Zeitreise Meckenheim

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1250 Jahre Meckenheim 2000achtzehn Eine Zeitreise

Limitierte Jubiläumsausgabe von 400 Exemplaren von Kurt E . Groß und Friedrich Müller

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Herausgeber: Kurt E. Groß, Friedrich Müller. Konzeption: Kurt E. Groß, Friedrich Müller. Texterstellung: Friedrich Müller, Hildegard Janssen-Müller. Layout und Digitalisierung: kgp_Visuelle Kommunikation. Fotografie: Archiv und Museum Landau/Pfalz: Steinmeißel S. 8. Landesarchiv Speyer, Fotografin B. Roth: Meckenheimer Gemeindesiegel 1725 S. 4/5. Museum August Kestner Hannover, Fotograf Christian Tepper für Inv.-Nr. 3510, Christian Rose für Inv.-Nr. 3511: Zwei Goldbrakteaten S. 14 o. Friederike und Ortolf Harl: Viergötterstein und Block mit Kampfszenen im Hist. Museum Speyer S. 12/13. Kurt E. Groß: übrige archäologische Funde S. 8-15 sowie Meckenheimer Fotos S. 54-98. Wir danken dem Archiv und Museum Landau, dem Kestner Museum Hannover und dem Historischen Museum der Pfalz in Speyer für die Erlaubnis zur Veröffentlichung. Für die in diesem Katalog abgedruckten alten und neuen Bilder bedanken wir uns bei den Familien Becker, Deck, Ettinger, Groß, Mattinger, Meleux, Metz, Metzger, Müller, Platt, Rust, Rheinwald, Wilhelm und der Freiwilligen Feuerwehr, bei Wolfgang Seiberth und Lara Schubing. Für die Richtigkeit der nach bestem Wissen und Gewissen erstellten Inhalte kann keine Haftung übernommen werden. Copyright: bei den Herausgebern.


Inhalt

05 Vorwort 06 Gestern & heute 08 Steinzeit & Bronzezeit 10 Krüge & Münzen 12 Götter & Giganten 14 Gold, Bronze & Ton 16 Johann Jakob Rieger 18 Ritter von Meckenheim 20 Grabsteine & Grabmale 22 Gassen, Brunnen & Tore 24 Tür- & Torsteine 26 Ober- & Unterdorf 28 An- & Aussichten 30 Heim & Hof 32 Mensch & Tier 34 Handel & Wandel 36 Erster & Zweiter Weltkrieg 38 Aus- & Einwanderer 40 Obst & Gemüse 42 Kraut & Rüben 44 Spiel & Sport 46 Wein & Sekt 48 Feste & Feiern 50 Gemeinschaft & Gemeinde 52 Essen & Trinken 54 Frühling & Sommer 56 Herbst & Winter 58 Feste & Feiern 60 Sport & Freizeit 62 Pflanzen & ernten 64 Genuss & Erinnerung 66 Vorstellung Ortschronik Band II 67 Meckenheimer Auswanderer 68 Jubiläumswein 72 Guss der Jubiläumsglocke 76 Rock- & Popkonzert 77 Blasmusik-Abend 78 Empfang im Rathaus 80 Kerwe & Mittelaltermarkt 82 Festumzug 90 Jubiläumslauf 92 Glockenweihe 94 Baumpflanzaktion 96 Kunstausstellung

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Zahlen, Daten, Fakten: ❱ 3.600 Einwohner ❱ 1.300 Haushalte ❱ 1500 ha Gemarkungsfläche 250 ha davon Weinbau ❱ 1 Grundschule (Klassen 1 bis 4), ein- bis zweizügig ❱ 2 Kindertagesstätten (protestantisch und katholisch) ❱ 1 Arzt, 1 Zahnarztpraxis, 1 Apotheke ❱ 2 Radwanderwege kreuzen sich in Meckenheim: Kaiser-Konrad-Weg (34 km zwischen Bad Dürkheim und Speyer) und Kraut-und-Rüben-Weg (139 km von Bockenheim an der Weinstraße durch die Rheinebene zum Weintor nach Schweigen) ❱ Wohnmobilstellplatz (8 Stellplätze) ❱ Partnergemeinden: Lugny (Frankreich/Burgund) Grabenstätt im Chiemgau Ortsgemeinde: Rathaus, Hauptstraße 58 67149 Meckenheim/Pfalz Telefon 06326 219 Fax 981829 gemeinde-meckenheim.pfalz@t-online.de www.meckenheim-pfalz.de


1250 Jahre Meckenheim 2000achtzehn Eine Zeitreise 1250 Jahre Meckenheim – an diese lange Geschichte haben wir im Jubiläumsjahr 2018 mit Veröffentlichungen, Veranstaltungen und Aktionen erinnert. Es war ein Jahr voller Aktivitäten. Von einem Kalender mit Bildern aus dem alten Meckenheim über Band zwei der Ortschronik bis zu einem Vortrag über Meckenheimer Auswanderer oder dem Guss der Jubiläumsglocke. Das Kerwe-Wochenende bündelte Mittelaltermarkt, Rock- Konzert, Blasmusik-Abend, Festumzug, Jubiläumslauf und Feuerwerk. Mit einer Baumpflanzaktion und einer großen Kunst- und Archäologie -Ausstellung lief das Jubiläumsjahr aus. So viele Aktionen, so viele Ereignisse. Wie soll man sich noch an alles erinnern? Damit Ihnen dieses außergewöhnliche Jahr auch weiterhin im Gedächtnis bleibt, haben wir die wichtigsten Ereignisse des Jahres in Wort und Bild für Sie zusammengefasst, gemeinsam mit weiteren alten Bildern aus der Meckenheimer Geschichte. So können Sie Erinnerungen an dieses Jahr jederzeit auffrischen oder den Band an Freunde oder Verwandte verschenken. 2018 bleibt ein außergewöhnliches Jahr.

Heiner Dopp Ortsbürgermeister

Kurt E. Groß

Friedrich Müller

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Gestern & heute 4000 -500 v.Chr. Die Region ist früh besiedelt. Das beweisen Funde aus der Jungsteinzeit, Bronzezeit, von den Kelten und Merowingern. 50 v.Chr. Die Römer kommen in die Pfalz, gründen 83/84 n.Chr. die Provinz Obergermanien. Zahlreiche Funde in Meckenheim. 406/7 Völkerwanderung. Germanische Stämme (Franken und Alemannen) drängen ins linksrheinische Gebiet. Um 500 Zusammenbruch der römischen Grenze am Rhein. 14 merowingische Gräber dokumentieren 481-751 die fränkische Besiedlung Meckenheims und damit die Anfänge des Dorfes. 13.4.768 Eine Frau namens Duda schenkt dem heiligen Märtyrer Nazarius, im Kloster Lorsch begraben, zwei Wiesen. Damit taucht „Meckenheim“ zum ersten Mal offiziell in einer Urkunde des Klosters Lorsch auf. Im Oktober schenken Odolher und Teuto dem gleichen Kloster eine Hufe Land (etwa 30 Morgen) mit Haus und Hofreite. 27.4.782 Gomofrid schenkt dem heiligen Nazarius eine Hufe Land in Meckenheim. Dazu gehören „Ländereien, Hofreiten, Weinberge, Wälder, Gewässer, Wohnhäuser und anderweitige Bauten“ – damit ist der Weinbau in Meckenheim erstmals urkundlich erwähnt. Auch die Klöster Weißenburg, Prüm, Reichenau, Hirsau, Fulda und Heilsbruck hatten in Meckenheim Besitz. 1024/1030 Der Salier Konrad II. wird zum König des Ostfrankenreichs gewählt (ab 1027 römisch-deutscher Kaiser). Er beginnt den Speyerer Dombau und errichtet das Kloster Limburg. 1214 Der Wittelsbacher Ludwig, Herzog in Bayern, erhält als Gefolgsmann von König Friedrich II. die Pfalzgrafschaft. 28.2 .1287 Die Pfalzgrafen bei Rhein kaufen „das Dorf Meckenheim mit seiner Zugehör“ für 200 Pfund Heller. Meckenheim, ursprünglich ein Reichsdorf, gehört seither zur Kurpfalz. vor 1300 Die Ritter von Meckenheim verlegen ihren Sitz vom heutigen Standort der katholischen Kirche zur Hauptstraße zwischen Steingasse und Volksbank. 1400 Pfalzgraf Ruprecht wird als Ruprecht III. deutscher König. 14. Jh. Die Siedlung Schreinshausen im Südwesten Meckenheims wird verlassen und verfällt. 1459/60 Im Krieg zwischen Kurfürst Friedrich I. und dem Grafen von Leiningen wird Meckenheim niedergebrannt. Von Weißenburg bis Alzey „rauchte das Land überall von Krieg und Verderben“. 1525 Der Bauernkrieg tobt auch in der Pfalz. In der Schlacht bei Pfeddersheim werden die pfälzischen Bauern vernichtend geschlagen. 1529 Sechs Reichsfürsten und 14 Reichsstädte protestieren auf dem Reichstag zu Speyer gegen die Ächtung von Luthers Lehren („Protestanten“). 1563 Friedrich III. führt die Reformation in der Kurpfalz ein, orientiert sich an der Lehre Calvins.

