WERKE
DER BARMHERZIGKEIT
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Die älteste Glocke der Pfalz läutete das Jubiläumsjahr 525 Jahre Stiftung Bürgerhospital Deidesheim hörbar ein. Nach langer Zeit des Schweigens erklang am 16. Januar 2019 erstmals wieder die restaurierte Glocke aus dem Jahr 1793 im Turm der Spitalkapelle. Ein festlicher und glücklicher Moment für uns alle! Das Bürgerhospital mit Hotel und Café im historischen Stadtkern, so wie wir es heute erleben, ist eine in der Pfalz und wahrscheinlich auch in ganz Deutschland einzigartige Institution. Sie macht auch eine der Besonderheiten Deidesheims aus, denn sie erfüllt wichtige Fürsorge-Aufgaben der Gemeinde. Seit einem halben Jahrtausend besteht dieses segensreiche Wirken. Im Jahr 1494 stiftete Ritter Nikolaus von Böhl, genannt „Übelhirn“, auf seinem Besitz ein Spital für Kranke, Hilfsbedürftige, Durchreisende und Pilger. All seine Besitztümer und Güter in Deidesheim und einigen vorderpfälzischen Gemeinden brachte der kinderlose Edelmann in seine Stiftung ein. Er war überaus weitsichtig und schuf ein soziales Werk, das seinesgleichen sucht. Viel spekuliert wird immer wieder über seinen Beinamen „Übelhirn“. Ist er positiv zu verstehen und weist er hin auf Entschlossenheit, Willensstärke, Sturheit? War der Ritter von Böhl dann etwa ein „Dickschädel“? Mir gefällt eine etwas andere Version: Vielleicht haben seine Erben, die am Ende leer ausgingen, ihn mit dem Namenszusatz einfach nur ärgern wollen. Mit großer Freude sehe ich, dass das Vermächtnis des Stifters in seinem Sinne über fünf Jahrhunderte hinweg bis in die moderne Zeit weiterlebt. Menschlichkeit spielt bis heute eine wichtige, eine bedeutende Rolle im Bürgerhospital von Deidesheim. Immer und überall ist in dem Haus Solidarität geradezu spürbar. Mein Dank gilt auch dem Team, das jeden Tag mit Herzblut an die Arbeit geht. Manfred Dörr
STIFTUNG BÜRGERHOSPITAL DEIDESHEIM
Die Zukunft planen und gestalten!
Manfred Dörr ist seit 2004 der Stadtbürgermeister von Deidesheim und wacht als Vorstandsvorsitzender der Stiftung Bürgerhospital über die Einhaltung der Stiftungsvorgaben. Nikolaus von Böhl hatte im Sinne seiner Stiftung einst verfügt, dass der jeweils amtierende Bürgermeister von Deidesheim mit einem Gremium die Aufsicht übernimmt. 2
Vorstand der Stiftung Bürgerhospital Deidesheim (v. l. n. r.): Thomas Fischer, Silvia Robert, Hans-Peter Gans, Josef Seckinger, Pfarrer Bernhard Braun, Wolfgang Wittmann, Stadtbürgermeister Manfred Dörr, Stefan Wemhoener, Pfarrer Hans Peter Jung, Renate Klingelmann und Hubert Reinhardt
AUCH FÜR DIE GEMEINDE NIEDERKIRCHEN HAT DIE STIFTUNG BÜRGERHOSPITAL EINE HERAUSRAGENDE BEDEUTUNG, DA SIE IN ALLEN SOZIALEN BEREICHEN POSITIVES FÜR DIE MENSCHEN IN NIEDERKIRCHEN BEWIRKT.
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EINE ZEITREISE DURCH DIE JAHRHUNDERTE
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1494
Der Deidesheimer Ritter Nikolaus Übelhirn von Böhl stiftet am 25. April 1494 das Pfründnerspital und stattet es mit seinem gesamten Grundbesitz aus. Zwei Jahre später ist die kleine Spitalkapelle fertiggestellt.
1735
Bis zu diesem Jahr besteht das Spital aus zwei Einrichtungen, dem Alten Spital, das als Fremdenherberge, Nachtasyl, Krankenhaus oder in Kriegszeiten als Lazarett dient und dem Altenheim im Neuen Spital, der eigentlichen Stiftung des Nikolaus Übelhirn von Böhl.
1742 -1746
Nach dem Einsturz der Fremdenherberge lassen die Speyerer Fürstbischöfe Damian Hugo von Schönborn und Franz Christoph von Hutten die Gebäude östlich des Spitalhofs neu errichten.
1778
Der Speyerer Fürstbischof Damian August von Limburg-Styrum lässt in den Spitalgebäuden ein Krankenhaus und eine Apotheke errichten. Der Orden der Barmherzigen Brüder übernimmt die Krankenpflege.
1794
Französiche Revolutionstruppen verwüsten das Spital. Danach dienen die noch intakten Gebäude als Wohnungen und Schule, die Kapelle wird Lagerraum und Scheune.
1840
Der Deidesheimer Stadtrat führt das Spital seiner Bestimmung als Altenheim wieder zu und lässt die Gebäude renovieren.
1851
Die Erben des Weingutsbesitzers und Bürgermeisters von Deidesheim Ludwig Andreas Jordan stiften zu seinen Ehren in das Spital die „Jordan´sche Kleinkinderbewahranstalt.“ Sie bleibt dort bis zur Errichtung des heutigen Kindergartengebäudes im Jahre 1908.
1945 1952 1988
Am 9. März treffen zwei Fliegerbomben das Spitalgelände. Es sind 8 Tote zu beklagen.
1994
Vom Bürgerhospital aus wird die Nachbarschaftshilfe – heute Generationenhilfe – für Deidesheim und die umliegenden Gemeinden koordiniert.
1994
Der Um- und teilweise Neubau des Bürgerhospitals ist abgeschlossen. Sie nehmen die „Begegnungstätte der Generationen“ und das Gästehaus „Ritter von Böhl“ sowie das Café auf.
2013
Die Pflegeeinrichtung wird an das Caritas Altenzentrum „St. Elisabeth“ angegliedert und nennt sich „Caritas-Altenzentrum Stiftung Bürgerhospital Deidesheim“.
2013 -2018 2019
Die Spitalgebäude und Zimmer werden komplett saniert, um ein Hotel bevorzugt für Senioren und Menschen mit Beeinträchtigungen aufzunehmen.
Der Wiederaufbau das Spitals ist abgeschlossen. In den renovierten Gebäuden des Bürgerhospitals wird im Rahmen eines Bundesmodells mit der Betreuung und Kurzzeitpflege älterer Menschen begonnen.
Die Renovierung der Spitalkapelle ist abgeschlossen und die Stiftung Bürgerhospital Deidesheim feierte im April ihr 525-jähriges Jubiläum.
WERKE
DER BARMHERZIGKEIT FREMDE BEHERBERGEN HUNGRIGE SPEISEN DURSTIGE TRÄNKEN NACKTE BEKLEIDEN KRANKE PFLEGEN GEFANGENE BESUCHEN TOTE BESTATTEN
Das Vermächtnis des Ritters Nikolaus von Böhl wird mit Leben erfüllt – als Schlüsselaufgabe der heutigen Stiftung.
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Ideen aus dem Mittelalter – heute die Basis der Stiftung Bürgerhospital Deidesheim
Abbau von Barrieren
Stefan Wemhoener
Das Hotel „Ritter von Böhl“ ist auch für mobilitätseingeschränkte Menschen bestens geeignet. Die Unterkunft wurde als barrierefrei klassifiziert. 14 - 21
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Unterstützen und anpacken
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Bewahren historischer Bausubstanz
Im Rahmen der Generationenhilfe werden Menschen zusammengeführt, die Hilfsleistungen erbringen bzw. Unterstützung benötigen. Die Stiftung ist eine Anlaufstelle für Verfolgte. Sie unterstützt Migranten, aber auch Bürger in sozial schwierigen Situationen. 32 - 33
Der Erhalt der Stiftungsgebäude ist ein großes Anliegen. In der sanierten Kapelle werden wieder Gottesdienste abgehalten. Die Tradition der Stiftung als Ausgangspunkt für Pilger und als spiritueller Ort in der Pfalz wird wiederbelebt. 34 - 37
„Die sieben Werke der Barmherzigkeit sind den Anforderungen der modernen Gesellschaft angepasst und werden zeitgemäß interpretiert.“
Stefan Wemhoener ist Geschäftsführer der Tourist Service GmbH Deidesheim und der Stiftung Bürgerhospital Deidesheim
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Regional und nachhaltig
Hilfe für Menschen
Das Café und sein Hofgarten laden zur GenussEntdeckung ein. Was angeboten wird, stammt aus der Region bzw. wird aus regionalen Produkten hergestellt. 22 - 23
In Kooperation mit dem Caritas-Altenzentrum Stiftung Bürgerhospital werden ältere Bürger betreut und gepflegt. Das Miteinander von Alt und Jung wird unterstützt und gefördert. 24 - 29
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Naturschutz und Landschaftspf lege
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Förderung der Kunst & Kultur
Die Pflege der Fledermaus-Kolonie unterm Dach der Kapelle wurde in die Satzung der Stiftung aufgenommen. Durch die Erhaltung von Sandsteingebäuden und -mauern werden wichtige Biotope erhalten und gesichert. 38 - 39
In den Stiftungsgebäuden können Gäste und Besucher ständige Ausstellungen besuchen, wie z.B. die Email-Ausstellung des „CreativKreis International“ mit rund 500 renommierten Email-Arbeiten. 40 - 41
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Weitere Themen Stiftung Bürgerhospital 2-3 Zeitreise 4-5 Sieben Werke der Barmherzigkeit 6-7 Urlaubsregion Deidesheim 8 - 13 525. Jubiläum 30 - 31 Bürgerhospital im Wandel der Zeit 42 - 51 Stiftungen in Deidesheim 52 - 55 Satzung der Stiftung Bürgerhospital 56 - 59
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Der Luftkurort Deidesheim liegt idyllisch zwischen dem „Biosphärenreservat Pfälzerwald“ und der Rheinebene 9
Deidesheim: seit 2009 Mitglied der weltweiten Vereinigung cittaslow
Ein Wahrzeichen von Deidesheim: das historische Rathaus mit seiner Doppelfreitreppe und dem Stadtwappen
Weitere Informationen: Tourist-Information Deidesheim Telefon 06326 96770 www.deidesheim.de 10
An zwei Wochenenden im August findet die Deidesheimer Weinkerwe statt
Die Sandstein-Statue der Eva erfreut Wanderer und Spaziergänger in der Weinbergslage „Paradiesgarten“
Im Herzen der liebenswerten Pfalz: Mit den ersten wärmenden Sonnenstrahlen erwacht an der Deutschen Weinstraße die Natur und die Mandelbäume beginnen zu blühen. Dann verzaubern die roséfarbenen, zart duftenden Blüten wieder die Landschaft rund um den Luftkurort Deidesheim. Doch schon bald ist das satte Grün der Weinberge rings um die Stadt die vorherrschende Farbe. Deidesheim liegt idyllisch am Haardtrand, zwischen Pfälzerwald und Rheinebene. Über Rebenhügel und Weinbergsterrassen führen zahllose Wanderwege mit unvergesslichem Panoramablick. Auch Nordic-Walking-Fans, sportliche Mountainbiker und Genuss-Radler finden in der Urlaubsregion zwischen Wald und Reben ihr Glück. Zum Bummeln und Verweilen lädt die malerische Altstadt ein mit der Stadtpfarrkirche St. Ulrich aus dem 15. Jh., dem historischen Rathaus und dem Andreasbrunnen auf dem Marktplatz. Beim Stadtmauer-Rundgang entdeckt man immer wieder zauberhafte Perspektiven. Lust auf eine gemütliche Weinstube oder mal was Köstliches aus der Sterne-Küche? Alles da! Dazu die Weinfeste mit unvergleichlicher Atmosphäre und der „Deidesheimer Advent“, der zu den romantischsten Weihnachtsmärkten im Land zählt: In Deidesheim lässt es sich mit allen Sinnen genießen! Deidesheim ist Mitglied in der Vereinigung der cittaslow-Städte, einem Zusammenschluss von mehr als 250 lebens- und liebenswerten Orten weltweit. Hier schätzt der Mensch noch das Langsame. Man genießt den Wechsel der Jahreszeiten, die Echtheit der Produkte und die Bräuche.
Deidesheim – entschleunigte Ferienregion mit Wohlfühl-Klima
Interessantes rund um den Wein: Im historischen Rathaus ist das Museum für Weinkultur einen Besuch wert
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Traditionelle GeiĂ&#x;bockversteigerung: Das wird jedes Jahr am Pfingstdienstag in Deidesheim groĂ&#x; gefeiert 12
Ausblick aus dem Hotel „Ritter von Böhl“ 13
Grüne Oase im historischen Ambiente: Im üppig bewachsenen Hofgarten lässt sich herrlich entspannen
Autofrei radeln: Die 85 Kilometer lange Strecke am Pfälzer Rad-Erlebnistag, immer am letzten Sonntag im August, führt durch Deidesheim
Winterzauber: Der „Deidesheimer Advent“, einer der schönsten Weihnachtsmärkte im Land
Sehenswert im Gebäude der Stiftung Bürgerhospital: das 3F Deutsche Museum für Foto-, Film- und Fernsehtechnik 14
Fremde beherbergen – das hat hier in Deidesheim eine mehr als 500 Jahre alte Tradition. Es war und ist bis heute eine Aufgabe der Stiftung, die der edle Ritter von Böhl der Nachwelt hinterlassen hat. Das ehemalige Spital trotzte unruhigen Zeiten mit Kriegen, Zerstörungen z.B. durch französische Revolutionsheere und einem Fliegerbomben-Drama von 1945 und ist immer noch – ganz im Sinne seines Stifters – eine Herberge für Reisende.
