Ausbildung & Karriere

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Sonderbeilage Herbst 2020

Mit den besten Jobs der Ortenau

Ausbildung UND Karriere



Ausbildung und karriere

»Herzschrittmacher« der Wirtschaft Angehende Industriemechaniker haben momentan sehr gute Chancen auf eine feste Anstellung

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ch habe mich in der Schule schon immer sehr für Technik interessiert, mein Lieblingsfach ist Mathematik.« Mit seiner Leidenschaft ist Mohammed Elosrouti in seinem Ausbildungsberuf genau richtig: Der 18-Jährige steht an der Fräsmaschine und kontrolliert das Flachsenken einer Bohrung seines Werkstücks, einer Deckplatte. Elosrouti absolviert bei der Firma Knipex, die Zangen für professionelle Anwender herstellt, eine Ausbildung zum Industriemechaniker. Industriemechaniker kümmern sich nicht um die Herstellung der Produkte selbst. Vielmehr sind sie dafür verantwortlich, dass die Produktionsanlagen und Maschinen in Industrieunternehmen reibungslos funktionieren. Dafür lernen die Auszubildenden etwa, Teile für die Maschinen anzufertigen und einzubauen, die Anlagen zu warten und Systeme einzurichten.

Erstes Lehrjahr: drehen, fräsen, bohren, feilen »Im ersten Ausbildungsjahr beginnen die Azubis mit einem Lernprojekt, in dem alle Kenntnisse und Fertigkeiten vermittelt werden müssen«, sagt Thorsten Herkert, Technischer Ausbildungsleiter bei Knipex. In Arbeitsgruppen trainieren die angehenden Fachkräfte dann, wie man Projekte effektiv aufteilt und Werkzeuge, Materialien sowie Maschinen- und Bearbeitungszeiten plant. Die Azubis bekommen das Drehen, Fräsen, Bohren, Feilen und Biegen beigebracht, so dass sie fit

Die angehenden Industriemechaniker Noah Hecker und Mohammed Elosrouti (rechts) kontrollieren die Bohrung eines Werkstücks an einer Fräsmaschine. Fotos: Kirsten Neumann werden in der millimetergenauen Fertigung von Bauteilen. In der Berufsschule werden Fächer wie Mathematik, Physik und Informatik unterrichtet, um Grundlagen der Steuerungstechnik zu verstehen oder Berechnungen zu machen. Luca Tremper, ebenfalls angehender Industriemechaniker bei Knipex, misst mit der Schieblehre die Bohrungsabstände an einer Deckplatte aus. »Vor Weihnachten geht’s noch in die Härterei, wo ein Härteofen nach Plan gewartet wird«, erzählt der 20-Jährige. Die Ausbildung sei sehr abwechslungsreich. Die angehenden

Thorsten Herkert, Technischer Ausbildungsleiter bei Knipex, erklärt den Industriemechaniker-Azubis Noah Hecker (links) und Luca Tremper die Steuerung der Hydraulikanlage.

Fachkräfte besuchen verschiedene Abteilungen, zum Beispiel die Instandhaltung, den Maschinenbau, die Flachschleiferei. »Die Instandhaltung ist meine Lieblingsabteilung«, erzählt Tremper. Wer sich für die Ausbildung interessiert, sollte auf jeden Fall technisches Verständnis, aber auch handwerkliches Geschick mitbringen. Dann geht der Berufsalltag später leichter von der Hand, etwa wenn es um die Erstellung von Bauteilen oder das Einrichten und die Inbetriebnahme von Systemen geht. Unternehmen bevorzugen Bewerber mit einem guten Hauptoder Realschulabschluss. Voraussetzung ist das allerdings nicht. Wie in den meisten technikorientierten Berufen seien Frauen leider deutlich unterrepräsentiert, sagt Jürgen Steidel von der Vereinigung Bergischer Unternehmerverbände (VBU). 2018 waren von den insgesamt rund 43 200 Auszubildenden gerad einmal gut 2700 Frauen, zeigen Zahlen des Bundesinstituts für Berufsbildung. Laut Bundesagentur für Arbeit unterscheidet sich die Ausbildungsvergütung, je nach Betrieb und Standort. In Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie liegt die tarifliche Ausbildungsvergütung im ersten Ausbildungsjahr zwischen 976 und 1047 Euro brutto pro Monat. Im letzten Jahr be-

kommen angehende Industriemechaniker zwischen 1141 und 1264 Euro pro Monat. Im Handwerk fällt die Vergütung niedriger aus. Als Facharbeiter beginnt man ungefähr mit einem Tarifgehalt von rund 3000 Euro brutto im Monat. »Schichtarbeit und Auslandseinsätze gehören, je nachdem bei welcher Firma man angestellt wird, zum Berufsalltag dazu«, erklärt Herkert.

Zahlreiche Möglichkeiten nach der Ausbildung Nach der Ausbildung haben Industriemechaniker viele Möglichkeiten. So finden sie Beschäftigung in Unternehmen nahezu aller produzierenden Wirtschaftsbereiche, sagt Steidel. »Die Industrie ist das Herzstück der deutschen Wirtschaft«, so der VBU-Experte. Und die Industriemechaniker seien dementsprechend die »Herzschrittmacher«. Luca Tremper möchte nach seiner abgeschlossenen Lehre noch eine Weiterbildung zum Techniker machen. Ebenso bietet sich die Qualifizierung zum Industriemeister Metall an. Wer alle Voraussetzungen mitbringt, kann auch an die Hochschule gehen, und beispielsweise Maschinenbau, Produktionstechnik oder Mechatronik studieren. red/tk


Ausbildung und karriere

Guter Beginn trotz Pandemie

Auch während der Corona-Krise können junge Menschen erfolgreich in die Ausbildung starten

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omeoffice, Arbeit mit Maske, Unsicherheit in vielen Betrieben: Mit der Corona-Pandemie hat sich die Arbeitswelt gewandelt. Das trifft auch die Auszubildenden, die jetzt im August oder September starten. Jutta Rump, Expertin für Personalmanagement und Botschafterin der vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales gestarteten Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA), gibt Tipps, wie Betriebe und Azubis den Einstieg meistern können. n Erfahrene Kollegen als Coaches einsetzen: Starten Auszubildende im Homeoffice, sollten erfahrene Beschäftigte sie als Coaches begleiten, empfiehlt Rump. Die Coaches können den Berufseinsteigern zum Beispiel dabei helfen, ihren Arbeitsalltag zu strukturieren oder die Kommunikationsregeln des Unternehmens kennenzulernen. Trotz der Hygienevorschriften sollten Auszubildende aber mindestens einmal pro Woche die Chance haben, ihren Ansprechpartner zu treffen – und zwar nicht nur virtuell. Gibt es noch andere Azubis im Betrieb, sollten auch hier Treffen erlaubt sein, um das Gemeinschaftsgefühl zu stärken – natürlich unter Berücksichtigung der Abstandsregeln. n Azubis einbeziehen: Egal, ob es sich um Kommunikationstools

Wer seine Ausbildung ganz oder teilweise im Homeoffice startet, sollte vom Betrieb einen erfahrenen Kollegen als Coach zugewiesen bekommen. Foto: Christin Klose oder Virtual-Reality-Anwendungen für das Handwerk handelt – als Generation, die mit digitalen Technologien aufgewachsen ist, können sich junge Azubis einbringen, wenn es um Unterstützung beim Einsatz digitaler Helfer geht. Das kann sogar hierarchische Strukturen lockern – zu Gunsten eines Austauschs auf Augenhöhe.

Partizipation und Eigeninitiative der Azubis sind laut Rump auch dann gefragt, wenn es darum geht, den Lehrplan der Auszubildenden an Hygieneregeln und neue Lernsituationen, etwa mit Maske, anzupassen. Ausbildungsverbünde prüfen: Die Corona-Krise hat – wie durch n

die Medien bekannt wurde – viele Betriebe wirtschaftlich getroffen. Sie sollten ihren Auszubildenden gegenüber fair und offen kommunizieren, falls etwa deren Abschluss gefährdet sein sollte. Dann können sie zum Beispiel in Kooperation mit anderen Betrieben eine Anstellung für die Auszubildenden sichern. red/tk

Schlechte Stimmung? Nicht einfach verstecken!

Probleme in der Ausbildung oder der Berufsschule sollten unbedingt offen angesprochen werden

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enn es in der Ausbildung mal nicht so optimal läuft, sollten Azubis zunächst den Ursachen des Problems auf den Grund gehen. Außerdem gilt es, die Schwierigkeiten nicht zu verschweigen oder gar alles hinzuwerfen, erklärt die Bundesagentur für Arbeit auf «Planet-Beruf.de». Besser sollte man sich erstmal darüber klar werden, wo es hakt. Vielleicht passen die Aufgaben im Betrieb nicht zum Lehrplan - oder es gibt in der Berufsschule Ärger mit anderen Auszubildenden. Das findet man am besten heraus, wenn man sich jemandem aus dem Freundeskreis oder aus der Familie anvertraut.