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1618-1648 Dreißigjähriger Krieg. Hungersnot, Raub und Plünderungen, dazu wütet die Pest. Durch die Vorderpfalz ziehen die verschiedensten Heere. In Meckenheim wohnt 1641 niemand mehr. 1634 Das Schulwesen wird in Meckenheim erstmals erwähnt. 1650 -1700 Wer Felder wieder bewirtschaftet, zahlt ein Jahr keine Steuern; wer ein Haus baut, drei Jahre; wer einen verwilderten Wingert neu anlegt, sechs Jahre. Dazu freie Religionsausübung – mit diesen Zusagen holt Kurfürst Karl Ludwig wieder Menschen ins Land: aus Holland, Frankreich, der Schweiz, dem Allgäu und Tirol. Um 1700 wohnen hier wieder etwa 500 Menschen, unter ihnen sechs oder acht Familien der früheren Bewohner. 1688-1748 In den verschiedenen Erbfolgekriegen leidet die Pfalz unter ihrer Lage an der Grenze zwischen Deutschem Reich und Frankreich. Im „Pfälzischen Erbfolgekrieg“ 1688-97 lässt der französische König Ludwig XIV. die Pfalz verwüsten. Städte – darunter Speyer und Heidelberg – und Dörfer werden niedergebrannt, in Meckenheim sind die Schäden größer als im 30-jährigen Krieg. Im Spanischen Erbfolgekrieg 1701-1714 wird Meckenheim 1713 wiederholt geplündert. Auch der Polnische Erbfolgekrieg 1733-1738 und der Österreichische Erbfolgekrieg 1741-1748 werfen das Land zurück. 1756-1763 folgt der Siebenjährige Krieg. 1692 Ein „Feldbuch“ mit der Beschreibung aller Grundstücke der Gemarkung wird angelegt. 1707/48 Bei der Kirchenteilung erhalten die Katholiken die Meckenheimer Kirche, die Reformierten bauen 1748 eine neue Kirche. 1721/22 Ein neues Feldwegenetz wird angelegt. 1754-76 Die „Chaussee“ Neustadt-Oggersheim wird angelegt, sie führt durch Meckenheim. 1777 Kurfürst Karl Theodor erbt das Herzogtum Bayern. 1782 Die Meckenheimer beginnen ihre Straßen zu pflastern. 1789 -93 In der Französischen Revolution siegt das Bürgertum über den Adel. 1792 Die Pariser Nationalversammlung erklärt Kaiser Franz II. den Krieg. Die linksrheinischen Gebiete werden durch französische Truppen besetzt. Die Revolutionskriege belasten das Land. 1793 In Mainz finden am 24.2. die ersten modernen Wahlen auf deutschem Boden statt (Mainzer Konvent). Auch in der Pfalz werden die Privilegien des Adels und Feudalabgaben abgeschafft; Kirchenbesitz wird beschlagnahmt und verkauft. Der Code Civil und der Code Pénal garantieren Rechtsgleichheit und öffentliche Gerichtsverfahren. Zoll- und Zunftschranken fallen. 23.1.1798 Das Departement Donnersberg wird mit 37 Kantonen gegründet. 18. und 19. Jh. Zahlreiche Meckenheimer wandern aus, die meisten in die USA. 1808/12 Für Napoleon ziehen auch Meckenheimer in den Krieg, bis nach Spanien oder Rußland.


1815/16 Nach Napoleons Niederlage fallen die linksrheinischen pfälzischen Territorien einschließlich Landau an das Königreich Bayern.

ab 1950 Rund um den Ortskern entstehen reine Wohnsiedlungen. Meckenheim wandelt sich von einer landwirtschaftlich geprägten Gemeinde zur Wohngemeinde.

1818 In der Pfalz, und auch in Meckenheim, vereinigen sich Reformierte und Lutherische zur Protestantischen Kirche.

1955/56 Der Zugverkehr der Lokalbahn wird eingestellt, die Gleisanlagen werden abgebaut.

1832 Beim Hambacher Fest treten 30.000 „Patrioten“ für ihre Rechte ein, für Pressefreiheit und deutsche Einheit.

1956-1970 Meckenheims Straßen bekommen eine Gasleitung.

1837 In Meckenheim wird der jetzige Friedhof angelegt. Bis dahin wurden die Toten an den Kirchen beigesetzt. 1848 Die Märzrevolution führt zur Bildung der Frankfurter Nationalversammlung. Die Revolution wird niedergeschlagen. 1849 In der „Reichsverfassungskampagne“ werden etwa 5000 pfälzische Freischärler vom preußischen Militär geschlagen, ziehen sich in die Schweiz zurück. 1870/71 Beim deutsch-französischen Krieg werden 62 junge Meckenheimer ins bayerische Heer eingezogen. Alle kehren danach zurück. 1894/1917 Zwei Banken öffnen: 1894 die „Spar- und Darlehenskasse eGmuH“, 1917 öffnet die Bezirkssparkasse Neustadt in Meckenheim eine kleine Zahlstelle. 1913 Das Dorf bekommt elektrischen Strom. 1911 Die Lokalbahn Meckenheim-Mundenheim nimmt ihren Betrieb auf. 1914/18 266 Meckenheimer werden für den Ersten Weltkrieg einberufen, 198 kommen wieder heim, 68 sind gefallen oder vermisst. 1924 Gründung des Obstbauvereins. 1928 Meckenheim bekommt über die „Friedelsheimer Gruppe“ eine Trinkwasserversorgung. Bis dahin versorgte man sich durch Brunnen. 1934 An der Rödersheimer Straße wird ein Freibad errichtet. Hoher Sanierungsbedarf führt in den 1960er Jahren zur Stillegung, 1979 zum Abbruch.

1959/61 Ein neues Schulhaus wird erbaut. 1964-1970 Meckenheim erhält eine Kanalisation und eine Kläranlage. 1965 Der erste Kontakt mit der Partnergemeinde Lugny führt zu einer lebendigen Partnerschaft. Die Partnerschaftsurkunde wird von den Bürgermeistern der beiden Gemeinden am 17. Mai 1980 unterzeichnet. 1967 Mit einem Vereinsausflug der Trachtengruppe Grabenstätt in die Pfalz beginnt die jahrzehntelange Freundschaft mit der Gemeinde Grabenstätt am Chiemsee. 1968-1971 Die Flurbereinigung verbessert durch Zusammenlegung der Felder die Arbeitsbedingungen in der Landwirtschaft. 1971 Meckenheim tritt dem Beregnungsverband Vorderpfalz bei, schafft so bessere Voraussetzungen für den Gemüseanbau. 1973 Meckenheim wird Teil der neugeschaffenen Verbandsgemeinde Deidesheim. 1986 Eine Ortskernsanierung hilft alte Gebäudestrukturen zu modernisieren. 1990 Die A 65 wird wenige Kilometer an Meckenheim vorbeigeführt und verbessert die Verkehrsanbindung. 1999 Die Gemeinde kauft die Flakhalle und sichert damit den Standort der Feuerwehr. Außerdem entstehen dort ein Jugendtreff, ein Vereinsraum für die Landjugend, ein Probenraum für das Blasorchester und eine Werkstatt für die „Aktiven Meckenheimer“. 2003 Mit dem Abschluss der Erdverkabelung verschwinden die Elektroleitungen von den Dächern.

1937 Die Obstmarkthalle wird gebaut.

2003 Die Schleit wird renaturiert, eine Streuobstwiese entsteht.

1939/45 Nach dem Zweiten Weltkrieg trauert Meckenheim um 101 Gefallene und 29 Vermisste.

2008-2010 Das Rathaus wird saniert.

21. 3.1945 Amerikanische Truppen erreichen Meckenheim. Die ganze Pfalz ist von amerikanischen und französischen Truppen besetzt. 30.8.1946 Durch Verordnung des französischen Generalgouverneurs wird das Land „Rheinland-Pfalz“ gebildet. 18.5.1947 Eine Volksabstimmung bestätigt die Verfassung von Rheinland-Pfalz. 16.1.1950 Der Pfälzische Bezirkstag, die 1816 aus dem Departementalrat hervorgegangene erste deutsche Selbstverwaltung, tritt wieder zusammen.

