SONDERVERÖFFENTLICHUNG
STARK IN DIESEN ZEITEN
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70 internationale Musiker vereint
Musik | Künstler aus zehn Ländern setzen musikalisches Zeichen / Lahrer Song neu aufgenommen n
Von Aline Fischer
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in Zeichen für Zusammenhalt während der Corona-Krise haben 70 Musiker aus zehn Ländern gesetzt. Die Künstler haben gemeinsam den 30 Jahre alten Song »Side by Side« der früheren Lahrer Band »Scaramouche« aufgenommen, der neue Clip kann nun jederzeit auf YouTube angehört werden. »Von Portugal bis Litauen, von der Ukraine bis Italien, vom Atlantik ans Mittelmeer und von Berlin bis Wien: Corona mag uns in die Isolation zwingen – doch wir sind nicht allein«, heißt es in der Beschreibung unter dem Video, das bereits mehr als 33 000 Mal geklickt wurde. Aufgrund der Eindämmungsmaßnahmen gegen das CoronaVirus nahmen die Musiker unter dem Namen »Project United« den Song in ihren jeweiligen Wohnungen auf – produziert wurde der Song vom Lahrer Maik Styrnol. »One for all and all for one« heißt es im Refrain des Songs »Side by Side«: »Einer für alle und alle für einen.« »Das ist nicht nur eine Floskel«, zeigt sich Komponist Gert Endres stolz auf die Gemeinschaftsleistung: »Es war überwältigend, wie zahlreiche Menschen den Song eines Einzelnen zu einer gemeinsamen Hymne gemacht haben! Gänsehaut pur!« 70 Musiker wirkten als großes Rock-Orchester online mit – Amateure und Profis aus Bühl, Lahr, aus der Ukraine oder Litauen – sogar aus Thailand kam Unterstützung: Der ausgewanderte deutsche Drummer Wolfgang »Hasche« Hagemann ließ sich nicht lange bitten. »Musik kennt keine Grenzen«, freut sich der italienische Gitarrist Marco Siniscalco, »dieses Projekt ist der Beweis dafür!«
Künstler aus aller Welt musizieren gemeinsam Auch die Lahrer Musikszene schlägt in dieselbe Kerbe: Es gehe um die Solidarität zur starken Gemeinschaft von Musikern, erklären der Lahrer Gitarrist Thomas Sauter und Sänger Nikolaus Wilhelm. Und auch die Lahrer Sängerin Viola de Galcozy stimmt zu: »Gerade in schweren Zeiten ist Musik eine Quelle der Kraft und kann uns darin bestärken, zusammenzuhalten, Mut zu fassen und die Situation gemeinsam zu durchstehen«.
Vereint in der Krise: Den 30 Jahre alten Song nahmen die Musiker von zu Hause aus auf. Mehr als zehn Nationalitäten versammeln sich insgesamt im Video zu »Side by Side« (»Seite an Seite«). »Wenn wir den Menschen damit zeigen können, dass niemand alleine ist, dann haben wir schon viel erreicht«, so der Produzent Maik Styrnol vom Lahrer Punchline-Studio. Der Komponist und Audio-Ingenieur produzierte in mühsamer Kleinstarbeit und mit viel Herzblut das fertige Stück. Das sei gar nicht so einfach gewesen, da viele Künstler kein richtiges Aufnahme-Equipment in der Isolation besitzen. »Manche Sänger konnten leider nur mit dem Handy aufnehmen, da musste ich schon ganz schön arbeiten, damit am Ende alles rund klingt.« Für Styrnol, der im Moment gemeinsam mit seinem Bruder Pirmin an der Musik-Dokumentation »Heart and Soul« über die Band Scaramouche arbeitet, bedeutet die Arbeit an »Side by Side« besonders viel: »Ich war schon immer ein großer Fan von Gerts Musik«, stellt der 27-Jährige klar. »Jetzt eine solche Hymne mit ihm
produzieren zu dürfen, ist einfach toll.« Für die Neuauflage von »Side by Side« hatte Endres zu Beginn der Corona-Pandemie den Text umgeschrieben und seine Gedanken zur momentanen Krisensituation verarbeitet.
Musik als Lösung in der schweren Zeit »Bei mir gibt es keine Probleme, bei mir gibt es nur Lösungen«, so Endres. »Das macht es momentan ganz schön hart für mich, denn ich habe ausnahmsweise keine parat. Und dann, wenn du denkst, dass nichts mehr geht und du keine Worte mehr findest, keine Antworten auf Fragen, dann kommt Musik.« Bei SWR1 war der Song bereits im Radioprogramm zu hören und auch das SWR-Fernsehen war schon zu Gast im Punchline-Studio. Den Clip in voller Länge (3,14 Minuten) gibt es zum Anhören auf Youtube und inzwischen auch auf
Foto: Punchline Studios
Spotify. Weitere Informationen sind auf der Webseite zum Projekt unter www.projectunited.eu. zu finden. Mit dem »Project United« unterstützen die Produzenten gleichzeitig die Arbeit der »Handicap International«. Über einen Link unter dem Video werden die Zuschauer darum gebeten, direkt an die Hilfsorganisation zu spenden.
Info
Hilfe für Handicap International Die Hilfsorganisation arbeitet in Ländern mit ohnehin schwachen Gesundheitssystemen und hilft weltweit Menschen mit Behinderung und anderen besonders schutzbedürftigen Menschen. Nahezu alle 55 Projektländer sind derzeit vom Corona-Virus betroffen. Spender können zwischen verschiedenen Beträgen wählen.
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Ein Ort der Begegnungen für alle Weiterbildung | Volkshochschule erweitert Online-Angebot / Digitalisierung schreitet voran n
bote beschäftigt die VHS nur Nebenberufler. Es gibt verschiedene Hilfsprogramme, aber je länger die Lage andauert, desto prekärer wird es für diejenigen, die von diesem Einkommen leben.
Fragen von Aline Fischer
O
b Sprachkurse, Sportkurse oder die Abendschule – in der Volkshochschule sollen Jung und Alt unabhängig vom Einkommen das dort angebotene Bildungsangebot wahrnehmen können. Durch die Beschränkungen war der normale Kursbetrieb lange Zeit nicht mehr möglich. Carmen Wenkert, Leiterin der Volkshochschule Lahr, erzählt, wie man die Krise dennoch gemeistert hat und wie es nun weitergehen soll.
