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Mien Backstuuv: „Nordisch by nature“

„Nordisch by nature“

An der Ostsee, dort, wo andere Urlaub machen, liegt das Vertriebsgebiet von Mien Backstuuv. „Nordisch by nature*“ trifft den Stil der Bäckerei, die ihre Brote typisch norddeutsch Knut, Bent oder Hark benennt.

Von Helga Baumfalk

+Pelzerhaken, Großenbrode, Hohwacht, Burg auf Fehmarn – den meisten Besuchern, die nach Schleswig-Holstein an die Ostsee reisen, sagt das was. Alle sind beliebte Urlaubsziele und in allen Orten ist Mien Backstuuv mit mindestens einer seiner insgesamt 16 Fachgeschäfte vertreten. Kein Wunder, dass der Tourismus das Geschäft mitbestimmt und der Bäckerei seinen Rhythmus aus belebter Sommer- und ruhiger Wintersaison auferlegt. „Wir sind ganz klar ein Saisonbetrieb“, bringt es Detlef Scheel auf den Punkt. Das Umsatzgefälle einer Filiale an einem touristisch geprägten Standort kann im Sommer-WinterVergleich durchaus bis 80 % betragen.

Im Sommer – die Saison geht in der Regel von Mai bis September – steht die Backstube unter Volllast und manchmal darüber hinaus. 14 Mitarbeiter arbeiten hier im Zweischichtbetrieb. An der Fünf-Tage-Woche in der Produktion wird trotzdem eisern festgehalten. In der Wintersaison (Oktober bis April) läuft das Leben lässiger. Dann bleibt Zeit, Urlaubstage nachzuholen, neue Rezepturen auszuprobieren, sich ums Marketing zu kümmern. Öffnungszeiten einiger Filialen werden dem Bedarf entsprechend gekürzt; ein Geschäft bleibt im Winter gleich ganz zu.

2021 konnte Mien Backstuuv den Ansturm der Kunden in der Sommersaison kaum bewältigen. „Die Leute haben uns

Jan Peter Thaysen (l.) und Detlef Scheel 2020 nach Gründung von Mien Backstuuv

Tourismus 2021 in Ostholstein

Im Sommerhalbjahr 2021 (Mai bis Oktober) haben 1,15 Mio. Menschen ihre Ferien im Kreis Ostholstein verbracht. Im Juli reisten die meisten Urlauber an (225.293). Im Oktober kamen immerhin noch 208.880 Gäste. Es sind Zahlen für Gästeankünfte (ohne Camping). Tagesgäste werden in der Statistik nicht gezählt. Zum Vergleich: Der Kreis Ostholstein hat 201.487 Einwohner (Stand: 2020).

Vertriebsgebiet von Mien Backstuuv

Schleswig-Holstein

Filiale an der Hohwachter Bucht

© Mien Backstuuv

förmlich überrannt“, erzählt Detlef Scheel und © Mien Backstuuv hat eine Erklärung parat: „Viele haben sich wegen Corona für Urlaub in Spicy Bällchen Deutschland entschieden. Das haben wir gemerkt.“ In Pelzerhaken waren die Schlangen vor dem Geschäft besonders lang. Um die Sache zu lenken, richtete das Unternehmen eine „Fast Lane“ ein, an der die Kunden vorabgepackte Tüten Brötchen (kein Aussuchen, kein Tauschen) mit einer Zeitung dazu zum Festpreis kaufen konnten. „Die Saison lief super und länger als sonst üblich bis in den Oktober. Wir hätten noch bessere Zahlen erreicht, wenn nicht die Suche nach Personal ein Problem wäre, vor allem für uns, weil wir Saisonkräfte brauchen.“ Kein Personal zu finden, das sei ein echter Umsatzverhinderer. Ist Hochsaison, arbeiten für die Bäckerei um die 120 Mitarbeiter.

Auf einer Wellenlänge

Mien Backstuuv ist ein junges Unternehmen, das 2020 von Detlef Scheel und Jan Peter Thaysen gegründet wurde, als sie ihre Bäckereien – die Scheel Mien Backstuuv GmbH und die Thaysen‘s Backstube e.K. – in einem Betrieb zusammenführten. Ein Steuerberater hat beide in ein Boot geholt. Scheel brauchte einen Nachfolger, Thaysen eine größere Backstube. Seitdem wird nur noch in Neustadt in Holstein – gar nicht weit weg von der Ostsee – gebacken. Die Produktion von Thaysen in Malente wurde zugemacht.

Günstig war, dass sich die Filialstandorte nicht überlappen, sondern ergänzen. Während Scheel überwiegend Filialen an der Küste in das Unternehmen einbrachte, lagen Thaysens Fachgeschäfte im Binnenland. Hier laufen die Geschäfte durch; der Unterschied zwischen Sommer- und Wintersaison ist weniger groß. „Wir lagen von Anfang an auf einer Wellenlänge“, erzählt Detlef Scheel. Die Kooperation mit Thaysen sei für ihn wie ein Sechser im Lotto. Es passt einfach.

© grebemaps.de

Das Sortiment – typisch norddeutsch

Das Sortiment von Mien Backstuuv ist roggen- und vollkornbetont. „Typisch norddeutsch“, so Scheel. Das trifft auch das Motto, das sich die Bäckerei auf die Fahne geschrieben hat – „nordische Backkunst“. Die Backwaren selbst und auch deren Namen müssen dazu passen. Deshalb heißen die Schnittbrötchen „Nordis“. Die meisten Brote bekamen norddeutsche (Vor-) Namen, wie Knut (das Vollkornbrot), Bent (das DinkelSonnenblumen-Brot), Svenja (das Weißbrot), Odin (Schweizer Bauernlaib mit Ruchmehl) oder Hark (das Wurzelbrot). Eine Ausnahme ist die „Braumeisterkruste“, Bent, das Dinkeldie die Kunden trotzdem als typisch Sonnenblumen-Brot nordisch akzeptieren, denn sie wird mit Flensburger Bier produziert, und das wird kommuniziert. Im Snackbereich dominieren belegte Brötchen das Geschäft und die „Handstücke“, kleine süße Plunderteilchen oder Kuchen, die die Kunden mit an den Strand nehmen können.

© Mien Backstuuv

*Song von Fettes Brot, „Nordisch by nature“ bedeutet so viel wie „von Natur aus norddeutsch“

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