaffen wohlverdiente Pausen. Tief durchatmen und den Stress vergessen ist bei der besonderen Natur am See ganz einfach. Für Sportfans gibt es außerdem ein großes In- und Outdoorangebot. Und für die extra Portion Entspannung sorgen zahlreiche Thermen am See, die ein vielseitiges Wellnessprogramm anbieten.

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