Wie soll es weitergehen? Wir planen gerade ein Konzept, das nach Pfingsten ein kleines digitales Angebot sowie einige wenige Präsenzkurse vorsieht. Wir können nicht einfach einen Schalter umlegen und alles online anbieten. Das wollen wir sowie viele Teilnehmer auch gar nicht. Dennoch können die Online-Angebote eine sinnvolle Ergänzung sein. Viele Kursleiter nehmen gerade auch die kostenlosen Fortbildungen des Verbands wahr. Man sieht, dass die Leute vertrauter geworden sind mit digitalen Elementen, manche haben ihre Bedenken überwunden und eine neue Welt entdeckt. Die Teilnehmer und Kursleiter merken nach und nach, dass das alles doch kein Hexenwerk ist. Das Herbstprogramm wird aktuell normal geplant, mit ein paar weiteren virtuellen Angeboten zur Sicherheit. Wir blicken optimistisch in das neue Semester und wollen die neuen Erfahrungen nutzen: Auch in Zukunft könnten die Präsenzangebote mit professionellen digitalen Elementen ergänzt werden.
Frau Wenkert, wie ist die aktuelle Lage an der VHS? Da wir in erster Linie Präsenzkurse anbieten, sind momentan alle Angebote auf Pause gesetzt. Wir hätten gern auf diese Lage verzichtet und bei den meisten herrscht Frustration vor. Ein paar Präsenzangebote wie die Abendschule konnten vor Kurzem wieder starten, sodass die Teilnehmer dort ihre Prüfung schreiben können. So langsam können wir also wieder ein paar Dinge machen, aber noch lange nicht so wie vorher. Das wird auch noch eine Weile dauern. Wie viele Kurse waren für das Jahr 2020 geplant? Wir planen immer pro Semester, also halbjährlich. Für das erste Semester 2020 waren rund 800 Veranstaltungen in den neun Außenstellen der südlichen Ortenau – von Ettenheim über Schwanau bis Friesenheim – und unserem Stadtgebiet Lahr vorgesehen. Am 2. März hatten viele Kurse erst begonnen, zwei Wochen später mussten wir den Betrieb von heute auf morgen komplett herunterfahren. Das war schrecklich. Die Betriebsunterbrechung sollte bis zum 25. Mai andauern, von da an gibt es weitere Lockerungen. Konnten einige Kurse online fortgesetzt werden? Die VHS lebt von den persönlichen Begegnungen. Wir werden nie ein reines Online-Programm anbieten. Wir haben vereinzelt Angebote, die die Kursleiter über Zoom fortgesetzt haben. Viele Kursleiter haben auch WhatsAppGruppen, in denen sie Aufgaben hin und her schicken, aber es gibt kein einheitliches pädagogisches Online-Konzept. Die rund 20 Online-Kurse, die sowieso geplant waren, bieten wir in Kooperation mit anderen Veranstaltern an. In-
Carmen Wenkert, Leiterin der Volkshochschule Lahr zwischen haben wir auf rund 40 Online-Kurse aufgestockt. Ein paar Sprachkurse konnten wir ebenfalls online fortsetzen, aber insgesamt ging das nur bei weniger als zehn Prozent unseres Angebots. Welche Probleme sind in dieser Zeit entstanden? Wir haben über den VHS-Verband eine Cloud und ein Lern-Management-System, aber das Netz war zu Beginn total überlastet. Dadurch war klar, dass in Sachen Digitalisierung erst aufgerüstet werden muss – sonst nützen die tollsten pädagogischen Konzepte nichts. Das haben wir uns schon vor Corona auf die Fahne geschrieben, aber dafür zwei bis drei Jahre eingeplant. Nun wurden wir ins kalte Wasser geschmissen. Ein weiteres Problem, wenn Präsenzkurse wieder starten können, werden die Abstandsregeln sein:
Foto: Privat
Unsere Kurse sind für mindestens zehn Teilnehmer ausgelegt, wenn nur fünf in den Raum dürfen, würde der Kurs doppelt so teuer. Das möchten wir natürlich nicht. Es wird auch noch eine Herausforderung, überhaupt geeignete Räume zu finden, denn in Schulen dürfen wir auch nicht rein. Wie viel Umsatz ist der VHS durch die fehlenden Kurse verloren gegangen? Das Semester ist quasi komplett verloren, nur zwei Termine konnten überhaupt stattfinden vor Corona. Dafür haben wir Gebühren erhoben, den Rest haben wir zurückgezahlt. So genau können wir den finanziellen Verlust noch nicht beziffern, er liegt aber in einem hohen fünfstelligen Bereich. Auch für die Kursleiter ist das bitter, da diese auf Honorarbasis arbeiten. Bis auf wenige Ange-
Gibt es auch Positives, das die Krise mit sich gebracht hat? Diese Situation konnte natürlich keiner vorhersehen. Es gibt sicher Volkshochschulen, die mit der Digitalisierung schon weiter sind und mehr Online-Kurse anbieten konnten, aber alles in allem sind wir noch gut dabei. Für uns ist es wichtig, den Kontakt zu den Kursleitern und Kursteilnehmern zu halten und gleichzeitig unsere Digitalisierungsstrategie weiter zu verfolgen. Auch von städtischer Seite wird die Dringlichkeit dafür gesehen, sodass wir Schritt für Schritt die Schwachstellen ausbessern können. Die Krise hat klar gezeigt, wo Nachbesserungsbedarf besteht. Einige Teilnehmer haben uns ihre Kursgebühren gespendet. Man merkt, dass wir in dieser Zeit weiter zusammengerückt sind. Und vor allem merke ich durch die vielen Anrufe und Nachfragen, wann es endlich wieder losgeht, wie wichtig das Angebot der VHS ist und wie stark es vermisst wird.
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Masken-Heldinnen aus Seelbach
Mundschutze | Inge Kürz und Tanja Hilß nähen vier Wochen lang / Spende an Katharinenhöhe n
Von Aline Fischer
Mit einem Facebook-Aufruf hat alles angefangen: Die Seelbacherin Tanja Hilß entdeckte einen Eintrag vom Haus des Lebens Offenburg, in dem um Maskenspenden gebeten wurde. Gemeinsam mit ihrer Mutter Inge Kürz, die als kleinen Nebenerwerb die Näherei »Nähzauber« betreibt, hat sie daraufhin Masken genäht und später einen eigenen Spendenaufruf gestartet. »Als ich den Facebook-Post gesehen habe, war für uns klar: Wir wollen auch helfen. Dann haben wir uns überlegt, Masken zu nähen und die Einnahmen daraus zu spenden. Also habe ich selbst einen Beitrag auf Facebook veröffentlicht«, erzählt Hilß, die das Nähen von ihrer Mutter gelernt hat.