Wenn es in der Ausbildung hakt, sprechen Auszubildende am besten erst mal mit einer Vertrauensperson. Foto: Christin Klose

Im nächsten Schritt kann man sich an den richtigen Ansprechpartner wenden. So können Azubis Kolleginnen oder Kollegen erklären, warum sie sich mit einer Aufgabe nicht wohl fühlen. In der Regel ist auch der Ausbilder ein guter Ansprechpartner für Probleme im Betrieb. Wem das zu heikel ist, der kann zunächst die Beratungslehrkräfte oder Sozialpädagogen der Berufsschulen fragen. Sie wissen, was von Azubis gefordert werden darf und wer weiterhelfen kann. Auch in den Handwerks- oder Handelskammern arbeiten Berater, die bei Schwierigkeiten ein offenes Ohr haben. red/tk


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Fitness auch am Arbeitsplatz

Gerade, wer viel sitzt, riskiert Probleme mit seinem Rücken / Tägliche Übungen fürs Büro

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wickt es im Nacken? Ziept der Rücken? Beschäftigte sitzen am Arbeitsplatz oft viel zu lange. Also: Mehr bewegen! Schon ein Mini-Workout reicht, wenn man es regelmäßig macht. Viele Menschen, die im Büro arbeiten, kennen sie: Beschwerden, die durch das ständige Sitzen am Schreibtisch entstehen. Der Bewegungsmangel kann gravierende Folgen haben – zumindest wenn er über viele Jahre andauert. Professor Ingo Froböse von der Deutschen Sporthochschule in Köln nennt unter anderem Kopfund Rückenschmerzen, einen Rückgang der Beweglichkeit oder Bandscheibenvorfälle. Daher sei es gut, auch während der Arbeit etwas Sport zu treiben. Kleines Programm, große Wirkung: Der Physiotherapeut Michael Preibsch ist überzeugt davon, dass schon einige wenige und gezielte Fitness-Übungen für Entspannung und ein gutes Körpergefühl sorgen. Der Experte empfiehlt ein Programm mit nur drei Übungen für den Nacken und die Brustmuskulatur. »Ein eher kleines Programm überfordert die Menschen nicht, dann bleiben sie auch lange dabei«, betont Preibsch. Es helfe mehr, wenige Übungen regelmäßig zu machen, als viele Übungen nur selten. »Dann wirken sie auch wirklich vorbeugend.« n

Entspannung für den Nacken: Bei der ersten Übung setzt man sich aufrecht auf den Bürostuhl,

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Professor Ingo Froböse ist Leiter des Zentrums für Gesundheit durch Sport und Bewegung der Deutschen Sporthochschule. Foto: Ina Fassbender

Nacken verspannt? Regelmäßiges Dehnen der Muskulatur kann bei Verspannungen helfen. zieht den Kopf mit der rechten Hand Richtung rechte Schulter. Die linke Hand und der linke Arm ziehen gleichzeitig nach unten. Dabei wird die seitliche linke Nackenmuskulatur gedehnt und entspannt. Dann wiederholt man die Übungen für die rechte Nackenmuskulatur. Die zweite Übung ähnelt der ersten, allerdings zieht man den Kopf dabei nicht ganz zur Seite, sondern auch etwas nach vorne. Dabei wird die rückwärtige Nackenmuskulatur gedehnt. n Der krumme Rücken möchte aufgerichtet werden: Die dritte Übung ist der Ausgleich zur typischen, ungesunden Schreibtischhaltung. Man stellt sich aufrecht hin und legt die Unterarme in Schulterhöhe links und rechts flach an den Rahmen einer Tür. Dann stellt man ein Bein nach vorne und bewegt den Oberkörper nach vorne durch die Tür. Den Kopf dabei gerade halten. Diese Stellung hält man eine Minute lang und verspürt dabei ein Dehngefühl rechts und links im vorderen Brustmuskel.

Der Effekt: Man richtet sich dabei wieder auf, weitet den Brustmuskel und entspannt neben der Brust auch den Bereich um die Halswirbelsäule. Die drei Übungen sollte man laut Preibsch alle zwei bis drei Stunden machen, jeweils zwei Ausführungen würden reichen. Dafür seien insgesamt nur zehn bis 15 Minuten erforderlich. Lockere Schultern, kräftige Beine: Froböse hat ein paar mehr Übungen im Programm. Für einen entspannten Schultergürtel lässt man die Arme seitlich neben dem Stuhl nach unten hängen und kreist zunächst mehrmals mit den Schultern nach vorne und dann nach hinten. Außerdem kann man die Bewegung asymmetrisch ausführen, also abwechselnd mit der rechten und der linken Schulter kreisen. Zur Kräftigung der Oberund Unterschenkel sowie der Gesäßmuskulatur empfiehlt Froböse klassische Kniebeugen. Gut sei auch der Zehenstand. Dabei stellt man sich aufrecht hinter den Bürostuhl, hält sich an der Rückenlehne fest und drückt sich mit den Zehenspitzen hoch. Das n

Foto: Catherine Waibel

kräftigt die Waden, hilft bei Rückenschmerzen und aktiviert den gesamten Organismus. »Man wird quasi wach«, sagt Froböse. Bei der Rückenrolle sitzt man dagegen aufrecht auf dem Stuhl. Dann werden Kopf und Rücken Wirbel für Wirbel nach vorne abgerollt, bis der Kopf auf den Knien liegt. Dann rollt man zurück nach oben. Das diene insbesondere der Beweglichmachung der Wirbelsäule und des Rückens. n Mit festen Zeiten zur Gewohnheit: Der Sportwissenschaftler plädiert für feste Zeitfenster, in denen man die Übungen jeweils fünf bis zehn Minuten ausführt. Damit könne man im Arbeitsalltag den »inneren Schweinehund« überwinden. »Je öfter ich das mache, desto normaler wird es und desto weniger lasse ich mich ablenken.« Preibsch betont, dass neben der Ausgleichsgymnastik auch eine gute Arbeitsplatzergonomie unbedingt nötig sei – also die richtige Einstellung der Höhe von Bürostuhl und Schreibtisch sowie der richtige Abstand der Augen zum PC-Monitor. red/tk



Ausbildung und karriere

Nicht aussterbend, sondern selten Was die Ausbildung in weniger bekannten oder gefragten Berufen jungen Menschen bringen kann

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lasbläser, Drechsler oder Bogenmacherin: Besonders im Handwerk gibt es in manchen Berufen nur noch sehr wenige Auszubildende. Sterben diese Berufe nicht ohnehin bald aus? Und sollte man von einer Ausbildung absehen? Zuerst einmal handle es sich nicht um aussterbende, sondern um seltene Berufe, stellt Monika Hackel vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) in Bonn klar. Viel häufiger kommt es vor, dass Berufe, die technisch überholt sind, in neuen Berufen aufgehen. Die Tätigkeiten von Schriftsetzer und Flexografen zum Beispiel im Ausbildungsberuf Mediengestalter Digital und Print aufgegangen. Das BIBB beobachtet die duale Berufsausbildung in Deutschland und aktualisiert oder überarbeitet gemeinsam mit den Sozialpartnern gegebenenfalls Ausbildungsinhalte. Dass ein Ausbildungsberuf komplett aufgelöst wird, komme nur sehr selten vor, so Hackel. Während die meisten bereits vom Berufsfeld Mediengestaltung gehört haben, gibt es viele seltene Berufe, deren Namen man oft nicht einmal kennt. «Seltene Handwerke begegnen uns im Alltag eher wenig, sind aber aus unserem Leben nicht wegzudenken, zum Beispiel Bürsten- und Pinselmacher oder die Musikinstrumentenbauer», erklärt Volker Born, Berufsbildungsexperte beim Zentralverein des deutschen Handwerks (ZDH) in Berlin. Eigeninitiative und Recherche sind also wichtig, um auch von unbekannteren Berufen zu erfahren.

Auch das eigene Umfeld kann entscheidend sein Auch das eigene Umfeld kann entscheidend sein, wie das Beispiel des Ziseleurs Franco Adamo zeigt. Nachdem er keinen Ausbildungsplatz als technischer Zeichner gefunden hatte, ermutigte sein Vater ihn, es als Ziseleur zu versuchen. Ähnlich wie Steinmetze arbeiten Ziseleure mit Meißel oder Feile: Sie gießen Bronze und bearbeiten Oberflächen, um Embleme und Skulpturen herzustellen. Für Judith Macherey dagegen war ein freiwilliges kulturelles Jahr (FKJ) in der Denkmalpflege entscheidend. So kam sie zu Klais, einer Werkstatt für Orgelbau in Bonn. Ihr Faible für Kunst und

Braucht es in Zukunft noch Orgelbauer? Sehr wohl. Wer eine Ausbildung in einem seltenen Beruf hat, ist vielleicht sogar international als Fachkraft gefragt. Foto: Sebastian Gollnow Architektur konnte die Abiturientin dann bei der Arbeit an der Orgel umsetzen. Nach dem FKJ hat sie eine Ausbildung zur Orgelbauerin begonnen und arbeitet derzeit an ihrer Abschlussprüfung. Franco Adamo, der inzwischen seit 40 Jahren als Ziseleur arbeitet, hat keine Angst, dass sein Beruf vom technologischen Fortschritt bedroht wird. «Kein 3D-Drucker kann so ein gegossenes Relief herstellen und einer Figur eigenes Leben einhauchen.» Außerdem seien moderne Maschinen wie die CNCFräse eine gute Ergänzung des Handwerks. Oft braucht es besonderen Wagemut, sich für einen seltenen Beruf zu entscheiden. Häufig ist ein Ortswechsel nötig, um einen Ausbildungsbetrieb oder eine Berufsschule zu finden. Und da es in der Regel nur noch wenige Betriebe in diesen Spezialgebieten gibt, muss man nach dem Abschluss womöglich den Weg in die Selbstständigkeit wagen. Wer mit Leidenschaft dabei ist, kann die eigene Nischenposition als Alleinstellungsmerkmal hochhalten und sogar international gefragt sein. «Eine Orgel bleibt dort stehen, wo sie ist, da muss man schon selbst zu ihr kommen, um sie zu reparieren», sagt Macherey.

