ue Bio Bundesrat gegen EU! 3
Samstag, 5. Dezember 2015
Umsetzung Einwanderungs-Initiative
«Ich habe viel mehr Energie, seit ich rein vegan esse» I
n ihrer Kindheit gab es Eier und Speck zum Frühstück. Heute isst Köchin und Auto rin Lauren Wildbolz (34) aus Zürich morgens einen Dinkelzopf, gebacken ohne Eier, Butter und Milch – oder Getreidebrei mit Hafer oder Hirse. Seit neun Jahren lebt sie vegan. «Mit 14 Jahren bin ich Vegetarierin geworden», sagt sie. «Ich hatte in einer Broschüre gelesen, was mit den Tieren passiert, und fand das erschre ckend. Danach habe ich nie mehr Fleisch gegessen.» Als junge Frau trai-
nierte sie intensiv Yoga und fand, dass die vegetarische Ernährung ihr nicht genügend Energie gebe: «Also wollte ich testen, ob eine vegane Ernährung etwas an meiner sportlichen Performance ändert.» Seitdem fühlt sie sich vitaler, hat mehr Energie, ist auch in Gedanken klarer. «Vor allem Milch und Joghurt machten mich eher müde und träge.» Sie entdeckte unzählige Sorten von Getreide, Linsen und Bohnen für sich, kombiniert sie mit Gemüse, Tofu und Reis. Selbst regionale Bio-Ware sei nicht teurer als Fleisch, sagt Wildbolz. Im Rückblick war es für sie auch nur konsequent, komplett auf tierische Lebensmittel zu verzichten. «Tiere sind für mich so wertvoll wie Menschen. Man sollte sie nicht essen, wir essen uns ja auch nicht gegenseitig.» Ihr Partner und ihre Tochter (18 Monate) essen auch vegan. «Wenn sie gross ist, kann sie entscheiden, ob sie Fleisch möchte oder nicht.» Attila Albert
Umfrage
Fleisch, vegetarisch, vegan – wie essen Sie?
Natalie Portman
Die Schauspielerin (34) war schon als Kind Vegetarierin, stellte später auf vegan um. Während ihrer Schwangerschaft machte Portman eine Vegan-Pause, ihre Lust auf Milch- und Käseprodukte war zu gross.
Bei mir gehört Fleisch dazu, aber nicht jeden Tag. Ich esse vegetarisch. Auf Sachen wie Honig verzichte ich nicht. Ich lebe vegan.
Aber nur, wenns sein muss Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga und Aussenminister Didier Burkhalter wollen mit einer Schutzklausel die Zuwanderung steuern.
Foto: Reuters
Vegane Köchin
Lauren Wildbolz, Autorin von «Vegan Kitchen and Friends», isst fleischlos, seit sie 14 ist. Heute lebt sie vegan.
B
ald zwei Jahre nach dem Ja zur SVP-Masseneinwanderungs-Initiative bleibt die Zuwanderung in die Schweiz unverändert hoch. Von Januar bis Oktober sind 62 839 Personen mehr ein- als ausgewandert. Das sind rund 4000 weniger als in den ersten zehn Monaten 2014. Damals waren es bis Ende Jahr knapp 79 000 gewesen. Auch 2015 wird die Schweiz also um weit mehr als 70 000 Personen wachsen. Und die Gretchenfrage bleibt weiterhin völlig offen: Wie hoch darf die Einwanderung aus der EU künftig sein? Bei der Fest legung dieser Zahl seien die gesamtwirtschaftlichen Interessen zu berücksichtigen, sagten Simonetta Sommaruga (55, SP) und Didier Burkhalter (55, FDP) gestern einzig. Eine Höchstzahl soll aber der einst festgelegt und mit einer Schutzklausel umgesetzt wer den, wie die beiden Magistraten ankündigten. Wird in einem Jahr die Schwelle überschritten, würden im Folgejahr Kontingente eingeführt. Der Bundesrat hofft – oder hat womöglich Signale –, dass die EU eine solche Schutzklausel zumindest toleriert. Eine Einigung gibt es nicht. Auch nicht nach zehn Konsultationsgesprä-
chen, die seit Februar 2015 auf Staatssekretärebene stattgefunden haben – seit dem berühmten Schmatz von EU-Kommis sionspräsident Jean-Claude Juncker (60) auf Sommarugas Wange. Deshalb will der Bundesrat die Schutzklausel notfalls auch ohne Segen der EU einführen. «Wir wissen dann nicht, wie die EU darauf reagieren würde», sagte Sommaruga – und wagt verbal den Hosenlupf: Auch
blitzt POLITIK BMW vor Gericht ab & WIRTSCHAFT Gesundheitssektor treibt Wirtschaft an Zürich – Der Dachverband der Schweizer Wirtschaft, Economiesuisse, rechnet mit einer Steigerung des Bruttoinlandprodukts für 2016 von 1,2 Prozent. Als Hauptgrund für diese positive Einschätzung gibt Chefökonom Rudolf Minsch das überdurchschnittliche Wachstum der Pharmaindustrie und der Medizinaltechnik an.
Mehr Postauto-Fahrer wegen neuen Fahrplans Zürich – Postauto Schweiz stellt wegen des bevorstehenden Fahrplanwechsels vom 13. Dezember neue Mitarbeiter an: 55 zusätzliche Chauffeure werden benötigt, um die neuen Verbindungen abdecken zu können, hiess es gestern.