Aufruf kurz vor Einführung der Maskenpflicht Mehr als 2000 Euro sind am Ende der Aktion zusammengekommen. Das Geld haben die beiden Frauen an die Rehaklinik Katharinenhöhe in Schönwald gespendet. Für ihre gute Tat wurde Inge Kürz auch von den Schuttertalern auf der Webseite »Gemeinsam im Schuttertal« am 9. Mai als Heldin des Tages ausgezeichnet. Als Hilß und Kürz ihren Aufruf starteten, war die Maskenpflicht noch nicht beschlossen. Die kam erst wenige Tage später, ab da konnten sich die beiden kaum
Tanja Hilß hat mit ihrer Mutter Inge Kürz 850 Schutzmasken Fotos: Fischer genäht.
Die Stoffe für ihre Masken hat Inge Kürz den Vorräten aus ihrem Kleiderschrank entnommen. noch vor Anfragen retten. »Innerhalb von zwei Stunden hatte jede von uns mehr als 150 Interessenten für Masken. Damit hatten wir nicht gerechnet«, so Hilß. Von da an arbeiteten Mutter und Tochter vier Wochen lang täglich Stunde um Stunde an den zahlreichen bunten Masken. »Das Telefon stand nicht mehr still. Irgendwann musste ich es für ein paar Stunden zur Seite legen. Meine Tochter hat dann eine Standard-WhatsApp-Nachricht verfasst, die wir jedem Interessenten geschickt und darauf hingewiesen haben, dass es ein paar Tage dauern kann, bis die Masken fertig sind«, so Kürz. Fast alle Leute seien aber sehr verständnisvoll gewesen und hätten gerne gewartet, um mit ihrem Kauf den guten Zweck zu unterstützen. Die fertigen Masken, einen Briefumschlag für das Geld und einen Zettel mit dem Namen der Käufer habe sie dann vor ihre Haustür gestellt. »Jeder durfte das zahlen, was er wollte. Wir haben mit rund fünf Euro pro Maske ge-
rechnet, einige haben deutlich mehr gespendet, andere ein bisschen weniger.« Insgesamt haben sie und ihre Tochter rund 815 Masken genäht, 200 davon haben sie kostenlos an Pflegeheime verschenkt und den Rest an die zahlreichen Privatpersonen verkauft, die die Spendenaktion gesehen hatten.
Die ganze Familie inklusive Kindern hilft gerne mit In dieser Zeit mussten bei den beiden Frauen einige andere Dinge hinter dem Nähen zurückstehen: »Der Haushalt ist dabei manchmal hinten dran geblieben. Unsere ganze Familie inklusive Kindern und Ehemännern hat mitgeholfen. Die Kinder durften zum Beispiel den Stoff schneiden«, erzählt Tochter Tanja. Die Stoffe für die bunten Masken stammten bis auf wenige Ausnahmen alle aus Kürz’ Repertoire, das sie in einem großen Kleiderschrank aufbewahrt. So ist der
Vorrat im Laufe der Zeit beträchtlich geschrumpft. Ein Problem, das beim Nähen der Masken aufgetaucht ist, war aber nicht der Stoff, sondern das knapper werdende Gummiband. »Ich habe immer wieder versucht, Nachschub zu bekommen, aber das war sehr schwer. Irgendwann haben wir einer Frau aus Schuttertal eine 80 Meter lange Rolle abgekauft«, erzählt Kürz. Zu dem Zeitpunkt hatte sie bereits selbst eine neue Rolle im Internet bestellt, die sie nun nicht mehr braucht und wieder verkaufen will. Inzwischen näht Inge Kürz zwar immer noch Masken, aber bei weitem nicht mehr so viele. Nun könne sie auch auf Sonderwünsche eingehen, die sie in den Hochzeiten nicht hätte berücksichtigen können. »Für viele sind die Masken schon zu einem Modeaccessoire geworden. Der Renner sind gerade Masken mit SchwarzwaldBollen, mit persönlichem Schriftzug oder dem Logo der Basketballmannschaft«, verrät Kürz schmunzelnd.
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Alternativen zum Gottesdienst
Kirche | Pfarrerin Anna Schimmel bietet der Emmausgemeinde Neuried verschiedene Angebote n
Von Nadine Goltz
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eit Wochen dürfen aufgrund der Corona-Pandemie keine Gottesdienste mehr gefeiert werden. Selbst in der Karwoche blieben die Türen der Kirchen geschlossen. Um weiterhin trotzdem den Menschen unterstützend zur Seite zu stehen, hat sich Pfarrerin Anna Schimmel von der evangelischen Emmausgemeinde Neuried zahlreiche Alternativen zum herkömmlichen Gottesdienst einfallen lassen. Neben Broschüren, die an den Kirchen aushängen und die immer wieder Anregungen bringen sollen, hatte sich Pfarrerin Schimmel unter anderem zum Osterfest etwas Besonderes ausgedacht: »Ostern to go!«. Insgesamt 400 Überraschungstütchen hatte sie vor den Kirchen im Ried platziert, jeder Bürger durfte sich bedienen. Unterstützt wurde sie dabei von der Bäckerei Schnebel, die für kleine Leckereieien in den Tütchen sorgte. Inspirationen wie die »Ostern to go!«-Aktion hole sie sich unter anderem in einem Forum auf Facebook. »In der Gruppe sind zahlreiche kreative Pfarrer, dort gibt es immer wieder schöne Dinge zu entdecken«, sagt sie. Die Aktion zu Ostern sei sehr gut angekommen. »Von den 400 Tütchen sind lediglich elf übrig geblieben«, freute sich Pfarrerin Schimmel auf Nachfrage der Lahrer Zeitung kurz nach den Ostertagen. Sie habe sogar das Gefühl, die Osterbotschaft etwas mehr gestreut zu haben, als wenn sie normale Gottesdienste gehalten hätte. »Ich überlege, etwas Ähnliches im nächsten Jahr wieder anzubieten – auch wenn dann wieder Gottesdienste gefeiert werden können«, so Schimmel.
