Zeitgenössische Kunst und Kultur
››JULIA BUGRAM. RAISING HANDS‹‹
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D09C84/2022
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LIEBES INDIVIDUUM, mit dem partizipativen Kunstprojekt Raising Hands zeigt die interdisziplinäre Künstlerin Julia Bugram ein Hoffnungszeichen mitten in Wien. Eine starke und gesunde Gemeinschaft hilft uns auch durch herausfordernde Zeiten. Am Stephansplatz zeigt die Skulptur zweier helfenden Hände, dass wir gemeinsam alle Hürden überwinden und das schier Unmögliche erreichen können. Der Stephansplatz als der öffentlichkeits-wirksamste Platz in ganz Österreich ist ein würdiger Ort, um ein klares Zeichen für Zusammenhalt in der Gemeinschaft zu zeigen. Vielen lieben Dank an die unzähligen Unterstützer*innen des Projekts, die eine gemeinsame Vision geteilt und uns durch schwierige Zeiten geholfen haben. Besonders bedanken möchten wir uns bei Julia Bugrams Eltern, sowie unseren Kooperationspartnern Henkel und Dr. Hans
Peter Haselsteiner. Ohne einen Finanzierungs-Boost nach dem Crowdfunding und die Bereitstellung des Universalklebstoffs Loctite 4070 hätten wir diese Menge an Einzelteilen kaum je zusammenhalten können. Wir waren sehr positiv überrascht, über den überwältigenden Zuspruch den wir in den dreieinhalb Jahren Projektlaufzeit bekommen haben. Besonders während herausfordernder Projektphasen kamen immer wieder Menschen auf uns zu, halfen, sprachen Mut zu und hatten Lösungen parat. Was im Zuge dieses Projekts passiert, ist war wirklich magisch. Wir freuen uns riesig das Ergebnis und Zusammenwirken sehr vieler Menschen präsentieren zu dürfen. Für ein respektvolles, wertschätzendes Miteinander. In diesem Sinne, bleibt gesund und alles Liebe, Daniel, Paula, Julia
03 Editorial 04-05 Statement. Toni Faber 06-07 Portrait Julia Bugram 08-09 Raising Hands 10 Statement. Dr. Hans Peter Haselsteiner 11 Fakten über Raising Hands 12-13 Gespräche 14 Kolumne Herausgeber: Les Nouveaux Riches - Verein zur Förderung von zeitgenössischer Kunst und Kultur (ZVR-Zahl: 1053714167) Grafikdesign & Produktion: Daniel Lichterwaldt Editor in chief: Paula Marschalek - www.marschalek.art Cover: Jolly Schwarz - www.jollyschwarz.com Fotos: Jolly Schwarz, Daniel Lichterwaldt Kontakt: www.les-nouveaux-riches.com, mail@les-nouveaux-riches.com lesnouveauxriches.mag; April 2022, Gedruckt in Europa
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Nicht nur im Stephansdom, sondern auch rund um das Wiener Wahrzeichen lässt sich neben religiösen/sakralen Bildern auch zeitgenössische Kunst finden. Sei es das von Künstler*innen gestaltete Fastentuch, Skulpturen, die an den Seitenteilen der gotischen Kirche für Überraschung sorgen oder künstlerische Aktionen, die von ganz Wien aus, den Dom in Licht hüllen und der Gesellschaft Hoffnung schenken. Für mich gehört die Erfahrung mit Kunst zum Leben. Bestärkt durch die alte Kunst, sowie der Bedeutung des Doms, erreichen die eingebundenen Werke Menschen aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Klientelen, nationalen Zugehörigkeiten und regen zum Nachdenken an. Kunst verbindet nicht nur, sie verdichtet
und vermittelt. Kunst transportiert Geschichten, die Worte nicht ausdrücken können. Kunst kommuniziert, wo es keiner langen Erklärungen bedarf. Raising Hands setzt hier ein klares Zeichen. Auch, wenn das Projekt vor COVID-19 startete, ist die Symbolik in den letzten Jahren durch die Pandemie verstärkt worden. Mehr denn je sind wir aufeinander angewiesen, sollten guten Willen aufwenden und unseren Nächsten ein Lächeln schenken, symbolisch die Hand reichen. Raising Hands macht sichtbar, dass jede*r mit einem kleinen Beitrag etwas Großes für die Gesellschaft und das Gemeinwohl leisten kann.
