76 | 9. Elternbrief - Jugendliche I - Wenn die Pubertät beginnt
Eltern sein, PartnerInnen sein Vieles verändert sich Wenn Kinder selbstständiger werden, steht auch für die Mutter und den Vater manche Veränderung an. Einerseits haben sie nun vielleicht wieder etwas mehr Zeit für sich selbst und füreinander und genießen diese auch. Sie wissen (und hoffen), dass sie ihren Kindern vieles mitgegeben haben und dass die gute Beziehung zu ihnen weiter gut bleiben wird, auch wenn sie sich nun verändert. Andererseits kann diese Phase, wie alle großen Phasen der Veränderung, auch anspruchsvoll für Eltern sein: Vielleicht fällt es ihnen schwer zu erleben, dass die Beziehung zum Kind sich verändert, ebenso wie das Familienleben, das sie in den vergangenen Jahren lieb gewonnen haben. Es bedeutet auch, einen anderen Stellenwert für das Kind zu bekommen. Die Konzentration auf die Kinder hat vielleicht manches im eigenen Leben in den Hintergrund treten lassen, weil einfach die Energie fehlte, eigene Bedürfnisse, Wünsche, Interessen, Hobbys oder die Beziehungspflege zu bedenken oder anzugehen. Diese Veränderungen können vorerst von Gefühlen der Verunsicherung und auch der Trauer begleitet sein, bei
gleichzeitiger Freude über die Chance, sich nun wieder mehr auf sich selbst besinnen zu können und Freiräume zu gewinnen. Manchmal hilft es Müttern und Vätern, sich selbst etwas mehr Aufmerksamkeit zu gönnen, Hobbys anzufangen, Neues zu lernen, sich künstlerisch oder politisch zu engagieren. Das kann zufrieden machen und das Loslassen erleichtern. Auch Gespräche mit FreundInnen, die sich in einer ähnlichen Situation befinden oder diese Erfahrung schon hinter sich haben, können unterstützend wirken, ebenso wie Bücher zum Thema. Auch für das Paar verändert sich einiges: Die jugendlichen Krisen stellen die Beziehung von Mutter und Vater manchmal vor große Herausforderungen. Die Sorge um die Heranwachsenden und die Auseinandersetzungen, die nun vielleicht vermehrt auftreten, können belasten und Zeit in Anspruch nehmen. Hier ist es für Eltern wichtig zu erkennen, dass das weniger mit ihrer Beziehung zueinander zu tun hat, als mit dieser Phase des Familienlebens. Und zu versuchen, gemeinsam einen guten Weg zu finden, damit umzugehen. Die Auseinandersetzungen mit den Jugendlichen können die Partnerschaft auch stärken.