Wir sind ein anderes Hotel! HOTEL RITTER VON BÖHL
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hotel & café ritter von böhl STIFTUNG SEIT 1494
Weinstraße 35 – 39 D-67146 Deidesheim Telefon 06326 972 - 201 Telefax 06326 972 - 200 hotel@ritter-von-boehl.de www.ritter-von-boehl.de
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Eine Herberge, die mit der Zeit geht und sich den heutigen Bedürfnissen bestens angepasst hat: Barrierefreiheit, Nachhaltigkeit und Entschleunigung! „Bei uns können auch eingeschränkte Menschen und große Familien einen erholsamen Urlaub verbringen. Besonders stolz sind wir, dass das Hotel als barrierefrei klassifiziert ist. Die ganze Gebäudeanlage ist also auch für mobilitätseingeschränkte Menschen bestens geeignet“, betont die Geschäftsleiterin der Stiftung Silvia Robert. Die originellen Möbel aus alten Fässern verraten den Gästen am Empfang: Sie sind in der Weinstadt Deidesheim!
Herzlich willkommen! Auch mobilitätseingeschränkte Gäste fühlen sich in dem barrierefreien Hotel wohl 16
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Immer mit einem Lächeln dabei: Das gesamte Team des Hotels „Ritter von Böhl“ freut sich auf seine Gäste
Einladendes Ambiente mit Pfälzer Charme: Durch den gepflegten Innenhof betritt man das Hotel
Als wäre die Zeit stehengeblieben: Die mittelalterliche Stadtmauer an der Spitalgasse führt am Hotel „Ritter von Böhl“ vorbei 17
Jeder Wohlfühltag beginnt mit einem reichhaltigen Frühstücksbuffet. Mit dem herzlichen Service wird der Aufenthalt für Groß und Klein rundum angenehm gestaltet. Die im historischen Stadtkern gelegene barocke Hotelanlage „Ritter von Böhl“ ist mit der kleinen Spitalkapelle, dem herrlichen Innenhof mit blühenden Pflanzen und den großzügigen Gartenbereichen eine Oase der Erholung.
Bild oben In voller Pracht: Im Frühjahr zeigt die große Magnolie im Hotelgarten ihre wunderschönen Blüten
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Atrium, Hof und Garten laden zum Verweilen ein
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Durch die einmalige Lage im Herzen von Deidesheim bietet sich das Hotel als idealer Ort für Veranstaltungen jeder Art an. Zwei Tagungsräume – ein kleinerer mit Tageslicht für ca. 20 Personen, ein Gewölbekeller mit Tageslicht für ca. 40 Personen – sowie zwei kleine Gärten bilden einen kreativen Rahmen für Veranstaltungen. Regelmäßige Vorträge, Seminare und Events rund um die Themen „Bewusstsein, Gesundheit, Kunst und Kultur“ runden das Angebot in dem historischen Ambiente ab.
Zur Tagung, wo andere Urlaub machen
Veranstaltungen in Räumen, in denen Kunst erlebt werden kann Historischer Rahmen für Tagungen und andere berufliche Termine
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Das Drei-Sterne-Hotel verfügt über 41 komfortable Einzel- und Doppelzimmer sowie zwei kleinere Appartements mit einer gehobenen Ausstattung und einer Suite. Einige Zimmer und ihre Bäder sind besonders für Rollstuhlfahrer geeignet. Auf Wunsch können Gäste auch sehr ruhig gelegene „entschleunigte“ Zimmer buchen – ohne WLAN, ohne TV und mit der Möglichkeit zur Abschaltung der Stromverbindung für die Nacht. Viele verwendete Naturfarben und Materialien sowie die ausschließliche Nutzung von regenerativen Energien sind Ausdruck der nachhaltigen Gestaltung der gesamten Anlage. Gemäß den Richtlinien der Vereinigung cittaslow, der die Stadt Deidesheim angehört und die auf Entschleunigung wie auch auf urbane Lebensqualität abzielt, macht sich das Haus für Lokales stark. „Besonders Nachhaltigkeit wird in unserem Hotel großgeschrieben. Plastik ist bei uns absolut reduziert. In der Küche verwenden wir viele regionale Erzeugnisse. Und die Möbel in den Zimmern sind aus heimischen Hölzern von Handwerkern der Region gemacht“, betont Silvia Robert und hat schon ein weiteres Ziel vor Augen: „Die Einrichtung eines Inklusionsbetriebes, das ist für uns eine schöne Herausforderung.“ Erste Weichen sind bereits gestellt: Seit über einem Jahr arbeitet eine Kraft aus der Obhut der Lebenshilfe Bad Dürkheim im Hotel mit.
Wohlfühlen wie daheim
Badezimmer für Gäste mit körperlichen Handicaps oder altersbedingten Bewegungseinschränkungen
Alles frisch und aus der Region: das leckere Frühstücksbuffet für einen gesunden Start in den Ferientag
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Heimische Hölzer: Die Möbel sind von Handwerkern der Region gearbeitet
Gemütliche Zimmer mit Naturmaterialien: Unbeschwerte Ferientage beginnen mit einem gesunden Schlaf
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Zur Stiftung des Ritters Nikolaus von Böhl gehören bis heute Grün- und Ackerf lächen in Deidesheim, Ruppertsberg, Niederkirchen und weiteren Gemeinden. Auch hier ging man mit der Zeit! Der Ausbau und die Bewirtschaftung der verpachteten Flächen geschieht heute ökologisch bzw. die Umstellung auf ökologischen Landbau wird gefördert. Der Landwirt bekommt seine Pacht ermäßigt, das Obst und Gemüse wird vom Hotel „Ritter von Böhl“ abgenommen. Auch im Café setzt man der Umwelt zuliebe auf regionale und saisonale Produkte mit kurzen Transportwegen. Die Weine kommen aus Deidesheim und den nahen Winzergemeinden. Die Kräuter für die Tees gedeihen in Ruppertsberg ohne Chemie unter der Pfälzer Sonne, werden von Hand geerntet und vor Ort von dem jungen Unternehmen „Die Tee-Gärtner“ veredelt. Und natürlich kommen viele Gäste der tollen Torten wegen ins Café. „Zaubertorte“ nennt sich die kleine Konditorei dort. Ein wenig scheint die Konditormeisterin Rosemarie Lanninger tatsächlich zaubern zu können, denn ihre Produkte sind handgemachte und mit viel Liebe hergestellte Kunstwerke – im Geschmack und in der Form. Wie die Schoko-Banane-Chilli-Torte und der Apfel-Riesling-Kuchen. Es gibt auch die klassische Schwarzwälder-Kirschtorte, himmlischen Käserahm oder saftigen Kirschstreusel. Schon beim Blick in die Vitrine geht Gästen das Herz auf! Alles wird in der hauseigenen Backstube im historischen Ofen hergestellt, mit ausgewählten Rohstoffen aus der Region. Das sieht und schmeckt man! Steht eine Hochzeit oder ein Geburtstag an, für alle Arten von Festlichkeiten kreiert die leidenschaftliche Handwerkerin spezielle Torten in vielen Formen. Am liebsten füllt sie verschiedene Biskuits mit einer luftigen, zart süßen Creme und kombiniert das Ganze mit erfrischenden Früchten. Bei schönem Wetter lädt der romantische Hofgarten zum Genießen ein. Und das Beste: Alle Kuchen und Torten gibt es auch zum Mitnehmen.
Regional und nachhaltig genießen CAFÉ RITTER VON BÖHL
Ihre Torten sind Verführung pur: Auch Konditormeisterin Rosemarie Lanninger nascht leidenschaftlich gern 22
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Gemeinsam bei Kaffee und Kuchen: Wo einst die Apotheke des Hospitals war, sitzt man heute gemütlich im Café „Wappenzimmer“
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Mit den ersten wärmenden Sonnenstrahlen lädt auch der Hofgarten zur geselligen Runde ein
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Helfen, wo Hilfe gebraucht wird – das war der Leitgedanke von Ritter Nikolaus von Böhl, als er im Mittelalter eine Stiftung für die Bürger von Deidesheim ins Leben rief. Heute, über 500 Jahre später, ist mehr denn je Solidarität mit Menschen gefragt, die ihr Leben und ihren Alltag aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr ohne Unterstützung meistern können. Für sie engagiert sich die „Generationenhilfe Ritter von Böhl“. Helfer sind herzlich willkommen, denn hier kann sich jeder in jedem Alter, entsprechend seiner Möglichkeiten und Fähigkeiten, einbringen. Unsere Gesellschaft befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel: Es gibt immer mehr Menschen, die alleine leben. Die Lebenserwartung ist gestiegen. Es wird immer mehr ältere Menschen geben, die Zahl der über 80-Jährigen steigt an. Und somit werden auch immer mehr Hilfs- und Pflegebedürftige zu versorgen sein.
Miteinander – Füreinander GENERATIONENHILFE RITTER VON BÖHL
Silvia Robert koordiniert und verantwortet als Geschäftsleiterin der Stiftung Bürgerhospital Deidesheim die „Generationenhilfe Ritter von Böhl“. Wer Unterstützung braucht oder gerne eine Hilfsleistung anbieten möchte, erreicht sie unter der Telefonnummer 06326/972201 oder 972159.
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Weil Kommunen und Gemeinden mit der sozialen Sicherung dieser Menschen oft überfordert sind, ist freiwilliges, bürgerschaftliches Engagement gefragt. Genau da packt die „Generationenhilfe Ritter von Böhl“ an! Sie ist ein wichtiges Element der sozialen Arbeit innerhalb der Verbandsgemeinde Deidesheim. Ein Pool von freiwilligen Helfern wird über die Stiftung Bürgerhospital koordiniert und eingesetzt. Oft sind Menschen auf Unterstützung angewiesen, die professionelle Dienste gar nicht anbieten. Wie hilfreich ist es, wenn jemand da ist, der ältere oder eingeschränkte Bürger mal zum Arzt oder zum Einkaufen begleitet, einfach mal eine Glühbirne wechselt oder einen gewaschenen Vorhang aufhängt. Kleine Dinge, die den Alltag erleichtern. Ein wenig Zeit schenken, zuhören, wenn Menschen Nöte haben, auch damit erreichen die Freiwilligen der Generationenhilfe viel Gutes. Die Vereinsamung allein lebender Menschen ist in unserer modernen Zeit angestiegen. Wissenschaftler vermuten sogar: Einsamkeit ist für die Gesundheit genauso schlimm wie Rauchen, Trinken oder chronischer Stress. Jung hilft Alt, aber auch umgekehrt kann es gehen. Auch Senioren jenseits der 65, die in ihrem Leben Fähigkeiten erlernt haben, die den jüngeren Generationen nützlich sein können, sind gefragt. Sie bekommen durch ihre ehrenamtliche Hilfe Anerkennung und auch sozialen Anschluss. Die „jungen Alten“ können ihre Leistungen zum Beispiel in Schulen, Kindergärten und Jugendzentren anbieten. Eine wunderbare Art, den Austausch zwischen den Generationen zu leben.
Silvia Robert mit Karl-Heinz Drechsel und Hubert Reuther
DAS GLÜCK BESTEHT DARIN, IN DEM ZUR MASSLOSIGKEIT NEIGENDEN LEBEN DAS RECHTE MASS ZU FINDEN. Leonardo da Vinci, 1452-1519, italienischer Maler, Architekt, Bildhauer und Naturforscher
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Seit seiner Stiftung ist auch die Pf lege von betagten Menschen ein wichtiger Bestandteil der Aufgaben des Bürgerhospitals Deidesheim. Die Pf legeeinrichtung wurde im November 2013 an das Caritas-Altenheim „St. Elisabeth“ in Deidesheim, das bereits auf einem Grundstück der Stiftung erbaut wurde, angegliedert. Zu diesem Zweck wurde ein weiterer Gebäudef lügel angebaut. Seitdem trägt die Einrichtung in unmittelbarer Nähe des Stadtparks mit 110 Seniorenplätzen – 102 Einzel- und 4 Doppelzimmern – den Namen: Caritas-Altenzentrum Stiftung Bürgerhospital Deidesheim. Die Seniorinnen und Senioren sollen ihr Leben im Haus weiterhin nach eigenen Vorstellungen gestalten. Bei Krankheit und Pf legebedürftigkeit wird man ihnen Unterstützung anbieten, immer im Blick darauf, dass ihre Selbstständigkeit und Selbstbestimmung weitestgehend erhalten bleibt.