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»Ich überschreite gerne die Grenzen.« Anna Schimmel Auch an die Jüngsten in der Gemeinde hat sie in der Corona-Krisenzeit gedacht. Statt Familiengottesdienste zu Ostern hatte Pfarrerin Schimmel die Kinder zu einer »Anna und Franz Mal-Challenge« aufgefordert. Die Eltern sollten ihren Schützlingen aus einer Kinderbibel die Ostergeschichte vorlesen. Einen Teil davon sollten die Kinder anschließend malen und das Ergebnis an das Pfarramt schicken. »Die Bilder sind so schön
Monatelang waren Gottesdienste nicht erlaubt und die Kirchen geschlossen – auch in der Karwoche. Um den Menschen eine Alternative zum Oster-Gottesdienst zu bieten, hatte sich Pfarrerin Anna Schimmel für ihre Emmausgemeinde Neuried die Aktion »Ostern to go!« ausgedacht. Foto: privat geworden. Wir sind begeistert und präsentieren sie deshalb vor der Auferstehungskirche in Ichenheim«, schreibt Schimel in einem ihrer Instagram-Posts. Für die Konfirmanden hatte sich Pfarrerin Schimmel von ihrer Kollegin Emilia Handke inspirieren lassen. Die Konfirmanden haben Hoffnungssteine kreiert, die »durch die Dörfer rollen«. Daneben ruft sie immer wieder dazu auf, Bibelverse mit Kreide auf die Straßen zu schreiben und postet diese wiederum voller Begeisterung bei Instagram. Da die Jugendlichen keine normale Konfirmation feiern konnten, hat Pfarrerin Schimmel jedem Einzelnen einen persönlichen Gruß nach Hause gebracht. Aber auch ganz unabhängig von der Corona-Zeit ist die Pfarrerin der Emmausgemeinde bereits neue Wege gegangen: So spricht
sie die Menschen auf Facebook und Instagram an oder hält auch schon einmal den Gottesdienst in einer Neurieder Kneipe ab. »Es ist mir wichtig, Dorfpfarrerin zu sein, aber ich überschreite auch gerne die Grenzen«, sagt sie im Gespräch mit der Lahrer Zeitung. Ihr sei bewusst geworden, welche Reichweite sie auf diese neue Weise habe. »Also warum nicht in den sozialen Medien für den Gottesdienst werben?« Neben ihrem Facebook-Profil unterhält sie seit eineinhalb Jahren einen Instagram-Account, womit sie vor allem jüngere Menschen erreiche, berichtet sie. So sei beinahe eine zweite Gemeinde entstanden. Mehr als 1200 Menschen haben ihren Account abonniert und verfolgen demnach ihre Beiträge. »Es macht Spaß, anders über Themen nachzudenken«, sagt sie. Im Internet gelte der
Grundsatz: »In der Kürze liegt die Würze«. »Es hilft mir, einen Fokus zu setzen, ich muss Sätze streichen, denn ich halte ja keine Predigt online.« Aber nicht immer stoße Pfarrerin Schimmel bei neuen Aktionen auf pure Freude der Bürger. Den Kneipengottesdienst beispielsweise hätten nicht alle gut gefunden, das beschäftige sie »natürlich«. Aber Schimmel sagt auch: »Was hier so besonders ist, ist dass die Menschen hier sehr offen sind. Ich hatte mit mehr Widerstand gerechnet.« Wenn sie eine neue Idee habe, hieße es im Dorf zum größten Teil: »Jaja, was brauchst du dafür? Kann man dir helfen?«. Während des Studiums sei sie vor dem Leben als Pfarrerin im Dorf fast schon gewarnt worden, das sei »kleinkariert«. »Aber das ist überhaupt gar nicht so!«, stellt Pfarrerin Schimmel klar.
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Mit Musik gegen die Einsamkeit
Unterhaltung | Zahlreiche Menschen spielen und singen den Senioren im »Emmaus« etwas vor n
Von Nadine Goltz
N
ur Ärzte und Pflegekräfte sowie Angestellte durften in den ersten Wochen der CoronaKrise in die Seniorenheime ein und aus gehen. »Für die Senioren fiel damit das gesellschaftliche Leben mit Besuchen, Begegnungen und Umarmungen von der Familie erst einmal weg«, berichtet Heimleiterin Claudia Collet vom Emmaus in Oberweier. Und dies sei lebenswichtig für die Bewohner. Gemeinsam mit der Vorsitzenden des Freundeskreises Emmaus, Charlotte Schubnell, hatte die Heimleiterin deshalb in den ersten Apriltagen einen Aufruf an die Öffentlichkeit gestartet und darin die Bitte geäußert, im Seniorenheim Emmaus in Oberweier die Bewohner mit heiteren, vielfältigen musikalischen Beiträgen zu erfreuen. »Und danach ging dann alles auch ganz flott«, sagt Schubnell gegenüber der Lahrer Zeitung. Rund 15 Mal seien inzwischen die Bewohner in den Genuss vielfältiger musikalischer Darbietungen gekommen, wobei vom 13-jährigen Saxophonisten bis zum 85-jährigen Drehorgelspieler alle Altersgruppen vertreten waren. Den Anfang machte Rolf Kranz aus Oberschopfheim mit seiner Drehorgel. Überglücklich strahlten die Bewohner im »Emmaus« als unten im Garten Anfang April der Drehorgelmann die Pfeifen zum Spielen brachte. Und nicht nur seine Musik begeisterte, auch sein Outfit – ein edles Gewand aus Brokat und Samt – faszinierte die Senioren.
Kunterbuntes Allerlei aus verschiedenen Musikgenres Mit unter den Menschen, die ein kleines Konzert boten, war auch der Friesenheimer Panflötenspieler Bernd Ferkel (Foto), der ebenfalls die Herzen der Bewohner im »Emmaus« in Oberweier erobert hatte. Mit seiner Mischung aus Klassik und gesungenen Schlagern aus den 1970er-Jahren hat er den Nerv des Publikums getroffen. So konnten die Zuhörer auf den Balkonen unter anderem Konzerte mit Drehorgeln, Geige, Saxfon, Gitarren, Posaunen, Keyboards, Ziehharmonikas oder auch von Gruppen des Musikvereins genießen. »Natürlich wurde dann auch manches Lieblingslied gewünscht,
Viel Applaus von oben herab gab es unter anderem für den Friesenheimer Panflötenspieler Bernd Ferkel. Die Bewohner des Seniorenzentrums »Emmaus« in Oberweier genossen die Abwechslung. Foto: Bohnert-Seidel bei dem alle kräftig mitsangen«, erzählt Schubnell. Selbstgebasteltes kam immer wieder von den beiden Mädels aus der Nachbarschaft, Rosa und Ella. »Die besten Wünsche aller Darbietenden zeigten, dass die Senioren nicht vergessen sind, obwohl sie ihre Angehörigen schmerzlich vermissen«, wussten Heimleiterin und Vorsitzende. Es sei trotz all der Freuden, die immer wieder in den vergangenen Wochen in Form von Gesang und Musik gebracht wurden, keine ein-
fache Aufgabe für das Personal, die Leitung und alle, die mit dem Emmaus vertraut sind, gewesen. »Jetzt werden ja sehr behutsam die strengen Corona-Regeln gelockert: Angemeldete Besuche, Hausfriseur, medizinische Versorgung bringen jetzt ein wenig von der Normalität zurück«, freut sich Schubnell. Die Betreuung im Emmaus sei auch in dieser Krisenzeit vorbildlich gelaufen, erklärt Collet: »Es wird Übermenschliches geleistet. Unsere Mitarbeiter fangen negati-
ve Schwankungen auf, versuchen Ängste zu nehmen, zu trösten und die Bewohner immer wieder auf andere Gedanken zu bringen.« Schubnell kann sich diesen Worten nur anschließen: »Ein großes Kompliment an alle. Ein großes Dankeschön natürlich auch für die vielfältigen Beiträge der kleinen und großen Künstler, die symbolisch für eine Gesellschaft sind, die in dieser Ausnahmesituation gerne etwas geben und beitragen möchte«, so Schubnell abschließend.