Selbst, wenn sich während der Lehrjahre herausstellt, dass man den Ausbildungsberuf nicht das ganze Leben lang ausüben kann, sei es immer von Vorteil, eine abgeschlossene Ausbildung zu haben, betont Monika Hackel. «Mit einer abgeschlossenen Ausbildung ist das Risiko von dauerhafter Arbeitslosigkeit im Durchschnitt

viermal geringer als ohne Abschluss.» Schließlich sammelt man in der Ausbildung Berufserfahrung und erwirbt berufsübergreifend wichtige Kompetenzen. Darauf können Weiterqualifizierungen oder Zusatzqualifikationen aufbauen. Es gilt: Besser etwas Seltenes als gar red/tk nichts gelernt.

Info

Bessere Chancen mit Zusatzqualifikation Es lohnt sich, während der Ausbil-

dung sogenannte Zusatzqualifikationen zu erwerben. So verbessern sich für Absolventen einer dualen Ausbildung die Karrierechancen, erklärt das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB). Bei einer Zusatzqualifikation kann es sich um verschiedene Kurse oder Prüfungen handeln. Auszubildende lernen darin Dinge, die über ihren regulären Ausbildungsplan hinausgehen. Es gibt Angebote, die sich spezifisch auf einen Beruf beziehen, zum Beispiel die Ausbildung am Großbagger für angehende Maurer. Daneben können Auszubildende aber auch Zusatzqualifikationen

wählen, in denen sie übergreifende Kompetenzen vermittelt bekommen. Vorstellbar ist etwa ein Kurs in Business-Englisch für angehende Kaufleute im Großhandel. Mit einer Zusatzqualifikation können Azubis laut BIBB nachweisen, dass sie ihre beruflichen Kompetenzen vertieft haben oder sich bereits auf einen Fortbildungsabschluss vorbereitet haben. Das werte den Berufsabschluss auf und erleichtert womöglich sogar den Einstieg in den Arbeitsmarkt. In der Datenbank AusbildungPlus des BIBB können sich Interessierte einen Überblick verschaffen und nach passenden Angeboten in ihrer Region suchen. red/tk



Ausbildung und karriere

Endlich: das erste eigene Geld

Wie viel verdient man in der Ausbildung? / Bandbreite der Vergütung in einzelnen Branchen riesig

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ankkauffrau, Konditor, Friseur oder Maurerin: Mit dem Schulabschluss in der Tasche beginnt für viele junge Menschen in der Ausbildung ein neuer Lebensabschnitt. Und mit ihm füllt sich meistens zum ersten Mal das eigene Konto. Vorbei sind die Zeiten, in denen man sparsam mit dem Taschengeld der Eltern sein musste. Doch wie viel Geld verdient man während der Ausbildung eigentlich? Und was können junge Menschen tun, wenn das Geld nicht reicht? Antworten auf die wichtigsten Fragen. Wie viel verdiene ich in der Ausbildung? Die Höhe der Ausbildungsvergütungen in Deutschland variiert deutlich und hängt von vielen unterschiedlichen Faktoren ab - etwa von der Branche, von Tarifverträgen oder der Größe des Betriebs. Jeder Auszubildende schließt mit seinem Ausbildungsbetrieb einen Vertrag ab, der die Höhe der Vergütung beinhaltet. In tarifgebundenen Betrieben muss mindestens die im Tarifvertrag vorgesehene Vergütung gezahlt werden. Diese wird von Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertretern regelmäßig ausgehandelt. Die Bandbreite ist groß, das zeigen Daten des Bundesinstituts für Berufsbildung von 2019: So erhielten angehende Friseure in tarifgebundenen Betrieben im Osten im ersten Jahr ihrer dualen Ausbildung durchschnittlich 336 Euro brutto pro Monat. Maurer-Azubis im Westen dagegen kommen im dritten Ausbildungsjahr im Schnitt auf 1473 Euro. Im Gesamtdurchschnitt lagen die tariflichen Ausbildungsvergütungen bei 939 Euro pro Monat. n

Was gilt in Betrieben ohne Tarifvertrag? Paragraf 17 im Berufsbildungsgesetz (BBiG) besagt, dass die Ausbildungsvergütung «angemessen» sein muss. In nichttarifgebundenen Betrieben muss die Vergütung nach aktueller Rechtsprechung deshalb mindestens 80 Prozent der branchenspezifischen tariflichen Vergütung betragen. Seit 2020 ist im BBiG zudem eine Mindestausbildungsvergütung vorgeschrieben, die nicht unterschritten werden darf: Sie beträgt 515 Euro im ersten Ausbildungsjahr und wird im Laufe der Ausbildung jährlich erhöht. n

In der Ausbildung verdienen viele junge Menschen zum ersten Mal ihr eigenes Geld. Aber wie viel ist das eigentlich und was kann man tun, wenn das Geld nicht reicht? Foto: Christin Klose Wer bezahlt die Ausbildungsvergütung? Die Kosten für die Ausbildung tragen in Deutschland maßgeblich die Betriebe. Der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) gibt an, dass ein Handwerksbetrieb über den Verlauf einer Ausbildung im Schnitt rund 16 500 Euro in einen Auszubildenden investiert. Die Ausbildungsvergütung hat nach der Rechtsprechung des Bundesarbeitsgerichts drei Funktionen: Sie soll dem Auszubildenden und seinen Eltern zur Durchführung der Berufsausbildung eine finanzielle Hilfe sein, die Heranbildung eines ausreichenden Nachwuchses an qualifizierten Fachkräften gewährleisten und schließlich eine Entlohnung darstellen. Anders als ein Lohn im klassischen Sinne dient die Ausbildungsvergütung aber weder der Existenz- noch der Lebensstandardsicherung. »Gehalt oder Lohn sind dazu da, den Lebensunterhalt vollständig zu bestreiten, eine Vergütung jedoch ist ein Zuschuss zum Lebensunterhalt während einer Zeit des Lernens«, heißt es beim Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH). Dieser »begrenzte Zweck« wird laut ZDH auch dadurch deutlich, dass während einer Ausbildung n

die Unterhaltspflicht der Eltern fortbesteht und diese für in der Ausbildung befindliche Kinder weiterhin Anspruch auf Kindergeld haben. Was tun, wenn das Geld nicht reicht? Generell haben Auszubildende Anspruch auf Berufsausbildungsbeihilfe (BAB), wenn sie während der Berufsausbildung nicht bei den Eltern wohnen können – etwa weil der Ausbildungsn

betrieb zu weit vom Elternhaus entfernt ist. Bei der Berechnung ist eventuell auch der Verdienst der Eltern beziehungsweise des Partners oder der Partnerin relevant. Zudem besteht während der Ausbildung weiterhin ein Anspruch auf Bezug des Kindergeldes. Azubis können auch Wohngeld beantragen oder einen Bildungskredit von der Förderbank KfW beziehen. Zuständig sind die Agenturen für Arbeit. red/tk

Info

Beiträge erst später leisten Zeiten der schulischen Ausbildung

zählen nicht immer bei der Rente mit. Wo Lücken entstehen, können aber freiwillige Beiträge nachgezahlt werden, erklärt die Deutsche Rentenversicherung Bund in Berlin. Möglich ist dies für alle Versicherten, die noch nicht älter als 45 Jahre sind. Sie können für ihre nach dem 16. Lebensjahr liegenden Schulzeiten, die weder bereits mit Beiträgen belegt sind noch als Anrechnungszeit berücksichtigt werden, freiwillige Beiträge nachzahlen. Damit kommt eine Nachzah-

lung insbesondere für schulische Ausbildungszeiten zwischen dem 16. und 17. Lebensjahr und für Schulzeiten, die die anrechenbare Höchstdauer von acht Jahren überschreiten, in Betracht. Die Beiträge können in beliebiger Höhe zwischen dem monatlichen Mindestbeitrag von 83,70 und dem monatlichen Höchstbeitrag von 1283,40 Euro gezahlt werden. Wie sich dies auswirkt und ob es sich lohnt, sollte vorher in einem persönlichen Beratungsgespräch beim Rentenversicherungsträger abgeklärt werden. red/tk



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Vom Chaoten zum »Leertischler«

Experten geben Tipps, wie man im Büro langfristig für einen aufgeräumten Schreibtisch sorgen kann

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leine Kästchen unterteilen große Schubladen, die Kleidung ist zu kleinen Päckchen gefaltet und penibel nach Farben sortiert: Wo es so aussieht, lebt ein Fan von Aufräum-Königin Marie Kondo. Einer der zentralen Punkte beim Ausmisten nach ihrer »KonMariMethode« ist die Frage: »Does it spark joy?« Was keine Freude weckt, kann weg. Mit ihrem Buch »Joy at work«, das sie 2020 gemeinsam mit dem Organisationspsychologen Scott Sonenshein verfasst hat, ist ihr Prinzip nun auch am Arbeitsplatz angekommen. Ebenso wie im Zuhause empfiehlt Kondo den Schreibtisch auszumisten, indem man sich zuerst Büchern, dann Unterlagen und zuletzt »komono« (Kleinkram/Verschiedenes) widmet. Zum Abschluss kommt man auf emotional aufgeladene Gegenstände zurück. Unterlagen etwa mistet Kondo nach einer Grundregel aus: »Alles aussortieren.« Was dann noch übrig bleibt, wird bis zum letzten Blatt in Kategorien eingeteilt und idealerweise hochkant in einem Hängeregister oder in Mappen aufbewahrt. Unerledigtes, das für den jeweiligen Arbeitstag relevant ist, bekommt ein eigenes Fach. Effizienzexperte Jürgen Kurz ist der Meinung, dass diese Methode im privaten Bereich, zum Beispiel bei Kleidung, gut funktioniert. Am Arbeitsplatz sei es allerdings nicht so einfach zu entscheiden, was wirklich Freude bringt, so der Buchautor (»Für immer aufgeräumt«). Der Experte verfolgt einen eigenen Aufräum-Ansatz. »Jeder hat Bereiche, die aufgeräumt sind –

