Vorbilder Portraits

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Aaron Fotheringham: Rollstuhlskating „Ich sitze nicht ‚im Rollstuhl’ sondern ‚auf dem Rollstuhl’, dass heisst ich geniesse die gleiche Freiheit wie meine Skaterfreunde“. Der 18-jährige Aaron Fotheringham gilt im Rollstuhlsport als Pionier. Sein Rückwärtssalto brachte ihn schon ins „Guinness Buch der Rekorde“. Im Skatertreff ProPark in Las Vegas herrscht im Sommer Hochbetrieb. Aaron Fotheringham saust unentwegt die Betonmulde hinunter, macht einen perfekten Salto und landet unbeschadet. Auf den Rollstuhl ist er zwar ständig angewiesen, betont aber, dass er sich dadurch nicht „behindert“ fühlt. Der 18-jährige Aaron Fotheringham ist mit seiner Akrobatik auf vier Rädern, für die er selber die Wortschöpfung „hardcoresitting“ kreiert hat, schon in Europa, Korea und kreuz und quer in verschiedenen US-Staaten aufgetreten. Dabei hatten Ärzte nach seiner Geburt prophezeit, Aaron könne wohl nie lernen, selbständig zu sitzen. Aaron kommt 1992 mit Spina bifida auf die Welt. Das ist eine angeborene Fehlbildung der Wirbelsäule und des Rückenmarks, bei der Teile der Wirbelsäule im Rücken offen bleiben. Die Folgen können von leichten Gehbehinderungen bis hin zur Querschnittslähmung führen. Bei Aaron kann die Hüfte die Beinknochen nicht richtig halten. Der erste Versuch im Skaterpark misslingt: Aaron kippt aus dem Rollstuhl und schürft sich die Hände. Das hält ihn nicht ab weiterzuüben, stunden- und wochenlang. Die Stürze übersteht er immer ziemlich unbeschadet, denn er schützt seinen Körper mit Helm und Polstern. Ein anderes Problem taucht auf: Aarons Rollstuhl hält bei seinen ersten Saltoübungen nicht mehr mit und zerbricht in Einzelteile. „Die Versicherung wollte uns den Rollstuhl nicht ersetzen“ sagt er. Ein paar Freunde sammeln Geld und kaufen Aaron einen robusten Rollstuhl bei Colours 'N Motion. Sein Vater schickt dem Hersteller Videoaufnahmen mit Aarons schönsten Tricks. Der Gründer von Colours 'N Motion, schreibt ihm zurück: Sie wollen Aaron künftig sponsern und ihm für seinen Sport Spezialanfertigungen herstellen. Mit seinem neuen Supergefährt – vier Räder, Spezialfederung – schafft der Sportler 2006 nach monatelangem zähem Training seinen ersten perfekten Backflip (Rückwärtssalto). Zwei Jahre später, mit seinem Highschool-Abschluss in der Tasche, widmet sich Aaron voll seiner Leidenschaft und übt bis zu 10 Stunden im Skaterpark. Sein nächstes Etappenziel (Double Backflip, d.h. doppelter Salto) erreicht er 2010. Durch Videoclips im Facebook werden US-Medien auf den Sportler aufmerksam: Zwei Interviews bei CNN geben Aaron die 10 Minuten Weltruhm. „Nach der Sendung bei CNN ist mein Facebook-Konto explodiert“, lacht Aaron. Seither reist Aaron unermüdlich in den USA und Europa herum um an verschiedenen ProfiskaterWettbewerben teilzunehmen. In einem deutschen Fernsehfilm hat er schon als Stuntman mitgewirkt. Seine eigene Firma „Hardcoresitting“, die sich auf Sport-Rollstühle spezialisiert, ist bereits in der Startphase. Bei Wohltätigkeitsveranstaltungen, unter anderem für Spina-Bifida-Forschung, und Sommerlagern für behinderte Kinder nimmt Aaron als Vorzeigesportler teil. „Ich weiss, dass ich viele behinderte Jugendliche inspirieren kann“, sagt Aaron. „Was ich Kindern und Erwachsenen im Rollstuhl mitgeben will ist sehr einfach: Ich bin immer an die Grenzen meiner Möglichkeiten gegangen und habe mich von meiner Behinderung nicht einschränken lassen. Wenn mich eine schöne Fee fragen würde, ob ich laufen wolle, würde ich ihr sagen: Nein, denn warum soll ich laufen, wenn ich durchs Leben rollen kann.“

Quelle: www.myhandicap.ch/vorbilder-behinderung


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