STATEMENT: Toni Faber, Dompfarrer St. Stephan
Jolly Schwarz
KUNST VERDICHTET. RAISING HANDS
Jolly Schwarz
Künstlerinnenportrait Julia Bugram
Zwischen den Schnittstellen von Kunst und Gesellschaft
Nach einem abgeschlossenen Studium der Betriebswirtschaft an der Wirtschaftsuniversität Wien sowie einem Studium an der Kunstschule Wien mit dem Schwerpunkt Druckgrafik und Keramik lebt und arbeitet die Künstlerin in Wien. Mit dem Fokus auf das größere Ganze - dem Gemeinsamen - versucht sie patriarchale Gegebenheiten und gesellschaftliche Konventionen zu hinterfragen, gar zu brechen und die Menschen einander wieder näher zu bringen.
künstlerischen Arbeit. Mit Projekten wie Achtung Ameisen!, Verbindlichkeiten oder »Geschichten aus Kirchberg« ist es ihr in jüngster Vergangenheit bereits gelungen im Zuge einer kooperativen, gemeinschaftlichen künstlerischen Praxis Menschen zu verbinden und einander näher zu bringen.
Durch die Thematisierung der Geschlechterrollen, Sexualisierung und stigmatisierten Rollenverteilung in unserer »modernen« Gesellschaft gelingt es ihr immer wieder einen öffentlichen Diskurs zu starten. Dank der Vielseitigkeit der Künstlerin werden komplexe Inhalte in ihren Werken für eine breite Masse erfahrbar und suchen so immer einen gesellschaftlichen Appell zu erreichen. Dies gelingt Julia Bugram vor allem durch ihre interdisziplinäre Arbeitsweise. Indem sich die Künstlerin nicht auf bestimmte Materialien beschränken lässt, entwickelt sich eine nahezu greifbare Unmittelbarkeit, die ihre künstlerische Position, spezifische Themenkomplexe und gesellschaftlich Missstände in ihrem Oeuvre unmissverständlich preisgeben. Von Grafiken über installative Objekte, bis hin zu partizipativen Projekten bedient Julia Bugram ein breites Spektrum und ist so in der Lage unterschiedliche Sujets zu bearbeiten und in Szene zu setzen. Vor allem jene gemeinschaftlich partizipativen Aktionen unterstreichen den Grundtenor ihrer
TEXT: Clemens Battisti
Nun dürfen wir uns im Jahr 2022 auf die Präsentation und den Abschluss eines weiteren Projektes freuen. Unter dem Leitsatz »Miteinander. Unmögliches. Erschaffen.« entsteht seit 2019 das partizipative Projekt Raising Hands. Im Zuge dieses Projekts sammelt Julia Bugram eine Million 1-Cent-Münzen, um diese in einer zweieinhalb Meter hohen und drei Meter breiten Skulptur zu verarbeiten. Ermöglicht wurde dieses Vorhaben durch eine Vielzahl an Unterstützer*innen, einem Crowdfunding, sowie einem Finanzierungszuschuss. Mit Hilfe all jener entstehen zwei ineinandergreifende Hände als Zeichen der Gemeinschaft und Verbundenheit. Für die Künstlerin steht hier klar das Miteinander im Zentrum, denn gemeinsam ist alles möglich. Auch in Anbetracht der Pandemie und der sozialen Isolation soll dieses Projekt einen positiven Blick in die Zukunft geben, um wieder gemeinsam Hand in Hand für eine gerechtere, sozialere und fortschrittlichere Gesellschaft einzustehen. www.juliabugram.com www.raisinghands.net
RAISING HANDS
HÄNDE REICHEN: BEWEGUNG...…
Sich die Hände zu reichen, zeugt vom Entstehen eines Miteinanders, das sich nicht im Satz »ich bin bei dir« auflöst, stattdessen ein Mehr suggeriert. Dieser Akt ruft ein solidarisches Wir hervor (raise). Dieses Miteinander wird im Projekt Raising Hands initiiert von Julia Bugram, einer mehrfachen Bewegung unterzogen. Neben dem Bildsujet beziehen sich sowohl das dahinterliegende Konzept als auch der Entstehungsprozess der Skulptur auf ein solches Miteinander und artikulieren dieses. So stützt sich letzterer auf die Mithilfe vieler Personen, wobei eine jede einen Beitrag leisten konnte, indem sie ihre Centstücke für Raising Hands zur Verfügung stellte, egal wie viele. Die Idee hinter dem Werk steht ganz im Zeichen des Miteinander und für den Versuch etwas für
TEXT: Niko Grund