2009/12 Der Obstmarkt wird aufgelöst, das Gebäude abgerissen, das Gelände als Baugebiet erschlossen. 2013 Der neu gebaute Supermarkt am Friedhof öffnet. 2013 Meckenheim erhält schnelles Internet. 2015 Nach dem Kauf des Gasnetzes von der Thüga bietet das Energiewerk der Gemeinde den Bürgern auch Gas. 2017 Ankauf des Anwesens Thum neben dem Rathaus. 2018 1250-Jahrfeier der Gemeinde Meckenheim.

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SteinmeiĂ&#x;el aus kristallinem Gestein, Jungsteinzeit, 1911 in Meckenheim von Heinrich Platt gefunden. (Archiv und Museum Landau/Pfalz)

Gussform einer Speerspitze aus der Bronzezeit, 900-800 v. Chr.

Hiebmesser (Kurzsax) aus der Merowingerzeit.

Fast alle Funde befinden sich im Hist. Museum der Pfalz in Speyer.

Bronzene Klinge eines Schmiedehammers, etwa 1750 v. Chr.

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Gießformen für Ringlein,

Pfeilspitzen und runde Planchen (für Schmuckstücke), 900-800 v. Chr.

Merowingische Lanzenspitze, 600-400 v. Chr.

Steinzeit & Bronzezeit In Meckenheim haben viele Völker ihre Spuren hinterlassen. Die Rheinebene war Durchzugsgebiet, aber auch als Siedlungsraum beliebt. Die frühesten Spuren stammen aus der Jungsteinzeit und Bronzezeit. Kelten, Merowinger, Römer und Franken ließen ihre Stein- und Bronzewerkzeuge oder Gussformen zurück, hinterließen Grabbeigaben, wertvolle Goldbrakteaten aus Südschweden, Reliefs, Steinsäulen, Keramik oder Münzen.

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Einhenkelkrug , teilweise restauriert, aus der rรถm. Kaiserzeit, (etwa 1. bis 4. Jahrhundert n. Chr.

Einhenkelkrug , teilweise restauriert, aus der rรถm. Kaiserzeit, etwa 1. bis 4. Jahrhundert n. Chr.

Tontopf , Gebrauchskeramik aus der rรถm. Kaiserzeit.

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Scherben aus der Hallstattzeit , ab etwa 800 v. Chr.

Krüge & Münzen

Schachtel mit Scherben aus der Hallstattzeit , ab etwa 800 v. Chr.

Knöpfe und Beschläge aus der Römerzeit.

Römische Münzen aus der Kaiserzeit, etwa 340 n. Chr.

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Drei Teile eines rĂśmischen Blocks mit Reliefs:

Schwebender Genius mit Kranz.

Kämpfender Gigant.

Kampf zwischen Mars

(mit Helm, Schwert und Schild) und Gigant (mit Ast in der Hand).

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Kelten, Römer, Franken lebten hier und hatten entsprechende Handelsverbindungen. Die meisten Funde, die sie hinterlassen haben, werden heute im Historischen Museum Speyer aufbewahrt. Ein Besuch dort öffnet uns die Augen für die Menschen, die hier lebten, lange bevor Meckenheim 768 das erste Mal urkundlich erwähnt wurde: Die in Meckenheim gemachten Funde helfen mit, die Geschichte unserer Heimat und ihrer Bewohner zu erforschen.

Götter & Giganten

Römischer Viergötterstein

mit mythischen Figuren, v. l.: Juno mit Patera, neben dem rechten Bein ein Pfau – Hercules mit Löwenfell – Minerva mit Helm, Schild und Lanze.

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Goldbrakteaten , etwa 500 n. Chr. in Südschweden geprägt.

Gold, Bronze & Ton

Glastummler, Fund in merowingischem Grab, 5. bis 6. Jahrhundert.

Merowingische Grabbeigaben: Riemenzunge eines Gürtels, Schmuckbeschlag, Muschel, 5. bis 7. Jahrhundert.

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Stacheltopf

aus dem Mittelalter.

RĂśhrenausgusskanne

aus einem Merowingergrab, aufwendig verziert mit Wellenlinien und Rädchenmustern. 1909 gefunden.

Gegossenes Bronzebecken, erste Hälfte des 7. Jahrhunderts.

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Er war Landschaftsmaler, Radierer, Zeichner und Kupferstecher. Johann Jakob Rieger (1754-1811) stammte aus Meckenheim. Der Sohn des Metzgermeisters Jeremias Rieger und dessen Ehefrau Maria Katharina heiratete dort 1781 Maria Franziska Lizko aus Gundelsheim. Zeichnen lernte Rieger in Mannheim an der unter Kurfürst Karl Theodor eröffneten Mannheimer Zeichnungsakademie, besonders von dem Landschaftsmalerei unterrichtenden Ferdinand Kobell. In vielen Häusern hängen Drucke seiner in Kupfer gestochenen Ansichten von Städten und Landschaften aus der Kurpfalz. Sie zeigen uns, wie die Städte der Kurpfalz Neustadt, Dürkheim, Wachenheim, Mannheim, Heidelberg, Alzey, Weinheim oder Neckargemünd in ihrer landschaftlichen Umgebung damals aussahen.

Johann Jakob Rieger Selbstporträt des Künstlers in einer seiner Zeichnungen.

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Heidelberg, 1787.


DĂźrkheim an der Haardt, 1787.

Mannheim. Ansicht vom linken Rheinufer, 1788.

Flusslandschaft mit Dorf und Burg, 1781.

Die SĂźdseite des Schlosses zu Heidelberg, 1781.

Wachenheim an der Haardt, 1791.

Neustadt an der Haardt, 1786.

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Grabstein des Jakob von Helmstatt und seiner Frau Marie von Affenstein. Grabmal des Validius Heinrich von Meckenheim und der Maria von Helmstatt, geb. von Affenstein.

An einer Ecke des Gebäudes links das Wappen von Validius Heinrich von Meckenheim (gest. 1531), rechts das seiner Frau Notburga von Helmstadt (gest. 1510). Sie gelten als die Erbauer des Schlosses.

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Das Meckenheimersche Schloss wurde im 15. Jahrhundert auf einem Vorgängerbau aus dem 14. Jahrhundert errichtet. Es beherbergte über 100 Jahre die Schule und heute den Lambsheimer Kindergarten.

Gewölbekeller unter dem Schloss, teilweise restauriert.

Möglicherweise Wappen des Meckenheimers, schlecht lesbar.

Die Ritter von Meckenheim

Die Ritter von Meckenheim gehörten zum niederen Adel und verbreiteten sich in der Gegend von Dürkheim, Freinsheim und Lambsheim. Sie hatten Besitz in vielen Orten der Vorderpfalz. In Meckenheim waren sie bis ins 14. Jahrhundert, in Lambsheim bis 1702 ansässig. Dort haben sie mehr Spuren hinterlassen als bei uns: ein Meckenheimersches Schloss, eine Junkergasse, die im 16. und 17. Jahrhundert „die Meckenheimer Gass“ hieß, dazu Grabsteine im Glockenturm der protestantischen Kirche.

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Grabsteine an der protestantischen Kirche.

Friderica Francisca Rosina Wenzel (geb. 29. 3.1719, gest. 3.7.1724) war die Tochter des reformierten Pfarrers Friedrich Wilhelm Wenzel.

Eva Rosina Wernigk (geb. 24.03.1663, gest. 1.5.1729) war die Witwe des Amtmanns Franz Balthasar Wernigk auf der Burg Gronau. Die Reformierten aus Gronau gehörten damals zur reformierten Kirchengemeinde Meckenheim.

Traditionell wurden die Toten „auf dem Kirchhof“ beigesetzt, rings um die katholische oder protestantische Kirche. Aber Meckenheim wuchs, der Platz reichte nicht mehr. 1837 errichtete die Gemeinde im Osten Meckenheims einen Friedhof für beide Konfessionen. An die frühere Zeit erinnern die steinernen Kreuze in der Mauer im Inneren der katholischen und die Grabsteine neben der protestantischen Kirche.

Grabsteine & Grabmale

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Philipp Casimir Falck (1730-1822), aus Meckenheim stammender General der französischen Armee, ließ vor seinem Tod für seine Mutter Eva Margaretha Falck, geb. Wernz, (1708-1738) diesen Gedenkstein errichten. Er befindet sich heute an der Westwand der protestantischen Kirche.

Der Stein für Pfarrer und Landdechant Christoph Joseph Ignatius, gestorben 1794, und seine 1775 verstorbene Mutter Elisabeth Maria. Er ist besonders aufwendig gearbeitet. Ein zusätzliches Relief zeigt die Veronika mit dem Schweißtuch.