Der Mensch steht im Mittelpunkt CARITAS-ALTENZENTRUM STIFTUNG BÜRGERHOSPITAL DEIDESHEIM
Verena Renner mit ihrem Hund Bärbel Die Leiterin des Caritas-Altenzentrum Stiftung Bürgerhospital Deidesheim stellt das Haus vor: „Als Einrichtung des Caritas-Verbandes für die Diözese Speyer e.V. sind wir christlich geprägt und offen für alle, die zu uns kommen möchten. Der Mensch steht bei uns im Mittelpunkt. Wir möchten unseren Bewohnern Geborgenheit und persönliche Achtung vermitteln. Wir streben ein Miteinander an, in dem sich die Menschen mit Respekt und Vertrauen begegnen. Wir sind nur Gast im Haus, die Bewohner leben dort.“ Telefon: 06326/9672-0 26
Mittagstisch Senioren aus Deidesheim und Umgebung haben die Möglichkeit, im Caritas-Altenzentrum Stiftung Bürgerhospital zu Mittag zu essen. Viele kommen regelmäßig, da sie die Gesellschaft anderer Menschen bei einem gepflegten Essen schätzen. Täglich stehen verschiedene, jahreszeitlich angepasste Gerichte zur Auswahl. Tagespf lege Senioren leben zu Hause, sind aber tagsüber auf Betreuung und Pflege angewiesen – dann bietet sich die Tagespflege an, in manchen Fällen auch um pflegende Angehörige zu entlasten. Als Besucher der Tagespflege ist man in den Wohngruppen der Bewohner integriert. So kann man den Tag in angenehmer Atmosphäre gemeinsam mit anderen Senioren verbringen, begleitet und betreut von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die sich Zeit nehmen. Vollstationäre Pf lege Rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr sind gut ausgebildete, verantwortungsbewusste Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für pflegebedürftige Bewohner da. Aktiv bleiben bis ins hohe Alter Angeboten werden Aktivitäten wie Gymnastik, Sitztanz, Rollatortanz, Singkreis, Spielenachmittage und gemütliche Runden, bei denen man sich kennenlernen und treffen kann. Zusammen werden Feste im Jahreskreise je nach Anlass heiter, aber auch besinnlich gefeiert. Auch wer das Bett nicht verlassen kann, erhält eine spezielle Betreuung. Zeit für Gespräche Im Caritas-Altenzentrum Stiftung Bürgerhospital sind Senioren aller Konfessionen willkommen. Ihnen stehen verschiedene Angebote der Seelsorge zur Verfügung. Die Hauskapelle ist für ein stilles Gebet und für Momente der Besinnung immer offen. Die schönen, farbenprächtigen Fenster der Kapelle stellen das Leben der heiligen Elisabeth dar, der Schutzpatronin des Altenzentrums. Sie widmete sich der Fürsorge von Armen und Kranken. Förderverein Der Förderverein will seinen Beitrag dazu leisten, dass die Bewohner erfahren, wie wertvoll sie für die Gesellschaft sind. Er hat es sich zum Ziel gesetzt, das Altenzentrum ideell und materiell zu unterstützen.
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Das Caritas-Altenzentrum Stiftung Bürgerhospital Deidesheim: ein Haus, in dem Menschen geborgen ihren Lebensabend verbringen. Hier werden sie liebevoll betreut und gepflegt 27
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Wenn mal wieder die spannenden „Deidesheimer Geschichten“ auf dem Programm stehen, sind die Plätze in der Spitalklause noch besser besetzt als sonst. Manche Gäste bringen dann Bilder, Fotografien und Gemälde aus vergangenen Tagen mit, an die sich viele noch erinnern. Anderen fallen Anekdoten zu bestimmten Weinstraßen-Häusern ein. Belebende Gespräche entstehen so immer unter den Teilnehmern. Jeden ersten Dienstag im Monat laden die Stiftung Bürgerhospital, die Stadt Deidesheim und der Katholische Deutsche Frauenbund, den es in Deidesheim bereits seit 1918 gibt, zum Generationentreff für Frauen und Männer ein. Es wird erzählt, diskutiert, gestaunt, gelacht. Aber egal, welches Thema an der Reihe ist – ob’s um Bienenvölker geht, um allerhand rund um Käse oder ob beliebte Volkslieder angestimmt werden – mit Kaffee und Kuchen werden diese Nachmittage erst richtig gemütlich.
Hier wird erzählt, gestaunt und viel gelacht BEGEGNUNGSSTÄTTE DER GENERATIONEN
Kleine Besucher vom Städtischen Kindergarten erfreuen die Senioren mit weihnachtlichen Liedern und Gedichten
Jeden ersten Dienstag im Monat führt Monika Lauterbach vom Katholischen Deutschen Frauenbund mit einem abwechslungsreichen Programm durch den Nachmittag.
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Jung und Alt trifft sich im Hotel und bei den geselligen Hoffesten
Treffpunkt im historischen Ambiente: Auch KĂśnig Cephas Bansah, Herrscher Ăźber einen Volksstamm in Ghana, kommt gerne mal zu Einladungen nach Deidesheim. Der afrikanische Monarch lebt im nahen Ludwigshafen
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Jubiläumsgottesdienst 525 Jahre Stiftung Bürgerhospital
Chorgemeinschaft Deidesheim/ Ruppertsberg unter der Leitung von Marie Luise Birkhofer
Bilder des 525. Jubiläums 18.05.2019
„Unsere Welt soll bunter werden“ – ein Theaterstück der Kita Vogelnest Deidesheim Die Geistlichen bei der Jubiläumsmesse
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Sieben Werke der Barmherzigkeit dargestellt auf sieben leckeren Torten der Konditormeisterin Rosemarie Lanninger
Bewohner des Caritas Altenzentrum Stiftung Bürgerhospital beim Singen von Mai-Liedern
Musikalischer Beitrag unserer Mitarbeiterin Kristin Eschmann
Musiker der Musikschule der Verbandsgemeinde Deidesheim unter der Leitung von Silvia Helbach
Buntes Treiben unter Mitwirkung von verschiedenen Vereinen und Organisationen der Stadt Deidesheim und der Gemeinde Niederkirchen
Der Stadtbürgermeister Manfred Dörr und die Weinprinzessin Tamara Fränzle freuen sich über das fröhliche Fest
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Fremde beherbergen, Hungrige speisen und Durstige tränken – diese drei Werke der Barmherzigkeit sind heute mehr denn je gefordert. Nie zuvor kamen so viele Menschen nach Deutschland, die Schutz vor Krieg, Verfolgung und Armut suchten. Auch hier übernimmt die Stiftung Bürgerhospital Deidesheim Verantwortung und hat diese in ihre Satzung geschrieben. Flüchtlinge finden in einer extra bereitgestellten Wohnung im Verwaltungsgebäude der Stiftung zeitweise Unterkunft. Wie einst der Syrer Hassan Kharat, der mit seiner Familie inzwischen in Schweden lebt, aber einmal im Jahr nach Deidesheim zurückkehrt. Auf dem Weihnachtsmarkt bietet er Kunsthandwerk aus seinem Geburtsland an. „Für dieses Jahr haben wir ihm wieder sein Stammzimmer Nr. 6 im Hotel gebucht“, erzählt Silvia Robert, die Geschäftsleiterin der Stiftung. Die kostenfreie Unterkunft für vier Wochen ist ein Dankeschön an Hassan Kharat, der als Vermittler und Dolmetscher für Flüchtlinge einen wertvollen Beitrag zur deutsch-syrischen Verständigung leistet. Die Stiftung stellt Räumlichkeiten für die Durchführung von Deutsch-Kursen für Gef lüchtete zur Verfügung und bietet Hilfsleistungen durch die stiftungseigene Generationenhilfe an. Außerdem besteht eine bewährte Zusammenarbeit mit dem im Jahr 2016 gegründeten Verein „Freunde für Flüchtlinge“, der in der Verbandsgemeinde Deidesheim Hilfen koordiniert und besonders für Familien mit Kindern aktive Integrationsarbeit leistet.
Anpacken und helfen, wo Menschen in Not sind FLÜCHTLINGE BEKOMMEN EINE UNTERKUNFT UND ARBEIT
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Seniorengruppe des Caritas Altenzentrum Stiftung Bürgerhospital Deidesheim
Beim „Deidesheimer Advent“ verkauft der einstige syrische Flüchtling Hassan Kharat (r.) Kunsthandwerk aus der alten Heimat. Hier zu sehen mit Marktmeister Klaus Eichberger
Mit dem Verkauf von Kunsthandwerk, z. B. von der Lebenshilfe Bad Dürkheim, werden regionale Hilfsprojekte unterstützt
WENN JEDER DEM ANDEREN HELFEN WOLLTE, WÄRE ALLEN GEHOLFEN.
Marie von Ebner-Eschenbach, 1830-1916, österreichische Erzählerin und Aphoristikerin
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Inzwischen ist die Sanierung abgeschlossen: Monatelang wurde das alte Sandstein-Mauerwerk hinter der grünen Verkleidung aufwändig renoviert, teilweise auch ausgetauscht. An der Kapelle arbeiteten Handwerker aus der Region
Einzigartig: Seit über 500 Jahren steht die kleine Kapelle – und hat Kriegen und Katastrophen getrotzt. Auch im Innern der Kapelle wurde restauriert: Heizung, Elektrizität und Anstrich sind neu
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„Wir wollen was Bleibendes hinterlassen“, wünschten sich Christopher Job und Stephanie Baier und übernahmen die Kosten der Kapellen-Renovierung.
Als Stephanie Baier und Christopher Job das Hotel „Ritter von Böhl“ vor sieben Jahren entdeckten, war es Liebe auf den ersten Blick. „Ich bin in der Pfalz aufgewachsen und komme immer wieder gerne in diese herrliche Gegend zurück, nicht nur weil der Wein hier so lecker ist“, freut sich die Lebensgefährtin des Hamburger Unternehmers, der längst auch sein Herz für die Pfalz und Deidesheim entdeckt hat. Die beiden leben in Prag und sind das Jahr über viel auf Reisen. Als sie vor zwei Jahren hörten, dass die kleine, spätgotische Spitalkapelle ganz dringend saniert werden musste, haben die beiden spontan ihre Hilfe zugesagt. „Dieses herrliche Anwesen muss man doch unterstützen“, stand für Christopher Job fest. „Ich kann doch nicht zusehen, wie das hier alles zerfällt. Auch für den Hamburger Michel habe ich schon gespendet. Das letzte Hemd hat doch keine Taschen! Es ist einfach großartig zu sehen, dass man etwas geschaffen hat. Wir sind dankbar, dass es uns gut geht. Da kann man doch auch andere gut leben lassen.“ Das Projekt gefiel dem Paar auch, weil örtliche Handwerker eingebunden waren und bei der Restaurierung echte Handwerkskunst zum Einsatz kam. Und weil bei jeder Position auf sinnvolle Ausgaben geachtet wurde. „Ich bin sehr stolz, dass mein Partner so großzügig ist und die Renovierung finanziert“, freut sich die gebürtige Pfälzerin. „Wir haben ja keine Kinder, da gibt es dann etwas Bleibendes von uns hier in Deidesheim.“ Es war ein großer Moment, als die Kapelle im Januar 2019 feierlich eingeweiht wurde. Auch für die beiden großzügigen Stifter, ohne die dieses kleine Juwel für die Nachwelt nicht so schnell hätte gerettet werden können. Glücklich machen ist das höchste Glück, hat einst Theodor Fontane (1819-98) geschrieben. Dichterworte, die für Stephanie Baier und Christopher Job eine wunderbare Bedeutung haben.
Ein offenes Haus für alle Religionen ERHALTUNG DER BAUSUBSTANZ UND DENKMALPFLEGE
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Im Januar 2019 fand das feierliche Anläuten der alten Glocke statt
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Seit Kurzem ist die aufwändige Renovierung der Spitalkapelle abgeschlossen. Jetzt werden in dem kleinen Sandstein-Bau, der seit mehr als 500 Jahren zum Bürgerhospital gehört, wieder Gottesdienste abgehalten. Betreut werden sie von den Pfarrern der protestantischen und katholischen Gemeinden Deidesheims. Auch Trauungen können wieder stattfinden, zumal der romantische Innenhof und zwei Veranstaltungsräume für Hochzeitspaare und deren Gäste einen festlichen Rahmen bieten. „Wir sind ein offenes, konfessionsloses Haus. Bei uns sind Menschen aller Religionen willkommen“, lädt Silvia Robert, die Geschäftsleiterin des Bürgerhospitals, zum Dialog der Religionen ein. In Kombination mit der spätgotischen Kapelle wurde 2019 auch die Tradition des Pilgertourismus neu belebt. Bereits vor Jahrhunderten war Deidesheim Ausgangspunkt für Touren auf den in der Nähe verlaufenden Pilgerwegen. Das Pilgern hat wieder eine starke Anziehungskraft gewonnen. Menschen in unserer modernen, oft stressigen Zeit, finden auf diesen Wanderstrecken innere Ruhe und neue Lebenskraft. Nicht der Ort ist das eigentliche Ziel, sondern der Weg dorthin.