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Ihr letztes Spiel am Muttertag verlegte Angelika Heumann von ihrer Terrasse in den kleinen Park neben ihrem Haus in Ringsheim.
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Foto: Mutz
Mit der Harmonika gegen Corona
Unterhaltung | Angelika Heumann musiziert 37 Tage lang jeden Abend für Nachbarn und Passanten n
Von Adelbert Mutz
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nermüdlich spielte die Ringsheimerin Angelika Heumann 37 Tage lang, vom 3. April bis zum 10. Mai, jeden Abend mit der Harmonika bei sommerlichen Temperaturen auf ihrer Terrasse gegen das Corona-Virus an. Zur Freude von Nachbarn, Freunden und musikbegeisterten Leuten, die ihre Musik genossen, sich gar gesanglich einbrachten und ihr Spiel mit viel Applaus belohnten. Zum letzten Spielabend am Muttertag verlegte Angelika Heumann den Aufführungsort zur Überraschung der Zuhörer in den kleinen Park neben ihrem Haus, wo sie besonders auch den Müttern musikalisch gratulierte. In den 37 Tagen spielte die engagierte Musikerin insgesamt mehr als 18 Stunden. Dabei zeigte die 70-Jährige keine Ermüdungserscheinungen, im Gegenteil: Das jeweils halbstündige musikalische Programm bereitete ihr selbst sichtlich Freude. Ihrer Musik ging jeweils ein festes Ritual voraus. Zehn Minuten vor 18 Uhr standen bereits Stuhl und Notenständer an ihrem Platz. Für jeden Abend hatte Heumann ein Programm erarbeitet, das im Wesentlichen aus
dem Volkslieder-Repertoire entsprang und von den Zuhörern mitgesungen werden konnte. Den musikalischen Auftakt bildete jedoch immer das Lied »Die Gedanken sind frei«, das für Viele auch als Hymne des Widerstandes gilt. Es folgte regelmäßig »Ode an die Freude« aus dem vierten Satz der 9. Sinfonie von Ludwig van Beethoven. Eines der meistgespielten Schlusslieder von Angelika Heumann war das Ringsheimer Lied.
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Manche Familien haben sogar ihren Tagesablauf nach meinem Vortrag ausgerichtet.« Angelika Heumann Der Anlass zur täglichen »Corona-Musik« auf ihrer Terrasse war ein musikalisches Ständchen zum 80. Geburtstag ihres Nachbarn, das von mehreren Anwohnern gesanglich begleitet wurde. Die bekannte Ringsheimer Sängerin Sabrina Hog habe sie ermutigt, während der strengen Ausgangregelungen doch jeden Abend aufzuspielen, berichtet Heumann. Gesagt, getan. Immer mehr Nachbarn und Freunde kamen oder lauschten aus der Entfernung der Harmonikamusik.
Bei manchen Familien habe sich sogar der Tagesablauf nach ihrem Vortrag gerichtet, so Heumann: »Nach der Musik gab es Abendessen, dann ging das zweijährige Kind der Nachbarsfamilie zu Bett.« Die Liebe zur Musik hat sich auch auf die Angehörigen der Musikerin übertragen: »Meine Familie ist begeistert vom abendlichen Engagement, auch wenn ein Teil davon weit weg wohnt.« Heumanns Idee: Die erzwungene Kontaktlosigkeit mit Mitteln der Musik zu bewältigen, unter Wahrung der gebotenen Abstandsregeln, versteht sich von selbst. Das habe sehr gut funktioniert, sagte die Musikerin zum Ende ihrer Terrassenmusik-Abende. Für sie selbst sei die Aktion ebenfalls eine Bereicherung gewesen, der eingeschränkte Alltag bekam in dieser Phase einen besonderen Sinn. Früher war Angelika Heumann im Lahrer Akkordeonverein aktiv. In Lahr-Burgheim verbrachte sie auch ihre Kindheit. Seit 2001 ist sie aktives Mitglied im HarmonikaSpielring Ettenheim. Seit dem Ende ihres Berufslebens in der Verwaltung der Heimschule St. Landolin in Ettenheim im Jahr 2010 unterstützt sie den Ringsheimer
Seniorenkreis mit ihrer Harmonika. »Die kennen die alten Lieder recht gut, alle im Umfeld wissen, dass Musik in schwierigen Zeiten trägt und Kraft, Trost und Zuversicht in schwierigen Lebenslagen, so wie in der derzeitigen Epidemie gibt.«
Impressum Sonderbeilage des Verlags der Lahrer Zeitung Verlag und Herausgeber Lahrer Zeitung GmbH, Kreuzstraße 9, 77933 Lahr Geschäftsführung und Anzeigenleitung Kirsten Wolf Redaktion Jörg Braun (V.i.S.d.P.), Thomas Kroll Druck Druckzentrum Südwest GmbH, 78052 Villingen-Schwenningen Ausgabe Lahrer Zeitung 30. Mai 2020
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Kinder werden zu Superhelden
Virenschutz | Firma aus Kappel-Grafenhausen produziert Masken zum selbst bauen und anmalen n
Von Felix Bender
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eschlossene Kitas und Schulen, abgesperrte Spielplätze, keine Treffen mit Freunden: Die Corona-Zeit mit ihren Auswirkungen auf unser alltägliches Leben trifft uns alle – Kinder aber vielleicht noch ein bisschen mehr als die Erwachsenen. Um wenigstens ein bisschen Abwechslung und buchstäblich Farbe in diese schwere Zeit zu bringen, hat sich die Firma E. Wilhelm für die Jüngsten etwas ganz Besonderes einfallen lassen: Masken zum selbst bauen und anmalen. Eigentlich produzieren die rund 70 Mitarbeiter des Kappel-Grafenhausener Traditionsunternehmens hochwertige Verpackungen aller Art. Doch weil die Nachfrage nach Uhren-, Halsketten- und FüllerEtuis während des Shutdowns relativ überschaubar war, wurde man in der Chefetage und der Produktionshalle kreativ. Was gibt der Maschinenpark her, wie können die vorhandenen Verpackungsmaterialien am wirkungsvollsten »zweckentfremdet« werden? Bald schon verließen selbst entwickelte Gesichtsvisiere den Vertrieb. Friseure, Einzelhändler und Kliniken gehören zu den Abnehmern des Schutzprodukts, das vor allem auch die Augen vor Kontakt mit dem Virus bewahren soll. Bis zu 1000 solcher sogenannter Face-Shields gehen täglich bei E. Wilhelm vom Band, berichtet Marco-Sharif Khan. Beflügelt vom Erfolg wollte es der findige Betriebsleiter bei einem Topseller nicht belassen – und nahm die Kinder in den Fokus: »Auf der einen Seite bleiben auch sie leider nicht von Corona verschont, gelten zwar als weniger gefährdet, können aber Überträger sein und damit andere anstecken.