Der weiter im Westen der katholischen Kirche eingemauerte Stein erinnert an Maria Leger, geb. 2.12.1723, gest. 30.1.1746, seit 31.7.1742 verheiratet mit dem Neustadter Wundarzt Johann Georg Leger.

Grabsteine in der katholischen Kirche.

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Sehenswerte Ecken und markante Stellen finden sich vielerorts in Meckenheim: Ein alter Treppenturm sowie Fachwerkhäuser aus dem 17. und 18. Jahrhundert in der Hauptstraße, der Freundschaftsbrunnen oder das Nussbaumdenkmal. Die kunstgeschmiedeten Schilder rücken die alten engen Gässchen in den Blick. Sie haben einmal den Kern des Dorfs gebildet, das durch die Jahrhunderte hindurch langsam um sie herum weiter angewachsen ist.

Gassen, Brunnen & Tore

Die Namen des Bauherren und seiner Frau und der Tag der Fertigstellung des Hauses Hauptstraße 50 (4. März 1700) stehen im Eckpfosten. Denkmal für die traditionellen Meckenheimer Nussbäume.

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In den 1970er Jahren erhalten die „Gässelscher“ Namensschilder.

Der Partnerschaftsbrunnen an der Kreuzung Kirchgasse/Kreuzpfad wird 1991 erbaut. Die beiden Bürgermeister Otto Keller und Paul Margarit begründeten die Partnerschaft zwischen Meckenheim und Lugny.

Prächtiges Zierfachwerk nach Art des 17. Jahrhunderts an der Hauptstraße 50: halbe Andreaskreuze, Brüstungen der teils gekoppelten Fenster mit geschweiften Gittern.

Bauernhof in der Steingasse.

Torbogen der Hauptstraße 57 aus dem Jahr 1698 (Reiter mit Krug als Wappen der Bauherren Hans Philipp und Eva Durst), dahinter der alte Treppenturm des Nachbarhauses Hauptstraße 54.

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Der Schlussstein eines Torbogens ist entscheidend: Erst mit ihm trägt die Konstruktion. Deshalb tragen die Schlusssteine von Bögen häufig schmückende Elemente. Sie sagen uns das Baujahr, zeigen ein Symbol oder die Initialen des Bauherren, erläutern den Namen oder Beruf des damaligen Besitzers. Nach Zerstörungen im Krieg werden Torsteine beim Wiederaufbau oft erneut verwendet. Damit erlauben sie uns Blicke weit in die Vergangenheit unseres Ortes.

Tür- & Torsteine

Schluss- bzw. Ziersteine aus dem Vorgängerbau des Gasthauses zum Goldenen Löwen, heute im Innenhof sichtbar eingemauert.

Gartenpforte im Kreuzpfad aus dem Jahr 1713.

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Schlussstein im Manntor der Hauptstraße 50. Die zwei waagrechten Balken erinnern an das Wappen der Ritter von Meckenheim in Lambsheim (S. 20).


Schlussstein im Torbogen der Hauptstraße 57, errichtet 1698, mit den Initialen der Erbauer Hans Peter Durst und Eva Durst sowie einem Reiter mit Krug als Namenssymbol.

Das Jahr 1703 steht auf dem Schlussstein des Torbogens der Haupstraße 50. Dazu der Krug als Symbol für die Familie Durst.

Steinmetzarbeit im Hof eines Bauernhauses in der Sandgasse.

Schlussstein über einem früheren Kellerabgang an der Hauptstraße 70.

Schlussstein aus dem Jahr 1535 über dem Manntor der Hauptstraße 57.

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Die Hauptstraße durchzieht Meckenheim mit einem leichten Doppelschwung von West nach Ost, vorbei am alten Ortskern. Der Westen, etwas höher gelegen, ist traditionell das Oberdorf, der Osten das tiefer liegende Unterdorf. Erst Ende des 19. und im 20. Jahrhundert kommt mit der Ziegelei im Süden und dem Sportplatz und Schwimmbad im Norden eine Nord-Süd-Achse dazu.

Ober- & Unterdorf

Meckenheim, im Hintergrund die Haardt, Etwa 1930.

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Ziegelei Kräuter.

Am Waaghäusel.

Alte Volksschule und katholische Kirche, Etwa 1960.

Auf dem Gelände des alten Schwimmbads an der Marlach ist heute der Tennisclub.

Hauptstraße/Ecke Steingasse.

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Hauptstraße mit protestantischer Kirche.

Hauptstraße mit Gasthaus zum Prinz Ludwig.

Alte Volksschule mit Brunnen, dahinter die katholische Kirche, nach 1960.

Ansichtskarte aus dem Jahr 1907.

Die Hauptstraße, stark verbreitert. Anfang des 20. Jahrhunderts.

Das Fachwerk beim Haus Hauptstr. 118 ist noch verputzt.

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Wie sah das Dorf früher aus? Einen Eindruck davon vermitteln uns alte Ansichtskarten aus Meckenheim vom Anfang des 20. Jahrhunderts. Ein Deidesheimer stellte uns seine Sammlung zur Verfügung. Gemalte Straßenszenen, zum Teil mit verbreiterter Perspektive, alte Foto grafien, Straßen ohne Autos, bestenfalls Kutschen, Ackerwagen, Radfahrer, Fußgänger und Gänse bevölkern die Straßen. Dazu die Grußbotschaften in alter Handschrift – was heute als SMS mit Bild über das Handy kommt, hat hier seine Anfänge.

An- & Aussichten

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Was is´n los do drauß?

Bitte nicht stören!

Der Hof ist gekehrt.

Heim & Hof

Das Leben der Familien prägt das Leben im alten Meckenheim. Meist leben mehrere Generationen zusammen, arbeiten zusammen in der damals vorherrschenden Landwirtschaft, im Handwerk oder Handel. Kinder werden geboren, getauft, werden konfirmiert oder erhalten die Erstkommunion. Die Alten sterben, die Jungen heiraten, bekommen wieder Kinder. Ein ewiger Kreislauf.

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Der Blick aus dem Fenster.

Vier Frauen beim Rühren von Latwerg (Zwetschgen-Marmelade) im großen Kessel.

Kinder in der Kleppergasse.

An der Hautür vom Kreuzpfad 27.

Blick in den Hof.

Weinprobe im Freien.

Das Waaghäusel, Treffpunkt für junge Leute.

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Mit dem Pferd und der Ackerwalze auf dem Weg zur Arbeit.

Beim Hühnerfüttern im Haus Mattinger in der Steingasse.

Zwei Ochsen ziehen den Erntewagen.

Nach der Rehbockjagd im Meckenheimer Feld.

Hund und Kälber im Hof.

Vier Arbeitspferde, sicher im Griff.

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Meckenheim war ein Bauerndorf, Tiere gehörten selbstverständlich dazu: Milchkühe, Ochsen und Pferde, die den Wagen zogen, ebenso Schweine, Ziegen, Hühner. Aber die Zahl der bäuerlichen Betriebe ist in den letzten 50 Jahren massiv zurückgegangen. Schafe, Ziegen, Milchkühe (es gab eine Milchsammelstelle) und Schweine sind der Spezialisierung und Modernisierung in der Landwirtschaft zum Opfer gefallen. Heute gibt es nur noch einen Ochsenmastbetrieb, Reitpferde und Hühner.

Mensch & Tier

Dem darf aber nichts passieren!

Zum Schlachtfest kommt der Metzger ins Haus.

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Handwerk, Handel und Gewerbe prägen zunehmend das Meckenheim des 20. Jahrhunderts. 1911 kommt die Eisenbahn in Form einer Schmalspurbahn nach Meckenheim. Der Abtransport der Zuckerrüben ist damit gesichert, ebenso der Personenverkehr nach Ludwigshafen, Arbeitsort für immer mehr Meckenheimer. Mit der Ziegelei Langfinger/Kräuter entsteht 1857 in Meckenheim ein Backsteine produzierender Betrieb, dessen Belegschaft jedes Frühjahr aus Norditalien geholt wird. Natürlich gibt es Handwerker wie Schmiede, Bäcker, Schreiner, Metzger, Wagner, ebenso Lebensmittelgeschäfte und einen Fischhändler.

Handel & Wandel

Heinrich Lenz Senior mit dem ersten Taxi in Meckenheim.

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Heinrich Lenz Junior und Senior bei der Arbeit am Kreuz für den katholischen Kirchturm.


In der Küferei Rheinwald bei der Arbeit.

Belegschaft der Zigarrenfabrik in Meckenheim, 1920.

Lastkraftwagen der Ziegelei Kräuter, mit Holzvergaser.

In der Bäckerei Schneider/Julier.

Bautrupp mit dampfgetriebener Straßenwalze in der Bahnhofstraße.