Einzelne Unmögliche zu verwirklichen. Es geht in diesen Momenten um eine Bewegung zu einem offenen und gemeinschaftlichen Miteinander, das die einzelnen Individuen nicht auflöst, sondern in etwas Gemeinsamen bindet und zusammenfügt: Wir machen das. Diese Dynamik spiegelt sich auch im verwendeten Material selbst wider. Gewissermaßen werden die genutzten Geldmünzen etwas anderes, sie werden ihrer angestammten monetären Logik entzogen. Sie sind eben nicht mehr Ausdruck ihres zugeschriebenen Geldwertes, ja ihre Funktion als Zahlungsmittel ist zerstört. Stattdessen bekommen sie einen neuen Sinn, denn sie sind nun Teil eines gemeinschaftlichen, künstlerischen Projekts und haben nur mehr einen non-monetären Wert als Gesamtheit, d.h. als Gemeinschaft
»tous pour un, un pour tous«
der Cents in der Skulptur, die sich auf jeden einzelnen Cent stützt. Tous pour un, un pour tous… Raising Hands zeugt von zweierlei. Einerseits, dass in jedem Ding mit noch so geringem Wert, das Potenzial etwas Großes zu werden steckt und uns so erinnert, auch die kleinen Dinge und Momente wertzuschätzen, die Ausdruck von etwas Größerem sind, etwa das Lächeln einer Person. Andererseits, dass im Miteinander viel mehr erreicht werden kann als im Kampf jeder gegen jeden. Vielleicht ist der Ausstellungsort im Herzen Wiens ein Zeichen für ein Miteinander im tiefen Innern der Gesellschaft, das sich nicht immer zeigt, aber in kleinen Gesten zeitigt…
v.l.n.r.: Toni Faber, Michael Ludwig, Julia Bugram, Markus Figl
Jolly Schwarz
v.l.n.r.: Jolly Schwarz, Paula Marschalek, Elisabeth Büchner, Isabella Fürst, Eva Aurenhammer, Julia Bugram, Markus Heinrich (Elke Scheidl, nicht am Foto)
Ein fast unmögliches Vorhaben
Der Industrielle Dr. Hans Peter Haselsteiner, ist Gründer und maßgeblicher Aktionär des STRABAG Konzerns und hält zahlreiche zusätzliche Unternehmensbeteiligungen. Er zählt zu den einflussreichsten Menschen Österreichs, fördert aufstrebende Künstler*innen und ist einer der Hauptunterstützer des Kunstprojekts Raising Hands. »Die Idee, mit einer starken Gemeinschaft im Rücken, ein fast unmögliches Vorhaben zu realisieren, begeisterte mich von Anfang an. Besonders unterstützenswert war, dass trotz all der unerwarteten Herausforderungen sich die junge, großartige Künstlerin Julia Bugram & ihr Team, von Nichts abbringen ließen, um das verfolgte Ziel zu erreichen. Das Kunstwerk Raising Hands zeigt, wie wichtig es ist, gemeinsam an Zielen zu arbeiten und sich die »Hände zu reichen.« STATEMENT: Dr. Hans Peter Haselsteiner
20
1 000 000
Ein-Cent-Münzen wurden für die Erstellung der Skulptur verwendet. Was das wohl für einen Barwert ausmacht?
Kilogramm Klebstoff - nur so wenig Klebstoff ist notwendig um die eine Million Einzelteile zusammenzuhaten. Das entspricht in etwa ~ 0,5% des gesamten Gewichts der Skulptur.
60
Sekunden benötigt der Klebstoff Loctide HY 4070 & 4090, höchstes um seine Handfestigkeit erreicht zu haben. Somit ist er ideal bei zügiger skulpturaler Arbeit.
4
Tonnen wiegt die gesamte Skulptur. Diese Summe setzt sich zusammen aus dem Gewicht der Münzen, dem Klebstoff, den Plattenteilen, dem Sockel, sowie der Unterkonstruktion.
2, 3
63
Plattenteile setzen sich wie ein dreidimensionales Puzzle zur Skulptur zusammen.
Gramm wiegt eine einzelne Ein-CentMünze. Alle gemeinsam summieren sich auf 2,3 Tonnen, was ziemlich genau dem Gewicht eines großen SUV wie dem Audi Q7 entspricht.
FAKTEN: Raising Hands
15 82
3867
Personen haben sich beteiligt und mitgeholfen um Raising Hands real werden zu lassen.
Laut Art.15 §82b NBG ist Geldvernichtung ab einem Betrag von 15.000 € eine strafbare Handlung. Die verklebten Münzen gelten per Definition als vernichtet und sind nicht als Zahlungsmittel gültig. Hier wurden jedoch »nur« 10.000 € vernichtet – daher stellt dies rechtlich keinen Widerspruch dar.