Aus Weiß wird Schwarz-Gelb: Auch bei jungen Fußballfans kommen die Masken zum selbst gestalten augenscheinlich gut an. Foto: E. Wilhelm
tigt, kommt als Bastelbogen daher und darf von ihren jungen Trägern selbst aufgebaut und bemalt werden. Denn die zunächst kühl wirkende Maske soll nicht lange weiß bleiben, sagt Khan. »Die Mädchen und Jungen sollen sie selbst nach ihren Wünschen anmalen, der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Gerade Kinder erschreckt die Masken-Thematik sehr und sie können sich nur schwer damit identifizieren. Geht Mit unserem Produkt man jedoch spielerisch an steigt die Akzeptanz für das Ganze und fördert dadie Maske bei Kindern.« bei noch ihren Spieltrieb, dann sieht die Welt nur Betriebsleiter halb so schlimm aus und Marco-Sharif Khan die Akzeptanz für die Maske wächst«, ist sich der BeAuf der anderen Seite kann so eine triebsleiter sicher. Bei größeren BeMaske ganz schön gruselig ausse- stellungen, etwa für Schulen oder hen und ist alles andere als ange- andere Einrichtungen, sei auch ein nehm zu tragen.« Ausgehend von Aufdruck von Werk möglich. dieser Überlegung wurde die »EWDie Mund-Nasenschutz-Pflicht Kiddy-Helden-Maske« geboren. Sie besteht für Kinder ab sechs Jahren, ist zu 100 Prozent aus Karton gefer- die Kiddy-Maske von E. Wilhlem
»
ist bis zum Alter von elf Jahren gedacht. Es gibt eine Universalgröße, passend für unterschiedliche Kopfumfänge. Die Maske hat Luftlöcher und ein integriertes Filterfach. »Da wird einfach ein handelsübliches Taschentuch eingelegt«, erklärt Khan die Wirkungsweise, die den Maskenträgern das Atmen erleichtern soll. Der Aufbau sei kinderleicht, wer dabei dennoch Hilfe braucht, findet ein Video mit Anleitung auf dem YouTube-Kanal der Firma (Suchbegriff: »E. Wilhelm GmbH«). Ganz klar: Die Maske aus Karton ist kein medizinisches Produkt. Aber das sind die gängigen Baumwollmasken auch nicht. Sie bieten einen gewissen Schutz vor größeren Tröpfchen und verhindern den Kontakt der Hände mit Nase und Mund – besonders wichtig bei Kindern. »Wir wollen unseren Anteil dazu beitragen, dass alle, Jung und Alt, möglichst gesund durch die Krise kommen«, sagt Khan.
Info
Leser können Masken gewinnen Erhältlich ist die Kinder-Maske zum selbst gestalten bei der E. Wilhelm GmbH in der Fabrikstraße 25 in Kappel-Grafenhausen (Telefon 07822/76 90, E-Mail info@wilhelm-etuis.com). Der 100er-Pack kostet 25 Euro (zuzüglich Mehrwertsteuer). Obendrein verlost die Lahrer Zeitung dreimal 100 Masken unter ihren Leserinnen und Lesern. Dazu einfach eine E-Mail mit dem Stichwort »Kinder-Maske« an gewinnen@lahrer-zeitung.de senden. Die Gewinner werden umgehend nach der Ziehung von uns benachrichtigt und bekommen die Masken direkt von der Firma E. Wilhelm. Wir wünschen viel Glück – und vor allem Gesundheit!
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Bleibt gesund. Gemeinsam schaffen wir das!
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Um sich während der Corona-Zwangspause fit zu halten, haben die Fußballer des SV Oberweier die Aktion »Wir sammeln Kilometer« ins Leben gerufen. Die gelaufene Strecke wird dabei in einen Geldbetrag umgerechnet, der am Ende gespendet wird. Symbolfoto: Gateau
Joggen für den guten Zweck
Sport | Fußballer des SV Oberweier haben die Aktion »Wir sammeln Kilometer« ins Leben gerufen n
Von Felix Gieger
D
ie Aussetzung des Spielbetriebs Mitte März bedeutete für so ziemlich jeden Sportler einen Einschnitt. Training findet seitdem nicht mehr statt, auch die Kontakte zu den Mitspielern sind nur noch virtueller Natur. Auch beim A-Ligisten SV Oberweier stand man vor der Herausforderung, fit zu bleiben und gleichzeitig den Kontakt innerhalb der Gruppe zu halten. Die Idee: »Wir sammeln einfach Kilometer«, erzählt Spielausschuss und Spieler Michael Kunz. Ob Joggen, Radfahren oder Inlinerfahren ist dabei egal. »Jeder Kilometer zählt«, sagt Kunz.
Steffen Zissler führt die Lauf-Tabelle an Insgesamt 36 Personen sammeln seit knapp vier Wochen die Kilometer. Aufgeteilt sind die Teilnehmer in Zweierteams, jeder hat also einen Laufpartner. Das Konzept: Für jeden Kilometer, den der Partner läuft, spendet der andere zehn Cent (Rad- und Inlinerkilometer
werden umgerechnet), das Geld soll am Ende dem Seniorenheim Emmaus zugute kommen. »Wir haben uns gedacht, dass es ideal wäre, wenn es im Ort bleibt«, erzählt Kunz. Der Zwischenstand der Aktion »Wir sammeln Kilometer« kann sich sehen lassen. Bislang sind rund 3000 Kilometer (alle Zahlen Stand 14. Mai, Radkilometer wurden bereits umgerechnet) zusammengekommen. Bisheriger Spitzenreiter ist Steffen Zissler mit 170 Kilometern, knapp dahinter befindet sich Samuel Maier (160 Kilometer). Kunz selbst hat mit 85 Kilometern noch nicht ganz so viel auf der Uhr stehen. »Ich hab ja schon ein gewisses Alter, ich bin mit meiner Leistung zufrieden«, sagt der 37-Jährige lachend. Einen Angriff auf die Spitze wird er nicht wagen. »Die sind enteilt.« Doch auch ohne persönlichen Gesamtsieg bezeichnet er die Aktion als doppelt erfolgreich. Denn die Spieler machen etwas für ihre Fitness und sammeln dabei Spenden. Fast zeitgleich hat man beim OSV zudem eine weitere Aktion gestartet, um die Ausfälle durch
die fehlenden Heimspieleinnahmen abzufedern. Unter www.geisterspieltickets.de verkauft der Verein virtuelle Tickets, Bier, Stadionwürste und mehr. Der Erlös kommt dem Verein zugute, der einen Euro pro verkaufte Eintrittskarte spenden will. Bis Mitte Mai kamen auf diese Weise insgesamt knapp 650 Euro von 40 bis 50 Spendern zusammen. »Ich hätte gar nicht damit gerechnet, dass wir über einen solchen Betrag sprechen«, sagt Kunz dazu.