Ein Platz zum Pilgern und zur inneren Einkehr
WENN MAN DIE RUHE NICHT IN SICH SELBST FINDET, IST ES UMSONST, SIE ANDERSWO ZU SUCHEN. La Rochefoucauld, 1613-1680, französischer Schriftsteller, Moralist und Aphoristiker
Mit Pferd und Wagen unterwegs: Pilger aus Nah und Fern finden bei der Stiftung Bürgerhospital eine Anlaufstelle
Über dem Eingang zur spätgotischen Spitalkapelle schmückt das Wappen der Adelsfamilie von Böhl die Fassade 36
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Blick in die Spitalkapelle mit ihrer kunstvollen Holzempore und der Figur Maria mit Kind. Mit einem Festgottesdienst wurde die renovierte Kirche wieder für die Menschen der Region und für Pilger geöffnet
Die farbenprächtigen Glasfenster in der Spitalkapelle, gestiftet durch ehemalige Spitalratsmitglieder
In Ruhe und Stille beten: Die zwischen 1494 und 1496 erbaute Spitalkapelle steht Menschen aller Religionen offen
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Schutz unserer Natur – auch das hat sich die Stiftung Bürgerhospital zur Aufgabe gemacht. Vom Aussterben bedrohte heimische Fledermäuse haben in der Spitalkapelle ihre sichere Bleibe. Genauso wie die schützenswerten Erdbienen im Garten. Im Hof erinnert ein immergrüner Baum an eine engagierte Unterstützerin sowie eine Leuchte an den edlen Stifter Ritter Nikolaus von Böhl. Bitte nicht stören! Hier schlummern die Großen Mausohren Lautlos flattern sie durch die Nacht, am Tag finden die Großen Mausohren besonders gerne auf Kirchendachböden Unterschlupf. Als vor 16 Jahren auf dem Dachboden der Deidesheimer Spitalkapelle eine Kolonie der größten heimischen Fledermaus-Art entdeckt wurde, stand für den Stiftungsvorstand sofort fest: Die vom Aussterben bedrohten Tiere müssen dauerhaft geschützt werden. Beispielhaft war die Zusammenarbeit von Naturschutzbehörde, Arbeitskreis Fledermausschutz Rheinland-Pfalz, Naturschutzbund Mittelhaardt NABU und der Stiftung Bürgerhospital Deidesheim. Als 2018 die Sanierung der Kapelle anstand, wurde der Schutz der ca. 150 Tiere umfassenden Kolonie sogar fest in der Stiftungssatzung verankert. Die Weibchen, die im Jahr nur ein Junges bekommen, ziehen ihren Nachwuchs ausschließlich in Gebäuden groß und brauchen zwischen April und August in der Wochenstube absolute Ruhe. Ganz bewusst wurden die Baumaßnahmen erst Ende August aufgenommen, als die Fledermäuse den Speicher längst verlassen hatten. Inzwischen sind die Arbeiten erfolgreich abgeschlossen. Der Dachboden der Spitalkapelle gibt den schützenswerten Großen Mausohren auch für die kommenden Jahre eine sichere Bleibe.
Zum Schutz unserer Natur HEIMISCHE FLEDERMÄUSE UND FLEISSIGE ERDBIENEN HABEN HIER IHR REVIER
Ausbessern und Pflege der alten Sandsteinmauern in den Weinbergen der Stadt Deidesheim
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Erdbienen lieben Wärme und Sonnenschein Im Rosengarten nisten die unter strengem Artenschutz stehenden Erdbienen. Sie sind echte Nützlinge, denn sie bestäuben f leißig Obst- und Gemüsepf lanzen. Die kleinen, schwarzrötlichen Insekten heißen auch Sandbienen. Wenn es draußen warm ist, baut jedes Tier zweimal, meist Ende April und im Juli, ein eigenes Nest und legt seine Eier dort ab. Die in der zweiten Brut heranwachsenden Bienen überwintern in der Erde. Anders als Honigbienen sind sie Einzelgänger und leben nicht in einem Volk zusammen. Auch reagieren sie auf Bedrohung nicht mit Aggression, zumal ihr schwacher Stachel die menschliche Haut nicht durchdringen kann. Ein Baum und ein Stein für Hannelore Kohl Im Hof steht neben einer im November 2001 gepflanzten Immergrünen Magnolie ein Gedenkstein für die ehemalige Kanzler-Gattin Hannelore Kohl (1933-2001). „Dieser Magnolienbaum ist Hannelore Kohl als Zeichen der besonderen Wertschätzung für ihr herausragendes soziales Engagement in Dankbarkeit gewidmet“, steht auf dem Sockel des hellen Sandsteines. Geschaffen wurde das Ehrenmal von der Deidesheimer Bildhauerin Bettina Morio. Die Gemeinde und das Bürgerhospital haben das Andenken gestiftet.
Nützlinge für unsere Pflanzenwelt: Erdbienen sind anders als Honigbienen Einzelgänger
Eine Kolonie der Großen Mausohren lebt im Dachboden der Spitalkapelle
6.
Die Sandsteinsäule erinnert an das soziale Engagement der ehemaligen KanzlerGattin Hannelore Kohl
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Bilder und Objekte aus verschiedenen Materialien, wohin das Auge blickt. Ein Bummel durchs Gebäude der Stiftung wird für Gäste und Besucher zum Kunst-Spaziergang An der Rezeption des Hotels „Ritter von Böhl“ hängen ausdrucksstarke Arbeiten der MS-kranken Künstlerin Judith Diez-Gusta. Mit dem Verkauf der Bilder wird die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG) unterstützt. Auch die fantastischen Werke des Deidesheimer Künstlers Wolf Hildebrandt (1906-1999), genannt HIL, wecken großes Interesse. Einmalig unter den zahlreichen Kunstwerken in den Stiftungsgebäuden ist die Sammlung internationaler Arbeiten aus Email. Ein großzügiges Geschenk der renommierten Künstlerin Gertrud Rittmann-Fischer aus Königsbach an die Stiftung Bürgerhospital Deidesheim, die die Förderung der Kunst in ihren Statuten verankert hat. Mit 97 Jahren kann Gertrud Rittmann-Fischer auf ein außergewöhnliches Lebenswerk zurückblicken, das in Deidesheim seine Wurzeln hat. Unzähligen Menschen hat sie ihr Wissen und Können über die traditionsreiche Kunst des Emaillierens weitergegeben. Sie verfasste ein gefragtes Lehrbuch zum „Gestalten mit Email“, unterrichtete selbst und gründete die beiden einzigen deutschen Email-Museen im Kloster Himmerod in der Eifel und im saarländischen Blieskastel. Mit Enthusiasmus, nicht aufhörender Begeisterung und Durchsetzungsvermögen hat sie Künstler aus der ganzen Welt zusammengeführt und die Email-Kunst gefördert. Inbesondere mit dem Creativ-Kreis International (CKI), den sie 1979 ins Leben rief. In der Goldschmiede-Werkstatt ihres Vaters entf lammte einst ihre Begeisterung. „Mit acht Jahren durfte ich den Blasebalg bedienen und die sich während des Brennvorgangs wandelnden Farben bewundern“, erinnert sich Gertrud Rittmann-Fischer an den Moment, als der Feuerfunke in ihr geweckt wurde. Ihre erste Werkstatt eröffnete sie 1960 in Deidesheim. Für sie und ihren 2019 verstorbenen Mann August waren Kunst und Kultur stets auch eine Brücke zwischen Menschen und Nationen. Sie traf Nelson Mandela in Südafrika und Michael Gorbatschow in Russland. Wo immer sie hinreiste in der Welt, setzte sie sich für Frieden und Freiheit ein und scheute sich nicht, ihre Meinung zu sagen. Vor drei Jahren schenkte die bis ins hohe Alter aktive Künstlerin über 500 EmailArbeiten der Stiftung Bürgerhospital Deidesheim. Thematisch geordnet hängt die einmalige Sammlung bedeutender internationaler Meisterwerke an vielen Wänden und ist in Glas-Vitrinen ausgestellt. Es ist beeindruckend zu sehen, wie zwei unterschiedliche Materialien, Metall und Glas, in vielen Formen, Stilen und Farben zu immer wieder neuen Kunstwerken verschmolzen sind.
Feuer und Flamme für einmalige Objekte FÖRDERUNG VON KUNST UND KULTUR
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In Vitrinen und an den Wänden des Hotels „Ritter von Böhl“ können Gäste und Besucher rund 500 Werke aus Email bewundern
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Kunst auf Schritt und Tritt: Ein Gemälde des Deidesheimer Malers HIL sowie weitere fantasievolle Objekte überraschen die Gäste an vielen Stellen im Hotel „Ritter von Böhl“
Farbenfroh und ausdrucksstark: das Wandbild „Abendmahl“
Die renommierte Email-Künstlerin Gertrud Rittmann-Fischer überließ ihre komplette Sammlung der Stiftung Bürgerhospital Deidesheim
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Ein Gang durch ein über 525 Jahre altes Spital Der Gast im Hotel „Ritter von Böhl“ wie auch der Besucher des Cafés befindet sich in einem der ältesten Spitäler der Pfalz. Es blickt auf eine über 525-jährige Geschichte zurück und erfüllt immer noch seinen Stiftungszweck, wenn auch in zeitgemäßer Form. Das Testament des Ritters Nikolaus Übelhirn von Böhl Am 25. April 1494 erklärte der Ritter Nikolaus Übelhirn von Böhl vor dem Geistlichen Richter des Speyerer Bischofs Ludwig von Helmstatt sowie vor Schultheiß und Schöffen des Deidesheimer Gerichts, Notaren und Zeugen, dass er auf seinem Grundbesitz an der Weedgasse, der heutigen Hauptstraße, begonnen habe, eine Kapelle sowie ein Pfründnerspital („Altenheim“)zu errichten, auch werde er dorthin die an der Stadtmauer von seinen Vorfahren gegründete Fremdenherberge verlegen. Seine Stiftung begründete er damit, dass die Bewohner von Deidesheim ihm und seinen Vorfahren manigfältige Freundschaft bewiesen hätten, auch seien sie ein ehrbares und ehrsames Volk, was sie, davon sei er überzeugt, auch weiterhin bleiben werden. Andererseits müssten sich die Bewohner der Stadt von schwerer Arbeit ernähren und gerieten immer in Gefahr, durch Krankheit oder unvorhergesehene Ereignisse in Not und Armut zu geraten. Dies wolle er, Nikolaus von Böhl, durch seine Stiftung lindern. Sobald die zu Ehren der Muttergottes sowie der Heiligen Antonius dem Eremiten und Valentin erbaute Kapelle fertiggestellt sei, werde er dort eine Pfründe für einen Geistlichen errichten.
Das 525 Jahre alte Bürgerhospital im Wandel der Zeit
Spitalstiftung seit 1494
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1 Spitalkapelle 1a Sakristei/Anbau 1b Aufgang Empore 2 Altes Spital 2a Krankenstube 3 Wirtschaftsgeb채ude 4 K체chenbau 5 Pfr체ndnerspital 5a Spitalklause (Keller, heute) 6 Kelter
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4
3
5a
6 1a
2a
2
1 1b
Krankenhaus der Barmherzigen Br체der, 1779-1793
Grundriss der mittelalterlichen Spitalanlage von 1739
Niederbronner Schwestern im Spital
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Nikolaus von Böhl übergab alle seine Besitzungen und Einkünfte zu Deidesheim, Niederkirchen, Ruppertsberg, Dannstadt, Haßloch, Altdorf, Böbingen und Freimersheim seiner Stiftung. Als obersten Verwalter des Alten wie des Neuen Spitals bestimmte er den jeweiligen Bischof von Speyer als Landesherr von Deidesheim, der aus der Gemeinde die Kapellenpfleger berufen solle. Heute, nach der Satzung von 2019, besteht der Vorstand der Stiftung Bürgerhospital aus zwölf Mitgliedern, fünf aus Deidesheim und fünf aus Niederkirchen sowie dem katholischen und evangelischen Geistlichen. Vorstandsvorsitzender ist der Bürgermeister von Deidesheim, sein Stellvertreter der von Niederkirchen. Die gemeinsame Verwaltung der Spitalstiftung durch zwei heute selbstständige Kommunen geht auf die Zeit vor 1819 zurück, als Deidesheim und Niederkirchen eine Gemeinde bildeten. Der Fluch des Stifters: Bemerkenswert ist, wie Nikolaus von Böhl seine Stiftung gegen Misswirtschaft absicherte: Er drohte jedem, dem es einfallen sollte, etwas von ihrem Besitz zu veräußern, er werde Maria, die Mutter und Königin Gottes, sowie Antonius den Eremiten und Valentin als Patrone seiner Stiftung bitten, Gott zu veranlassen, die Täter, Ratgeber und verwilliger solch sträf lichen Tuns mit den höchsten Bussen, Straffen und Plagen zu rechen. Nikolaus Übelhirn von Böhl Nikolaus Übelhirn von Böhl war der letzte Spross der edelfreien Familie Übelhirn von Böhl, die sich nach dem gleichnamigen Dorf westlich von Speyer nannte. Der Beiname Übelhirn, der allem Anschein nicht negativ verstanden wurde, ist bereits aus dem 14. Jahrhundert überliefert. Nach 1400 lässt sich die Familie in Deidesheim nieder. 1420 errichtet sie in einem Haus an der Stadtmauer eine Fremdenherberge. Die Eltern des Spitalstifters, Rennwart und Margarete von Altdorf, beteiligten sich am Bau der spätgotischen Pfarrkirche wie ihre Wappen, ein von Rot und Silber geschachteter Schrägbalken in blauem Schild (von Böhl) und ein von Silber und Blau geteilter Schild (von Altdorf ) in den Schlusssteinen des nördlichen Seitenschiffes zeigen. Dort fanden sie auch ihre letzte Ruhe.