Entschädigungen für Fürsorge-Opfer Bern – Über die Hilfe und Entschädigung für Opfer von fürsorgerischen Zwangsmassnahmen kann das Parlament entscheiden. Der Bundesrat legt ihm als indirekten Gegenvorschlag zur Wiedergutmachungs-Initiative einen Gesetzesentwurf vor. Die Initiative empfiehlt er zur Ablehnung. Das Bundesgesetz sieht einen Solidaritätsbeitrag von insgesamt 300 Millionen Franken vor.
Börse & Devisen SMI
8802.9 (–0.6%)
DOW JONES
17 847.6 (+2.1%)
EURO/CHF
1.09
USD/CHF
1.00
Stimmen Sie ab auf Blick.ch
GOLD
34 831 Fr./kg
VEGANER
ERDÖL
43.29 $/Fass
St. Gallen – BMW ist beim Bundesverwaltungsgericht in St. Gallen abgeblitzt. Das Gericht stärkt der Wettbewerbskommission damit den Rücken. Diese hatte dem Autobauer 2012 eine Busse von 156 Millionen Franken auferlegt, weil BMW Pa rallelimporte behinderte. Ob BMW das Urteil beim Bundesgericht anfechten wird, ist offen. «Gegebenenfalls leiten wir weitere Schritte ein», sagt eine Sprecherin.
die EU habe kein Interesse an einer Eskalation, pokert sie. Um sogleich zu betonen, das Per sonenfreizügigkeitsabkommen würde erst verletzt, wenn die Schweiz die einseitige Schutz klausel erstmals auslöse. Dies ist frühestens 2018 möglich. Der Bundesrat verschafft sich also zusätzlich Zeit für eine Lösung. Das kritisiert die SVP. Man sei «keinen Schritt weiter, die
Schutzklausel eine AlibiÜbung». Die SP ist gegenteiliger Meinung und spricht von «hochriskantem Vertragsbruch». Die EU ihrerseits liess verlauten, es sei schwierig, aber man führe die Diskussionen mit der Schweiz weiter. Wirtschaftsverbände hingegen, die kein Inte resse an einer Reduktion der Zuwanderung haben, applaudieren. Nico Menzato
Die Stunde der Maulhelden
D
a erklärt der Bundesrat jahrelang, dass der SVPZuwanderungsartikel und die Personenfreizügigkeit nicht in Einklang zu bringen seien. Nun will er genau das geschafft haben: Man habe eine Schutzklausel gefunden, die mit beidem vereinbar sei – eine halsbrecherische Volte. Halsbrecherisch ist auch die Ankündigung nach Brüssel, man werde sie notfalls einseitig einführen. Sie ist leicht als hohle Drohung zu entlarven – aus zwei Gründen.
Erstens zittert die Wirtschaft vor der Rechtsunsicherheit, die eine Konfrontation mit
Das meint
Christoph Lenz
Bundeshausredaktor christoph.lenz@ringier.ch
der EU nach sich zöge. Zweitens brächte eine einseitige Kraftmeierei die Schweiz bei allen anderen EU-Fragen in Rücklage. Die Weiterentwicklung des bilateralen Wegs wäre verbaut. Dessen ungeachtet markiert der Bundesrat jetzt den aussenpolitischen Maulhelden. Aber auf griffige innenpolitische Massnahmen zur Senkung der Zuwanderung wartet man derweil vergeblich. Das ist höchst bedenklich.
Ein Kampf für die Geschichtsbücher
K
ommende Woche jährt sich der Beginn des Übernahmekampfs um den Baustoffkonzern Sika zum ersten Mal. Oberflächlich betrachtet ist dies ein nun zwölf Monate währender Stellungskrieg zwischen der Familie Burkard, die ihr Erbe – 16 Prozent des Kapitals und 52 Prozent der Stimmen – für 2,75 Milliarden Franken an den französischen Konkurrenten Saint-Gobain verkaufen will, und den Widerstandskämpfern rund um den Verwaltungsratspräsidenten Paul J. Hälg. Ein Sieger ist nach wie vor nicht auszumachen. Wer darin lediglich zwei verkeilte Querulanten sehen will, liegt zumindest zur Hälfte falsch. Denn auch nach etlichen juristischen Auseinandersetzungen und Auftritten vor den Aktionä-
ren hat sich am entscheidenden Punkt bis heute nichts geändert: Weder Besitzerfamilie noch Käufer ist es bislang gelungen, überzeugend darzulegen, weshalb jenseits Verkeilt im Stellungskrieg: pekuniärer InteSika-Präsident Paul J. Hälg(l.), Erbe Urs Burkard. ressen der Erben ein Verkauf der Firma im Burkards sämtliche KapitalInteresse aller Aktionäre sein geber auf seiner Seite. Dazu soll. Mehr noch: Die Burunterstützen 140 Sika-Manakards haben sich dazu nie ge- ger den Abwehrkampf mit ihäussert. Der Grund liegt auf rem Namen. Auch dass Hälg der Hand. Eine solche indus die stimmrechtsbeschräntrielle Logik existiert nicht. kende Fünf-Prozent-Klausel Das legitimiert den Sikaeingesetzt hat, ist inzwischen Präsidenten Hälg nicht nur in vom Gericht als zulässig anseinem Abwehrkampf. Es ist erkannt. Es geht hier also bei geradezu seine Pflicht, die Hälg nicht um QuerulantenInteressen sämtlicher Kapitum, sondern um einen Enttalgeber zu vertreten. Kein scheid mit Signalwirkung. Wunder, stehen ausser den René Lüchinger
Fotos: Philippr Rossier
flanzliche Produkte