Einige Vereine verkaufen Geisterspielticket Die Spender kommen dabei natürlich hauptsächlich aus dem Vereinsumfeld, neben Spielern und Fans unterstützen auch Eltern der OSV-Jugend den Verein auf diese Weise. Die Idee für das Portal kommt vom TC Freisenbruch aus Essen, die die Webseite ins Leben gerufen haben. Die teilnehmenden Vereine können sich kostenlos registrieren und Tickets und andere Dinge zum Kauf anbieten. Die Oberweierer sind nicht die einzi-
gen aus der Ortenau, die mitmachen. Auch der FV Dinglingen, die TGB Lahr, der SV Münchweier, der SV Rust sowie der SV Oberschopfheim haben ein Profil auf geisterspieltickets.de. Letztere veröffentlichen Woche für Woche auf ihrer Facebook-Seite eine virtuelle Spendentafel mit allen Spendern, die mindestens zehn Euro gespendet haben. Insgesamt wurden bundesweit übrigens bereits 248 650 Euro (Stand 19. Mai) über das Portal an Vereine gespendet. Ob das für die Clubs reicht, die Kosten zu decken, muss sich jedoch zeigen. In Oberweier ist man zumindest zufrieden mit der Aktion, die auch etwas Leben auf dem Facebook-Kanal bringt. »Das nehmen wir auf jeden Fall gerne mit«, sagt Kunz. Doch auch er freut sich, im Training zumindest mal wieder seine Teamkollegen von Angesicht zu Angesicht zu sehen. Denn seit Mitte Mai trainiert man beim OSV wieder einmal die Woche – natürlich unter Auflagen und ohne Körperkontakt. Dann gibt’s vielleicht auch wieder ein analoges Bier nach dem Sport.
PERSPEKTIVE STARK IN DIESEN ZEITEN
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Von Selbstmitleid keine Spur
Wirtschaft | Betriebe bewältigen mit Ideenreichtum und Tatkraft die Krise / WRO unterstützt n
Von Marco Armbruster
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eschlossene Grenzen, Kontaktsperren, Geschäfte und Gaststätten dicht – Mitte März geht alles ganz schnell. Das öffentliche Leben fährt wegen des Corona-Virus herunter, auch die Ortenauer finden sich im sogenannten »Lockdown« wieder. Die Auswirkungen auf kleine und mittlere Betriebe sind gravierend: Kunden bleiben weg, die Auftragslage bricht ein, Lieferketten werden unterbrochen. Es ist eine wirtschaftliche Katastrophe. Doch wer meint, dass die Unternehmen in der Ortenau deswegen resignieren, irrt: »Der industrielle Mittelstand steckt den Kopf nicht in den Sand und Selbstmitleid ist ein Fremdwort«, erklärt Dominik Fehringer, Geschäftsführer der Wirtschaftsregion Ortenau, auf Nachfrage unserer Redaktion. »Der Wohlstand unserer Region sitzt auf breiten unternehmerischen Schultern. Dies macht die Ortenau insgesamt so krisenfest«, ist sich der Chef der Wirtschaftsfördergesellschaft sicher. Es gebe nicht wie in anderen Regionen einen durch einen einzelnen Konzern geprägten Wohlstandsbauch, der bei der ersten Diät abschmelze. »Der Ortenauer Mittelstand steht breit diversifiziert und mit beiden Beinen fest auf dem Boden.« Trotzdem waren gerade die ersten Tage auch für die WRO-Mitarbeiter eine Herausforderung: »Unser Geschäftsbetrieb hatte sich über Nacht verändert«, berichtet Fehringer. Bereits seit Anfang März galt nach der Schließung des WRO-Büros im Technologie-Park Offenburg für alle Mitarbeiter
»Heldenprodukt« aus dem Schuttertal: Das Familienunternehmen Fischerkleidung hat sich dazu entschieden, die Produktion von Firmenkleidung auf Mund-Nasen-Schutzmasken umzustellen. Foto: Fischerkleidung
Deutschland Beachtung gefunden hat. Dort geht es thematisch um konkrete Hilfestellungen für Unternehmen in der Krise«, so Fehringer. Online-Seminare für Lehrkräfte und Schulträger zum Thema digitaler Unterricht folgten. An den zwei »Webinaren« für Lehrer nehmen 319 Ortenauer Pädagogen teil, berichtet der WROChef. Auch für Einzelhändler Der industrielle haben sich die WirtschaftsMittelstand steckt den förderer stark gemacht: »InKopf nicht in den Sand.« mitten der Krise konnten wir die Online-Plattform Dominik Fehringer, Ebay gewinnen, für unsere WRO-Geschäftsführer Händler ein Online-Seminar anzubieten.« Inhalt war Höchsteinsatz aus dem Homeoffi- die Vorstellung eines Nothilfeproce. Dann liefen die Drähte heiß: gramms der Online-Handelsplatt»In schwierigen Zeiten hat Wirt- form. »Für den leidgeplagten staschaftsförderung Hochkonjunk- tionären Handel ist das eine willtur«, erklärt das der Wirtschaftsex- kommene Möglichkeit«, weiß Fehperte. Rasch hätten sich neue The- ringer. men aufgetan. Der Ideenreichtum und die Aus»Begonnen haben wir im März dauer der Ortenauer Unternehmen mit dem Aufbau unseres Blogs zeigte sich schließlich auch in der www.corona-meistern.de, der auch Krise: Neben der Aufrechterhalvon Unternehmen aus ganz tung des laufenden Betriebs haben
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viele Unternehmer in den vergangenen Wochen völlig neu gedacht. In Windeseile seien Produkte entstanden, die auf vielfältige Art und Weise Sicherheit bieten, erklärt Fehringer. »Wir nennen sie Heldenprodukte.« Auf der Webseite www.heldenprodukte.de stellt die WRO pfiffige Produkte aus der Ortenau vor, die zur Bewältigung der Corona-Krise beitragen. So finden sich unter den genannten Unternehmen auch der Möbelproduzent Rosconi aus Kippenheim, der nun in der Krise Mund-Nasen-Masken sowie VirenSchutzscheiben anbietet. Auch der Familienbetrieb Fischerkleidung im Schuttertal stellte die Produktion kurzerhand auf waschbare Mund-Nase-Schutzmasken um. So entstehen in den Produktionsräumen des ansonsten auf Vereins- und Dienstbekleidung spezialisierten Textilunternehmens pro Tag Tausende von Masken. »Wir freuen uns, wenn wir mit unserer regionalen Produktionsstätte unseren Teil zur Lösung beitragen können«, erklärt