Wappen des Nikolaus Übelhirn von Böhl an der Spitalkapelle 44
Über ihren Sohn Nikolaus ist wenig bekannt. Wir kennen weder sein Geburtsjahr noch sein genaues Sterbejahr, auch wissen wir nicht, ob er verheiratet war. Überliefert ist nur, dass er keine Kinder hatte und mit seinem Bruder, dem Speyerer Domkustos Ebolt, nicht immer im besten Einvernehmen lebte. Wie seine Eltern fand Nikolaus zwischen 1496 und 1499 seine letzte Ruhe in der Pfarrkirche. Das Grab ist aber nicht erhalten. Das Alte Spital und die sieben Werke der Barmherzigkeit Das Deidesheimer Spital bestand bis 1734/35 aus zwei Einrichtungen: der Fremdenherberge, dem Alten Spital, das Nikolaus Übelhirn an die Durchgangsstraße verlegte und seiner eigentlichen Stiftung, dem Neuen Spital, in das sich Pfründner einkaufen konnten. Das Alte Spital lag nördlich der Kapelle, etwa dort, wo sich heute der Neubau von 1994 befindet. Es hatte, wie jedes Spital, in Anlehnung an die Weltgerichtsschilderung des Evangelisten Matthäus (Mt. 25, 35 – 46) die Werke der Barmherzigkeit zu üben: Hungernde speisen, Dürstende tränken, Fremde beherbergen, Nackte bekleiden, Kranke pflegen, Gefangene besuchen und (als spätere Ergänzung) Tote begraben. Nach einem Verzeichnis aus dem Jahre 1573 fanden im Alten Spital pro Nacht bis zu zehn Personen Unterkunft und erhielten als Verpf legung Brot und Wein. Kranke Frauen, Männer und Kinder wurden aber in der Fremdenherberge so lange gepf legt, bis sie wieder gesund waren. Starben sie dort, wurden sie auf Kosten des Alten Spitals auf dem Friedhof vor der Stadt bestattet. Da in der Fremdenherberge nach der Reformation Fremde und Kranke ohne Ansehen der Konfession aufgenommen wurden, fanden in einem besonderen Teil des Friedhofs auch Lutheraner und Reformierte ihre letzte Ruhe; doch geschah dies in aller Stille ohne Glockengeläut. Manchmal war es nötig, armen Reisenden nicht nur ein Obdach zu gewähren und sie zu verköstigen, sondern auch mit notwendigen Kleidungsstücken auszustatten, damit sie ohne Gefahr für die Gesundheit ihre Reise fortsetzen konnten. Häufiger aber erhielten Kinder, die durch den im Spital erfolgten Tod ihrer Mutter zu Waisen geworden waren, nicht nur Obdach und Verköstigung, sondern auch Kleidung. Spitalpfleger Martin Kaub erklärte 1723, er habe mindestens sechs Waisenkinder aufgezogen. Der Aufforderung, Gefangene zu besuchen, kam das Spital in der Weise nach, dass es „Kollektanten“ mit Geld unterstützte, die für Christen sammelten, welche in die Gewalt der Türken oder algerischen Seeräuber geraten waren. Als unterstützungsbedürftige Personengruppe nannte Nikolaus Übelhirn von Böhl in seinem Testament ausdrücklich die Pilger, liege Deidesheim doch an einer gängigen Pilgerstraße, weswegen dorthin oft nottürftige frembde Pilger vnd andre cristgläubige Menschen kommen, die eines Almosen oder Werke der Barmherzigkeit bedürften. Die Spitalrechnungen aus den Jahren zwischen 1699 und 1730 geben Auskunft über solche nottürftige frembde Pilger. Es waren Männer und Frauen, die nach Rom, Santiago di Compostella, Köln oder Einsiedeln wallfahrteten. Doch unterstützte das Alte Spital nicht nur Fremde, sondern auch kranke und notdürftige Menschen in Deidesheim, wie es Nikolaus von Böhl in seinem Testament festgelegt hatte. Sie erhielten am Festtag des hl. Antonius des Eremiten (17. Januar), des hl. Valentin (14. Februar) in der Karwoche und am Kirchweihfest (Maria Geburt, 8. September), eine Brotspende.
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Das Pfründnerspital Das Neue Spital liegt in der Südwestecke des Spitalgeländes und wird seit 1778 von einer viereckigen Laterne überragt. In ihm fanden, nach dem Willen des Stifters, alte Menschen, Einzelpersonen und Ehepaare, als Pfründnerinnen und Pfründner Aufnahme. Sie hatten eine Gebühr zu bezahlen, die nach den vorhandenen Unterlagen aus dem 17. Jahrhundert zwischen 500 und 1000 Gulden betrug, sowie den folgenden Hausrat mitzubringen: ein Bett mit Matratze, zwei Kissen und vier Laken, einen Tisch, dazu zwei Tischtücher, vier große und kleine Platten aus Zinn, eine zwei bis drei Liter und eine bis anderthalb Liter fassende Kanne, Trinkgeschirr und einen Becher nicht unter zehn Gulden wert. All dies erhielt nach dem Tod des Pfründers das Spital, der andere Besitz des Pfründners fiel aber an die Erben. Die alten Leute wurden reichlich verköstigt. Sie erhielten ein Maß ( 2,3 Liter) Wein, das erforderliche Brot nebst Suppe und Gemüse, ein Pfund Fleisch, dreimal in der Woche, nämlich am Sonntag, Dienstag und Donnerstag ihren Braten, Freitag und Samstag aber Fischspeisen. Im Krankheitsfall betreuten der Spitalmeister und seine Frau die Pfründner. Wurden sie aber zu Pflegefällen, so konnte der Spitalmeister eine Dienerin oder einen Diener auf ihre Kosten anstellen. Da die Pfündnerinnen und Pfründner nicht allein den bauch pf legen unnd durchaus in müßigen faulen tagen ihr alter enden unnd schließen sollten, so verpflichtete sie die Ende des 16. Jahrhunderts erlassene Spitalordnung, jeden Tag den Gottesdienst in der Spitalkapelle oder, wenn dort keine Messe gelesen wurde, in der Pfarrkirche zu besuchen. Auch hatten sie an Prozessionen und Andachten teilzunehmen sowie vor Ostern, Pfingsten, dem Kirchweihtag am 8. September und Weihnachten zu beichten. An den Festtagen sollten sie zur Kommunion gehen. Wollten ein Pfründner oder eine Pfründnerin wieder heiraten, so konnte dies mit Zustimmung der „Obrigkeit“ geschehen. Der Deidesheimer Bürger Kaub heiratete in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts eine Pfründnerin, die aus Hambach stammte. Im Jahr 1688 lebten im Spital vier Pfründner, mehr konnte es damals nicht ernähren. Am 26. September des folgenden Jahres steckten französische Truppen während des Pfälzischen Erbfolgekrieges Deidesheim in Brand. Dabei nahm auch das Spital Schaden. Zwar wurde er bald behoben und es fehlte auch nicht an Interessenten, doch die fürstbischöfliche Verwaltung erklärte, zuerst müsse eine neue Spitalordnung erarbeitet werden, bevor man wieder Pfründner aufnehmen könne. Erst nach den in den Jahren 1742 bis 1746 durchgeführten Baumaßnahmen wurden wieder alte Leute ins Spital aufgenommen, doch waren dies keine Pfründner, die sich dort eingekauft hatten, sondern unterstützungsbedürftige Personen aus Deidesheim und Niederkirchen.
Laterne des fürstbischöflichen Architekten Nikolaus Schwarz 1778
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„Küchelbau“ und „Zwerchbau“ – das barocke Aussehen der Spitalgebäude Das heutige Aussehen des Spitals wird geprägt von den 1742 bis 1746 erbauten Flügeln zwischen dem ehemaligem Alten Spital und dem Neuen Spital, dem „Küchelbau“ und dem „Zwerchbau“. Bei der Stadtzerstörung 1689 nahmen auch das Alte Spital und die Kapelle Schaden. Während die Kapelle dauerhaft wiederhergestellt werden konnte, stürzte das Alte Spital bei einem Sturm im Januar 1734 zur Hälfte ein. An eine Wiederherstellung war wegen des Polnischen und des Österreichischen Erbfolgekriegs (1734 - 1738 und 1740 - 42) nicht zu denken. Doch wollte Fürstbischof Damian Hugo von Schönborn (1719 - 1743) unbedingt die Spitalgebäude wieder errichten und damit die Unterstützung von Armen und Bedürftigen sicher stellen, um vor dem richtersthul Gottes so viel ruhiger zu erscheinen. Den Neubau plante sein Architekt Johann Georg Stahl, der auch die Arbeiten am Bruchsaler Schloss leitete. Zuerst renovierte er das Neue Spital und errichtete den „Küchelbau“ an der Ostseite des Spitalhofs, dann den „Zwerchbau“, den Flügel nördlich des Hofes (bis zum gewölbten Raum im Café). Die Arbeiten wurden aber erst unter Schönborns Nachfolger Franz Christoph von Hutten (1743 - 1770) fertiggestellt.
Siegel der Barmherzigen Brüder 1778
1 Küchelbau 2 Zwerchbau
Plan des Spitals von 1778 47
Das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Wer im Café „Wappenzimmer“, dem gewölbten, mit den Wappen verschiedener in Deidesheim begüterter Adelsfamilien ausgemalten Raum, Kaffee trinkt und Kuchen isst, tut dies im Laboratorium der ersten Deidesheimer Apotheke. Sie gehörte zu dem Krankenhaus, das der Speyerer Fürstbischof Damian August von Limburg-Styrum 1778 gestiftet und mit 20 000 Gulden aus seinem Privatvermögen dotiert hatte. Die Leitung übertrug er vier Mitgliedern der Kongregation der Barmherzigen Brüder, die bereits in der Residenzstadt Bruchsal ein Krankenhaus unterhielt. Von ihnen sollte mindestens einer ein erfahrener Chirurg, ein Wundarzt und ein Apotheker sein. Zum Wohle der Bevölkerung Deidesheims und seiner Umgebung sollte in dem durch den fürstbischöflichen Architekt Nikolaus Schwarz umgebauten Spital eine Apotheke eröffnet werden. Nach Abschluss der Bauarbeiten bezogen die vier Brüder 1779 das Neue Spital, wo sie im Obergeschoss, neben dem Krankensaal, wohnten. Die anderen Räumlichkeiten standen weiterhin bedürftigen Frauen und Männern aus Deidesheim und Niederkirchen sowie kranken Reisenden zur Verfügung. Im Krankensaal standen zunächst acht, nach 1782 neun Betten. In ihnen fanden aber nur Männer Aufnahme, was zu Unmut in der Bevölkerung führte. Der im Vergleich zu der Bettenzahl große Personalaufwand und die hohen Ausgaben für Medikamente ließen auf die Dauer kein schuldenfreies Wirtschaften zu. Doch fand das Krankenhaus sein Ende nicht wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten, sondern wegen der kriegerischen Ereignisse im Gefolge der Französischen Revolution. Im Januar 1794 plünderten französische Soldaten und „patriotische Frauenzimmer“ das Spital und zerstörten dessen Einrichtung. Nur die Apotheke konnte gerettet werden. Heute erinnert an das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder neben dem Café im ehemaligen Laboratorium die von Nikolaus Schwarz auf dem Neuen Spital errichtete Laterne sowie das Gemälde mit der Heiligen Familie im Chor der katholischen Pfarrkirche. Es ist ein Geschenk des ehemaligen Prior der Barmherzigen Brüder Martin Jeckel, der nach einer kurzen Flucht vor den Revolutionstruppen bis zu seinem Tod 1827 in Deidesheim als Wundarzt wirkte. Die Erinnerungstafel am Neuen Spital Im Zweiten Weltkrieg beherbergte das Spital 1943 eine Station für sechs Wöchnerinnen. Seit Januar 1945 diente es zudem als Ausweichkrankenhaus des Hetzelstifts in Neustadt. Am 9. März 1945 fielen zwei Sprengbomben auf das Spitalgelände, die englische oder französische Flugzeuge auf deutsche Militärfahrzeuge abgeworfen hatten, die ganz in der Nähe standen. Es waren acht Todesopfer zu beklagen: drei Wöchnerinnen, zwei Kleinkinder, eine der Niederbronner Schwestern, die seit 1901 im Spital arbeiteten, und zwei Bewohner des Spitals. Erst im Mai 1952 konnte das letzte der zerstörten Gebäude wieder aufgebaut und festlich eingeweiht werden.
