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Wenn die Pubertät beginnt

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L iteratur

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Wichtige Entwicklungsaufgaben in der ersten Phase der Pubertät

Wenn Ihr Kind in die Pubertät kommt, erwarten Sie lebendige und bewegende Jahre. Bei vielen Kindern setzt die körperliche Reifung gegen Ende der Grundschulzeit ein. Damit fängt die Entwicklung zum Jugendlichen/zur Jugendlichen an. Sie beginnt meist langsam, sodass Sie und Ihr Kind sich auf die Veränderungen einstellen können. Bei manchen Kindern haben die Eltern allerdings auch das Gefühl, dass die Pubertät von einem Tag auf den anderen eingesetzt hat. Während dieser Zeit der Pubertät haben die Heranwachsenden viele Veränderungen und Aufgaben zu bewältigen: å sie reifen körperlich und werden zur jungen Frau, zum jungen Mann. Diese neue Rolle kann sie verunsichern; å damit verbunden sind Stimmungsschwankungen, die sie häufig selbst nicht einordnen können. Später dann

entwickelt sich ihre Sexualität weiter, das beschert ihnen Gefühle und Wünsche, die sie bisher nicht kannten; å sie bauen einen Freundeskreis auf und erweitern ihn; å sie entwickeln sich in ihrer Selbstständigkeit weiter und suchen verstärkt nach der eigenen Persönlichkeit, dem eigenen Weg im Leben; å damit verbunden ist auch das zunehmende Loslösen von ihren Eltern und anderen wichtigen Bezugspersonen. Die sichere Bindung zu ihren Eltern erlaubt den Jugendlichen nun eine Öffnung zu den Gleichaltrigen hin und gibt ihnen den Mut, zu sich zu stehen. Die Basis, die sie ihrem Kind bis jetzt mitgegeben haben, wird es durch das Leben tragen, auch wenn ab und zu Stürme darüber hinwegziehen. Die Bewältigung dieser Veränderungen ist für die Kinder und Jugendlichen oft anstrengend. Gleichzeitig lernen sie dabei vieles, das es ihnen später erleichtert, Entscheidungen zu treffen und Schwierigkeiten selbständig zu

überwinden. Dadurch entwickeln sie Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen, was die beste Voraussetzung dafür ist, als selbständige Persönlichkeit den eigenen Platz in der Gesellschaft zu finden. Für Sie als Eltern wird diese Zeit lebendig und manchmal auch herausfordernd sein. Es ist schön zu sehen, wie sich das Kind entwickelt, wie es seinen ganz eigenen Weg sucht und findet. Man lernt als Mutter und Vater auch eine Menge dabei: Kinder und Jugendliche hinterfragen vieles, was bisher selbst verständlich schien. Daraus ergeben sich interessante Gespräche. Und man merkt vielleicht manchmal, wie viel sich in den vergangenen Jahrzehnten verändert hat, gerade im Bereich der Medien zum Beispiel. Herausfordernd kann die Tatsache sein, dass sich die Beziehung zum Kind und Ihre Rolle als Vater und Mutter nun verändert: Eltern bemerken jetzt häufig, dass ihre Tochter/ihr Sohn Familienregeln in Frage stellt, vermehrt eigene Entscheidungen trifft und auf keinen Fall mehr wie ein Kleinkind behandelt werden will. Mädchen und Jungen ziehen sich nun gerne in ihr Zimmer oder ins Bad zurück und wollen ungestört sein. Die Freundinnen und Freunde gewinnen an Bedeutung. Grenzen werden ausprobiert und manchmal auch überschritten. Diese vermehrte Selbstständigkeit kann mit Auseinandersetzungen und Besorgtheit verbunden sein. Andererseits sind Sie als Mutter und Vater gerade in dieser Zeit sehr wichtig für Ihr Kind: Auch wenn es nicht immer so aussieht, brauchen Jungen und Mädchen Eltern, die ihnen beim Übergang ins Erwachsenenleben liebevollen Halt geben. Sie brauchen Anteilnahme an ihrem Leben, ein offenes Ohr für ihre

Fragen und liebevolle Unterstützung. Sich gemeinsam über Neues und Überraschendes zu freuen gehört ebenso dazu wie Mitgefühl zeigen und trösten, wenn mal was daneben geht. Ebenso Grenzen zu setzen, wenn etwas zu viel wird oder zu schnell geht. Wenn Ihr Kind vielleicht auch nicht unbedingt über seine Gefühle und Unsicherheiten mit Ihnen sprechen will, gibt es ihm Halt, wenn Sie einfach Zeit miteinander verbringen: Zum Beispiel eine oder mehrere Mahlzeiten am Tag gemeinsam einnehmen, es zum Freund oder zur Freundin fahren, gemeinsam eine Radtour mit Picknick machen, kurz: Interesse an seinem Leben zeigen, ohne es zu bevormunden.

Gut zu wissen, bevor es losgeht ...

å Die Pubertät ist ein natürlicher Entwicklungsprozess auf dem Weg zum Erwachsenwerden. å Auch wenn es manchmal anders scheint: Für Kinder und Jugendliche ist die Beziehung zu ihren Eltern weiterhin sehr wichtig. å Darüber, wie lange die Pubertät dauert, lassen sich kaum Voraussagen machen: Ihre Familie, Ihr Kind ist einzigartig. Wie in jeder Entwicklungsphase ähneln sich zwar die Verhaltensweisen, aber Beginn, Dauer und Ausprägung sind eine ganz individuelle Angelegenheit.

Eure Kinder sind nicht eure Kinder. Sie sind die Söhne und Töchter der Sehnsucht des Lebens nach sich selber. Sie kommen durch euch, aber nicht von euch, und obwohl sie mit euch sind, gehören sie euch doch nicht. Ihr dürft ihnen eure Liebe geben, aber nicht eure Gedanken, denn sie haben ihre eigenen Gedanken. Ihr dürft ihren Körpern ein Haus geben, aber nicht ihren Seelen, denn ihre Seelen wohnen im Haus von morgen, das ihr nicht besuchen könnt, nicht einmal in euren Träumen. Ihr dürft euch bemühen, wie sie zu sein, aber versucht nicht, sie euch ähnlich zu machen. Denn das Leben läuft nicht rückwärts, noch verweilt es im Gestern.

Khalil Gibran

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