Geschäftsführer und Mitinhaber Udo Fischer. »Die Hersteller der Heldenprodukte wollen vor allen Dingen mit guten Taten helfen«, erläutert Fehringer. Sie würden keinen Profit aus der Krise schlagen. Es gebe aber auch Unternehmen, deren Produkte während der Krise ganz besonders gefragt waren – so zum Beispiel die der Medizintechniker. Hat die Krise dann auch ihr Gutes? »Wir haben viel Zusammenhalt gespürt und auch Zuversicht», berichtet WRO-Chef Fehringer. »Sehr positiv habe ich in den vergangenen Wochen auch wahrgenommen, dass Politik und Wirtschaft in einem vertrauensvollen Dialog waren und sind.« Schlussendlich könnte Corona auch die Digitalisierung in Deutschland beschleunigen. »Wer bereit ist, jetzt die Methodik der Informationsvermittlung anzupassen, kann daraus viel gewinnen«, sagt Fehringer. »Es ist sicher eine gute Zeit für Unternehmen, ihre Mitarbeiter digital fit zu machen für die Zukunft.«
n PERSPEKTIVE STARK IN DIESEN ZEITEN
Ernteretter zeigen vollen Einsatz
Landwirtschaft | Kurzarbeiter melden sich freiwillig / Erzeuger von Engagement positiv überrascht n
Von Dagmar Jäger
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achdem bis kurz vor Beginn der Erntesaison in der Ortenau unsicher war, ob wegen der Corona-Pandemie überhaupt langjährige Erntehelfer aus Polen und Rumänien kommen dürfen, starteten die Landwirte einen Hilferuf an freiwillige Helfer aus der Region. Und siehe da – die Solidarität mit den heimischen Obstbauern war groß. Die positive Resonanz überraschte viele Landwirte. Rund 200 Erntehelfer aus der Region waren bei Beginn der Erdbeerernte im Bereich des Obstgroßmarkts Mittelbaden (OGM) im Einsatz und füllten die Schälchen mit duftenden Erdbeeren. Im April durften nun auch wieder Saisonarbeiter aus Osteuropa unter strengen Auflagen nach Deutschland einreisen. Die Lage hat sich für die Landwirte deshalb derzeit entspannt. Trotzdem bleibt die zukünftige Entwicklung unsicher. Um freiwillige Ernteretter und Landwirte zusammenzubringen, wurden im Internet schnell verschiedene Portale geschaffen, auf denen sich Helfer und Betriebe eintragen konnten. »Bei uns trafen zahlreiche Hilfsangebote ein, die alle sehr unterschiedlich waren. Einige waren dringend auf der Suche nach Arbeit, weil sie zum Beispiel in Kurzarbeit waren oder ihre Anstellung aufgrund von Corona verloren haben. Manche wollten einfach nur helfen, darunter auch Geflüchtete oder Lehrer, die ihren Schülern die Landwirtschaft näher bringen wollten«, sagt Padraig Elsner vom Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverband (BLHV). Die Helferschar in den Betrieben ist deshalb bunt ge-
Erntehelferin Sabrina ist eigentlich Eventmanagerin – Veranstaltungen gab es in den vergangenen Wochen aber keine. Also meldete sich die Oberschopfheimerin beim Obstgroßmarkt zum Einsatz. Foto: Fichtner mischt und kommt aus vielen Berufen. Bei der OGM schätzt man die Helfer sehr und ist dankbar für die Unterstützung aus der Bevölkerung. Die Lage sei für die Zukunft schwer einschätzbar. Für die Obstund Gemüseanbauer ist die Unterstützung der lokalen Erntehelfer eine neue und erfreuliche Erfahrung. »Einige freiwillige Helfer hatten angerufen. Gekommen sind
Die Kirschenzeit beginnt: Können dafür dauerhaft genug Erntehelfer eingesetzt werden? Viele Ernteretter stehen weiterhin bereit. Foto: Jäger
dann vier von ihnen. Die waren sehr motiviert«, erzählt Lucyna Heitz vom Spargel- und Erdbeerhof Hügel und Heitz in Neuried. Mittlerweile ist das Stammpersonal des Hofs, meist aus Polen, wieder im Einsatz. »Eine der regionalen Ernteretter, eine Studentin, ist noch im Verkauf bei uns im Einsatz, wie es ihre Zeit zulässt. Wir sind da sehr froh über die zusätzliche und dauerhafte Hilfe.« Bis zu elf regionale Mitarbeiter pflückten in Oberkirch-Gaisbach auf dem Hof von Andreas Fies zu Beginn der Erdbeersaison. »Alle haben gekämpft«, sagt er. Ohne sie hätte er drei Viertel seiner Erdbeeren nicht ernten können. »Hut ab für diese Leistung.« Vorwiegend aus Familie und Freundeskreis kamen die Ernteretter von Christoph Spraul in Oberkirch-Haslach. Viele von ihnen waren erstmals dabei und hatten die harte Arbeit unterschätzt. Alisia Spraul ist glücklich über die Hilfe: »Ohne sie würde uns viel Einkommen fehlen.« »Es gab sogar welche, die gar keine Entlohnung wollten. Sie wollten einfach nur helfen«, be-
richtet Klemens Kammerer aus Renchen-Ulm. Für ihn ist der diesjährige Ernteeinsatz auch ein Lernprozess. Durch die Einbindung lokaler Helfer konnte auf dem Hof flexibler gearbeitet werden, da diese schnell gerufen werden konnten. »Der Bedarf an Erntehelfern bleibt variabel«, betont Wendelin Obrecht, Vorstandsvorsitzender der OGM und selbst Erdbeererzeuger. Bis zum Schluss der Obsternte im Herbst brauche es Unterstützung. Und keiner wisse, wie lange die Krise anhalte und was sie allen noch abverlange. »Wir hoffen, dass sich die Situation bald entschärft und keine größeren Krankheitswellen mehr aufkommen«, betont Elsner. Die vergangenen Wochen hätten allen auch deutlich gemacht, wie wichtig die Versorgung mit heimischen Lebensmitteln ist. »Das hat die große Solidarität mit der Landwirtschaft bestätigt. Wenn wir dieser weiterhin Wertschätzung und Unterstützung entgegenbringen, dann sind wir viel besser auf alle möglichen Krisen vorbereitet.«
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