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Wer bin ich? Selbstporträt als Ansatz für Werte-Bewusstsein Veronika Lintner

„Mir hob amol a Spiel erfunden und nor hobm olle mitspieln geterft.“ (Hanna, 6 Jahre) „Und i hon haint die Marie gfrog, ob sie will mitspieln und nor hot sie gsogt ‚Jo‘ und nocher hobmer mitnonder gspielt!“ (Matthias, 5 Jahre)

Einigen Kindern fiel es leicht, diesen Ansatz zu verstehen und umzusetzen, andere fielen immer noch in alte Ausschlussmuster zurück und tendierten dazu, andere Kinder kategorisch auszuschließen. Wir konnten aber beobachten, dass sich das Miteinander zwischen den Kindern deutlich gebessert hatte. Kinder, die zuvor oft ausgeschlossen worden waren, hatten nun einen Platz im Spiel, waren ruhiger und gelassener geworden, weil der Stressfaktor „Ausgrenzung“ weggefallen war und es leichter fiel, sich auf gemeinsame Spielregeln einzulassen.

Wer bin ich? Selbstporträt als Ansatz für Werte-Bewusstsein

Veronika Lintner

Die Auseinandersetzung mit dem eigenen Ich gehört zur positiven Entwicklung eines jeden Mädchens und Jungen. Sich selbst als Individuum zu erkunden, zu finden und zu akzeptieren, sind wichtige Bestandteile für ein selbstbewusstes Empfinden und das Entwickeln eines Werte-Bewusstseins. Im kreativen Bereich bietet dabei die Porträtdarstellung optimale Voraussetzungen, sich seiner selbst zu widmen, sich selbst kennenzulernen und sich anderen zu zeigen. Maya und Mirjam betrachten sich im Spiegel. Dabei erkunden sie mit den Händen ihren Mund, die Nase und die Augen. Maya meint: „Meine Augen sind wie diese Farbe – braun, und du, Mimi, hast grüne Augen, wie meine Schwester.“ Mirjam schaut Maya an und lächelt, dabei meint Maya: „Siehst du, wie dein Mund sich biegt?“ Mirjam nickt nur und beginnt die Mundwinkel nach unten zu drücken: „Aber jetzt bin ich zornig, wenn ich so schaue.“ Maya lacht und meint: „Molto arrabbiata.“ Nachdem die beiden Mädchen sich in unterschiedlicher Mimik versucht und dabei die Gefühle zugeordnet haben, frage ich, ob sie sich selbst darstellen wollen. Diese Idee gefällt den beiden Mädchen. Maya entscheidet sich für eine Collage, nimmt ihr Foto und kleidet sich nach ihrem Geschmack. Mirjam beginnt mit den Buntstiften zu malen. Da ihr das Bild von Maya gefällt, entscheidet sie sich für ein zweites Selbstporträt, ebenso eine Collage. Anschließend beschreiben beide Mädchen ihr Bild:

Maya: „Ich habe braune Augen – mein Mund gefällt mir am besten, wenn ich in den Spiegel schaue, aber auch die Zähne sind weiß – das kommt von meiner Zahnpaste. Mir gefällt alles, auch die Haare.“

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