Und wo unter all dem Kram war noch mal der Dienstplan? Chaos ist links im Bild programmiert. Aufräumexperten plädieren daher für einen leeren Schreibtisch. Foto: Robert Günther und zwar für immer«, erklärt Kurz die Grundlagen seines Ordnungsprinzips. Das beste Beispiel sei wohl die Besteckschublade in der Küche: Durch den unterteilten Einsatz haben alle Teile ihren Platz und werden immer wieder dorthin zurückgelegt. »Geben Sie allen Dingen eine Heimat, dann kann nichts herumliegen.« Überträgt man das auf den Schreibtisch, stellt sich die Frage: Was braucht hier eigentlich alles eine Heimat? Für Kurz hat jeder Arbeitsplatz sieben Bereiche. Für den Posteingang kann man eine Ablage auf den Schreibtisch stellen. So landet alles Eingehende in der Ablage und nicht überall verteilt. n

Wichtige Infos wie Telefonlisten, die Kostenstellen-Übersicht oder den Dienstplan bewahrt man Kurz zufolge am besten in einem Foliensichtbuch oder einem Schnellhefter auf. n

Für laufende Projekte rät Kurz zu einer Art Wiedervorlage-Mappe mit 31 Fächern. So lässt sich die Mappe mit dem Kalender verknüpfen: Alle Dokumente und Infos zu einem Projekt werden gebündelt am Fälligkeitsdatum einsortiert. n Projekte im Team können genauso gehandhabt werden. Auf n

Jürgen Kurz arbeitet als Effizienzexperte. Foto: Büro-Kaizen

die Projektmappe können alle beteiligten Kolleginnen und Kollegen gleichzeitig zugreifen. Informationsmaterial wie Zeitschriften, die man mal lesen möchte, kommen auf einen Stapel. Ab einer bestimmten Stapelhöhe sollte man die untersten zehn einfach wegwerfen. n

Tastatur, Telefon, Stift und ein Zettel. Zum Sortieren rät sie zu vier Kartons: In einen kommen Dinge, die man verschenken möchte, in einen die Sachen, die man aufheben möchte, in den dritten Dinge, bei denen man noch unsicher ist und in den vierten alles, was entsorgt werden soll. red/tk

Büromaterial wie Stifte, Locher oder Post-its sollten einen festen Platz bekommen, entweder in einer unterteilten Schublade oder in einem Kästchen auf dem Schreibtisch.

Sonderbeilage des Verlags der Lahrer Zeitung

Die To-do-Liste oder der Kalender darf sichtbar auf dem Schreibtisch liegen.

Verlag und Herausgeber Lahrer Zeitung GmbH, Kreuzstraße 9, 77933 Lahr

Aber hat man überhaupt etwas davon, wenn der Schreibtisch blitzblank aussieht? »Dieser Spruch ›Das Genie beherrscht das Chaos‹, das stimmt einfach nicht«, ist sich Ghita Giede, Coach für Organisation und Aufräumen, sicher. Das Aufräumen und Organisieren sei zwar erst einmal viel Arbeit und erfordere täglich Disziplin. Letzen Endes erspare es aber Zeit, weil das Suchen wegfällt. Giede empfiehlt jedem, zum »Leertischler« zu werden. Auf dem Schreibtisch finden sich dann nur die wichtigsten Dinge wie Maus,

Geschäftsführung und Anzeigenleitung Kirsten Wolf

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Impressum

Redaktion Jörg Braun (V.i.S.d.P.), Thomas Kroll Druck Druckzentrum Südwest GmbH, 78052 Villingen-Schwenningen Ausgabe Lahrer Zeitung und Schwarzwälder Bote Kinzigtal 19. September 2020


Als großes regionales Verkehrsunternehmen betreiben wir in Baden-Württemberg und angrenzenden Regionen Busverkehr und Schienenpersonennahverkehr. In unseren Betrieben und Tochtergesellschaften beschäftigen wir mehr als 1.300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, im Einsatz sind über 400 Omnibusse und – unter anderem auf einem eigenen Schienennetz von etwa 200 Kilometern Streckenlänge – mehr als 130 Schienenfahrzeuge. Wir sind Partner in mehreren Verkehrsverbünden in BadenWürttemberg. Starte ab 1. September 2021 in deine beru iche ukunft.

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Schneller Energieschub gefällig? Effektive Erholungsstrategien für den Arbeitsplatz / 15-minütiges Nickerchen will gelernt sein

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it dem Projektbericht geht es nicht voran? Es fehlt eine zündende Idee für den nächsten Entwurf? Keine Ahnung, mit welcher E-Mail angefangen werden soll? Zeit für eine Pause. Wer dann zum Smartphone greift und auf Instagram oder im Whatsapp-Gruppen-Chat des Fußballvereins versinkt, ist hinterher meist auch nicht schlauer. Effektive Erholung am Arbeitsplatz sieht anders aus. Am besten ist es, wenn Beschäftigte eine Mittagspause von 45 bis 60 Minuten machen und sowohl vormittags als auch nachmittags eine Minipause einlegen, empfiehlt Utz Niklas Walter, Leiter des Instituts für Betriebliche Gesundheitsberatung (IFBG). Und wie nutzen Beschäftigte diese kleinen Auszeiten optimal? Ein paar Anregungen: n Pause für die Augen: Wer am PC arbeitet, kann den Augen etwas Erholung gönnen. Dazu schließt man die Augen einen Moment und massiert sie. Oder man schaut eine Weile bewusst in die Ferne, erklärt Walter. »Man kann auch mit den Augen mehrmals eine liegende Acht zeichnen«, erklärt Walter. »Das geht mit offenen oder geschlossenen Augen.« Es wirkt auch entspannend, seine Handfläche auf die Augen zu legen oder einige Male bewusst zu blinzeln.

Atemzüge zählen: Ebenfalls für eine Minipause eignet sich eine einfache Atemübung. Dazu atmet man eine Weile drei oder auch fünf Sekunden ein und anschließend drei beziehungsweise fünf Sekunden wieder aus. Eingeatmet wird dabei durch die Nase, ausgeatmet durch den Mund. »Das beruhigt, senkt die Herzfrequenz und tut einfach gut«, sagt Walter. n

Ein Schläfchen machen: Utz Niklas Walter empfiehlt, 15 Minuten zu schlafen – und nicht länger. »Das kriegt man in einer einstündigen Mittagspause gut unter, wenn man es plant.« Notfalls schlummert man an seinem Schreibtisch. Besser ist es aber, sich an ein ruhiges Plätzchen zurückzuziehen und sich vielleicht sogar hinzulegen. »Wer schnell einschläft, stellt sich seinen Wecker vorher zum Beispiel auf 17 Minuten.« Wer nicht so gut abschalten kann, sollte es mit 20 Minuten probieren und sich langsam herantasten. n

Wer in der Mittagspause für Abwechslung sorgt, kann diese mehr genießen und so auch den Arbeitsalltag beleben. Das wiederum bewirkt im Job oft einen willkommenen Motivationsschub. Foto: Christin Klose »Selbst zehn Minuten Schlaf können schon Leistungsverbesserungen von ein paar Stunden bedeuten.« Walter betont aber: »Napping will gelernt sein.« Es braucht also vielleicht etwas Zeit, bis es klappt.

und Psychologin Kristine Qualen: »Sie gehen kurz raus und haben oft eine kleine Community, in der man sich über alles Mögliche unterhält.« Das sei Anregung und Pause zugleich. Wechselnder Mittagstisch: Andere Leute und anderes Essen können einen belebenden Charakter haben, weiß Kristine Qualen. Sie rät, in der Mittagspause gezielt neue Restaurants oder etwa Foodtrucks auszuprobieren. Eine andere Möglichkeit: eine Art Kochgruppe gründen. Dafür tun sich Kollegen zusammen und kochen etwa einmal pro Woche abwechselnd für die Runde. Das Essen lässt sich auch abends vorbereiten und dann für die gemeinsame Mittagspause mit zur Arbeit bringen.

Qualen. »Den Kopf kurz entlasten, um aus der ständigen Konzentration rauszukommen.« Was auch helfen kann, ist Ordnung schaffen: Den Schreibtisch aufräumen, die Unterlagen sortieren oder die Todo-Liste des Tages überprüfen.