Das Café „Wappenzimmer“ 48
Die Sakristei mit zwei Grabplatten Sitzt man im Spitalhof, so fällt der Blick auch auf die dem Chor der Kapelle vorgebaute Sakristei. Den Putzbau mit Eckpilastern und bügelförmigen Fenstern errichtete 1745 Johann Georg Stahl. In diesem Jahr wurde durch Fürstbischof Franz Christoph von Hutten in der Spitalkapelle eine Frühmesserei errichtet. Eine solche hatte früher, neben anderen Pfründen, auch in der Pfarrkirche bestanden, war aber durch die Reformation und die Kriege des 17. Jahrhunderts in Abgang geraten. Nun beschloss der Stadtrat 1741, seinen Bischof und Landesherrn Damian Hugo von Schönborn zu bitten, eine Frühmesse im Spital einzurichten, damit dort vor Arbeitsbeginn zu früher morgenstundt eine Messe gelesen werde. Bis der Wunsch in Erfüllung ging, verstrichen dann aber noch vier Jahre. Der Frühmesser hatte, wie einer Aufstellung aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zu entnehmen ist, im Jahr in der Spitalkapelle 151 gestiftete Messen zu lesen und 17 Andachten der Todesangstbruderschaft mit Predigt zu halten. 1781 wurde die Frühmesse einem fünften der im Spital tätigen Barmherzigen Brüdern übertragen, der jeden Tag eine Messe zu lesen hatte. Mit der Plünderung des Spitals und der Aufhebung des Krankenhauses fand auch die Frühmesse 1794 ihr Ende. Heute erinnern an sie noch die beiden an der Sakristei aufgestellten Grabplatten. Lesbar ist von ihnen aber nur noch die auf der Südseite. Sie erinnert an den 1760 verstorbenen Frühmesser Johann Gottfried Wagner. Die Spitalkapelle Die der Muttergottes sowie dem Heiligen Antonius dem Eremiten und Valentin geweihte Spitalkapelle ist eine „einfache, aber anziehende Anlage der Spätgotik“. Sie besteht aus einem Schiff zu zwei Fensterachsen und einem auf der Nordseite eingezogenen Chor mit dreiseitigem Schluss. Den verputzten Außenbau umzieht ein Kaffgesims, das über das Hauptportal und den zugemauerten Eingang auf der Nordseite gezogen ist. Die dreigeschossigen Strebepfeiler besitzen im ersten und zweiten Geschoss Pyramidendächlein und als Abschluss
Die Spitalkapelle von Osten um 1930
Priestergrabstein an der Ostseite der Sakristei
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ein Pultdächlein. Die Fenster zeigen spätgotisches Fischblasenmaßwerk. Das Südfenster des Chores ist im Gegensatz zu den übrigen Fenstern dreibahnig. Die Südwestecke des Chores besitzt kein Fenster, hier befand sich ursprünglich die Sakristei. Die zur Straße hin hochaufragende Fassade gliedern das spitzbogige Hauptportal, das Stifterwappen mit Helmzier und eine Maßwerkrosette. Auf dem steilen Dach sitzt ein sechseckiges Türmchen mit hohem Spitzhelm. Im Innern trennt ein spitzbogiger Triumphbogen das flachgedeckte Schiff vom Chor. Dieser besitzt ein Sterngewölbe, dessen gekehlte Rippen am Beginn des Chorschlusses auf Kopf- , sonst auf Trichterkonsolen ruhen. Ihnen sind, wie auch den Rippenkreuzungen, heute leere Wappenschilder vorgelegt. Von der ursprünglichen Ausstattung der Kapelle ist nichts erhalten. Die Kreuzigungsgruppe an der Südostwand des Chorschlusses sowie die Figuren der Heiligen Karl Borromäus und Johannes Nepomuk stammen aus dem 18. Jahrhundert. Die Glasgemälde schuf 1962/63 und 1980 Ernst Schuck aus Bad Dürkheim. Erbaut wurde die Kapelle in den Jahren zwischen 1494 und 1496 von einer niederbayerischen Bauhütte, die sich zwischen 1470 und 1520 in Rheinhessen und der Vorderpfalz nachweisen lässt, nachdem sie die Nikolauskapelle im benachbarten Gimmeldingen-Lobloch fertiggestellt hatte. Ihre Merkmale sind das sogenannte Landshuter Sterngewölbe und die oben beschriebene Gliederung der Strebepfeiler. Die Spitalglocke Auf dem hoch aufragenden Dachreiter der Spitalkapelle hängt eine 60 Kilogramm schwere Glocke, die 1793 Meister Georg Friedrich Strader in Frankenthal goss. Sie war gesprungen und wurde aus Anlass des 525-jährigen Spitaljubiläums wiederhergestellt. Am Abend des 16. Januar 2019 ließ sie erstmals ihren „zarten“ Ruf erschallen.
Die Glocke von 1793 konnte dank einer Spende des Lions Clubs Deidesheim sowie engagierter Bürger saniert werden
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Im Türmchen läutet wieder die Glocke von 1793
Dass sie dies überhaupt noch kann, verdankt sie dem Mut einiger Deidesheimer Bürger: Zu Beginn des Jahres 1794 trieb in dem von den französischen Revolutionstruppen besetzten Gebieten die berüchtigte „commission de grippe“ – die Ausleerungskommission – ihr Unwesen. (Dies ist im Übrigen auch nach über zweihundert Jahren nicht vergessen, bezeichnet doch die pfälzische Mundart „stehlen“ als „grippsen“). Ihr fielen auch die Kirchenglocken zum Opfer, da man sie trefflich zu Kanonen umgießen konnte. Zusammen mit den Glocken der Pfarrkirche wurde auch das Spitalglöckchen vom Turm abgenommen und auf einen Wagen geladen, um in die französische Festung Landau gefahren zu werden. Doch in der Nacht vor dem Abtransport „grippsten“ es Deidesheimer Bürger und versteckten es unter einem Misthaufen. Von Mai 1794 bis Sommer 1820 versah das Spitalglöckchen seinen Dienst als Notglocke im Turm der Deidesheimer Pfarrkirche, bevor es an seinen angestammten Platz zurückkehren durfte. Am 4. März 1942 sollten wie 1917 die Glocken erneut dem „Endsieg“ geopfert werden. Dazu sollte, anders als 1917, auch das Spitalglöckchen seinen „Dienst“ leisten. Die Bitte von Pfarrer Heinrich Hartz, es „mit Rücksicht ihrer besonderen Geschichte“ – hatten die Deidesheimer dem damaligen „Erbfeind“ doch ein Schnippchen geschlagen – auf dem Türmchen zu belassen, fand bei der zuständigen Behörde kein Gehör. Auf ihrem angestammten Platz blieb das Spitalglöckchen aber trotzdem. Der Deidesheimer Bauunternehmer Wendel Kerbeck rettete sie mit der „Notlüge“: Das ist ja gar keine Bronzeglocke. Eine Totenleuchte für den edlen Stifter Heute erinnert an Nikolaus von Böhl auf dem Gelände des von ihm gestifteten Spitals die neben der südlichen Einfahrt stehende Leuchte. Ihr siebenseitiger, mit Blendmaßwerk überzogener Pfeiler stammt aus dem Mittelalter und wurde im 19. Jahundert mit Nikolaus von Böhl in Verbindung gebracht. Er fand deshalb 1859 als Totenleuchte für den Spitalstifter seinen Platz in der nach jahrzehntelanger Profanierung wiederhergestellten Kapelle. Damals schuf der Speyerer Bildhauer Gottfried Renn die fünfeckige Laterne mit Spitzhelm. Ob er sich dabei an einem beschädigten Original orientierte, ist nicht bekannt. In der Totenleuchte wird am 6. Dezember zu Ehren Nikolaus von Böhl eine Kerze entzündet.
Eine Totenleuchte für Nikolaus von Böhl: Auf dem Pfeiler aus dem Mittelalter thront eine Laterne mit Spitzhelm von 1859
Textverfasser: Berthold Schnabel, Jahrgang 1943, war Lehrer an Grund- und Hauptschulen und Fachleiter für Geschichte. Er ist Autor zahlreicher Veröffentlichungen zur Orts- und Landesgeschichte. 51
Was ist eine Stiftung? Das Prinzip einer Stiftung ist einfach: Ein Stifter möchte sich langfristig für einen gemeinnützigen Zweck engagieren und bringt dazu sein Vermögen in eine Stiftung ein. Rund zwei Drittel der Stifter in Deutschland sind Privatpersonen, oft betätigen sich aber auch Unternehmen als Stifter. Wer eine Stiftung errichtet, trennt sich für immer von seinem Vermögen. Die Stiftung legt das ihr übertragene Vermögen sicher und gewinnbringend an. Die so erwirtschafteten Überschüsse werden für den gemeinnützigen Zweck, wie in der Satzung festgeschrieben, ausgegeben. Gedacht für die Ewigkeit Das gestiftete Vermögen selbst muss als Grundkapital der Stiftung erhalten bleiben und kann auch selbst eine gesellschaftliche Wirkung entfalten. Denn eine Stiftung ist für die Ewigkeit gedacht und kann in der Regel nicht aufgelöst werden. Möglichkeiten der Zuwendung Stiftungen, die gemeinnützige, mildtätige oder kirchliche Zwecke verfolgen, sind steuerbegünstigt. Stifter und Zuwendungsgeber profitieren deshalb in den Bereichen Spendenabzug, Erbschaftsund Schenkungssteuer und Körperschafts- und Gewerbesteuer. Bei einer Zuwendung an eine gemeinnützige Stiftung wird steuerlich zwischen der Zuwendung in das zu erhaltende Vermögen einer Stiftung (Zustiftung) und der zeitnah zu verwendenden Spende unterschieden. Spenden können zur Förderung steuerbegünstigter Zwecke an eine gemeinnützige Stiftung insgesamt bis zu 20 Prozent des Gesamtbetrags der Einkünfte des Zuwendungsgebers als Sonderausgaben abgezogen werden (§ 10b Abs. 1 EStG). Abziehbare Hilfen, die den oben genannten Höchstbetrag überschreiten oder im Jahr der Zuwendung nicht berücksichtigt werden können, können im Rahmen der Höchstbeträge in den folgenden Jahren als Sonderausgaben abgezogen werden.
Gutes tun – sinnvoll spenden und stiften STIFTUNG BÜRGERHOSPITAL DEIDESHEIM
Hans-Peter Gans ist Dipl. Betriebswirt (FH) und Steuerberater mit einer Kanzlei in Deidesheim. Seit 30 Jahren ist er im Stiftungswesen aktiv, berät Stiftungen und Stifter. Finkenweg 4, 67146 Deidesheim Telefon 06326/9657-0 info@steuerberater-gans.de www.steuerberater-gans.de
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Gemeinnützigkeit ist entscheidend Spenden können in den zu erhaltenden Vermögensstock einer gemeinnützigen Stiftung auf Antrag des Steuerpflichtigen im Jahr der Zuwendung und in den folgenden neun Jahren bis zu einem Gesamtbetrag von 1 Million Euro von der Steuerschuld abgezogen werden. Diese Abzugsmöglichkeit (§ 10b Abs. 1a S. 1 EStG) ist neben dem oben genannten Spendenabzug möglich. Bei zusammen veranlagten Ehegatten verdoppelt sich der Betrag auf 2 Millionen Euro. Soweit der Stifter die Beträge innerhalb des 10-Jahreszeitraums nicht in Abzug bringen konnte, gehen diese danach in den allgemeinen unbefristeten Spendenvortrag über. Erbschaft- und Schenkungsteuer fallen nicht an Zuwendungen an eine Stiftung von Todes wegen (Erbschaft) bzw. unter Lebenden (Schenkung) lösen grundsätzlich Erbschaft- bzw. Schenkungsteuer aus. Gemeinnützige, mildtätige oder kirchliche Stiftungen, zu denen die Stiftung Bürgerhospital Deidesheim zählt, sind von Erbschaftoder Schenkungsteuer befreit. Dieser Vorteil kann grundsätzlich auch noch vom Erben oder Beschenkten geltend gemacht werden, soweit durch Schenkung oder Erbschaft erworbene Gegenstände innerhalb von 24 Monaten einer gemeinnützigen Stiftung zugewendet werden. Wird die Regelung in Anspruch genommen, schließt dies jedoch den gleichzeitigen Spendenabzug nach Einkommensteuer aus.
MAN MUSS SEIN GLÜCK TEILEN, UM ES ZU MULTIPLIZIEREN.