Was mit dem Stephansplatz verbunden wird.
Bobodzhon, 19, Student. Ich verbinde mit dem Stephansplatz einen Ort auf dem man die historische Geschichte der Stadt und der Personen spüren kann. Von der gotischen Architektur bis zur Modernen findet man so einiges.
Daniel Lichterwaldt
Suzanna, 42, Angestellte. Der Stephansplatz ist für mich ein Platz der Vielfalt. Täglich wird er von Menschen unterschiedlichster Kulturen besucht. Im Sommer, wenn ich diesen Platz quere, kommt in mir immer ein Urlaubsgefühl hoch - es fühlt sich so frei an. Heinrich, 37, Angestellter. Ich sollte mal ins Haas Haus gehen, da war ich noch nie. Ich kenne es nur von Außen und vom Fernsehen. Hans, 83 Jahre, pensionierter Angestellter. Man kann sich heutzutage gar nicht mehr vorstellen, dass es bis in den 1970 dichten Autoverkehr am Stephansplatz gab. Heute ist es eine der schönsten Fußgängerzonen und man findet überall die Geschichte der Stadt. Kleiner Tipp: der Stock-im-Eisen versteckt sich sehr gut. Heidi, 63, pensionierte Lehrerin. Der ideale Ausgangspunkt für einen der schönsten Kulturspaziergänge Europas beginnt am Stephansplatz. Gleich bei der Ankunft mit der U-Bahn im 1. Bezirk, ist man überwältigt von der Fassade und dem zum Himmel ragenden
GESPRÄCHE: Daniel Lichterwaldt
Südturmes des gotischen Doms, dem Stephansdom. Ein von Menschen bewusst oder unbewusst gewählter geomantischer Kraftort, den es zu bewahren gilt. Maximilian, 22, Student. Meine Kindheit. Ich bin in der Nähe zur Volksschule gegangen und im Sommer war ich mit meinen Eltern hier oft Eis essen. Anna, 21, Studentin. Am Morgen wenn ich zur Arbeit gehe ist der Platz menschenleer, das genieße ich.
RAISING HANDS
IMMER MEHR MENSCHEN KENNEN IMMER WENIGER HÄNDE Mit den Händen berührt man Menschen, die man nicht kennt. Und Menschen, die man kennt. Diese zwei Hände kennen mehr Hände als Menschen. Immer mehr Menschen kennen immer weniger Hände. In der Coronapandemie wurden Fäuste mehr. Man braucht eine Hand für eine Faust. Die Faust ist auch eine Hand. Die Hand ist entweder eine Hand oder eine Faust. Die Faust kann aber weniger als die Hand ohne Faust. Nicht einmal eine Handgranate kann sie halten. Einen Ring kann man ihr nicht anstecken. Auch weniger extrem gibt die Hand mehr her. Handstand. Handgerührte Mayonnaise. Handgestrickte Haube. Hands. Hände Waschen. Handschlagqualität. Handlanger. Handgepäck. Handvoll. Handpuppe. Hände Schütteln. Handmassage. Handgebunden. Hände Wärmen. Handbuch. Handschuh. Handgeschnitzt. Händeringend. Handtuch. Handumdrehen. Hände Halten.
KOLUMNE: Marietheres Potuček
Vom Herzen zum Kopf in die Hand. Durch die Hände der Künstlerin hinaus. Die Künstlerin legte die Arbeit an den Händen, in Hände. Das Projekt in Händen haltend, gab sie die Platten aus der Hand. Nahm die Hände in die Hand. Reichte die Hand bei der Münze auf der Hand, bar in die Hand. In der Coronapandemie wird jede Hand gebraucht. Doch weichen die Hände den Fäusten, zur Sicherheit. Die Kunst bäumt sich auf, stellt sich auf die Füße. Auch auf einen handgeschmiedeten Sockel, wenn es sein muss. Wie viele Hände die Hände berührten? Welche Hände welche Hand berührten? Welche Hand lieber gleichbehandelt wird? Wie viel Hand in Handlung steckt? Wie viel Handlung in die Hand genommen wird? Wie viel Handlungsfähigkeit uns die Hände ermöglichen? Wie Handlungsunfähigkeit behandeln? Mit den Händen berührt man Menschen, die man nicht kennt. Und Menschen, die man kennt. Diese zwei Hände kennen mehr Hände als Menschen. Immer mehr Menschen kennen immer weniger Hände.
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