Franz Ettinger in seiner Schmiede.

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Der Jahrgang 1898 auf dem Weg zur Musterung.

Erinnerungstafel des S채ngerbunds Heiterkeit f체r die Weltkriegsteilnehmer 1914/18.

1942 in der Ukraine.

Vier deutsche Soldatengr채ber.

1944 in einem Lazarettzug in Frankreich.

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Mancher Abschied war ein Abschied f체r immer.


Zwei Weltkriege werfen ihre Schatten über die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts. Meckenheim selbst ist davon weniger betroffen, aber die Opfer sind beträchtlich. Im Ersten Weltkrieg 1914-1918 sterben 68 Männer aus Meckenheim oder werden vermisst. In seiner Folge muss Deutschland große Reparationen zahlen. Die sich daraus ergebende Inflation 1923 rüttelt an Deutschlands Grundstrukturen. Das dritte Reich bringt den Zweiten Weltkrieg mit Millionen Toten und Vertriebenen. 101 Meckenheimer sterben oder werden vermisst.

Erster & Zweiter Weltkrieg

Inflationsgeld und Inflationspreise aus dem Jahr 1923.

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Meckenheim ist jahrhundertelang ein Ort der Aus- und Einwanderung. 1641, im Dreißigjährigen Krieg, wohnt in Meckenheim niemand mehr. Dann kommen Einwanderer aus Holland, Frankreich, der Schweiz, dem Allgäu und Tirol. Von den rund 500 Menschen, die 1700 hier wohnen, stammen nur acht Familien, also vielleicht ein Sechstel, von früheren Bewohnern ab. Im 17., 18. und 19. Jahrhundert wandern viele Meckenheimer aus: die Donau hinunter oder nach Amerika. Nach dem II. Weltkrieg werden viele Flüchtlinge hier integriert. Zuwanderer lassen das Dorf wachsen. In den letzten Jahren finden vor allem Flüchtlinge vor dem Krieg in Syrien hier Zuflucht. Auf Segelschiffen fahren die Amerika-Auswanderer im 19. Jahrhundert sechs bis acht Wochen über den Atlantik. Dampfschiffe brauchen um 1900 nur noch zwei Wochen.

Der Weg ans Meer und durch Nordamerika war oft nicht weniger beschwerlich als der über den Atlantik.

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Aus- & Einwanderer


Simon Loeb und seine Frau Irma Sophie, geb. Weiß (aus Meckenheim), emigrieren 1938 mit ihren Kindern noch rechtzeitig nach Südamerika. Ihr Bruder ist im KZ Dachau verschollen.

Der Auswanderer Heinrich Wilhelm Mattinger stammte aus der Steingasse.

Reise-Pass des Amerika-Auswanderers Heinrich Wilhelm Mattinger.

Viele jüdische Mitbürger werden 1940 aus der Pfalz deportiert, zunächst nach Gurs in Südfrankreich, unter ihnen drei Mitglieder der Meckenheimer Familie Lehmann. Die Pfalz sollte „judenrein“ werden.

In der Ziegelei Kräuter: Italienische Ziegelei-Arbeiter aus der Gegend von Udine in Oberitalien, etwa 1960.

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Bei der Rhabarberernte.

Bei der Obsternte werden viele Hände gebraucht.

Ablieferung am Obstmarkt.

Meckenheim bekommt 1937 die erste Spritzbrühmischanlage der Pfalz ...

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... und eine große Obstmarkthalle.

Ernte von Tomaten und Pfirsichen.


Traditionell gibt es hier Nussbäume, Kirschbäume und einzelne Apfel- und Birnbäume. 1924 wird der Obstbauverein Meckenheim gegründet. Die Meckenheimer Bauern lernen, Stachelbeeren, Mirabellen, Süß- und Sauerkirschen, Zwetschgen, Äpfel, Birnen und Pfirsiche in großen Anlagen anzubauen. Die 1932 gegründete „Obst- und Gemüsebaugenossenschaft “ organisiert den Verkauf, errichtet 1937 die Obstmarkthalle und die erste Spritzbrühmischanlage in der Pfalz. Mit Wasser aus dem Altrhein macht der Beregnungsverband Vorderpfalz ab 1970 Meckenheim zum Teil eines riesigen Gemüsegartens.

Obst & Gemüse

Für solche Kirschbäume braucht man lange Leitern.

Die Nüsse werden „gedengelt“, d.h. mit langen Stangen vom Baum geschlagen.

Vor dem Pflanzen einer Obstanlage.

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Die Landwirtschaft erfährt im letzten Jahrhundert enorme Veränderungen. Anfangs wird Ge treide mit der Sense gemäht und zu Garben gebunden. In den 1930er Jahren kommen die ersten Mähbinder. Die Garben werden in die Scheunen gefahren und später gedroschen. Der Mähdrescher vereinfacht alles, ebenso wie bei den Kartoffeln und Zuckerrüben die Vollerntemaschinen. In der Landwirtschaft sind jetzt weniger Arbeitskräfte nötig.

Kraut & Rüben

Getreide aussäen mit der Sähmaschine.

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Beim Heimfahren der Getreideernte.


Stangenbohnen zählen in den 20er Jahren zum neu angebauten Gemüse.

Verladen der Zuckerrüben am Bahnhof auf Waggons.

Der erste Mähbinder 1928: Er schneidet das Getreide und bindet es zu Garben.

Seit den 1960er Jahren haben Mähdrescher die Getreideernte übernommen.

Rüben verziehen ist Handarbeit.

Kartoffelernte mit vielen Helferinnen und Helfern, alles mit der Hand.

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Junge Sportler des Meckenheimer Sportvereins, etwa 1930.

Wer weiร noch, dass Meckenheim einmal eine Theatergruppe hatte?

Mit dieser Mannschaft waren die Meckenheimer Handballer jahrelang erfolgreich.

Bis zur Erรถffnung des Schwimmbads 1934 bot lediglich die Marlach bescheidene Bademรถglichkeiten.

Von 1934 bis 1962 gab es in Meckenheim ein Freibad.

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Meckenheim hat traditionell ein reges Vereinsleben. Sport spielt im letzten Jahrhundert eine große Rolle: Handball, Fußball, Turnen. In der Zeit von 1934 bis 1962 hat Meckenheim sogar ein eigenes Schwimmbad. Auch heute noch haben die Vereine einen großen Stellenwert im Dorf: der Sportverein mit seinen Unterorganisationen, der Tennisclub, Gesangvereine, Bauern- und Winzerschaft, Landfrauen, Landjugend – um nur einige als Beispiele zu nennen. Dazu seit 1967 als Dachorganisation der Arbeitskreis der Ortsvereine. Er koordiniert größere Ereignisse und ist auch beim Jubiläum 2018 wesentlich beteiligt.

Spiel & Sport

Vier sportliche Kinder der Familie Ott.

Wandergruppe im Pfälzerwald.

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Die Römer bringen die Reben in die Pfalz . Seit 782 ist der Weinbau in Meckenheim nachgewiesen. Wie wichtig er ist, zeigt eine Verordnung des Kurfürsten Karl Ludwig nach dem 30 -jährigen Krieg: Wer einen verwilderten Weinberg neu anlegt, zahlt sechs Jahre keine Steuern. 1922 schließen sich 47 Meckenheimer Winzer zum Winzerverein zusammen. Für die Meckenheimer Bauern ist Weinbau traditionell nur ein Zweig der Landwirtschaft. Ein großes Ereignis im Jahr ist die Weinlese. Bis die Vollernter kommen, werden hier viele Hände gebraucht.

Wein & Sekt

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Alte Fuhrwerke für den Transport der gelesenen Trauben.


Nach der Weinlese, auf dem Weg in den Winzerverein.

Im Winzerverein.

Spritzen der Weinberge gegen Pilzkrankheiten.

Ein groĂ&#x;es Fass wird beim Winzerverein angeliefert.

FĂźr die Weinlese wird alles aktiviert: Alt und Jung, Familie, Verwandte, Freunde.

Mittagessen bei der Weinlese.

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Ehrendamen bei der Fahnenweihe der Sängervereinigung Meckenheim, 1934.

Sommertagsumzug in der Hauptstraße, Ecke Sandgasse.

Festteilnehmer in der Obstmarkthalle.

Fronleichnamsprozession, etwa 1960.

105 Jahre Meckenheimer Gesangverein, 1950.

Der Sportverein 05 präsentiert 1925 seine Fahne.