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Routinen entwickeln: Gewohnheit ist ein guter Helfer im Job-Alltag. Wer zum Beispiel mehr Bewegung integrieren möchte, sollte das möglichst automatisieren. So kann man sich, etwa während man auf den Kaffee wartet, auf ein Bein stellen. Das kräftigt die Fußmuskulatur, wirkt sich positiv auf die tief liegende Rückenmuskulatur aus und trainiert den Gleichgewichtssinn. Routine sollte es ebenfalls sein, ausreichend zu trinken, also mindestens 1,5 Liter pro Tag. Ein guter Anfang ist es, in jeder Pause ein Glas Wasser zu trinken. n

Sich ein Beispiel an den Rauchern nehmen: Natürlich muss man sich für eine erholsame Pause kein ungesundes Laster angewöhnen. Aber viele Raucher machen dennoch einiges richtig, findet Coach n

Nicht zu viel Druck machen: Wer merkt, dass er gerade eine Blockade im Kopf hat, sollte sich nicht zum Weiterarbeiten zwingen. Besser sei es, kurz umherzulaufen, sich einen Kaffee zu holen oder vielleicht sogar kurz Musik zu hören, empfiehlt Arbeitspsychologin n

n Wieder reinkommen: Viele haben in der Pause den Faden verloren und es fällt ihnen schwer, wieder einzusteigen. Walter empfiehlt, eine Aufgabe nur bis kurz vor Ende zu bearbeiten und dann in die Pause zu gehen. »Man bringt die Aufgabe nicht zu Ende, damit man genau da anknüpfen kann«, erklärt er. Die notwendigen Dokumente lässt man während der Pause idealerweise gleich geöffnet. So weiß man hinterher, wo man wieder einsteigen wollte. Anderen wiederum kann es helfen, den Arbeitstag vor Beginn in Abschnitte aufzuteilen, so Qualen. Nach jeder Etappe legt man eine Pause ein. So falle es nach der Auszeit leichter, direkt wieder einzusteigen. »Man hat etwas fertig und weiß bereits, wo man weitermachen will.« red/tk


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Ausbildung und karriere

Zusammen über Barrieren hinweg Service für Grenzüberschreitende Arbeitsvermittlung Strasbourg - Ortenau weist Erfolgsbilanz auf

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en Service für Grenzüberschreitende Arbeitsvermittlung Strasbourg – Ortenau gibt es mittlerweile seit sieben Jahren. Sowohl für Arbeitnehmer als auch für Arbeitgeber auf beiden Seiten des Rheins kann er eine wertvolle Unterstützung sein. Jens Sydow, EURES-Berater und Arbeitsvermittler, sprach mit unserer Zeitung über das gemeinsame Projekt von der französischen Arbeitsagentur, Pôle emploi, und der Agentur für Arbeit. Wofür ist der Service für Grenzüberschreitende Arbeitsvermittlung zuständig? Unsere Vision ist ein grenzenloser gemeinsamer Arbeitsmarkt. Der Service für Grenzüberschreitende Arbeitsvermittlung Strasbourg Ortenau ist ein gemeinsames Projekt von Pôle emploi und der Agentur für Arbeit, um alle Arbeitssuchenden, die in dieser Region arbeiten möchten, und alle Arbeitgeber, die einen Standort im Ortenaukreis oder in Straßburg haben, zu unterstützen. Hierzu zählen die schnelle und passgenaue Besetzung von offenen Stellen sowie die Erleichterung der Arbeitssuche und -aufnahme im Nachbarland für Bewerber aus der Grenzregion. Wir unterstützen mit einer individuellen Beratung, bei Bedarf ist auch eine regelmäßige Betreuung möglich. Warum kann sich das für deutsche Unternehmen lohnen? Wir arbeiten beispielsweise mit Arbeitssuchenden aus der Region Straßburg zusammen, die in Berufszweigen qualifiziert sind, in denen es auf der deutschen Rheinseite kaum Bewerber gibt. Hierbei haben wir Zugriff auf die Strukturen der französischen und deutschen Arbeitsagenturen. Damit können wir die jeweilige Vermittlungsstrategie passgenau auswählen und Kapazitäten bündeln, um den Bewerber aus einem Land mit dem Arbeitgeber im anderen Land zusammenzubringen. Wir führen auch Beratungen über die Vergleichbarkeit von Berufsabschlüssen und Qualifikationen im Nachbarland durch. Welche Barrieren müssen französische Arbeitnehmer bei der Jobsuche in Deutschland überwinden? Ein Hemmnis könnte die Ungewissheit in einem unbekannten

Der Service für grenzüberschreitende Arbeitsvermittlung Strasbourg – Ortenau ist im Gebäude der Agentur für Arbeit Kehl Am Bahnhofsplatz 3 untergebracht. Foto: Michael Bode Kulturkreis sein. Außerdem spielen oft Sprachdefizite eine Rolle bei der Entscheidung für eine Beschäftigung im Nachbarland. Aber auch andere Abläufe in Betrieben, Gepflogenheiten und die Anerkennung eines Berufsabschlusses in reglementierten Berufen wie solchen im Gesundheitswesen empfinden Interessenten anfangs als hinderlich. Wie erleichtern Sie französischen Bewerbern den Berufseinstieg in Deutschland? Der Service für Grenzüberschreitende Arbeitsvermittlung in Kehl begleitet die Bewerber kostenfrei von A – Z. Er ist offen für alle Interessenten mit oder ohne Beschäftigung. Die Etappen zu einem möglichen Berufseinstieg gliedern sich in die Bereiche Beratung, Vorbereitung und Vermittlung. Die Beratung umfasst die Information zur Lage des Arbeitsmarktes, also auch zu den Beschäftigungsmöglichkeiten in der Grenzregion sowie die Abwägung der Chancen des Bewerbers. Zur Vorbereitung zählen die Unterstützung durch Deutschsprachkurse, die Erstellung von Bewerbungsunterlagen in deutscher Form, Coachings zum Thema Vorstellungsgespräche sowie viele weitere Optionen. Außerdem helfen wir aktiv bei der Vermittlung in eine Beschäfti-

gung durch die Unterstützung bei der Suche nach Stellenangeboten und bei Bewerbungen, als auch durch die aktive Vorstellung von Bewerberprofilen bei Arbeitgebern in der Region. Da wir die Unterschiede der Arbeitswelten in Deutschland und Frankreich kennen, können wir die Bewerber auf ihr neues Arbeitsumfeld bestmöglich vorbereiten, so dass sie sich darin sicherer bewegen können.

Wir setzen auf neue Technologien und bieten unkompliziert eine individuelle Beratung an, die auf die aktuelle Situation eingeht. So müssen die Kandidaten nicht persönlich vorbeikommen, sondern werden auch bequem zu Hause beraten. Hierbei setzen wir auf die Betreuung per Mail, Telefon oder auch über Videokonferenzen.

Wie viele französische Arbeitnehmer konnten Sie bereits nach Deutschland vermitteln? Es gibt insgesamt 8183 Arbeitnehmer aus Frankreich, die täglich in den Ortenaukreis für ihre Arbeit einpendeln (Stand 2019). Der Service in Kehl konnte aktiv bei vielen Arbeitsaufnahmen unterstützen. Wir entwickeln unsere Arbeitsabläufe ständig weiter. Aktuell arbeiten wir an einer gemeinsamen Weiterbildung für Bewerber im Logistikbereich.

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In welchen Branchen landen Ihre Klienten? Die Schwerpunkte liegen momentan im Bereich Logistik, Verkauf, Industrie sowie im Marketing/Vertrieb. Durch Corona ist Ihre Arbeit sicher nicht einfacher geworden. Wie wirken Sie dem entgegen?

Fragen von Thomas Kroll Weitere Informationen: www.s-p-t.eu u E-Mail: SPT-Kehl@arbeitsagentur.de

Info

Eine Erfolgsbilanz Dass der Service für Grenzüberschreitende Arbeitsvermittlung Strasbourg – Ortenau seinen Zweck mehr als erfüllt, zeigt die eindrucksvolle Anzahl der erfolgreich vermittelten französichen Beschäftigten in den Ortenaukreis in den vergangenen Jahren: 2013: 105 Integrationen 2014: 167 n 2015: 199 n 2016: 241 n 2017: 311 n 2018: 401 n 2019: 298 n n



Ausbildung und karriere

Raus aus der beruflichen Sackgasse

Wie man einen Branchenwechsel gut begründet / Gründe für den neuen Job stehen im Vordergrund

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in Branchenwechsel kann Beschäftigte aus einer beruflichen Sackgasse manövrieren. Der Start im neuen Feld gelingt aber nur, wenn Bewerber künftige Arbeitgeber auch überzeugen können. Bewerber müssen dazu deutlich machen, dass der Wechsel keine Notlösung ist, weil sie in ihrer Branche gerade keine andere Stelle finden können, erklärt Ben Dehn vom Bewerbungsservice »Die Bewerbungsschreiber« in Bochum. Hilfreich ist, wenn Bewerber zum Ausdruck bringen, warum sie in eine neue Branche möchten – nicht, warum sie aus der bisherigen weg wollen. Es gelte die Ziele, die man mit dem Branchenwechsel erreichen möchte, klar zu benennen, so der Experte. Geht es darum, noch mal ganz neue Erfahrungen zu sammeln? Oder will man sich fachlich weiterentwickeln? Möglicherweise ist man auf der Suche nach einer neuen Herausforderung. Genauso können Bewerber erklären, dass sie verstärkt im internationalen Kontext arbeiten möchten.

Aspekte suchen, mit denen man sich identifizieren kann Dehn empfiehlt außerdem, sich ein bis zwei Aspekte in der Wunschbranche zu suchen, mit denen man sich identifizieren kann. Da kommen zum Beispiel die Unternehmensphilosophie oder -geschichte infrage, aber auch

Branchenwechsler sollten in ihrer Bewerbung erklären, was sie an dem neuen Einsatzfeld reizt – nicht, was sie im alten Job gestört hat. Foto: Christin Klose die Betriebskultur oder die Zusammensetzung eines Teams. Das unterstreicht die Motivation für eine Bewerbung zusätzlich. Entscheidend ist es dem Experten zufolge auch, sich »als branchenfremder Bewerber nicht zu klein zu machen«. Vielmehr komme es darauf an, die eigenen fachlichen und persönlichen Qualifikationen zu finden, die bereits für die aktuelle Branche relevant sind. Dann müssen Bewerber erklären, wie und warum sie diese Skills in

der neuen Position ebenfalls einbringen können. Dehn erklärt das mit einem Beispiel: Plant ein Hotelmitarbeiter in den Vertrieb zu wechseln, kann er etwa seine Fähigkeiten im täglichen Umgang mit Gästen und Dienstleistern herausstellen. Diese sind auch für die Vertriebsarbeit relevant. So lasse sich sogar bislang fehlende Branchenerfahrung ausgleichen. Grundsätzlich gilt: Ein Branchenwechsel kann ein guter Weg

sein, sich beruflich weiterzuentwickeln. Beschäftigte können so viel Neues lernen und mehr über die eigenen Stärken herausfinden. Das und der damit verbundene Perspektivwechsel bringen am Ende vielleicht sogar einen Motivationsschub für das Berufsleben. Natürlich komme ein Branchenwechsel aber auch in Frage, wenn die wirtschaftliche Situation es nötig macht. Etwa, weil derzeit einige Branchen coronabedingt noch red/tk immer stark leiden.

