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Wild Grillen! oder Wie ich mir die Kugel gab
Es war Liebe auf den ersten Blick: Die „Dicke Berta“ war unwiderstehlich. Mit ihrer weiblich runden Form, einer Halbkugel in der idealen Größe, mit ihrem zarten Bronzeteint, der Klang ihrer Stimme vielleicht ein wenig metallisch. Ihre Schwester, die „kleine Resl“, schien mir zu bescheiden neben meiner Blumenwiese, und „Karl der Große“ eher was für ein Dutzend hungrige Männer, zu groß für eine kleine private Liaison. Und dann das erste Mal, der erste Abend mit der glutvollen Berta: Eine heiße Liebe, mit viel Holz angefacht, ein unvergesslicher Abend, auch wenn ich kaum eine Hand anlegen durfte… Von Rudi Holzberger | Fotos: Felix Kästle
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Ehe mir jetzt die Damen drohen: Die dicke Berta, die einem Ufo gleicht, das in meinem Garten gelandet ist, sie ist wahrlich perfekt, fast ikonisch in der Form, eine Feuerschale der etwas anderen Art. Ein Grill und noch viel mehr. Nichts stört an diesem Ufo, die dicken Eisenwände sind perfekt geformt, eingebrannt und eingeölt. Auf ihrer Außenhaut wollen wir der Fleischeslust frönen – mit Bratkartoffeln, Gemüse, Pilzen und einer stattlichen Lachsforelle als Begleitung… Wir wollten einen Abend lang wild grillen, 20 Jahre LandZunge in meinem Pavillon feiern, in dem ich 2001 das Konzept für die Aktion geschrieben hatte. Ein Freund und Jäger schrieb das Motto sogleich groß: Wild Grillen. Was für mich eher auf den Spätherbst geeicht war, ist für die Freunde des Grills längst das perfekte Vergnügen auch für den Sommer, wenn mit den Maiböcken die neue Saison startet: Wildfleisch ist gesund, schmackhaft, außergewöhnlich, kein Vergleich zu den billigen Schnitzeln, die die uns so oft zäh und trocken die Lust am Grillen vermiesen… Ein Versuch und ein Vergleich: Wild gegen oder mit Rind, Schwein, Lamm und Huhn. Zugleich gegrillt und verkostet, natürlich alles von bester Herkunft, alles aus der Region. So wie die dicke Berta: Kaum hatte ich sie, es sei gestanden, in einem anderen Magazin entdeckt, war ich Feuer und Flamme: Ein großer Grill und zugleich ein Kunstwerk für den Garten, ein Garant für großen Genuss, Herz, was willst du mehr. Das Metall weckte die Erinnerungen: Meine halbe Kindheit habe ich in der Schmiede im Dorf verbracht, den Geruch habe ich so wenig vergessen wie die Düfte in der Käserei und der Schreinerei gleich nebenan, ganz zu schweigen vom Schuster – wer seine Heimat liebt, kann sie gut riechen! Das Feuer loderte: Daher nichts wie auf nach Reinstetten bei Ochsenhausen, wo die Firma Angele alles herstellt, was Schmiede und Freunde des Metalls brauchen und schätzen, alles aus einer Qualität, die ihresgleichen sucht. Eher aus Hobby hat dort Juniorchef Niklas Wespel seine so originären Grillkugeln geschaffen, die ich jetzt leibhaftig in Augenschein nahm. Fünf Minuten nur, schon sprühte es Funken, zündete die Idee: Die Kugel musste in meinen Garten, ein Dutzend Freunde dazu – Wild grillen, der Lust am Biergarten frönen, mit Feuer und Fleisch. So eine Grillkugel, denke ich mir, würde sich in jedem Biergarten der Region gut machen, da wäre vielleicht sogar „Karl der Große“ die ideale Wahl… Jetzt fehlte nur noch das edle Wild, aber die erste Adresse war schnell gefunden: Jäger und Metzger Florian Lohr von der
Die Grillkugel
Rund, groß, perfekt in Form: Die Grillkugel aus Reinstetten bei Ochsenhausen. Ein Original aus Oberschwaben. Bei drei verschiedenen Größen ist für jeden was dabei, vom Hobby-Griller bis zur Profi-Gastronomie. Ein Blickfang und ein Magnet aus dickem Stahl, die frohe Runde ist schnell ver sammelt. In diesen Zeiten, in denen wir dem Genuss am liebsten im Freien frönen. Mit der Nähe zum Feuer und der Leidenschaft im Blut verlässt mit jeder Grillkugel ein Unikat die Manufaktur. Den Test bei einer kleinen LandZunge-Party hat die Grillkugel glänzend bestanden – Öl auf Metall! Auf dieser Kugel lässt sich fast alles grillen.
Alle Infos: www.grillkugel.com oder www.angele.de
Das Ufo ist gelandet, das Feuer wird von Fachmann Niklas entzündet (links). Der beste Most darf zum Fest nicht fehlen: Michael Stiefel liefert persönlich, die Kartoffeln dürfen schon mal anbraten. Übrigens: Mit diesem Grill ist auch im Herbst und Winter der Genuss outdoor gesichert…
Metzgerei Herre aus Diepoldshofen bei Leutkirch. Eine kleine feine Metzgerei, bekannt aber vor allem für ihre Wild spezialitäten, für Rehe oder Rotwild von der nahen Adelegg, aber auch Antilope und Gnu waren schon mal im Angebot. Vor gut 20 Jahren, in der Hochzeit von BSE, die german angst vor dem Rindfleisch grassierte, da hatte ich bei Herre sogar erwartungsvoll Fleisch vom Elch gekauft. Na ja: Der Elchtest blieb einmalig, das Fleisch war reichlich zäh, reumütig kehrte ich zu Rind und Schwein aus der Region zurück. Und zum Wild, dem ich seit Kindertagen in den Wäldern der Adelegg verfallen bin. Unsere arme Familie wurde mal vom legendären „Jäger Stefan“ versorgt, mal von einem der letzten Wilderer… Rehe, Hirsche, Gämsen – im Kreuzthal lebte damals mehr Wild, als für den Wald gut ist. Mit dem Förster und seinem Sohn durfte ich auch mal mit auf den Hochstand, die Brunftkämpfe der Hirsche bestaunen, im Winter stapften wir mit großen Kraxen voll Heu zu den Futterstellen, an denen oft die Gämsen schon wartetet. Wild: Erinnerung an die Kindheit zuhauf. Aber Wild grillen, das war für mich neu, die Spannung stieg: Kein Rehbraten, kein Schlegel, der tagelang in der Marinade weich werden sollte, kein haut-gout, die ausgewählten