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Man soll die Feste feiern, wie sie fallen. Kirchweih, oder pfälzisch „Kerwe“, ist die älteste Feier, dazu kommt 1977 die Gässelweinkerwe im Mai. An die Fahnenweihe des Gesangvereins kann sich heute niemand mehr erinnern, an die nach dem Krieg veranstalteten Heimattage nur noch die Älteren. Die Feste sind weniger geworden. Der Sommer-Winter an Lätare wurde noch bis vor einigen Jahren vom Blasorchester organisiert. Das in vielen Haushalten früher übliche jährliche Schlachtfest zur Versorgung mit Wurst und Fleisch gibt es auch nicht mehr.

Feste & Feiern damals

Die katholische Kirche erhält nach dem Krieg wieder Glocken.

Festzug in der Steingasse: Fahnenweihe des Turnvereins am 29. Juni 1924.

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Im protestantischen Kindergarten.

Protestantische Kirche.

Katholische Kirche und altes Feuerwehrgerätehaus.

Gemeinschaft & Gemeinde Die Kirche ist die älteste Einrichtung in Meckenheim. Seit der Reformation gibt es zwei davon, eine katholische und eine protestantische. Das Rathaus steht für die politische Gemeinde, dort war anfangs auch die Schule untergebracht. Dazu kamen Kindergärten, die sogenannte „Kinnerschul“, die Freiwillige Feuerwehr, das Waaghäusel zum Wiegen von landwirtschaftlichen Produkten und Vieh.

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Schulklasse 1927/28.

Das Innere der protestantischen Kirche, etwa 1925.

Kinder des katholischen Kindergartens in der HaĂ&#x;locher StraĂ&#x;e.

Altar und Kanzel der katholischen Kirche vor der Renovierung 1965.

Ehrendamen bei der Fahnenweihe des Gesangvereins 1934.

Herrenclub im Hof der HauptstraĂ&#x;e 50, 1911.

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Wirtshäuser kommen und gehen. Namen wie Zum Adler, Zur Krone, Café Zentral, Bahnhofsgaststätte, Böhler Eck, Zum Schwan sind kaum noch bekannt. Aber sie bleiben noch eine Weile im Gedächnis, wenn dort viel los war, wenn man sich an schöne Stunden erinnert. So gab es in den Sälen der Ölmühle und des Gasthauses zum Goldenen Löwen Tanzveranstaltungen, die Vereine trafen sich im Nebenzimmer. Der große Saal der Krone wird zum Meckenheimer Kino. In der Jägerlust, einer typischen Dorfwirtschaft, kam die Landjugend zusammen, die Bauern- und Winzerschaft, die Landfrauen. Heute kann man in der Alten Laterne, der Alten Töpferei, Zum Alde Ross oder im Athen essen und trinken.

Essen & Trinken Gasthaus zum Lamm.

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Innenhof des Gasthauses zur Krone.


Gasthaus zur Krone, gegenüber der katholischen Kirche.

Meckenheimer Stammtisch, vor 1928.

Gasthaus zum Bahnhof. Postkarte von 1933.

Gasthaus zur Ölmühle. Postkarte von 1927.

Gasthaus-Metzgerei Willi Spindler.

Gasthaus zum Schwan. Gaststätte Heiberger, „Zur Jägerlust”, in der Zuckerbirnengasse.

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Früchte an einem der wenigen Speierlingsbaume.

Kirschblüte. Seit fast 100 Jahren gibt es Erwerbsobstbau in Meckenheim.

Folienbeete ziehen das Frühjahr für die Pflanzen nach vorn und schieben den Winter hinaus.

Alle Gemüsesorten sind dankbar für regelmäßige Bewässerung.

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Die Flurbereinigung 1968, das nachfolgende Anlegen von Betonwegen und der Anschluss an den Beregnungsverband Vorderpfalz 1970-1977 verändern den Anbau auf den Meckenheimer Ackerflächen. Kartoffeln, Lauch, Radieschen, Erdbeeren, Bohnen, Zucchini, Salat drängen Getreide und Zuckerrüben zurück. Dank Bewässerung und Folienbeeten werden aus einer Ernte mehrere Ernten.

Frühling & Sommer

Bei gutem Wetter ist die Getreideernte in wenigen Tagen vorbei.

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Klare Luft, Frost und Schnee, tiefstehende Sonne. Nach den letzten Ernten, der Bodenbearbeitung und Wintersaat geht die Arbeit in der traditionellen Landwirtschaft zurück. Der Gemüseanbau unter Folienbeeten hat diese Ruhezeit allerdings deutlich verkürzt. Und Obstbäume und Reben werden auch im Winter zurückgeschnitten.

Herbst & Winter

Rebschnitt im Winter.

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Folienabdeckung über Gemüse.


FĂźr besondere Weine werden die Trauben noch mit der Hand gelesen.

Spargelfeld in der Wintersonne.

Vollenter bei der Arbeit.

Im Keller blubbern die Gärkolben.

Die Natur ruht.

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Zum Feiern findet sich in Meckenheim immer ein Anlass. Von der Rathaus- Erstürmung durch die Marlachfrösche über „6 auf der Höhe“, die Gässelweinkerwe bis zum Weihnachtsmarkt am Jahresende. Auch der Pflanzenmarkt neben dem Rathaus lohnt einen Besuch.

Feste & Feiern heute

2015 wird Julia Kren aus Meckenheim zur Pfälzischen Weinkönigin gewählt.

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12. Januar Neujahrsempfang im Jubiläumsjahr.

25. Mai: Gässelweinkerwe. Mit Kraft und Geschick schiebt und zieht die Landjugend den Kerwebaum in die Höhe.


Die Marlachfrösche auf dem Weg zur Erstürmung des Rathauses.

25. Mai 2018. Ortsbürgermeister Heiner Dopp eröffnet mit Gästen und Macko die Gässelweinkerwe.

12. Mai: Pflanzenmarkt. Für Hobbygärtner und Pflanzenliebhaber eine Möglichkeit, sich vor Ort mit neuen Pflanzen einzudecken.

28. April: Das Blasorchester beim Event „6 auf der Höhe“. In der ältesten Weinlage Meckenheims präsentieren die Winzer im April die neuen Weine.

15. Juli 2018 Die Gemeinde Meckenheim übernimmt anlässlich des 1250-jährigen Jubiläums eine Patenschaft für einen Pfalzstorch aus einem Nest in Böhl-Iggelheim. Der Jungstorch wird auf den Namen „Macko“ getauft.

Dezember: Weihnachtsmarkt. Glühwein, Waffeln, Bratwurst von den Vereinen und die jährliche Lotterie der Gemeinde machen den Alten Schulhof zum Weihnachtserlebnis.

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Es gibt zahlreiche Freizeitmöglichkeiten in Meckenheim. Hier kreuzen sich zwei Radwege: Der Kaiser- Konrad-Weg von Bad Dürkheim nach Speyer und der Kraut-und- Rüben-Weg laden zu Radtouren ein. Gleitschirmflieger und Modellflugzeugbauer haben eigene Flugplätze, Wohnmobilfahrer finden Stellplätze am Sportplatz. Auch Boule -Spieler können hier ihre Kugeln rollen lassen.

Sport & Freizeit

Wer wirft besser, Lugny oder Meckenheim?

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Auf einem Flugplatz im Südwesten Meckenheims können Gleitschirmflieger starten und landen.

Ausstellungstücke des kleinen Brennereimuseums.

Bei Kutschfahrten lässt sich die Umgebung erkunden.

Sitzgelegenheit am alten Waschplatz an der Marlach.

Zahlreiche betonierte Wirtschaftswege laden zu Radtouren ein.

Wohnmobil-Stellplätze unter Kastanienbäumen.

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Seit 1971 ermöglicht die Beregnung mit Altrheinwasser den intensiven Gemüseanbau.

Spargelanbau unter dem Folienbeet.

Folienhäuser im März.

Dutzende von Erntehelfern an einem Feld mit Frühlingszwiebeln.

Blühende Apfelbäume.

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Die Landwirtschaft ist intensiver geworden. Altrheinwasser liefert ausreichend Feuchtigkeit, Folienbeete und Folienhäuser verlängern die Wachstumsperiode, das milde Klima der Rheinebene bietet die nötige Wärme. Dadurch ist die Meckenheimer Gemarkung zu einem Teil des vorderpfälzischen Obst- und Gemüsegartens geworden. Den größten Teil der Erntearbeiten leisten Saisonarbeitskräfte aus Osteuropa.

Pflanzen & ernten

Bodenbearbeitung neben Gemüsefeld mit Beregnungsrohren.

Unter den Folien wachsen die Frühkartoffeln schneller.

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Ein Jubil채umsjahr hat seine besonderen Gen체sse: Ein spezielles Brot der B채ckerei Schneider, die besondere Bratwurst der Metzgerei Vogt, der Riesling von den sechs Winzern, die Ap felchips vom Bleichhof. Und als bleibende Erinnerung der Jubil채ums-Macko, die Ortschronik und die Postkartenserie mit alten Meckenheimer Motiven.