Spiel statt Wettkampf

Beim Lernen auf persönlichen Fortschritt setzen

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Für langfristige Motivation sollte Lernen am Arbeitsplatz nicht als Wettbewerb gestaltet sein. Besser ist, wenn jeder seine persönlichen Fortschritte sieht. Foto: Klaus-Dietmar Gabbert

ur wenige bringen regelmäßig die Motivation auf, etwas Neues zu lernen. Leichter fällt das Lernen, wenn es quasi nebenbei im Spiel erfolgt. Wichtig ist aber, dass die Lerninfrastruktur stimmt, erklärt Gamification-Experte Roman Rackwitz im «Personalmagazin» (Ausgabe 09/2020). Rackwitz empfiehlt, eher auf persönlichen Fortschritt anstatt auf Wettkampf zu setzen. Um spielerisches Lernen am Arbeitsplatz zu fördern, müssten Aktivitäten so gestaltet werden, dass die Lernenden selbst merken, wie sie nach und nach besser werden. Das

macht das Lernen attraktiv. Wer dagegen ausschließlich um des Wettbewerbs willen lernt, für den bleibt die Tätigkeit an sich womöglich nach wie vor unattraktiv. Daneben ist es dem Gamification-Experten zufolge gut, immer wieder neue Spielmechanismen zu nutzen. Vielleicht bevorzugen Beschäftigte an einem Tag strategische Herausforderungen, dann wieder Lernvideos oder ein Quiz. Sobald es eintönig wird, stellt sich schnell Unlust ein. Die Lerninfrastruktur sollte idealerweise die verschiedenen Stimmungen des Menschen berücksichtigen. red/tk


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Ausbildung und karriere

Mal über den Tellerrand schauen

So wird das Jahresgespräch keine Nullnummer / Vorbereitung hilft, die gesteckten Ziele zu erreichen

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ringt mich ohnehin nicht weiter«, denken wahrscheinlich viele, wenn sie von der Führungskraft zum sogenannten Mitarbeiter- oder Jahresgespräch gebeten werden. Und warten einfach ab, was so kommt. Das ist aber nicht unbedingt die beste Einstellung für solche Gespräche. Entscheidend ist vor allem eine gute Vorbereitung. Oft liegt dem Mitarbeitergespräch ein standardisierter Prozess zugrunde, wie der Kölner Karrierecoach Bernd Slaghuis erklärt: Also Fragebögen, die zur Bewertung und Dokumentation ausgefüllt werden, um für alle Beschäftigten eine vergleichbare Basis zu schaffen. Das bietet eigentlich nicht viel Raum, eigene Themen oder Impulse zu setzen. Deshalb ist vor allem die Haltung wichtig, mit der man in ein solches Gespräch geht: »Mitarbeiter sollten sich nicht nur passiv anhören, was gut und was schlecht gelaufen ist, wie hoch ihr Bonus ausfällt und was die formalen Ziele für das nächste Jahr sind. Sie sollten auch aktiv Dinge ansprechen, die ihnen selbst wichtig sind«, rät Slaghuis. n Typische Themen kennen: Aber wie sieht eine gute Vorbereitung aus? Eine Art Tagesordnung wird es im Vorfeld eher nicht geben. Einige Themen kommen im Mitarbeitergespräch allerdings immer wieder auf den Tisch, wie Marlene Pöhlmann vom Personaldienstleister Robert Half erklärt. Grundsätzlich soll ein Status quo festgehalten werden. Es gehe also darum, den Eindruck, den die Führungskraft vom Mitarbeiter hat, zu besprechen. Außerdem dreht sich

Oft kommen beim Jahresgespräch mit der Führungskraft vorgefertigte Fragebögen zum Einsatz. Dann ist die Haltung, mit der man ins Gespräch geht, besonders wichtig. Foto: Monique Wüstenhagen das Gespräch meist um einen Leistungsabgleich sowie um Stärken, Schwächen und Kritikpunkte. »Wo stehe ich im Unternehmen? Und wie kann ich mich weiterentwickeln?« – diese Fragen sollten ebenfalls eine Rolle spielen. Grobe Gesprächsrichtung abklopfen: Mitarbeiter haben auch die Möglichkeit, bei der Führungskraft vorzufühlen, wie das Gespräch in etwa aussehen soll: Man könnte zum Beispiel fragen, was der oder die Vorgesetzte erwartet – ob man selbst etwas vorbereiten oder einbringen soll, rät Pöhlmann. So könne man eine grobe Richtung des Gesprächs abklopfen. Slaghuis empfiehlt auch, den Prozess zu erfragen, also wie das Gespräch strukturiert ist und abläuft. Um sich inhaltlich vorzubereiten, sollte man sich überlegen: Woran wird mein Chef mich messen? n

Auf Negatives vorbereitet sein: Dazu lohnt auch ein Blick in die Unterlagen zum letzten Mitarbeitergespräch: Was ist seit dem letzten Gespräch gut gelaufen? Welche Ziele habe ich erreicht? Was ist vielleicht nicht so gut gelaufen und was ist der Grund dafür? Pöhlmann rät, sich die Punkte, die man selbst ansprechen möchte, im Vorfeld aufzuschreiben. Die Notizen könne man ruhig mit ins n

Bernd Slaghuis ist Karriere- und Business-Coach in Köln. Foto: Armin Zedler

Gespräch nehmen – so vergisst man nichts und die Notizen helfen einem, strukturiert zu bleiben. »Und es ist ein Anzeichen, dass man gut vorbereitet ist und sich Gedanken gemacht hat.« Wer mehrere Punkte hat, die er selbst ansprechen möchte, sollte den Vorgesetzten am besten kurz vorwarnen, damit auch der sich kurz vorbereiten und sich zeitlich darauf einstellen kann. Mit eigenen Ideen glänzen: Wer etwas zu kritisieren hat, der kann das im Mitarbeitergespräch durchaus tun, sind sich die Experten einig. Wichtig ist, dabei professionell und sachlich zu bleiben. Und: Bei der bloßen Kritik sollte man es nicht belassen, rät Pöhlmann: Am besten sei es, gleich einen Alternativ-Vorschlag zu machen. Wenn Arbeitsabläufe nicht gut funktionieren, könne man etwa sagen: »Wir können viel effizienter arbeiten, wenn wir es wie folgt machen – und dann seine Idee erklären.« Genau dieser Bereich ist es laut Pöhlmann, in dem ein Mitarbeiter glänzen kann: Ideen einbringen und über den eigenen Arbeitsbereich hinausschauen. n

Auf Kritik nicht mit Abwehrhaltung reagieren: Was aber, wenn das Gespräch ganz und gar nicht glänzend läuft und viel mehr nega-

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tives Feedback kommt als erwartet? Pöhlmann rät: »Fachliche Kritik sollte man mitnehmen und nach dem Gespräch drüber nachdenken, wie man es besser machen kann.« Bevor es zu emotional wird oder man nur abwehrend reagiert, sollte man lieber einen zweiten Termin machen, um noch mal darüber zu sprechen. Wer überrascht vom negativen Feedback ist, sollte das ruhig sagen, empfiehlt Slaghuis. Im Gespräch lässt sich dann klären, wie die unterschiedlichen Sichtweisen zustande gekommen sind. Außerdem bietet es sich an, die Erwartungshaltung des Gegenübers abzuklopfen: »Konkret fragen: Was muss ich anders machen, damit Sie finden, ich habe einen guten Job gemacht?« Protokoll schafft Verbindlichkeit: Wichtig ist, die Ergebnisse des Mitarbeitergesprächs zu dokumentieren. So verliert man bis zum nächsten Gespräch nicht seinen Fokus und ist bei Abmachungen besser abgesichert, so Pöhlmann. »Das schafft Verbindlichkeit und oft ist ein doppelter Boden sehr gut.« Beide Seiten sollten das Protokoll absegnen. »Es sollte nichts in die Personalakte wandern, was der Mitarbeiter nicht gesehen hat«, betont Slaghuis. red/tk n



Ausbildung und karriere

»Mit voller Kraft durchstarten«

Wirtschaftsexpertin Heidrun Riehle glaubt an eine positive Entwicklung in den kommenden Monaten

