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Gefühle benennen, kennen lernen – der Friedensplatz entsteht Birgit Kerschbaumer

Gefühle benennen, kennenlernen – der Friedensplatz entsteht

Birgit Kerschbaumer

Nach der Fortbildung mit der Kinderphilosophin Doris Daurer wird mir der wichtige Unterschied zwischen verhandelbaren und nicht verhandelbaren Regeln bewusst. Rote Regeln, die Frau Daurer nicht verhandelbar nennt, sind nicht diskutierbar, sie gelten immer. Dazu zählt beispielsweise „Wir verletzten niemanden, auch nicht uns selbst!“ oder „Wir beschädigen kein Material, auch unsere eigenen Sachen nicht.“ Rosa Regeln sind hingegen verhandelbar und können neu diskutiert werden. Dafür braucht es die pädagogische Begleitung und einen sensiblen Blick. Es gilt, Kinder beim Wahrnehmen, beim Annehmen und beim Mitfühlen von Gefühlen zu unterstützen und zu begleiten. Kommt es zum Konflikt, trage ich als Fachkraft dafür Sorge, dass Kinder ihre Ansicht schildern können, sich gehört fühlen und erfahren, dass ihre Gefühle Platz haben und ernst genommen werden. Um Gefühlen einen sichtbaren Platz einzuräumen, richten wir im Kindergarten eine Nische ein. Dort werden Bücher zur Verfügung gestellt sowie Bildkarten mit Emotionen. Der Platz bietet eine von vielen Möglichkeiten, den Gefühlswortschatz zu erweitern. Es liegt mir am Herzen, Konflikte im Alltag zu begleiten. Wenn es zum Konflikt kommt, versuche ich wahrzunehmen, nachzufragen, was geschehen ist, und somit echtes Interesse am Konflikt zu zeigen. Wird dabei ein Kind „verletzt“, auch seelisch, schütze und stärke ich das Kind, trete für sein Recht ein. Sensibel achte ich darauf, dass kein Kind beschämt oder bloßgestellt wird. Ich begleite beim Annehmen der Gefühle, zum Beispiel „Ich sehe, du bist zornig, traurig ...!“ Ich benenne also Gefühle und fühle mit, zum Beispiel „Ich habe das auch schon mal erlebt ...“ Wichtig ist auch, dass die korrekten Sachinformationen zum Konflikt an alle Beteiligten weitergegeben werden. In all diesen Schritten ist es herausfordernd und dennoch sehr wichtig, dass ich als Fachkraft authentisch bleibe und nicht einem Muster folge, sondern auf die jeweilige Situation reagiere. Kinder suchen diesen Ort auch auf, um über Konflikte zu sprechen und diese zu lösen. So entstand der Friedensplatz. Nachdem Gefühle benannt sind und der Konflikt wahrgenommen ist, kann ein Begleiten hin zur Wiedergutmachung erfolgen. Dazu können verschiedene Möglichkeiten angeboten werden, wie zum Beispiel das LARA-Prinzip. Die Wiedergutmachung soll L-Logisch, A-Angemessen, R-Respektvoll und A-Angekündigt sein.

Das Ziel dabei ist, dass Kinder im Dialog bleiben und dass sie offen und bereit sind, den Konflikt mit eigenen Ideen zu lösen. Sie werden in ihrer Selbstwirksamkeit gestärkt und erleben, dass ihre Gefühle Wirkung haben, sie in ihrem Tun etwas bewirken können und etwas wieder gut machen.

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