Genuss & Erinnerung

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Band 1 der Ortschronik wurde neu aufgelegt, Band 2 ist neu erschienen.


Jubiläums-Bratwurst der Metzgerei Vogt aus magerem Fleisch des Schwäbisch-Hällischen Schweins, mit Burgunder, Pfeffer und Koriander.

Eine der 1250 nummerierten Flaschen mit Jubiläums-Riesling der sechs Meckenheimer Winzerbetriebe.

Sauerteig-Jubiläumsbrot mit Walnüssen und Kräutern der Bäckerei Schneider.

Knackige JubiläumsApfelchips vom Bleichhof, schonend getrocknet.

Die vier Postkartenserien zeigen alte Meckenheimer Motive. T-Shirts und Kappen in verschiedenen Größen mit dem Aufdruck „Hier wächst Lebensfreude“ machen Laune und sind ein schönes Erinnerungsstück.

Jubiläumsbrände von Boskop-Äpfeln und Birnen der Streuobstwiese, von der Brennerei Rheinwald gebrannt.

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Ein Glücksfall für Meckenheim, dass Walter Sattel sich bereit erklärte, die Meckenheimer Ortschronik von Georg Feil fortzuschreiben. Der Autor des 2014 erscheinenen Familienbuchs beleuchtet darin die Zeit des 19. und 20. Jahrhunderts, vernachlässigt auch nicht die dunklen Seiten. Sattel zeigt die wirtschaftliche und politische Entwicklung und stellt Meckenheim als eine Gemeinde vor, in der es sich zu leben lohnt.

Walter Sattel bei der Vorstellung seines Werkes.

10. Mai 2018 Vorstellung von Band II der Ortschronik

Wandtafeln mit Bildern aus dem alten Meckenheim schmücken den Ratssaal.

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Das Interesse ist groß, der Ratssaal gut besucht.


Tausende Pfälzer verließen vor allem im 18. und 19. Jahrhundert ihre Heimat aus politischen, religiösen und wirtschaftlichen Gründen, auch viele aus Meckenheim. Die meisten zog es in die USA. Roland Paul, Direktor i.R. des Instituts für pfälzische Geschichte und Volkskunde, Kaiserslautern, berichtet über die Auswanderer. Fast 50 Familien und Einzelpersonen aus Meckenheim lassen sich nachweisen.

11. Mai 2018 Meckenheimer Auswanderer

Roland Paul zitiert in seinem Vortrag, was Meckenheimer Auswanderer über die neuen Perspektiven und Schwierigkeiten geschrieben haben.

Bürgermeister Heiner Dopp bedankt sich bei Roland Paul für den gelungenen Vortrag.

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Für den Jubiläumswein lesen Schulkinder der Grundschule Meckenheim, Bürger, Ratsmitglieder und der Bürgermeister bereits im Herbst 2017 mit viel Begeisterung die Trauben. Die Weingüter von „6 auf der Höhe“ (Weingut Braun, Groß-Weine, Grundhof, Handrichshof, Ralf Härtel Weine, Winzerverein Weinland Meckenheim) spenden dafür jeweils 500 kg Riesling-Trauben. Ein gemeinsam ausgebauter Wein – das gab es noch nie vorher. Das Weingut Braun übernimmt den Ausbau, und sieben Monate später fließt der Wein in die Flaschen. Ein typischer Riesling mit feiner Säure und dezenter Restsüße, ein einzigartiges Produkt zu einem einzigartigen Jubiläum, entstanden in einer einzigartigen Aktion.

15. September 2017 Weinlese für den Jubiläumswein

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Für die Schulkinder ist die Weinlese ein Erlebnis.

Winzer, Meckenheimer Schulkinder und Bürger haben gemeinsam mit Bürgermeister Heiner Dopp die RieslingTrauben für den Jubiläumswein 2018 gelesen.

Alle schneiden die Trauben für den Jubiläumswein

… und vergessen auch nicht, zwischendurch davon zu essen.

Makierung der Weinberge für den Jubiläumswein.

Chefsache. Ralf Härtel trägt selbst die Logel.

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Das Winzer-Team im Kelterhaus.

Die Trauben auf dem Weg zur Kelter.

Der erste Saft flieĂ&#x;t aus der Kelter.

15. September 2017 Keltern & ausbauen Analyse.

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Hier kann der Riesling gären.


Winzer und Bürgermeister beim Abfüllen.

Geschafft. Meckenheimer Winzerinnen und Winzer nach der Arbeit.

Die Magnum-Flaschen werden versiegelt.

17. April 2018 Abfüllen

Mit Siegel,

Etikett,

Schraubverschluss.

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Der Glockenguss neben dem Rathaus am 8. Juni ist einer der Höhepunkte des Jubiläumsjahres. Die Straßburger Glockengießerei André Voegele bringt am Morgen die Glockenform mit, baut aus Erde eine Schutzhülle darum. Wenn die Bronze geschmolzen ist, beginnt der Guss. 40 Stunden später wird die Glocke ausgegraben, gereinigt, dann zum ersten Mal angeschlagen. Birgit Müller prüft den Klang: Der Ton es2 stimmt. Am 3. Oktober wird die Jubiläumsglocke auf dem Friedhof eingeläutet.

8. Juni 2018 Guss der Jubiläumsglocke

Die Glockensachverständige Birgit Müller schneidet die Wachsbuchstaben für die Inschrift aus.

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Helme mit Visier, feuerfeste Kittel und Handschuhe schützen die Gießer, wenn sie die Kellen in das flüssige Metall tauchen und mit der heißen Bronze die Glockenform füllen.

So etwas gibt es nicht jeden Tag zu sehen.

Eine der fünf kleinen Glocken wird freigelegt.

Die Glocke wird nach 40 Stunden ausgegraben.

Der gemauerte Glockenkern muss noch herausgeschlagen werden.

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Glockengießen mitten in Meckenheim, ein öffentliches Ereignis.

Ein Mitarbeiter der Glockengießerei Voegele bei der Grobreinigung.

Das ursprünglich aus Wachs geformte Wappen und die Inschriften sind gut zu erkennen.

André Voegele (links) und Meckenheimer Bürger begutachten die neue Glocke.

Glockensachverständige Birgit Müller prüft mit der Stimmgabel den Ton: Es ist der Grundton es2.

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So glänzt die Glocke nach der Reinigung in der Glockengießerei.

Neben der Jubiläumsglocke sind fünf kleine Glocken entstanden.

Die auf der Glocke verewigten Namen der Spender.

Das Meckenheimer Wappen auf der frisch ausgegrabenen Glocke.

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Am Freitag, 31. August, wird es laut in der VG-Halle. Das Rockkonzert beginnt mit dem rheinhessischen Rock-Duo „Pretty Lies Light “. Die Gitarristen und Sänger Jochen Günther und Frank Bangert überzeugen mit eingängigen Werken bekannter Bands und Solisten, aber auch mit anspruchsvollen Eigenkompositionen. Dazu sorgen „Die üblichen Verdächtigen“ mit ihrem unverwechselbaren Mix aus Rock, Pop, Folk und Country für Stimmung.

31. August 2018 Rock- & Popkonzert

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Ein Blasmusik-Abend gehört zum Jubiläumsjahr dazu. Die Gemeinde Meckenheim hat für den Musikabend eingeladen: Mit von der Partie sind die Stadtkapelle Bad Dürkheim, die Rup pertsberger Bloskapell die Musikkapelle Grabenstätt und das Blasorchester Me ckenheim. Entsprechend stimmungsvoll war der Abend.

1. September 2018 BlasmusikAbend

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Zum Höhepunkt des Jahres, vor dem Jubiläumsumzug am Kerwesonntag, gibt die Gemeinde einen Empfang für die Gäste aus der Verbandsgemeinde und den Nachbargemeinden, aus den Partnergemeinden Grabenstätt und Lugny, für den Landrat, für Landtags- und Bundestagsabgeordnete, Vertreter der Vereine sowie Rats- und Verbandsgemeinderatsmitglieder. Ein Ehrengast kommt sogar aus St. Louis/USA: Greg Lanius. Einer seiner Vorfahren ist 1721 aus Meckenheim in die USA ausgewandert.

2. September 2018 Empfang

Ortsbürgermeister Heiner Dopp im Gespräch mit Landrat Hans-Ulrich Ihlenfeld und dem Deidesheimer Bürgermeister Manfred Dörr. Links Götz Valter von „Spitz und Stumpf“.

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Ortsbürgermeister Heiner Dopp begrüßt die Gäste beim Empfang.

Auch die Delegation aus Grabenstätt hat etwas mitgebracht.