Marie von Ebner-Eschenbach, 1830-1916, österreichische Erzählerin und Aphoristikerin
Der Vorstand der Stiftung tagt in historischen Gemäuern
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Bedeutende Stiftungen sind in der Stadt Deidesheim verankert. Die älteste ist die Stiftung Bürgerhospital, die seit 1494 besteht. Damit zählt sie zu den ältesten aktiven Stiftungen in Rheinland-Pfalz. Sie deckt ein weites Betätigungsfeld im sozialen Bereich ab. Bei den anderen Stiftungen liegen die Schwerpunkte im literarischen Bereich und in der Unterstützung von Schülern und Studenten sowie von wissenschaftlichen Aufgaben. Frank J. Lyden-Stiftung Eines Tages erreichte den Deidesheimer Bürgermeister eine Mitteilung aus den Vereinigten Staaten von Amerika, dass ein früherer Einwohner, ein Herr Leidenheimer, nach seiner Auswanderung in den zwanziger Jahren in Amerika zu hohem Ansehen und ansehnlichem Vermögen gekommen sei. Noch erfreulicher war die Mitteilung, dass dieser 1899 geborene ehemalige Deidesheimer, der sich in den USA Frank J. Lyden nannte, einen Teil seines Vermögens zur besonderen Förderung von jungen Deidesheimern und wissenschaftlichen Aufgaben vermacht hat. Keine drei Wochen später erreichte den Bürgermeister ein weiterer Brief mit einem Scheck über zigtausend Dollar. Dies war die erste Rate des in den 1980er-Jahren anfänglichen Stiftungsvermögens von 500 000 Mark.
Deidesheim freut sich über herausragende Stiftungen Der Koffer und die Schuhe am Geschichts- und Brauchtumsbrunnen erinnern an den Deidesheimer Auswanderer und Stifter Frank J. Lyden
Der südwestliche Flankierungsturm des Deidesheimer Schlosses ist die symbolische Residenz des Turmschreibers
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Vorrangiger Zweck der Stiftung ist es, bedürftigen und begabten Schülern und Studenten den Besuch einer höheren oder weiterführenden Schule zu ermöglichen. In den letzten Jahren konnten eine ganze Reihe junger Leute, ähnlich wie über Bafög, Unterstützung erfahren. Diverse Publikationen aus Deidesheim und Umgebung, Kindertheaterproduktionen, Bildungs- und Schulprojekte oder auch Kinderchöre sind von der Stiftung finanziert worden. Der Koffer am Geschichts- und Brauchtumsbrunnen, an dem markante Ereignisse der Geschichte des Ortes symbolisch dargestellt sind, weist auf die Auswanderer und besonders auf Frank J. Lyden hin. Seine Stiftung ermöglichte den Bau des prächtigen Brunnens. Turmschreiber-Stiftung Der Schriftsteller Rudolf Hagelstange dichtete 1980 einen „Liebesreim auf Deidesheim“. Sein Kollege Herbert Heckmann hielt 1987 „Sieben Weinpredigten“ und die einstige Deutsche Weinkönigin Katja Schweder entdeckte 2010 „Die Weingeister und ihre Gefährten“. Das sind nur drei von einigen namhaften Autoren. Wortgewaltig, hintersinnig, fröhlich, herzlich, aber auch kritisch und ironisch haben sie sich in ihren Werken mit Land und Leuten auseinandergesetzt. Alle verbindet: Die Liebe zur Pfalz – besonders zum Weinort Deidesheim – und zur Literatur. Seit 1978 besteht die „Stiftung zur Förderung der Literatur in der Pfalz“, seit 2018 ist sie eine Unterstiftung der Frank-Lyden-Stiftung (siehe oben). Ihren Namen „Turmschreiber“ tragen die Autoren, weil sie, wenigstens symbolisch, während ihres Schaffens in einem Türmchen im romantischen Park des früheren Deidesheimer Schlosses residieren. Zum Stipendium von 7500 Euro bekommen sie für vier Wochen freien Aufenthalt in Deidesheim und zwei Flaschen „Deputatwein“ – pro Tag! Schöne Tradition: Jeder Turmschreiber bekommt einen Ehren-Rebstock im Prominentenwingert „Paradiesgarten“, in dem immer wieder Reben an Persönlichkeiten aus der ganzen Welt verpachtet werden.
Freude an Bewegung für Jung und Alt
alla hopp!-Stiftung Am 9. Oktober 2015 wurde in Deidesheim der abwechslungsreiche Bewegungsparcours neben der Integrierten Gesamtschule eingeweiht. Mit der Anlage will die „alla hopp!“-Stiftung von Dietmar Hopp, Mitbegründer des IT-Unternehmens SAP, alle Generationen für mehr Bewegung begeistern. An den verschiedenen Stationen kann man Ausdauer, Kraft und Beweglichkeit trainieren und sich fit halten. Jeder kann es ausprobieren: Gemeinsames Sporttreiben macht Riesenspaß und fördert das soziale Miteinander. 55
Satzung der Stiftung Bürgerhospital Deidesheim
Im Café schmückt das Wappen des Ritters Nikolaus von Böhl das Gewölbe 56
Präambel Die formelle Stiftung des „Spitals“ erfolgte am 25. April 1494. Der Deidesheimer Ritter Nikolaus „Übelhirn“ von Böhl, kinderlos und ohne Erben, stiftete das Spital und stattete dieses mit 800 Morgen seines Grundbesitzes aus. Die Stiftung erfolgte mit einer Urkunde im Rathaus von Deidesheim vor dem Schultheiß und den Schöffen des Deidesheimer Gerichts, sowie dem Vertreter des Speyerer Bischofs Ludwig von Helmstatt, der als Fürstbischof im Fürstbistum Speyer, zu dem Deidesheim damals gehörte, der Stadtherr Deidesheims war. Zwar hatte Deidesheim damals schon ein Spital, aber dieses war wenig vermögend. Das neue Spital sollte nach dem Willen seines Stifters alten und in Not geratenen Menschen helfen; außerdem sollte das Spital Fremde und Pilger speisen und beherbergen. Das Spital wurde von den Geldern unterhalten, welche die Güter abwarfen, die Nikolaus von Böhl gestiftet hatte; dazu zählten Güter auf Deidesheimer, Ruppertsberger, Niederkirchener Dannstadter, Mutterstadter, Altdorfer und Freimersheimer Gemarkung. Seit seiner Gründung 1494 bestand das Spital bis 1734/35 aus zwei Einrichtungen: Dem alten Spital, das als Fremdenherberge, Nachtasyl, Krankenhaus oder in Kriegszeiten als Lazarett diente und dem neuen Spital, der eigentlichen Stiftung des Nikolaus von Böhl; es war Altersheim und zeitweise auch Heil- und Pflegeanstalt. Dem Willen ihrer Stifter zufolge hatten beide Spitäler u.a. die Sieben Werke der Barmherzigkeit an den Menschen zu erfüllen. • Fremde beherbergen • Hungrige speisen • Durstige tränken • Nackte bekleiden • Kranke pflegen • Gefangene besuchen • Tote bestatten Diese Werke der Barmherzigkeit bilden die historisch bedingte Grundlage für die Satzung sowie die Arbeit der Stiftung Bürgerhospital Deidesheim. § 1 Name, Rechtsform, Sitz, Geschäftsjahr und geschlechtsneutrale Formulierung (1) Die Stiftung führt den Namen „Stiftung Bürgerhospital Deidesheim“. (2) Die Stiftung ist eine rechtsfähige öffentliche Stiftung des bürgerlichen Rechts. (3) Die Stiftung hat ihren Sitz in Deidesheim. (4) Geschäftsjahr ist das Kalenderjahr. (5) Im Satzungstext wurde aus Gründen der Lesbarkeit auf eine geschlechtsneutrale Formulierung verzichtet. Es sind jedoch immer alle Geschlechter im Sinne der Gleich- behandlung angesprochen. § 2 Zweck der Stiftung (1) Zweck der Stiftung ist zum einen: a) die Förderung der Religion (vgl. § 52 Abs. 2 Nr. 2 AO), b) die Förderung der Jugend- und Altenhilfe (vgl. § 52 Abs. 2 Nr. 4 AO), c) die Förderung des Wohlfahrtswesens, insbesondere der Zwecke der amtlich anerkannten Verbände der freien Wohlfahrtspflege (§ 23 der Umsatzsteuer Durchführungsverordnung), ihrer Unterverbände und ihrer angeschlossenen Einrichtungen und Anstalten (vgl. § 52 Abs. 2 Nr. 9 AO), d) die Förderung der Hilfe für politisch, rassisch oder religiös Verfolgte und für Flüchtlinge (vgl. § 52 Abs. 2 Nr. 10 AO), e) die finanzielle und ideelle Unterstützung von Personen i. S. v. § 53 AO
(2) Zweck der Stiftung ist zum anderen: a) die Förderung von Kunst und Kultur (vgl. § 52 Abs. 2 Nr. 5 AO), b) die Förderung des Denkmalschutzes und der Denkmalpflege (vgl. § 52 Abs. 2 Nr. 6 AO), c) die Förderung des Naturschutzes und der Landschafts- pflege im Sinne des Bundesnaturschutzgesetzes und der Naturschutzgesetze der Länder (vgl. § 52 Abs. 2 Nr. 8 AO), d) die finanzielle und ideelle Förderung der Heimatpflege und Heimatkunde (vgl. § 52 Abs. 2 Nr. 22 AO) innerhalb der Verbandsgemeinde Deidesheim. (3) Der Stiftungszweck wird insbesondere verwirklicht durch: a) finanzielle und ideelle Unterstützung von jungen und alten Menschen (durch Taten der Barmherzigkeit, durch Zusammenführen von Menschen, die Hilfe suchen, mit Menschen, die Hilfe anbieten) im Rahmen der Generationenhilfe, b) die Kooperation mit dem „Caritas Altenzentrum Stiftung Bürgerhospital“ oder auch anderen Insti tutionen für die zur Verfügungstellung von Pflege plätzen an kranke und / oder zu pflegende Menschen, c) finanzielle und ideelle Unterstützung von „Menschen auf der Flucht“, z.B. durch Unterbringung in dem zur Stiftung gehörigen Verwaltungsgebäude, durch regelmäßige Veranstaltungen und Kurse für Flüchtlinge, durch die Vermittlung von Hilfsleistungen für Flücht linge durch die Generationenhilfe der Stiftung und durch die Kooperation mit dem „Verein für Flüchtlinge“ der Verbandsgemeinde Deidesheim, d) finanzielle und ideelle Unterstützung von Menschen in sozial schwierigen Situationen, e) finanzielle und ideelle Förderung von Kunstaus- stellungen, Kunstseminaren, heimatgeschichtlich orientierten Seminaren und Treffen und die finanzielle Unterstützung von traditionellen Brauchtümern und Aktivitäten bezogen auf die Verbandsgemeinde Deidesheim (und die nähere Umgebung), f ) die Unterstützung des Erwerbs und /oder der Reno vierung sonstiger schützenswürdiger Gebäude und Flächen in der Verbandsgemeinde Deidesheim, g) die Unterstützung der Erhaltung und Renovierung schützenswürdiger Gegenstände und Objekte in der Verbandsgemeinde Deidesheim, h) finanzielle Unterstützung und ideelle Unterstützung der Erhaltung einer Fledermauskolonie in der stiftungs eigenen Spitalkapelle - Umsetzung durch Kooperation mit Naturschutzbund Deutschland NABU, i) Ausbau / Bewirtschaftung der stiftungseigenen Grün- / Ackerflächen unter Berücksichtigung ökologischer Aspekte, Kooperation mit Grundstückspächtern in Bezug auf ökologischen Obstanbau auf den Flächen der Stiftung, Maßnahmen zur Erhaltung der Sand steinmauern und damit der biologischen Vielfalt, j) die grundlegende Sanierung und anschließende Instanthaltung der zur Stiftung gehörenden Spital kapelle, Nutzung der Kapelle für religiöse Zwecke wie regelmäßige Gottesdienste und religiöse Veranstal tungen für Kinder und Jugendliche, unter Einbindung der im Vorstand vertretenen Pfarrer, k) die Reaktivierung der historisch bedeutsamen Tradition der Stiftung Bürgerhospital als Ausgangspunkt für Pilgerreisen und als spiritueller Treffpunkt in der Pfalz.