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er Wirtschaftsverband Industrieller Unternehmen Baden (wvib) hat ein großes Ziel: Unternehmen und Menschen wettbewerbsfähiger machen. Wir sprachen mit Heidrun Riehle, Rechtsanwältin und stellvertretende Hauptgeschäftsführerin der wvib Schwarzwald AG. Frau Riehle, der wvib ist sicher nicht jedem Leser ein Begriff. Bitte stellen Sie sich kurz vor. Die wvib Schwarzwald AG ist Sprachrohr und Dienstleister der familiengeprägten, mittelständischen Industrieunternehmen in Baden-Württemberg, die auch jenseits der Ballungszentren global erfolgreich sind. Unser Prinzip: Unternehmer und Führungskräfte, die sich für ihr Unternehmen, ihre Kunden, ihre Mitarbeiter, die Umwelt und für unsere Gesellschaft engagieren, tauschen sich aus mit einem Ziel: Unternehmen und Menschen wettbewerbsfähiger machen. Unsere Themen: Werte, Strategie, Führung, Familie, Eigentum, technologische Perspektiven, neue Marktzugänge und Geschäftsmodelle, soziale Marktwirtschaft. Im 1946 gegründeten wvib erwirtschaften 1051 produzierende Unternehmen mit 380 000 Beschäftigten weltweit 74 Milliarden Euro Umsatz. In jährlich mehr als 1000 Veranstaltungen wachsen Unternehmens-Chefs und Führungskräfte im permanenten Erfahrungsaustausch, in Seminaren und Beratungen zu einer lernenden Gemeinschaft zusammen. Über 60 hauptamtliche Mitarbeiter spannen ausgehend vom Freiburger wvib-Campus und dem wvib-Büro Stuttgart ein Netzwerk für »Wissen und Wärme« über die weltweit engagierte Schwarzwald AG. Inwiefern profitieren Ihre Partner von der Zusammenarbeit mit dem wvib? Die Mitgliedsunternehmen und externen Netzwerkpartner profitieren gleichermaßen vom größten Unternehmernetzwerk in Baden-Württemberg. Enge Verbindungen ermöglichen schnelle Inputs, Benchmarks, Blick auf Lösungsansätze und effiziente Fortentwicklung von Unternehmen und Mitarbeitern anhand der aktuellen Fragestellungen. Gegenseitige Offenheit und Zusammenarbeit im Erfahrungsaustausch fördern die Entwicklungsdynamik.

Das wvib-Haus in der Merzhauser Straße in Freiburg ist seit 1999 Firmensitz. Finden die Unternehmen, die dem wvib angehören, aktuell genügend gute Azubis? Der aktuelle Ausbildungsmarkt zeigt, dass nach wie vor noch einige Ausbildungsstellen in technischen Fachqualifikationen unbesetzt sind. Trotz der Coronakrise gab es nach den Angaben der Bundesagentur für Arbeit von April in den Metall- und Elektroberufen einen Mangel an Ingenieuren und qualifizierten Fachkräften. Damals waren rund 19 000 mehr unbesetzte Lehrstellen als Bewerber auf dem Markt. In den vergangenen Monaten hat sich diese Situation leicht verbessert, ist aber noch nicht zufriedenstellend. Gerade die stark exportorientierten Maschinenbauunternehmen sind momentan etwas zurückhal-

Im Gespräch mit

Heidrun Riehle, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin des wvib tender in der Einstellung von Hochschulabsolventen. Die Mehrheit erwartet jedoch, dass sich die Situation in absehbarer Zeit verbessern wird. Aktuelle Einstellungsstopps sind der konjunkturellen Situation geschuldet. Nach wie vor wird es mittelfristig gerade im Maschinenbau aufgrund der Digi-

talisierung einen hohen Bedarf an Ingenieuren und qualifizierten Fachkräften geben. Auch die übrigen Branchen wie Medizintechnik, Elektrotechnik sowie Mess- und Regeltechnik haben weiterhin Bedarf an Fachkräften und Hochschulabsolventen. Wie schätzen Sie die Entwicklung in den kommenden Monaten ein? Corona wird auch in den nächsten Monaten Einfluss auf die Beschäftigungssituation in einigen Mitgliedsunternehmen haben. Die industriellen Unternehmen sind je nach Branche und Ausrichtung am Markt unterschiedlich betroffen. Das Instrument der Kurzarbeit hilft vielen unserer Mitgliedsunternehmen, ihre Beschäftigten zu halten, um nach den jetzt verstärkt auftretenden positiven Konjunktursignalen wieder mit voller Kraft durchstarten zu können. Die Corona-Krise trifft die exportorientierten Unternehmen hart. Dennoch wollen gut zwei Drittel der Unternehmen künftig genauso viele gewerblich-technische Ausbildungsplätze anbieten wie vor der Pandemie. Was Ausbildung anlangt, sind sich die Unternehmen bewusst, dass Sie heute in die Fachkräfte von morgen investieren müssen. Trotz Corona haben die meisten Unternehmen ihre Ausbildungsaktivitäten aufrechterhalten. Die staatliche Ausbildungsprämie spielt in den größeren Industrieunternehmen weniger eine Rolle und unterstützt eher im KMU-Bereich Unternehmen bis

Fotos: wvib

249 Beschäftigte, ihre Ausbildungsbemühungen fortzusetzen. Das Bundesprogramm »Ausbildungsplätze sichern« der Agentur für Arbeit bietet den Unternehmen neben der Ausbildungsprämie, den Zuschussmöglichkeiten zur Ausbildungsvergütung und einer Übernahmeförderung im Falle einer Insolvenz eine zusätzliche Absicherung für ihre Ausbildungsmöglichkeiten. In den Erfahrungsaustauschgruppen informiert die wvib Schwarzwald AG sowohl Personalleiter als auch Ausbildungsverantwortliche ganz gezielt über dieses Programm. Wie kann der wvib in der aktuellen Lage dabei behilflich sein, den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt anzukurbeln? Der wvib arbeitet eng mit der Agentur für Arbeit zusammen. Stellensuchende können sich auf dem wvib Stellenmarkt täglich darüber informieren, welche Arbeitsstellen und beruflichen Qualifikationen in den Mitgliedsunternehmen gesucht werden. Derzeit befinden sich rund 1530 offene Stellen aus der Industrie auf dieser Plattform. Azubis die noch auf der Suche sind, finden im Bereich Ausbildungsplätze schnell Zugang zu offenen Ausbildungsplätzen. Mehr als 208 offene Angebote für die Jahre 2020 und 2021 warten auf Bewerber. Weitere Informationen: u www.wvib.de

Fragen von Thomas Kroll


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Ausbildung und karriere

Wenn sie Karriere machen will

Wie Frauen Familie und Beruf besser vereinbaren können / Tagesablauf optimal organisieren

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inder und Karriere – beides wollen Frauen so gut wie möglich unter einen Hut bekommen. Ein Selbstläufer ist das aber nicht, schon gar nicht in CoronaZeiten. Und auch ohne Pandemie kann es häufig nur gelingen, wenn der Mann zurücksteckt und mehr Zeit mit den Kindern und im Haushalt verbringt. So wie Boris Bortchen, dreifacher Vater aus Hamburg. Er arbeitet in Teilzeit, damit seine Frau Jenny beruflich durchstarten kann.

Früher Start in den Tag

Ein normaler Tag beginnt bei der PR-Managerin so: Um 6.30 Uhr aufstehen, frühstücken, die zwei Jüngsten (zwei und sechs Jahre) in die Kita bringen, der Große (elf Jahre) fährt selbst zur Schule. Wieder nach Hause fahren, Telefonate erledigen, E-Mails schreiben, Pressearbeit für die Kunden planen. Um 13.30 Uhr kommt der Große von der Schule, das heißt: schnell etwas kochen und zusammen essen. Zurück am Schreibtisch bis 15 Uhr, dann kehrt Ehemann Boris von seinem Job in einer Werbetechnikfirma mit den beiden Kindern aus der Kita zurück. Nach dem gemeinsamen Abendessen und Kinder ins Bett bringen setzt sie sich manchmal noch an einen Pressetext. Durch ihre freie Zeiteinteilung schafft Jenny es, zwei Nachmittage pro Woche mit der Familie zu verbringen. »Wir haben lange darauf hingearbeitet, dass dies alles so funktioniert«, erzählt Jenny. Nach ihrem Studium, verschiedenen Praktika und dem Volontariat in einer großen PR-Agentur arbeitete sie sich zwischenzeitlich bis zum Account Director hoch.

Sprung in die Selbstständigkeit

Den Sprung in die Selbstständigkeit wagte sie 2016 nach der Elternzeit des zweiten Sohnes. »Ich konnte mich weder finanziell, noch von der Position her im damaligen Unternehmen weiterentwickeln«, erzählt sie. Boris unterstützt den Weg seiner Frau: »Ich habe schon immer gesagt: Wenn meine Frau sich selbstständig macht, schafft sie es, in weniger Arbeitszeit mehr Geld ranzuschaffen.« Tatsächlich verdient Jenny heute mehr als in ihrer Angestelltenzeit. Damit sich Boris nachmittags um die Kinder kümmern kann, er-

möglichte ihm sein Arbeitgeber, Stunden zu reduzieren. »Von anderen Männern wird mir oft mit Neid begegnet, dass ich in Teilzeit arbeiten kann. Denn viele Väter wollen ihre Kinder öfter sehen«, sagt er. »Irgendwann kommt jede Mutter an den Punkt, wieder etwas für sich selbst in der beruflichen Karriere tun zu wollen«, sagt Stefanie Gundel. Sie coacht in Düsseldorf berufstätige Mütter. Ein Grund sei häufig Wertschätzung, da Kinderbetreuung in der Gesellschaft bei weitem nicht so hoch angesehen wird, als wenn man regelmäßig arbeiten geht. »Wenn aber die Gewissenskonflikte sehr groß sind, sollte man im ersten Schritt überlegen, welches Motiv hinter dem Wunsch steckt, wieder zu arbeiten«, erklärt sie weiter. Was bekomme ich dadurch, abgesehen vom Geld? Was möchte ich meinen Kindern mitgeben? Welche Werte möchte ich vorleben?