Tamara Fränzle aus Meckenheim, die neue Weinprinzessin 2018/2019 der Verbandsgemeinde Deidesheim, bei ihrer Ansprache.

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Am ersten Wochenende im September, traditionell Termin für die Meckenheimer Kerwe, zeigt ein Mittelaltermarkt, wie das Leben in Meckenheim im Mittelalter ausgesehen haben könnte. Neben der Verbandsgemeinde-Sporthalle, wo sonst Wohnmobile stehen, finden Neugierige einen lebhaften altertümlichen Marktflecken mit Spielfeld, mit Rittern und Bauern, über 40 Händlern und 25 Lagergruppen aus aller Herren Länder. Hier sieht man, was die Menschen damals getragen haben, wie sie gearbeitet haben und was vor 1000 Jahren auf den Tisch kam.

31. August bis 2. September 2018 Kerwe & Mittelaltermarkt

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Besichtigung des Lagers.


Das mittelalterliche Dorf an der Marlach.

Furchterregende Gestalten.

Es gibt Mittagessen.

In der FeldkĂźche.

Auch eine Kirche gehĂśrt dazu.

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Am Sonntag, dem 2. September, feiert Meckenheim seine 1250 Jahre mit einem großen historischen Festumzug. Unter dem Motto „Vom Hof des Macko bis heute – 768 bis 2018“ haben sich die zahlreichen Vereine und Aktiven viel einfallen lassen. Nachbargemeinden machen mit, Musikanten und Gruppierungen aus der Pfalz. Auch die Teilnehmer des Mittelaltermarktes tragen zur Vielfalt bei. Die freiwillige Feuerwehr sichert mit Absperrungen. Am Rathaus ist die Tribüne für die Ehrengäste aufgebaut. Bei strahlendem Himmel wird der Festumzug mit seinen 56 Programmnummern zu einem großen Ereignis.

2. September 2018 Festumzug

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Ehrengäste, Turner, Sänger, Waschfrauen, alte Traktoren, Handballer – 56 Wagen und Gruppen spiegeln die Zeitgeschichte.

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Initiativen, Vereine aus Meckenheim und den Nachbarorten haben viel Engagement und MĂźhe in die Gestaltung ihrer Gruppen und Wagen gesteckt.

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Die Zuschauer am Straßenrand erhalten einen Einblick in Vielfalt, Ideenreichtum und Aktivitäten der Vereine. Für die Aktiven ist das Mitmachen genauso interessant wie für die Meckenheimer und Gäste am Straßenrand das Zuschauen.

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Knapp 400 Läuferinnen und Läufer treffen sich am Kerwemontag abends an der Verbandsgemeinde-Sporthalle zum Jubiläumslauf. Entsprechend dem 1250. Jubiläum führt der Hauptlauf über 12500 Meter, fünf Runden die Marlach entlang, über Feldwege, Schotter und Asphalt. 108 Akteure laufen dabei mit. Der Einsteigerlauf sowie Walking und Nordic Walking sind mit 5000 Meter etwas kürzer. Der Bambinilauf ohne Zeitmessung für Kinder bis Jahrgang 2012 führt über 600 Meter, ein Schülerlauf führt über 2500 Meter. Für jeden ist etwas dabei. An Start und Ziel werden die Aktiven aus Meckenheim und der näheren und weiteren Umgebung lautstark angefeuert.

3. September 2018 Jubiläumslauf

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Die Begeisterung ist den Kindern anzusehen.

Die Meckenheimer Feuerwehr läuft unter Einsatzbedingungen mit: schweißtreibender Staffellauf mit Schutzanzug und Atemmaske.

Walking-Gruppe.

Zum Abschluss die Siegerehrung.

Ein eindrucksvolles Feuerwerk beschließt am Abend des 3. September das mit Festumzug, Mittelaltermarkt, Kerwe und Jubiläumslauf vollgepackte Festwochenende.

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Das Meckenheimer Blasorchester umrahmt die Glockenweihe musikalisch.

Die Glocke in ihrem kleinen Glockenturm neben der Friedhofskapelle.

Auch der Gesangverein 1845 unterstützt die Feier.

Kleine ökumenische Andacht mit Weiheritus der katholischen und protestantischen Kirche.

Dann lässt die Glocke vor vielen Zuhörern erstmals ihr Läuten hören.

Nach der Glockenweihe trifft man sich neben dem Rathaus zu einem gemütlichen Beisammensein.

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Am 3. Oktober hängt die neu gegossene Glocke im neu errichteten Turm neben der Friedhofskapelle. Bei einer kleinen ökumenischen Andacht mit dem Weiheritus der katholischen und protestantischen Kirche setzt sie sich vor großem Publikum erstmals in Bewegung. Künftig begleitet sie Verstorbene auf dem letzten Weg.

3. Oktober 2018 Glockenweihe

Bürgermeister Heiner Dopp bei der Glockenweihe.

Die Glocke in ihrem Joch.

Der schwere schmiedeeiserne Klöppel.

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25 Löcher sind gegraben, rund hundert Baumpflanzer und Helfer stehen auf der Streuobstwiese an der Schleit, 25 Bäume liegen im Gras. Es sind seltene Obstsorten, die nur einmal, am 27. Oktober im Jubiläumsjahr, hier gepflanzt werden: zum Beispiel “Heidelberger Blutapfel”, “Bittenfelder Sämling”, “Schöner von Herrnhut ” oder “Knausbirne” und “Kraichgauperle”. Bürger, Firmen, Vereine, Parteien und Verbände haben je einen Baum ausgewählt. Sie werden in die ausgegrabenen Löcher gepflanzt, daneben ein Stamm zum Festbinden. Die Streuobstwiese ist inzwischen mit rund 300 Obstbäumen das größte zusammenhängende Streuobst- Pflanzgebiet in Rheinland- Pfalz.

27. Oktober 2018 Baumpflanzaktion

Rainer Rausch: „Steht der Pfahl auch gerade?” Der Jubiläumsbaum zur Goldenen Hochzeit von Ilka und Wolfgang Seiberth.

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Bürgermeister und Beigeordneter erklären, worauf beim Pflanzen zu achten ist.

Gruppenbild vor dem Pflanzen der Bäume.

Eine Urkunde gibt es dazu.

Familie Dopp gießt mit Jubiläumswein an.

Weinprinzessin Tamara I. pflanzt mit ihrer Oma einen Grahams Jubiläumsapfel.

Auch dafür ist die Streuobstwiese gut: Hier schüttelt Fritz Müller im Herbst 2017 die Birnen, aus denen der Jubiläumsbrand destiliert wird.

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Aufmerksame Zuhörer bei der Vernissage.

Aus dem Historischen Museum Speyer: Bronze-Gussformen, fränkische Grabbeigaben, römische Krüge, Schalen und Münzen aus Meckenheims Frühgeschichte.

Martina Dopp, Gerd Metz und Albert Scheuermann helfen bis in die Nacht hinein beim Aufbau der Ausstellung.

Andrea Löschnig von der Pfalzgalerie Kaiserslautern stellt bei der Vernissage die Werke der drei Künstler vor.

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Mit der Ausstellung „Kunst im 20. Jahrhundert“ bietet Meckenheim vom 16. bis 18. November die außergewöhnliche Möglichkeit, am Beispiel von drei hervorragenden Malern und Bildhauern einen kleinen Ausschnitt dessen zu zeigen, was europäische Künstler im 20. Jahrhundert geschaffen haben: Werke des Spaniers Salvador Dalí, des Österreichers Ernst Fuchs und des Spaniers Pablo Picasso. Drei Tage lang wird der Ratssaal des Rathauses zum Kunstsalon.

16.-18. November 2018 Kunstausstellung

„Moses“ von Ernst Fuchs.

„Vénus à la giraffe“ von Salvador Dalí.

„Eule“ von Pablo Picasso.

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Kunst erobert den Ratssaal. Impressionen aus der dreitägigen Ausstellung. Das CafÊ Jedermann wird zum Treffpunkt der Kunstfreunde.

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1250 Jahre Meckenheim – das waren zahlreiche Ausstellungen, Veranstaltungen und Aktionen: Bilder aus dem alten Meckenheim, Auswanderer, die Jubiläumsglocke, ein Mittelaltermarkt, Rock- Konzert und Blasmusik-Abend, der Festumzug, Jubiläumslauf, Baumpflanzaktion und Kunstausstellung. Um dieses außergewöhnliche Jahr auch weiterhin im Gedächtnis zu halten, haben wir die Ereignisse hier in Wort und Bild zusammengefasst.

768 – 2018 1250 jahre

m ec kenheim hier wächst lebensfreude…

ISBN 978-3-9820308-0-7

www.meckenheim1250.de


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