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§ 3 Gemeinnützigkeit / Mildtätigkeit (1) Die Stiftung verfolgt ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige sowie mildtätige Zwecke im Sinne des Ab- schnittes „Steuerbegünstigte Zwecke“ der Abgabenordnung. (2) Die Stiftung ist selbstlos tätig. Sie verfolgt nicht in erster Linie eigenwirtschaftliche Zwecke. (3) Die Mittel der Stiftung dürfen nur für die satzungsmäßigen Zwecke verwendet werden. (4) Es darf keine Person durch Ausgaben, die dem Zweck der Stiftung fremd sind oder durch unverhältnismäßig hohe Vergütungen begünstigt werden. Die Mitglieder des Stiftungsvorstandes erhalten keine Zuwendungen aus Mitteln der Stiftung. § 4 Stiftungsvermögen (1) Das gesamte Vermögen der Stiftung besteht aus 1. dem Anfangsvermögen in Form von Grundstücken und Immobilien, die die Stiftung bei Ihrer Gründung im Jahre 1494 erhalten hat (= unantastbares Stiftungs- vermögen = Grundstockvermögen) und die im Grund buch von Deidesheim aufgeführt sind (diese Grund stücke sind auch Bestandteil einer Liste, die dieser Satzung als Anlage beigefügt ist), 2. sonstigen Zuwendungen zum Stiftungsvermögen (= Zustiftungen), 3. Spenden zur Erfüllung des Stiftungszweckes sowie 4. den Erträgnissen aus dem Stiftungsvermögen (z. B. Zinsen, Dividenden, Mieteinnahmen). (2) Das jeweils unantastbare Stiftungsvermögen (= Anfangsvermögen + zukünftige Zustiftungen) ist in seinem Wert möglichst dauernd und ungeschmälert zu erhalten und nach den Grundsätzen einer ordentlichen Wirtschaftsführung ertragreich anzulegen. (3) Das jeweils aktuelle unantastbare Stiftungsvermögen ist in jedem Jahr gesondert zu ermitteln und in der Vermögensübersicht der Stiftung auszuweisen (vgl. § 8 - Aufgaben des Vorstandes - Abs. 2 c) der Satzung). (4) Vermögensumschichtungen (auch bezogen auf das unantastbare Stiftungsvermögen) sind nach den Regelungen ordentlicher Wirtschaftsführung zulässig. § 5 Stiftungsmittel (1) Die Stiftung erfüllt ihre Aufgaben aus a) den Erträgen des Stiftungsvermögens sowie b) sonstigen Zuwendungen, soweit diese nicht ausdrücklich zur Erhöhung des Stiftungsvermögens bestimmt sind (= Spenden), (2) Spenden sind zeitnah zu verwenden. (3) Die Verwaltungskosten und die Kosten der Stiftung, die durch das Einwerben von Spenden entstehen, sollten nicht mehr als 25 % der Einnahmen der Stiftung überschreiten, sofern es nicht eine ganz besondere Konstellation gibt, die höhere Verwaltungskosten rechtfertige. Diese dürfen keinesfalls mehr als 50 % der Einnahmen der Stiftung betragen. Sofern die Verwaltungskosten mehr als 25 % der Einnahmen der Stiftung überschreiten sind ihre Ent stehung und ihre Höhe sehr genau zu begründen. (4) Die Stiftung kann ihre Erträge teilweise einer anderen, ebenfalls steuerbegünstigten Körperschaft oder einer Körperschaft des öffentlichen Rechts zur Verwendung für steuerbegünstigte Zwecke zuwenden, die dem Zweck der Stiftung dienen oder verwandt sind. (5) Die Stiftung kann ihre Mittel im Rahmen der steuerrecht lichen Vorschriften ganz oder teilweise einer Rücklage zuführen, soweit dies erforderlich ist, um die Ziele der Stiftung nachhaltig verwirklichen zu können.
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(6) Im Rahmen der steuerrechtlichen Vorschriften dürfen die Erträge, die zuvor der freien Rücklage zugeführt wurden, dem unantastbaren Stiftungsvermögen zugeführt werden. (7) Ein Rechtsanspruch Dritter auf die Gewährung von Stiftungsmitteln aufgrund dieser Satzung besteht nicht. § 6 Stiftungsorgane (1) Organe der Stiftung sind der Vorstand und der Geschäftsführer. (2) Die Mitglieder des Vorstandes üben ihre Tätigkeit grundsätzlich ehrenamtlich aus. Sie haben Anspruch auf Ersatz der ihnen entstandenen Auslagen und Auf wendungen. (3) Durch Beschluss des Vorstandes können einzelne Vorstandsmitglieder für besonderes Engagement eine regelmäßige Vergütung erhalten, die vom Vorstand der Höhe nach festgesetzt wird. Dabei ist § 5 Abs. 3 der Satzung zu beachten. (4) Die Mitglieder des Vorstandes haften nur für Vorsatz und grobe Fahrlässigkeit. § 7 Vorstand (1) Der aktuelle Vorstand der Stiftung umfasst 6 - 14 Mitglieder. (2) Der Vorstand setzt sich aus folgenden Mitgliedern zusammen: 1. dem Stadtbürgermeister von Deidesheim (= geborenes Mitglied) 2. dem Ortsbürgermeister von Niederkirchen (= geborenes Mitglied) 3. bis zu zwei protestantischen Pfarrern aus Deidesheim und /oder Niederkirchen 4. bis zu zwei katholischen Pfarrern aus Deidesheim und / oder Niederkirchen 5. zwei bis vier Bürger (i. S. v. § 13 Abs. 2 GemO RLP) aus der Stadt Deidesheim sowie 6. zwei bis vier Bürger (i. S. v. § 13 Abs. 2 GemO RLP) aus der Gemeinde Niederkirchen. (3) Der Stadtbürgermeister von Deidesheim und der Orts bürgermeister von Niederkirchen sind geborene Mitglieder des Vorstandes. (4) Die in Abs. 2 genannten katholischen und protestantischen Pfarrer sind ebenfalls geborene Mitglieder des Vorstands. (5) Die übrigen Mitglieder des Vorstandes (= nicht Bürger meister, nicht Pfarrer, d. h. 4 bis 8 übrige Mitglieder) werden vom bisherigen Vorstand bestellt (= Kooptation). (6) Die Amtszeit der übrigen Vorstandsmitglieder (i. S. v. § 7 Abs. 5 der Satzung), beträgt 5 Jahre. Wiederbestellung ist möglich. Bei Beendigung der Amtszeit bleiben diese Mit glieder so lange im Amt, bis ihre Nachfolger bestellt sind. (7) Sofern die Mitgliedschaft eines Vorstandsmitgliedes i. S. v. § 7 Abs. 5 der Satzung vor Ablauf seiner Amtszeit beendet wird, wird ein Ersatzmitglied für den Rest der Amtszeit gewählt. (8) Vorsitzender des Vorstandes ist der Bürgermeister der Stadt Deidesheim, stellvertretender Vorsitzender ist der Bürger meister der Gemeinde Niederkirchen. § 8 Aufgaben des Vorstandes (1) Der Vorstand verwaltet und führt die Geschäfte der Stiftung im Rahmen der Satzung, seiner Beschlüsse und der gesetz- lichen Bestimmungen. (2) Er hat insbesondere folgende Aufgaben: a) die ordnungsgemäße Verwaltung des Stiftungs vermögens, b) Entscheidung über die Vergabe der Stiftungsmittel; der Geschäftsführer kann entsprechende Vorschläge machen,
c) Entscheidung über die Anlage des Stiftungsvermögens; der Geschäftsführer kann entsprechende Vorschläge machen, d) die Prüfung der Jahresrechnung mit Vermögensüber sicht und des Berichts über die Erfüllung des Stiftungs zweckes vor deren Vorlage bei der Stiftungsbehörde durch den Geschäftsführer, e) Änderung der Stiftungssatzung (3) Der Vorstand oder der Geschäftsführer der Stiftung vertreten die Stiftung gerichtlich und außergerichtlich. Sie haben die Stellung eines gesetzlichen Vertreters. Der Vorstand handelt durch seinen Vorsitzenden oder dessen Stellvertreter. Der Geschäftsführer handelt allein. § 9 Beschlussfähigkeit und Beschlussfassung des Vorstandes (1) Beschlüsse des Vorstandes werden in der Regel auf Sit zungen gefasst. Der Vorstand wird vom Vorsitzenden oder vom stellv. Vorsitzenden nach Bedarf, mindestens aber einmal jährlich unter Angabe der Tagesordnung und Einhaltung einer Frist von zwei Wochen zu einer Sitzung einberufen. Sitzungen sind ferner einzuberufen, wenn der Vorsitzende, sein Stellvertreter oder die Mehrheit der Vorstandsmitglieder dies verlangen. (2) Der Vorstand ist beschlussfähig, wenn mehr als die Hälfte seiner Mitglieder anwesend ist. (3) Der Vorstand trifft seine Entscheidungen mit einfacher Mehrheit der abgegebenen Stimmen, sofern die Satzung nichts Abweichendes bestimmt. Bei Stimmengleichheit gibt die Stimme des Vorsitzenden den Ausschlag. Bei dessen Verhinderung gibt die Stimme des stellvertretenden Vorsit zenden den Ausschlag. (4) Über die in den Sitzungen des Vorstands gefassten Beschlüsse ist eine Niederschrift zu fertigen. Sie ist von dem Vorsitzenden oder dem stellvertretenden Vorsitzenden und dem Protokollführer zu unterzeichnen und allen Mitgliedern des Vorstands innerhalb von vier Wochen nach dem Sitzungstermin oder der Beschlussfassung zuzuleiten. (5) Beschlüsse des Vorstandes können auch fernschriftlich (z. B. per Telefax oder per E-Mail), fernmündlich oder schrift lich gefasst werden, wenn kein Vorstandsmitglied wider- spricht. § 10 Geschäftsführer (1) Der Vorstand beruft für die Erledigung der laufenden Stiftungsarbeit einen Geschäftsführer. Dieser ist nicht Mitglied des Vorstandes und wird durch entsprechenden Arbeitsvertrag von der Stiftung angestellt. Der ihm zu gewährende Arbeitslohn sowie die zu gewährenden Aufwandsentschädigungen werden im Arbeitsvertrag geregelt. Innerhalb des Arbeitsvertrages sind die gesetz lichen Bestimmungen zu beachten. (2) Der Geschäftsführer haftet nur für Vorsatz und grobe Fahrlässigkeit.
c) die Erarbeitung von Vorschlägen über die Verwendung der Stiftungsmittel, d) die Erarbeitung von Vorschlägen über die Anlage des Stiftungsvermögens, e) die Erarbeitung von Vorschlägen zur Änderung der Stiftungssatzung, Änderung des Stiftungszwecks, Zusammenlegung mit einer anderen Stiftung und Auflösung der Stiftung. § 12 Satzungsänderungen / Änderung des Stiftungszwecks / Zusammenlegung mit einer anderen Stiftung / Auflösung der Stiftung (1) Satzungsänderungen werden vom Vorstand der Stiftung mit einfacher Mehrheit der Mitglieder beschlossen. Die Beschlussfähigkeit ist für Satzungsänderungen nur gegeben, wenn mindestens die Hälfte der Mitglieder des Vorstandes an der Sitzung teilnehmen. Die Beschlüsse dürfen die Steuerbegünstigung der Stiftung nicht beein trächtigen. (2) Der Vorstand kann mit einer Mehrheit von zwei Drittel der anwesenden Mitglieder die Änderung des Stiftungszwecks, die Zusammenlegung mit einer anderen Stiftung oder die Auflösung der Stiftung beschließen, wenn die Erfüllung des Stiftungszweckes unmöglich geworden ist oder sich die Verhältnisse derart ändern, dass die dauernde und nach haltige Erfüllung des Stiftungszwecks nicht mehr sinnvoll erscheint oder nicht mehr möglich ist. Die Beschluss fähigkeit ist für derartige Satzungsänderungen nur gegeben, wenn mindestens drei Viertel der Mitglieder des Vorstandes an der Sitzung teilnehmen. Die Beschlüsse dürfen die Steuerbegünstigung der Stiftung nicht beeinträchtigen. § 13 Anfallberechtigung Bei Auflösung oder Aufhebung der Stiftung oder bei Wegfall steuerbegünstigter Zwecke fällt das Vermögen der Stiftung zu 2/3 der Stadt Deidesheim und zu 1/3 der Gemeinde Niederkirchen mit der Auflage zu, es ausschließlich und unmittelbar für gemeinnützige und mildtätige Zwecke zu verwenden. § 14 Stiftungsaufsicht Die Stiftung unterliegt der staatlichen Aufsicht nach Maßgabe des rheinland-pfälzischen Stiftungsgesetzes. Beschlussfassung: Die Mitglieder des Vorstandes haben am 03.04.2019 beschlossen, die Satzung der Stiftung „Bürgerhospital Deidesheim“ dergestalt zu ändern, dass die bisherige Stiftungssatzung durch die obige, neue Stiftungssatzung ersetzt wird.
Herausgeber: Stiftung Bürgerhospital Deidesheim Autoren: Dorothea May-Hornickel, Berthold Schnabel (Geschichte) Fotos und Abbildungen: kgp.de, gliglag.de, erdbiene adobe.stock.com stgrafix, § 11 Aufgaben des Geschäftsführers fledermaus adobe.stock.com Joachim Neumann (1) Der Geschäftsführer erledigt die laufende Stiftungsarbeit Landesarchiv Speyer Fotografin B. Roth: Seite 42, 43, 47 nach den Vorgaben des Vorstandes. Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH (2) Dazu gehört insbesondere: Archiv Tourist Service GmbH Deidesheim a) die Erstellung der Jahresrechnung mit Vermögens übersicht möglichst entsprechend den jeweils aktuellen Gestaltung, Satz, Bildbearbeitung: Mustern der Stiftungsbehörde und deren Vorlage bei der KGP Visuelle Kommunikation GmbH, www.kgp.de Stiftungsbehörde, Druck: b) die Erstellung des Berichts über die Erfüllung des Nino Druck GmbH, Neustadt an der Weinstraße Stiftungszwecks und dessen Vorlage bei der StiftungsGedruckt auf FSC zertifiziertem Papier behörde,
Schutzgebühr: 5,00 Euro
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Stiftung Bürgerhospital Weinstraße 35 – 39 67146 Deidesheim Tel. 06326 972 - 201 Fax 06326 972 - 200 E-Mail: hotel@ritter-von-boehl.de www.ritter-von-boehl.de
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