Gute Kommunikation zählt

»Das Ergebnis kann zum Beispiel sein, dass einem eine gute Kommunikation mit den Kindern wichtig ist«, sagt Gundel. Das können Mütter auch mit einem täglichen, gemeinsamen Abendessen erreichen oder mit einem freien Tag in der Woche, an dem sie alle gemeinsam Zeit verbringen. »Klar denke ich, wenn ich im Café sitze, arbeite und drei Mütter mit ihren Kindern Eis essen sehe, dass dies jetzt auch schön wäre«, gibt Jenny zu. »Auf der anderen Seite hatte ich das schon mal und bin froh, dass ich meine Erfüllung auch wieder im Job finde.« Organisation steht bei den Bortchens ganz oben auf der Liste: »Ein Termin auswärts mit Übernachtung wird immer dann schwierig, wenn der andere auch abends Termine hat«, erzählt Jenny. Ebenso müssen schnelle Lösungen her, wenn ein Kind erkrankt. Doch auch eine gute Planung kann mal scheitern. »Mein Stresslevel steigt enorm, wenn ich zu spät losgehe mit den Kleinen«, sagt Jenny. Da sie in der Woche viele Termine einhalten müssen, versuchen sie, sich am Wochenende nicht zu viel vorzunehmen. »Wichtig ist, immer wieder gemeinsam zu überlegen, was der Kernfamilie guttut. Auch, wenn das Ergebnis Faulenzen heißt«, sagt Jenny. red/tk

Jennifer und Boris Bortchen haben lange darauf hingearbeitet, ein Arbeits- und Betreuungsmodell zu finden, das passt. Foto: Markus Scholz

Info

Auch im Home-Office Daten schützen Mit der Personalakte auf das Sofa? Keine gute Idee. Die DSGVO und das Bundesdatenschutzgesetz schreiben vor, dass Mitarbeiter zu Hause dieselben Datenschutzniveaus einhalten müssen, die im Betrieb gelten. Darauf weist der TÜV Nord hin. Das heißt zum Beispiel: Notizen oder Dokumente mit personenbezogenen Daten oder vertraulichen Informationen gehören nicht in den Papiermüll. Sie müssen ordnungsgemäß vernichtet werden. Der Arbeitgeber ist in der Pflicht einen Aktenschredder zu stellen, so Rechtsanwalt Tim Günther vom TÜV Nord.

Günther rät weiter, Unterlagen sichtgeschützt in einem eigenen, optimalerweise abschließbaren Arbeitszimmer aufzubewahren. USB-Sticks und andere Datenträger sollten verschlüsselt werden. In den Pausen sollten Mitarbeiter den Laptop sperren. Kommt es zu einem Verstoß gegen den Datenschutz, haftet gegenüber Externen zunächst der Arbeitgeber. Haben Mitarbeiter sich allerdings fahrlässig verhalten oder sogar vorsätzlich Daten weitergegeben, dürfen arbeitsrechtliche Konsequenzen von einer Abmahnung bis hin zur Kündigung folgen. red/tk



Ausbildung und karriere

Eine neue Heimat für den Job?

Wer die passende Stelle sucht, hat mit der Bereitschaft zum Wohnortwechsel oft bessere Karten

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euer Job, neue Stadt? Einen Umzug für eine andere Stelle nehmen Menschen eher ungern in Kauf – und schon gar nicht leichtfertig. Flexibel zu sein kann sich aber lohnen, vor allem für Einsteiger. Die Wahrscheinlichkeit, dass die beste Job-Option direkt von der Haustüre liegt, ist gering. Aber wäre man bereit für eine neue Stelle den Wohnort zu wechseln? In den meisten Fällen lautet die Antwort auf diese Frage wohl: Nein. »Berufsbedingte Mobilität ist mit Kosten und Nutzen verbunden«, sagt Sebastian Bähr vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in Nürnberg. »Der Nutzen ist aber für viele nicht so hoch, dass er die Kosten decken würde.« Das kann auch ein attraktives Stellenangebot oft nicht ändern. Ob ein Umzug eine Option ist, hängt aber stark von den individuellen Rahmenbedingungen ab. »Es gibt Leute, für die ist ein Umzug und ein Regionswechsel harmlos«, stellt Volker Klärchen fest. Der Karriere-Coach hat immer wieder mit Klienten zu tun, die vor der Frage stehen: Umziehen oder nicht?

Je früher, desto einfacher

Der Schritt ist umso einfacher, je weiter man am Anfang seiner Laufbahn steht. »Wenn man keine Kinder hat, kein Haus, keine Wohnung, keinen Partner, dann ist das auch eine Chance«, sagt Klärchen. Dass sich ein Regionswechsel vor allem zu Beginn der beruflichen Laufbahn anbietet, kann Bähr bestätigen. »Mobilität lohnt sich für eine Gruppe von Erwerbstätigen richtig: Berufseinsteiger können schneller Einkommenssteigerungen erzielen, wenn sie mobil sind – und profitieren dann auch länger davon.« Häufiger umzuziehen kann laut Bähr aber ganz unabhängig von der Berufserfahrung eine Strategie sein, um Karrieresprünge zu machen. »Man kommt oft schneller voran, wenn man Mobilität zeigt, als sich bei einem Arbeitgeber hochzuarbeiten.« Auch wer sich aus der Arbeitslosigkeit heraus bewerben muss, hat automatisch mehr Angebote zur Verfügung, wenn er den Umkreis der Stellensuche erweitert. Aber wie oft ist oft genug und was ist zu viel? »Mit dem Ortswechsel ist es wie mit dem Firmenwechsel«, sagt Klärchen. »Ab und

Wer Wohnortwechsel in Betracht zieht, kann oft schneller Karrieresprünge machen. zu zeigt es Flexibilität, zu oft wirkt es sprunghaft.« Irgendwann sollten Berufstätige sehen, dass sie bei einem Unternehmen ankommen. Sonst glauben potenzielle künftige Arbeitgeber nicht mehr, dass ein Bewerber auch wirklich bleiben wird.

Der Schritt ins Ungewisse

Auch wenn es karrieretechnisch Sinn macht, klar ist: »Ein Standortwechsel ist immer ein Schritt ins Ungewisse«, so Bähr. So wisse man nie genau, wie sich die Optionen in den nächsten Jahren entwickeln. Daher müsse man schon gut überlegen, ob ein Umzug auch dann noch eine sinnvolle Entscheidung sei. Wichtig sei, im Vorhinein so viele Informationen wie möglich zu sammeln. »So kann man vergleichen. Und das bezieht sich nicht nur auf die Stelle, sondern auch auf das neue Umfeld, in dem man leben wird.« Ganz praktische Überlegungen sollten immer mit in die Entscheidungsfindung einfließen. »Etwas, das ich auch echt oft erlebe: Jemand fasst den Entschluss, nach München umzuziehen, weil die Gehälter viel höher sind. Allerdings ohne zu bedenken, dass auch die Lebenshaltungskosten viel höher sind«, erzählt Klärchen. Man sollte also Zeit und Mühen investieren, und zum Beispiel nach

potenziellen Wohnungen recherchieren – um zu sehen: Was würde das Leben in der neuen Region überhaupt kosten? Laut Bähr spielt auch die psychologische Konstitution durchaus eine Rolle, also die Frage: »Traue ich mir das überhaupt zu?« Da müssen Berufstätige und Bewerber vor allem sich selbst gegenüber ehrlich sein. »Ich hatte eine Kundin, die war eher introvertiert«, erzählt Volker Klärchen. Mit dem beruflichen Neustart in einer anderen Stadt, nahm sie sich vor, mehr aus sich herauszugehen. Es fiel ihr aber in der neuen Stadt sogar noch schwerer. »Ich würde daher immer sagen, dass man solche Dinge lösen sollte, bevor man umzieht.«

Alle Szeanrien durchspielen

Vor der Entscheidung sollten Jobwechsler verschiedene Szenarien durchspielen: Was ist eigentlich, wenn etwas nicht klappt? Was mache ich, wenn ich noch in der Probezeit feststelle, dass es doch nicht passt? Bin ich mir tatsächlich im Klaren, auf was ich mich einlasse? Auch Heimweh sei ein unterschätztes Thema, so der Coach. Heinz Ostermann, Vorsitzender des Verbandsbereichs Personalvermittlung im Bundesarbeitgeberverband der Personaldienstleister, sagt: »Ein Standortwechsel

Foto: Christin Klose

muss privat genauso ins Leben passen wie beruflich.« Für eine Top-Position von Berlin nach München umzuziehen, sieht zwar auf dem Papier erstmal gut aus. »Wenn dann aber zum Beispiel der Ehemann, der Partner oder die Kinder nicht mitspielen und die gesamte Familie unglücklich ist, dann wird es auch schwer sein, beruflich gute Leistungen zu erbringen.«

Fragen kostet nichts

Einen beruflichen Neuanfang in einer neuen Stadt als eine Art Reset zu nehmen um von vorne zu starten, kann aber ebenso problematisch sein. »Wer den Umzug nutzt, um sich einem Problem zu entziehen und darauf hofft, dass dann alles anders ist, stellt dann in der Regel fest, dass er das Thema mitgenommen hat«, so Klärchen. Wer sich trotz aller Bedenken entschieden hat, dem gibt Klärchen als ganz praktischen Tipp mit auf den Weg: »Auch wenn ein Arbeitgeber nicht dazu verpflichtet ist, den Arbeitnehmer beim Umzug zu unterstützen, lohnt es sich, das im Vorstellungsgespräch zum Thema machen.« Das Unternehmen kann zum Beispiel Umzugskosten übernehmen, oder aber mit Kontakten aushelfen – etwa bei der Wohnungssuche. »Fragen kostet nichts.« red/tk



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